Die Dunkelkammer
Der Fall Pilnacek #21: Ein ungewöhnliches Verfahren - mit Peter Pilz

Von Michael Nikbakhsh. Peter Pilz hat wieder einmal im Dunkelkammer-Studio vorbeigeschaut. Wir reden über den Medienprozess, den drei Polizisten und eine Polizistin gegen den Verlag ZackMedia angestrengt haben, um Pilz die weitere Verbreitung seines Pilnacek-Buchs zu untersagen. Dieses Verfahren ist nahezu abgeschlossen, ein Urteil erster Instanz könnte noch heuer fallen. Unterdessen arbeitet Pilz an einer Fortsetzung, die 2026 in Buchform erscheinen soll. Und da wird uns auch der parlamentarische Pilnacek-Untersuchungsausschuss beschäftigen.

Michael Nikbakhsh
Herzlich willkommen zur 258. Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbakhsh und heute beschäftigt mich wieder der Fall Christian Pilnacek. Es ist dies Teil 21 der Dunkelkammer Serie zum Tod des Sektionschefs. Ich sitze im Studio, ich sitze da nicht alleine. Mir gegenüber sitz, nicht zum ersten Mal, Peter Pilz. Hallo Peter, danke fürs Kommen.

Peter Pilz
Hallo, danke für die Einladung.

Michael Nikbakhsh
Peter, du hast seit dem Sommer viel Zeit vor Gericht verbracht. Der Anlass ist ein Medienverfahren vor dem Wiener Straflandesgericht. Drei Polizisten und eine Polizistin wollen die weitere Verbreitung deines Pilnacek Buchs untersagen lassen, fühlen sich verunglimpft. Ich war einige Male als Beobachter dabei, habe darüber auch ausführlich berichtet und dieser Prozess geht jetzt alsbald seinem Ende zu. Darüber werden wir heute reden. Und wir reden über ein zweites Pilnacek Buch, an dem du arbeitest. Und dann wäre da noch der Pilnacek Untersuchungsausschuss, der uns kommendes Jahr beschäftigen wird. Ich möchte vielleicht mit einer Wahrnehmung beginnen. Ich war ehrlich überrascht, wie viele Details in diesem Medienverfahren erörtert wurden. Sei es zur Arbeit der Polizei am Auffindungsort, sei es zur Arbeit der Staatsanwaltschaft Krems, sei es zur Arbeit der beteiligten Ärzte. Richter Daniel Potmesil hat meines Erachtens erstaunlich viel zugelassen. Ich habe schon richtig erlebt, die sehr viel weniger Interesse an der Tatsachenfindung gezeigt haben. Überrascht das nur mich?

Peter Pilz
Nein, weil es einfach sehr unterschiedliche Richter gibt. Ich bin vor kurzer Zeit gemeinsam mit Zack Zack von einem anderen Richter verurteilt worden, nach einem meiner Meinung nach wirklich schleißigen Verfahren. Dieser Richter hat sich dann herausgestellt, war ein Golfpartner von Sigi Wolf und ich hatte den Eindruck, dass er nicht ein Urteil gesprochen hat, sondern eingelocht hat. Bei Potmesil war das anders. Eine ganz wichtige Entscheidung hat er gleich am Anfang getroffen, indem er mir das Recht eingeräumt hat, selbst die Zeuginnen und Zeugen zu befragen.

Michael Nikbakhsh
Du hast das in deiner Rolle als Geschäftsführer des Verlags Zack Media getan, der ja beklagt ist.

Peter Pilz
Ja, ich hatte das Mandat der Geschäftsführung und das hat der Richter auch akzeptiert und dadurch konnte ich etliche Fragen stellen. Ich war dann selbst überrascht wie viel der offenen Fragen rund um den Tod von Christian Pilnacek wir in diesem Verfahren klären konnten. Das heißt, wenn die drei ÖVP Spitzenpolizisten, die ja die Hauptkläger sind und die mein Buch verbieten lassen wollen, wenn die einfach eine Ruhe haben wollten vor kritischen Pilnacek Büchern, dann haben sie eher das Gegenteil erreicht.

Michael Nikbakhsh
Nun ist es ja eigentlich so, dass wenn man die Verbreitung eines Mediums untersagen will, dass man versucht, bei einstweiliger Verfügung dagegen vorzugehen. Das soll ja schnell gehen. Dein Buch ist seit dem Februar auf dem Markt und es ist immer noch auf dem Markt.

Peter Pilz
Hat mich auch gewundert. Wir haben an und für sich mit einer einstweiligen Verfügung, das ist im Medienstrafrecht, eine sogenannte Beschlagnahme gerechnet. Das haben sie sich offensichtlich nicht getraut. Ich würde jetzt gar nicht spekulieren, warum, aber entscheidend Ich glaube, dass die ÖVP Spitzenpolizisten ihre Macht überschätzt haben und die Situation hoffentlich falsch eingeschätzt haben. Nämlich, wir können Zack Zack mundtot klagen. Wir klagen so oft, so viel und so umfassend, bis denen das Geld und die Luft ausgeht und wir schauen, ob wir jetzt einen Richter finden, der etwas tut, was in der Geschichte Österreichs in der Zweiten Republik einmalig wäre, nämlich ein Buch, das direkt zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss führt, zu verbieten. Das war ein sehr gewagtes Unterfangen. Offensichtlich haben diese ÖVP Polizeichefs ihre Macht als ausreichend eingeschätzt, einen derartigen Anschlag auf die Pressefreiheit und Meinungsfreiheit durchzuführen. Na, schauen wir uns an, was rauskommt.

Michael Nikbakhsh
Eine Tagsatzung ist noch geplant am 18. Dezember, vorerst. Es wurden im Verfahrensverlauf etliche Zeuginnen und Zeugen befragt, eine Zeugin bisher aber nicht. Und das ist Wolfgang Sobotkas langjährige Mitarbeiterin Anna P. Sie spielt eine Schlüsselrolle im Fall von Pilnaceks privatem Laptop. Das war ja schon oft einmal ein Thema. Anna P. hatte auch erzählt, dass Bundespolizeidirektor Michael Takacs nach Pilnaceks Tod geraten hatte, den Laptop verschwinden zu lassen, was Takacs immer bestritten hat. Anna P. war als Zeugin im Verfahren geladen, ließ sich aber krankheitsbedingt entschuldigen. Ist sie jetzt für den 18. Dezember erwartet?

Peter Pilz
Ja, sie wird erwartet. Sie ist geladen. Ich gehe auch davon aus, dass sie kommt, weil sie sich ja regelmäßig in ihrer neueröffneten Weinbar schräg gegenüber vom Landesgericht aufhält. Sie hat es nicht weit und sie wird ja zwischen den paar Terminen hoffentlich Zeit für eine Aussage haben. Aber ich nehme das sehr ernst, weil Anna P. nicht irgendeine Zeugin ist, sondern eine der wichtigsten Zeuginnen und eine durchaus zwiespältige Rolle gespielt hat, nach dem, was wir wissen. Das ist nicht eine einfache Komplizin, die alles Mögliche angestellt hat und dann später vertuscht hat, sondern man merkt bei allem, was sie getan hat, auch das Interesse, den Tod von Christian Pilnacek mit aufzuklären und nicht einfach hinzunehmen, dass gesagt wird Selbstmord, Akt zu, alles erledigt. Und ich hoffe ja nach wie vor drauf, dass Anna P. Als ehemalige Freundin von Christian Pilnacek und vielleicht auch Vertraute von Christian Pilnacek sagt, Nein, eigentlich möchte ich zur Aufklärung dieses Falls beitragen. Ich möchte nicht, dass das so einfach zu den Akten gelegt wird. Und deswegen bin ich sehr gespannt auf den 18. Dezember, also auf den Tag, wo Anna P. aussagen soll und wo der Richter angekündigt hat, ein Urteil zu fällen.

Michael Nikbakhsh
Man muss allerdings feststellen, dass zwischen dem, was sie in zeitlicher Nähe zu Pilnaceks Tod gesagt hat, ich habe einen Teil davon ja veröffentlicht, ich verweise hier auf das mittlerweile berühmte Treffen in meinem Büro, Sie hat meinem Beisein Dinge gesagt, Sie hat auch im Beisein von Erich Vogl von der Krone Zeitung Dinge gesagt, an die sie hintennach nicht mehr erinnert werden wollte. Also insbesondere die Geschichte mit, Lasst den Laptop verschwinden, da hat sie sich doch gedreht. Also die spätere Verantwortung war dann, Das war besoffene Geschicht. Ich kann mich eigentlich gar nicht mehr genau erinnern. Ich habe mich da mitreißen lassen.

Peter Pilz
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen und ich möchte auch nicht unterstellen, dass Anna P. bei so vielen Gelegenheiten, wo sie Journalisten getroffen hat, betrunken war. Das traue ich ihr eigentlich nicht zu. Natürlich ist die ÖVP eine Partei. Wenn man dort tätig ist, kann es passieren, dass man einen spontanen Gedächtnisschwund erleidet. Die ÖVP ist eine Gedächtnisschwundpartei, wie sie auch eine Parteibuchwirtschaftspartei ist und vieles andere auch.

Michael Nikbakhsh
Das ist allerdings jetzt kein Privileg von ÖVP Vertreterinnen und Vertretern. Das kannst du quer durch die Parteienlandschaft.

Peter Pilz
Ja, das kann man quer durch, aber die ÖVP ist doch die Hauptpartei der organisierten politischen Korruption in diesem Land. Und wenn ich mir den Paragrafen des Strafgesetzbuches hernehme, der die kriminelle Vereinigung beschreibt und Punkt für Punkt die Merkmale dieses Tatbestands durchgehe, dann ist meiner Ansicht nach, ich formuliere es jetzt so vorsichtig wie möglich, die ÖVP die einzige Partei, die alle Tatbestandsmerkmale erfüllen könnte. Ich sag könnte.

Michael Nikbakhsh
Ja, der Konjunktiv rettet das jetzt natürlich fundamental.

Peter Pilz
Nein, ich habe es auch schon ohne könnte geschrieben und mich wundert, dass das eine Partei, der man derartiges öffentlich nachsagen kann, nach wie vor einen Bundeskanzler und was noch viel gefährlicher ist, einen Innenminister stellt.

Michael Nikbakhsh
Gut, wir wollen ja hier einen Beitrag leisten zur Aufklärung von Vorgängen, von denen ich jetzt jetzt in dieser Sekunde nicht sage, sie waren politisch motiviert, sondern es sind Dinge vorgefallen. Die politische Motivation hast du jetzt oben drauf gehängt quasi.

Peter Pilz
Ja, aber es geht ja darum zu fragen, warum wird ein bedenklicher Todesfall nicht aufgeklärt? Niemand wird den beteiligten Kriminalpolizisten unterstellen, dass sie es nicht können, dass sie fachlich dazu nicht in der Lage wären. Niemand wird ihnen unterstellen, dass sie nicht wissen, wie man einen Tatort sichert, wie man Spuren sichert, wie man Spuren auswertet, wie man mit Obduktionsergebnissen umgeht und wie man auf Fragen kriminalpolizeiliche Antworten findet. Und wenn man das alles Punkt für Punkt durchgeht, dann sieht man nicht nur ein unglaublich stümperhaftes und fehlerhaftes Verhalten bei den Ermittlungen, sondern einen eigenartigen Umgang mit Datenträgern. Und da gibt es auf der einen Seite die Fakten, mit denen ich mich in beiden Büchern sehr genau zu beschäftigen versuche und die du ja auch mehrere Male bei dir im Podcast analysiert hast, sondern da gibt es immer die große Frage ja, in wessen Interesse? Das ist doch nicht im Interesse der Polizei, dass sie sagt, lassen wir Datenträger verschwinden. Es ist doch nicht im Interesse der Polizei, dass man sagt, naja, wenn das Handy schon einem Bunsenbrenner zum Opfer gefallen ist, dann geben wir der Bunsenbrennerin gleich noch die Smartwatch obendrauf. Das ist doch alles nicht im Interesse ermittelnder Behörden. Also stellt sich die klassische Frage, in wessen Interesse? Und ich habe mir das wirklich hin und her überlegt, Im Interesse des Rechtsstaats war es sicherlich nicht im Interesse der Familie Pilnacek und der Angehörigen auch nicht. In wessen Interesse und ich komme immer auf dieselben drei Buchstaben, das ist ein Ö, ein V und ein P. Und das ist der Punkt. Jetzt sind wir geklagt worden und soll das Buch eingezogen werden, weil ich erkläre, es handle sich um eine türkise Polizeikette. Und jetzt ist im Verfahren, das du ja angesprochen hast, in dem Gerichtsverfahren, in dem Verbotsprozess, wirklich Spannendes herausgekommen. Der Bundespolizeichef Takacs hat gleich einmal zugegeben, dass er ÖVP Parteimitglied ist. Aber das Spannendste war der Chefinspektor Fellner, der hat uns eine Geschichte erzählt, die sogar mir meine Resthaare aufgestellt hat, nämlich durch die Zack Zack Berichterstattung sei er draufgekommen, dass er mit seiner Mitgliedschaft bei der Kameradschaft der Exekutive, so heißt der Verein, gleichzeitig automatisch ÖAAB Mitglied gewesen sei. Da muss man sich vorstellen, also der Chefinspektor Fellner ist hinter seinem eigenen Rücken ÖAB Mitglied gewesen. Wir haben ihm das enthüllt und voller Schrecken hat er diese Mitgliedschaft zurückgelegt. Ich bin bereit, mir viele Bären aufzubinden und auch mit diesen Bären spazieren zu gehen. Aber das Entscheidende ist, wir konnten durch das Verfahren wirklich nachweisen, ÖVP, ÖAB, ÖAB, ÖAB. Nur die eine Inspektorin ganz unten auf der Polizeiinspektion Mautern ist SPÖ Mitglied, da möchte ich auch nichts politisch unterstellen. Aber drüber haben wir diese Kette.

Und dann haben wir den zweiten extrem spannenden Befund. Ich hab mich immer gefragt, wer kommt auf diese absurde Idee zu sagen, wir berichten nicht der Staatsanwaltschaft Krems, der fallführenden Staatsanwalt, dass wir ein Handy sichergestellt oder zumindest am Posten liegen haben, sondern wir schauen, dass wir das möglichst geschwind der Witwe zukommen lassen. Wer kommt auf eine derartig absurde und sicherlich nicht dem Gesetz entsprechende Idee? Stellt sich heraus, der Erste, der diese Idee hatte und das mit Anna P. besprochen hat, war Bundespolizeidirektor und ÖVP Mitglied Michael Takacs, früher Kabinett des Innenministers Sobotka. Und der hat nichts mit dem Fall zu tun, der hat nichts mit den Ermittlungen zu tun, der hat nicht einmal eine kriminalpolizeiliche Ausbildung. Das ist ein alter Uniformträger, der halt von seinen Parteifreunden dort oben hingesetzt worden ist.

Michael Nikbakhsh
Das, was du als, ich will die Frage nochmal präzisieren, das, was du unter Anführungszeichen in deinem Buch türkise Polizeikette genannt hast, bis wohin reicht die?

Peter Pilz
Die geht vom Bundespolizeidirektor Takacs über den Landespolizeidirektor, den Direktor des Landeskriminalamts bis zum Chefinspektor.

Michael Nikbakhsh
Ist oberhalb vom Bundespolizeidirektor deines Erachtens nach noch einem Glied der Kette zu suchen?

Peter Pilz
Da gibt es ja was ganz Interessantes, nämlich das ist was sehr, sehr Junges, die Einstellungsbegründung der Staatsanwaltschaft St. Pölten, warum gegen den Bundespolizeidirektor Takacs, obwohl er ja offensichtlich damals durch Anna P. mehrmals schwer belastet worden ist, nicht ermittelt wird und es keinen sogenannten Anfangsverdacht gibt. Das ist ja was, was mich seit vielen Jahren begleitet. Immer wenn es uns Journalisten oder auch oppositionelle Abgeordnete trifft, dann wimmelt es vor Anfangsverdacht. Und wenn es um Spitzen der ÖVP geht, gibt keinen Anfangsverdacht. So, und da steht drin, er konnte gar keinen Amtsmissbrauch begehen mit diesem Rat, lass den Laptop verschwinden, weil er da gerade Privatmann war. Jetzt muss man sich das Folgendes vorstellen. Anna P. ruft, nachdem sie die Pinochet Gleiche gefunden hat oder gesehen hat, am Treppelweg am Altam der Donau dem Bundespolizeidirektor Takacs, also in der Umgangssprache der beteiligten Personen, den Taki an, und sagt dem Bundespolizeidirektor, Du, wir haben ihn gefunden. Und dann ruft sie ihn nochmal an und sagt, Jessas, was sollen wir mit dem Handy und mit den Schlüsseln und mit der Brieftasche tun? Und er sagt den Angehörigen geben und die Polizei informieren. So, und er ist der Allererste. Und jetzt fragt sich der Staatsanwalt in St. Pölten, was tun wir jetzt damit? Und es war privat, da war er Privatmann. Nur gleich drauf informiert er den Generaldirektor für öffentliche Sicherheit. Und das ist die Antwort auf deine Frage, wo die türkise Polizeikette weitergeht. Da ist es plötzlich amtlich. Das heißt, ich muss mir den armen Takacs vorstellen, der sitzt wahrscheinlich in seinem Büro im Innenministerium, reißt sich die Uniformjacke runter, haut das Uniformkappel weg, wie er mit der Anna P. telefoniert und Anna, schau, gib das Handy den Angehörigen. Dann zieht er sich geschwind wieder die Uniform an, setzt sich das Kappel auf und ruft und sagt, Herr Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, meldeamtlich, da ist das und das und das passiert.

Ja, das muss man sich einmal vorstellen. Den Bundespolizeidirektor, der sich zwischen den ganzen Pilnacek relevanten Telefonaten ständig umzirkt. Und das ist nicht nur Stoff für einen Untersuchungsausschuss, sondern auch Stoff für die Frage, wie kommt die Staatsanwaltschaft St. Pölten auf die absurde Idee, dass der Bundespolizeidirektor in der einen Minute Privatmann ist und in der anderen Minute amtlich in der gleichen Causa telefoniert? Das ist doch alles vollkommen absurd und zumindest aufklärungsbedürftig.

Michael Nikbakhsh
Bleiben wir noch kurz beim Laptop. Dieser wurde am 20. Oktober 2023, das ist der Tag des Auffindens des Leichnams von Christian Pilnacek, nicht mit übergeben. Du hast es bereits geschildert. Es gab die Empfehlung von Seiten Takacs, also die persönlichen Habseligkeiten, insbesondere das Handy, Autoschlüssel und dergleichen, der Polizei zu übergeben, damit die Angehörigen, in dem Fall dann später die Witwe, bekommen. Der Laptop war nicht unter diesen Dingen, die an diesem Nachmittag der Polizei übergeben wurden. Der blieb im Haus und hat dann eine Reise angetreten. Mittlerweile ist er eh schon längere Zeit bei der WKStA. Ich erinnere mich daran, dass Anna P. bei einem Treffen bei mir im Büro Ende 2023 erzählt hatte, dieser Laptop sei Pilnaceks Giftschrank. Du hast dich mit Inhalten des Laptops beschäftigt. Ich habe mich mit Inhalten des Laptops beschäftigt und ich traue mich jetzt mal zu sagen, ein Giftschrank schaut anders aus. Das, was wir alle dort gesucht haben, nämlich Belege für das, was Christian Pilnacek auf dem berühmten Pilnacek Tape gesagt hat, nämlich Drucksituationen, Interventionen von Seiten der ÖVP, das haben wir nicht gefunden. Frage an Kann es sein, dass dieser Laptop gesäubert wurde, bevor er da dann schlussendlich auf Reisen gegangen ist? Oder war das vielleicht niemals drauf?

Peter Pilz
Ich bin mir sicher, dass der Laptop gesäubert worden ist und dafür gibt es auch Belege. Die Frage ist nur, wer ihn gesäubert hat. Das ist eine durchaus offene Frage und es ist möglich, dass es mehrere Säuberungsvorgänge gegeben hat. Einen davon wahrscheinlich schon kurz nach Pilnaceks Tod. Das können wir belegen anhand der Ordnerstruktur, die die WKStA festgestellt hat. Und diese Ordner waren aber leer. Und dann anhand der sogenannten roten Festplatte, die ich bekommen habe, aus dem Besitz von Anna P. und an die WKStA weitergegeben habe. Dort finden sich nämlich diese gesamten Ordner bis an den Rand befüllt.

Die Situation kurz nach Pilnaceks Tod dürfte die gewesen sein: Anna P. bespricht mit dem Bundespolizeidirektor, Na, was tun wir denn mit diesen Gegenständen, Handy und so weiter und akzeptiert seinen Rat, das an die Angehörigen weiterzugeben. Mit dem Laptop hatte sie möglicherweise im Gegensatz zum Handy ein persönliches Problem, weil die Daten der roten Festplatte auch am Laptop waren. Und was waren jetzt für Daten auf der roten Festplatte? Die rote Festplatte ist offensichtlich eine private Festplatte von Anna P., wo sie von Fotos aus ihrem Privatleben über private Dokumente einen sehr, sehr großen Satz von Daten aus ihrer Kabinettsarbeit bei Sobotka als Innenminister abgespeichert hat und mitgenommen hat. Das heißt, sie hat alles gespiegelt auf die Festplatte, was sie im Kabinett für Sobotka getan hat, hat es mitgenommen, hat es bei irgendeiner Gelegenheit wahrscheinlich Christian Pilnacek gegeben und der hat es auf seinem Laptop gehabt.

Michael Nikbakhsh
Da mache ich jetzt quasi einen Punkt. Du hast es schon gesagt, aber damit das deutlich gesagt wird. Also es gibt Hinweise darauf, dass auf diesem Laptop Daten, persönliche politische Daten von Anna P. drauf waren, aber die Laptop Daten, die wir dann einsehen konnten, da waren diese Daten nicht mehr drauf. Das heißt, sie müssen gelöscht worden sein.

Peter Pilz
Und das ist ein ganz wichtiger Punkt. Das ist ein erster, meiner Meinung nach erwiesener Löschvorgang. Ich habe natürlich die rote Festplatte analysiert und bin da auf einiges gestoßen, was extrem spannend ist. Da möchte ich aber die Spannung noch ein bisschen aufrechterhalten, weil das wird ein wichtiger Punkt im zweiten Pilnacek Buch sein. Ob es dann noch zu weiteren Manipulationen am Laptop gekommen ist, kann ich nicht beurteilen, Aber die Qualität und die Bedeutung und auch die Giftigkeit der einzelnen Datenträger ist total unterschiedlich. Ich halte den Laptop für einen wichtigen Datenträger, der für Sobotka und die ÖVP noch enorm belastend wird und wahrscheinlich noch ein Strafverfahren nach sich zieht. Aber Handy und Smartwatch sind meiner Auffassung nach ungleich wichtiger.

Michael Nikbakhsh
Reden wir mal über diese zwei weiteren Datenträger. Sie alle, der Laptop, die Smartwatch, das Mobiltelefon wurden nicht als Beweismittel behandelt. Damit legitimiert auch insbesondere das Landeskriminalamt Niederösterreich den Umgang mit diesen Dingern. Wobei sehr interessant, das Handy und die Smartwatch waren nicht weiter von Interesse. Demgegenüber der Laptop, der war dann schon von Interesse. Das Landeskriminalamt hat sich durchaus dafür interessiert, wo das Gerät ist, hat auch quasi Rücksprache gehalten mit Pilnaceks damaliger Freundin Karin Wurm und eben Anna P., die dort Mitbewohnerin im Haus in Rossatz war. Das Mobiltelefon, von dem heißt es ja, also wir wissen, dass es, das ist auch protokolliert, dass es der Polizei ausgefolgt wurde am 20. Oktober 2023 und dann mit einer Zwischenstation beim Anwalt Rüdiger Schender bei Pilnaceks Witwe gelandet ist, wo es nicht landen hätte dürfen. Davon sind wir, glaube ich, mittlerweile überzeugt, weil es, selbst wenn es nicht das Beweismittel behandelt worden wäre, es hätte zumindest dem Gerichtskommissar übergeben werden müssen und in die Verlassenschaft gehen. Gut, von diesem Handy heißt, es sei mit einem Bunsenbrenner behandelt worden und nicht mehr existent. Das kann man jetzt glauben oder nicht, aber es gilt jedenfalls als vernichtet.

Peter Pilz
Es gilt die Un-Handy Vermutung.

Michael Nikbakhsh
Was dir immer für Begriffe einfallen.

Peter Pilz
Ich wundere mich selber.

Michael Nikbakhsh
Zweitens, die Smartwatch. Von der wissen wir nicht, ob sie noch existiert, ob sie noch betriebsfähig ist. Von der Smartwatch existieren bislang meines Wissens zwei zentrale Dokumentationen. Das eine ist eine Auswertung, die das Bundeskriminalamt in Wien für das Landeskriminalamt in St. Pölten gemacht hat, Wochen nach dem Tod von Christian Pilnacek und auch nachdem das gerichtsmedizinische Gutachten vorlag, das ja Tod durch Ertrinken festgestellt hatte. Dessen ungeachtet wurde trotzdem eine Auswertung vorgenommen. Weiß man, was in diesem Auswertungsbericht drinsteht?

Peter Pilz
Es gibt eine Auswertung durch das Bundeskriminalamt, die du ja angesprochen hast. Das sind weit über 1.000 Seiten Auswertungsbericht, die werden unter Verschluss gehalten in St. Pölten und da ist bis jetzt penibel darauf geschaut worden, dass niemand auch nur ein Futzerl von diesem Bericht sieht. Diesen Verschluss wird der Untersuchungsausschuss knacken. Das Landeskriminalamt St. Pölten hat überhaupt keine Chance, das vor dem Untersuchungsausschuss auf Dauer zu verstecken. Dann gibt es die Sicherungskopie und rund um diese Sicherungskopie, die damals angefertigt worden ist von der Smartwatch, da ist ja einiges passiert. Da gibt es eine gute Analyse, die ein Experte des Justizministeriums für die WKStA gemacht hat und der stellt fest, erstens gleich rund um Pilger Tod sind seltsame Sachen mit der Smartwatch passiert. Da wissen wir inzwischen Entscheidendes mehr. Da gibt es einige heiße Spuren. Zweitens-

Michael Nikbakhsh
Eine, Entschuldigung, dass ich da unterbreche, ein zentrales Ding, dass dieser Gutachter für die WKStA herausgefunden hat, ist, dass diese Uhr offensichtlich in dieser Nacht nicht, ich sage es jetzt ganz unfachmännisch, ich habe es mehrfach schon so gesagt, nicht alleine war, sprich in der Nähe von Bluetooth fähigen Geräten. Also es gab mehrfach Verbindungsversuche zu anderen Geräten, die nicht erfolgreich waren, was jedenfalls indiziert, dass dort in dieser Nacht wir waren beide am Ufer des Seitenarms, ziemlich verlassene Gegend. Das ist jetzt nicht so wie in der Stadt, wo überall Bluetooth Signale von links und rechts kommen. Es gibt bisher keine vernünftige Erklärung für all diese Signalquellen.

Peter Pilz
Naja, es gibt einen Falter Mitarbeiter, der glaubt, dass da ein Donaudampfer mit Bluetooth Geräten in der Nähe war. Also abgesehen von Captain Klenk gibt es eigentlich niemanden, der erklären kann, welche Geräte in der Nähe waren und sich hier verbunden haben. Das ist ein wesentlicher Punkt, der noch aufgeklärt werden muss. Es ist in der Nacht aber mit dieser Smartwatch noch viel, viel mehr passiert und in den Stunden danach auch noch. Da sind wir bei den Recherchen entscheidend weiter. Dann gibt es diese Auswertung der Daten ab dem 2. Jänner. Bundeskriminalamt. Auch da würde ich einmal einige Fragezeichen dahintersetzen, aber der heikelste Vorfall ist möglicherweise das, was am 17. und am 24. Juni 2024 passiert ist. Da kommen im Auftrag der WKStA zwei Beamtinnen des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung im Innenministerium nach St. Pölten zum Direktor des Landeskriminalamts und Herr Direktor Pfandler, wir hätten gern eine Kopie dieser Sicherungskopie der Smartwatch, damit die WKStA das untersuchen kann. Er sagt Nein, kriegt's nicht, das reicht mir nicht wie ihr das begründet, was nicht nur die Beamtinnen noch nie erlebt haben. In einem Fall wie diesem-

Michael Nikbakhsh
Muss man sich vorstellen, da schickt die Polizei die Polizei weg.

Peter Pilz
Die Polizei schickt die Polizei weg und die Polizei, die weggeschickt wird, ist die Polizei, die offiziell im Auftrag der Staatsanwaltschaft da ist. Das muss noch untersucht werden. Das ist eine klassische Aufgabe des Untersuchungsausschusses. Ein paar Tage später, nämlich am 24. Juni hat es offensichtlich um 17:03 Uhr einen Zugriff gegeben auf diese Sicherungskopie.

Michael Nikbakhsh
Wir reden von einem Datenbestand, der auf einem USB Stick gespeichert war.

Peter Pilz
Und da hat dann später, wie die WKStA, der mit Verspätung dann doch eine Sicherungskopie bekommen hat und analysieren hat lassen, hat der Experte festgestellt, ja hoppla, da war genau eine Woche nachdem der Direktor Pfandler sagt nein, das kriegt es nicht, zumindest jetzt nicht, da war wer drin und hat eine Datei zurückgelassen, die den Titel trägt Gelöschte Dateien und das war eine personalisierte Datei, die vorher nicht drauf gewesen sein kann. Und weil sie eine personalisierte Datei war, hat sie den Namen der Person getragen, die die Datei angelegt hat. Und dieser Name ist Fuchs. Und wir haben im Buchverbotsprozess natürlich nachgefragt, Kennt irgendwer von euch St. Pöltner Polizisten jemanden mit dem Namen Fuchs. Und dann hat sich herausgestellt, naja, Fuchs heißt zum Beispiel eine Mitarbeiterin vom Chefinspektor, die an den Ermittlungen beteiligt war. Da mache ich einen Punkt und es gilt die Unschuldsvermutung, aber wir werden uns noch genau anschauen, für was. Das ist einer der vielen aufklärungswürdigen Vorgänge in dieser Causa. Jetzt muss man sich folgendes vorstellen. Ich kenne mich ein bisschen mit einem Handy aus, aber überhaupt nicht mit einer Smartwatch. Ich habe immer so schöne alte mechanische Uhren gehabt, die man aufzieht. Ich mag das so gern, wenn es tickt. Jetzt habe ich mir aber die Pilnacek Smartwatch und zwar genau das Exemplar besorgt, mit dem er gefunden worden ist, eine Samsung Galaxy 3 Smartwatch und hab, ich stelle mir vor, der Pilnacek, der glaube ich technisch genauso versiert war wie ich, wird es ähnlich gemacht haben, habe dann gelernt, was diese Smartwatch alles kann. Das Wichtigste ist folgendes, wenn ich das Handy eingesteckt habe und die Smartwatch am linken Handgelenk trage, merke immer sofort am linken Handgelenk, wenn ich eine Nachricht kriege, das Handy synchronisiert immer sofort. Das ist nicht so einmal in der Stunde oder zweimal am Tag, es kommt was rein aufs Handy und das ist bumsti, zeitgleich auf der Smartwatch. Das heißt, auf der Smartwatch war alles drauf. Alles, was am Handy drauf war, an Nachrichten, an Anrufen, war auf der Smartwatch.

Michael Nikbakhsh
Bis, das ist glaube ich auch wichtig zu betonen, bis in die Nacht vom 20. Oktober 2023 gegen 1 Uhr, da hat die Uhr die Verbindung zum Handy verloren und hat sie im Laufe des weiteren Abends oder der Nacht auch nicht mehr hergestellt aus dem Auswertungsbericht für die WKStA.

Peter Pilz
Und dann gibt es viele Stufen dieser Entwicklung. Plötzlich hat die Smartwatch später wieder Kontakt mit einem Bluetooth fähigen Gerät und es passieren die seltsamsten Sachen.

Michael Nikbakhsh
Du hast dieses Modell, also du hast es jetzt zum Beleg. Ich kann bezeugen, dass du die Uhren deinem linken Handgelenk trägst. Die zeichnet Vitaldaten auf.

Peter Pilz
Ja.

Michael Nikbakhsh
Kann man das extra ausschalten oder zeichnet die einfach immer auf?

Peter Pilz
Nein, die zeichnet einfach auf. Wesentlich ist nur, dass man die Synchronisierung hergestellt hat. Da gibt es eine App von Samsung, das habe ich gemacht, wie es der Pilnacek auch gemacht hat. Und dann kommunizieren die beiden Geräte ständig miteinander. Und jetzt muss man sich wieder diesen mehr als tausendseitigen Auswertungsbericht des Bundeskriminalamts hernehmen. Da wird handschriftlich darauf vermerkt, ich gehe davon aus, dass das die Handschrift des Chefinspektors ist, keine Gesundheitsdaten, Klammer, glaube ich, Herzschlag, und Geodaten gefunden. Drunter ist das Inhaltsverzeichnis der Auswertung und das sind lauter Gesundheitsdateien.

Michael Nikbakhsh
Also vielleicht zum besseren Verständnis. Es wurde in den Akt der Staatsanwaltschaft schlussendlich ein Inhaltsverzeichnis dieses Auswertungsberichts eingelegt, aus dem hervorgeht, dass er eben mehr als 1000 Seiten hat, der gesamte Bericht und aus dem sich auch ablesen lässt, wie lang die einzelnen Kapitel unter Anführungszeichen sind, weil sie natürlich mit Paginierung versehen sind. Das heißt, man sieht auch, dass da Kommunikationsdaten drauf gewesen sein müssen.

Peter Pilz
Man sieht erstens, dass es unserer Zählung nach sechs Dateien gibt oder kleine Datenbanken mit Gesundheitsdaten, zumindest zwei mit Bewegungsdaten, zumindest eine mit normalen Nachrichten, also SMS, und eine für verschlüsselte Nachrichten, wie zum Beispiel WhatsApp oder Signal. Da war alles drauf. Das ist der entscheidende Punkt. Jetzt kann man die erste Frage stellen, warum hat es das Landeskriminalamt überhaupt nicht interessiert? Darauf haben wir noch keine Antwort. Aber die zweite Frage warum haben sie der WKStA nur das Inhaltsverzeichnis zur Verfügung gestellt, aber nicht den Bericht?

Michael Nikbakhsh
WKStA hat diesen Bericht auch nicht?

Peter Pilz
Nein, wir haben als Zack Zack offiziell nachgefragt und haben eine offizielle Antwort bekommen, dass sie das nicht haben. Die haben das nicht bekommen und ich weiß nicht warum, aber spätestens, wenn der Untersuchungsausschuss das kriegt und das werden sie nicht verhindern können, dann werden wir in diesen über Seiten viele Antworten finden.

Michael Nikbakhsh
Dass ich das richtig verstehe. Es gibt einen mehr als tausendseitigen Auswertungsbericht, auf dem das Landeskriminalamt Niederösterreich sitzt und den es schlicht und einfach nicht an die ermittelnde WKStA-?

Peter Pilz
Das ist alles ganz seltsam. Das ist ähnlich wie die Leichenfotos. Man muss sich mal vorstellen, da gibt es Leichenfotos und Leichenfotos, die zum Teil am Treppelweg bei der Auffindung und der ersten Totenbeschau angefertigt worden sind und Leichenfotos, die von Kriminalpolizisten bei der Obduktion am 26.Oktober 2023 gemacht worden sind. Die liegen ja alle in St. Pölten und zum Teil auch bei der Staatsanwaltschaft in Krems. Und dann stellt Anfang November die Pilnacek Witwe, also Anfang November 2023, den Antrag, sie möchte Akteneinsicht. Staatsanwältin antwortet am selben Tag, Akteneinsicht gewährt, volle elektronische Akteneinsicht. Die Witwe und Gerichtspräsidentin, die etwa in dieser Zeit das Handy verbrannt haben will, kriegt vollen elektronischen Zugang auch zu den Leichenfotos. Diese Leichenfotos landen auch bei einem Journalisten und vielleicht auch bei anderen Personen, die eindeutig auf der Seite, sagen wir mal, der Nichtaufklärer der Affäre Pilnacek stehen. Und dann beginnen Recherchen und dann gibt es plötzlich ein zweites Opfer, nämlich die letzte Gefährtin von Christian Pilnacek, Karin Wurm und bumsti werden, die Leichenfotos elektronisch gesperrt und wird dafür gesorgt, dass der Gerichtsmediziner Christian Matzenauer der einzige bleibt, der als Sachverständiger diese Fotos gesehen hat und bewerten kann.

Michael Nikbakhsh
Wir kommen noch dazu, das war der letzte Verhandlungstag, an dem ich war. Da waren sowohl die damals herbeigerufene Notärztin als auch dann der Gerichtsmediziner, der die Obduktion vorgenommen hat, im Auftrag der Staatsanwaltschaft Krems. Ich möchte aber vorher noch ich glaube zu den Datenträgern, das haben wir jetzt insgesamt abgehandelt, möchte ich gerne zu den Vorkommnissen am Auffindungsort von Pilnaceks Leichnam kommen. Ich sage jetzt bewusst nicht Tatort. Das liegt daran, dass die Polizisten selbst darauf Wert legen, dass das kein Tatort war, sondern ein Auffindungsort. Es sind im Verfahrensverlauf etliche Fragen unbeantwortet geblieben. Du hast jetzt Fotos vom Leichnam erwähnt. Es ging auch um Fotos vom Ufer, es ging um Fußspuren, es ging um Wahrnehmungen zu Zigarettenstummeln bzw. einer Zigarettenschachtel. Auch die Unterscheidung scheint ja sehr wichtig zu sein. Natürlich ist sie wichtig. Also da ist, als Beobachter habe ich da mitgenommen, dass vieles von dem, von dem ich angenommen hätte, dass es quasi state of the art ist, weil das so quasi in Leitfäden der Polizei geregelt ist und man einfach Routinen abruft, dass das genau da nicht passiert ist.

Peter Pilz
Ja, das war teilweise erschreckend, wie Tatortarbeit geleistet worden ist. Das beginnt einmal, dass am Anfang überhaupt nicht abgesperrt wird, ein LKW weiter oben durchfahren kann.

Michael Nikbakhsh
Die Kontrollinspektorin hat gesagt, wenn man das absperren hätte wollen, hätte man Kilometer Absperrband gebraucht.

Peter Pilz
Ja, wie man zum Absperren eines etwa 3 Meter breiten Treppelwegs, also Uferwegs, Kilometer Absperrband braucht? Das erschließt sich mir nicht ganz. Aber vielleicht gibt es Absperrmethoden, die mir noch nicht zugänglich sind.

Michael Nikbakhsh
Blickdicht würd vielleicht viel Absperrband erfordern.

Peter Pilz
Blick- und winddicht mit Absperrbändern. Ja, nein, das ist eher skurril. Wesentlich ist, welche Spuren finden wir und welche Spuren finden wir nicht. Und da haben wir weiter recherchiert und sind auf ziemlich viel draufgekommen. Das ist aber jetzt, da bin ich wieder an dem Punkt, wo ich sage, lassen wir es noch ein bisschen spannend. Das steht, das steht im zweiten Pilnacek Buch detailliert drin. Da haben wir ein paar neue Sachen herausgefunden.

Michael Nikbakhsh
Also worüber wir auf jeden Fall natürlich reden können, das ist im Verfahrensverlauf sehr deutlicher vorgekommen. Die Qualität der Fotodokumentation insgesamt wirft die Frage auf, ob Fotos, die von solchen Tatauffindungsorten gemacht werden, immer so unscharf sind oder ob just in dem Fall Pech auch.

Peter Pilz
Naja, die Qualität, die Qualität ist ja in dem Prozess im Landesgericht besprochen worden. Die Fotoqualität mit dem ersten Tatortbeamten von der Polizeiinspektion Weißenkirchen, der diese Fotos angefertigt hat. Ich habe ihn gefragt, Sagen sie das Lichtbild 22 23 24 warum steht sonst immer Fußspuren von Pilnacek und dann nur Fußspur. Von wem ist diese Fußspur, wo nichts gescheit erkennbar ist? Er war der Meinung ja auch Pilnacek, konnte das aber nicht wirklich schlüssig erklären. Da hat er gesagt, Naja, man hat es eh gesehen, dass das von Pilnacek war, nur das Foto ist nicht wirklich was geworden. Und dann habe ich natürlich gefragt, Na, wärs da nicht gescheit gewesen? So weit war es ja nicht, noch runterzugehen und ein besseres Lichtbild anzufertigen. Ich glaube, da hat er meine Meinung später aber doch geteilt. Aber die haben einzelne Spuren entweder nicht sachgemäß fotografiert und dokumentiert. Ich halte das für möglich. Es gibt aber auch eine andere Erklärung. Der hat es gar nicht schlecht fotografiert, aber es ist nicht ganz klar, wem diese Fußspuren zuzuordnen sind. Das kann ich nicht endgültig beurteilen. Das ist eine der offenen Fragen.

Michael Nikbakhsh
Also Tatsache ist, es wurden Fußspuren fotografiert, die den Turnschuhen von Christian Pilnacek, also dem Profil der Turnschuhe entsprechen. Ist eine Tatsache.

Peter Pilz
Ja. Und daraus wurde der Schluss gezogen, den ich durchaus nachvollziehen kann. Naja, der Pilnacek wird dort schon runtergegangen sein, davon gehe ich auch aus. Aber sonst, und das werde ich im zweiten Buch detailliert beschreiben, sonst ist genau an dem Punkt einiges vollkommen schiefgegangen und es wird sich noch herausstellen und für den Untersuchungsausschuss sehr, sehr wichtig werden, warum die Tatort-erfahrenen Beamten des Landeskriminalamts, inklusive dem Leiter der Ermittlungen nichts dabei gefunden haben, was man mit den Spuren am Ufer gemacht und nicht gemacht hat. Ich glaube, da werden sich einige noch wundern, weil die Lichtbilder, die dann der Direktor des Landeskriminalamts im Verfahren zu unserer Überraschung plötzlich aus dem Kuvert gezaubert hat und aus dem Akt gezaubert hat, erstaunlicherweise ganz entscheidend dazu beitragen, die Selbstmordtheorie zu widerlegen. Und das wird noch eine enorm spannende Geschichte.

Michael Nikbakhsh
Dass ich da nichts übersehen habe. Gibt es deines Wissens nach Fotos aus einer ausreichenden Distanz, wie reden darf und der Treppelweg ist oberhalb des Ufers. Also man könnte da quasi aus der Vogelperspektive einiges mitnehmen. Gibt es Fotos quasi von oben, die es erlauben, all diese Spuren in Beziehung zueinander zu setzen und ein klares Schritt oder Bild ergeben. Deines Wissens nach?

Peter Pilz
Da gibt es auch was ganz Seltsames. In dem Verbotsprozess ist auch ein Lichtbild vorgelegt worden, einer Drohnenaufnahme. Nur wenn man sich genau anschaut, die Legende dieses Fotos, dann sieht man, dass es erst mehr als ein Jahr später aufgenommen worden ist, wo sich alles bereits vollkommen verändert hat. Und auf diesem viel späteren Foto wird dann eingetragen, wie sich Pilnacek zur Einstiegsstelle bewegt haben soll, wie ans andere Ufer getrieben ist und dort geborgen worden ist. Das ist ein Drohnenfoto, das eine völlig veränderte Landschaft am Altarm zeigt.

Michael Nikbakhsh
Warum hätte man ein Jahr später noch eine Drohne steigen lassen?

Peter Pilz
Möglicherweise, weil man damals verabsäumt hat, dieses Foto anzufertigen.

Michael Nikbakhsh
Ein zweiter wichtiger Bereich ist, beschreibt das sogenannte Sturzgeschehen. Es ist ja so, dass im Verfahren dieser Begriff mehrfach gefallen ist. Christian Pilnacek soll jedenfalls nach Interpretation des Landeskriminalamts, auch nach Interpretation des gerichtsmedizinischen Gutachters Mazenau mehrfach offenbar gestürzt sein oder einmal sehr kompliziert. Also es könnte entweder ein multiples Sturzgeschehen war der mir bis dahin nicht geläufige Fachbegriff, zurückkommen zu spuren. Es gibt, soweit ich weiß, aber keine gesicherten Spuren, die ein solches Sturzgeschehen plausibel machen würden.

Peter Pilz
Das ist eine vollkommen unklare Situation. Dazu gibt es auch neue Erkenntnisse und da bitte ich auch um ein bisserl Geduld, weil da eine Recherche noch nicht ganz abgeschlossen ist und ich noch mit Experten in St. Pölten sprechen muss, die mir bereits zugesagt haben, mir da einiges zu berichten. Das möchte ich noch abschließen, dann werden wir auch hier genaueres wissen.

Michael Nikbakhsh
Aber man kann schon so zusammenfassen, wenn Christian Pilnacek quasi hart gestürzt wäre, dann wäre das spurlos erfolgt.

Peter Pilz
Ja. Das ist ein wesentlicher Vorhalt, den man den Kriminalbeamten und der Staatsanwältin machen muss.

Michael Nikbakhsh
Seine Kleidung war verschmutzt, aber nicht beschädigt.

Peter Pilz
Ja, da möchte ich jetzt nicht spekulieren. Da gibt es Gründe, warum man bei dem Befund sehr vorsichtig sein muss.

Michael Nikbakhsh
Kommen wir zu einem Punkt, der mir aufgefallen ist. Es gibt ja da einige Zeitstempel in dieser Causa, die man gesichert quasi vorbringen kann. Um 07:50 Uhr entdeckt ein Baggerfahrer, der ViaDonau einen am Rücken treibenden Mann im Wasser leblos, verständigt um 7:51 die Polizei. Um 09:30 Uhr wird dann laut dem Protokoll die Kriminalpolizei, welche Leichen beschaut, die keine war, dazu kommen wir dann noch, am Ufer des Seitenarms von der herbeigerufenen Notärztin gemacht. 09:30 Uhr, meines Erachtens wichtige Uhrzeit. Da beginnt also das erste Mal eine Ärztin auf diesen Leichnam zu schauen. In deinem Verfahren ist hervorgekommen, dass schon zwei Minuten vorher um 09:28 Uhr der Anwalt von Sebastian Kurz erfahren hat, dass Pilnacek sich wohl umgebracht hat zu einem Zeitpunkt, wo noch gar keine Ärztin auf den Leichnam geschaut hatte. Wie geht sich das aus?

Peter Pilz
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ich habe mir über den Auftritt von Kurz-Anwalt Dietrich persönlich sehr gewundert, weil er die Geschichte noch wesentlich dubioser gemacht hat. Wenn jemand vor 09:30 Uhr, vor dem Beginn der ärztlichen Totenbeschau gesagt hat, das war ein Selbstmord, dann wird's sehr seltsam. Aber es gibt Hinweise, dass das passiert ist. Es gibt Hinweise, dass Beamte und Beamtinnen vor Ort, nur kurz nachdem sie den ersten Blick darauf geworfen haben, gesagt haben, klarer Selbstmord. Und da muss man meiner Meinung nach sehr vorsichtig sein, weil die Beamtinnen, das waren zum Teil einfache Polizeibeamtinnen, die als erste vor Ort waren, sicherlich nicht irgendein politisches Interesse und einen politischen Auftrag hatten. Da muss man sehr, sehr sauber nachfragen, warum sind da sehr schlampige, sehr voreilige und mit größter Wahrscheinlichkeit vollkommen falsche Schlüsse gezogen worden, die dann später für die Lenkung der Ermittlungen von ganz anderen genützt worden sind. Und wie entsteht sehr früh das Selbstmordgerücht, das ja eine Zeit lang braucht, um schon vor Beginn der ärztlichen Totenbeschau zum Kurzanwalt zu gelangen. Was ist denn da ganz früh passiert?

Michael Nikbakhsh
Der Anwalt hat auf Befragen gesagt, er habe aus Medienkreisen erfahren, dass es sich hier wohl um einen Selbstmord handle.

Peter Pilz
Ja, nur das ist wirklich äußerst seltsam. Es gibt schon Hinweise, dass ein bestimmtes SMS von Ulrich W., dass Ulrich W., ein Pilnacek-Freund, um 23 Uhr 44 des Vorabends von Pilnacek erhalten hat, mit dem Ich kann nicht mehr. Es ist ja vielfach zitiert worden, dass das zu kursieren begonnen hat.

Michael Nikbakhsh
Ich möchte dazu sagen, Ulrich W., Ulrich Wühlenweber, er war schon in der Dunkelkammer, er hat sehr offen darüber gesprochen und Er sagt auch das, was da als Abschieds SMS interpretiert wird, nach seiner heutigen Auffassung war es das nicht.

Peter Pilz
Nein, das wissen wir inzwischen auch und das hätten auch damals Kriminalpolizisten feststellen können, dass das ganz was anderes war. Und da sind wir ja wieder an einem ganz entscheidenden Punkt. Da liegt bald ein Handy auf der Polizeiinspektion Mautern beim Chefinspektor Fellner vom Landeskriminalamt in St. Pölten, dem Chef der Mordkommission. Die wissen geschwind, naja, das letzte SMS, das sie fehlinterpretieren als Abschiedsnachricht, ist auf dem Handy. Wie sich dann noch rausstellt, sind noch ganz andere Sachen mit Sicherheit auf dem Handy. Und das Handy ist kein Beweismittel? Und das Handy, wo sich möglicherweise noch ganz andere Abschiedsnachrichten oder eben nicht Abschiedsnachrichten finden, das gibt man nicht der Staatsanwältin, sondern nicht wissend, dass dort schon der Bunsenbrenner wartet, einer Grazer Gerichtspräsidentin?

Michael Nikbakhsh
Na gut, die Argumentation des Landeskriminalamts war ja bisher war ja für uns ein Selbstmord. Also was soll man da groß ermitteln? Dem könnte man zumindest entgegenhalten, naja, vielleicht fühlte er sich in die Enge getrieben und jemand hat ihn in eine Situation gebracht, aus der er sich nicht mehr herausgesehen hat. Die alleinige Annahme war ja, die Geisterfahrt unter Alkoholeinfluss sei schon ausreichend Grund gewesen.

Peter Pilz
Es gibt eine einzige Person, die sagen kann, das war eindeutig Selbstmord. Das ist ein gerichtsmedizinischer Sachverständiger, der über ausreichend Tatort Informationen oder Auffindungsort Informationen verfügt und als einziger vom medizinischen Standpunkt her beurteilen kann, was passiert ist.

Michael Nikbakhsh
Der es nicht gemacht hat.

Peter Pilz
Der Dr. Christian Matzenauer, um den es hier geht, der auf höchst spannende Art und Weise zum Sachverständigen in diesem Fall bestellt worden ist. Das ist auch ein Punkt, der noch untersucht werden muss. Der hat sogar beim Verbotsprozess, wirklich vor kurzem, unter Wahrheitspflicht ausgesagt, Er kann bis heute nicht eindeutig sagen, dass es Selbstmord war. Er hält inzwischen einen Selbstmord für wahrscheinlich, aber das ist seine persönliche Vermutung.

Michael Nikbakhsh
Also die Frage des Richters war Unfall oder Suizid. Und Matzenauer hat gesagt, ich neige dem Suizid zu.

Peter Pilz
Ja, aber eine Zuneigung ist für mich-

Michael Nikbakhsh
Ist auch keine absolute Aussage.

Peter Pilz
Ist kein Befund und ist nicht etwas, worauf man stützen kann, es war Suizid. Und wichtig bei dieser ganzen Causa ist, am Vormittag, wenige Stunden nach Pilnaceks Tod, hat niemand mit Sicherheit sagen können, es war Suizid. Und heute, mehr als zwei Jahre nach Pilnaceks Tod, kann das immer noch niemand mit Sicherheit sagen. Wir haben einen, ich formuliere es jetzt ganz vorsichtig, sehr spannenden offiziellen Gerichtsgutachter, den wir uns jetzt gerade viel, viel genauer anschauen, der sich bis heute nicht traut zu sagen, es war eindeutig Suizid. Wir haben einen Innsbrucker Gutachter, einen Gerichtsmediziner, der sagt, er hält ein Unfallgeschehen für wahrscheinlich und einen Suizid für extrem unwahrscheinlich. Und wir haben einen Berliner Professor, der sagt, es deutet eigentlich sehr viel auf ein Tötungsdelikt hin. Er kann aber erst eine abschließende Stellungnahme abgeben, wenn er, wie auch der Dr. Longato aus Innsbruck, die Fotos gesehen hat.

Michael Nikbakhsh
Der Vollständigkeit halber, es gibt einen weiteren Gerichtsmediziner in Deutschland, Peter Gabriel, der die Fotos vorgelegt bekommen hat. Darüber hat ServusTV im Rahmen einer Reportage berichtet. Und der wiederum hat die Erkenntnisse vom Gerichtsmediziner Matzenauer, soweit ich das Überblicke, zu 100 Prozent bestätigt.

Peter Pilz
Ja, sowas Schleißiges habe ich, habe ich noch ganz selten gesehen, weil natürlich haben wir uns gefragt, hat dieser deutsche Gerichtsmediziner ein Gutachten erstellt? Nein, das muss man sich mal vorstellen. Ein Gutachter, der sich hinsetzt, die Leichenfotos von einem Journalisten kriegt, dessen Pilnacek Buch von Sebastian Kurz überschwänglich gelobt worden ist und der sich die Leichenfotos anschaut und ohne Gutachten und ohne genauere Untersuchungen einen Befund abgibt. Ich würde das aber eher beiseitelassen, Ich halte es nicht für wesentlich und ich kann das, was dieser Duisburger Sachverständige im Interview gesagt hat, nicht auf eine Stufe stellen mit den Gutachten von Matzenauer, Longato und Zokos. Das sind drei Gutachten und mehr Gutachten gibt es nicht.

Michael Nikbakhsh
Gut, der Vollständigkeit halber sei auch hier dazu gesagt, du hast es eh erwähnt, Longato hatte, so wie alle Gutachter, mit denen du geredet hast, eben keinen Zugang zu Fotos. Das ist eine Schwäche bei der Befundung gewesen. Darauf hat Longato auch hingewiesen. Zokos. Zokos hat darauf hingewiesen, beide haben darauf hingewiesen, haben aber zumindest soweit es Zokos betrifft, die Methodik, die gerichtsmedizinische Methodik zur Bestimmung des Ertrinkungstods deutlich hinterfragt. Dazu möchte ich dann auch noch kommen, weil dazu hätte es nicht zwingend Fotos gebraucht. Also Zokos hat unter anderem ja festgehalten, eine ganze Reihe von spezifischen Ertrinkungsmerkmalen fehlen schlicht und einfach im Befund des Gerichtsmediziners Matzenauer. Ich möchte aber noch einen, bevor wir dazu kommen, noch einen Schritt zurückgehen zu den Aussagen der Notärztin Dagmar W., die am 20., am Morgen des 20. Oktober an den Auffindungsort gerufen wurde. Da gab es ein Ding, das steht seit einigen Monaten im Raum und jetzt hat erstmals die Ärztin selbst bestätigt, dass es so war, die ominöse Drucksituation, der sie ausgesetzt gewesen sei. Ich erinnere daran, das war im Protokoll nachzulesen, die Ärztin hat ausgesagt, anwesende Polizisten hätten sie faktisch an der Arbeit gehindert und versucht einzuschüchtern, nur ja keine Obduktion bei der Staatsanwaltschaft Krems anzuregen, das wurde von allen Seiten dementiert. Kürzlich war Dagmar W. Im Zeugenstand in deinem Verfahren. Und wer hat das bestätigt?

Peter Pilz
Nicht nur das, sondern die Journalstaatsanwältin, die am Anfang die Ermittlungen eingeleitet hat, die hat ja alles bestätigt, was Dagmar W. gesagt hat. Die hat ja bestätigt, dass die Leiterin der polizeilichen Ermittlungen vor Ort versucht hat, ihr eine Anordnung der Obduktion durch die Staatsanwaltschaft Krems auszureden. Das heißt, die Aussagen von der Notärztin und von der Staatsanwältin stimmen überein und stehen in ganz entscheidenden Punkten im Widerspruch zu den Aussagen der Postenkommandantin von Mautern. Das wird sich der Untersuchungsausschuss sicher genau anschauen und das kann möglicherweise auch noch zu einem Verfahren führen, aber das kann man mit Sicherheit nicht so einfach stehen lassen.

Und dann gibt es einen Punkt, den ich bis heute nicht verstehe und den müssen wir versuchen aufzuklären. Auf der einen Seite erklären Staatsanwaltschaft und dann auch Landeskriminalamt, weil die Notärztin Zweifel hatte und ein Fremdverschulden nicht ausschließen konnte, deswegen waren alle für die Obduktion. Plötzlich war dann auch das Landeskriminalamt für eine Obduktion. Gleichzeitig werden aber Behauptungen aufgestellt bis heute, dass bereits vor diesem Zeitpunkt der Selbstmord vollkommen klar war. Jetzt wenn ein Selbstmord zweifelsfrei feststeht, dann kann es keine Anordnung einer Obduktion geben. Das ist gar nicht zulässig. Eine Obduktion ist nur zulässig, wenn es Zweifel gibt. Und aus diesem Widerspruch kommen weder die Staatsanwältin in Krems noch die beteiligten Kriminalpolizisten aus. Entweder hat es zweifelsfrei Selbstmord gegeben, bereits zu diesem Zeitpunkt, dann kann man das Handy weitergeben, aber in die Verlassenschaft und nicht selber ein Erbschaftsverfahren kriminalpolizeilich vorwegnehmen. Oder es hat Zweifel am Selbstmord gegeben, und das ist ja jetzt bestätigt worden durch die Notärztin, ein Fremdverschulden konnte nicht ausgeschlossen werden, dann kann man nicht Selbstmord behaupten, weil eines gibt es nicht und das dürften sogar einzelne Kriminalpolizisten in St. Pölten bereits erahnen. Einen Selbstmord mit möglichem Fremdverschulden hat es bis heute zumindest an der Donau noch nicht gegeben.

Michael Nikbakhsh
Kommen wir zu den Feststellungen des Gutachters Matzenauer. Er hat tatsächlich im Verfahren keine eindeutige Festlegung treffen wollen. Wie gesagt, er hat auf Befragung des Richters Unfall oder Suizid gesagt, ich neige dem Suizid zu. Das ist ja so, ist durchaus keine wirklich entschlossene Antwort. In seinem Resümee, ich habe das in der Dunkelkammer immer wieder zitiert, da ist was ganz Interessantes bei dir im Verfahren passiert. In seinem Resümee schreibt der Matzenauer, eindeutige Hinweise auf grobe Gewalteinwirkung durch Dritte hätten sich also im Zuge der Obduktion nicht ergeben. Jetzt wurde er im Verfahren gefragt, warum er das so formuliert hat und nicht anders. Und soweit ich das verstanden habe, hat er darauf gesagt, es gab ja Hinweise auf Gewalteinwirkung. Nur diese lassen sich eben mit dem Sturzgeschehen erklären, diese Hinweise. Es wurde dann im weiteren Verfahrensverlauf auch nicht wirklich vertieft. Für mich bleibt diese Antwort vollkommen rätselhaft.

Peter Pilz
Ja, sie bleibt vorläufig rätselhaft, aber wir haben da schon einiges zusätzlich herausgefunden, auch zur Art und Weise, wie bestimmte Gutachten erstellt werden. Aber dazu möchte ich Dr. Matzenauer noch schriftlich einige Fragen stellen und vorher nichts dazu sagen, weil ich möchte ihm noch die Chance geben, einiges zu erklären.

Michael Nikbakhsh
Er hat im Verfahren auch Wert auf die Feststellung gelegt, dass Formulierungen, wie diese eigentlich state of the art sind bei gerichtsmedizinischen Gutachten.

Peter Pilz
Das schauen wir uns noch genauer an. Da gibt es einige wirklich sehr heikle Fragen, aber die möchte ich zuerst dem Dr. Matzenauer stellen.

Michael Nikbakhsh
Kommen wir noch zu, da reden jetzt zwei nicht Fachleute miteinander, aber du hast ja Fachleute damit befasst und wir haben ja das Gutachten Matzenauer auch, in dem das ausgeführt wird. Matzenauer hat sich lediglich darauf festgelegt, dass Christian Pilnacek ertrunken ist und hat die Verletzungen, die er hatte, das sollte man vielleicht auch dazu sagen, äußerlich war kaum etwas zu sehen, er hatte eine Verletzung an der Schläfe, Abschürfungen von den Knien abwärts, die Hände waren auch quasi bedient, aber viele Verletzungen hat er unter der Haut, sogenannte Hautunterblutungen oder Einblutungen, die sind eben erst bei der Obduktion sichtbar geworden. Matzenauer hat alle diese Verletzungen, die er da selber dokumentiert hat, mit entweder dem Sturzgeschehen, wir haben schon darüber gesprochen, oder dem Ertrinkungsvorgang erklärt. Michael Zokos, einer der Gutachter, die du befragt hast, hat festgestellt, und jetzt komme ich quasi zu dem Punkt, dass er dafür wohl keine Fotos gebraucht hat. Er hat gesagt, das was Matzenauer an ertrinkungstypischen Merkmalen festgestellt hat, sind keine Ertrinkungstypischen Merkmale. Ist das noch mal vertieft worden?

Peter Pilz
Nein, das muss noch vertieft werden. Das ist etwas, was ich überhaupt nicht beurteilen kann. Das ist eine wichtige Frage für den Untersuchungsausschuss und für allfällige neue staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die ich eigentlich für unausweichlich halte, dass man das Verfahren wieder aufnimmt und sich das alles anschaut. Das muss doch eine Staatsanwaltschaft beschäftigen. Gibt es überhaupt einen eindeutigen und verlässlichen Ertrinkungsbefund oder ist Pilnacek möglicherweise gar nicht ertrunken? Ich kann das nicht beurteilen, das ist so weit außerhalb meines Kompetenzbereiches. Ich kann nur die Fragen stellen und hoffen, dass das endlich einmal seriös aufgeklärt wird.

Michael Nikbakhsh
Ich möchte an einem Beispiel illustrieren, wie schwierig es ist, in solchen Fällen ein Grundverständnis zu entwickeln, wenn Fachleute vollkommen differierende Einschätzungen geben, und zwar am Beispiel eines Punktes. Wir haben lange drüber geredet, wir haben es nie wirklich offensiv thematisiert. Es ist in deinem Verfahren aber dann so oft zur Sprache gekommen, dass ich in einem Podcast ein paar Sätze darüber verloren habe. Da ging es eben darum, dass der Leichnam von Christian Pilnacek stark eingekotet war. Matzenauer hat vor Gericht gesagt, das ist nichts Besonderes, unspezifisch, so was passiert beim Ertrinken. Michael Zokos hat gesagt, das hat er überhaupt noch nie erlebt.

Peter Pilz
Naja, da muss man jetzt muss man jetzt jenseits der Gerichtsmedizin einfach etwas berücksichtigen. Christian Matzenauer ist ein relativ junger gerichtsmedizinischer Sachverständiger mit einer kleinen Ordination im vierten Bezirk in Wien, der, wenn er Aufträge bekommt, im Klinikum Favoriten, also woanders, seine Obduktionen durchführt. Michael Zokos ist einer der erfahrensten und renommiertesten Gerichtsmediziner im deutschsprachigen Raum und hat hunderte solche Fälle untersucht. Er hatte die großen Untersuchungen bei Srebrenica gemacht, bei den Tsunami Opfern und viele andere sehr große Untersuchungen. Er hat natürlich einen großen Überblick und hat eindeutig festgestellt, bei allem, was er in der Literatur und aus eigener Erfahrung kennt, gibt es den Befund Einkotung bei Ertrinken nicht. Der ist bei Ertrinken unbekannt. Das nehme ich schon ernst und stelle halt nur eine Frage, Ja, wenn und das ist noch nicht beantwortet, wenn diese Einkotung völlig untypisch ist für Ertrinken und wenn einiges darauf hindeutet, dass diese Einkotung vorher passiert ist, hat Zokos hier möglicherweise recht mit seinem Hinweis darauf, dass das eine Reaktion auf einen Angriff war? Und das wissen wir als Nichtmediziner, dass in einer Situation des plötzlichen Erschreckens so was passieren kann. Ich kann das nicht beurteilen, ich will es auch nicht beurteilen. Das ist auch ein sehr heikler Befund. Das gehört seriös beurteilt und das ist nicht geklärt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Staatsanwaltschaft, auch wenn es so eine seltsame Staatsanwaltschaft ist wie die in Eisenstadt, das einfach ignoriert.

Michael Nikbakhsh
Ich möchte ausdrücklich betonen, es gibt keinen einzigen Hinweis dafür, dass Christian Pilnacek Opfer eines Angriffs wurde oder dass sein Ableben die Folge eines Angriffs gewesen wäre. Jedenfalls gibt es keine Spuren am Ufer von Rossatz, die das belegen würden.

Peter Pilz
Nein, es gibt keine Spuren irgendwo an einem Tatort oder in der Nähe eines Auffindungsortes. Aber es gibt eben die Spuren am Körper von Christian Pilnacek. Und diese Spuren werfen so viele Fragen auf, dass man doch endlich einmal hergehen sollte und das ordentlich untersuchen sollte.

Und dazu gibt es einen jetzt einmal einfachen ersten Schritt, nämlich beiden Gutachtern Dr. Longato und Professor Zokos die Lichtbilder zur Verfügung zu stellen. Die wären ja bereit, das zu begutachten. Und das heißt ja nicht, dass man das dann einfach sagen muss, okay, dann ist jetzt alles klar. Und wenn das dann weitere entscheidende Fragen aufwirft, kann ja die Staatsanwaltschaft noch weitere Fragen an andere Gutachter stellen.

Aber eins geht sicherlich nicht, dass man sagt, wir verstecken den Auswertungsbericht Smartwatch, wir verstecken die Lichtbilder, wir verstecken alles, was möglicherweise als Spur in eine andere Richtung führt, so lang, bis das Ganze ausgesessen ist und wir den Akt ein zweites Mal zumachen können. Und ich habe den Eindruck, ich formuliere das jetzt ganz vorsichtig, dass die Staatsanwaltschaft Eisenstadt, die meiner Meinung nach wahrscheinlich nicht die geeignete Staatsanwaltschaft ist, die Wiederaufnahme der Pilnacek Ermittlungen zu prüfen, weil die schon einige Male sehr auffällig geworden ist, bei heiklen Verfahren. Ich habe den Eindruck, dass hier nicht alles getan wird, um zu prüfen, ob die Ermittlungen wieder aufgenommen werden müssen. Und es dürfte einen völlig anderen Hintergrund haben. Das Problem ist, glaube ich, weder die Staatsanwaltschaft Krems noch die Staatsanwaltschaft Eisenstadt, sondern die Oberstaatsanwaltschaft Wien.

Michael Nikbakhsh
Die für beide die sogenannte Fachaufsicht hat.

Peter Pilz
Ja, Dienst und Fachaufsicht. Dort, und das wird der Untersuchungsausschuss sich sicherlich sehr, sehr genau anschauen, dort sehe ich einige der Probleme. Und ich glaube, früher oder später wird sich die Justizministerin, und um die geht es da auch, die Frage stellen müssen, kriege ich seriöse Pilnacek Ermittlungen, möglicherweise nur unter der Voraussicht, dass ich eine Staatsanwaltschaft betraue, die nicht unter Kontrolle der Oberstaatsanwaltschaft Wien steht.

Michael Nikbakhsh
Aber jetzt muss er doch dazu sagen, dass der Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Johann Fuchs, ja ein wirklich enger Freund von Christian Pilnacek war und ich habe mir gedacht, er müsste doch selber auch ein deutliches Interesse daran haben, dass dieser Fall lückenlos aufgeklärt wird.

Peter Pilz
Bis jetzt wieder vorsichtig formuliert, verfüge ich über keinerlei Hinweise auf ein gesteigertes Aufklärungsinteresse seitens der Oberstaatsanwaltschaft Wien. Nein, die sind doch immer hergegangen und haben gesagt, passt und alles aufgeklärt und Staatsanwaltschaft Krems toll und so weiter. Die Oberstaatsanwaltschaft Wien hat sehr, sehr lange der Staatsanwaltschaft Krems die Mauer gemacht. Und erst an einem Punkt, wo auf der Suche nach Professor Zokos Kreuz und quer durch kleine Dörfer in Hessen sich die Staatsanwaltschaft Krems völlig lächerlich gemacht hat, das war in diesem Frühsommer, hat man dann gesagt, okay, die Lachnummer Krems beenden, wir geben es den Profis in Eisenstadt. Ich glaube nicht, dass dadurch irgendwas besser geworden ist, aber die Gefahr, dass dieses ganze Verfahren in vollkommener Lächerlichkeit endet, ist damit möglicherweise abgewendet worden.

Michael Nikbakhsh
Also die Chance, dass Eisenstadt da was weiterbringt, sei Eisenstadt natürlich gegeben. Ich muss auch dazu sagen, ich meine, so wahnsinnig viele Leute exponieren sich derzeit nicht und sagen, so wie Christian Pilnacek gestorben sein soll, so ist er nicht gestorben. Du gehörst dazu, ich gehöre dazu, noch ein paar andere auch. Und die hält man eigentlich grosso modo für Spinner.

Peter Pilz
Nein, so ist es mit Sicherheit nicht. Erstens gibt es großes öffentliches Interesse an dem, was wir herausfinden und ich bin sehr froh darüber. Das sieht man an den Hörerzahlen bei dir im Podcast, das sieht man auch bei den Artikeln, die Erich Vogl in der Kronenzeitung regelmäßig veröffentlicht und Fabian Schmidt im Standard. Wir sind ja da bei den Recherchen nicht allein. Da gibt es zum Glück etliche gute und unbestechliche Journalistinnen und Journalisten von der Kronenzeitung über den Standard bis hoffentlich auch zu uns beiden. Wir haben gemeinsam Etliches zusammengebracht und unterschätzen wir eines nicht. Vier Parlamentsparteien, SPÖ, NEOS, Grüne und FPÖ wollen, dass das jetzt parlamentarisch aufgeklärt wird. Das ist ja nicht nix. Auf der anderen Seite stehen ja wirklich nur noch ÖVP, die betroffenen Staatsanwälte und Kriminalpolizisten, die führenden ÖVP Polizisten und dann Journalisten wie ja Wolfgang Fellner, Gernot Rohrhofer und Florian Klenk. Na, das regt mich nicht besonders auf. Und ich halte es ehrlich gesagt gar nicht für schlecht, wenn in diesem Fall hochprofessionelle Journalisten wie Florian Klenk, aus welchem Grund auch immer auf der anderen Seite stehen, weil dadurch alles, was wir tun, noch genaueren Faktenchecks unterworfen wird. Und bis jetzt alles, was die drei, also Fellner, Rohrhofer und Klenk zusammengebracht haben, hat uns ja noch sicherer gemacht. Insofern sollten wir dankbar sein.

Michael Nikbakhsh
So oft wie du den Klenk jetzt genannt hast, zwingst mich ja förmlich in demnächst einzuladen, um über all das zu sprechen in deinem Beisein.

Peter Pilz
Ja, ich habe persönlich, persönlich nichts dagegen, wenn Leute, die den Fall aus einer anderen Perspektive sehen, zur Wahrheitsfindung beitragen können. Spricht ja nichts dagegen.

Michael Nikbakhsh
Also ich kann mir das nur unter der Voraussetzung vorstellen, dass so ein Gespräch in vollkommen friedlicher, sachlicher Atmosphäre abläuft. Wenn alle Beteiligten sich darauf verständigen, können wir das wohl machen.

Peter Pilz
Überlegen wir uns das alles. Das Einzige, worauf ich natürlich Rücksicht nehmen werde, sind meine laufenden Verfahren. Was für mich jetzt einmal sehr wichtig ist, ist den 18. Dezember gut zu überstehen, weil, und das ist mir nach wie vor das Wichtigste, am 18. Dezember es ja wirklich möglich scheint, dass ein Buch, das zu einem Untersuchungsausschuss führt, gerichtlich verboten wird. Und das ist ja nicht meine Privatangelegenheit. Wir merken doch seit Jahren, dass es in Österreich enger und enger wird, dass investigative Journalisten und Journalistinnen es immer schwerer haben, dass mit dem Vorschieben des Arguments, es würde irgendeine Privatsphäre gestört oder andere Argumente, wir immer öfter für etwas kriminalisiert werden, wofür wir früher von unabhängigen Richterinnen und Richtern durchaus verteidigt worden sind und freigesprochen worden sind und bestärkt worden sind. Ich kann mich erinnern, als junger Abgeordneter habe ich Jörg Haider öffentlich den Drahtzieher und ich glaube Mentor des rechtsextremen Terrorismus bezeichnet und ein Gericht hat mich nach der Haiderklage freigesprochen. Heute würde ich mit Sicherheit verurteilt werden und heute sind wir so weit, und da wird es ein bisschen ungarischer und ein bisschen italienischer und ein bisschen amerikanischer in Österreich, dass wir uns schon journalistische Fragen in bestimmten Situationen überlegen müssen, ob wir die überhaupt noch stellen dürfen, ohne verurteilt zu werden. Heute haben wir eine Justiz, die so wie es in Ungarn vor 15 Jahren begonnen hat, immer enger und enger wird und inzwischen schon Kabarettisten verurteilt, weil ein Kriminalpolizeichef sich verunglimpft fühlt.

Michael Nikbakhsh
Zum Fall Scheuba versus Holzer. Genau, das Bundeskriminalamt.

Peter Pilz
Das ist, es ist ja ein Missverständnis, wenn man glaubt, da geht es um mich oder geht es um Zack Zack, es geht um uns alle und wir wissen ganz genau, dass wir heute in Österreich unter anderen Bedingungen arbeiten als früher. Es wird enger, enger und enger und wir brauchen nur nach Budapest oder Washington schauen, um zu sehen, wie das weitergehen kann. Deswegen ist es so wichtig, solche Verfahren zu gewinnen. Das gibt es doch nicht, dass ein Buch, das zu einem Untersuchungsausschuss führt, verboten wird. Was ist der nächste Schritt, dass man sich überlegt, gleich Untersuchungsausschüsse zu verbieten? Man weiß ja nicht, wenn es einmal angefangen hat, wo das Ganze dann aufhört. Aber man weiß, was diese Herrschaften, die derartige Prozesse betreiben, was sie vorhaben und was ihre Absichten sind. Und das sind Absichten, die mit Pressefreiheit und Rechtsstaat meiner Meinung nach nicht vereinbar sind.

Michael Nikbakhsh
Hast du eine Größenordnung, was dieses Verfahren bisher gekostet hat?

Peter Pilz
Nein, aber ich muss das jetzt eh von meiner Geschäftsführung berechnen lassen. Wir wollen diese Zahlen alle vor dem 18. Dezember am Tisch legen, damit sich die Leute ein Bild machen können. Aber für uns ist das natürlich enorm belastet und die Kreise, die das betreiben, wissen das auch, weil wir kriegen ja oft oft jede Woche, es hat sogar Wochen gegeben, wo wir zwei Klagen zugestellt haben, bekommen haben. Und das kommt alles aus diesem Milieu. Und das sind Slap Klagen. Das heißt Klagen von wirtschaftlich und politisch übermächtigen Gegnern, die sich alles leisten können und die alle Mittel zum Einsatz bringen, damit sie sich auch in Zukunft alles leisten können und damit sie nicht von Leuten wie dir und mir und ein paar andere gestört werden.

Michael Nikbakhsh
Man kann das natürlich auch runterbrechen auf die Feststellung, sie wollen sich halt nicht Datenputztrupp nennen lassen.

Peter Pilz
Ja, wenn sie das wollen, dann sollen sie ganz normale Verfahren führen und mich und uns deshalb klagen. Aber nur weil das Wort Datenputztrupp in einem Buch drinsteht, lässt man ein Buch verbieten. Da frage ich mich wirklich, wo wir in Österreich bereit sind. Übrigens, in den Auflagen, die jetzt am Markt sind und die man noch verbieten lassen kann, kommt das Wort Datenputztrupp nicht mehr vor.

Michael Nikbakhsh
Was mich ein bisschen erstaunt hat, ist, dass sich im Verfahrensverlauf herausgestellt hat, dass die Kläger und ein Buch teils überhaupt nicht gelesen haben.

Peter Pilz
Das war für mich ein ganz wesentlicher und überraschender Punkt. Im Grunde hat der Bundespolizeidirektor Takacs mit seiner Äußerung Ich habe das Buch gar nicht gelesen. Ich muss das Buch nicht gelesen haben, um es verbieten zu können. Das ist das Entscheidende. Ich muss nur feststellen, dass mich stört. Und wenn das jetzt wirklich so ist, dass man zu kriech gehen kann und sagen, ich möchte ein Buch, das ich nicht gelesen habe und wo ich nur von anderen gehört habe, dass irgendwas Schierches über mich drinsteht, ich möchte, dass das verboten wird. Wenn das reicht, um ein Buch verbieten zu lassen, dann sind wir wirklich schon sehr weit und es ist gefährlich. Da geht es nicht um mich. Ich überstehe das. Ich habe schon so viele Prozesse überstanden, ich werde auch diesen Prozess überstehen. Aber ich frage mich nicht, wie ich diesen Prozess überstehe, sondern wie die Pressefreiheit diesen Prozess übersteht. Das ist für mich die Frage.

Michael Nikbakhsh
Wenn das Buch verboten wird, wir sind jetzt am ende des Jahres 2025, wird es alsbald durch Nummer 2 jedenfalls ergänzt. Wann soll das rauskommen?

Peter Pilz
Ja, zum Start des Untersuchungsausschusses, ich muss einige Recherchen noch abschließen, einige wirklich vielversprechende Recherchen, da werde ich sicher noch etliche Wochen brauchen. Dann hat man die normale, möglichst kurze Produktionszeit und dann kommt es am Markt. Ich kann jetzt nicht sagen Ende Jänner oder kurz danach, aber ungefähr in dieser Zeit und das garantiere ich. Nachdem das Crowdfunding für uns ja ganz überraschend erfolgreich läuft, muss ich sagen, das ist einfach, das ist eine Riesenfreude, in der Früh aufzustehen und zu sagen, wir haben uns an die Leute, an unser Publikum gewandt und haben gesagt, bitte helft uns die Produktionskosten zu finanzieren. Es handelt sich um 24.000 Euro und da ist garantiert kein Honorar von mir dabei. Das sind die reinen Produktionskosten. Und ich stehe zwei Tage später heute in der Früh auf und sehe, Wir nähern uns 90 Prozent des Crowdfunding Ziels. Möglicherweise heute oder morgen erreichen wir 100 Prozent unseres Ziels. Das sind dann schon Erlebnisse, wo ich mir denke, ja, auf unserer Seite, auf der Seite von Pressefreiheit und investigativem Journalismus, da ist schon noch viel da und da gibt es so viele Leute, die auf unserer Seite sind, das können wir gewinnen.

Michael Nikbakhsh
Ja, also dass es diese Menschen gibt, das kann ich durchaus bestätigen. Viele davon hören auch die Dunkelkammer, danke an dieser Stelle. Übrigens, weil du dein Buch erwähnt hast. Ich darf zum Abschluss noch auf unser eigenes Projekt verweisen. Edith Meinhart hat den Nonnen von Goldenstein nicht nur eine mehrteilige Podcast-Serie in der Dunkelkammer gewidmet, sondern auch ein Buch dazu geschrieben, das der Einfachheit halber gleich in einem Verlag erscheint, den die Edith und wir mitgegründet haben, Edition Lauter. Dieses Buch wird am 3. Dezember in der Kulisse Wien vorgestellt und es haben sich alle drei Schwestern, Schwester Bernadette, Schwester Regina und Schwester Rita angekündigt. Karten gibt es unter anderem auf www.kulisse.at und ich mache jetzt noch etwas, das wir in der Dunkelkammer immer wieder gerne machen. Ich spiele unter den Abonnentinnen und Abonnenten auf Steady und Apple Premium 5 mal 2 Karten für diese Buchpräsentation am 3. Dezember aus. Schreibt mir bitte an redaktion@diedunkelkammer at und das bitte bis sagen wir mal ungefähr den 22. November. Dann geht sich das auch noch aus mit der Verständigung der Gewinnerinnen.

Peter Pilz
Und ich schließe noch einen Appell an. 71 Jahre alt habe ich werden müssen, um zu Eigentlich finde ich zum ersten Mal in meinem Leben das ganz super, was drei Klosterschwestern machen und man soll das dringend unterstützen, dorthin pilgern. Ich glaube, das ist der angemessene Ausdruck und mit Ihnen gemeinsam das Erscheinen dieses Buches feiern.

Michael Nikbakhsh
Vielen Dank. Ich lasse das jetzt einfach so abschließend stehen. Danke Peter Pilz fürs Kommen.

Peter Pilz
Bitte gern.

Autor:in:

Michael Nikbakhsh

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