Die Dunkelkammer
Der Fall Benko: Zweiter Prozess, zweites Urteil - mit Rainer Fleckl

Am Nachmittag des 10. Dezember endete am Landesgericht Innsbruck der zweite Strafprozess gegen René Benko wegen betrügerischer Krida. Der Signa-Gründer wurde in einem Anklagepunkt freigesprochen, in einem zweiten zu 15 Monaten bedingter Haft und zu einer Geldstrafe von rund 4300 Euro verurteilt. Die als Beitragstäterin angeklagte Ehefrau Nathalie Benko wurde freigesprochen. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Vom Innsbrucker Prozess berichtet der „Krone“-Journalist und Signa-Experte Rainer Fleckl.

Michael Nikbakhsh

Herzlich willkommen zur 265. Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbabakhsh und heute ist wieder Benko-Time. Wir haben den 11. Dezember 2025 gestern am Nachmittag ist am Landesgericht Innsbruck der zweite Benko-Prozess mit einem Urteil erster Instanz zu Ende gegangen. Angeklagt war einmal mehr René Benko wegen betrügerischer Krida. In diesem Fall auch seine Ehefrau. Es gab eine Verurteilung, nicht rechtskräftig, erste Instanz gegen Benko. Seine Frau wurde freigesprochen.

Ich bin jetzt am Telefon verbunden mit Rainer Fleckl. Er war kürzlich in der Dunkelkammer zu Gast. Er ist ausgewiesener Benko-Experte, arbeitet für die Kronenzeitung und war am Landesgericht Innsbruck dabei und wird uns jetzt erzählen, wie es da so war. Hallo Rainer, danke für deine Zeit.

Rainer Fleckl

Hallo, danke für die Einladung.

Michael Nikbakhsh

Rainer, der Prozess war ursprünglich auf zwei Tage, zwei volle Verhandlungstage angesetzt. Jetzt ist das Ganze schon an einem Tag abgewickelt worden. Warum ging das so schnell?

Rainer Fleckl

Das ging insofern so schnell, weil es war erwartet worden, dass es sehr schnell und zügig abgehandelt werden kann, weil der Inhalt sehr überschaubar war, weil nur eine Handvoll an Zeugen geladen war, weil klar war, dass sich beispielsweise die nahe Verwandte, die Tante der Frau Benko, entschlagen würde und weil auch das Beweisverfahren insgesamt sehr überschaubar war und ja, mit dem Masseverwalter, der ein paar Fragen zu beantworten hatte. Das war eigentlich zu erwarten, dass es innerhalb weniger Stunden, in dem Fall so in etwa innerhalb von acht Stunden, abgehandelt werden kann.

Michael Nikbakhsh

Ich habe mitgelesen am Ticker im Standard und habe festgestellt, dass gleich zu Prozessbeginn, insbesondere der Vertreter von René Benko, Norbert Wess, durchaus sehr emotional in Richtung der Staatsanwaltschaft argumentiert hat. Also da sind Begriffe gefallen wie Hokuspokus, wie Science-Fiction, Unrecht wurde genannt mit Blick darauf, dass Benko vollkommen unschuldig sei und die Vorwürfe der WKStA ohne jedes Substrat. Okay, es gab jetzt quasi in zwei Anklagepunkten dann eine Verurteilung, wie gesagt, nicht rechtskräftig. Also das Gericht hat zumindest in einem Teil Substrat gesehen. Wie hast du es quasi, wie hast du den Prozessauftakt erlebt?

Rainer Fleckl

Ja, du hast vollkommen recht. Die beiden Anwälte Norbert Wess und Michael Hohenauer, der Nathalie Benko vertritt, haben natürlich zu Beginn in sehr harten, scharfen Worten mit sehr griffigen Formulierungen, die WKStA angegriffen. Haben auch gesprochen davon, dass es Spekulationen seien, die niemals zur Anklage gebracht werden hätten dürfen. Das war schon sehr durchaus angriffig vorgetragen. Das ist das gute Recht der Verteidiger. Es war auch zu sehen, dass gerade Norbert Wess eigentlich zum zweiten Mal sehr mit Emotionen gearbeitet hat. Er hat zum Beispiel auch immer aus seiner, aus seiner Lebenspraxis Beispiele eingebaut, wie zum Beispiel, dass auch er schon von seiner Großmutter mal eine Münzsammlung geschenkt bekommen hätte und die aufgeteilt hätte auf seine Kinder, beziehungsweise auch, dass er auch sehr plakativ war, dass er gesagt hat, er würde für seinen Mandanten René Benko quasi bis aufs Blut kämpfen.

Das war durchaus emotional, aber das danach stattfindende Beweisverfahren hat eigentlich wenig neue Erkenntnisse gebracht. Es war letztlich stand ja in der Anklage das Wesentliche schon drinnen. Es war ein sehr, sagen wir so, was ja selten vorkommt im Strafrecht, kein sehr komplexer Wirtschaftsstrafrechtsfall, sondern es ging da um einige Daten, wo eben dieser Tresor angeschafft werden hätte sollen, beziehungsweise auch wie dann genau diese Nachschau durch René Benkos Masseverwalter in dieser, in dieser sehr bekannten damaligen Villa in Innsbruck Igls stattgefunden hat.

Michael Nikbakhsh

Im Kern ging es ja beim Vorwurf der WKStA darum, dass wie schon im ersten Prozess, Benko mit Blick auf sein Insolvenzverfahren als Einzelunternehmer Geld vor den Gläubigern versteckt hat, beiseite geschafft hat. In diesem zweiten Prozess ging es konkret um einen Betrag in einer Größenordnung von 370.000 Euro, der angeklagt war. Der setzte sich zusammen im Wesentlichen aus einem knappen Dutzend Luxusuhren, Uhr Armbändern, Manschettenknöpfen und 120.000 Euro in bar. Die WKStA war der festen Überzeugung, diese insgesamt rund 370.000 Vermögenswerte hätten Benko gehört. Er habe quasi, um seine Gläubiger übers Ohr zu hauen, das in den Einflussbereich seiner Frau verschoben bzw. in einem ausgelagerten Tresor verstecken lassen. Das Gericht folgte der Argumentation der WKStA, eben mit Blick auf das Urteil zum Teil.

Also in einem Punkt wurde Benko freigesprochen, korrigiere mich, Da ging es um die 120.000 Euro in Bar, die in einem Tresor aufgefunden wurden. Da hat sich offenbar vor Gericht nicht zweifelsfrei klären lassen, wem diese 120.000 gehörten. Die WKStA meinte, sie gehörten Benko. Die Familie Benko sagte, sie gehörten der Frau Nathalie. Und das scheint jedenfalls, also der Beweis scheint nicht erbracht worden zu sein, dass das Geld Benko gehört. Deswegen wurde hier ein Freispruch gefällt. Trifft das so zu?

Rainer Fleckl

Genau, das trifft so zu. Vollkommen richtig. Es zeigt sich wieder mal, dass das Bargeld den Österreichern sehr wichtig ist. Es ist sehr viel über an diesem Gerichtstag in Innsbruck sehr viel darüber diskutiert worden und gestritten worden, wann man noch 500 Euroscheine bekommen hat. Ausgegeben wurden sie bis 2019, produziert bis 2018 und so weiter. Beziehungsweise es wurde dann auch in Relation gesetzt zu den Ausgaben, die die Familie Benko natürlich hatte, als die Zeiten noch besser waren, unter Anführungszeichen. Da ist sehr viel diskutiert worden.

Es ist auch interessanterweise sehr viel diskutiert worden über einen Punkt, der in der Anklage gar nicht drinnen war, nämlich um  Ringe, die Frau Benko in diesem Tresor bei ihren Verwandten gelagert hatte. Da geht es doch um sieben Ringe im Wert von rund 5,5 Millionen Euro, die nach wie vor nicht ausgehändigt werden, weil offensichtlich noch immer nicht ganz die Eigentümerschaft geklärt ist. Es war gar nicht Teil dieser Teilanklage, wie du richtig gesagt hast, komplex betrügerische Krida. Aber doch ist sehr viel darüber gesprochen worden, weil es der Verteidigung auch darum ging zu sagen, naja, in diesem Tresor waren quasi Wertgegenstände, die zu 95 Prozent jedenfalls der Frau Benko zuzurechnen wären und ja nur ein ganz kleiner, verhältnismäßig geringer Teil, der von der Anklage René Benko zugeordnet wurde.

Michael Nikbakhsh

Was so nicht ganz klar hervorgegangen ist, wenn auch nicht wirklich strafrechtlich relevant, aber interessant als Motivation, warum hier Teile, also insbesondere das Bargeld in einem Tresor bei Familienmitgliedern außerhalb der Benko-Villen untergebracht wurde. Es ging bei Gericht hervor, dass insbesondere die Villa in Igls, die Villa N. ,eines der bestgesicherten privaten Wohngebäude Österreichs war. Tresore jedenfalls vorhanden auch im zweiten Objekt in In Innsbruck auf der Hungerburg, auch da soll es ein Tresor gegeben haben. Da taucht eben die Frage auf, naja, wenn diese Wertgegenstände eh schon in gut gesicherten Immobilien liegen, warum werden die da weggenommen und woanders hingebracht, wo extra noch ein Tresor angeschafft werden musste.

Rainer Fleckl

Genau das ist argumentiert worden, zum Teil mit diesem Naheverhältniss ,vor allem auch der Frau Benko, aber der Benkus zu den Verwandten, die mehr oder weniger quasi wie auch Ersatzgrosseltern fungiert hätten, dass man sich dort gerne aufgehalten hätte in deren Haus in diesem kleinen Tiroler Ort Pfunds. Es hat die WKSTA ja auch dann noch einmal im Laufe des Tages ins Treffen geführt, dass ja auch mehrere Tresore, also auch gesicherte oder Bankschließfächer genutzt werden hätten können, aber dazu gab es dann keine, also mehr als diese Begründungen gab es da nicht. Es war überhaupt so, auch das interessant, aber erwartbar nach dem ersten Prozess im Oktober schon in Innsbruck, dass natürlich beide Beschuldigten sich hinter den Gegenäußerungen ihrer Anwälte, die kurz davor, wie schon beim ersten Prozess im Fall des René Benko eingebracht wurden, quasi versteckt haben. Also sie haben die Möglichkeit der Aussage in der Mitte des Saales vor der Richterin nicht genutzt.

Michael Nikbakhsh

Müssen sie aber auch nicht. Also keiner von beiden?

Rainer Fleckl

Keiner von ihnen. Beide nicht, müssen sie natürlich auch nicht, steht ihnen frei. Beide haben diese Gegenäußerungen, die sie im Detail mit ihren Anwälten erarbeitet haben wollen, quasi zu ihrer Verteidigung erhoben.

Michael Nikbakhsh

Beide Eheleute saßen auf der Anklagebank nebeneinander, getrennt durch eine Justizwache Beamtin, Stimmt das?

Rainer Fleckl

Das ist korrekt, ja.

Michael Nikbakhsh

Da hat man quasi aus der Beobachterrolle irgendwelche Interaktionen zwischen den beiden wahrnehmen können während des Prozesses

Rainer Fleckl

Hat man schon, das war auch der Grund, warum sehr viele ausländische Medien aus dem deutschen Sprachraum, aus Deutschland, aus der Schweiz erneut anwesend waren. Da ging es dann, hatte man das Gefühl eher mehr um beziehungstechnisches unter Anführungszeichen, als um die Hintergründe. Ja, man hat zuerst gesehen, dass sie einander schon Blicke zugeworfen haben, dann war es relativ distanziert. Am Ende des Tages, nach der bedingten Verurteilung für Rene Benko, beziehungsweise nicht rechtskräftig, beziehungsweise dem Freispruch für Nathalie Benko, soll es dann auch zu ein, zwei ganz kurzen Umarmungen gekommen sein. Es ist natürlich in jedem Fall mit Sicherheit eine emotionale Herausforderung, auch weil die Verteidiger bekrittelt haben, dass die Eheleute Benko sich doch in den letzten Monaten nicht mal telefonisch, auch nicht im Beisein von Beamten austauschen hätten können, weil eben diese Anklage gestern verhandelt wurde.

Michael Nikbakhsh

Kommen wir zur Verurteilung. Da geht es also um quasi einen der beiden Anklagepunkte gegen Benko. Also ganz konkret, ich glaube elf Luxusuhren waren es, die nicht dorthin gelangt sind, wo sie hinlangen hätten sollen, nämlich in die Masse des Einzelunternehmers, des insolventen Einzelunternehmers Benko. Im Verfahrensverlauf hat Benkos Verteidigung versucht plausibel zu machen, dass vier oder gar acht Uhren an die Söhne von Benko verschenkt worden seien. Zu dem Zeitpunkt waren glaube ich sechs und zehn Jahre alt.

Rainer Fleckl

Ja, sechs und elf.

Michael Nikbakhsh

Ja, sechs und elf. Wobei Benko diese Uhren zwar verschenkt hätte, aber sie dennoch weiter getragen hat. Man hat dem Gericht offenbar nicht glaubhaft machen können, dass hier die Eigentümerschaft gewechselt hatte.

Rainer Fleckl

Genau, das ist vollkommen richtig. Am Ende des Tages blieben dann letztlich zwei Uhren übrig, eine Hublot und eine Patek Philippe Nautilus plus vier Manschettenknöpfe. Also da ist auch laut Richterin eindeutig bei lebensnaher Betrachtung herausgekommen, dass es sehr untypisch wäre, auch zum Teil auf Booten, auf permanent weiterhin diese beiden Uhren zu tragen, wenn man argumentiert damit, man hätte sie quasi so als Generationengeschenke an die Söhne verschenkt an diesem Weihnachtstag. Benko Anwalt Norbert Wess hat natürlich sehr vehement argumentiert, dass in einem Familienverbund es völlig typisch wäre, dass man einander quasi, dass man sich die Uhren untereinander ausleiht. Aber da hat die Richterin sehr klar gemacht, bei diesen beiden doch sehr wertvollen Uhren, vor allem die Patek Philipp, dürfte Rene Benko sehr wichtig gewesen sein. Die hat so oft weiterhin getragen, dass man ihm weiterhin die Eigentümerschaft jedenfalls zugerechnet hat. Ja, das ist mehr oder weniger das, was da übrig geblieben ist.

Michael Nikbakhsh

Anklagegegenständlich waren aber elf Uhren. Was wäre dann aus den anderen neun geworden in der rechtlichen Würdigung?

Rainer Fleckl

Naja, die Richterin hat vor allem auch gewürdigt, dass sie zum einen, dass dann doch bei einem Sohn, der dann schon etwas älter war bei diesen, dass da doch auch jedenfalls eine Uhr im Zuge der Ermittlungen auch sichergestellt wurde, dass er die getragen hätte bzw. sich die auch in seinem Zimmer befunden hätte. Es ist dann von der Richterin auch festgestellt worden, dass einige Uhren, die man hat ja auch argumentiert seitens der Verteidigung, es seien für die Charity-Aktivitäten die potenziellen der Nathalie Benko, Uhren zur Seite gelegt. Worden, hat die Richterin auch gemeint, es gebe jedenfalls auch zwei Uhren, die mehr oder weniger noch original verpackt bzw. eine weitere, die kaum getragen wurde, kaum Gebrauchsspuren hatte. Also da ist sie der Argumentation der Verteidigung gefolgt und hat gesagt, das ist bei diesen letztlich am Ende des Tages bei den beiden von mir schon erwähnten Uhren Hublot und Patek Philippe Nautilus, die seien jedenfalls Rene Benko zuzurechnen, bei den anderen könne man auch andere Argumente gelten lassen.

Michael Nikbakhsh

Also das war demnach eine Entscheidung im Zweifel. Genau, es gab zwischendurch im Prozessverlauf, habe ich im Ticker nachgelesen, kurz Aufregung, weil Benkos Masseverwalter Andreas Grabenweger, also das ist der Masseverwalter, der die Insolvenz des Einzelunternehmens Benko abwickelt, sei bei der Offenlegung des Vermögens habe Benko 0 Euro Bargeld angegeben. Es hat sich dann, glaube ich in weiterer Folge gezeigt, es war tatsächlich physisches Bargeld gemeint, das heißt, Benko hätte zum Zeitpunkt der Offenlegung kein Geld eingesteckt gehabt. War das so gemeint oder hat Benko tatsächlich angegeben, dass überhaupt kein liquides Vermögen verfügt?

Rainer Fleckl

Das war so gemeint, dass er keinen Euro Bargeld bei sich hatte. Da hat auch sein Verteidiger Norbert Wess argumentiert, er hätte gestern auch kein Bargeld mit. Man kann ja heutzutage natürlich mit dem Handy mit den Karten zahlen. Das war, das hat Masseverwalter Dr. Grabenweger sehr klar hervorgestrichen, der ja doch gemeint seit Jahrzehnten Konkurse begleitet, aufarbeitet und der hat hervorgestrichen, dass das völlig untypisch sei. Es hätten Leute zumindest 20, 40, wie auch immer Euro an Bargeld einstecken. Es war allerdings nicht so gemeint, dass auf den Konten keine Liquidität vorhanden war.

Also einige tausend Euro waren auf Konten des René Benko vorhanden. Was allerdings auch noch ein zweiter kleiner interessanter Aspekt in diesem doch sehr überschaubaren Beweisverfahren gestern, war dann doch auch interessanterweise diese, diese Vorgänge, diese Aufarbeitung des Konkurses des René Benko. Also wir haben ja da auf der Timeline den 6. März 2024 als René Benko über einen seiner Anwälte beim Landesgericht Innsbruck seine Zahlungsunfähigkeit angezeigt hat. Und es kam dann wenige Tage danach zu einer ersten Nachschau des Masseverwalters Dr. Grabenweger am Wohnsitz des René Benko im damaligen und hat da auch berichtet, dass René Benko mit ihm durch die Räume gegangen sei und gemeint hätte, alles gehört ja, wir wissen das schon aus der Berichterstattung, alles gehört ja einem Tochterunternehmen, quasi einer Stiftung der Benkos. Und da hat Andreas Grabenweger gemeint dann wörtlich, irgendwann habe ich zu ihm gesagt, zeigen Sie mir das, was Ihnen gehört, weil das ist ja letztlich für die Gläubiger und für die Maße interessant.

René Benko hätte dann einen Tresor geöffnet bei einem Stiegenaufgang und da waren dann zwei Uhren drinnen, eine hat er getragen und dann hätte er laut dem Masseverwalter hätte sich dort noch quasi so eine Art Uhrenständer für mehrere Uhren, wo allerdings keine Uhren oben waren, befunden und das hätte ihn schon etwas stutzig gemacht. Da ist es dann ein bisschen hitziger geworden. Aber es kam da in dieser Zeugenvernehmung doch hervor, dass es doch ein paar Anläufe und Etappen gebraucht hat. Es sind dann ein paar Uhren mehr wieder aufgetaucht und dann wieder doch einige in diesem besagten Tresor gelegen. Also es war ein längerer Prozess im laufe dieses Jahres 2024 offensichtlich an der Geschichte.

Michael Nikbakhsh

An der Geschichte Benko lässt sich ja diese für Juristinnen und Juristen wichtige Unterscheidung zwischen Eigentum und Besitz sehr schön erzählen. Also er besaß zwar offenbar viele Dinge, aber tatsächliche wirtschaftliche Eigentümerschaft lag jeweils woanders. Also faktisch war er vermögenslos oder weitgehend vermögenslos.

Rainer Fleckl

Faktisch war er weitgehend vermögenslos. Das ist das Interessante, dass ja viele Unternehmer, die jetzt dann schon auch in seinem Fall, er hat ja circa 30 Jahre lang Aktivitäten entwickelt, unternehmerische Aktivitäten entwickelt, dass er selbst als Person ja nicht einmal eine Einzimmerwohnung oder eine kleine landwirtschaftliche Fläche irgendwo besitzt, selbst als Person. Das ist sehr eigenwillig. Also alles befindet sich in Stiftungen, die schon zum Teil vor mehr als 20 Jahren gegründet wurden, in Österreich und in Liechtenstein.

Michael Nikbakhsh 

Die beiden Prozesse, du warst bei beiden dabei, wir haben das auch schon besprochen, behandelten ja bisher nur kleine Ausschnitte der großen Signa Geschichte. Es ist ja davon auszugehen, dass demnächst dann schon tatsächlich erste größere Handfeste, wo es dann auch um Millionenbeträge geht, Vorwürfe anklagefest werden, aber das dauert wahrscheinlich noch ein bisschen.

Rainer Fleckl

Ja, es ist schon davon auszugehen, dass es einige Monate dauert. Ich persönlich, nachdem ich doch jetzt schon einige Jahre diese Kausen verfolge, finde, dass es dann langsam dann doch jetzt an der Zeit wäre, ein bisschen tiefer in diesen Signa-Komplex einzudringen. Wir haben letztlich, letztlich sind das die Dinge, die jetzt verhandelt wurden, Aktivitäten, die rund um Insolvenzen oder Konkurse, um persönliche Konkurse, in diesem Fall von einem Einzelunternehmer, durchaus passieren können. Aber wir sind da noch sehr weit entfernt, auch wenn wir einige Einblicke gesehen haben bei Aussagen von Benkos, auch Signa ehemaligem langjährigen Signal Holding Geschäftsführer. Aber wir sind noch weit entfernt von diesem großen Wirtschaftskriminalfall rund um die Signa und um mehrere Sphären, rund um Stiftungen und einem sehr verschachtelten Konzernkonglomerat. Und da ist aber dann schon davon auszugehen, oder gehen Insider davon aus, dass es im Laufe des nächsten Jahres dann durchaus vor allem Stichwort Kapitalerhöhung, das sogenannte Geldkarussell, dass es da ein bisschen tiefer in die Aufarbeitung dieses Krimis gehen kann.

Michael Nikbakhsh

Wir haben jetzt zwei nicht rechtskräftige Verurteilungen erster Instanz. Im ersten Verfahren gab es zwei Jahre unbedingt, das wurde angefochten und zwar sowohl von der WKStA als auch von Benkos Anwalt. Im Verfahren Nummer zweigab es jetzt 15 Monate bedingt und eine Geldstrafe von knapp mehr als 4000 Euro. Hier wurden weder von der Staatsanwaltschaft noch von Seiten der Anwälte, also insbesondere Norbert Wess, Erklärungen abgegeben. Hat man irgendwas herausfinden können, was da noch passieren kann?

Rainer Fleckl

Nein, ich gehe aber davon aus, dass in den nächsten Tagen da Einsprüche erhoben werden, beziehungsweise man hat herausgehört, Hoppe, Norbert West, dass jetzt zeitnah noch einmal der Versuch unternommen wird, jetzt doch nach knapp einem Jahr Untersuchungshaft die Enthaftung des René Benko zu beantragen. Der wurde ja zuletzt rund um den 10. November gab es die letzte Haftprüfungsverhandlung, da wurde auch noch einmal erneut zum wiederholten Male angeboten, dass es ja doch eine notfalls unter gelinderen Mitteln eine Möglichkeit gäbe. Also René Benko würde sich zur Verfügung stellen in einer, von einem väterlichen Freund, wo man bis heute nicht weiß, in der Öffentlichkeit nicht weiß, um wen es sich da handelt, der würde ihm eine Wohnung in der Wiener Innenstadt zur Verfügung stellen, wo er dann quasi rund um die Uhr mit seinen Anwälten arbeiten könne. Also man kann davon ausgehen, dass da nochmal jedenfalls vor Weihnachten jetzt ein Antrag gestellt wird auf Enthaftung. Das ist eigentlich zu erwarten in den nächsten Tagen.

Michael Nikbakhsh

Ich habe vor Monaten mal die Prognose gewagt, dass Benko in den nächsten Jahren viel Zeit in Gerichtssälen verbringen wird. Bisher liege ich nicht ganz falsch. Was sagst du?

Rainer Fleckl

Ja, absolut. Wir haben jetzt die strafrechtliche Aufarbeitung. Dazu wird in weiterer Folge ja auch noch die zivilrechtliche Aufarbeitung kommen. Man darf nicht vergessen, das finde ich einen interessanten Aspekt, jetzt abseits der ja mittlerweile dann bald 20 Ermittlungsstränge, die seitens der Wirtschafts und Korruptionsstaatsanwaltschaft noch ermittelt werden, dass auch ein interessanter Aspekt aus meiner Sicht, dass ja mittlerweile auch Sonderermittler des Amts für Betrugsbekämpfung in Richtung Finanzbetrug ermitteln. Also da geht es um eine, vereinfacht gesagt, um eine Sondereinheit mit kriminalpolizeilichen Möglichkeiten, die offensichtlich viel mehr, weiß man noch nicht sehr intensiv seit Monaten auch in Richtung Stiftungskonstrukt, mögliche steuerschonende Aktivitäten und der Frage, wem tatsächlich dann Stiftungsvermögen am Ende des Tages zuzurechnen ist, ermitteln. Und das ist insofern ein interessanter Aspekt, weil ich in der Recherche gemerkt habe vor einigen Tagen, dass das zum Teil auch Anwälte jetzt gar nicht so am Schirm hatten, dass es da tatsächlich die, wir wissen ja, dass es bei den Strafprozessen, die jetzt erfolgen von Stichwort Verurteilungen und von dem Strafrahmen, dass ja dabei maximal zehn Jahren Schluss ist, aber mögliche Verurteilungen nach dem, wenn es um Finanzbetrug geht, die von dieser Sondereinheit ermittelt werden, das käme, käme, es gilt die Unschuldsvermutung, das käme dann natürlich noch on top. Und das ist natürlich schon interessant und bemerkenswert, wie ich finde.

Michael Nikbakhsh

Ich habe das tatsächlich von Juristinnen und Juristen jetzt auch gehört, also dass die Drohkulisse mit zehn Jahren tatsächlich nicht ihr Maximum hat, sondern eben mit Blick auf mutmaßliche Finanzvergehen da tatsächlich noch einiges dazukommen könnte. Aber ja, du hast es gesagt, wir sagen es jetzt auch, ich sage es auch noch mal in aller Form dazu. Benko ist nicht rechtskräftig verurteilt und so gesehen gilt für ihn natürlich die Unschuldsvermutung. Lieber Rainer, vielen Dank für deine Zeit, vielen Dank für deinen Bericht und ich traue mich jetzt mit einer weiteren Prognose hinaus. Wir werden noch das eine oder andere Gespräch zu diesem Thema führen.

Rainer Fleckl

Sehr gerne. Dankeschön.

Michael Nikbakhsh

Danke dir.

Autor:in:

Michael Nikbakhsh

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