Das Orakel
Wöginger, Mahrer & Co – alle schuldig, alle raus?

In der 31. Folge von ‚Das Orakel‘ schauen wir uns an wie die österreichische Bevölkerung die Arbeit der Parlamentsparteien und deren Klubobleute im Lichte der Causa Wöginger und Mahrer beurteilen. Zudem fühlen wir einer Umfrage des Bundesheeres ein bisschen auf den Zahn.

Peter Hajek
Aber auch bei Harald Mahrer stellt sich die Frage, wie viel Menschen kennen ihn wirklich? Also es heißt, auch Harald Mahrer könnte das ‚Wöginger-Glück‘ ereilen, dass ihn nicht so viele Menschen kennen. Was ihn wahrscheinlich vor 2 Wochen noch sehr gestört hätte, was ihm, glaube ich, im jetzigen Fall, recht wäre. Aber es liegt natürlich auf der Hand, es werden grottenschlechte Werte sein.

Willkommen zum demoskopischen Podcast 'Das Orakel'. Mein Name ist Peter Hajek. Ich bin Meinungsforscher und Politikwissenschaftler und schaue mit Ihnen in die politische Gegenwart, immer wieder in die Vergangenheit und ab und zu auch in die Zukunft, die ja bekanntermaßen schwer zu prognostizieren ist.

Michael Stebegg
Hallo und herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zur 31. Folge von ‚Das Orakel‘. Mein Name ist Michael Stebegg und mir gegenüber sitzt wie immer Meinungsforscher Peter Hajek. Hallo Peter.

Peter Hajek
Hallo Michi.

Michael Stebegg
In unserer heutigen Ausgabe wollen wir uns zwei Themenschwerpunkten widmen. Zum einen wollen wir uns anschauen, wie die Bevölkerung die Arbeit der Parlamentsparteien und deren Klubobleute beurteilt. Dazu hast du zwei aktuelle Umfragen, die du für die Tageszeitung Heute gemacht hast, mitgebracht. Und zum anderen wollen wir noch mal kurz auf das Thema Neutralität und Sicherheit eingehen. Darüber haben wir zwar schon in der letzten Folge gesprochen, aber es ist eine Umfrage noch gekommen und zwar vom österreichischen Bundesheer direkt, die zu einer etwas differenzierteren Aussage kommt und das wollen wir uns noch mal kurz genau anschauen.

Beginnen würde ich aber gern mit der Beurteilung der Arbeit der Parlamentsparteien. Ihr habt es konkret abgefragt, welche der folgenden Parlamentsparteien hat seit der letzten Nationalratswahl im Herbst 2024 gute oder schlechte Arbeit geleistet? Und da gab es die Möglichkeit zu sagen: ‚sehr gute Arbeit‘, ‚eher gute‘, ‚eher schlechte‘ oder ‚sehr schlechte Arbeit‘ oder ‚weiß nicht, keine Angabe‘. Und wenn man sich die einzelnen Parteien anschaut, so kommt die FPÖ auf ein Saldo von minus 13, die SPÖ auf ein Saldo von minus 26, die Grünen auf minus 38, die NEOS auf minus 22 und die ÖVP auf minus 37.

Peter Hajek
Ich hoffe, jetzt haben alle Hörerinnen und Hörer mitgeschrieben.

Michael Stebegg
Gab es jemals schon ein Plus bei diesem Saldo?

Peter Hajek
Das ist lustig, die Frage habe ich mir auch gestellt. Wir haben, ich kann mich jetzt nicht erinnern, dass wir das mal so abgefragt hätten, insbesondere nicht auf die Parlamentsparteien bezogen, was natürlich für die Wählerinnen und Wähler möglicherweise eine Schwierigkeit darstellt, auch von der Befragung her, weil du hast natürlich die Regierungspartei zum Beispiel ÖVP, SPÖ oder NEOS im Kopf und nicht die Parlamentspartei an sich. Aber wir wollten – und wir hätten auch nur fragen können, ob die Parteien gute Arbeit machen. Ich glaube grundsätzlich machen die Wähler und Wählerinnen da jetzt keinen großen Unterschied und denken ‚Ah, die SPÖ unter dem Kucher, die Parlamentspartei, macht das aber besser als die SPÖ Regierungspartei, quasi unter Babler‘. Also der Klub macht es anders als als die Partei. Aber ich habe mir tatsächlich die Frage gestellt, war das früher eventuell anders? Ich glaube nicht, weil …

Michael Stebegg
… wir motschgern gerne.

Peter Hajek
Nein, es geht gar nicht ums Motschgern, sondern es, da kommt die, die Arithmetik wieder ins Spiel. Also wie ist es? Alle Parteiwähler bewerten ihre Partei überbordend gut und das sind Saldo von plus 80 und plus 90. Also noch mal zu erklären: das Saldo aus gute Arbeit und schlechte Arbeit. Auffallend ist aber natürlich, dass die Freiheitliche Partei das, wie soll ich sagen …

Michael Stebegg
… das beste schlechte …

Peter Hajek
… genau das beste schlechteste Ergebnis hat. Mit einem Saldo von 13. Und das ist jetzt natürlich wiederum die Bestätigung dessen, wie stark die die Freiheitliche Partei aktuell aufgestellt ist. Und sie hat es auch, wenn man so will, sehr leicht, weil die Bundesregierung ja alles tut oder die 3 Regierungsparteien alles tun, um das Leben der der Freiheitlichen Partei so leicht wie möglich zu machen. Aktuell wieder durch die Wirtschaftskammer Geschichte und den semiprofessionellen Auftritt von Harald Mahrer. Auf der anderen Seite, haben wir heute wieder gehört, dass das Budgetdefizit doch höher sein wird als geplant, weil von den Ländern und Gemeinden dann noch ein bisschen mehr drauf kommt. Und all das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der Freiheitlichen Partei und insofern verwundert es natürlich nicht, dass ihre Partei noch, nennen wir es mal so, noch am besten beurteilt wird. Aber aber es zeigt natürlich eins, es zeigt natürlich die den kritischen Blick der Bevölkerung auf die politischen Eliten.

Michael Stebegg
Was mich im Zusammenhang mit diesen Zahlen doch überrascht hat, war das Saldo, das negative Saldo, der Grünen, weil ich mir gedacht hab: ‚Na gut, jetzt sind sie in der Opposition und werden vielleicht – also, dass die Regierungsparteien jetzt negativ. behaftet sind, weil sie halt eben einen schlechten Job machen – aber dass die auch bei minus 38 und damit noch knapp hinter der ÖVP liegen …‘

Peter Hajek
Michi, du darfst nie von dir auf andere schließen.

Michael Stebegg
Ich bin hier ein absolut neutraler Fragesteller.

Peter Hajek
Ja, natürlich bist du ein neutraler Fragesteller. Aber wenn dich jetzt jemand fragen würde, ob du einen tendenziell eher positiveren oder negativeren Blick hast, dann dann würde ich mal sagen, dass du sagst: ‚Na, ich bin eher positiv als als eher negativ.‘ So – das hat sich aber in der Bevölkerung seit der Regierungsbeteiligung der Grünen ziemlich gedreht. Also die freiheitlichen Wähler und Wählerinnen sagen sowieso: ‚Bitte fahrts ab mit denen.‘ Auch die ÖVP Wählerschaft sieht das sehr kritisch und auch bei NEOS und SPÖ ist jetzt nicht mehr diese ganz große Liebe da, die es vielleicht früher mal gegeben hat. Und dann ergibt sich natürlich dieses Setting.

Und man muss dazu sagen, da kommen wir auch nachher noch dazu bei den Klubobleuten, Leonore Gewesler polarisiert auch. Und dementsprechend schaut es für die Grünen derzeit kritischer aus. Wobei man eins dazu sagen muss: ich muss nicht die ganze Bevölkerung ansprechen, ich brauche nur meine Zielgruppen. Und bei den Grünen ist es halt so, dass sie ein Potenzial von bis zu 15%, ja man kann es auch noch ein bisschen höher ansetzen, aber ein realistisches Potential von 15% gibt. Und diese Wählerinnen und Wähler, die muss ich ansprechen.

Michael Stebegg
Du hast mir schon wieder mal eine Frage vorweggenommen. Danke.

Peter Hajek
Ich wollte es kürzen.

Michael Stebegg
Gut, dann frage ich es halt nicht … Nein, nämlich wenn man sich jetzt bei diesen Zahlen nur die Ergebnis für ‚macht sehr gute‘ oder ‚gute Arbeit‘ hernimmt und mal die negativen außen vor lässt – ist das das theoretische Potenzial, das dann eine Partei haben kann?

Peter Hajek
Nein, das wäre zu einfach gemessen. Wir fragen immer ab in einer Dreierstufe, wenn du so willst. Wir fragen ab: Die grundsätzliche Wählbarkeit von Parteien, dann nehmen wir die Sonntagsfrage her und im Anschluss an die Sonntagsfrage werden die Menschen noch weitergeschickt und wir fragen danach, Wer wäre denn deine Second Choice?‘ Also der deine zweite Partei, die du wählen würdest eventuell oder die sozusagen unentschlossen sind, die fragen wir ab, welche Partei denn am ehesten in Frage käme.

Und dann hast du 3 Wählergruppen. Also, dann hast du den Wähler ‚Hardcore‘. Dann hast du die Leaning Voters, also die, die sich hinüberlehnen zur Partei. Wir haben das eh schon mal erläutert gehabt. Und dann hast du den weitesten Wählerkreis. Und das sind bei den Grünen, dieser weiteste Wählerkreis, da sind jene Wähler eben, die wir fragen: ‚Grundsätzlich wählbar?‘ Und diese da, beträgt das bei den Grünen 40% bis 45% – bei NEOS übrigens auch. Bei ÖVP, SPÖ – die liegen auch irgendwo in den Vierzigern. Auffällig ist die Freiheitliche Partei, die in den Dreißigern liegt. Aber da sieht man, wie gut …

Michael Stebegg
Sie ihre Wählerinnen und Wähler abholen.

Peter Hajek
Sie holen die Wählerinnen und Wähler nicht ab, sondern sie schöpfen das Potenzial, aus, wie das so schön heißt. Und das heißt auf Basis ihrer Befragung, die sie derzeit haben, haben die Freiheitlichen eine Conversion Rate wahrscheinlich von 80% bis 90%, Das ist eben diese Ausschöpfungsquote, ja, währenddessen NEOS und Grüne, zum Beispiel, die Daumen mal Pi jetzt bei 20% irgendwo liegen. Ja und da sieht man, wie gut die Freiheitlichen mittlerweile ihre Wählerpotenziale abholen. Haha, jetzt kommt die schlechte Nachricht für die Freiheitlichen: Sie sind ausmobilisiert, wie man so schön sagt. Wobei das haben wir auch schon öfter gesagt …

Michael Stebegg
Wir werden sehen. Ihr habt dann noch nach Parteipräferenz abgefragt, also die Leistungen der einzelnen Parlamentsparteien. Und da haben wir eh schon festgestellt: Die jeweiligen Wählerinnen und Wähler finden die Leistung der eigenen Partei natürlich super. Aber gibt es jetzt von anderen Wähler:innen für eine andere Partei irgendwelche Auffälligkeiten? Also gibt es da Gruppen, die jemand anders auffällig loben oder signifikant tadeln?

Peter Hajek
Na ja, ich hab da jetzt alles … du hast ja die Zahlen von dir und ich habe sie dann immer im Kopf. Aber was mir aufgefallen ist, dass die … wie abgegrenzt die freiheitliche Wählerschaft ist. Also die freiheitliche Wählerschaft unterstützt natürlich ihre Partei ganz klar. Bitte, das ist bei den anderen auch der Fall. Aber das Interessante ist, sie sind bei den anderen Parteien besonders kritisch. Währenddessen es je nach Wählerschaft durchaus Sympathien auch für andere Parteien geben kann. Und das unterscheidet die Freiheitlichen vom – oder die freiheitliche Wählerschaft vom Rest des Landes. Also die haben wirklich eine Wagenburg aufgebaut, eine blaue und das ist mittlerweile eine sehr, sehr, sehr gefestigte Wählerschaft.

Michael Stebegg
Neben der Leistung der Parteien habt ihr auch die Leistung der Klubobleute angeschaut und die schauen wir uns jetzt an. Hier war es so, dass die Fragestellung war: ‚Von welcher der folgenden Klubobleute im Parlament haben sie eine sehr gute, eher gute, eher schlechte oder sehr schlechte Meinung? Wenn sie die Person nicht kennen, sagen sie es uns.‘ Und da kam wieder ein Saldo heraus. Das Saldo für Herbert Kickl liegt bei minus 20%, bei Leonore Gewessler bei minus 34, Philipp Kucher minus 9, Yannick Shetty minus 9 und August Wöginger minus 41.

Peter Hajek
Überraschung, Überraschung.

Michael Stebegg
Das hängt wahrscheinlich mit der Causa Wöginger zusammen.

Peter Hajek
Ja, natürlich hängt es mit der Causa Wöginger zusammen.

Michael Stebegg
Hast das übrigens auch auf die Leistung der Partei, also bei der vorherigen Frage, abgefärbt? Oder ist das wirklich getrennt, dass man sagt: ‚OK, ich, ich habe eine Meinung zur Parlamentspartei und dann zum August Wöginger?‘

Peter Hajek
Das kann es geben. Ich würde jetzt nicht sagen, dass eine unmittelbare Korrelation besteht, aber dass die ÖVP aktuell alles andere als einen positiven Lauf hat, ist evident. Ich verweise noch mal auf die Wirtschaftskammer.

Michael Stebegg
Auf wen bitte?

Peter Hajek
Ja, das ist deine Vertretung.

Michael Stebegg
Deine auch.

Peter Hajek
Ja, richtig. Wöginger ist natürlich eine eine eigene Causa. Also die muss man schon getrennt voneinander betrachten, weil das Unverständnis natürlich in der Bevölkerung groß ist, dass jemand nach Jahren drauf kommt: ‚Jössas, da hab ich doch eine Verantwortung gehabt.‘ Die ganze Zeit hat er gesagt: ‚Ich habe keine.‘ Was interessant ist übrigens bei Wöginger, was mir gerade einfällt: Er hat eine relativ hohe …

Michael Stebegg
Unbekanntheit.

Peter Hajek
Richtig.

Michael Stebegg
Das wollte ich gerade fragen. So wie er gerade durch die Presse und durch die Medien und auch die sozialen Netzwerke gegangen ist, die wir immer mitnehmen müssen, ist sein … also haben 28% der Personen angegeben: ‚Den kenne ich nicht.‘ Was dann doch relativ hoch ist dafür, dass er so bekannt eigentlich ist.

Peter Hajek
Vielleicht ist er relativ glücklich drüber. Das er sagt: ‚Gott sei Dank.‘

Michael Stebegg
Ich mein, wenn man jetzt kurz bei dieser 'Kenn ich nicht' Option bleibt. Das ist so, dass Yannick Shetty von den NEOS und Philipp Kucher von der SPÖ noch stärkere Unbekanntheitswerte haben als August Wöginger, nämlich mit 47% und 48%, wohingegen Kickl und Gewessler … also Kickl ist durchaus allen bekannt, auch die Frau Gewessler hat, glaube ich, 7%, die sagen: ‚Kenne ich nicht‘ Liegt sicher auch daran, dass sie auch Parteichefin beziehungsweise Parteichef ist.

Peter Hajek
Na ja, sie war Ministerin. Und wir merken halt schon, dass die Funktion ganz ausschlaggebend ist für die Bekanntheit. Jetzt tät jeder sagen jo eh. Jetzt bringe ich nur zwei Beispiele. Das eine Beispiel ist Christoph Wiederkehr in Wien. Christoph Wiederkehr war in Wien, bevor er Vizebürgermeister wurde und Stadtrat für Bildung wurde … hat er einen ordentlichen Bekanntheitsgrad von … was hat er denn da gehabt? Na, er wird … die Hälfte wird ihn mehr oder weniger gekannt haben. Und ab dem Zeitpunkt, wo er Vizebürgermeister wurde, ist das unglaublich in die Höhe gestiegen. Und was noch hinzugekommen ist: mit dem Steigen der Bekanntheit – das ist der ganz große Vorteil, wenn man das hat – sind auch seine Sympathiewerte mit gestiegen. Also es ist nicht nur die Bekanntheit gestiegen, sondern die Leute haben ihn auch positiv wahrgenommen. Also Christoph Wiederkehr war tatsächlich, wäre auch das Zugpferd im Wiener Wahlkampf gewesen, wenn er denn Spitzenkandidat geblieben wäre. Also, das ist das eine Beispiel.

Das andere Beispiel ist: Michael Ludwig war, bevor er Wiener Bürgermeister war, ja Wohnbaustadtrat. Und was man Michael Ludwig nicht vorwerfen kann, dass er nicht danach getrachtet hätte, sich bekannt zu machen. Weil ich glaube, es gab keine Wohnbaubeilage in jedweden Printmedium, wo nicht Michael Ludwig, nicht nur einmal, heraus gelacht hätte, sondern durchaus öfter, ja. Also es war schon sehr auffällig. Und er hatte trotzdem, bevor er Bürgermeister wurde, nur eine gestützte Bekanntheit von 67%. Das heißt, es ist die Funktion unglaublich wichtig. Man rutscht automatisch, was logisch ist, in den Fokus. Und wenn man nicht in so einer Funktion ist, dann muss man wirklich, wirklich, wirklich viel tun, damit man den Menschen bekannt wird und auch bleibt, muss man auch dazu sagen.

Und wie gesagt bei Wöginger … also wäre ich Berater von Wöginger, würde ich sagen: ‚ Na Gott sei Dank, es sind nur 75% der Bevölkerung oder 70%. Weil, warum: das ist nämlich ein Vakuum und dieses Vakuum der Nichtbekanntheit kann ich noch immer bespielen und mit meinem Bild des Kandidat oder der Kandidatin füllen. Dementsprechend, wenn du auf Kucher und auf Shetty ansprichst, auch da ist das kein Problem vorderhand einmal. Weil das die beiden Klubobleute nicht so bekannt sind, liegt auf der Hand. Einfach, der eine ist von einer Kleinpartei und Philip Kucher ist jetzt auch nicht der, wie soll ich sagen, der Vote Gatter, der klassische. Aber, ich kann das Bild der beiden noch formen und was wir auch sehen: Die Differenz mit 9 Prozentpunkten ist in Ordnung.

Michael Stebegg
Ich weiß, es ist sehr frisch und es gibt wahrscheinlich keine Umfrage dazu: Aber welche Werte hätte der Harald Mahrer, wenn man jetzt fragen würde?

Peter Hajek
Also Spoiler, Spoiler, Spoiler: Wir fragen diese Woche ab für die Kollegen von ATV und Puls24. Da haben wir eine Frage … ich sag jetzt nicht mal welche. Ich sag, wir haben eine Frage zu Harald Mahrer, damit sie ein bisschen in der Wirtschaftskammer nervös werden. Es kommt tatsächlich darauf an, was man fragt. Aber auch bei Harald Mahrer stellt sich die Frage, wie viel Menschen kennen ihn wirklich? Also es heißt, auch Harald Mahrer könnte das ‚Wöginger-Glück‘ ereilen, dass ihn nicht so viele Menschen kennen. Was ihn wahrscheinlich vor 2 Wochen noch sehr gestört hätte, was ihm, glaube ich, im jetzigen Fall, recht wäre. Aber es liegt natürlich auf der Hand, es werden grottenschlechte Werte sein.

Die Frage ist ja bei Harald Mahrer weniger: hHaben die Menschen jetzt eine positive oder schlechte Meinung von ihm? Sondern bringt er sein Gewicht, sowohl innerparteilich in der ÖVP als auch als oberster Vertreter der Wirtschaftskammer, sein politisches Gewicht noch einmal auf die Wegstrecke? Und ich glaube der Imageschaden ist wirklich nachhaltig. Weil bei jeder Sache, die er jetzt sagt, wird man sagen: ‚Na bitte, grad du erzählst uns das.‘ Und dementsprechend bin ich neugierig, wie die Geschichte ausgehen wird. Und er hat natürlich … jetzt ist das große Problem, dass die Wirtschaftskammer hat. Mein Gott, ja, jetzt hat man einen Präsidenten, der bisschen eine lame duck ist. Das wäre aber noch nicht das große Problem. Das Problem ist, dass jetzt tatsächlich die Wirtschaftskammer von sich heraus mehr oder weniger die Diskussion über die Pflichtmitgliedschaft und die Beiträge angestoßen hat. Und da bin ich sehr neugierig, ob man die Kiste noch mal einfängt.

Also der große Vorteil der Wirtschaftskammer ist ja, dass kleinere Mitglieder sich sagen: Ja aber gut, was habe ich jetzt für Handlungsmöglichkeiten? Aber es gibt große Player, nämlich, zum Beispiel CEO von Remus, Auspuffproduzent, der Herr Zöchlin, der jetzt schon in der letzten Zeit sehr wortstark unterwegs war und der jetzt auch Initiativen gründet, um die Wirtschaftskammer, wie er es nennt, zu reformieren. Und wenn da mal was ins Rennen kommt, kann es für die Wirtschaftskammer unangenehm werden. Worauf du dich verlassen kannst, ist dass das rote Reichsviertel, nein, das rote Reichsfünftel – früher hat man ja gesagt rote Reichshälfte – das rote Reichsfünftel in gemeinsamer Arbeit mit Arbeiterkammer und Gewerkschaft sich sicher hier nicht bewegen wird und nicht massiv die Bühne betreten wird. Und in jedem Fall das Vis-a-vis auf der ÖVP-Seite versuchen wird, also die Institution, zu stützen.

Michael Stebegg
Eine andere Diskussion, die uns laufend begleitet, ist das Thema Neutralität und Sicherheit. Wir haben es letzte Folge schon besprochen. Jetzt ist eine Umfrage vom österreichischen Bundesheer herausgekommen, die die Verteidigungsministerin Claudia Tanner letzte Woche vorgestellt hat. Und da kommt heraus, dass die Neutralität itself nach wie vor sich größter Beliebtheit, nämlich 75%, erfreut. Aber wie wir auch das letzte Mal schon festgestellt haben, diese Fragestellung ein bisschen schwammig ist, weil man irgendwie nur nach ‚Neutralität‘ fragt, aber nicht, welche Art von Neutralität. Wo du ja für ATV eine Umfrage gemacht hast, die einerseits fragt: ‚Soll Österreich politisch und militärisch sich aus Konflikten heraushalten? Oder soll es nur militärisch neutral bleiben, aber politisch Stellung beziehen?‘ Was ja die viel bessere Frage ist.

Peter Hajek
Vielen, vielen Dank. Na ja, es ist in dem Fall keine bessere Frage, weil es ist eine differenzierte Frage. Ich kann natürlich die Neutralität Österreichs abtesten und sagen: ‚Wollen Sie die österreichische Neutralität weiterhin haben, oder nicht? Oder stehen Sie zur österreichischen Neutralität, oder nicht?‘ Egal, wie man es abfragt, wir haben es auch schon mal abgefragt: ‚Wollen sie die Neutralität oder ein anderes Sicherheitskonzept?‘ Es kommt immer die Neutralität.

Wir haben bei ATV versucht eben ein bisschen differenzierter vorzugehen und zu fragen, dieses Thema abzutesten. Nämlich: Wie sehen die Menschen die Neutralität? Ist das eine Neutralität, die auch politisch neutral ist – wir halten uns aus allem raus, weil … wir machen die drei Affen und fertig, mehr oder weniger? Oder das, was die bisherige österreichische Neutralität im ausgezeichnet hat, dass man militärisch neutral ist, aber politisch nicht neutral ist? Und da haben wir, ich möchte fast sagen klassisch, eine fifty-fifty Position. Und auch die Verteilung ist relativ klar, was die Wählerschaften betrifft. Nämlich auf der einen Seite haben wir die Freiheitliche Partei stehen und ein paar andere von den anderen Parteien, die sagen: ‚Na, na, wir sind politisch vollkommen neutral.‘ Währenddessen auf der anderen Seite stehen – in unterschiedlicher Ausprägung – aber tendenziell eher die anderen Wählerschaften. Und auch da sieht man wieder, wie Herbert Kickl das ganz wunderbar geschafft hat, dass er seine Gruppe, seine Herde, von der anderen abgrenzt.

Michael Stebegg
Eine weitere Zahl aus der Umfrage des Bundesheeres ist …

Peter Hajek
Die Zahl der Woche.

Michael Stebegg
Die Zahl der Woche ist: 73. Nämlich 73% sind für die Beibehaltung der Wehrpflicht. Ist das der Wert, den du dir auch gedacht hast, oder würde bei dir was anderes rauskommen?

Peter Hajek
Na ja, jetzt kommt es wieder drauf an: Wie ist die Fragestellung? Wir wissen es auf Grund der Aussendung nicht ganz genau. Aber ich habe mir dann noch einmal … bei der Wiener Zeitung hat es einen ganz kurzen Artikel oder Kommentar auch dazu gegeben. Da dürfte man beim beim Kollegen Prinz nachgefragt haben, ob das auf einer Skala abgefragt wurde. Und es ist offensichtlich auf einer Skala abgefragt worden, weil hier –ich zitiere da aus der Wiener Zeitung – lediglich 10% der Befragten lehnen die Wehrpflicht völlig ab, 14% sind eher dagegen. Also das heißt, es gab eine Skala.

Und jetzt ist die Frage und das wissen wir leider nicht, weil es nicht publiziert wurde: Wie sieht es auf der anderen Seite aus? Weil da gab es offensichtlich ‚Stimme dem sehr zu‘ oder man ist ‚sehr‘ für die Beibehaltung oder ‚eher‘. Und das würde ich gerne wissen, weil das differenziert das Ergebnis schon. Wenn ich es zusammen ziehe, ist es ganz klar: Es gibt halt die diese Zustimmung. Und was ich noch hätte machen können: Ich kann nicht nur fragen, sind Sie für die Beibehaltung ‚ja, sehr‘, ‚eher weniger‘ oder ‚gar nicht‘? Sondern ich hätte machen können: ‚Sind Sie für die Beibehaltung der Wehrpflicht? Oder sind Sie für eine andere Form der Landesverteidigung wie zum Beispiel mit einem Berufsheer?‘ Das wäre natürlich spannend zu wissen.

Michael Stebegg
Eine weitere Frage, die du sowohl gestellt hast, aber auch in der Umfrage des Bundesheeres vorkam, war die Frage nach der Bereitschaft, Österreich mit der Waffe zu verteidigen. Also, die Wehrbereitschaft. Und da kommt bei der Bundesheerumfrage raus, dass – wenn man die Gesamtbevölkerung betrachtet – 32% der Bevölkerung würden das tun, also Österreich mit der Waffe verteidigen. Und wenn man sich jetzt nur die wehrfähige männliche Bevölkerung anschaut, steigt dieser Wert sogar auf 43%. Ist das … also ist wieder von mir aus betrachtet … 43% würden Österreich mit der Waffe verteidigen? Ist das …?

Peter Hajek
Na, das ist natürlich ein zu hoher Wert, aber 43% der wehrfähigen männlichen Bevölkerung? Muss man sagen, was ist wehrfähig?

Michael Stebegg
10 Leute?

Peter Hajek
Nein. Aber was ist wehrfähig? Wie definiere ich Wehrfähigkeit? Sind das die 16 bis sechsunddreißigjährigen? Weil: Wir sind nicht mehr wehrfähig. Wir sind aus dem Schneider. Na also, das ist die Frage: wie definiere ich wehrfähig? Das wissen wir jetzt auch nicht. Was wir aber wissen, ist aus unserer Umfrage für den Pragmaticus Verlag. Da haben wir das auf einer Vierer-Skala abgefragt – das war im August 2024, also das wird sich jetzt nicht rasend geändert haben – und ich glaube, da haben wir ‚Ja, ich wäre absolut dafür‘ 13%. So, und auf der ‚eher‘ Position sind, glaub ich, 15%. So, jetzt sind in Summe 28%. Ja und von dem Drittel des Bundesheeres ist das jetzt quasi nicht weit entfernt. Weil der Unterschied ist, schätze ich mal, statistisch nicht signifikant.

Michael Stebegg
Also in der Gesamtbevölkerung.

Peter Hajek
Ja genau, in der Gesamtbevölkerung. Und das heißt aber, die, die mir sagen ‚ich bin eher dazu bereit‘ – die kann ich schon vergessen. Die sind sicher nicht dabei. Also kann ich mich auf diese 13% fokussieren. Und das heißt, ich habe ein tatsächliches Potenzial von, sagen wir mal, 10 bis 15% der österreichischen Bevölkerung, da sind dann Frauen natürlich auch dabei – wir wissen im deutlich geringeren Ausmaß als die Männer. Aber die sind das echte Potenzial. Das ist nicht so wenig, weil das ist Daumen mal Pi eine Million der österreichische also der Bevölkerung – ab 16 wohlgemerkt. Also das ist nicht so wenig. Und jetzt hat mir – ich glaube, wir haben das in dem einen Podcast eh schon mal gesagt – mal ein hoher österreichischer Militär gesagt: Wir hätten nur das Problem, wenn sich die eine Million meldet, dass wir die gar nicht ausstatten könnten. Mit G’wand, mit Waffen. Also das heißt: eigentlich ist es am Ende des Tages, auch wenn es so wenig anhört, an potentiellen Soldatinnen und Soldaten gar nicht mal so wenig.

Michael Stebegg
Mit ‚Ende des Tages‘ hast du mir das Stichwort zur Überleitung zum Ende dieser Folge geben. Wir sind am Ende der 31. Folge. An dieser Stelle wie immer meine traditionellen Hinweise: Wenn Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, eine Frage haben oder sich zu einem Thema in dieser Folge äußern wollen, schreiben Sie bitte sehr gern an frag@dasorakel.at. Und diese Folge – und alle anderen auch – gibt es zum Nach-und-immer wieder hören auf dasorakel.simplecast.com und überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Die nächste Folge erscheint dann am Donnerstag 27.11. Bis dahin sagen wir vielen Dank fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal.
Das Orakel. Missing link.

Autor:in:

Michael Stebegg

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