Die Dunkelkammer
Hocheggers "Schattenrepublik" #2: Die Sauna-Aufträge
- hochgeladen von Michael Nikbakhsh
Teil 2 unserer Serie zu den Memoiren des Lobbyisten Peter Hochegger. Heute tauchen wir ein ins Österreich der 1980er Jahre. Peter Hochegger und sein Bruder Paul kommen mit einem umstrittenen Lobbyisten in Kontakt – und über diesen zu ihren ersten undurchsichtigen Geschäften.
1983 sind die Hocheggers an der Gründung einer Schein-Partei namens “Österreich-Partei” beteiligt. Deren einziges “Parteiprogramm”: Die damals noch zerstrittenen Grünen am Wahltag zu schwächen, um sie am Einzug in den Nationalrat zu hindern. Bei der Nationalratswahl 1983 schaffte die “Österreich-Partei” unter dem “Vorsitz” eines gewissen Franz Olah übrigens stattliche 0,12 Prozent. Und: An der Gründung dieser “Partei” waren unter anderem Hell’s Angels-Rocker und Wiener Taxifahrer beteiligt.
Ein Jahr später mischen Peter und Paul bei den Anti-Hainburg-Protesten mit. Im Auftrag des staatlichen Rüstungskonzerns Steyr Daimler Puch. Ihre Direktiven erhalten sie vom Steyr-Marketingchef - in einer Sauna im 3. Wiener Gemeindebezirk. Steyr Daimler Puch lässt sich die Unterstützung der Umweltbewegung auch einiges kosten. Doch die Konzernspitze verfolgt ganz andere Ziele, als ein Kraftwerk in der Hainburger Au zu verhindern.
Michael Nikbakhsh
Herzlich willkommen zur heutigen Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbakhsh und dies ist der zweite Teil unserer kleinen mehrteiligen Serie zum Buch Die Schattenrepublik. Ein Lobbyist packt aus. Die Schattenrepublik,die Memoiren des Lobbyisten Peter Hochegger, erschienen im Verlag Edition A. Wie schon bei Teil 1 stellen wir auch diese Episode nicht nur als Podcast, sondern auch als Video auf unserem YouTube Kanal die Dunkelkammer zur Verfügung. Und im Studio begrüße ich einmal mehr Peter Hochegger. Hallo Peter.
Peter Hochegger
Hallo Michael. Freut mich wieder da zu sein.
Michael Nikbakhsh
Und ich begrüße meinen Co, Stefan Kaltenbunner. Hallo Stefan.
Stefan Kaltenbunner
Hallo Michael.
Michael Nikbakhsh
Stefan, ich übergebe die Staffel gleich an dich.
Stefan Kaltenbunner
Gerne. Wir sind im zweiten Teil der Peter Hochegger Geschichte. Im ersten Teil haben wir gelernt, woher Peter Hochegger kommt, also seine Kindheit, seiner Jugend, wo er in die Schule gegangen ist, wie er ihn sozialisiert hat. Wir haben auch gelernt, dass Peter Hochegger eigentlich keine Berührungsängste mit diversen Ideologien hat. Er war bei den schlagenden Burschenschaftern, war dann sehr beeindruckt von Bruno Kreisky, den er getroffen hat, ist dann zur FPÖ gewechselt, weil die FPÖ hat ihm geholfen, nicht zum Bundesheer gehen zu müssen und hat seine Firma dann gegründet mit Hilfe von Scientology und seine ersten Kunden auch im Umfeld von Scientology bekommen. Und wir haben auch gelernt, wie Peter Hochegger in den Gründungsjahren seiner Laufbahn gearbeitet hat, indem er Vereine gegründet hat und schon verstanden hat, wie man den Markt manipuliert. Wir springen jetzt zurück ins Jahr 1983, Nationalratswahl, Bruno Kreisky hat damals die Absolute verloren und auch Peter Hochegger hat damals in der Politik schon mitgemischt. Und zwar hat er eine Fake Partei gegründet. Vielleicht erzählst du uns, wie es dazu gekommen ist.
Peter Hochegger
Die Fake Partei habe nicht ich gegründet, sondern das war ein Ansinnen von Karl Steinhauser. Ich habe in der ersten Folge darauf schon Bezug genommen, um das noch einmal zu wiederholen. Große Unternehmen hatten Sorgen, dass Grüne, da gab es damals zwei Parteien, und die Alternativen, ins Parlament kommen und dann die Wirtschaftspolitik eigentlich zu ihren Ungunsten sich weiterentwickelt. Und das Ziel war, dass keine dieser Parteien ins Parlament kommt. Und Steinhauser hatte dem Präsidenten des Gewerkschaftsbundes und dem Generalsekretär der Industriellenvereinigung die Idee schmackhaft gemacht, wir gründen eine Partei.
Michael Nikbakhsh
Das waren damals Anton Benya und Herbert Krejci?
Peter Hochegger
Richtig.
Michael Nikbakhsh
Denen hat er persönlich die Gründung einer Partei schmackhaft gemacht?
Peter Hochegger
Er hat, nachdem er mich eingeweiht hat, gesagt, wir machen eine Partei mit dem Ziel. Sag ich, naja, wie soll das funktionieren? Das kostet ja viel Geld, man macht sich ja damit keine Freunde. Sagt er, Herr Hochegger, keine Sorge, alles abgesprochen mit dem Präsidenten des Gewerkschaftsbundes, mit Anton Benya, mit Krejci. Dann habe ich gesagt, wir sind ja FPÖ Mitglieder, was ist da? Sagt er auch keine Sorge, ich habe mit Haider gesprochen, der findet das ganz, ganz toll. Also er hat für immer, für jedes Bedenken sozusagen eine gute Antwort gehabt.
Stefan Kaltenbunner
Noch eine Erklärung. Der Herr Steinhauser war eine dubiose Figur, auch ideologisch und politisch, war ein Antisemit und ein Hitler-Verehrer. Das habt ihr damals nicht so gewusst, sagst du, aber nochmal zur Zusammenfassung. Der ist zu euch gekommen und hat gesagt, er hat den Auftrag von Wirtschaftsgranden eine Österreichpartei zu gründen, um die Grünen, die damals das erste Mal Anstand machen, dass sie ins Parlament kommen, zu verhindern, weil die Angst da war, dass der Wirtschaftsstandort damit gefährdet sei. Parallelen zu heute, eigentlich muss man sagen.
Peter Hochegger
Es gab zwei Parteien, die Alternativen. Daraus ist später die Grüne Alternative entstanden und die Grünen. Das Ziel oder die Aufgabe dieser Österreichpartei war, den Patriotismus in den Vordergrund zu stellen, zu sagen, Wir bewegen uns hin zum Kommunismus. Und Grüne und Alternative sind ein Grund, warum wir uns in Richtung Kommunismus bewegen. Also das war so richtige Schwarz-Weiß-Malerei.
Michael Nikbakhsh
Also wir sind im Jahr 1983. Die Nationalratswahl hat tatsächlich am 24. April 83 stattgefunden. Das heißt, wir sind Ende 82, Anfang 83, wo ungefähr?
Peter Hochegger
Anfang 83.
Michael Nikbakhsh
Also Anfang 83 entsteht die Idee, eine Partei zu gründen, deren einziger Zweck darin besteht, die damals noch zerstrittenen Grünen am Einzug in den Nationalrat zu hindern. Das war das Programm.
Peter Hochegger
Das war das einzige Ziel dieser Partei.
Michael Nikbakhsh
Woraus genau bestand diese Partei?
Peter Hochegger
Die Partei bestand sozusagen aus einem Konzept, einer Idee vom Steinhauser, die er bestimmten Leuten schmackhaft gemacht hat. Und dann ist es darum gegangen, Kandidaten zu finden. Und er hat den Franz Ohler und den Thomas Gesatzki, deren Zustimmung bekommen, da mitzumachen und meine Aufgabe war es dann später noch einen Dritten dazuzuholen aus dem Lager der FPÖ und das war der Vizebürgermeister von Mödling, der war sauer, weil er nicht an wählbarer Stelle war. Und dann haben gesagt, komm zur Österreich Partei, da kommst du sicher ins Parlament.
Stefan Kaltenbunner
Das waren jetzt aber 3 Spitzenkandidaten, wir erklären da vielleicht die Personen nochmal. Aber waren die eingeweiht, dass das eigentlich eine Fake Partei ist, die nur dazu gegründet wird, um andere Parteien zu verhindern?
Peter Hochegger
In dem Detail waren sie überhaupt nicht eingeweiht, sondern das ist darum gegangen. Man hat schon gesagt, die dürfen nicht ins Parlament und es geht um den Patriotismus. Österreich darf nicht nach links rücken. Also diese Schwarz-Weiß-Malerei, die hat es schon gegeben. Und der Franz Ohler, der hat sich mit dem total identifiziert.
Michael Nikbakhsh
Aber der war ja nun wirklich kein politischer Anfänger. Franz Ohler gehört ja auch zum Inventar der Zweiten Republik. Durchaus umstrittene politische Persönlichkeit, war unter anderem Innenminister, SPÖ Politiker, langwieriger Gewerkschaftsfunktionär, wurde dann verurteilt wegen der Zweckentfremdung von Gewerkschaftsmögen. Da ging es auch um die Finanzierung der Kronenzeitung, da gab es einen Parteiausschluss. Also der hatte schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Der hat nicht ein einziges Mal gefragt, was genau wird das mit der Österreichpartei?
Peter Hochegger
Also mich hat er nicht gefragt, ganz im Gegenteil, ich habe mit ihm sehr spannende Gespräche geführt. Er hat mir das auch erklärt, um in Österreich etwas aufzubrechen, brauchst du ein starkes Medium. Er war auch der, der ein bisschen Geld in Richtung FPÖ geschoben hat, nämlich um aus dieser großen Koalitionsklammer herauszukommen. Und ich habe mir mal gefragt, was war ihr größter Fehler? Hat er gesagt, mein größter Fehler war, dass ich meine politischen Gegner in der Partei völlig unterschätzt habe. Sonst war der mit seinen Dingen voll überzeugt.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, der Franz Ohler war auch ein bisschen so auf Rachefeldzug aus, dass er der Spitzenkandidat von dieser sogenannten Österreichpartei geworden ist?
Peter Hochegger
Also ich kann mir durchaus vorstellen, dass da ein bisschen seine Eitelkeit mitgespielt hat, um sozusagen noch einmal zu zeigen, ich kann es schaffen.
Michael Nikbakhsh
Ich möchte vorausschicken, dass diese Fake Partei tatsächlich bei der Nationalratswahl im April 83 angetreten ist. Zu dem epochalen Erdrutschergebnis kommen wir dann auch noch, aber ich möchte vorneweg fragen. Wie ist denn, also ihr habt diese Partei erschaffen auf dem Papier, die hatte einen Zweck, der war die damals noch zerstrittenen Grünen am Einzug zu hindern. Wie ist die Partei darüber hinaus in Erscheinung getreten? Ich habe jetzt ehrlicherweise nicht wahnsinnig viel gefunden. Man muss wahrscheinlich tief in die Papierarchive zurückgehen, um zu schauen, aber viel Berichterstattung kann es nicht gegeben haben.
Peter Hochegger
Also Berichterstattung hat es fast keine gegeben, außer in der Kronenzeitung, weil dort haben wir auch exzessiv Inserate geschalten. Und wenn du als politische Partei antreten willst, brauchst du Unterstützungserklärungen. Der Steinhauser hat das völlig unterschätzt. Also er hatte das Glück in der Steiermark jemanden zu finden, der ihm für ein Honorar, ich glaube, wenn man das jetzt auf heutiges Geld umlegt, waren das 15.000 Euro, die 400 Unterstützungserklärungen besorgt hat. Und in Tirol hat er auch jemanden, irgendeinen Bürgerrechtler, der das auch organisiert hat. Und in Wien war es so, dass wir uns auch in Szenen einklinken mussten, um Unterstützungserklärungen zu bekommen. Erlebnis: Eine Mitarbeiterin von mir, ihr Mann, war in einer Rocker Gang, Hells Angels, kennt man, ja. Ich bin im Anzug und mit Krawatte vorm Bezirksamt gestanden. Die sind gekommen mit ihren Motorrädern, haben die dort abgestellt, dann sind wir hineinmarschiert. Ich hab denen erklärt, wie sie ihre Unterschriften abgeben und die haben die Unterstützungserklärungen unterzeichnet.
Michael Nikbakhsh
Was hat man denen erzählt? Wo genau haben die Unterstützung jetzt oder, wofür genau haben sie ihre Unterstützung geleistet?
Peter Hochegger
Die haben das dafür gemacht, weil die, die…
Stefan Kaltenbrunner
Die Mitarbeiterin.
Peter Hochegger
Weil die Mitarbeiterin gesagt hat, könnt ihr uns da nicht helfen? Die haben gesagt, na, machen wir da gern.
Stefan Kaltenbunner
Aber nochmal zurück zum Herrn Steinhauser. Der Herr Steinhauser hat diese Partei initiiert, ist dann draufgekommen, da braucht man ja Unterstützungserklärungen. Ich weiß nicht, wie viel es damals waren, aber das ist doch für eine unbekannte Partei relativ aufwendig. Und er hat es dann gekauft, ist das richtig?
Peter Hochegger
In der Steiermark und in Tirol auf jeden Fall. Und in Wien war er dann sozusagen von meinen Kontakten abhängig. Ich habe halt unterschiedliche Leute organisiert, die da mitgespielt haben. Und zum Schluss kann man nicht mehr erinnern, was uns da gefehlt hat. Da haben wir einfach am Wochenende Taxistände angerufen und gesagt, wollt ihr Geld verdienen? Ja, ja, klar, kommt her, haltet euch ein Formular ab, dann fahrt dorthin zum Bezirksamt, unterschreibt das, dann kommt wieder her, verdient zweimal und da haben wir sicher 100 Unterstützungserklärungen von Taxifahrern bekommen. Und das war für mich natürlich schon spannend. Du musst am Telefon verkaufen, du musst ein Produkt verkaufen, das schwer zu beschreiben ist und Leute motivieren dir sozusagen eine Unterschrift zu geben.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, ihr habt beim Taxiphon bei diesem Stand angerufen und da hat dann ein Taxifahrer abgehoben. Da ist der Herr Hochegger, der will kein Taxi bestellen, sondern er bestellt ein Taxi, das zu ihm fährt, eine Unterstützungserklärung abholt, ins Bezirksamt fährt und das dort unterschrieben abgibt und da kriegt er seinen Lohn.
Peter Hochegger
Genau, zwei Taxifahrten.
Stefan Kaltenbunner
Wer hat das alles finanziert?
Peter Hochegger
Das hat natürlich der Steinhauser finanziert, der hat auch Inserate finanziert, endlose Summen. Ich hab gesagt, wo haben sie das? Zuerst haben wir gefragt, gibt es überhaupt ein Geld, Herr Hochegger, machen Sie sich keine Sorgen. Und dann, er hat uns nicht eingeweiht, wo er das Geld her hat.
Michael Nikbakhsh
Es war auch nicht vorgesehen damals zu fragen, wo das Geld herkommt.
Peter Hochegger
Also er hat immer nur gelächelt und hat uns keine Antworten gegeben.
Michael Nikbakhsh
Aber es war erkennbar, dass es nicht sein eigenes Geld ist.
Peter Hochegger
Nein, das war nicht sein eigenes Geld.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, das Geld ist von Institutionen, Firmen etc. Gekommen, die das Interesse daran hatten, dass man einen Wirbel schlägt in Österreich, damit eine Partei verhindert wird.
Peter Hochegger
Also was uns schon klar war, dass er viele Förderer hatte, Unternehmer, die haben ja auch seine Plattformgemeinschaft Freier Selbstständiger finanziert und für uns war auch naheliegend, dass er von den Unternehmen oder von vielen Unternehmen da Geld bekommen hat.
Stefan Kaltenbunner
Aber vielleicht erklärst du nochmal die Rolle der Hocheggerbrüder in diesem Prozess. Was habt ihr davon versprochen, beziehungsweise ihr habt ein Honorar bekommen, aber trotzdem hätte es ja hinter diesem Honorar noch weitere Aufträge gegeben. Was ist da versprochen worden?
Peter Hochegger
Also eine Karotte, die uns hingehängt hat, war, nachdem das vorbei ist, holen wir uns viele Aufträge aus der Wirtschaft ab. Und war für mich plausibel und das war auch die Motivation, warum wir da mitgemacht haben.
Michael Nikbakhsh
War für dich erkennbar, dass der ÖGB und oder die Industriellenvereinigung sich da mitbeteiligt haben finanziell an dem Projekt?
Peter Hochegger
Also ich habe keine Beweise dafür gefunden oder irgendwelche gesehen. Ich habe einfach schlicht und weg geglaubt, dass das auch in dem Sinne ist.
Stefan Kaltenbunner
Es ist zur Wahl gekommen. Du hast vorher schon erwähnt, Michael, das Ergebnis.
Michael Nikbakhsh
Ich kann das quantifizieren, bitte. Also damals waren 5,3 Millionen Menschen wahlberechtigt, abgegeben, gültig waren 4,85 Millionen Stimmen und die Österreichpartei konnte tatsächlich 5.851 Stimmen auf sich vereinigen in der Steiermark, Tirol und Wien. Und das reichte für 0,12 Prozent. Also man braucht jetzt nicht scharf rechnen. Der Einzug in den Nationalrat ist damals nicht gelungen. Das war aber, soweit ich das verstanden habe, auch nie das Ziel.
Peter Hochegger
Das war nie das Ziel. Also wir haben auch nicht damit gerechnet. Wir haben dann darauf gewartet, so jetzt holen wir uns die Aufträge von der Wirtschaft ab.
Michael Nikbakhsh
Das Ziel, die Grünen am Einzug in den Nationalrat zu hindern, das wäre tatsächlich aufgegangen, wobei ich glaube, man kann jetzt auch im historischen Kontext sicher streiten darüber, welchen Anteil daran die Österreichpartei oder die Aktivitäten, die ihr da gesetzt habt, wirklich hatten. Tatsächlich haben es die Grünen jedenfalls, die damals noch mit zwei Listen angetreten waren, den Vereinten Grünen damals mit 2 Prozent und die Alternative Liste Österreichs mit 1,4. Also die haben das relativ deutlich verfehlt, allerdings nur kurz, weil wenig später kam es dann doch dazu. Das hat abermals mit dir zu tun. Dazu kommen wir noch. Was mich jetzt interessieren würde, hat denn auf Seiten des Medienbetriebs, also ich war 1983 13 Jahre alt, du wirst auch etwa so alt gewesen sein. Also ich bin da außer Obligo, hat da nie jemand bei euch angerufen im Kampagnenbüro, Du hast gesagt, ihr habt große Inserat in der Kronenzeitung geschaltet, Es muss irgendwem aufgefallen sein, dass da eine wahlwerbende Partei, die niemand kennt, unterwegs ist. Franz Ohler an der Spitze, jetzt auch kein ganz unbekannter Name, hat sich da niemand dafür interessiert, was ihr da tut?
Peter Hochegger
Mir nicht erinnerlich.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, die Partei ist aber jetzt rückblickend 0,12 Prozent, glaube ich, hast du gesagt. Wie ist das dann beim Herrn Steininger angekommen? Also wie war dann die, Man hatte dann sicher mit dem Herrn Ohler gesprochen, warum das nichts geworden ist. Was war die Bilanz dieser Kampagne und dieses Antretens dieser Österreichpartei? Du hast ja später nochmal eine Partei beraten, da werden wir später nochmal dazu kommen, eine Gründung.
Peter Hochegger
Der Steinhauser war in diesem Sinn genial, der hat gesagt, voller Erfolg, die sind beide nicht ins Parlament gekommen. Meine Firmen, Gemeinschaft Freie Selbstständige, sind sehr zufrieden. Also er hat es als Riesensieg dargestellt.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, diese 0,12 Prozent oder 5000 Stimmen sind ausschlaggebend gewesen für die interne Kommunikation, dass man sich das schön geredet hat und hat gesagt, unser Ziel haben wir erreicht. Es ist alles aufgegangen, was wir uns vorgenommen haben. Der Wirtschaftsstandard ist gerettet, die Grünen sind nicht im Parlament.
Peter Hochegger
So war es, ja.
Michael Nikbakhsh
Hast du da selber auch dran geglaubt?
Peter Hochegger
Nein, also zum damaligen Zeitpunkt war es schon so, also mein Bruder und ich haben gesagt, wir werden uns jetzt vom Herrn Steinhauser trennen, weil er war einfach so ein extremer Schwarz-Weiß-Maler. Und er hat halt immer seine Feindbilder gehabt. Also seine Feindbilder waren die Freimaurer und die Illuminaten und wer auch immer. Und das ist natürlich schwer verdaubar, wiewohl wir seine Fähigkeiten geschätzt haben, also Dinge in Schlagzeilen zu gießen, zuzuspitzen. Aber wir haben nicht mehr das Gefühl gehabt, dass wir jetzt mit ihm irgendwo was gemeinsam hätten. Und daher war auch der Entschluss, wir werden uns von ihm trennen. Wir haben gesagt, wir machen mit ihm noch zwei, drei Termine, wo er sozusagen die organisiert hat. Und dann kam die Trennung.
Stefan Kaltenbunner
Aber die Hocheggers waren ja mit vielen Parteien relativ gut. Dein Bruder war SPÖ Mitglied und du warst ja bei der FPÖ. Die FPÖ hat ja dafür gesorgt, dass du auch nicht zum Bundesheer musstest. Jetzt gründest du aber eine Partei, die im Prinzip in Konkurrenz steht zu den anderen Parteien, auch zu euren Geschäftspartnern. Wie haben die darauf reagiert?
Peter Hochegger
Also die Kontakte, die wir in der FPÖ hatten, die waren erstens einmal sehr enttäuscht, weil die haben mit dem überhaupt nicht gerechnet. Und dann natürlich haben wir gespürt den Missmut und haben sofort die Einberufung zum Bundesheer bekommen. Und ich hatte das Glück, dass ich schon über dem 35. Lebensjahr war. Also ich musste nicht mehr einrücken, aber mein Bruder Paul musste das Bundesheer absolvieren.
Stefan Kaltenbunner
Vielleicht zur Erinnerung, in der ersten Folge haben wir darüber gesprochen, Studium und dass du nicht beim Bundesheer warst und dass da ein Anruf damals genügt hat beim Herrn Steger, FPÖ. Und der hat das dann im Prinzip für euch organisiert, dass ihr befreit werdet.
Peter Hochegger
Er hat es nicht organisiert.
Stefan Kaltenbunner
Aber er hat euch die Tipps gegeben, wo ihr vorsprechen könnt.
Peter Hochegger
Ein Vertrauter von ihm.
Stefan Kaltenbunner
Ein Vertrauter von ihm. Und jetzt war die FPÖ nicht so glücklich mit euch, was ja auch ein schönes Bild zeichnet. Und dann haben die gesagt, wenn die Hocheggers nicht mehr für uns ist, dann soll es zumindest zum Bundesheer gehen. Und dein Bruder hat einrücken müssen und du warst schon zu alt dafür.
Peter Hochegger
Ja, und nicht nur das. Also man hat auch beim Manager von Wienerberger vorgefüllt und gesagt, bitte streicht den Hocheggers Aufträge. Und der hat gesagt, das kann ich nicht, weil die machen so einen erfolgreichen Job. Wir würden uns selbst damit selbst schaden.
Michael Nikbakhsh
Wir sind Anfang der 1980er Jahre 1983 die Gründung einer Scheinpartei, die den Einzug in den Nationalrat nicht schafft. Was geschah mit der Partei im Nachgang zur Nationalratswahl? Die nie existierende Partei wurde wieder aufgelöst, nehme ich an.
Peter Hochegger
Ich gehe mal davon aus, die wurde wieder aufgelöst.
Stefan Kaltenbunner
Wenn man ein bisschen so die Zeit zurück uns anschauen, was war das für Zeit, die 83 so die Anfang der 80er Jahre? Wie war da Österreich so gesellschaftspolitisch? Wo war man da unterwegs? Wer waren da die Newcomer? Was war das für Szene? Wer waren die Szenegrößen von Udo Proksch angefangen, über Falco? Wo waren die Hocheggers da unterwegs damals in diesen 1980er Jahren?
Peter Hochegger
Also mein Bruder und ich haben uns die Dinge so aufgeteilt. Er war der Außenbeauftragte, er ist in den Lokalen herumgeschwirrt, er hat Kontakte zu Journalisten geknüpft, zu unterschiedlichen Szenen und den Markt beobachtet. Welche Potenziale und Chancen ergeben sich für uns? Ich war damit beschäftigt, die Firma zu organisieren, zu strukturieren und hatte mein Hauptaugenmerk natürlich auf meiner Familie, war jung verheiratet, hatte eine Tochter, damals noch nicht, aber ich war nicht so viel unterwegs. Und das war der Paul. Und wir haben uns immer bemüht, unsere Zeit dorthin zu investieren, wo auch Möglichkeiten für Aufträge entstanden sind, also neue Kunden kennenzulernen, zu Veranstaltungen gehen, wo man durch Wortmeldungen auffällt, die üblichen Dinge, das Netzwerken.
Stefan Kaltenbunner
Wie hat man genetzwerkt in den 80er Jahren? Da hat es ja kein E-Mail gegeben, da hat es auch kein Internet gegeben, da hat man sie getroffen. Oder wie kann man sich das vorstellen?
Peter Hochegger
Also ein Beispiel, ein Kunde von uns, das waren die Heilmittelwerke und die Firma Schwab und der Geschäftsführer, der hat mich sehr geschätzt und er hat gesagt, Herr Hochegger, Sie müssen in den Club 45, habe ich gesagt, okay.
Stefan Kaltenbrunner
Club 45 müssen wir vielleicht erklären. Udo Proksch, damals umtriebiger Unternehmer und sehr nahe an der Politik, hat im Kaffeehaus Dehmel im ersten Bezirk einen Club im ersten Stock betrieben, ein Geheimclub, wo sich die Mächtigen dieser Republik getroffen haben.
Peter Hochegger
Genau, wo sich die Mächtigen der Schattenrepublik der damaligen getroffen haben, gab es einmal im Monat einen Vortrag und ich kam zu einem Zeitpunkt dorthin, da war der Udo Proksch gerade wieder auf freiem Fuß, er war schon inhaftiert und dann sind wir dort hingegangen und der Franz hat gesagt, möchte da den Peter Hochegger vorstellen, ist ein Berater von mir und er macht tolle Sachen und der Proksch hat gesagt, ja solche Leute wie dich brauchen wir, hat sie umgedreht und ist weitergegangen und ich hab gespürt, der hat ganz andere Probleme, also der ist nicht mehr da und Wochen später war er dann auch verschwunden und ich bin zu meinem damaligen Kunden Steyr Daimler Puch gekommen, da wären wir vielleicht noch draufgekommen und hab gesagt, ich könnte jetzt im Club 45 Mitglied werden und hat gesagt, Herr Hochegger, das sind unsere Feinde, das machen Sie nicht. Er war ausgesprochener Androsch-Mann, der hat ihn auch in die Firma Steyr als Marketing Manager hineingesetzt und seine Feinde waren die anderen in der SPÖ.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, die damaligen Hochegger Brüder waren jetzt nicht so in der Szene drinnen, sondern man hat versucht, im Gegensatz zu den 2000er Jahren dann, wo man später dazu kommen werden, das heißt, ihr wart nicht so unterwegs wie dann in der Hochblüte der Agentur.
Peter Hochegger
Also wir waren überhaupt nicht in der Szene drinnen, wiewohl wir schon versucht haben Kontakte zu knüpfen. Also wir sind zu Veranstaltungen gegangen, fachspezifische Veranstaltungen, sind durch Wortmeldungen, durch gescheite aufgefallen. Mein Bruder Paul hat Kontakte zu Journalisten geknüpft, hat auch Kontakte zu Umweltorganisationen geknüpft, nämlich immer wieder Ausschau haltend, welche Organisationen können wir dann mit unseren Themen und Inhalten bedienen, gebrauchen, missbrauchen.
Michael Nikbakhsh
Dabei wäre jetzt der Club 45 ja eigentlich genau das gewesen, was du damals vielleicht unbewusst gesucht hast, was du letztlich dann auch mitgeprägt hast. Das ist so ein in dem Fall tatsächlich ein Ort, wo Menschen zusammenkommen, die Interessen teilen, wo sich wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche Interessenslagen quasi verquicken lassen, wo wahrscheinlich jetzt auch niemand laut drüber nachdenkt, ob das strafbar ist oder moralisch vertretbar, weil es eh wurscht war. Möglicherweise hast du es deshalb nicht gebraucht, beim Club 45 dabei zu sein, weil du dir deinen eigenen Club 45 im Laufe der Jahre geschaffen hast.
Peter Hochegger
Also ja und nein. Es war damals der falsche Zeitpunkt. Warum? Der Udo Proksch war am Weg hinaus. Also das hat ja dann sozusagen zu vielen Verwerfungen geführt. Und zweitens hat unser größter Kunde damals gesagt, Freunde, dort habt ihr nichts zu suchen. Das sind unsere Feinde.
Stefan Kaltenbunner
Vielleicht kommen wir zum größten Kunden jetzt. Die Steyr Daimler Puch, Michael.
Michael Nikbakhsh
Steyr Daimler Puch. Wir sind also Anfang der 198034 Jahre damals ein staatlicher Konzern, kontrolliert von der der staatlichen, aber der Staat hat damals dort das Sagen gehabt, Kreditanstalt. An der Spitze der CA steht damals der in der Politik in Ungnade gefallene Hannes Androsch. Nicht mehr gut genug als Finanzminister, aber immer noch gut genug als CA-Generaldirektor. An der Spitze von Steyr Daimler Puch steht Hans Michael Malzacher, auch damals ein einflussreicher Manager. Was ist Steyr Daimler Puch in den 1980er Jahren, einer der größten Industriekonzerne des Landes. Fahrzeugbau, Motoren, Waffen. Um die Waffen geht es in weiterer Folge auch Panzer, Gewehre und so weiter. Und Steyr hat in den 1980er Jahren, das kann man nachlesen, ein Problem, ein gesellschaftspolitisches Problem, das da lautet der Friedensaktivismus. Steyr Daimler Puch ist damals im Gerede wegen mehrerer Panzerdeals mit Marokko, mit Chile, mit Argentinien. Kommt nicht gut an in der Öffentlichkeit. Es gibt Demonstrationen vor den Werkstoren von Steyr Daimler Puch. Es gibt unschöne mediale Berichterstattung. Steyr hat ein Problem. Die wollen ein Geschäft machen mit grauslichen Leuten und brauchen jemanden, der ihnen dieses Problem löst oder zumindest hilft dabei, dieses Problem zu lösen. Auftritt, die Hocheggers.
Peter Hochegger
Ich habe mit meinem Bruder den Entschluss gefasst, dass wir uns vom Steinhauser trennen. Er hat aber einige Briefe ausgeschickt und Termine organisiert und ein Termin war bei der Firma Steyr Daimler Puch. Wir sind dort zu dritt hingegangen und Herr Steinhauser hat seine politischen Sprüche geklopft und der Marketingchef hat gesagt, Ich habe ein Riesenproblem. Wir wollen Waffen exportieren und wir haben große Schwierigkeiten. Wie könnt ihr mir helfen? Und dann habe ich sozusagen die Initiative übernommen. Wenn ich Ihnen jetzt irgendwelche Lösungen vorschlage, wäre das völlig unseriös. Aber ich kann über zwei Fallbeispiele berichten, die wir gemacht haben und daran können Sie erkennen, ob wir smart genug sind, Ihnen Ihr Problem zu lösen. Und der war so ein bisschen überheblich, hab mir gedacht, jetzt bin ich auch überheblich und habe halt erzählt über Ovomaltine und über Wienerberger, ohne den Namen der Kunden zu nennen. Und dann hat er gesagt, für welche Firmen war das? Habe ich Schauen Sie, wenn ich Ihnen da jetzt Namen und Summen nenne, dann wäre das auch unseriös. Und Sie wollen ja auch nicht, wenn wir für Sie arbeiten, dass wir dann das groß und breit reden, hat er eingesehen. Und dann habe ich ihm die zwei Beispiele geschildert. Dann habe ich auf die Uhr geschaut, wir haben schon den nächsten Termin. Danke, auf Wiedersehen. Der war perplex. Also der war mir so unsympathisch, ich wollte mit dem nichts zu tun haben. Fünf Monate später bin ich mit meinem lieben Bruder in unserer Stammsauna in der Baumgasse. Wer liegt neben uns dieser Marketing Manager. Burschen, gut, dass ich euch seh, so hat er gesprochen, ich hab einen Auftrag für euch. Und das war der Beginn der Zusammenarbeit, die vier oder fünf Jahre gedauert hat.
Stefan Kaltenbunner
Was genau war der Auftrag, der in einer Sauna in der Baumgasse in Wien an die Hocheggers vergeben worden ist? Was hättet ihr tun sollen?
Peter Hochegger
Der erste Auftrag war, dass wir in einer Nacht und Nebelaktion Convoys, die durch Österreich gefahren sind, mit irgendwelchen Waffen von anderen nach Rumänien fotografieren, mit Nachtbildkameras, haben wir halt organisiert. Und dann hat er uns sozusagen sukzessive in seine Pläne eingeweiht und hat gesagt, er hat eine Studie in Auftrag gegeben beim Institut für Sozialforschung. Die Studie hat geheißen Bindung der postmaterialistischen Kräfte. Das heißt, wie kann ich junge Menschen beschäftigen, dass ich sie von der Friedensbewegung irgendwo anders hinkriege? Und diese Studie war sehr anerkannter Professor, Ich war auch dabei, wie er das vorgestellt hat. Der hat gesagt, es ist ganz klar, da gibt es ein Potenzial im Bereich Gesundheit und ein Potenzial im Bereich Umwelt. Und wenn es uns gelingt, die Leute dann mit diesen Themen zu beschäftigen, dann kriegen wir sie weg von der Friedensbewegung.
Stefan Kaltenbunner
Man muss dazu sagen, vielleicht rückblickend, Anfang der 80er Mitte, der 80er, das war die Zeit der großen Friedensbewegungen. Das war Kalter Krieg, Aufrüstung, Abrüstung. Es waren Demonstrationen in Wien, glaube ich 70.000, 80.000 Leute, die zu Friedensmärschen aufgerufen haben, es große Proteste gegeben. Und das war so die Zeit des Umbruchs auf der einen Seite Umweltbewegungen auf der einen Seite diese Friedensbewegung. Also da war einiges in Umbruch in Europa. Es war auch Richtung 1988 der Fall der Sowjetunion. Also es war eine sehr turbulente Zeit damals, muss man dazu sagen.
Peter Hochegger
Es war eine turbulente Zeit. Und wir haben halt dann geschaut, was gibt es da für Möglichkeiten auch mit ihm. Und da war die Herausforderung, einen Kristallisationspunkt zu finden, der für ganz Österreich relevant war. Und dann sind wir auf das Kraftwerk Hainburg gekommen.
Michael Nikbakhsh
Dazu muss man jetzt vielleicht folgendes wissen: Anfang der 1980er Jahre gibt es ja Pläne in der Hainburger Au ein Kraftwerk zu errichten. Daraus entsteht eine Protestbewegung, an deren Ende dann letztlich auch die Grünen in ihrer späteren Form entstehen. Und ihr seid da ziemlich am Anfang dieser Protestbewegung mit der Feststellung, wenn wir junge Leute weg von Protesten gegen Waffen bringen wollen, dann müssen wir sie hin zu Protesten in Sachen Umwelt, in dem Fall konkret das Kraftwerk Hainburg, das damals noch in der Projektphase war. Und wie macht man das?
Peter Hochegger
Mein Bruder hat ja die Aufgabe zu schauen, wo gibt es Vereine und Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten können. Da gab es dann einen Verein dort geheißen Besser Leben mit einem Magazin. Und dort hatten wir schon unsere Gesundheitsthemen platziert, also für Ovomaltine und für andere Ziegel. Und dann war die Überlegung naja, den könnte man als Speerspitze verwenden. Dann haben wir den Chef genommen, haben gesagt, nimm dir einen Wissenschaftler, setz dich ins Café Landmann und wir machen ein Volksbegehren, um den Kraftwerksbau Hainburg zu verhindern, um das aufzublasen.
Stefan Kaltenbunner
Ich möchte nur kurz zusammenfassen, damit wir nicht durcheinanderkommen. Das heißt die Steyr Daimler Puch Waffenlob in Österreich beauftragt die Firma Hochegger die Jugend von der störenden Demonstrationsbewegung, die vor dem Werk da in Steyr passiert ist, wegzubekommen Richtung eines anderen Themas, in dem Fall das Thema Umwelt. Dazu ist auch eine Studie gemacht worden, wie man das macht. Und die Firma Hochegger hat gesagt, wir haben einen Verein und da werden wir jetzt eine Pressekonferenz organisieren, um auf das Hainburger Thema aufmerksam zu machen.
Peter Hochegger
Um es sozusagen auf eine nationale Ebene zu heben. Also für alle relevant Volksbegehren, ganz Österreich.
Stefan Kaltenbunner
Aber niemand hat gewusst, dass im Prinzip der Auftrag, diese Pressekonferenz zu geben, über die Steyr, Daimler, Puch und Hochegger gekommen ist.
Peter Hochegger
Das hat niemand gewusst. Das hat auch der, der sich dort hingesetzt hat, der Wissenschaftler und auch der NGO Obmann nicht.
Michael Nikbakhsh
Also diese gesamte Öffentlichkeit, die da entstanden ist, die wurde es kostet ja auch Geld, Studien, Pressekonferenzen, die sogar sehr teuer werden können, wenn wir uns an die Causa Eurofighter und die Rumpold Pressekonferenz erinnern, so teuer wird eure nicht gewesen sein. Das bezahlt alles schon die Waffenlobby.
Peter Hochegger
Das bezahlt alles die Waffenlobby.
Stefan Kaltenbunner
Mit dem Ziel, den Fokus auf ein anderes Thema zu bringen.
Peter Hochegger
Genau.
Stefan Kaltenbunner
Gut, was ist da passiert? Es war diese Pressekonferenz und dort ist gesagt worden, man müsste im Prinzip ein Volksbegehren machen. Da ist einmal die Idee und dann ist die Saat gesät worden?
Peter Hochegger
Dann ist eine Dynamik entstanden. Das Thema war ja präsent und das ist eine einfache Rechnung. Du suchst dir etwas, das schon da ist und gibst dem sozusagen, befeuerst es, gibst einen Schub und schaust, dass das größer wird. Und das war unsere Aufgabe, etwas Bestehendes noch größer zu machen. Also wir haben dann voll das produziert, wo sozusagen-
Stefan Kaltenbrunner
Das hat alles der Verein gemacht?
Peter Hochegger
Bezahlt hat Steyr, der Verein hat es gemacht, hat es verteilt, wo sozusagen die Argumente der Industrie, die das Kraftwerk bauen wollte, sozusagen entkräftet wurden, dass man das nicht braucht und und und. Dann ging es ja auch darum, medial Unterstützung zu finden. Und Steyr hat damit sehr viel Geld in eine große Tageszeitung investiert, nämlich in Form von Inseraten. Und da wurde auch sozusagen sich gewünscht, bitte diese Bewegung gegen Hainburg auch redaktionell entsprechend zu unterstützen. Das ist dann auch zum Selbstläufer geworden.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, die Steyr hat dann Inserate in großen Tageszeitungen geschalten und auch mit dem Auftrag, dass man der damaligen Chefredaktion oder den Anzeigenverkäufern gesagt hat, wir hätten gerne die und die Berichterstattung.
Peter Hochegger
So war es, ja.
Michael Nikbakhsh
Und das wurde auch gemacht. Also da wurde auch geliefert. Die Berichterstattung gab es dann.
Peter Hochegger
Da wurde geliefert. Also um das jetzt sozusagen an einem Datum festzumachen. Es gab die Generalversammlung, die Jahreshauptversammlung und Steyr hatte Angst, dass dort die Friedensbewegung sozusagen sich positioniert und zwei Tage davor haben wir eine große Demonstration vom Bundeskanzleramt gemacht, haben mit VW Bussen 170, 180 Leute hingeführt oder hinführen lassen, dann mit schönen Transparenten, die inhaltlich das alles abgebildet haben. Und das war die Demonstration vor dem Bundeskanzleramt.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, ihr habt eine Demonstration, jetzt gehen wir wieder zurück zur Parteigründung, gefaked.
Peter Hochegger
Richtig.
Michael Nikbakhsh
Was waren das für Leute? 170 Leute, die kamen von irgendwoher, waren die bezahlt?
Peter Hochegger
Die waren nicht bezahlt, die waren motiviert. Also du kannst ja nur die Leute motivieren, wenn du ihnen ein gutes Thema gibst. Und das war denen ein Anliegen. Also Hainburg, das Umweltthema war ein Anliegen. Und dadurch, dass wir die Möglichkeiten hatten, uns in diese Szenen einzuklinken und sie zu motivieren, etwas zu tun, haben sie mitgemacht. Das war für die eine tolle Geschichte. Demonstration vor dem Bundeskanzleramt gegen Hainburg.
Michael Nikbakhsh
Also Steyr, Daimler Puch, Panzerhersteller organisiert eine Hainburg-Demo vor dem Bundeskanzleramt. Genau, die war, man kann das sogar nachlesen, es gab diese Demo am 29. Juni 1984. Da gab es einerseits die Demo und andererseits dann auch das Dschungelfest am Hof in der Wiener Innenstadt. Fest des Lebens oder was war das? Das habt ihr auch organisiert.
Peter Hochegger
Das war ein Fest des Lebens, kann man so sagen. Das war am Tag der Hauptversammlung, damit ja keiner hingeht. Und dass die Leute sich dort am Hof bewegen. War wirklich, hat mich fasziniert, wie das funktioniert hat. Biobauern haben dort ihre Stände aufgebaut, haben Bioprodukte angeboten, dann sind Gespräche geführt worden, Diskussionen. Die Vera Russ waren damals bei der Kronen Zeitung, hat das Ganze moderiert. Also das war wirklich ein faszinierendes Fest.
Stefan Kaltenbunner
Bezahlt von der Waffenlobby.
Peter Hochegger
Bezahlt von der Waffenlobby.
Stefan Kaltenbunner
Um zu verhindern, dass an diesem Tag jemand vor der Tür steht.
Peter Hochegger
Und die Hauptversammlung stört.
Stefan Kaltenbunner
Es ist gelungen. Ihr habt ja damals auch sehr, ich sage mal, mafiöse Methoden angewandt, um diese Friedensbewegung auch zu erforschen. Und zwar habe ich im Buch gelesen, dass ihr Spione in die Bewegung eingeschleust habt. Vielleicht kannst du erzählen, was da der Sinn dahinter war.
Peter Hochegger
Unser Auftraggeber hat ja gesagt, Die werden vom Warschauer Pakt finanziert. Wo kriegen die das Geld her, wie funktioniert das? Ihr müsst das jetzt irgendwie herausfinden, haben wir ein bisschen überlegt und wenn man so Romane liest, dann weiß man, dass man attraktive Frauen für solche Dinge einsetzen kann. Und wir haben zwei Mädels gefunden, denen das Spaß gemacht hat, dort sich für die Mitarbeit anzubieten. Und wir haben gesagt, aber wir hätten gern die und die Informationen und so und so und so. Und das waren Verwandte von Mitarbeitern von uns und die haben das gemacht. Und mit den Informationen, die wir geliefert bekommen haben, haben wir daraus ein Röntgenbild skizziert, welche Organisationen sind in der Friedensbewegung involviert, wo kommt das Geld her, wie laufen die Informationen? Und der Steyrmann wollte das selbst nicht an die Medien spielen, hat einen Kollegen genommen von der VOEST, das war ein Nationalratsabgeordneter, das war der Herr Wiemers.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, diese Erkenntnisse, was die zwei Spioninnen in der Friedensbewegung rausgefunden hat, das habt ihr der Steyr gegeben und die Steyr Daimler Puch hat gesagt, wollen wir selber nicht machen, wollen wir nicht irgendwie in Erscheinung treten, gehen wir es der-
Peter Hochegger
Das war ein abgesprochenes Spiel. Also wir haben die Studie, wir haben das aufbereitet, Schaubilder gezeichnet und der Herr Wimmersberger hat es dann dem Profil gegeben und Profil hat eine Riesengeschichte ausgemacht. Riesengeschichte, anderthalb Seiten.
Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, wie finanziert sich die Friedensbewegung, wer steckt dahinter etc.
Peter Hochegger
Wichtig war das Narrativ, das Ganze ist vom Warschauer Pakt finanziert. Die wollen Unruhe stiften, natürlich auch, um die Waffenproduktion in den eigenen Ländern zu stören, damit halt die kommunistischen Länder ungestört arbeiten können.
Michael Nikbakhsh
Du warst ja in der Ausgabe 174 in der Dunkelkammer schon mal zu Gast und ich hatte dich da ganz eingangs gefragt und da hatte ich nur einen ganz schmalen Ausschnitt deines Wirkens. Also da haben wir hauptsächlich über die Telekom und die BUWOG gesprochen und ich kannte ja noch gar nicht das Projekt Schattenrepublik bzw. Das, was in dem Buch steht. Und ich habe dich in dem Podcast eingangs gefragt, hast du dich nie vor dir selber anspeiben müssen? Jetzt frage ich dich das noch einmal, weil wir sehen schon beim jungen Peter Hochegger, also der, der du Anfang dreißig warst, also wenn man es positiv besetzen will, viel kreative Energie, aber du hast moralisch offenbar überhaupt keine Bedenken gehabt, diese Dinge anzuwenden, Luftnummern zu schaffen, siehe beim Kakao, Leute in die Irre zu führen. Du schreibst im Buch auch von der Dreifaltigkeit der Werbung, Glaube, Hoffnung, Lüge und stellst das aber so in den Raum, als wäre das irgendwie das Normalste der Welt. Das heißt, du hast manipuliert, du hast Geschichten erfunden, Narrative erfunden und hast dich dabei immer gut gefühlt?
Peter Hochegger
Damals habe ich mich gut gefühlt, und zwar, weil ich mich deswegen gut gefühlt habe, wie smart ich war. Das heißt komplexe Herausforderung und wie wurde sie gelöst? Also über die moralische Komponente habe ich mir nie den Kopf zerbrochen. Und natürlich baust du dir auch, das habe ich dann, man fragt sich, warum funktioniert das so, diese Selbstlüge, man baut sich Argumente auf, warum ist das gut? Und meine Argumente waren naja, das trägt dazu bei, dass die Leute gesundheitsbewusster leben, das trägt dazu bei, dass das Umweltbewusstsein geschärft wird und das waren sozusagen meine Ausflüchte, die mir mein Ego immer eingespielt hat.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, in dieser Manipulation, die ja zum Teil ja schon fast jetzt Kriminelle reingeht, also Spione in Organisationen reinsetzen, ich weiß jetzt nicht, ob es da Paragrafen gibt, aber ich nehme es an, hat man dann rausgezogen für sich selbst, dass man sagt, man tut was Positives dafür, weil wenn man sich die Steyr Geschichte anschaut, im Prinzip, wenn man es überspitzt formuliert, hat die Waffenlobby maßgeblich dazu beigetragen, dass im Prinzip die Grünen in Österreich über Hainburg ins Parlament gekommen sind.
Peter Hochegger
Da gab es ja noch eine andere Zielsetzung. Also der Marketing Manager von Steyr, Daimler Puch war ein Androsch Jünger, also der hat ja nie vom Androsch gesprochen und hat gesagt, der Burli, das war sehr Burli, für den hat er alles gemacht. Und da ging es darum, auch die Regierung zu schwächen und die Regierung zu stürzen. Das war sein erklärtes Ziel. Und das war sozusagen der Nebenaspekt zu den Waffenexporten. Und ich bin mir heute sicher, das war überhaupt sein Hauptziel, nämlich die Androsch- Feinde zu eliminieren.
Michael Nikbakhsh
Also die SPÖ insbesondere zu schwächen. Bundeskanzler war 83 da schon Fred Sinowatz, Kreisky war es nicht mehr, aber Androsch hatte wie eine offene Rechnung mit der SPÖ?
Peter Hochegger
Ich glaube, der hat eine große offene Rechnung gehabt und vor allem auch sein Freund, der Marketingchef, weil der war ja bis zu dem Zeitpunkt, wo der Androsch aus der Politik ausgestiegen ist, der Kommunikationschef der SPÖ und der war mit allen Wassern gewaschen. Also von dem haben wir alle schmutzigen Tricks gelernt.
Michael Nikbakhsh
Das heißt, dass es das Kraftwerk in Hainburg nicht geben sollte. Schlussendlich war natürlich die Errungenschaft einer starken zivilgesellschaftlichen Bewegung, hinter der aber zumindest zum Teil in strippen-ziehender Rolle Peter Hochegger mit Geld der Waffenlobby stand.
Peter Hochegger
Auf den Punkt gebracht.
Michael Nikbakhsh
Wir sind jetzt Mitte, gegen Ende 1984 dann schon 84, war dann Ende 84 um die Weihnachtszeit dann die Besetzung der Hainburger Au, dem vorangeht aber das Konrad Lorenz Volksbegehren, das ja quasi, wie soll ich sagen, das war letztlich auch ein bisschen der Kick off in der Breite, habe ich das richtig verstanden? Auch da habt ihr mitinitiiert oder erschöpfte sich eure Rolle darin, jetzt mal anzuregen und dann nichts mehr zu machen?
Peter Hochegger
Also wir haben das angeregt und indem es dann zum Konrad Lorenz Volksbegehren wurde, war für uns und für unsere Zwecke und Ziele traumhaft.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, die Pressekonferenz, was ihr gegeben habt und den Verein, den ihr gegründet habt.
Peter Hochegger
Den hat es schon gegeben.
Stefan Kaltenbunner
Ah, den hat es schon gegeben damals. Das war so ein bisschen so den Anschub wie so ein Domino Spiel, wo man den ersten Stein umschmeißt. Und das Konrad Lorenz Volksbegehren war dann im Prinzip die Vollendung, sagen wir es einmal so.
Peter Hochegger
Und man hat sich natürlich angeschaut, wer sind so die Schlüsselspieler und Meinungsbildner in der ganzen Widerstandsbewegung Und die hat man natürlich auch unterstützt und gesagt, toll, wie sie das macht, hat ihnen Argumente geliefert. Der Günther Nenning war einer davon.
Stefan Kaltenbunner
Da hat es eine berühmte Pressekonferenz gegeben, wo man sich mit, ich glaube, sie haben sich alle als Tiere verkleidet, wo einige dabei waren.
Michael Nikbakhsh
Genau, die Pressekonferenz der Tiere. Ja, ich habe das da, ihr müsst es jetzt finden. Ja, es sind also quasi im Nachgang Zur Vorstellung des Konrad Lorenz Volksbegehrens gab es dann am 7. Mai 1984 die Pressekonferenz der Tiere. Günther Nenning damals als roter Auhirsch, der Wiener ÖVP-Staat hat, Mauti als Schwarzstorch, wen haben wir noch? Peter Turini als Rotbauch-Unke Otmar Karas als Kormoran, Freda Meißner Blau, die ja dann in weiterer Folge eine gewichtige Rolle spielen sollte als Laufkäfer. Und interessanterweise auch ein Mann, mit dem du an ganz anderer Stelle dann nochmal zu tun haben wirst. Über den reden wir heute nicht, Hubert Gorbach, der war da auch dabei. Der trug bei der Pressekonferenz zwar kein Kostüm, trat später dann aber passenderweise als Blaukehlchen in Erscheinung. Nur, dass ich es jetzt aber richtig verstehe, Steyr selber und obwohl auch der Herr Androsch und sein Umfeld hatten jetzt kein unmittelbares Interesse an der Rettung der Hainburger Au. Es ging um andere Dinge. Die Rettung der Hainburger Au war mehr oder weniger einen Kollateral- Nutzen.
Peter Hochegger
Es ging darum, von den Waffenexporten abzulenken und es ging darum, die Regierung in die Luft zu sprengen.
Stefan Kaltenbunner
Ich hätte noch eine Frage, bevor wir, glaube ich, diese Folge beenden. Wie stelle ich mir die Kommunikation der Hocheggers mit der Firma Steyr Daimler Puch vor? Also da sitzt man in einem Zimmer in Steyr und berät das alles und tüftelt das aus diesem Plan, die Spione einzuschleusen, dieses Volksbegehren anzustoßen, dieses Dschungelfest zu finanzieren, diese Flyer zu drucken. Wo macht man das? Wie funktioniert sowas? Wie ist so ein Gespräch?
Peter Hochegger
Also ich glaube, ich war zweimal dort im Büro vom Marketing Manager oder vielleicht dreimal. Und alle diese Gespräche, die Abstimmungen, die Konzeptionen haben wir in der Sauna gemacht. Wir haben uns in der Sauna getroffen.
Stefan Kaltenbrunner
In der Baumgasse.
Peter Hochegger
In der Baumgasse, und haben das alles durchbesprochen, entweder beim Essen oder beim Schwitzen oder beim Liegen neben dem Pool. Also das war sozusagen unsere Arbeitsumgebung mit Steyr Daimler Puch.
Michael Nikbakhsh
Konsequenterweise hat da natürlich niemand Protokoll geführt in der Sauna, oder doch? Hat wer mitgeschrieben?
Peter Hochegger
Nein.
Michael Nikbakhs
Ihr habt damals schon gewusst, dass jedes Schriftl ein Giftl ist?
Peter Hochegger
Also da wurde nichts festgehalten, sondern alles nur mündlich.
Michael Nikbakhsh
Aber ich möchte noch mal aufgreifen, was der Stefan gefragt War euch bewusst, dass das echt grenzwertig bis jenseitig schon ist, was ihr da macht? Oder heiligte der Zweck einfach die Mittel?
Peter Hochegger
Der Zweck hat die Mittel geheiligt. Also wir waren einfach über unsere Smartness begeistert und gegen Ende der Zusammenarbeit mit Steyr Daimler Puch, das wäre dann fast in die Hose gegangen. Wir hatten auch einen Pressedienst herausgegeben für die Automobilindustrie und was haben wir da gemacht? Alle Veröffentlichungen über Automarken in ganz Europa haben wir gesammelt und haben geschaut, was ist positiv über Fiat und Lancia und was ist negativ über die anderen Konkurrenz Automarken wie Peugeot, Citroën, was da noch in dieses Feld hinein gibt, gepasst hat. Und dann haben wir zusammengefasst einmal glaube in der Woche, was tut sich so bei den Marken und haben Aussendung gemacht zum Wohle von Fiat und Lancia und zum Nachteil von Peugeot.
Stefan Kaltenbunner
Also ich habe das gezielt, es waren so korrekte Informationen, aber gezielt so gesteuert, dass das Positive im Vordergrund war für die jeweiligen Kunden und das Negative hervorgehoben von der Konkurrenz.
Peter Hochegger
Und eines Abends ruft er an und Herr Hochegger, Sie müssen jetzt eine Aussendung machen, sage worum geht es? Ja, da müssen Sie schreiben, im Rahmen der Firmenumstrukturierung von dem Konzern gibt es einen Entwurf von Roland Berger, vom Unternehmensberater. Und was jetzt wichtig ist, dass der Betriebsrat mit dem Jet nach München geflogen wird oder geflogen ist, um sich das Konzept anzuhören. Ich habe mir nicht viel dabei gedacht, habe ich so wie die Headline war, habe das ausgeschickt unter dem Informationsdienst für die Automobilindustrie und am Tag darauf hatte ich einen Termin in der CA beim damaligen Pressesprecher Androsch Buchacher und ich komme dort rein und dann legt er mir die Zeitung am Tisch mit der Headline Betriebsrat im Jet nach München. Ich habe mir gedacht, Wahnsinn, warum haben Sie das gemacht? Es war Information, die habe ich gekriegt und wir haben halt das ausgesendet, sagt das war keine gute Idee. Also habe ich schon meine erste Rüge bekommen Und dann rufe ich im Büro an, Herr Hochegger, Sie müssen sofort bei Steyr anrufen und habe natürlich schon gewusst, da ist jetzt Feuer am Dach. Rufe ich bei Steyr an, Marketing Safe Schein als nächstes ich gleich durch zum Chef kurz angebunden und dann sagt der Grüß Gott, Herr Hochegger, Sie haben deine Aussendung gemacht, wo haben Sie diese Information her? Und ich hab natürlich gewusst, der steht unter Beobachtung, der sitzt im Vorstandsbüro und alle mit der Pistole in seinem Genick, sagt Herr Ingenieur, die Informationen habe ich natürlich als Unternehmen und wir haben festgestellt, das ist spannend und das haben wir heute ausgeschickt. Sie müssen mir jetzt sagen, wo Sie die Information her haben. Also der hat drei, vier Mal insistiert und gesagt ich kann Ihnen das nicht sagen, weil sonst sind wir als Informationsweitergeber tot. Das ist Quellenschutz. Hat er gesagt, naja, das wird Konsequenzen haben. Aufgelegt. Dann hat seine Sekretärin bei uns im Büro angekommen, wir sollen wieder in die Sauna kommen. Hat gesagt, Burschen, das war ab, müsste jetzt schnell Werbeagentur gründen, haben wir innerhalb von zwei Wochen eine Werbeagentur aus dem Boden gestampft, die Rot Weiß Werbung. Und die hat dann die weiteren zwei Jahre, die wir noch zusammengearbeitet haben, sich die Aufträge von dort abgeholt und die Firma Hochegger war tot bei Steyr Daimler Puch.
Michael Nikbakhsh
Das war einfach ein gleiches Geschäftsmodell, anderer Name. Das hat gereicht?
Peter Hochegger
Das hat gereicht.
Michael Nikbakhsh
Wie war das denn überhaupt bei Steyr? Wie wurde denn, ich gehe davon aus, also wenn schon die 0,12 Prozent bei der Österreichpartei, bei deinen Auftraggebern als Erfolg gewertet wurden, dann wurde die Verhinderung der Hainburger Au und das große gesellschaftliche Interesse an dem Projekt vermutlich ebenso gefeiert. Wurde das als Erfolg gesehen, was ihr da gemacht habt für Steyr?
Peter Hochegger
Also für uns war ja wichtig, wie ist die Zufriedenheit unseres Kunden, nämlich des Marketingchefs. Und der war größtenteils zufrieden. Manchmal war er auch unzufrieden und hat es zum Ausdruck gebracht und ich hab gesagt, okay, dann hör mal auf. Und das wollte er nicht. Also er hat uns immer wieder sozusagen unter Druck gesetzt, aber wir haben uns nicht unter Druck setzen lassen. Wir haben gesagt, gut, okay, dann hören wir auf. Und das hat dann schon wieder gereicht, dass er ruhig war.
Stefan Kaltenbunner
Ich hätte nur eine Frage, weil wir auch in der nächsten Folge das System Hochegger noch sehr, sehr genau besprechen werden. War dieses Steyr Daimler Puch, diese Geschichte mit den Grünen und mit Hainburg und diese Operation, die ihr da gemacht habt, war das auch so ein Punkt, wo die Hochegger Brüder erkannt haben, eigentlich geht alles?
Peter Hochegger
Also dort haben wir das gelernt, dass alles geht. Also ich habe vorher schon erwähnt, er wollte die Regierung stürzen und wir hatten nicht nur den Informationsdienst für die Automobilindustrie, sondern wir hatten auch einen Informationsdienst, der hat sich genannt Wirtschaft und Politik und war ein Vierseiter, ist im Monat einmal herausgekommen und das haben alle SPÖ Vertrauensleute bekommen. Haben wir jemanden gehabt, der war sozusagen der Frontmann überall wurde jedes Mal wurde ein Zahlschein beigelegt, um sozusagen zu stimulieren, da geht es auch um wirtschaftliche Interessen. Und bei jeder Ausgabe waren böse Geschichten gegen Fischer, Blecher, Sinowatz und den Haider muss man immer loben.
Stefan Kaltenbunner
Das heißt, ihr habt sein eigenes Propagandablatt finanziert.
Peter Hochegger
Steyr hat ein eigenes Propagandablatt finanziert über uns, nur für sozialistische Vertrauensleute.
Stefan Kaltenbunner
Damit die Partei geschädigt wird, an der man sich rächen hat wollen, weil der Herr Androsch aus der Partei in Ungnade gefallen ist.
Michael Nikbakhsh
Wenn ich das jetzt für mich zusammenfasse, dann hattest du Anfang 1983 den Auftrag von namentlich nicht bekannten Zahlern, die zerstrittenen Grünen am Einzug in den Nationalrat zu hindern. Wenige Monate später-
Peter Hochegger
Also den Auftrag hatte Steinhauser, ich habe mitgeholfen.
Michael Nikbakhsh
Du hast mitgeholfen. Und wenige Monate später kam dann von Steyr der Auftrag, das Interesse wegzulocken von Friedensaktivismus hin zu Umweltaktivismus mit dem Ergebnis, dass am Ende dieses Prozesses die Grünen gestärkt eigentlich entstanden sind in der Hainburg Krise. Das heißt, einmal solltest du sie verhindern und einmal hast du dafür gesorgt, dass sie erstarken und das innerhalb weniger Monate. Das ging sich für dich offenbar auch aus.
Peter Hochegger
Das ging sich aus. Also das war überhaupt kein Gewissensbiss, war da erkennbar. Also warum mit der Österreich-Partei? Das haben wir einfach gemacht, weil der Steinhauser das wollte, aber das war nicht überzeugend bei Hainburg. Ich war ja Vegetarier, habe mich gesund ernährt, hab gesund gelebt. Also das hat schon in mein Weltbild gepasst. Also ich war da durchaus zufrieden, dass das Kraftwerk verhindert wurde, dass die Grünen ins Parlament kommen. Also das hat mich eigentlich mit Freude erfüllt.
Michael Nikbakhsh
Habt ihr damals einen Auftrag auch aus ethischen Erwägungen heraus abgelehnt?
Peter Hochegger
Also ich kann mich erinnern an einen, den wir abgelehnt haben, aber wir haben mehrere abgelehnt, wenn sie einfach nicht dazu gepasst haben. Wir waren im Netzwerk von Börsenmastela International und dann kam ein Vertreter von Monsanto zu uns und sie haben da so ein tolles Medikament entwickelt für die Kühe, dass sie statt 10 Liter 14 oder 15 Liter geben. Und dann habe ich zu ihm gesagt, haben Sie mit Ihrer Frau darüber schon gesprochen? Was sagt denn die darüber? Sagt er, fragen Sie mich nicht. Und dann haben wir gesagt, sehen Sie, also wir machen das, wir können das nicht machen.
Stefan Kaltenbunner
Also die Turbo Kuh ist im moralischen Kompass der Hochegger Brüder, die hat keinen Platz gefunden.
Peter Hochegger
Die hat keinen Platz gefunden.
Michael Nikbakhsh
Wart ihr damals eigentlich, Ihr seid ja dann, der Stefan hat es erwähnt, eingangs, ich glaube der ersten Folge, hat er erwähnt, dass du ja allein bei der Telekom unfassbare Honorare, also für normalsterblich unfassbare Honorare über mehrere Jahre einstreifen konntest als Agenturgruppe. Das war aber natürlich alles in den 2000er Jahren. Wart ihr damals dein Bruder Paul und du Anfang der 1980er Jahre schon gemachte Männer, weil das, was du da erzählst, klingt jetzt schon nach guten Geschäften.
Peter Hochegger
Also wir waren Ende der 80er Jahre, würde ich sagen, sind wir schon in die Oberliga aufgestiegen, obwohl uns noch nicht sozusagen in der Branche alle kannten. Aber das hat dann dazu geführt, dass auch Medien auf uns aufmerksam gemacht wurden und dann gab es einen schönen Bericht in der Wirtschaftswoche, die diskreten Regisseure und da ist sozusagen unser Arbeitsmodell beschrieben worden, wo Ovomaltine, Ziegelindustrie, der Verband der institutionellen Immobilieninvestoren, wo wir sozusagen ein Gesetz in die Diskussion eingebracht haben und das war sozusagen dann ein Turbo für noch größere und weitere Aufträge.
Michael Nikbakhsh
Ich würde sagen, wir machen an dieser Stelle einen Punkt, weil wir fortsetzen werden. Und zwar werden wir in der kommenden Ausgabe versuchen, ganz tief in das System Hochegger einzusteigen, wie dann nämlich anhand eines konkreten Geschäftsfalls, über den ich noch nicht zu viel verraten will, oder eines konkreten Kunden dann tatsächlich Deals gemacht wurden, die die ganze Republik auch letztlich mit beschäftigt haben. Für heute sage ich lieber Peter Hochegger, vielen Dank für deine Zeit.
Peter Hochegger
Gerne.
Michael Nikbakhsh
Gleiches auch an Stefan Kaltenbrunner, dankeschön.
Stefan Kaltenbunner
Gerne.
Michael Nikbakhsh
Ja, und vielen Dank fürs Zuhören und Zusehen.
Autor:in:Michael Nikbakhsh |