Die Dunkelkammer
Der Fall Pilnacek #6: Karin Wurm – Freundin, Zeugin, Beschuldigte

In der Episode #158 spreche ich mit Karin Wurm. Sie war 2023 Christian Pilnaceks Freundin und bewohnte 2023 gemeinsam mit Anna P., einer Mitarbeiterin von Wolfgang Sobotka, ein Haus in Rossatz im Bezirk-Krems Land. Jenes Haus, das Pilnacek am 20. Oktober 2023 kurz vor ein Uhr verlassen hatte, ehe sein Leichnam sieben Stunden in einem Seitenarm der Donau aufgefunden wurde.

Karin Wurm war Pilnaceks Freundin, sie ist zugleich aber auch eine wichtige Zeugin. Sie ist die bisher letzte bekannte Person, die den Sektionschef lebend sah. Sie hat darüber hinaus auch Wahrnehmungen etwa zur Rolle von Anna P. und das im Zusammenhang mit dem Verbleib von Pilnaceks privatem Laptop. Stichwort: "Lass ihn verschwinden." Karin Wurm sagt, sie habe bisher ein „normales Leben“ geführt. Jetzt ist sie Beschuldigte in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Krems eben wegen des Verbleibs von Pilnaceks Laptop. Zugleich wurde sie als Zeugin vom LKA Niederösterreich einvernommen, sie hat auch vor der WKStA als Zeugin ausgesagt - zuletzt am 4. März, einen Tag nachdem das Gespräch für die Dunkelkammer aufgezeichnet wurde. Und sie wird als Zeugin Ende März in einem Verfahren erwartet, das ein Chefinspektor des Landeskriminalamts gegen Peter Pilz‘ Verlag Zackmedia angestrengt hat. Warum sich Karin Wurms Leben plötzlich gar nicht mehr normal anfühlt, das und mehr gibt es hier zu hören.

Michael Nikbakhsh
Herzlich willkommen zur 158. Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbakhsh und auch heute beschäftigt mich der Fall Christian Pilnacek. Im Studio begrüße ich Karin Wurm. Sie war Pilnaceks Freundin und sie bewohnte 2023 ein Haus in Rossatz im Bezirk Krems Land. Dieses Haus, das hat Christian Pilnacek am 20. Oktober 2023 kurz kurz vor 1 Uhr verlassen, ehe dann sein Leichnam knapp 7 Stunden später in einem Seitenarm der Donau aufgefunden wurde.

Karin Wurm war Pilnaceks Freundin, sie ist zugleich aber auch eine wichtige Zeugin. Sie ist die bisher letzte bekannte Person, die Christian Pilnacek lebend gesehen hat. Und sie hat darüber hinaus auch Wahrnehmungen, etwa zur Rolle von Wolfgang Sobotkas Mitarbeiterin Anna P. Und zwar im Zusammenhang mit dem Verbleib von Pilnaceks privatem Laptop. Ich habe Karin Wurm Ende 2023 kennengelernt und wir hatten damals schon über eine Podcast Aufzeichnung gesprochen, aber der Zeitpunkt so knapp nach Pilnaceks Tod war unpassend. Mittlerweile ist einiges an Zeit vergangen und die Situation hat sich auch und gerade für Karin Wurm weiter verändert. Sie ist einerseits Beschuldigte in einem staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren, ganz konkret der Staatsanwaltschaft Krems.

Da geht es eben um den Verbleib von Pilnaceks Laptop, der heute ausführlich Thema sein wird. Zugleich wurde sie als Zeugin vom Landeskriminalamt Niederösterreich einvernommen. Sie hat von der WKStA mittlerweile ausgesagt, zweimal, zuletzt am 4. März also einen Tag nachdem das hier folgende Gespräch für die Dunkelkammer aufgezeichnet wurde. Und sie wird als Zeugin Ende März in einem Verfahren erwartet, das ein Chefinspektor des Landeskriminalamts Niederösterreich gegen Peter Pilz Verlag Zack Media angestrengt hat. Karin Wurm sagt, sie habe bisher ein normales Leben geführt. Warum sich ihr Leben plötzlich nicht mehr normal anfühlt und warum sie sich gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ächtung ausgesetzt sieht, das hört ihr jetzt.

Bei mir in der Dunkelkammer begrüße ich jetzt Karin Wurm. Hallo Karin, danke fürs Kommen.

Karin Wurm
Hallo Michael, danke für die Einladung.

Michael Nikbakhsh
Karin ich schlag vor, wir fangen ganz pragmatisch. Wer ist Karin Wurm und was verband sie mit Christian Pilnacek?

Karin Wurm
Also ich sage jetzt mal, ich bin nichts Besonderes. Ich würde sagen, dass ich ein normales Leben bisher geführt habe. Ich habe 20 Jahre in Deutschland gearbeitet und bin vor fünf Jahren nach Österreich zurückgekommen und habe mich in Rossatz niedergelassen.

Michael Nikbakhsh
Rossatz in der Nähe von Krems. Da bewohntest du ein Haus.

Karin Wurm
Richtig.

Michael Nikbakhsh
Zum damaligen Zeitpunkt gemeinsam mit Sobotka Mitarbeiter, Mitarbeiterin Anna P. Um die es heute auch noch das eine und andere Mal gehen wird. Ja, und ab dem, soweit ich das verstanden habe, Frühjahr, Sommer 2023 war auch Christian Pilnacek immer wieder mal in dem Haus, weil?

Karin Wurm
Richtig. Also wie schon kurz erwähnt, ich lernte Anna P. In Rossatz kennen, da sie damals Vizebürgermeisterin in Rossatz war und wir hatten uns gleich angefreundet. Als sie sich von ihrem Mann trennte, zog sie kurzerhand bei mir ein und ich bekam mit, dass sie im Kabinett von Nationalratspräsidenten Sobotka arbeitet. Und in unseren Gesprächen fiel ständig der Name Christian Pilnacek.

Michael Nikbakhsh
Dir sagte der zu diesem Zeitpunkt zunächst nichts.

Karin Wurm
Nein, der Name Pilnacek sagte mir nichts. Wie gesagt, da ich 20 Jahre in Deutschland gelebt hab, hatte ich mich mit der Politik in Österreich nicht mehr befasst, sondern eher mit der deutschen Politik. In dem Land, in dem man lebt, interessiert man sich eben dann für die Politik. Ich wurde natürlich neugierig und am 14.06.2023 wurde mir Christian Pilnacek im ersten Bezirk im Restaurant Il Cavaluccio vorgestellt. Ja, wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden und wollten uns natürlich wiedersehen. Zwei Wochen später, kann man schon so sagen, waren wir ein Paar und Christian übernachtete jeden zweiten Abend bei mir in Rossatz.

Michael Nikbakhsh
Ja, ich schlage vor, wir springen dann gleich zum 19.10.2023 das ist der letzte Tag im Leben von Christian Pilnacek. Wie hat dieser Tag begonnen?

Karin Wurm
Der Tag hat so begonnen, Wir hatten um 8 Uhr morgens einen Banktermin in Krems, danach einige Besorgungen in einem Supermarkt. Christian brachte mich dann wieder nach Rossatz, weil er um 11 Uhr eine Einladung in der ungarischen Botschaft hatte und fuhr um circa 10 Uhr 15 von Rossatz weg, war dann, wie gesagt, um 11 Uhr in Wien. Und es war immer so, dass egal wo einer von uns hingefahren ist, wir hatten uns dann immer verständigt in dem Wortlaut, Ich bin gut gelandet und das hat er natürlich auch an diesem Tag getan und bis 16 Uhr hatte ich überhaupt nichts von ihm gehört, was mich eigentlich schon ein bisschen stutzig machte, aber ich dachte mir, naja, er hat halt sehr viel zu tun und hat jetzt auch keinen Sinn für irgendeine WhatsApp Nachricht.

Michael Nikbakhsh
In weiterer Folge hat er, soweit rekonstruierbar, an diesem Tag einige Termine bis in den Abend hinein, ehe er sich dann irgendwann ins Auto gesetzt hat. Dokumentiert ist dann der Abend die Geisterfahrt auf der S5. Um 22:31 Uhr wird er von der Autobahnpolizeiinspektion Stockerau als Geisterfahrer aufgehalten und zwar kurz vor Stockerau auf der Fahrt Richtung Wien. Jetzt habe ich lange angenommen, er sei an dem Abend zunächst zu dir nach Rossatz unterwegs gewesen und dann irgendwie auf die falsche Richtungsfahrbahn geraten, weil ursprünglich war er ja Richtung Krems unterwegs, aber mittlerweile kann man wohl nicht mehr ausschließen, dass er an diesem Abend gar nicht zu dir wollte, sondern anderswo zu tun hatte und möglicherweise zurück auf dem Weg nach Wien war. Du hast dazu ausgesagt, du hattest ihn an dem Abend auch nicht erwartet in Rossatz.

Karin Wurm
Das ist richtig. Ich hatte ihn an diesem Abend nicht erwartet. Wir waren erst wieder für Freitag, den 20. Oktober gegen 20 Uhr verabredet, wie gesagt, weil er eben am 19. sehr viele Termine bis spätabends hatte.

Michael Nikbakhsh
Stimmt es, dass er nicht gern in der Nacht fuhr wegen eines Augenleidens?

Karin Wurm
Das hat er mir mal so verlautbart. Also er fährt nicht mehr sehr gerne in der Nacht, weil eben die Sicht ein bisschen beeinträchtigt ist mittlerweile. Und ja, also das hat er mir so gesagt.

Michael Nikbakhsh
Als er aufgehalten wurde, war er alkoholisiert, 1,44 Promille Alkohol im Blut ist er oft betrunken Auto gefahren.

Karin Wurm
Also das verneine ich. Christian war ein sehr korrekter Mensch und er wäre nie mit Alkohol ans Steuer gegangen. Wenn er etwas getrunken hat, dann ist er in Wien geblieben und ist dann mit der U Bahn gefahren. Und wenn wir zusammen unterwegs waren, dann bin ich gefahren, weil ich, wie gesagt, fast keinen Alkohol trinke und schon gar nicht, wenn ich ans Steuer eines Autos gehe.

Michael Nikbakhsh
Das heißt, obwohl er nicht gern fuhr in der Nacht, obwohl er entgegen seiner eigenen Nuisancen alkoholisiert am Steuer saß und nicht erwartet war in Rossatz war er trotzdem auf der S5 unterwegs. Warum er das war, werden wir möglicherweise nie erfahren, aber es ist zumindest aufgefallen. Soweit dokumentiert wurde er nach der Geisterfahrt, also musste das Auto abstellen und hat zunächst versucht, dich zu erreichen, konnte dich aber telefonisch nicht erreichen. Er war zu dem Zeitpunkt ungefähr 60 Kilometer von Rossatz entfernt. Tatsächlich erreicht hat er dann telefonisch Anna P. Die hat ihn dann auch abgeholt und nach Rossatz gebracht. Du hast ihn da schon erwartet.

Karin Wurm
Nur mal um kurz noch einzuwerfen. Er hat mich deshalb nicht erreicht. Ich hatte mein Mobiltelefon auf Flugmodus gestellt und da ich ihn an diesem Abend nicht erwartet hatte, bin ich früh zu Bett gegangen. Ja, weil Frau P. ist gegen Uhr bei mir in der Schlafzimmertüre gestanden und hat gesagt: Christian hat mich angerufen, ich soll ihn abholen von Tulln. Das war für mich natürlich auch eine sehr ungewöhnliche Situation, weil, wie gesagt, er nicht erwartet war an diesem Abend. Und natürlich habe ich dann im Wohnzimmer auf die beiden gewartet, auf die Rückkehr der beiden. Ja.

Michael Nikbakhsh
Wie war das dann, als er bei dir bei der Tür reinkam?

Karin Wurm
Also meines Erachtens eine sehr ungewöhnliche, ja, ein sehr ungewöhnliches Auftreten. Er ist an mir vorbeigegangen, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Kein Hallo, kein Servus, kein gar nichts. Sein Weg führte sofort direkt ist immer in die Küche, wo er sich dann eine angefangene Flasche Prosecco nahm und sich auf unsere Terrasse begab.

Michael Nikbakhsh
Anna P. hat ausgesagt, dass er während der Fahrt vom Parkplatz Tulln nach Rossatz auf dem Handy getippt habe, also mit jemandem kommunizierte. Hat er das dann auch noch gemacht?

Karin Wurm
Ja, also ich bin ihm dann gefolgt und er hat mir den Rücken zudrehend, hat er auf seinem Handy geschrieben und auf die Frage: Christian, lass uns doch reden. Erzähl mir denn, was passiert ist. Ganz in Ruhe. Er hat nicht geantwortet und dann habe ich mich umgedreht und bin eben in die oberen Räume gegangen, also Richtung Schlafzimmer.

Michael Nikbakhsh
Wir sind jetzt nach Mitternacht und kurz vor eins verlässt er dann das Haus allein. Was hat sich da dazwischen auch abgespielt?

Karin Wurm
Also es war so, ich bin dann wieder, wie gesagt, ins Schlafzimmer gegangen und ich hörte nur, wie er die Treppe raufkam und in das Ankleidezimmer ging, sich seines Anzugs entledigte. Und das hört man, wenn jemand dann einen Anzug auf einen Haken hängt, sich umgezogen hat und dann wieder Richtung unterstes Stockwerk zur Eingangstür ging. Da bin ich natürlich stutzig geworden, bin ihm nachgegangen und auf der Treppe sagte Christian, ich dachte, wir gehen jetzt schlafen, wo gehst du hin? Er hat mir wieder keine Antwort gegeben und wieder nur den Rücken zudrehend Richtung Eingangstür. Und er sagte, ich gehe fort.

Michael Nikbakhsh
Er hat das Haus anschließend verlassen. Hat er abgesehen von dem, was er am Körper trug, an Kleidung, irgendwas bei sich gehabt?

Karin Wurm
Das kann ich nicht sagen. Das wurde ich schon mehrmals gefragt. Das kann ich nicht sagen, weil, wie gesagt, mir den Rücken zudrehend, Er war ein sehr großer, stattlicher Mann, er hatte eine Jacke an und was er jetzt unter der Jacke, hinter der Jacke, vor der Jacke hatte, das konnte ich nicht sehen.

Michael Nikbakhsh
Wir wir werden heute noch über drei, vier eigentlich ganz zentrale Datenträger sprechen, einen das Handy, die Smartwatch, einen USB Stick und einen Laptop. Bevor wir aber dazu kommen, schlage ich vor, wir springen jetzt über diese Nacht, in der wir bis jetzt nicht genau wissen, was genau passiert ist. Dokumentiert ist, dass ein Baggerfahrer ihn um Uhr im Wasser treibend gesehen hat und die Polizei verständigt hat. Wie ich gelernt habe, ist die Auffindung von Christian Pilnaceks Leichnam nicht weit weg von dem Haus in Rossatz passiert. Das sind nur einige hundert Meter. Ihr kamt dann auch zum Tatort irgendwann. Wie kam das?

Karin Wurm
Also früh morgens, natürlich bin ich dann irgendwann eingeschlafen und früh morgens, als ich erwachte, dachte ich mir, der Christian ist nicht da. Und Frau P. und ich haben uns dann beide. Wir haben gesagt, ja, wir müssen ihn suchen. Und Frau P. rief dann noch einen Freund an –

Michael Nikbakhsh
Bundespolizeidirektor Michael Takac.

Karin Wurm
Ja genau. Und fragte, was wir tun sollen. Und der meinte, also ich kann das jetzt nur aus Erzählungen von der Frau P. sagen, weil ich das Telefonat nicht gehört habe. Er meinte, ihr müsst ihn suchen, weil es könnte sonst unterlassene Hilfeleistung sein, sollte er vielleicht irgendwo gestürzt sein oder wie auch immer.

Michael Nikbakhsh
Ihr verlasst also das Haus und kommt irgendwann an die Donau zu diesem Treppelweg und dort sind da schon Einsatzkräfte um diese Uhrzeit.

Karin Wurm
Ja, also wie gesagt, wir sind mehrere Wege abgefahren, wo wir immer mit meinem Hund spazieren gegangen sind. Christian kannte sich jetzt auch dann schon ein bisschen aus in Rossatz. Ja, wir sind dann mit dem Auto von Frau P. zu diesem Treppenweg gekommen. Da war eine Schranke und ein Polizeiauto ist da gestanden und ich sagte der Frau P.: Oh Gott, da ist was passiert, weil Polizei steht eigentlich in Rossatz sehr selten, ein kleines verschlafenes Dorf. Ich bin dann aus dem Auto ausgestiegen und bin dann Richtung Donau gegangen und da waren schon Polizeibeamte und Leute von der Feuerwehr. Und ich bin dann hingelaufen und eine Polizeibeamtin fragte Wem suchen Sie und ich Christian Pilnacek und Sie, Wie war er bekleidet? Und ich konnte das genau beschreiben. Blaue Hose, weißes Hemd, pinkfarbener Kaschmir Pullover, grüne Barbourjacke und graue Turnschuhe.

Michael Nikbakhsh
Ja, das heißt, du hast den Leichnam auch gesehen?

Karin Wurm
Ja, also ich musste mich umdrehen oder wir mussten uns umdrehen, die Frau P. und ich. Als die Feuerwehr den Leichnam aus dem Wasser geborgen hat, ich hatte schon einen Blick hin. Ja, mit einem Blick habe ich ihn gesehen, am Rücken liegend. Und bei der Bergung mussten wir uns umdrehen und nach der Bergung wurden wir dann praktisch dem Leichnam sozusagen vorgeführt, um eine Identifizierung von Christian vorzunehmen.

Michael Nikbakhsh
Weißt du noch, was dir damals durch den Kopf gegangen ist?

Karin Wurm
Ja, mir ist sofort durch den Kopf gegangen. Es war kein Selbstmord.

Michael Nikbakhsh
Gab es irgendwelche Hinweise darauf am Tatort, dass da schon von Selbstmord die Rede war oder sagst du das jetzt mit dem Wissen von heute mit Blick auf die bisher offizielle Version?

Karin Wurm
Also das sage ich auf dem Blick der aktuellen Situation. Und wie wir wissen, wurde in den Medien ja gleich an diesem Tag von Suizid gesprochen.

Michael Nikbakhsh
Die herbeigerufene Gemeindeärztin und Notärztin Dagmar W., die du auch kennst, ich glaube, du bist Patientin.

Karin Wurm
Ja, also ich war, solange ich in Rossatz gewohnt habe, Patientin bei ihr und wir haben uns auch angefreundet und hatten uns auch privat des Öfteren getroffen, um einfach zu plaudern.

Michael Nikbakhsh
Sie hat zu Protokoll gegeben, dass sie sich einer Drucksituation ausgesetzt gefühlt hatte. Sie sei von anwesenden männlichen Polizisten mehr oder weniger gedrängt worden, keine Obduktion anzuregen. Dazu gab es dann auch ein Telefonat mit der zunächst zuständigen Staatsanwältin in Krems. Hast du davon irgendwas mitbekommen?

Karin Wurm
Also ich habe, ich weiß nicht, ob es an diesem Tag war, mit ihr telefoniert und sie hat gesagt, da stinkt etwas zum Himmel. Ich habe ihm zur Obduktion gegeben, den Christian, und die haben das vehement abgelehnt. Also so in dem Wortlaut ungefähr.

Michael Nikbakhsh
Fürs Protokoll, in dem nun angelaufenen Verfahren, das der Chefinspektor des Landeskriminalamts gegen Peter Pilz angesprochen, war eine Polizistin als Zeugin geladen, die unter Wahrheitspflicht ausgesagt hat. Sie können sich an keinerlei Drucksituation erinnern und zwar weder habe sie noch hätten ihre männlichen Kollegen die Ärztin unter Druck gesetzt. Auch das sei, was sie fürs Protokoll angemerkt. Ihr seid dann wieder ins Haus in Rossatz, Anna P. und du?

Karin Wurm
Ja, also wir wurden aufgefordert, die Unglücksstelle praktisch zu verlassen und sind dann wieder ins Haus, weil sie nur wenige Meter von dem Auffindungsort entfernt ist. Und es wurde uns dann ein Kriseninterventionsteam zur Seite gestellt und die zwei Polizistinnen in Uniform von der Dienststelle Mautern sind dann auch noch ins Haus gekommen. Also wir sind auf der Terrasse gesessen und haben gefragt, ob sie uns noch irgendwie helfen können.

Michael Nikbakhsh
Im Haus waren Am Morgen des 20. Oktober persönliche Gegenstände von Christian Pilnacek, korrigiere mich, ein Mobiltelefon, sein privates Mobiltelefon, seine Brieftasche, der Hausschlüssel und eine schwarze Aktentasche mit einem Laptop drin, die zu diesem Zeitpunkt nicht dort gewesen sein soll. Dazu kommen wir noch. Reden wir zunächst mal über das Mobiltelefon. Es ist bekannt, es ist auch dokumentiert, dass dieses Mobiltelefon vom Landeskriminalamt Niederösterreich abgeholt wurde, dann dem Anwalt von Pilnaceks Witwe Caroline List übergeben wurde, der es dann der Witwe ausgehändigt hat. Aber kommen wir mal zu dem Punkt, wo die Polizei überhaupt erfährt, dass das Mobiltelefon in Rossatz im Haus liegt. Wie war das?

Karin Wurm
Also Frau P. und ich, wir wurden dann angerufen und auf die Polizeidienststelle in Mautern zitiert zur Einvernahme. Meine Tochter hat uns dann dahin gebracht, weil keiner von uns beiden in der Lage war, ein Fahrzeug zu lenken in diesem Zustand. Wir sind da hingefahren und wir hatten eine Einvernahme von ungefähr einer Stunde. Also Frau P. wurde getrennt von mir einvernommen und bei der Einvernahme wurde ich gefragt, welche Gegenstände im Haus sind und ich habe dann auch gesagt, ja, das Handy ist dageblieben. Die Wohnungsschlüssel von seiner Wiener Wohnung, Autoschlüssel, die Geldbörse. Ja, und wie gesagt, das Mobiltelefon.

Michael Nikbakhsh
Der Laptop blieb da unerwähnt.

Karin Wurm
Ja, weil ich in diesem, also ich habe in diesem Moment an sowas gar nicht gedacht bzw. gewusst.

Michael Nikbakhsh
Zu dem, wie gesagt, kommen wir noch. So, und was passiert dann? Es ist nachzulesen, dass die Polizei das Landeskriminalamt das dann so dargestellt hat, dass Anna P. und Karin Wurm von sich aus ein Interesse geäußert hätten, dass das Mobiltelefon an die Witwe kommt. Stimmt das?

Karin Wurm
Also wir wurden gefragt, ob wir das Mobiltelefon übergeben möchten und da hatten wir dann beide, also unabhängig voneinander. Ich habe sofort gesagt: Nein, das möchte ich nicht, bitte übernehmen Sie das.

Michael Nikbakhsh
Und das ist dann auch passiert.

Karin Wurm
Ja, ich habe die hinterbliebenen Gegenstände von Christian in eine kleine Tüte gepackt und habe sie dann Frau P. gegeben, um dass sie das den Polizeibeamten dann praktisch aushändigt, weil ich wollte nicht, dass die ins Haus kommen. Sie hat es ihnen vor unserer Türe des Hauses übergeben

Michael Nikbakhsh
An das Landeskriminalamt Niederösterreich, also Beamte des Landeskriminalamts Niederösterreich, einen oder zwei?

Karin Wurm
Das kann ich nicht sagen, weil ich da nicht runtergeschaut habe.

Michael Nikbakhsh
Es gab nach deiner Aussage einen USB Stick, den er immer in seiner Hosentasche getragen hat. Einen USB Stick, von dem er sich auch nicht trennen konnte. Ich glaube, du hast ihn mal seinen besten Freund genannt.

Karin Wurm
Ja, das ist richtig. Christian hatte diesen USB Stick immer bei sich in seiner Hosentasche. Abends, wenn er sich umgezogen hat, hat er den auf meinen Schreibtisch gelegt und ich hatte ihn dann immer ein bisschen aufgezogen und gesagt vergiss deinen USB Stick nicht. Wird ja behauptet, dass es den gar nicht gibt.

Michael Nikbakhsh
Dazu ist er als nicht auffindbar oder nicht auffindbar.

Karin Wurm
Genau.

Michael Nikbakhsh
Die Smartwatch habe ich erwähnt. Hat er die immer getragen?

Karin Wurm
Die hat er immer getragen, ja.

Michael Nikbakhsh
Rechter Arm, linker Arm?

Karin Wurm
Rechter Arm. Da bin ich mir jetzt nicht sicher.

Michael Nikbakhsh
Weißt du, welche Einstellungen die hatte? Also welche Daten die aufgezeichnet haben könnte.

Karin Wurm
Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht mehr, welche Marke das war. Also da hatte ich mich nicht dafür interessiert.

Michael Nikbakhsh
Ein Samsung Produkt, Vollständigkeit halber. Naja, und dann gibt es eben noch diesen Laptop. Der Laptop hat erstens einen interessanten Weg hinter sich und hat zweitens auch dafür gesorgt, dass gegen dich jetzt von der Staatsanwaltschaft Krems aus als Beschuldigte ermittelt wird wegen der Hehlerei Unterschlagung des Hackings. Dahinter steckt ein Narrativ, das da lautet, Peter Pilz habe Karin Wurm auf Christian Pilnacek angesetzt, um ihn auszuspionieren. Darauf erwarte ich jetzt nicht zwingend einen Kommentar. Aber bitte.

Karin Wurm
Also wie gesagt, das sind solche Lächerlichkeiten. Ich hatte schon Herrn Rohrhofer von der Presse gesagt, also er ist damals an mich herangetreten und hat zu mir gesagt, er will mir helfen, was ich jetzt nicht glauben will oder muss. Tatsächlich, muss ich ganz ehrlich sagen, hat er mich nur ausgehorcht und hat dann Sachen veröffentlicht, die dazu führten, dass ich in Krems geächtet werde oder wurde. Und er schrieb ja ganz subtil. „Ob Wurm den Laptop von Christian Pilnacek verkauft hat und damit ihr Geschäft finanziert hat, ist nicht bekannt.“

Ich muss dazu sagen, es geht nicht darum, dass er es behauptet. Er muss es nur in den Raum stellen und die Leute denken, es muss so gewesen sein und sie können sich nicht vorstellen, wie demütigend das ist. Sie werden oder Ich werde von allen schief angeschaut. Man glaubt, ich wäre auf gut Deutsch gesagt der Leichenfledderer. Und plötzlich merkt man auch, dass die Kundschaft stetig abnimmt und ich habe Einbußen und es geht abwärts und ich bin stigmatisiert und ausgeschlossen aus der Gesellschaft. Und dabei habe ich nie irgendwie jemandem etwas getan, niemandem. Ganz im Gegenteil, Ich bin ein ganz normaler Mensch und ich werde jetzt vor den Vorhang gezerrt, obwohl ich nie in der Öffentlichkeit sein wollte. Und davor hat mich auch der Christian immer wieder beschützt und er hat immer gesagt: Ich will nicht, Karin, dass du in der Öffentlichkeit mit mir auftrittst, das ist nicht gut für dich, weil die Presse zieht dich durch den Dreck, durch den Schlamm, Gerüchte, wie auch immer. Also war sehr erpicht darauf, dass ich nicht von der Presse mehr oder weniger verunglimpft werde.

Michael Nikbakhsh
Gut, um diesen Spekulationen jetzt etwas entgegenzuhalten, es lässt sich ja nunmehr nach und nach klarer sagen, welchen Weg dieser Laptop genommen hat. Und da kommt jetzt abermals Anna P. ins Spiel.

Also soweit bekannt, ist einer der letzten, der dokumentiert diesen Laptop gesehen hat, ein Beamter der Autobahnpolizeiinspektion Stockerau, der sagt, er hat zumindest die schwarze Ledertasche gesehen. Christian Pilnacek habe ihn auf dem Parkplatz der Tankstelle Tulln ersucht den Kofferraum noch mal zu öffnen, um seine Tasche rauszuholen. Den Laptop selbst hat er nicht gesehen, aber zumindest gesagt. Die Tasche habe er in das Auto von Anna P. gelegt. Anna P. hat in weiterer Folge ausgesagt, sie habe keine Ahnung, sie wisse nicht, was mit diesem Laptop geschehen sei. Sie können sich nicht daran erinnern, dass er die Tasche bei sich hatte oder einen Laptop. Auch du konntest dich zunächst nicht daran erinnern, aber mittlerweile, glaube ich, wird die Erinnerung etwas klarer. Denn Peter Pilz hat mit einem IT Techniker gesprochen, einem Herrn Mondschein, und dieser hat ausgesagt, dass der Laptop am 24. Oktober, also vier Tage nach dem Auffinden des Leichnams, bei ihm landete. Und zwar wurde er von Anna P. übergeben. Du warst bei diesem Termin auch dabei. Erzähl uns ein bisschen was darüber.

Karin Wurm
Also da kann ich mich daran erinnern. Es war, das Datum wusste ich jetzt nicht mehr, aber das hast du mir gerade gesagt. 24. Oktober 2023. Es war spätabends, wo die Frau P. gesagt: Komm Karin, pack dich zusammen, wir müssen nach Wien. Und ich habe gesagt: Ich habe eigentlich kein großes Interesse, jetzt wegzufahren. Und sie hat gesagt: Nein, du kannst jetzt nicht alleine im Haus bleiben, das ist einfach zu gefährlich, fahr mit. Und zu diesem Zeitpunkt war ich, ich sag's jetzt auf gut Deutsch, einfach nicht Herr meiner Sinne. Ich wäre wahrscheinlich überall hin mitgefahren, war auch froh, mehr oder weniger nicht alleine zu sein. Und deshalb bin ich mitgefahren, ja. Ich wusste nicht mehr, wo die Reise hingegangen ist. Ich habe weder einen Bezirk gewusst noch sonst was, irgendwo in Wien in der Stadt. Ich habe sie begleitet. Ja, wir sind dann in diesen Altbau reingegangen, das weiß ich noch. Ja, der Herr hat uns dann etwas zu trinken angeboten. Ich habe dann ein oder zwei Gläser Rotwein getrunken, weil ich ja eh nicht mit dem Auto gefahren bin. Und Frau P. und er sind dann ins Wohnzimmer gegangen, soweit ich mich erinnern kann, und haben da irgendwas geredet. Ich weiß nicht was. Wie gesagt, ich bin in der Küche sitzen geblieben.

Michael Nikbakhsh
Entschuldige, der Laptop war zu diesem Zeitpunkt dabei?

Karin Wurm
Das kann ich nicht sagen. Soweit ich weiß, hat die Frau P. Eine Tasche oder einen Stoffbeutel dabei gehabt. Aber das weiß ich auch nicht mehr genau. Ich kann es nicht mehr sagen. Also wie gesagt, ich war damals in einem Ausnahmezustand, immer nur weinend und ja, also ich bin da in der Küche gesessen und die beiden sind dann ins Wohnzimmer gegangen und haben da irgendwas getuschelt, wo ich eigentlich keine Erinnerung mehr habe, weil ich auch nicht dabei war.

Michael Nikbakhsh
Herr Mondschein hat Peter Pilz erzählt, dass er den Laptop deshalb bekommen habe. Anna P. habe ihn ersucht, deine privaten Daten, die auf diesem Laptop waren, also Fotos, Dokumente darunter zu nehmen, bevor wir auch immer das Ding in die Hände bekommen.

Karin Wurm
Ja, das mag sein, weil wie gesagt, ich bin ja kurz vor einem Geschäftskauf gestanden und wo auch die Verträge schon unterzeichnet waren. Der Hauskauf, das richtet sich dahin. Christian und ich wollten ein Haus in Rossatz kaufen, wo ich später erfahren habe, dass dieses Haus das Eigentum eines Benko Mitarbeiters oder Geschäftsführers war. Und ja, und da waren die Unterlagen alle auf dem Laptop von Christian, weil er ja immer seine ganzen Konversationen mit seinem väterlichen Freund, worauf wir glaube ich später auch noch kommen werden, Wolfgang Rauball.

Michael Nikbakhsh
Ein deutscher Unternehmer, mittlerweile auch verstorben.

Karin Wurm
Richtig, mittlerweile auch verstorben, ausgetauscht hat. Und das war aber gar nicht meine Idee, wie gesagt, Frau B. Hat da vielleicht wohlwollend für mich gedacht und wollte das möglicherweise in Sicherheit bringen, wie auch immer.

Michael Nikbakhsh
Bei dem Benko Mitarbeiter, wie du ihn genannt hast, handelte es sich um den Signa Manager Christoph Stadlhuber, der also mittelbar, es waren Gesellschaften dazwischengeschaltet, glaube ich, nennenswerte Anteile an dem Immobilien an der Liegenschaft hatte. Zu dem Hauskauf kam es dann aber schlussendlich nicht.

Karin Wurm
Kam es nicht, nein. Und zwar aus folgendem Grund. Herr Wolfgang Rauball, wie du gerade gesagt hast, mittlerweile verstorben, hat Herrn Pilnacek, also dem Christian und mir, wollte er ein Darlehen geben für diesen Hauskauf, genauso auch ein Darlehen für den Geschäftskauf. Christian Pilnacek hat für Herrn Rauball sehr viele Beratungstermine gemacht und er wollte dafür kein Geld. Mittlerweile haben sich aber für diese Beratungstermine, wenn man das so sagen will, Euro angehäuft. Christian wollte, dass ich diese bekomme in Form eines Darlehens, was aber in Wirklichkeit kein Darlehen gewesen wäre, sondern die Bezahlung für die Dienste von Christian Pilnacek an den Herrn Rauball. Und Christian sagte: Ja, Herr Rauball, ich möchte gerne, dass das der Frau Wurm zugutekommt für die Eröffnung ihres Geschäftes in der Kremser Fußgängerzone.

Ja, ich hatte den Herrn Rauball noch am Tage des Auffindens von Christian telefonisch kontaktiert und fragte ihn, ob er noch zu seinem Wort steht. Und er hat immer dieses bejaht. Natürlich, Frau Wurm, ich helfe Ihnen. Ich lasse Sie nicht im Regen stehen. Und das hat er auch vor vielen meiner Freundinnen, sogar zu meiner Tochter am Telefon gesagt. Und eine Freundin aus Deutschland ist Zeuge. Wir hatten uns auch damals mehrmals getroffen in einem Geschäft einer Bekannten im ersten Bezirk.

Und auch sie könnte es bezeugen, dass er es gesagt hat. Er lässt mich nicht im Regen stehen und ich bekomme dieses versprochene Geld. Ja, Herr Rauball ist tot und ich habe von all dem Versprochenen bis heute nichts gesehen.

Michael Nikbakhsh
Christian Pilnacek hat Beratungsleistungen im Wert von Euro für Wolfgang Rauball erbracht. Hast du eine Vorstellung davon, was das war?

Karin Wurm
Also bei einem Gespräch war ich dabei. Da ging es um einen Prozess gegen die Firma Baumit.

Michael Nikbakhsh
Also eine geschäftliche Geschichte, die Wolfgang Rauball involvierte, bei der Christian Pilnacek wohl informeller war ja nach wie vor Sektionschef, wenn auch suspendiert, mitgewirkt hat.

Karin Wurm
Richtig.

Michael Nikbakhsh
Also nach den Aussagen von Herrn Mondschein, dem IT Techniker, hat er also den Laptop vier Tage nach dem Tod von Christian Pilnacek von Anna P. übernommen, wohl eine Auswertung begonnen, ihr das Gerät dann aber anschließend wieder zurückgegeben. Wie kam es überhaupt dazu, dass Anna P. Den Laptop weitergegeben hat? Erste Frage und zweite Warum ist das weder von ihr noch von dir ausgesagt worden bisher?

Karin Wurm
Weil ich zur Frau P. Immer gesagt Wir müssen die persönlichen Sachen, sowohl die Kleidungsstücke, die Christian schon bei mir deponiert hatte, als auch das, was uns nicht gehört, zurückgeben. Was du mit diversen Sachen machst, das geht mich nichts an. Das ist deine Sache. Ich möchte damit nichts zu tun haben.

Michael Nikbakhsh
Zurückgeben hieße in dem Fall?

Karin Wurm
Zurückgeben, sage ich jetzt in dem Fall an die Witwe, weil ich weiß, dass wenn ein Verstorbener, wenn dieses Verlassenschaftsverfahren dann eintritt, dass Gegenstände, dazu gehört, auch Kleidung und persönliche Utensilien eines Verstorbenen in die Verlassenschaft gegeben werden müssen.

Michael Nikbakhsh
Obwohl du ja damals und auch heute nicht davon ausgingst, dass es sich um Suizid handelte. Wären ja insbesondere das Telefon und der Laptop wichtige Beweismittel gewesen, die du trotzdem an die Witwe zurückgeben wolltest.

Karin Wurm
Es ist so wie jeder von uns weiß, war ich die neue Lebensgefährtin, obwohl ich ja von dritten Personen immer wieder nur als Kurzzeitbekanntschaft oder Liaison betitelt werde. Das muss ich jetzt richtigstellen. Nur ein Satz, ich denke nicht, dass man mit einer Liaison ein Haus erwerben würde und mich auch als seine zukünftige Frau vorstellen würde. Also das möchte ich jetzt einmal klarstellen in diesem Interview.

Michael Nikbakhsh
Okay. Aber dessen ungeachtet noch mal die Frage warum wurde über die Existenz des Laptops und über die ersten Wege, wir kommen dann noch zu einem weiteren Weg, den er offenbar genommen hat, kein Wort verloren?

Karin Wurm
Weil ich von Anfang an gesagt habe, ich möchte damit nichts zu tun haben und Frau P. Ich mach das schon. Und sie hatte, ob es jetzt gute Berater waren oder schlechte Berater, ihre Berater, was sie in Folge zu leisten hat.

Michael Nikbakhsh
Wer wären in dem Fall die Berater gewesen?

Karin Wurm
Also ein Berater wurde anfangs Sendung schon genannt.

Michael Nikbakhsh
Ich muss jetzt raten, Bundespolizeidirektor Michael Takac. Anna P. hat bei einem Gespräch im Dezember 2023 Anfang Dezember, also nicht ganz zwei Monate nach dem Tod von Christian Pilnacek vor Zeugen erzählt, das berichtet auch Christian Mattura, sie habe vom Bundespolizeidirektor die Empfehlung bekommen, den Laptop verschwinden zu lassen. Erinnerst du dich daran? Warst du bei dem Gespräch in der Nähe?

Karin Wurm
Ja, daran erinnere ich mich. Und das hat mir Frau P. auch so erzählt.

Michael Nikbakhsh
Das war natürlich, bevor er an den IT Techniker Mondschein ging, war das quasi eine Reaktion darauf.

Karin Wurm
Ich nehme es an.

Michael Nikbakhsh
Eine Idee, warum der Bundespolizeidirektor diese Empfehlung ausgesprochen haben könnte?

Karin Wurm
Dazu kann ich nichts sagen.

Michael Nikbakhsh
Das Gerät ging aber anschließend, nachdem es beim IT Techniker Mondschein war, an Anna P. zurück offenbar, denn einige Tage später gab es eine erneute Übergabe. Dazu hat jetzt Christian Mattura, Klammer auf, das ist der Hersteller des Pilnacek Tapes, das auch öffentlich geworden ist. Vielleicht mache ich die Klammer ein bisschen größer. Man fragt sich ja, wieso Christian Matur in dieser Geschichte an jedenfalls zwei Stellen auftaucht. Die Klammer dürfte oder der Bezug dürfte über Wolfgang Rauball hergestellt worden sein. Christian Mattura war schlicht und einfach ein guter Bekannter von Wolfgang Raubal und kam so sowohl in Berührung an dem Abend mit dem Pilnacek Tape, das er dann hergestellt hat und eben auch danach mit dem Laptop. Laut Matturas Aussage gab es ein Treffen in Wien, an dem du auch teilgenommen hast.

Karin Wurm
Ja, das war ein Treffen. Herr Rauball hat das Treffen organisiert, da war, wie gesagt, der Herr Mattura dabei, die Frau P. Und ich. Wir haben uns im ersten Bezirk getroffen, in einer bekannten Konditorei, deren Namen ich jetzt nicht nennen werde. Frau P. Und Herr Mattura verließen dann den Tisch und sagten, sie kommen gleich wieder. Und ich war da mit dem Herrn Rauball alleine in dieser Konditorei und wir unterhielten uns über die tragischen Ereignisse.

Michael Nikbakhsh
Warst du natürlich konsequenterweise nicht dabei, als sich in der Garage in der Nähe dieses Lokals in einer Tiefgarage offenbar eine Übergabe abgespielt hat. Christian Matura hat gesagt, Anna B. Habe ihm einen Stoffsackerl in den Kofferraum geworfen. Den Inhalt habe ich ja nicht sehen können, habe wenig später aber dann von Wolfgang Rauball am Telefon erfahren, dass ich in dem Sackerl eben Pilnaceks Laptop befinde. Warnungen dazu?

Karin Wurm
Nein, ich war da nicht dabei, wie gesagt, und es ist nur irgendwie eigenartig. Ich trau mich jetzt einfach zu vermuten und das kann man auch sagen, obwohl man in Anwesenheit oder über Tote jetzt nichts sagt. Aber, ob nicht der Herr Rauball auch deine gewichtige Rolle gespielt hat in diesem ganzen Prozedere, Abnahme, Übergabe, Weitergabe, das kann ich nicht sagen. Also wie gesagt, er hat sich mir dem Thema nie geäußert.

Michael Nikbakhsh
Um das Kapitel Laptop zusammenzufassen. Hast du dieses Gerät selbst in der Hand gehabt zwischen dem 19. Und 20. Oktober, der ersten Übergabe, der zweiten Übergabe?

Karin Wurm
Ich habe das Gerät nicht in der Hand gehabt.

Michael Nikbakhsh
Das heißt, wenn es übergeben wurde, dann war das stets von Anna P. selbst.

Karin Wurm
Richtig.

Michael Nikbakhsh
Wir sind jetzt einige Wochen oder Tage, korrigiere mich, nach dem Tod von Christian Pilnacek und du bekommst eine Einladung ins Hause Sobotka. Wie hat sich das zugetragen und was genau war der Zweck dieser Einladung?

Karin Wurm
Also die Einladung war, Moment einmal hat man den 20. Der 22. Oktober, also es war zwei Tage nach dem Auffinden von Christian, bekam ich mehr oder weniger eine Einladung von Frau Sobotka. Frau Sobotka ist ihres Zeichens, soweit ich weiß, Psychologin mit den Worten, das ist ja die schlimmste Form, einen Menschen zu verlieren. Das sagte sie auch zu Frau P. Und ich könnte gerne zu ihr in eine Gesprächstherapie kommen.

Michael Nikbakhsh
Sie ist Psychologin in Waidhofen an der Ybbs.

Karin Wurm
Ja.

Michael Nikbakhsh
Aber kanntest du jemanden aus der Familie Sobotka bis zu diesem Zeitpunkt?

Karin Wurm
Bis dato nicht.

Michael Nikbakhsh
Es war demnach überraschend.

Karin Wurm
Es war überraschend. Nur zu diesem Zeitpunkt dachte ich, es ist mir sicherlich eine Hilfe. Reden tut immer gut und als geschulte Person kann sie mir Wege zeigen. Gehen muss ich sie selbst, um mit dieser Tragik besser umgehen zu können. Ja, und dann fuhr ich mit Frau P. In die privaten Räumlichkeiten des Nationalratspräsidenten.

Michael Nikbakhsh
Also ihr seid da beide hin. Wo war Anna P. als du das Gespräch mit Marlies Sobotka hattest?

Karin Wurm
Also wie wir das Haus betreten haben, sind wir sehr höflich und nett empfangen worden von der Frau Sobotka. Herr Sobotka hat sich zu diesem Zeitpunkt nicht blicken lassen.

Michael Nikbakhsh
Er war da?

Karin Wurm
Er war da, weil Anna P. Ging dann während meiner Sitzung praktisch ging sie ins Büro, ich glaube einen Stock höher im Haus und verweilte da für eine Zeit während meines Gesprächstermins.

Michael Nikbakhsh
Der Laptop, war der da mit dabei?

Karin Wurm
Das kann ich nicht sagen.

Michael Nikbakhsh
Hast du mitbekommen, dass Sobotka gesagt haben soll, er will ihn nicht haben, weil dann seien seine Fingerabdrücke drauf?

Karin Wurm
Das kann ich dir auch nicht sagen.

Michael Nikbakhsh
Was hast du mit Marlies Sobotka besprochen?

Karin Wurm
Also sie hat das erste Mal ihr Beileid bekundet, was ja von großem Anstand zeigt, was ja einige Herrschaften auch bei unserem Eintreffen in das Haus nicht getan haben, wo ich mir schon gedacht habe: Naja, also es klingt jetzt ein wenig sarkastisch, aber ich bin ein Mensch. Ich sage das immer, was ich mir denke und in diesem Fall auch. Ich habe Frau Sobotka von vornherein gesagt, der Christian hat sich nicht umgebracht. Glaube ich nicht.

Michael Nikbakhsh
Wie hat sie reagiert?

Karin Wurm
Wie ich denn das behaupten könne, sage ich mit Verlaub, Frau Sobotka, das ist jetzt nicht irgendwo dahergegriffen, habe ich gesagt, das weiß ich. Christian war ein sehr lebensfroher Mensch, zumindest in der Zeit, wo wir uns kannten. Dazu muss ich sagen, auch wenn man einen Menschen nur kurz kennt, ist es ohnehin auf jeden Fall möglich, ihn viel besser kennenzulernen in einer kurzen Zeit, wie manche Ehepaare sich nach 30 Jahren nicht kennen. Und ich behaupte jetzt, ich habe den Christian sehr gut gekannt, er ist aus sich rausgegangen, er war ein sehr lebensfroher Mensch und wie gesagt, Selbstmord ist völlig ausgeschlossen. Und das habe ich auch in dem Gespräch mit Frau Sobotka mehrmals in den Raum gestellt.

Michael Nikbakhsh
Hatte dieses Gespräch jetzt therapeutischen Charakter?

Karin Wurm
Therapeutischen Charakter, Das kann ich gar nicht. Ja, dazu kann ich jetzt gar nichts sagen, weil ich noch nie in therapeutischer Behandlung war, aber ich traue mich zu. Ja, sie hat zugehört, mit wenigen Worten reagiert. Sie hat mir einfach nur zugehört. Also das kann ich mich noch erinnern.

Michael Nikbakhsh
Hat da möglicherweise noch jemand zugehört?

Karin Wurm
Ob jetzt, wenn da vielleicht jetzt das Ansprechen auf Kameras oder irgendwelche Tonbandgeräte, das kann ich nicht sagen. Heute ist alles möglich in der heutigen Zeit.

Michael Nikbakhsh
Ich fasse jetzt noch mal die Laptopgeschichte zusammen. Also so wie sich das jetzt darstellt anhand von deinen Aussagen, auch den Aussagen vom Herrn Mondschein und Chris Mattura gegenüber Peter Pilz und Zack Zack ist dieses Gerät von Anna P. transportiert worden, mal dahin, dann dorthin, ehe es dann schlussendlich nicht mehr in ihrem Einflussbereich war. Also mittlerweile liegt es, soweit wir wissen, bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, nachdem der Journalist Erich Vogel zunächst Martin Kreutner und der Pilnacek Untersuchungskommission übergeben hatte. Es gab noch einen anderen Anruf bzw. Ein weiteres Angebot, dir unterstützend zur Seite zu stehen, wenn ich das richtig verstanden habe. Und das kam von Katharina Nehammer. Stimmt das?

Karin Wurm
Ja, das kam. Frau P. Hatte mir das ausrichten lassen. Wenn ich Gesprächsbedarf hätte, könnte ich mich gerne an sie wenden.

Michael Nikbakhsh
Kanntest du Katharina Nehammer zuvor?

Karin Wurm
Nein, nur aus Erzählungen von Christian, aber ich kannte sie oder kenne sie persönlich nicht.

Michael Nikbakhsh
Bist du dem Angebot nähergetreten?

Karin Wurm
Nein.

Michael Nikbakhsh
Reden wir noch über das Landeskriminalamt Niederösterreich. Du hast berichtet von einem Besuch, wo das Mobiltelefon quasi vor der Tür in Rossa intz Empfang genommen wurde. Gab es danach noch Kontakte zum LKA? Welche Erfahrungen hast du da gemacht?

Karin Wurm
Also ich hatte mehrmals Anrufe von einem Herrn F. Und der sich immer wieder nach dem Verbleib der Datenträger erkundigte und ich sagte ihm, ich habe nichts, ich weiß von nichts. Und ja, weil er hat dann gesagt, wir haben schon alles durchsucht, auch die Wohnung in Wien.

Michael Nikbakhsh
Da hatten sie den Wohnungsschlüssel, weil der auf dem Schlüssel auf Teil der privaten Gegenstände waren, die in Rossatz lagen, richtig?

Karin Wurm
Ja, und er weiß nicht mehr, wo er in Wien noch überall suchen soll, nach dem Laptop offenbar nach den Datenträgern, wahrscheinlich auch nach dem USB Stick.

Michael Nikbakhsh
Also er wusste, dass es diesen Laptop gibt, jedenfalls den Laptop, möglicherweise auch den USB Stick. Und er hat offenbar mehrfach danach gefragt, wo er sein könnte. Das wurde mir aber nicht gesagt. Warum habt ihr dem Chefinspektor des Landeskriminalamts nicht gesagt, dass der Laptop entweder da zu dem Zeitpunkt im Haus war oder auf Reisen war?

Karin Wurm
Weil ich ja nichts damit zu tun hatte. Ich habe das nicht in die Hand genommen, den Weitertransport sozusagen. Und ich betone noch einmal, ich sagte immer auch zur Frau P. Ich möchte damit nichts zu tun haben.

Michael Nikbakhsh
Eine Idee, warum Anna P. Das dem Chefinspektor nicht mitgeteilt haben könnte?

Karin Wurm
Möglicherweise, weil sie auch nicht an Selbstmord geglaubt hat und bevor eventuell falsche Hände kommt. Ich kann es nicht sagen.

Michael Nikbakhsh
Das Verhältnis zu Anna P. Hat sich in weiterer Folge wie entwickelt. Sie wohnt mittlerweile nicht mehr in dem Haus, du auch nicht mehr, Aber sie war davor ausgezogen. Ihr wart Freundinnen. Kann man das so sagen? Seid ihr noch Freundinnen?

Karin Wurm
Anna P. bezog einen Raum im Februar 2023 nachdem sie sich von ihrem damaligen Partner getrennt hat und ich sie, wie bereits gesagt, aus Rossatz kannte. Sie war damals Vizebürgermeisterin von Rossatz. Natürlich haben wir uns angefreundet. Es ist in so einem kleinen Ort oder Dorf nichts Ungewöhnliches. Und wie es zur Trennung ihres Lebenspartners kam, hat sie mich gefragt, ob ich für sie eine Unterkunft hätte. Das bejahte ich und wie gesagt, ab Februar 2023 ist sie dann bei mir eingezogen.

Michael Nikbakhsh
Das war paar Monate, bevor du Christian Pilnacek kennengelernt hast.

Karin Wurm
Richtig.

Michael Nikbakhsh
Du hast ihn auf ihre Vermittlung hin kennengelernt. Spielt das in der Nachbetrachtung eine Rolle für dich?

Karin Wurm
Also es war nicht, ich nenne es jetzt nicht Vermittlung, das klingt irgendwie so schräg, aber das Zutun würde ich es mal nennen. Es war nicht nur die Frau P. Sondern auch die Frau G. Auch eine Mitarbeiterin vom Nationalratspräsidenten damals. Die beiden haben das schon forciert, dass ich den Christian kennenlernen sollte.

Michael Nikbakhsh
Es gab zwischendurch ein Narrativ, das da lautete und soweit ich mich erinnere oder das aus dem ÖVP-Umfeld gestreut, die FPÖ habe dich auf Pilnacek angesetzt. Das ist eine Geschichte, die besteht. Neben der Geschichte, Peter Pilz habe dich auf Pilnacek angesetzt. Also so wie du das jetzt darstellst, würde dieses Narrativ jedenfalls ausscheiden, wenn du, wenn Frau G. und Frau P. Quasi dafür gesorgt hätten, dass du ihn kennenlernst. Was soll ich daraus jetzt schließen, dass die ÖVP auf Pilnacek angesetzt hat?

Karin Wurm
Dieses Narrativ scheidet in jedem Fall aus. Also ich bin weder von der FPÖ noch von den Neos, noch von irgendeiner anderen Partei. Punkt 1 ich bin parteilos. Punkt 2 ist es natürlich, man weiß das aus Filmen, aus Geschichten, aus Büchern, aus Erzählungen, wenn man das Rampenlicht von sich weisen möchte oder wenn man ablenken möchte, dass man irgendwelche Geschichten erzählt und dann ein anderes ich erzähle es jetzt auf österreichisch, a Buhmandl sucht, klar, Ablenkungsmanöver gibt es, wird es immer geben und hat es immer schon gegeben.

Michael Nikbakhsh
Kam es zum Bruch zwischen dir und Anna P?

Karin Wurm
Ja, Anna P. Ist von einem Tag auf den anderen ausgezogen. Es war kurz nach dem Ableben von Christian. Auf die Frage, warum denn das jetzt auf einmal so schnell vonstatten gehen würde, sagte sie nur, dass ihr Chef gemeint hätte, sie soll sich von mir fernhalten, wo ich jetzt auch glaube mittlerweile, dass sie da praktisch dazu gedrängt wurde von außen. Und um wieder einen österreichischen Satz zu verwenden: Der Lazi ist ja näher als die Gilet. Wenn ich eine gute Position in meinem Berufsleben habe, werde ich diese nicht aufs Spiel setzen und das tun, was mir mein Vorgesetzter befiehlt sozusagen.

Michael Nikbakhsh
Wie hat sich das für dich in weiterer Folge entwickelt in den Monaten nach Pilnaceks Tod?

Karin Wurm
Also um noch mal darauf zurückzukommen, Anna P. Und ich, wir haben keinen Kontakt mehr. Also der Kontakt ist komplett erloschen. Ja, wie hat sich mein Leben entwickelt? Ich kann nur sagen, ich stehe wirklich vor dem Scherbenhaufen meines Lebens. Ich habe meine kompletten Ersparnisse aufgebraucht, Ich habe den Schmuck meiner Mutter versetzt. Ich kenne so eine Situation nicht, weil ich noch nie in so was war und ich hätte mich am Tod des Christian Pilnacek bereichert, hat es geheißen und das ist einfach niederträchtig, diese ganzen Behauptungen, diese Verleumdungen. Und ich bin auch überzeugt davon, dass für jemanden Dritten all diese Lügen und Unterstellungen geschrieben werden.

Michael Nikbakhsh
Kannst du das ein bisschen konkretisieren?

Karin Wurm
Also ich sage nur ein Herr R. Der das erste Buch über das Ableben: Er muss weg von Christian Pilnacek rausgebracht hat. Ja.

Michael Nikbakhsh
Hast du mit ihm mit dem Autor gesprochen eigentlich für seine Recherchen?

Karin Wurm
Ich habe einmal mit dem Autor gesprochen, Wir haben uns in Krems getroffen und das war nach dem Artikel, wo geschrieben wurde in der Presse, dass ich mir durch den Verkauf des Laptops mein Geschäft in der Fußgängerzone in Krems erworben hätte. Und da hatte ich ihn gebeten, er soll es bitte zurücknehmen, weil dem ist nicht so. Es sind Unwahrheiten und ja, da gebe ich einfach nicht klein bei.

Michael Nikbakhsh
Aber du hast ihm nicht gesagt, wie das mit dem Laptop schlussendlich war. Also insbesondere was die Transportleistungen von Anna P. in dieser Sache betrifft.

Karin Wurm
Nein, weil ich, wie gesagt, mich in der ganzen Sache rausgehalten habe und da kann ich ihr gar nichts erzählen. Ich weiß den Weg nicht, ich weiß die Umstände nicht, ich kann nichts was erzählen, was ich nicht weiß.

Michael Nikbakhsh
Ne, aber du warst ja dabei. Also soweit es jetzt den Besuch beim Herrn Mondschein betrifft, beziehungsweise.

Karin Wurm
Noch einmal, ich war in einem Ausnahme, ich war in einem Ausnahmezustand. Ich habe in der Küche gesessen von Herrn Mondschein und mehr kann ich dazu nicht sagen. Und ich kann immer wieder nur betonen, dass ich immer wieder gesagt habe zur Frau P. Ich möchte damit nichts zu tun haben.

Michael Nikbakhsh
Aber die Botschaft ist jetzt, du wirst da in etwas hineingezogen, um ein bestimmtes Narrativ zu bedienen. Fragezeichen.

Karin Wurm
Ja, es tut weh, sich so etwas einzugestehen und es ist noch erniedrigender, so etwas in der Öffentlichkeit zu sagen, aber ja, ich brauche sozusagen Hilfe, weil sonst gehe ich an dieser ganzen Geschichte, wo ich da unverschuldet reingezogen worden bin und noch immer reingezogen werde und diese Geschichte, die so schön begonnen hat, kaputt. Ich bin da zwischen die Fronten geraten und man reibt sich auf und ich will dort nicht stehen und es nimmt aber keiner Rücksicht auf mich.

Michael Nikbakhsh
Karin, in Vorbereitung dieses Gesprächs habe ich von dir erfahren, dass du auch Schwierigkeiten mit einer Hausbank hattest. Was hat es damit auf sich?

Karin Wurm
Ja, das ist richtig. Meine Hausbank in Krems. Ich hatte bis vor ein paar Wochen einen Berater, der hat mir immer wieder Finanzamtszahlungen dann für die Krankenkassen und so rausgegeben, auch wenn das Konto jetzt nicht so gedeckt war. Diesen Berater haben sie mir jetzt abgezogen, also sie haben ihn mir weggenommen. Jetzt habe ich gar keinen Berater. Wie gesagt, ich hatte auch einen Termin vor zwei Wochen bei einem Prokuristen meiner Hausbank mit meiner Steuerberaterin. Und er sagte gleich eingangs,, Frau Wurm, das mit dem Überziehungsrahmen, das hat nichts mit den tragischen Ereignissen von Herrn Pilnacek zu tun. Wir lassen bei uns nicht intervenieren, wir sind eigenständig.

Michael Nikbakhsh
Hättest du den Grund zu der Annahme gehabt, dass jemand interveniert hat bei der Bank und gehe dann über?

Karin Wurm
Nein, überhaupt nicht. Da muss ich jetzt lachen. Wir wissen alle, welcher Partei die Hausbank angehört und es wäre nichts leichter, mir, auf Deutsch gesagt, den Hahn abzudrehen, was Sie jetzt gemacht haben. Also ich habe mittlerweile, weiß ich nicht mehr, wie ich meine Privatmiete bezahlen soll. Wie gesagt, Sie haben es so weit gebracht, dass ich durch einen Fall, wo ich unverschuldet reingerasselt bin, ich betone es noch, ich wurde dafür bestraft, dass ich mich verliebt habe, sozusagen. Und das ist schäbig und es waren sehr viele Leute daran beteiligt.

Michael Nikbakhsh
Du bist beschuldigt in einem staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren, du hast als Zeugin beim LKA ausgesagt, du hast als Zeugin bei der WKStA ausgesagt, du wirst Ende März wohl als Zeugin im Verfahren des Chefinspektors gegen Peter Pilz als Zeugen aussagen, hast einen Anwalt nehmen müssen. Das war, so unterstelle ich jetzt alles nicht geplant.

Karin Wurm
Nein, das war so alles nicht geplant. Ich habe natürlich das mit dem Anwalt besprochen, Es ist ein sehr bekannter Anwalt.

Michael Nikbakhsh
Volker Zackmann, er ist namentlich genannt, er saß auch schon in der Dunkelkammer als Gast.

Karin Wurm
Und ich habe um Verfahrenskostenhilfe natürlich gebeten, weil ich kann mir das nicht erlauben. Mich hat es dermaßen in den Ruin getrieben, auch mit der Zusage dieses Darlehens von Herrn Rauball. Also ich stehe wirklich am Ende meiner körperlichen, psychisch, physisch und finanziellen Kräfte. Ich schaffe das so nicht mehr. Und ist das jetzt praktisch, dass man einfach nur glücklich sein wollte mit einem Menschen, in dem man sich wirklich Hals über Kopf verliebt hat?

Michael Nikbakhsh
Ein Mensch, der eine öffentlich exponierte Persönlichkeit war und daran besteht wohl kein Zweifel, auch ein Geheimnisträger.

Karin Wurm
Ja, natürlich. Also über Politik haben wir ja nie gesprochen, weil ich immer gesagt habe, schau Christian, hier ist unser Kleinod, hier ist unser Rückzugsort. Ich möchte nicht darüber sprechen. Er hat schon des Öfteren in den Raum gestellt, Alle wollen sie was von mir und mir hilft keiner was. Ja, bekannt ist, dass er zum Beispiel, er hatte ja Beratertätigkeiten für sehr bekannte Politiker, unter anderem auch für unseren Ex Bundeskanzler.

Michael Nikbakhsh
Er war Berater von Sebastian Kurz.

Karin Wurm
Ja.

Michael Nikbakhsh
Wie hat sich das geäußert?

Karin Wurm
Das hat sich so geäußert, dass wir einmal, das kann mich noch genau erinnern, Christian und ich, wir hatten beim Stadtmarketing in Krems einen Termin, einen gemeinsamen, und das war an einem Nachmittag im Sommer. Und da sagte ich so gegen Mittag, wir müssen ja um 15 Uhr da sein. Und da sagte er, ich muss jetzt weg, sage ich, wie du musst jetzt weg? Ich muss zum Basti, hat er immer gesagt. Und dann habe ich gesagt, das kann jetzt wohl nicht sein, dann sagt er es ab mit dem Basti. Wir haben den Termin schon lange vereinbart. Also deshalb weiß ich das.

Michael Nikbakhsh
Sind da auch Zahlungen vereinbart gewesen?

Karin Wurm
Soweit ich weiß, nein.

Michael Nikbakhsh
Um das nochmal aufzugreifen, dass ein Sektionschef für einen Unternehmer quasi privat Beratungsleistungen erbringt, das passiert jetzt wahrscheinlich auch nicht alle Tage. Aber ich würde jetzt annehmen, du hast dir darüber nicht weiter Gedanken gemacht, so wie ich sie mir gerade mache.

Karin Wurm
Ich habe mir darüber nicht weiter Gedanken gemacht, aber ich denke, da gibt es sehr viele Gräber in diesem Staat, oder? Wo man da mal tiefer reinschauen müsste, weil ich sage, also so ein kleines Nebenamt haben ja viele. Was man nicht weiß, macht dich nicht heiß.

Michael Nikbakhsh
Hast du eine Idee, mit wem er in der Nacht vor seinem Tod kommuniziert haben könnte? Er hat kein Wort darüber verloren.

Karin Wurm
Er hat kein Wort darüber verloren. Und das Traurige ist ja, dass man ein Beweismittel, wo man es eventuell nachvollziehen könnte, vernichtet hat.

Michael Nikbakhsh
Angeblich vernichtet wurde mit einem Bunsenbrenner. Niemand hat, soweit du weißt, in deinem Umfeld jedenfalls in dieses Telefon hineingeschaut, weil ihr den Passcode hattet oder nicht hattet. Hättest du hineinschauen können?

Karin Wurm
Ich hätte nicht hineinschauen können. Es war zwar aufgedreht, aber Christian hatte einem ich weiß nicht, Fingerprint oder Pincode, das weiß ich nicht einmal. Also ich hätte nicht reinschauen können. Und ja. Und abgesehen davon, ein Beweismittel zu vernichten.

Michael Nikbakhsh
Hat dich jemand nach einem Entsperrcode gefragt? Nein, Ich möchte noch mal auf die Smartwatch zurückkommen. Die hat er immer getragen.

Karin Wurm
Die hat er immer getragen. Der Christian. Außerhalb des Nächtens hat er sie abgelegt.

Michael Nikbakhsh
Vorm Schlafengehen, also er wird sie möglicherweise an dem Abend auch getragen haben, als er das Haus am 20. Oktober gegen 1 Uhr morgens verlassen hat.

Karin Wurm
Das nehme ich stark an.

Michael Nikbakhsh
Mir ist aufgefallen, dass nach Auffinden des Leichnams bei einer polizeilichen Zweitbeschau, also nachdem er gefunden war und die Amtsärztin erste Verfügung oder die Notärztin erste Verfügungen getroffen hatte, wurde er in die Aufbahrungshalle Rossatz gebracht und da gab es quasi eine polizeiliche Zweitbeschau. Und da wurde zwar der Ring Ehering, nehme ich wohl an, also tatsächlich ja der Ehering am rechten Ringfinger protokolliert, nicht, aber die Smartwatch. Die taucht allerdings dann sechs Tage später bei der Obduktion in der Prosektur der Klinik Wien-Favoriten am Handgelenk auf. Und wird dann abgenommen und der Polizei übergeben. Fand ich zumindest interessant, umso mehr, als diese Smartwatch doch einige Daten aufzuzeichnen imstande war, Geodaten, biometrische Daten, möglicherweise auch je nach Einstellung Kommunikationsdaten. Und sie könnte auch noch funktioniert haben, weil ich habe nachgesehen, diese Galaxy Smartwatch, also Samsung Galaxy Smartwatch heißt sie ist soweit wasserfest, dass man damit zumindest schwimmen kann.

Karin Wurm
Ja, wie es so schön heißt, Gottes Wege sind unergründlich, ohne da jetzt näher drauf einzugehen. Meines Erachtens hätte man, wie du schon gesagt hast, Michael, auf dieser Smartwatch sehr wichtige Daten zum Hergang oder zur Rekonstruktion ausspielen können oder praktisch sagt man da jetzt –

Michael Nikbakhsh
Auslesen.

Karin Wurm
Auslesen können. Ja, warum, weshalb, wieso manche Dinge nicht so gemacht werden, wie es üblich sein müsste. Das steht in den Sternen. Man kennt es ja aus banalen Krimis im Fernsehen, da wird auch alles untersucht und getan. In diesem Fall nicht.

Michael Nikbakhsh
Weißt du, ob er die Smartwatch genutzt hat, um Daten zu erfassen?

Karin Wurm
Das kann ich nicht sagen.

Michael Nikbakhsh
Also hat er irgendwie rumgespielt?

Karin Wurm
Irgendwann, also die meiste Zeit hat Christian sein Mobiltelefon benutzt, aber auf der Uhr gerade, dass er mal schaut, wie spät es ist, aber sonst.

Michael Nikbakhsh
Wenn er das Handy zum Chatten verwendet hat, was hat er da für einen Messenger verwendet? Weißt du das? WhatsApp oder Signal?

Karin Wurm
Das kann ich nicht sagen.

Michael Nikbakhsh
Wie habt ihr kommuniziert?

Karin Wurm
WhatsApp. Aber von meinem Anwalt weiß ich vom Herrn Mag. Zackmann, dass die meisten Politiker, Anwälte und jetzt auch normale Leute über Signal kommunizieren. Also es könnte möglich gewesen sein, dass auch er über Signal kommunizierte.

Michael Nikbakhsh
Liebe Karin, du hast dir Zeit genommen. Vielen Dank dafür. Ich wünsche dir für das, was da noch vor dir liegt, viel Kraft.

Karin Wurm
Vielen Dank, lieber Michael.

Autor:in:

Michael Nikbakhsh

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