Die Dunkelkammer
Hocheggers "Schattenrepublik" #3: "Hoffentlich gibt's einen Toten"

Teil 3 unserer Serie zu den Memoiren des Lobbyisten Peter Hochegger.

Heute erforschen wir Hocheggers Mechanismen zur Manipulation der öffentlichen Meinung, sein Spiel mit Aufmerksamkeit, mit Ablenkung und immer auch: mit der Angst. 

Der Lobbyist erzählt, wie er aus der Tschernobyl-Katastrophe 1986 Profit schlug, wie er bei einem käuflichen Wissenschaftler Studien bestellte, wie er Produkte seiner Auftraggeber in der ORF-Sendung “wir” unterbrachte – und wie er im Auftrag eines Pharma-Konzerns die Zecke “dämonisierte”.

Michael Nikbakhsh 
Herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbakhsh und das ist der dritte Teil unserer Serie zu den Memoiren des Lobbyisten Peter Hochegger. Diese sind erschienen in Buchform im Verlag Edition A unter dem Titel Die Schattenrepublik Ein Lobbyist packt aus. Im Teil 1 unserer Serie haben wir über Peter Hocheggers Werdegang gesprochen, erfahren, wie es mit dem Netzwerken schon in jungen Jahren gehalten hat. Wir haben dann in weiterer Folge über seine ersten geschäftlichen Gehversuche in Österreich der 1980er Jahre gesprochen, dabei unter anderem erfahren, dass seine erste Firma eigentlich eine Schöpfung der Scientology Sekte war. Wir haben auch erfahren, dass Peter Hochegger zur Nationalratswahl 1983 an der Gründung einer undurchsichtig finanzierten Fake Partei beteiligt war, die mit Hilfe der Hells Angels und Wiener Taxifahrern gegründet worden war. Und wir haben auch erfahren, dass die Hain Burg Bewegung 1983, 1984 mit dem Geld der Waffenlobby gestärkt worden war.

Heute im dritten Teil darf ich weitere Einsichten versprechen. Es geht um gekaufte Medien, es geht um gekaufte Wissenschaftler, gekaufte Studien, es geht um den legendären Gesundheitsapostel Hademar Bankhofer und um gesundes Joghurt und Tiefkühlgemüse. Abgesehen davon geht es auch um die Zecke, das kleine Tier, das in den 1980er Jahren eine eigene Impfkampagne bekommen hat. Was das alles mit Peter Hochegger zu tun hat, das werden wir heute besprechen. Und ich darf einmal mehr im Studio begrüßen Peter Hochegger. Hallo Peter.

Peter Hochegger
Hallo Michael. Danke, dass ich wieder da sein darf.

Michael Nikbakhsh
Und meinen Co Stefan Kaltenbrunner. Hallo Stefan.

Stefan Kaltenbrunner
Hallo Michael. Hallo Peter. Wir haben heute viel vor, glaube ich, in diesem Podcast. Wir werden sehr viel besprechen und zwar werden wir Dinge besprechen, die bis heute nachhaltig die Öffentlichkeit beschäftigt respektive beeinflusst. Wir reden über Produkte und springen jetzt einmal zurück in die Mitte der 80er Jahre. Die Agentur Hochegger war damals eine der kommenden Agenturen. Sie waren relativ bekannt schon, haben Mitarbeiter eingestellt, haben immer mehr Kunden bekommen.

Wir haben in der letzten Ausgabe gelernt, dass ihr Ovomaltine als Kunde gehabt habt, die ihr gepusht habt oder die Firma Wienerberger wo ihr faktisch oder quasi in der Öffentlichkeit lanciert habt, dass Stahlbeton schädlich ist und dass Ziegelbau das gesündere ist. Und ihr habt damals schon ein System entwickelt, dass ihr bei immer mehr Produkten dann und beim immer mehr Kunden angewendet habt. Und dann sind wir im Jahr 1986 und da explodiert Tschernobyl. Wir wissen damals großes Unglück, Ganz Europa war in Sorge, vor allem gesundheitliche Sorge. Und die Firma Hochegger ist da gesessen, du und dein Bruder, und habt euch überlegt, wie könnten wir das für unsere Kunden ausnutzen? Was ist damals passiert?

Peter Hochegger
Damals hatten wir einen Mineralwasserkunden, die Firma Jovina und der Geschäftsführer des Unternehmens, zu dem Jovina gehört hat, der hat einfach Gefallen an meinen Ideen gehabt und hat mich immer wieder gefragt, können wir das machen, das machen? Und so hat er mich auch nach dem Unfall von Tschernobyl gefragt, Herr Hochegger, das müssen wir doch irgendwie fürs Mineralwasser nutzen können. Sag ich ja, aber Ihr Produkt hat nur einen Marktanteil von 12 Prozent. Wenn wir da in eine Stimmung investieren, dann profitieren die anderen davon und Sie müssten das zahlen. Sagt er ja, da haben Sie recht. Und dann habe ich ihn spontan Haben Sie was dagegen, wenn ich die zwei Großen Römerquelle und Vöslauer anspreche? Sagt er nein, ganz im Gegenteil. Und ich habe mir dann gemeinsam mit meinem Bruder überlegt, wie können wir das aufbauen? Und es gibt Türöffner für die Medienarbeit. Das sind große Namen, Wissenschaftler, bekannte Persönlichkeiten, Konflikte, Geld, Kriminalität, Sex. Und ein wesentlicher Punkt ist Angst. Und wenn man eine Kombination erzeugen kann zwischen Angst und großen Namen, Wissenschaftlern und das auf ein Problem fokussiert, dann ist die Garantie da, dass einem die Medien und die Öffentlichkeit zuhören. Und dann kam die Überlegung von meinem Na, wir haben doch unseren Professor vom Institut, dessen Namen ich nicht nennen will, Der könnte ja mit uns gemeinsam auf diese Problematik hinweisen und in einer Studie feststellen, dass tiefer liegende Quellen Mineralwasserquellen sicher sind, also von keiner radioaktiven Strahlung betroffen sind.

Michael Nikbakhsh
Ich muss da jetzt unterbrechen, Es handelt sich um einen Molekularbiologen an der MedUni Wien. So viel glaube ich, wird auch im Buch verraten, ohne dass du seinen seinen Namen nennst. Das Studienergebnis war schon vorausgesetzt in euren Überlegungen, nämlich dass tiefes Wasser quasi radioaktiv frei ist, während Oberflächenwasser es weniger ist oder wie?

Peter Hochegger
Also die Sache ist relativ einfach. In einem Gespräch mit ein paar Experten kannst du herausfinden, Mineralwasserquellen in der Tiefe, die sind einfach geschützt. Da gibt es so viele undurchlässige Schichten und das kannst du wirklich mit gutem Gewissen sicher darstellen. Und auf das haben wir gesetzt. Das heißt, es wurde eine Abhandlung geschrieben, dass tiefer liegende Quellen sicher sind aus Sicherheitsgründen. Sicherheitsgründen, muss man mit der Angst spielen, wenn ich Mineralwasser trinke, dann laufe ich nicht Gefahr, kontaminiertes Wasser zu mir zu nehmen. Das war die Überlegung und die haben wir gespielt.

Stefan Kaltenbrunner
Es hat aber keine Studie gegeben, dass radioaktives Wasser von Tschernobyl erstens völlig unsinnig, dass das in der Kürze der Zeit nach Österreich kommt und das Wasser kontaminiert. Diese Studie hat es nicht gegeben.

Peter Hochegger
Nein. Und so hätte es ja auch nicht funktioniert, sondern das kommt mit der Strahlung, die aufsteigt in Wolken, wie auch immer. Also nicht sozusagen fließendes Wasser, sondern Strahlung, die transportiert wird.

Michael Nikbakhsh
Aber hat es denn irgendeinen Hinweis gegeben? Ich war damals 16 Jahre alt, ich habe das jetzt nicht mehr so präsent, wie der wissenschaftliche Diskurs gelaufen ist. Aber gab es einen Hinweis darauf, dass die Tschernobyl Katastrophe das österreichische Leitungswasser kontaminiert hätte? Das wäre mir völlig neu.

Peter Hochegger
Nein, das hat es überhaupt nicht gegeben. Es hat immer wieder Ansätze gegeben darzustellen, naja, wir haben Gefahr, dass Wald und Wiese kontaminiert wird. Und die Berichterstattung, das war ja so zweischneidig. Auf der einen Seite wollte man die Leute nicht verunsichern und auf der anderen Seite ging es ja doch darum, darauf hinzuweisen, es könnte irgendwas sein. Und auf das haben wir gesetzt.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, ihr habt bewusst die Öffentlichkeit verunsichert mit einer Studie, wo man vorher schon gewusst hat, das Ergebnis.

Peter Hochegger
So hat es immer funktioniert.

Stefan Kaltenbrunner
Und der Wissenschaftler, über dessen Namen, wir kennen den Namen, aber dürfen nicht nennen aus rechtlichen Gründen, der hat das auch gewusst.

Peter Hochegger
Also ich bin mir nicht sicher, ob der so gedacht hat. Der hat gesehen, da gibt es einen schönen Auftrag und da kann ich meine Expertise einbringen. Und da wir mit ihm bei vielen, vielen Themenstellungen zusammengearbeitet haben, weiß ich, der hat sich immer gefreut, wenn er von uns eine Aufgabe bekommen hat und damit verknüpft ein schönes Honorar.

Michael Nikbakhsh
Der war als Angestellter der MedUni Wien ein öffentlich Bediensteter und hat aber bei euch Privathonorare verrechnet.

Peter Hochegger
Er hat ein eigenes Institut und das wurde über sein Institut verrechnet.

Michael Nikbakhsh
Und was ist da so geflossen? Also was zum Beispiel, weißt du noch, was diese Tschernobyl Studie zum Mineralwasser gekostet hat?

Peter Hochegger
Also ich kann mir jetzt nicht so genau erinnern, aber damals hat er sicher.

Michael Nikbakhsh
Schilling bekommen für eine Arbeit oder immer.

Peter Hochegger
Wieder Anlass für diese Arbeit, für seine Expertise. Wir haben das immer Projekt und produktspezifisch abgerechnet.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, dieser Wissenschaftler ist dann öfters eingesetzt worden. Der hat natürlich ein Renommee in Österreich gehabt, der hat einen Namen gehabt und dem haben auch die Medien in Österreich vertraut.

Peter Hochegger
Genau, der war sozusagen eine Säule in unserer Kommunikationsmethodik, wie andere Wissenschaftler auch, auf die wir immer wieder zurückgegriffen haben.

Michael Nikbakhsh
Aber das bedeutet, diese Studie, die da entstanden ist, die wurde bezahlt von den Mineralwasserfirmen, wurde aber dann in der öffentlichen Kommunikation nicht als solches offengelegt, sondern das war unabhängige Studie oder wie wurde das.

Peter Hochegger
Die Mineralwasserfirmen haben mit dem Institut keinen Kontakt gehabt, sondern das ist alles über unsere Firma gelaufen.

Stefan Kaltenbrunner
Ich muss dazu sagen, wir haben die jeweiligen Getränkehersteller kontaktiert, die wollen mit diesen Geschäftspraktiken nichts mehr zu tun haben, die sind auch mittlerweile verkauft worden, sind bei anderen Konzernen dabei. Aber nochmals irgendwie die Frage, das System, was sie ja damals schon bei Ovomaltine, bei diesem Kakao Getränk eingesetzt habt, das habt ihr dann ein bisschen perfektioniert in der Form. Also immer ein Verein, ein Wissenschaftler, man spielt mit Angst, man kreiert ein Problem wie bei der Ovomaltine, der grobe Zuckerverbrauch und jetzt war es einfach Tschernobyl, der das Wasser verunreinigt und kontaminiert. Das heißt, liebe Österreicherinnen und Österreicher trinkt Mineralwasser genauso.

Peter Hochegger
Und der Geschäftsführer von Jovina hat am Ende des gesagt, hat gesagt, das war das best investierte Marketinggeld in der Firmengeschichte.

Michael Nikbakhsh
Du schreibst da im Buch über diesen Stunt, schreibst du diese PR Aktion, lehrte mir eine wichtige Lektion. Gesundheit hat kein Bankkonto, Ärzte schon richtig. Das ist ja etwas, das du mit Ärzten meinst, insbesondere hier auch Wissenschaftler natürlich, dass du in weiterer Folge, das werden wir herausarbeiten, dann immer weiter angewandt hast, also diese Vermengung von wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen. Ach, sagen wir es einfach, du hast einfach Wissenschaftler gekauft, die dir bestellte Studien liefern sollten.

Peter Hochegger
Also das haben wir gemacht. Das war sozusagen eine wichtige Säule in unserem Geschäftsmodell, aber das ist in unserer Gesellschaft gängige Praxis.

Stefan Kaltenbrunner
Jetzt werden natürlich andere Unternehmen und PR Agenturen sagen, sie arbeiten so nicht, wenn man den PR Rat fragt, den PR Ethikrat, die sagen, das ist natürlich überhaupt nicht ethisch, was da passiert ist. Also das ist weder transparent, da wurde die Öffentlichkeit im Prinzip getäuscht mit Studien, die gekauft worden sind. Also ich glaube nicht, dass das alle machen.

Peter Hochegger
Also alle machen es sicher nicht, Gott sei Dank, aber viele.

Michael Nikbakhsh
Du hast den Medienbetrieb immer wieder mal ins Spiel jetzt gebracht. Die Medien waren für dich ein ganz wichtiges Gegenüber, ein ganz wichtiger Spieler, weil du ihnen ja quasi dort ist dann deine Kommunikation quasi offensichtlich auf Interesse gestoßen jetzt ohne dass wir jetzt noch über einen einzelnen weiteren Fall reden müssen. Wenn du jetzt auf den Medienbetrieb zurückblickst, den du ja schon seit den er Jahren kennst, dann wirkt das so, als sei es relativ einfach in Österreich Inhalte, Fake Inhalte in Medien zu platzieren. Und mit platzieren meine ich nicht Inserate zu kaufen, sondern redaktionellen auf redaktionelles Echo zu stoßen. Also aus irgendeinem Thema, das ihr euch vorgenommen habt, Peter und Paul Hochegger, aus fast allem ließ sich eine Zeitungsmeldung machen. Was verrät uns das über den Medienbetrieb?

Peter Hochegger
Es hat ja Untersuchungen gegeben, dass grob über alle Medien gesehen 70 Prozent der Inhalte, die veröffentlicht werden, zugeliefert werden von PR Agenturen, von Lobbyvereinen, von Interessensgruppen, von Politikern, wie auch immer. Und maximal 30 Prozent der Inhalte vom Medium selbst recherchiert werden. So, das heißt, die Medien sind darauf angewiesen, dass sie Informationen und Geschichten zugeliefert bekommen. Und genau das haben wir gemacht und machen andere auch. Und wichtig ist, dass eine Geschichte diese sechs Kriterien in sich hat, die ich vorher genannt habe. Und wichtig ist auch, dass die Sachen gut aufbereitet sind, dass man dem Journalist eine Arbeit abnimmt, dass man ihm auch Quellen gibt, wo er nachrecherchieren kann. Und das haben wir dann auch immer gemacht oder immer oft schon Experten angegeben, wo der Journalist dann anrufen kann und wo immer er dann angerufen hat, hat er das gehört, was für uns gut war und für unsere Kunden.

Stefan Kaltenbrunner
Aber erklären wir es vielleicht beim nächsten Beispiel vielleicht nochmal um dieses System hochwertiger, ein bisschen noch intensiver auf den Grund zu gehen. Es gab in den er Jahren Gesundheitsbewegungen, die Leute haben sich immer gesunder ernährt. Es sind viele Produkte auf den Markt gekommen. Man hat versucht irgendwie auf seine Figur zu schauen, sportlich zu Tschernobyl war natürlich auch ein Auslöser, das Gesundheitsthema und die Agentur Hochegger hat sehr viele Gesundheitsprodukte betreut. Es gibt ein sehr bekanntes Milchprodukt, auch deren Namen dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht nennen, was versprochen hat, was man dann Jahre später in Untersuchungen herausgefunden hat, dass das einfach ein Blödsinn und Fake ist. Aber das habt ihr im Prinzip erfunden und vielleicht können wir anhand, ohne dass wir das Produkt nennen, anhand dieses Produktes vielleicht rausarbeiten, wie ihr gearbeitet habt. Das heißt wieder mit einem Verein, einer Studio, einen gekauften Wissenschaftler, einen gekauften Journalisten, wo ein Produkt beworben worden, die Leute geglaubt haben, okay, das muss ich jetzt kaufen, damit ich gesünder werde. Vielleicht kann man das ein bisschen erklären.

Peter Hochegger
Also dieses Milchprodukt, ich sage, es war ein Joghurtdrink. Der zuständige Produktverantwortliche ist deswegen zu uns gekommen, weil er wusste, die Firma Hochegger ist ein Teil des Netzwerkes Börsenmastella und Börsenmastella hatte viele internationale Kunden und da war es logisch für ihn zu uns ins Büro zu kommen, sagen, wir haben vor, dieses Produkt in Österreich auf den Markt zu bringen. Das hat ganz ganz tolle Produkteigenschaften für die Gesundheit, für die Darmflora und und und. Er hatte natürlich schon herausgefunden, dass es unsere Spezialität war, mit Experten, mit Wissenschaftlern diese Dinge an die Medien heranzutragen. Und dann haben wir ihm erklärt, wir können das gerne machen und wir sind uns dann sehr schnell handelseins geworden.

Stefan Kaltenbrunner
Wie genau hat das funktioniert mit diesem Joghurtgetränk? Was war die Aufgabe von den Hochegger Brüdern? Wie hat man das am Markt lanciert?

Peter Hochegger
Wir haben überlegt, wie können wir das machen? Dann haben wir unsere Experten befragt, nämlich den H. Und unseren Professor, ob sie damit unterstützend mitmachen. Beide haben Ja gesagt und dann gab es das Brainstorming und irgendwann haben wir gesagt, eigentlich wäre es toll, wenn wir mit den beiden Experten, mit Professor Hademar Bankhofer und mit dem anderen Professor zur Produktion fahren, das dort aufnehmen, filmen und in einer österreichischen Sendung. Das Problem war nur, dass die Produktion in Deutschland war, aber nur augenscheinlich, weil die Firma hat gesagt, um deren Produkt es gegangen ist, die Kosten übernehmen wir. Und dann sind wir mit den beiden Experten nach Deutschland, nach Rosenheim gefahren. Die Produktion wurde gefilmt und anhand dieser Filmaufnahmen wurden auch die Produktvorteile genannt. Und das war dann in einer ORF Sendung zu sehen und das war so ein toller Start für dieses Produkt in Österreich. Besser hätte es gar nicht sein können.

Michael Nikbakhsh
Der Name Hademar Bankhofer ist jetzt gefallen, den müssen wir noch kontextualisieren. Du hast es eine ORF Sendung genannt. Es handelte sich um die in den ER Jahren schon sehr bekannte. Ich kann mich erinnern, in meiner Kindheit, ich habe mir das angeschaut, das war wir so eine Konsumenten.

Peter Hochegger
Und später ist daraus Willkommen Österreich entstanden.

Michael Nikbakhsh
Also das hatte, glaube ich, richtig gute Quoten damals. Das Fernsehangebot bestand ja auch nur aus FS und FS, also da ging sogar das. Und für wir, wir hatte eine Gesundheitsleiste und bei dieser Gesundheitsleiste war Hademar Bankhofer ein Star. Der war dort quasi ein Anchor, wenn man so will, der gesundheitsberichterstattung im ORF. Frage 1 Hademar Bankofer war auf deiner Honorarliste. Ja, also Hademar Bankofer hat über einen längeren Zeitraum Geld von Hocheggers bekommen, viele Jahre, Wofür?

Peter Hochegger
Für seine Expertise, dass er als Experte aufgetreten ist in diversen Sendungen, Printmedien, Willkommen Österreich oder davor Wir.

Michael Nikbakhsh
Um Produktwerbung zu machen.

Peter Hochegger
Um Produktwerbung zu machen.

Michael Nikbakhsh
Also er ist dort nicht auf, insofern es jetzt um euch ging, ist er dort nicht aufgetreten, um ein Gesundheitsthema zu besprechen, sondern im Rahmen eines Gesundheitsthemas Produkte zu bewerben. Da hat er quasi einen klaren Auftrag.

Peter Hochegger
Richtig. Aber das ist ja nicht so, dass er hingeht und sagt, dieses Produkt ist so toll, sondern er spricht über die Wirkungen eines Produktes, was das für den Körper und für die Gesundheit bedeutet. Und dann wird sozusagen sehr kreativ der Bogen gespannt.

Michael Nikbakhsh
Und das wissenschaftliche Fundament zu dieser Produktwerbung hat wiederum der Molekularbiologe der MedUni Wien geliefert. Stichwort Tschernobyl Mineralwasser. Also das war dann eure wissenschaftliche Allzweckwaffe.

Peter Hochegger
War unsere wissenschaftliche Allzweckwaffe.

Michael Nikbakhsh
Das heißt, wenn immer ihr von einem Unternehmen, zum Beispiel aus dem Nahrungsmittelbereich, einen Auftrag bekommen habt, dann war einer der ersten Anrufe der Wissenschaftler, der eine bestimmte Studie erstellen sollte. Und dann ging man auch zu HDM Bankofer und hat gesagt, da ist jetzt quasi unser Informationspaket, mach was damit.

Peter Hochegger
Es war aber auch wichtig, dass man mit der Sendung ein Arrangement getroffen hat. Die haben einen eigenen Verkäufer gehabt, der mit Unternehmen, so wie uns, Vereinbarungen getroffen hat für das und das kostet so und so viel.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, das Unternehmen hat die Beiträge gekauft oder hat dann Werbung geschaltet?

Peter Hochegger
Nein, wir haben die Beiträge gekauft.

Stefan Kaltenbrunner
Ihr habt die Beiträge gekauft. Waren die ausgewiesener als gekaufte Beiträge damals? Nein. Das heißt, ich als Konsument oder du, der immer die Sendung Wir geschaut hast, habe über ein Joghurtgetränk gelernt vom wichtigsten damals Gesundheitsjournalisten in Österreich, gestützt durch eine gekaufte Studie, bezahlt von der jeweiligen Firma im öffentlich rechtlichen Fernsehen.

Peter Hochegger
Ist das korrekt so auf den Punkt gebracht.

Michael Nikbakhsh
Ihr müsst euch blöd gelacht haben, wie einfach das gegangen ist damals.

Peter Hochegger
Also für uns war das normal.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, ihr habt nicht einmal drüber nachgedacht, dass das irgendwie unlaut, unethisch oder sonstiges war, sondern es war ein Geschäftsmodell, das ihr immer mehr perfektioniert habt.

Peter Hochegger
Wir haben gewusst, es gibt die Sendung, wir haben gewusst, die Sendung akzeptiert Produktionskostenzuschüsse und weil wir das wussten, haben wir das auch unseren Kunden so angeboten.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, es war ein komplettes Paket. Ihr bekommt von uns einen Gesundheitsapostel, einen Wissenschaftler, eine Fernsehsendung und das kostet euch die Summe X.

Peter Hochegger
Richtig.

Michael Nikbakhsh
Und seitens der Kunden hat auch niemand gesagt, ja, das ist ja alles gekauft, das können wir ja so nicht machen.

Peter Hochegger
Also die Kunden waren sehr froh und fasziniert, dass sie zusätzlich zur klassischen Werbung eine-

Stefan Kaltenbrunner
Redaktionelle Berichterstattung bekommen

Peter Hochegger
Eine redaktionelle Berichterstattung haben.

Stefan Kaltenbrunner
Wir müssen dazu sagen, Hademar Bankhofer natürlich im Zuge der Entstehung dieses Buches kontaktiert worden. Es hat sehr viel Kritik in den letzten Jahren über seine Arbeitsmethoden gegeben. Also es gibt einige Berichte über ihn und er wollte keine Stellung und er hat gesagt, es ist alles gesagt. Also wir dürfen das hier alles sagen und es ist auch alles gegengecheckt worden und er durfte auch die jeweiligen Passagen aus dem Buch lesen. Nur im Sinne der Transparenz sei das dazu gesagt.

Michael Nikbakhsh
Ich möchte noch mal beim Medienbetrieb einhaken. Okay, wir haben jetzt gelernt, dass im Öffentlich Rechtlichen war es jedenfalls in den 1980er Jahren, jedenfalls im Bereich des Magazins Wir möglich, Berichterstattung zu kaufen. Du hast immer wieder auch die Kronen Zeitung erwähnt in vorangegangenen Gesprächen, die ebenfalls Teil von Strategien war, die immer wieder auch auftaucht als Vehikel, in dem entweder berichtet wurde in eurem Sinne oder Inserate, Großinserate geschaltet wurden. Stichwort Österreich Partei. 1983 standen andere Journalistinnen und Journalisten auch auf eurer Honorarliste im Laufe der Jahre. Frage 1 und Frage 2, ihr hattet offenbar auch einen recht direkten Zugang zu großen Verlagshäusern, seid also mit Verlegern auf Du und Du gewesen?

Peter Hochegger
Also du hast vorher die Kronen Zeitung angesprochen, das Gesundheitsmagazin, wo wir für das Tiefkühlgemüse von Iglo in der Gemüsesaison wöchentlich eine Doppelseite hatten. Da stand aber darunter entgeltliche Einschaltung und wir haben am Saisonbeginn mit dem Ressortleiter vom Gesundheitsmagazin ausgehandelt, wie viel Doppelseiten wir dort schalten und dort ist immer drunter gestanden entgeltliche Einschaltung.

Stefan Kaltenbrunner
Was die korrekte Vorgehensweise ist.

Michael Nikbakhsh
Aber ihr habt ja immer wieder auch, das kann man auch im Buch nachlesen, da werden Beispiele genannt, dass ihr Medienleuten eigentlich fixfertige Artikel geliefert habt, also bis hin zu den Schlagzeilen, die dann quasi auch in eurem Sinne gebracht wurden. Aber wurde das jetzt gebracht, weil, wie du gesagt hast, die Medien sind froh, wenn sie so ein Rundum Sorglos Paket bekommen, wo sie sich um nichts mehr kümmern müssen und sogar die Rückfrageadressen genannt werden, dass man nur noch, wenn man möchte, zum Telefonherr greift. Hat das schon gereicht oder wurden auch Journalisten direkt bezahlt von euch um Gefälligkeit?

Peter Hochegger
Journalisten wurden nie direkt bezahlt. Also das wäre total auch kontraproduktiv gewesen, weil damit verlierst du jegliche Art von Seriosität und dann kommst du in eine Schublade hinein und dort bist du auf immer und ewig drinnen.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, mit Ausnahme von Hademar Bankhofer, der so ein bisschen ein Testimonial für euch war, für alle Gesundheitsprodukte, ist niemand direkt gekauft worden.

Peter Hochegger
Er war ja für uns ein Testimonial, auch mit einem gewissen Anstrich von Kompetenz.

Stefan Kaltenbrunner
Seriös.

Peter Hochegger
Was Kräuter und Vitamine anbelangt hat und da war er ideal.

Stefan Kaltenbrunner
Es gibt ja auch ein berühmtes Fasten Joghurt, das ihr promotet habt. Vielleicht möchten wir darüber noch sprechen. Auch da ist das System angewandt worden, das den Leuten suggeriert worden ist, den Konsumenten kauft dieses Joghurt und ihr nehmt ab. Wie habt ihr das damals gemacht?

Peter Hochegger
Also ich muss dazu sagen, dass mein Bruder der Zuständige war für Gesundheitsprodukte in unserer Agentur und er war es ja auch, der den Kontakt zu Bankhofer hatte, der den Kontakt zum Professor hatte und der auch den damaligen Geschäftsführer der NÖM kennengelernt hat. Und der hat ihm halt gesagt, wir wollen unseren Laden umdrehen von der Verlust- in die Gewinnzone und wir suchen Agenturen, die nicht nur wissen, wie man Produkte vermarktet, sondern wir suchen eine Agentur, die uns Produktvorschläge macht. Und so kam die Zusammenarbeit und wir haben unsere Experten eingeladen.

Stefan Kaltenbrunner
Also die üblichen Verdächtigen, Professor und Wissenschaftler. Und dann habt ihr das Produkt konzipiert.

Peter Hochegger
Und dann haben wir das Produkt konzipiert. Im Buch ist es eh beschrieben, wie sozusagen dieser Brainstorming Prozess vor sich gegangen ist, bis dann am Ende das Fasten Joghurt und am Produktbecher des Maßband herausgekommen ist. Und daraus wurde dann eine ganze Produktkategorie, eben die Fastenlinie entwickelt. Fasten-Butter, Fasten-Joghurts, Fasten-Käse.

Stefan Kaltenbrunner
Und wissenschaftlich untermauert vom bekannten Wissenschaftslast, diesem Institut.

Peter Hochegger
Genau, also das war ja dann einfach darzustellen, wenn du weniger Fett drinnen hast und und und, wenn die Konsistenz so und so ausschaut, dann ist das besser für die Gesundheit und du nimmst nicht zu oder nimmst ab oder wie auch immer.

Michael Nikbakhsh
Sind diese Studien, die ihr da vorgelegt habt, damals eigentlich durch andere Studien erschüttert worden oder ist das zunächst einmal alles als gegeben hingenommen worden? Gab es mal eine Situation, wo man sagt, Autsch, jetzt hat uns wer erwischt?

Peter Hochegger
Also ich kann mich nicht an so eine Situation erinnern.

Michael Nikbakhsh
Ich meine, im Laufe der Zeit sind ja dann Dinge diskutiert worden, also zum Beispiel, dass in Ovomaltine eben doch Zucker drin ist. Also es sind dann schon neue Erkenntnisse gewonnen worden. Da ist wohl auch die eine oder andere Studie dann erschüttert worden später. Aber zu eurer Zeit, während ihr da begonnen habe, nichts zu inszenieren, war nichts.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt auch medial ist das nie hinterfragt worden von Gesundheitsjournalisten, die angerufen haben, danke für die Studie, aber gibt es was anderes auch nicht? Ist es jetzt wirklich verbrieft, dass wenn ich das Joghurt ess um 5 Kilo weniger habe eine Woche später? Also da hat es nie Diskussionen gegeben.

Peter Hochegger
Also meiner Erinnerung nach nicht. Beim Fastenjoghurt, das war ja sozusagen ein neues Produkt, eine neue Produktkategorie und da ist es nicht so sehr darum gegangen, dass das irgendwo ein Bericht in einer Zeitung steht, sondern man hat dann auch die Werbeschiene gehabt, wo man das ausgelobt hat und das war einfach ein Renner für die NÖM.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt aber das bewährte Team vom Professor, vom Wissenschaftler und den Hocheggers hat auch bei diesem Produkt super funktioniert, hat bestens funktioniert.

Michael Nikbakhsh
Ich möchte noch mal aufs Tiefkühlgemüse zu sprechen kommen. Du hattest es gerade erwähnt, auch hier spielt Hademar Bankofer, glaube ich eine Rolle. Das sollte man vielleicht zum besseren Verständnis erklären. Die Hocheggers waren auch für den Unilever Konzern, der seinerzeit für Tiefkühlgemüse, also den österreichischen Markt mit Iglo Tiefkühlgemüser beliefert hat, gab es große Fertigung im Marchfeld. Ich habe dort Ferialjob gemacht. Ja, in den er Jahren habe ich in der Unilever auch da bist du so rumgereicht worden durch die Abteilungen. Am liebsten war ich beim Eis. Die Gemüseabteilung war jetzt nicht so cool. Also bei Eskimo und Iglo war ein Werk. Also wahrscheinlich etwa zu der Zeit, wo ihr gerade die ersten Aufträge für Unilever gemacht habt, bin ich dort am Fließband gestanden.

Peter Hochegger
92.

Michael Nikbakhsh
OK. Bei mir war es früher ja Stichwort Tiefkühlgemüse. Also ihr seid für Unilever tätig und bekommt wie den Auftrag darzulegen, dass Tiefkühlgemüse aus dem Marchfeld besonders gesund sei.

Peter Hochegger
Also wie sind wir zu Unilever gekommen? Wir waren Teil des Börsen Marsteller Netzwerkes und Börsenmastella hat weltweit für Unilever gearbeitet und der Generaldirektor, ein Holländer, nachdem er nach Österreich gekommen ist, hat einmal geschaut, Aha, da gibt es einen Ableger von Börsenmastella. Wir haben uns getroffen und haben vereinbart, dass wir zusammenarbeiten und dann sind halt immer wieder die Aufgabenstellungen definiert worden und eine wesentliche Aufgabenstellung Wie kann man das Tiefkühlgemüse durch die Produktvorteile, die es hat besser promoten. Das war dann für uns schon relativ einfach, weil wir einfach eine Mannschaft hatten, die Professoren, mit denen wir das dann gemeinsam umgesetzt haben.

Michael Nikbakhsh
Sind wir jetzt wieder bei Hademar Bankofer und dem Molekularbiologen der MedUni Wien. Also das war dann, Ihr wart dann wirklich schon in Gesundheits- und Nahrungsmittelthemen so ein One Stop Shop offenbar.

Peter Hochegger
Wir waren ein One Stop Shop.

Michael Nikbakhsh
Und was ist dann beim Tiefkühlgemüse weiter passiert?

Peter Hochegger
Naja, es ging einmal darum herauszuarbeiten, dass die Vitamine durch den Vorgang Ernten und Tiefkühlen nicht verloren gehen, dass nachdem das Gemüse tiefgekühlt war, dass nach wie vor 70 Prozent der Vitamine und Vitalstoffe vorhanden sind.

Michael Nikbakhsh
Das war die Vorgabe für die Studie, oder das ist tatsächlich dabei herausgekommen?

Peter Hochegger
Es gab eine Studie aus Deutschland, die Unilever gemacht hat und die wir hier verwendet und übernommen haben. Das heißt, wir haben da jetzt keine eigene Studie mehr gemacht, sondern haben uns immer auf diese Studie bezogen.

Stefan Kaltenbrunner
Und was hat der Professor dann damit zu tun gehabt von der MedUni?

Peter Hochegger
Der Professor hat, wenn wir jetzt die Doppelseite hernehmen, die wir in der Kronenzeitung geschaltet haben, eine Rubrik gehabt mit seinem Konterfei und hat einfach über die Wichtigkeit von bestimmten Vitaminen und die Funktion für den Körper berichtet. Also der hat nicht gesagt, Tiefkühlgemüse ist so gesund, sondern er hat gesagt, er.

Stefan Kaltenbrunner
Hat einfach gesagt, Vitamine sind super und toll und daneben war das Produkt abgebildet.

Peter Hochegger
Genau.

Michael Nikbakhsh
Und Hademar Bankofer hat das dann auch in der WIR Sendung promotet oder was hatten wir da?

Peter Hochegger
Beim Tiefkühlgemüse war es so, dass er, dass da mit dem Gemüse auf der Doppelseite war. Also einmal hat er einen Teller hergezeigt, einmal hat man ihm gezeigt beim Ernten, also er war sozusagen unser Testimonial auch für die Gemüsesorten.

Stefan Kaltenbrunner
Ich habe damals den Vitamin Champion gesucht in deiner TArgezeitung ist auch mit Hademar Bankhofer gemacht worden. Und war das jetzt eine bezahlte Anzeige oder war das eine Kooperation in dem Sinn, dass es also eine redaktionelle Kooperation oder wie habt ihr das irgendwie in den Medien untergebracht?.

Peter Hochegger
Also wenn wir jetzt von der Kronen Zeitung sprechen, was immer wir dort gemacht haben, ist drunter gestanden entgeltliche Einschaltung.

Stefan Kaltenbrunner
Hat das eigentlich nie wer - um nochmal darauf zurückzukommen, auf diesen Journalisten oder diesen Gesundheitsapostel hinterfragt, dass man gesagt hat, Warum tritt er im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auf und macht gleichzeitig Werbung für Produkte und stellt sich da zur Verfügung? Ist da nie eine Kritik aufgekommen? Hat es nie wer hinterfragt?

Peter Hochegger
Also möglicherweise, aber mir wäre das nicht aufgefallen.

Michael Nikbakhsh
Ich hänge auch bei anderen Sachen ein. Also wenn wir da hören, dass eine Studie präsentiert wird, dass Tiefquellwasser ganz sicher nicht radioaktiv verseucht ist, wobei es auch keinen Hinweis gab, dass Tschernobyl Reaktorwasser je nach Österreich gelangen könnte. Ich glaube, beim Fallout passiert das nicht. Aber bitte, die Wissenschaft wird uns sicher maßregeln daraufhin. Aber jedenfalls, ich habe keinen Hinweis entdeckt, dass wir tatsächlich eine Debatte geführt hätten, dass Trinkwasser in Gefahr gewesen wäre. Trotzdem habt ihr das insinuiert.

Peter Hochegger
Oberflächenwasser. Also es gab weder einen Hinweis, dass es so war, aber es gab auch keine Garantie, dass es nicht so ist, weil Radioaktivität ist sozusagen in der Lage, über mehrere hundert Kilometer zu wandern. Das war bekannt. Und es war auch bekannt, dass sozusagen an Oberflächen die Radioaktivität erhöht war.

Stefan Kaltenbrunner
Es hat Warnungen gegeben, dass man in freien Gewässern nicht baden soll und dass man das vermeiden soll. Aber es ist nie über Trinkwasser gesprochen worden.

Michael Nikbakhsh
Die Schwammerl waren ein Thema.

Stefan Kaltenbrunner
Die Schwammerl war ein Thema und das Wildschwein.

Michael Nikbakhsh
Aber genau. Also sprich, da erscheint eine Studie, die sagt, Tiefquellwasser ist sicher und dann steht nicht drunter mit freundlichen Grüßen ihre Mineralwasserindustrie. Das wäre jetzt aber eine naheliegende Frage. In wessen Interesse ist diese Studie jetzt eigentlich erstellt worden? Weil was ich so mitnehme, ist, die Studien, die ihr präsentiert habt, die sind immer im Interesse der Volksgesundheit entstanden und niemals im Interesse von Konzernen. Zumindest soweit erkennbar. Also ich hielte das. Heutzutage würden wir das für nennenswerte Offenlegung halten, auch wenn in einer Sendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens Rechnung Ingenieur offenbar Produktwerbung betrieben. Wird. Damals war es halt offenbar nicht so.

Stefan Kaltenbrunner
Hoffentlich war das völlig normal. Ich hätte gern gewusst, Peter, wie dieses Brainstorming funktioniert hat. Also ihr seid da gesessen mit den Produktmanagern und sind da die Journalisten dabei, also der Herr Bankhofer und der Wissenschaftler dabei gesessen? Wie hat man so ein Konzept entwickelt? Also wie war die Genese davon, dass man gesagt hat, okay, da setzen wir jetzt den Bankhofer ein, da brauchen wir den Wissenschaftler dazu. Dieses Studie wäre gescheit. Das sind die Schlagworte, in diese Richtung wollen wir gehen. Wie funktioniert sowas?

Peter Hochegger
Also das Brainstorming haben wir in der Agentur gemacht, da waren dabei mein Bruder, ich Agenturmitarbeiter. Und dann war es die Aufgabe meines Bruders, die Professoren zu treffen, mit ihnen das abzustimmen. Also das war eine sehr strukturierte Vorgangsweise, die haben wir nie in die Agentur eingeladen, sondern wir sind zu denen in ihr Büro, in ihr Institut gegangen und haben dann mit ihnen diese Dinge durchbesprochen. Und wenn sie gesagt haben, ja das ist super, das sind die Argumente, dann haben wir es umgesetzt.

Stefan Kaltenbrunner
Und da sind dann die Zahlungsmodalitäten festgelegt worden. Was hat sowas gekostet? Zum Beispiel, wenn man sich irgendwie in der Sendung wie ihr einen Beitrag kauft mit allem drum und dran.

Peter Hochegger
Also da müsste ich jetzt irgendeine Summe nennen und das will ich nicht, weil ich keine Ahnung, keine Erinnerung mehr habe. Aber ich weiß zum Beispiel bei der Kronen Zeitung, da hat die Einschaltung gekostet, Summe X.

Stefan Kaltenbrunner
Das ist ja Einschaltung, das ist was anderes. Das ist wirklich eine Werbeeinschaltung. Das muss man ja trennen in dem Sinn.

Peter Hochegger
Der Kunde wollte wissen, was kostet, das hat er auch bekommen. Dann haben wir gehabt, das Honorar für die beiden Professoren, hat der Kunde auch gewusst. Und dann haben wir noch einmal drauf kalkuliert, unsere Arbeit für die ganze Aufbereitung, für die Koordination.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt aber, der Kunde hat gewusst, dass er mit Bankofer und dem Wissenschaftler zusammenarbeitet. Der hat gewusst, was das kostet.

Peter Hochegger
Der hat es genau gewusst.

Michael Nikbakhsh
Und auf der anderen Seite, sofern es jetzt quasi die wissenschaftliche Ebene und den Herrn Bankhofer betrifft, haben die wiederum gewusst, heute sind wir Team Joghurt bezahlt durch den Konzern X, heute sind wir Team Tiefkühlgemüse bezahlt von Unilever. Oder haben die da gar nicht gefragt oder war es eh so offensichtlich?

Peter Hochegger
Also da glaube ich, musste niemand nachfragen, weil das war so klar.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, die wussten, wo das Geld herkommt. Und das war keine Diskussion.

Peter Hochegger
Das war keine Diskussion. Zum Beispiel, wenn man das Tiefkühlgemüse hernimmt, Es ging ja auch darum darzustellen, dass die Erbse von der Ernte bis in der Packung, dass das nur 90 Minuten dauert. Das heißt, wir haben einen Lokalaugenschein gemacht, haben die Journalisten ins Marchfeld eingeladen. Die waren dabei, wie die Erntemaschinen durch die Felder gefahren sind, die Erbsen auf den Trailer und dann ab in die Tiefkühlanlage. Und das ganze hat genau 90 Minuten gedauert. Und der Moderator dort vor Ort war der Hademar Bankhofer. Und genauso wie ich das jetzt erzählt habe, wurde das auch auf einer Doppelseite, die wir gekauft haben, abgebildet.

Michael Nikbakhsh
Moment, Entschuldigung. Es gab Journalistenreisen in, wo die Journalisten dann eine Show von Hademar Bankhofer quasi geliefert bekommen. Haben. Also die Werksbesichtigung hat faktisch Hademar Bankhofer organisiert.

Peter Hochegger
Der war der Moderator dort, der hat es nicht organisiert. Organisiert haben es wir. Wir haben eingeladen.

Stefan Kaltenbrunner
Er hat das moderiert, ein Honorar dafür bekommen, war aber im Sold von dieser Firma, weil er ja andere Dinge auch gemacht hat.

Peter Hochegger
Er war in unserem Sold, also von der Firma hat er kein Geld bekommen, sondern immer nur über die Agentur.

Michael Nikbakhsh
Waren die Kunden zufrieden mit dem, Sprich die bisher genannten Kunden, also Mineralwasser, Wir haben über den Joghurt Hersteller, Joghurt Trinkhersteller geredet, über Unilever. Waren die mit den Ergebnissen, die du auch im Buch quasi so ausrollst, waren die happy mit euch? Haben die ihrerseits Methoden hinterfragt im Detail?

Peter Hochegger
Also die Kunden waren sehr zufrieden, weil sie ja gesehen haben, dass das eine zusätzliche Schiene ist zur klassischen Werbung, wo sie ihre Produktvorteile den Konsumenten nahe bringen konnten.

Stefan Kaltenbrunner
Aber das System habt ihr dann perfektioniert und ist im Prinzip immer gleich geblieben. Also ich fasse das nochmal zusammen, was wir bis jetzt gelernt haben. Ihr habt oft einen Verein gegründet, mehrere, wie zum Beispiel den Verein Volksgesundheit, der Studien rausgegeben hat, der mit euch nicht in einem Zusammenhang gestanden ist. Anhand dieser Studien habt ihr dann Testimonials gefunden, ihr habt Wissenschaftler gekauft, ihr habt in dem Sinn Journalisten gekauft, die dieses Produkt über diesen unabhängigen Verein dann an die Öffentlichkeit gebracht haben. Das war im Prinzip zusammengefasst das System Hochegger, das über Jahrzehnte funktioniert hat.

Peter Hochegger
Richtig.

Michael Nikbakhsh
Ich möchte zu, ich möchte zu einem Szenario kommen, an das ich mich erinnern kann als Jugendlicher. Plötzlich taucht eine Bedrohung auf, eine Bedrohung, die unsere Gesundheit betrifft. Es ist ein ganz winziges Tier, das sich im Gras verbirgt. Ich habe meine Kindheit nur gelernt, die springen von Bäumen. Tatsächlich tun sie das nicht. Die Zecke ist gemeint. Ich bin als Kind, der 1970er 1980er Jahre Zeitzeuge der ersten nationalen Zeckenimpfkampagne gewesen, die glaube ich bis heute fortschreibt. Also es gibt nach wie vor nationale Zeckenimpfkampagnen. Ich will am Nutzen der FSME Impfung jetzt gar nicht rütteln. Ich glaube, da gibt es tatsächlich ein wissenschaftliches Fundament. Ich hoffe, es gibt ein wissenschaftliches Fundament, weil auch diese Geschichte hat mit Peter Hochegger zu tun. Wenn ich es richtig verstanden habe, stand am Anfang der ersten landesweiten Zeckenimpfkampagne die Agentur Hochegger. Stimmt das?

Peter Hochegger
Das stimmt. Zur Geschichte. Ich habe im letzten Beitrag erwähnt, dass ein Magazin einen Bericht über unsere Arbeitsweise geschrieben, die diskreten Regisseure. Diesen Bericht hat ein Berater der Firma Immuno gelesen, der zufälligerweise auch ein guter Freund meines Bruders Paul war und der hat meinem Bruder angeschmolzen und gesagt, Also eure Arbeitsweise gefällt mir. Ich würde das gerne meinem Kunden Immuno vorschlagen. Könntet ihr euch vorstellen, für diese Zeckenschutzimpfung im ähnlichen Sinne Stimmung zu machen? Die Antwort war nicht schwierig zu geben. Wir haben Ja gesagt. Daraufhin kam es zu einem Gespräch mit den beiden Gründern der Firma Immuno, mit dem Freund meines Bruders. Und dann haben die uns ihre Situation dargelegt. Sie haben Ja, wir haben eine tolle Impfung entwickelt, aber die Schraube dreht sich durch. Also wir haben eine Durchimpfungsrate von 55, 60 Prozent. Und was können wir machen, damit wir diese Durchimpfungsrate erhöhen? Und dann haben wir halt begonnen nachzudenken und ein Konzept zu entwickeln, wie das möglich ist. Und wir haben wieder auf die bewährten Dinge gesetzt, auf Angstmache und auf Experten. Und mein Bruder hat dadurch, dass er gute Kontakte in diese Expertenszene hatte, ein in sich geschlossenes System aufgebaut mit der ARGE Gesundheitsvorsorge, mit einem Selbstreferendarmodell. Das heißt, wo jeder Arzt gemeldet hat, aha, da gibt es einen Fall, der muss registriert werden. Und das war die Grundlage für die Kampagne.

Stefan Kaltenbrunner
Um das jetzt ein bisschen zu präzisieren. Und wenn wir jetzt tief hineingehen, also der Hersteller eines Impfstoffs kommt zur Agentur Hochegger und sagt, wir haben einen sehr guten Impfstoff. Und es sei noch mal dazu gesagt, der Impfstoff wirkt wirklich. Also man sollte sich Zecken impfen lassen. Das ist, glaube ich, Konsens unter den Wissenschaftlern. Und hat gesagt, liebe Hocheggers, helft uns, wir müssen unser Produkt besser vermarkten. Und ihr habt dann gesagt, machen wir gerne. Und ihr habt die bewährten Mittel angesetzt und mit der Angst gespielt. Fangen wir mal mit der Angst an. Wie habt ihr das gemacht?

Peter Hochegger
Wesentlich ist, dass man die Auswirkungen eines Zeckenbisses darstellt. Wesentlich ist, dass man aufzeigt, wie viele Fälle gibt es pro Jahr und das muss man kommunizieren. Und wie ist es gelungen? Indem man ein System entwickelt hat, dass jeder Fall registriert wurde. Und dann hatte man die Möglichkeit zu sagen, im vergangenen Jahr hat es so und so viele Fälle gegeben, jetzt beginnt wieder die Zeckensaison. Bei diesen Krankheitsfällen wurden so und so viele Menschen hospitalisiert und im Laufe der Kampagne haben wir jedes Jahr gewartet, na hoffentlich gibt es einen Toten, weil das ist dann noch dramatischer. Und wenn man sich jetzt die Berichterstattung in den Medien über die Zecken im heurigen Jahr anschaut und wenn man zurückgeht in das Frühjahr, dann kann man lesen, es beginnt wieder die Zeckensaison, es hat so und so viele Fälle gegeben, so und so viele Hospitalisierungen und das läuft heute noch genauso, wie wir es aufgesetzt haben.

Michael Nikbakhsh
Du schreibst im Buch, die Strategie basierte auf zwei Punkten. Punkt 1 Die Zecken mussten dämonisiert werden, die Gefahr eines Zeckenbisses zum Albtraum aller Kinder und Eltern werden. Und Punkt 2 Die Immuno ARGE musste als führende Kompetenz im Bereich Massenimpfung etabliert werden. Das habt ihr dann in weiterer Folge auch umgesetzt. Meine Frage dazu ist, das weiß ich ehrlich nicht. Wie wurde denn die Zecke wahrgenommen in der Öffentlichkeit in Österreich zum Beispiel bevor ihr angefangen habt, sie zu dämonisieren?

Peter Hochegger
Naja, da gab es unterschiedliche Methoden. Ganz am Anfang gab es ja auch die Plakatkampagnen und diese kleine Zecke waren Plakat so groß drauf, also richtig bedrohlich. Das war ein Weg, um den Zeck zu dämonisieren. Der zweite Weg war, dass man die Auswirkungen eines Zeckenbisses in allen Facetten dargestellt hat, bis zum Todesfall, bis zur Lähmung, bis langfristigen Schädigungen. Und das wurde natürlich mit wissenschaftlicher Argumentation dargestellt.

Stefan Kaltenbrunner
Aber die wissenschaftliche Argumentation war in dem Sinn auch wieder gekauft.

Peter Hochegger
Also dieses ganze Netzwerk, das hat viel Geld gekostet von Experten, Symposien, Studien, Selbsthilfegruppen und das hat alles der Kunde bezahlt.

Michael Nikbakhsh
Also nur zur Orientierung. Bis zum Start der ersten Impfkampagne war die Zeckenimpfung etwas, das sich hauptsächlich Menschen geholt haben, die viel draußen sind, insbesondere im Wald, auch Waldarbeiter, Holzarbeiter, Förster, Landwirte und so weiter. Also bis in die Stadt hinein ist das, glaube ich, damals noch nicht verbreitet gewesen. Und die Immuno ARGE hat ein Interesse daran, diese stagnierende Impfrate zu verbessern und kommt deshalb zu euch. Wir wollen eine nationale Impfkampf, das war der Auftrag an euch?

Peter Hochegger
Der Auftrag war, Stimmung zu machen, dass sich mehr Menschen impfen lassen.

Michael Nikbakhsh
Also da ging es noch gar nicht um die institutionalisierte Form, sondern einfach nur mal Werbung für die Impfung zu machen. Das ist ja legitim zunächst.

Peter Hochegger
Es hat ja klassische Werbung gegeben. Der Zeck ist groß dargestellt worden, aber das ist ja nur eine kleine Schiene, die Leute auf der Angstschiene abzuholen. Das kann ich nur über redaktionelle Beiträge machen und ich muss das auch argumentieren mit den Wissenschaftlern. Ich muss Institutionen ins Boot holen. Da waren alle Institutionen im Boot, Die Apothekerkammer, die Ärztekammer. Das war sozusagen ein nationales Anliegen.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, ihr habt es organisiert. Ihr habt den Hochegger Baukasten genommen, habt - was brauche ich aus diesem Baukasten, um diese Impfkampagne zu starten? Erstens, ich brauche die Wissenschaft dazu, das Produkt war da, das ist die Zeckenimpfung. Zweitens, ich brauche eine öffentliche Kampagne, wo ich die Meinung beeinflusse. Das war diese Angstmache mit den großen Zecken und Zecken bis tötet und sie kommen ins Krankenhaus etc. Wie du sagst. Ihr habt sogar gehofft, dass es Todesopfer gibt, was ich besonders perfide finde, dass man in einer Agentur sitzt und wartet darauf, dass die Schlagzeile kommt, Zeckensaison fängt an und es gibt Todesopfer. Und das Dritte Ihr habt gewusst, ihr braucht den öffentlichen Bereich. Das heißt, ihr braucht das Gesundheitsministerium, ihr braucht Kammern dazu, Ärztekammer, Apothekenkammer etc. Und die müsst ihr alle in ein Boot holen. Und der Hochegger Baukasten ist dann ein bisschen erweitert worden. Ihr habt wieder einen Verein gegründet, die Arge in dem Sinn und das war eine Erfindung von den Hocheggers.

Michael Nikbakhsh
Also Arge Gesundheitsvorsorge.

Stefan Kaltenbrunner
Gesundheitsvorsorge Entschuldigung.

Peter Hochegger
Das hat sich in einer Diskussion herausentwickelt, dass man so etwas braucht. Und jetzt muss ich dazu sagen, das Ganze war ja nur deswegen möglich, weil mein Bruder sich in diese Szene eingeklinkt hat.

Stefan Kaltenbrunner
In diese Gesundheitsszene.

Peter Hochegger
In diese Gesundheitsszene, also teilweise. Ich habe mich dann früher auch schon in die Umweltszene eingeklinkt. Du musst diese Leute verstehen, du musst ihre Sprache sprechen, auf ihre Anliegen eingehen und vor allem in der Lage sein, ihnen den Nutzen zu skizzieren, den sie haben, wenn sie da mitmachen.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, ich habe es geschafft zu einem nationalen Schulterschluss der wichtigsten Player, um hier eine Kampagne für die Zeckenimpfung zu starten.

Peter Hochegger
Genau.

Michael Nikbakhsh
Aber ist jemals offengelegt gewesen, dass das finanzielle Backing dieser Operation mit freundlicher Unterstützung von Immuno bzw. Später Baxter passiert ist?

Peter Hochegger
Also offengelegt ist es nichts worden. Die Insider in der Szene, in den Kammern, die haben natürlich gewusst, dass das von der Firma Immuno oder von der Firma Baxter getragen wird finanziell. Aber Diskussionen hat es darüber keine gegeben. Ab und zu haben wiffe Journalisten das recherchiert und darüber über den in sich geschlossenen Kreislauf berichtet, aber das war eher selten der Fall.

Stefan Kaltenbrunner
Du sprichst einen Standardartikel an, der darüber berichtet hat und dieses Netzwerk das erste Mal eigentlich kritisch hinterfragt hat. Aber ich möchte, bevor wir vielleicht auf diesen Artikel kommen, noch mal fragen. Ihr habt ja Symposien veranstaltet, wo renommierte Wissenschaftler oben gesessen sind. Die sind alle bezahlt worden vom Unternehmen.

Peter Hochegger
Die sind alle bezahlt worden, ja.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, der Wissenschaftler XY, der dort referiert ist, ist jetzt bezahlt worden von Hochegger oder von der Pharmafirma?

Peter Hochegger
Also ich weiß von der Firma Hochegger natürlich nicht, ob die Pharmafirma sozusagen jetzt noch eine Plattform dazwischen geschaltet hat, gehe ich davon aus. Das macht man ja nicht immer direkt, sondern man hat da Vereine dazwischen. Ob das jetzt war die Arge Gesundheitsvorsorge oder eine andere Plattform, das weiß ich heute nicht mehr.

Stefan Kaltenbrunner
Ja, da werden jetzt alle Impfgegner da draußen jubeln, die sich das anhören. Das ist leider das.

Michael Nikbakhsh
Das ist die Downside der Geschichte.

Stefan Kaltenbrunner
Der Geschichte. Wobei man wieder dazu sagen muss, die Zeckenimpfung ist wichtig und auch andere Impfungen sind wichtig, aber das System ist natürlich extrem hinterfragenswert und eigentlich perfide, Was ihr da gemacht habt damals.

Michael Nikbakhsh
Aber was mich schon beschäftigt. Und ich will wirklich an der Sinnhaftigkeit der Impfung nicht rütteln. Aber ob die Impfzyklen, die uns da empfohlen wurden, waren die jetzt tatsächlich Impfzyklen, die angeraten waren oder war das auch auf dringenden Wunsch des Herstellers? Weil wir sind ja regelmäßig impfen gegangen bis heute.

Peter Hochegger
Also die Empfehlung war, glaube ich, alle drei oder alle fünf Jahre. Also ich kann das jetzt nicht beurteilen, ob das jetzt richtig ist oder nicht richtig medizinisch gesehen, Aber aus der Sicht eines Unternehmens, das einen Impfstoff entwickelt, ist natürlich klar, wir wollen möglichst viel davon verkaufen.

Michael Nikbakhsh
Stefan hat die Recherchen des Standard angesprochen im Jahr 2007. Ich konnte mich an die Geschichte nicht erinnern. Ich habe es jetzt in der Vorbereitung nachgelesen. Die waren euch schon auf der Spur damals. Also die Kollegen sind draufgekommen, dass diese Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsvorsorge mit der Agentur Hochegger in Verbindung steht, die Telefonnummer der Arbeitsgemeinschaft aber zum Pharmakonzern Baxter führt, eine Website, die eingetragen war, Zecken AT. Die war ebenfalls auf Baxter zugelassen. Also die haben da festgestellt, dass da das hängt alles irgendwie zusammen, standen aber schlussendlich vor verschlossenen Türen. Ich nehme an, die werden bei euch auch nachgefragt haben.

Peter Hochegger
Die haben nachgefragt, aber die wurden im Kreis geschickt und irgendwann verlierst du die Motivation, da nachzubohren und die Sache war relativ schnell wieder vom Tisch.

Michael Nikbakhsh
Ich muss dich das nochmal fragen. Wenn du auf den Medienbetrieb schaust, jetzt über mehrere Jahrzehnte, so wie du über Journalistinnen und Journalisten sprichst, wirkt das so als relativ leicht steuerbar gewesen für euch, Viele zumindest. Also man schickt sie im Kreis, die sind froh, wenn man ihnen fertige Schlagzeilen liefert. Noch glücklicher sind sie, wenn sie das Rundum Sorglos Paket bekommen aus der fertigen Geschichte eigentlich. Ich finde das erschütternd.

Peter Hochegger
Also so einfach war es ja nicht, wie du das jetzt zusammenfasst, sondern da muss man schon sehr auf die Bedürfnisse von Medien und Journalisten eingehen. Also mein Bruder hat ja die Geschichte perfektioniert. Der hat sich in der Woche vier, fünf Mal mit Journalisten getroffen und die haben nett geplaudert und irgendwann hat einer gesagt, Geh Paul, Hast du nicht eine Geschichte für mich? Und mein Bruder hat gesagt, Naja, naja ah, da hätte ich was. Und so hat es funktioniert bei ihm. Das war ein Weg. Der andere Weg ist, Journalisten haben auch einen Zeitdruck. Sie haben 8, 9, 10 Stunden am Tag und müssen recherchieren, müssen telefonieren, müssen Dinge aufbereiten. Und wenn man ihnen diese Arbeit erleichtert, dann ist man ein akzeptierter Partner. Also das war immer unser Anspruch, Leute nicht bewusst über den Tisch ziehen, sondern Nutzen zu stiften, also Dinge aufzubereiten, interessante Themen zu bieten. Und natürlich hat das einen Vorteil für viele unserer Kunden gehabt.

Stefan Kaltenbrunner
Bei der Zeckenimpfung möchte ich noch mal kurz nachfragen, welche Rolle hat die Politik dabei gespielt? Das Gesundheitsministerium zum Beispiel der Gesundheits- oder Gesundheitsministerin damals, habt ihr die alle ins Boot geholt? Also welche Rolle spielten die da?

Peter Hochegger
Also bei den Politikern ist es ja so, dadurch, dass die so viele Themen abzuarbeiten haben, haben sie auch nie die Möglichkeit, zeitlich sich in alles hineinzuvertiefen. Also für einen Gesundheitsminister war das immer Zeckenschutzimpfung ist wichtig, die Aufklärungskampagne ist wichtig, damit kann ich mir auch politisch einen schlanken Fuß machen. Also das war überhaupt keine Schwierigkeit, die ins Boot zu holen.

Stefan Kaltenbrunner
Habt ihr auch Geld gekriegt natürlich für die Kampagnen?

Peter Hochegger
Also Politiker haben meines Wissens von der Firma Immuno oder Baxter nie Geld bekommen.

Stefan Kaltenbrunner
Umgekehrt vom Staat für die Werbungen.

Peter Hochegger
Die Frage verstehe jetzt nicht.

Stefan Kaltenbrunner
Umgekehrt, dass die Politik das Ministerium bezahlt hat. Die Kampagne unterstützen wir.

Peter Hochegger
Also ganz, ganz früher vor unserer Zeit hat es vielleicht die Situation gegeben, dass die Politik mitfinanziert hat, aber in unserer Zeit hat es immer alles die Firma Baxter finanziert.

Michael Nikbakhsh
Wenn ihr mit Politikern zu tun hattet in dieser Sache seid ihr natürlich im Auftrag von Immuno Baxter unterwegs gewesen, habt euch aber nicht als solche zu erkennen gegeben oder? Oder seid ihr habt ihr politische Termine ersucht als Lobbyisten für die Pharmaindustrie?

Peter Hochegger
Also die Kommunikation mit der Politik hat nie so stattgefunden, dass jetzt mein Bruder zu irgendeinem Politiker gegangen wäre, sondern man hat Situationen geschaffen, wo die Politik auf Experten treffen konnte. Das heißt, die Kommunikation zur Politik war inhaltlich schon gut vorbereitet und gut gestaltet. Also da ist nicht der Herr Lobbyist zum Herrn Politiker XY gekommen, sondern der Politiker wurde sozusagen eingebettet in einen Vortrag, in ein Expertentreffen und so ist die Politik beeinflusst worden.

Michael Nikbakhsh
Ich muss jetzt ergänzen, wir haben über Journalistinnen und Journalisten geredet, die das Rundum Sorglos Paket gerne gehabt haben, weil es ihnen das Leben leichter macht. Das scheint in der Politik auch nicht groß anders gewesen zu sein.

Peter Hochegger
Na, ich habe das eh vorerwähnt. So wie ein Journalist viele Themen abarbeiten muss oder behandeln muss, ist es ja in der Politik genauso. Und ich habe das oft miterlebt. Wenn du einem Abgeordneten einen fixfertigen Text für eine Verordnung, für ein Gesetz vorlegst oder für einen Antrag, dann ist der sehr dankbar, weil er sich damit viel Zeit erspart. Und wenn es ihm dann auch politisch noch nutzt, dann ist es eine Win Win Situation.

Michael Nikbakhsh
Aber ihr habt es auf diesem Weg geschafft, falsche Informationen in der Gesellschaft zu platzieren, aus der Wissenschaft abzuholen, bei Medien zu platzieren, die Politik zu überzeugen. Ich sage nicht, dass alles fake war, aber es waren auch falsche Botschaften darunter.

Peter Hochegger
Also das Wort falsch ist missverständlich. Es würde sagen einseitig dargestellte Informationen.

Stefan Kaltenbrunner
Das ist Interpretationssache.

Peter Hochegger
Aber mir war immer bewusst oder uns war bewusst, es ist wesentlich auch die andere Seite darzustellen, weil sonst bist du ja unglaubwürdig. Und wenn du einmal etwas machst, eine falsche Information lieferst, einseitig darstellst, nicht ausgewogen und es ist offensichtlich, dann bist du als Lieferant von Informationen tot. Und das wollten wir nie. Wir haben das immer sehr, sehr smart gemacht.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, das Smarte war auch über die Vereine zu machen, nicht direkt über die Agentur. Aber das Einseitig, wie du vorher gesagt hast, ist im Prinzip eine falsche Information. Also nennen wir das Mineralwasser oder das Joghurtgetränk etc. Das sind Informationen rausgespielt worden in die Öffentlichkeit, wo sie erstaunlicherweise bis heute nachhält. Also wenn man Leute fragt, draußen kennst du dieses Produkt? Ja, ja, das assoziiere ich mit dem und dem? Dann sage Ja, das hat der Hochegger erfunden damals. Aber das war ja im Prinzip eine sehr geschickte Manipulation, die schon sehr, meiner Ansicht nach, Richtung Strafrecht abgleitet.

Peter Hochegger
Also ja, ich glaube, das ist eine Diskussion, die schwierig zu führen. Also das Strafrecht sehe ich hier überhaupt nicht, sondern es ist eine einseitige Darstellung von Sachverhalten und das ist unfair und es ist nicht moralisch, aber das Strafrecht sehe ich hier nicht.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt aber du siehst schon, dass das unfair nicht moralisch war, dass das ethisch nicht korrekt war. Also ich glaube, von ethischen Grundlagen, was PR betrifft, seid ihr ganz weit entfernt gewesen.

Peter Hochegger
Da waren wir ganz weit entfernt, ja.

Michael Nikbakhsh
Also ich will das jetzt ganz fachmännisch ausdrücken. Ihr habt die Leute ab den 1980er Jahren verarscht.

Peter Hochegger
Das ist ein schöner Ausdruck.

Stefan Kaltenbrunner
Du würdest das auch nicht bestreiten.

Michael Nikbakhsh
Ich glaube, da passt jetzt mal gut.

Stefan Kaltenbrunner
Aber wenn wir zusammenfassen, was wir gelernt haben in den 1980ern, Die Agentur Hochegger hat sich spezialisiert. Also dieser Baukasten, der da konzipiert worden ist, einen unabhängigen Verein zu gründen, einen Wissenschaftler zu kaufen, eine prominente Persönlichkeit in der Öffentlichkeit zu platzieren, das hat man perfektioniert.

Peter Hochegger
Das hat man perfektioniert, ja.

Stefan Kaltenbrunner
Wie groß war die Agentur abschließend so Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, wenn man dann in den nächsten Folgen dann in das Abgleiten Richtung echter Korruption kommen.

Peter Hochegger
Also Anfang der 90er Jahre waren wir 13 Mitarbeiter, da waren wir noch relativ klein.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, der große Sprung war dann in den 2000ern.

Peter Hochegger
Der große Sprung ist dann Mitte der 90er Jahre gekommen, 1996 mit der Mobilcom und mit der Telekom.

Stefan Kaltenbrunner
Ein gutes Stichwort.

Michael Nikbakhsh
Ein gutes Stichwort. Das heben wir uns natürlich noch auf. Da haben wir noch einiges vor uns. Ich möchte die heutige Episode mit einem Zitat aus der Schattenrepublik beschließen. Im Buch steht unter anderem zu lesen über die Schattenrepublik. Ich zitiere, di Schattenrepublik ist keine komplizierte, weltumspannende Verschwörung aus Geheimbündner oder Oligarchen. Sie besteht aus einfachen Menschen, die in mächtigen Positionen sitzen und zu schwach sind, zu den Gelegenheiten, die sich ihnen bieten, Nein zu sagen. In diesem Sinne, danke fürs Zuhören. Danke fürs Zuschauen. Peter Hochegger, Stefan Kaltenbrunner. Danke fürs Kommen.

Stefan Kaltenbrunner
Gerne.

Peter Hochegger
Danke für die Einladung.

Autor:in:

Michael Nikbakhsh

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.