Die Dunkelkammer
Hocheggers "Schattenrepublik" #5: "Geben und Nehmen"

Im Zentrum des fünften Teils unserer Hochegger-Serie steht der Telekom-Skandal, also jene Affäre, die Peter Hochegger die erste rechtskräftige Verurteilung einbrachte.

Der Lobbyist erzählt, wie seine Agentur mit der Telekom Austria ins Geschäft kam, und sein Einfluss auf die Manager immer größer wurde.

Hochegger war bald nicht mehr nur Berater. Er nutzte seine Firma Valora, um im Auftrag von Telekom-Managern "diverse Gefälligkeiten" zu verteilen.

Das Geld landete auch bei ausgewählten politischen Entscheidungsträgern.

Michael Nikbakhsh
Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbakhsh und heute hören und sehen wir den fünften Teil unserer Serie zur Schattenrepublik, den Memoiren des Lobbyisten Peter Hochegger. Im Kern der heutigen Episode reden wir über den Goldrausch der frühen Nuller Jahre, die geschmierten Geschäfte des Peter Hochegger und seiner Agenturen. Im Zentrum der ganzen Geschichte steht zunächst einmal die Telekom Austria, für die Peter Hochegger einige Jahre lang tätig gewesen ist. Ich begrüße einmal mehr Peter Hochegger. Hallo Peter.

Peter Hochegger
Hallo Nik. Hallo Stefan. Schön wieder da zu sein.

Michael Nikbakhsh
Hallo Stefan.

Stefan Kaltenbrunner
Hallo.

Michael Nikbakhsh
Übernimmst du gleich?

Stefan Kaltenbrunner
Gerne. Peter, wir haben in der letzten Folge schon gesprochen, dein Verhältnis Maischberger Grasser, wie das alles entstanden ist. Grasser war Finanzminister und damals war er der große Goldrausch, was die Telekommunikation betrifft, nicht nur in Österreich, weltweit. Es sind Lizenzen verkauft worden, das Internet ist gekommen, Handytelefonie ist gestartet und mittendrin war die Agentur Hochegger. Und vielleicht erklärst du uns, wie du zur Telekom, damals Mobilcom, gekommen bist, was da deine Rolle war und wie sehr sich das über die folgenden Jahre entwickelt hat.

Peter Hochegger
Also wenn wir zurückblicken, der Goldrausch für uns hat begonnen mit der Ausschreibung einer zweiten Mobilfunklizenz. Wir waren damals als Agentur im Montacom Konsortium als Berater dabei, angeführt von der Montacom von Alexander Kahane. Da war noch dabei der Kurier, glaube ich, Kapsch und Airtouch, die Vorläuferfirma von Vodafone. Und wir haben ein Honorar bekommen, ein Fixhonorar von einer Million Schillinge war für uns nicht schlecht und haben ein Konzept gemacht und waren felsenfest davon überzeugt, das zu gewinnen. Also wir haben uns die ganzen Konkurrenten angeschaut, haben deren Schwächen kommuniziert und waren guter Dinge. Und die Montacom hat noch einen Lobbyisten eingecheckt, einen ehemaligen Politiker, der bei Viktor Kliemer gute Stimmung machen sollte. Und er hat uns irgendwann kommuniziert, ja, ja, ihr werdet das gewinnen. Und am Tag der Veröffentlichung, wie der Viktor Kliemer den Sieger bekanntgegeben, sagt, der Sieger ist Ökol. Also ich bin aus allen Wolken gefallen. Es war klar, die haben um 400 Millionen Schilling im Jahr angeboten. Damit war die Sache eindeutig, Qualität hat keine Rolle gespielt. Und beim Hinausgehen habe ich dann noch der Agenturleiterin, die für Ökol gearbeitet, gratuliert. Die war ein halbes Jahr davor, ist sie bei mir ausgeschieden. Und die hat dann so schnippisch zu mir gesagt, na wir waren halt besser.

Michael Nikbakhsh
Ökol war damals eine Siemens Beteiligung.

Peter Hochegger
Siemens und Deutsche Telekom. Und mir hat es den Magen umgedreht und war stinksauer, war auch ein bisschen unter Stress. Wir haben einige Leute eingecheckt für diesen Riesenauftrag. Wir hatten einen Vertrag, die Kommunikation für das erste Jahr zu machen, 150 Millionen Schilling. Und das war jetzt weg. Und ich habe überlegt und überlegt, was kann man tun. Und plötzlich hatte ich die Eingebung, wir könnten ja der Mobilcom den Vorschlag machen, für sie zu arbeiten, weil wir in unserer Analyse alle ihre Schwächen recherchiert haben, schnell herausgefunden, wer dafür verantwortlich ist. Es war der Herr Sund, ich habe in meinem Brief geschrieben, eine Seite, und ich wusste, der wird mich schnell kontaktieren. Und so war es dann auch. Und eine Woche später hatten wir den Termin.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, das System ist ungefähr so, wie Hacker es machen. Die hacken eine Firma, zeigen die Schwächen auf und rufen dort an und damit du von uns geschützt wirst, arbeiten für euch.

Peter Hochegger
Also wenn wir für die Konkurrenz gearbeitet hätten, wäre das für die damalige Mobilcom fatal gewesen, weil wir wirklich alle ihre Schwächen sehr, sehr bis in die Tiefe recherchiert haben. Und bei der Präsentation haben wir das dann aufgezeigt. Ich habe mir sozusagen ein Rollenspiel mit meinem Bruder ausgemacht. Wir haben auch recherchiert, dass der Sund ein hervorragender Tennisspieler ist. Wir haben dann sozusagen Doppelpass und Matchball und solche Dinge mit eingebaut. Und mein Bruder hatte die Aufgabe, der kannte den Geschäftsführer von ÖKOL, später Max Mobil, sehr gut und der hat die Rolle übernommen, darzustellen, was würde der machen und was wir natürlich geplant haben. Und das war, der Sunder hat immer genickt, genickt, genickt und hat gesagt, meine Herren, danke, wir möchten uns kurz besprechen, fünf Minuten ist er hereingegangen, bitte, wir arbeiten zusammen und wir haben Vorschläge gemacht im Ausmaß von 23 Millionen Schilling. Und die haben wir auch umgesetzt im ersten Rumpfjahr.

Michael Nikbakhsh
Nur dass ich das richtig verstehe, eure Stärken Schwächen Analyse der Mobilcom, die habt ihr aus öffentlich zugänglichen Quellen gehabt oder hattet ihr da Insider?

Peter Hochegger
Das waren öffentliche Quellen, das waren Recherchen bei bei Kunden, die schon damals Telekom Kunden im Mobilfunk waren und mit Experten, die sich die Netzqualität angeschaut haben. Und das war ja auch einer unserer Vorschläge, die Netzplanung mit einem geografischen Informationssystem zu unterlegen. Das hat der Mobilcom irrsinnig gut gefallen. Der Sund hat gesagt, ja, das machen wir, aber bitte stellt uns Experten zur Verfügung, die das machen. Haben wir auch gemacht.

Michael Nikbakhsh
Aber im Prinzip habt ihr dem Herrn Sund nichts verraten, was er nicht selbst hätte wissen müssen. Ihr habt es nur klug auch in ein Rollenspiel mit Tenniselementen verpackt und das hat ihn beeindruckt.

Peter Hochegger
Der Sund hat erkannt, dass das, was wir als Schwächen aufgezeigt haben, dass die real sind. Wäre dort ein anderer Manager gesessen, der im Konzern groß geworden ist, der hätte gesagt, naja, der hätte sich mit dem sicher nicht identifiziert. Dadurch, dass der Sund aber von außen gekommen ist, hat er sofort gesehen, ja, ja, die haben vollkommen recht und wir müssen daran arbeiten.

Stefan Kaltenbrunner
Wie ist dann weitergegangen in der Telekom? Ihr habt einmal den Fuß in der Tür gehabt bei der Mobilcom und habt dann immer mehr, ich sage jetzt einmal unter Anführungszeichen, Macht bekommen innerhalb dieses Konzerns. Wie ist euch das gelungen?

Peter Hochegger
Wir haben uns ja, bevor wir uns als Berater selbstständig gemacht haben, genau angeschaut, wie funktioniert es in der Kommunikationsberatung und in der Wirtschaft. Und da siehst du, dass es in jeder Branche eine Leiter gibt und ganz oben auf der Leiter ist der Themenführer. Und für uns war klar, dass da die Chance darin besteht, nicht dem Privaten diese Sprosse zu geben, sondern nämlich dem Ex Monopolisten, dass er sich als Themenführer positioniert. Und wir haben zum Sonst gesagt, er soll sich wie ein Privater positionieren, weg von der Telekom, alt, verstaubt, neues Unternehmen, Mobilcom und ob er die Rolle des Themenführers übernehmen will. Und der Sund hat gesagt, ja, das ist spannend, das mache ich.

Stefan Kaltenbrunner
Das war eigentlich auch eine Privatberatung des Herrn Sund. Kann man das so sagen?

Peter Hochegger
Es ist so, wir haben auch ein Buch geschrieben. Der Chef als Kapital hat auch Börsen Marsteller gemacht. Das heißt, der Vorstandsvorsitzende, der Boss einer Firma, der ist das Gesicht nach außen und das ist ein Kapital für das Unternehmen. Und je besser dieses Gesicht sich inszeniert und die Inhalte des Unternehmens kommunizieren kann und die Möglichkeiten und die Chancen für die Kunden, umso besser für den wirtschaftlichen Erfolg. Und das hat auch der Sohn sofort erkannt.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt, ihr habt den Sohn so inszeniert, wie ihr auch den Grasser inszeniert habt.

Peter Hochegger
Richtig.

Michael Nikbakhsh
Und er ist ähnlich begeistert darauf angesprungen wie Karl Heinz Grasser. Du hast sie da offenbar beide unabhängig voneinander auch mit der Eitelkeit gepackt.

Peter Hochegger
Also dort, wo es bei unseren Kunden möglich war, sie nach außen zu inszenieren, haben wir das immer gemacht. Das war einer unserer Erfolgsschlüssel.

Michael Nikbakhsh
Du schreibst im Buch aber, dass Sund in Telekommunikationsfragen nie der Experte war, zu dem ihr ihn gemacht habt.

Peter Hochegger
Der Sund war ein guter Verkäufer, war davor auf einem Vertriebsjob und der hat sich natürlich inhaltlich damit weniger auseinandergesetzt, Aber was seine große Stärke Er hat auf Leute gehört, die Fachleute waren. Und weil ich das wusste, habe ich zu einem Sund Herr Sund, wir brauchen einen Experten, der sich bestens inhaltlich auskennt, hat er gesagt, ja, suchen Sie ihn im Unternehmen. Da kenne ich einen, der sitzt unten in der Netzplanung, das ist der Boris Nemsic. Reden Sie mal mit dem. Ich bin zwei Stockwerke tiefer gegangen zum Herrn Boris Nemzic, habe mit ihm Gespräche geführt und für mich war klar, das ist genau der richtige Mann. Und dann war das Duo Sund Nemesic. Der Sund hat die großen Linien gezeichnet, die unternehmerischen, die Zukunftsvisionen und Nesic hat sie inhaltlich ausgestaltet und erklärt.

Michael Nikbakhsh
Faszinierend genug. Sund und Nesic waren, glaube ich, zwei sehr einflussreiche Manager im Telekom Konzern, die später von den Schmiergeldzahlungen, die über dich gelaufen sind, nicht mitbekommen haben.

Peter Hochegger
Also der Nesic sicher nicht, weil der war ja der Chef der Mobilcom, ist dann zwar dann in den Telekom Konzern gekommen, aber diese sogenannten ausgelagerten Zahlungen, die sind über den Festnetzteil gelaufen. Da gab es eine eigene Vorstandsstruktur, das waren Fischer und Schissler. Und der Sund war dann oben in der Holding und da nehmen sie zwar zuständig für den Mobilfunk, also die haben.

Michael Nikbakhsh
Das nicht mitbekommen, Entschuldige, das sind doch Schwergewichte gewesen. So heikle Dinge sind tatsächlich dann im allerkleinsten Kreis geblieben. Die haben in der Vorstandskantine nie drüber geredet, wer da alle Geld genommen hat.

Peter Hochegger
Also ich weiß das nicht, ob die miteinander geredet haben oder nicht, aber es hat mich auch nicht interessiert.

Stefan Kaltenbrunner
Ich möchte mal auf Zoom zurückzukommen. Du hast den positioniert als den großen Auskenner. Was waren da die Methoden? Also wie habt ihr das öffentlich inszeniert.

Peter Hochegger
Um dazustehen, dass er die Zukunft schon vorweg sieht? War mal klar, ein Buch zu schreiben? Und dann haben wir geschaut im Journalistenspektrum, wo gibt es Journalisten, die sich damit mit dieser Thematik intensiv auseinandersetzen. Da sind wir mal auf den Kurierjournalisten Gerald Reischl gestoßen, mit dem wir schon viel Kontakte hatten und haben bei ihm angefragt, ob er mit dem Sund gemeinsam ein Buch schreiben würde. Er hat Ja, super, mache ich doch gerne. Zum Sund haben wir gesagt, machen Sie das gemeinsam mit einem Journalisten. Und er hat gesagt ja, gefällt mir, macht ihr die Aufgabe, sucht einen Verlag. Und wir haben das gemacht, haben dann auch das Buch präsentiert, entsprechend inszeniert.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt aber der von mir sehr geschätzte Gerald Reischl hat das Buch geschrieben und der Herr Sund hat eigentlich nichts damit zu tun gehabt.

Peter Hochegger
Na oh ja, Sie haben sich, glaube ich, zweimal getroffen. Das erste Mal immerhin das erste Mal, wo der Herr Gerald Reischl eine Kapitelliste vorgelegt hat und die mit dem Sohn besprochen und der Sohn Ja, super, klingt sehr gut. Machen Sie, Herr Reischl. Und dann, wie das Buch fertig war, sitzt es noch einmal so grob durchgegangen, dass ich Tolle Arbeit, Herr Reischl, gefällt mir.

Michael Nikbakhsh
Ich frage jetzt noch hast du zu der Zeit tatsächlich für die Mobilcom und die Telekom gearbeitet oder nicht? Viel mehr für einzelne Manager, die dort gearbeitet haben, als unter Anführungszeichen persönlicher Berater. Du hast ja zu den vielfältigen Tätigkeiten, die deine Agenturen entfaltet haben, gab es ja dann auch Persönlichkeitskonzepte, die du geschrieben hast oder schreiben hast lassen. Das waren so PowerPoint Präsentationen, wo du den Managern erklärt hast, wie sie noch wichtiger und quasi auch als Fachleute in der Branche wahrgenommen werden können. Teilweise hast du ihnen empfohlen, wie sie Chef bleiben können. Dem Herrn Schiessler hast du quasi geschrieben, wie er Chef werden kann. Also es war für jeden ein bisschen was dabei, aber das hatte mit der Strategie des Unternehmens an sich gar nichts zu tun. Das waren wirkliche Persönlichkeitskonzepte.

Peter Hochegger
Ich habe das vorher schon angesprochen, das Chef als Kapital. Also da haben sich im angelsächsischen Raum viele Kommunikationsexperten intensiv damit auseinandergesetzt und auch analysiert, was das für eine Auswirkung hat, Das Gesicht des Unternehmens nach außen. Und das haben wir in allen unseren Konzepten übernommen Und und natürlich war der Anfangspunkt war die Mobilcom. Und dann gab es aber eine Situation, die Vorstände wurden in der Telekom, in der Muttergesellschaft gewechselt und ein Börsegang stand bevor. Und der Sund war äußerst nervös, weil er gemerkt hat, das bürokratisch aufgeblähte Unternehmen Telekom frisst die Gewinne der Mobilcom weg und die haben eine Kostenstruktur und sind sich dessen nicht bewusst und hat einfach diese Situation mir gegenüber immer artikuliert. Und dann habe ich zu ihm Herr Sund, was ist die Alternative? Dann müssen Sie den Laden übernehmen.

Sagt Nein, das mache ich nie, das ist ja Wahnsinn. Und die Bürokratie sage was gibt es sonst noch für Möglichkeiten? Sagt Ja, aber der ÖAG Vorstand der Diez mit dem Streit die pausenlos, der wird dem nie zustimmen. Geben Sie mir das Beauvoir mit ihm zu reden. Na okay, reden Sie mit ihm. Dann habe ich mich mit dem Diez getroffen, haben uns nicht ausgetauscht im Café Schwarzenberg und dann habe ich ihn auf die Problematik angesprochen, habe gesagt, man steht vor dem Börsegang, das kann ein Flop werden. Ja, ich weiß eh so geh Und der Kasseler hat keine Ahnung.

Und wenn der Macht immobil kommt, der schaufelt die Gewinne ins Unternehmen herein, Sagt ich weiß, das ist alles eine schwierige Situation. Sage ich na, dann macht's den Sonst zum Telekom Vorstand, sagt der Dietz, der macht es nie. Sage Herr Dietz, machen Sie mir ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.

Michael Nikbakhsh
Jetzt muss ich noch einmal einhaken. Johannes Dietz war damals ÖAG Vorstand, zuständig für die Telekom und es brauchte für einen Manager des Konzerns, den Peter Hochegger, um ein Anliegen an die ÖAG heranzutragen. Wieso hat der Sund den Dietz nicht einfach angerufen?

Peter Hochegger
Wie ich vorher schon angedeutet hab, Dietz und Sund waren oft nicht einer Meinung. Der Dietz war auch vom Kastler nicht sehr begeistert, weil der den Job gekriegt hat, den der Dietz auch gerne gehabt hätte. Der Diez hat sich einmal beworben als Telekom Vorstand. Das war sozusagen eine eine Persönlichkeits ein Gemengenlage, wo Kommunikation, wie sie normalerweise zwischen Menschen und Managern stattfinden könnte, nicht stattgefunden hat Und deswegen war einfach die Tür für mich offen, diesen Vorschlag zu machen.

Michael Nikbakhsh
Also wenn man in deinem Umfeld in einer Situation war, wo man Gesprächsbedarf hatte, dann war vollkommen klar, wenn ich den Peter Horegger frage, der wird mir die Türen öffnen, die ich selber nicht aufmachen kann. Damit warst du zu der Zeit eigentlich schon in einer sehr viel einflussreicheren Rolle, als es normalerweise Kommunikationsberater sind.

Peter Hochegger
Der Sund wäre auch nicht auf die Idee gekommen, dass er den Telekom Chef macht. Diese Idee habe ich ihm eingepflanzt.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt aber auch, dass du ein gewisses Abhängigkeitssystem innerhalb der Telekom und Mobilcom geschaffen hast.

Peter Hochegger
Habe ich natürlich, aber das war mir damals nicht so sehr bewusst. Für mich war wichtig, dass die Manager, die am Werk sind, gute Manager sind und dass ich mit ihnen gut kann und natürlich auch nicht nur zum Wohle meines Unternehmens, sondern auch zum Wohle des Unternehmens, dem der Manager vorstand.

Stefan Kaltenbrunner
Jetzt hast du ja damals auch ein Büro bekommen, später in der Telekom. Das heißt, du warst so wichtig, dass eine externe Agentur innerhalb des Konzerns Büroräumlichkeiten zur Verfügung gestellt worden sind, wo die Manager ein und ausgegangen sind. Und damals hat ja auch begonnen, dass die Agentur hocheg sehr viel und sehr hohe Honorare gestellt haben. Kannst du mir ungefähr sagen, wie viel ihr mit der Telekom verdient habt?

Peter Hochegger
Schritt zuvor nach vor. Sund ist dann wirklich zum Telekom Chef bestellt worden und hatte die Möglichkeit, sich seinen Nachfolger in der Mobichrom selbst auszusuchen. Und ich war bei der Pressekonferenz dabei und dann haben wir danach ein Pressegespräch organisiert und der Sund ist bei mir im Auto mitgefahren und gesagt Herr Ochrecker, ich kann mir jetzt den Nachfolger in der Mobilcom aussuchen. Sag was haben Sie für Möglichkeiten? Sagt er ja den Nemsic und dann den Vertriebschef, den Peter Breizek. Sage ja, schauen wir uns einmal an, wer ist der bessere Partner für Sie in der Telekom, in der Mobilkom, in der Mobilcom. Und dann habe ich das sozusagen durchanalysiert und hab gesagt, schauen Sie, mit dem Boris Nemzic haben Sie bis jetzt so gut zusammengearbeitet. Das heißt, er hat die Rolle, die inhaltliche Erklärung, die Vorteile der Mobilcom immer so gut dargestellt. Der ist eigentlich der ideale Nachfolger für Sie und außerdem kön sicher sein, der ist Ihnen gegenüber sehr loyal hat gesagt, haben Sie recht, der Boris kriegt den Job.

Michael Nikbakhsh
So war es dann auch.

Peter Hochegger
So war es dann auch.

Stefan Kaltenbrunner
Gut zurückzukommen auf den Verdienst.

Peter Hochegger
Damit man kurz eine Frage mit den Büros. Genau, für den Sund war die Telekom ein Neuland. Das war wie der Sprung ins kalte Wasser. Und das war für uns stellt sich das heute sehr einfach dar, aber das war für ihn nicht so einfach. Der ist aus einer bekannten gelernten Struktur aus der Mobilcom in eine neue unbekannte Struktur der Telekom Bürokratie Beamten hineingekommen und da war es ihm wichtig, sozusagen seine Berater schnell bei der Hand zu haben. Und deswegen hat er gesagt, Herr Horegger, wir machen für Sie Büros frei, dass Sie immer an Ort und Stelle sind. Nur waren wir damals Schon in der Gold E Kasse, das waren 10 Gehminuten auf Schwarzenbergplatz. Also es war nicht notwendig, diese Büroräume in Anspruch zu nehmen, was ich aber sehr wohl hatte. Ich hatte eine Zugangskarte und konnte im Telekom Büro aus und eingehen.

Stefan Kaltenbrunner
Aber im Prinzip warst du so eine Art Schattenvorstand in der Telekom, kann man das sagen?

Peter Hochegger
Das gefällt mir gut. Ich war ein sehr enger Vorstandsberater, die eigentlich über dem Vorstand gestanden ist.

Michael Nikbakhsh
Gernot Schiessler hat später mal erzählt, dass er zu seiner Zeit in der Telekom Austria die Wahrnehmung hatte, dass Peter Hochegger quasi an manchen Tagen von Vorstandsbüro zu Vorstandsbüro gegangen ist und mit jedem Vorstand ein kleines Plauscherl gehalten hat, was so nach und nach dazu geführt hat, dass beim Peter Hochegger viel mehr Informationen zusammengelaufen sind, als sie die einzelnen Vorstände hatten, weil die teilweise auch nicht so intensiv mit geredet haben, wie sie hätten sollen. Also Schattenvorstand, glaube ich, trifft es dann schon ganz gut.

Peter Hochegger
Ich habe das eingangs erwähnt, die Telekom war ja auch eine Schlangengrube, weil es dort so viele Einflüsse gegeben hat. Und der Sund, dem war auch klar, dass ihn andere Vorstände nicht besonders mögen, der Rudi Fischer dazugehört und der Sund hat zu mir gesagt, Herr Horger, treffen uns den Fischer, reden Sie mit ihm und beraten Sie ihn auch, weil er damit verknüpft hat, dass ich dafür sorgen werde, dass der Fischer nicht gegen ihn arbeiten wird. Dasselbe war beim Vertriebsvorstand beim Heinz Brasig und der Brasig hat sofort in so und seine Schwächen erkannt und hat gegen ihn gearbeitet und wir haben dann dafür gesorgt, dass er nicht erfolgreich war. Er hat dann freiwillig das Unternehmen verlassen und der Fischer hat sich dann auch auf die Seite vom Sund geschlagen und Schiessler ist dann später dazugekommen. Und wir haben dann auch für den Gernot Schiessler sozusagen eine Rolle definiert. Wie kann er als Gesicht nach außen hin Sund, Fischer, Schiessler die Vorteile des Unternehmens kommunizieren. Schäferskapital.

Michael Nikbakhsh
Es fehlt jetzt noch eine Zahl. Du hast gesagt, wie viel.

Stefan Kaltenbrunner
Bevor wir zu dieser Schmiergeldmaschinerie kommen, die sich da in der Telekom gebildet hat, möchte ich nur ungefähr wissen und ich glaube, das interessiert viele. Was waren die Honorare? Was habt ihr verdient mit der Telekom Mobilcom über die Jahre, wo ihr für das Unternehmen tätig gewesen seid?

Peter Hochegger
Es gab unterschiedliche Budgets. Es gab das Budget Beratung für den Vorstand, für die Produkte und das war eine Größenordnung Euro im Jahr, Dankesbudgets für Großveranstaltungen. Das heißt, wir waren ständig beauftragt mit Grosskundenveranstaltungen und anderen Dingen, Produktpräsentationen und das hat sich dann halt über die Jahre addiert. Und dann hat es begonnen mit der Beeinflussung des Börsekurses. Das wurde an uns ausgelagert, dem Banker sozusagen das Honorar zu bezahlen Und dann hat man danach die Idee gehabt, okay, wir haben jedes Jahr so viel Anfragen von der Politik, von irgendwelchen Organisationen und das irgendwelchen Produktbudgets zuzuordnen, das ist immer sehr kompliziert. Wir geben der Firma Valora jedes Jahr eine Million Euro und rufen die dann ab und sagen, okay, für das Projekt so und so viel, für das Projekt soundso viel. Und das waren dann über die Jahre mit der Mehrwertsteuer dann 9 Millionen Euro. Das war die Valora. Das waren diese ausgelagerten Budgets.

Michael Nikbakhsh
Das ist die schwarze Kasse gewesen. Kann man das?

Peter Hochegger
Das kann man nicht sagen, weil der OGH festgestellt hat, dass das keine schwarze Kassa war und bei dem würde ich sagen, bleiben wir, weil das ein Höchstgerichtsurteil war. Das heißt, die Telekom hat es auch dann sehr genau unter Fischer, auch beim Finanzstrafverfahren am Beispiel Maischberger gesagt. Wir wollten den Maischberger als Berater haben, weil wir gewusst haben, der hat gute Zugänge.

Stefan Kaltenbrunner
Ins Finanzministerium damals.

Peter Hochegger
Genau. Und wir wollten ihn aber nicht in unserer Buchhaltung drinnen haben, weil die sozialdemokratischen Gewerkschafter hätten das sofort in die Medien gespielt und aufgeblasen. Ging irgendwie logisch, wurde über die Valora abgerechnet.

Stefan Kaltenbrunner
Muss man nur kurz erklären. Die Valora vielleicht, also jetzt gerade die Hochegger-Agentur, was war die Valora jetzt. Vielleicht, dass wir nur kurz das einordnen.

Peter Hochegger
Die Valora wurde gegründet für den Zweck, Beratung oder Angebot legen. Privatisierung des Dorotheums. Da waren drinnen mehrere Konsortialpartner, die Raiffeisen Oberösterreich, ein Antiquitätenhändler, Ernst Blech und unsere Firma. Dazu kam es aber dann nicht. Die Raiffeisen Oberösterreich hat sich dazu entschlossen, ein eigenes Angebot zu legen. Wir hätten nur eine Erfolgsprovision bekommen, hat nicht funktioniert. Wer andere hat den Zuschlag bekommen. Und dann gab es die Firma Valora und eines Tages ist der Walter Maischberger zu mir gegangen und du, wir hätten dann einen Auftrag. Die Raiffeisen Centro Bank will einen besseren Zugang zum Grasser und da wollen sie uns einen Auftrag geben und haben gesagt, okay, ich rechne den über die Valora ab. Und auch deswegen, weil in meiner Agentur Name Maischberger so ein bisschen wie ein rotes Tuch war. Warum? Weil er eine FPÖ-Vergangenheit hatte und weil meine Agentur sehr wie Österreich zusammengesetzt war. Ich hatte viele Leute, die in der Sozialdemokratie groß geworden sind, teilweise dort auch Jobs hatten, Leute, die bei der ÖVP waren. Und diese Gruppierungen konnten mit dem Namen Maischberger wenig anfangen.

Stefan Kaltenbrunner
Es ist aber spannend, dass in der Agentur, in der eigenen, es eine Gruppierung oder mehrere Leute gegeben hat, die schon damals irgendwie geahnt haben, das geht nicht gut aus.

Peter Hochegger
Die Liaison mit Maischberger, dazu gehört ja auch mein Bruder.

Michael Nikbakhsh
Wenn die Valora keine schwarze Kasse war, war es ein Sammelbecken für Zahlungen, für Schmiergelzahlungen oder ich glaube, wie wir es mal genannt haben, politische Landschaftspflege. Das ist wahrscheinlich der unverdächtigere Begriff. Kann man das?

Peter Hochegger
Das ist ein sehr schöner Begriff, Landschaftspflege. Ein anderer Unternehmer zu mir gesagt, das sind Gelder für die Flurbereinigung.

Michael Nikbakhsh
Dazu kommen wir noch, wie dieses System etabliert wurde. Wenn ich es jetzt aber mitnehme. Also es gab eine, es gab in deinen Geschäftsbeziehungen im Telekom Konzern eine helle Seite und eine dunkle Seite.

Peter Hochegger
Genau, ja, das ist sehr schön ausgedrückt.

Michael Nikbakhsh
Es gab eine sichtbare Seite, die in Events und quasi Beratungen des Vorstands bestand. Und dann gab es eben den schattigen Teil, der offenbar genutzt wurde, um gewisse Ziele zu erreichen, verdeckte Ziele durch Zahlungen an Dritte. Da gibt es eine ganz lange Liste von Institutionen, Vereinen und Personen, die in der einen oder anderen Form hier in den Genuss von Zahlungen gekommen sind. Aber mich würde jetzt interessieren, dieses dunkle Geschäft hat sich aus dem Hellen herausentwickelt. Wann hast du für dich diesen Punkt überschritten? Ab wann war für dich klar oder gab es da ein Geschäft, das das eingeleitet hat? Jetzt bin ich abgebogen, jetzt mache ich Dinge, die eigentlich nicht ursächlich Kommunikationsleistung sind.

Peter Hochegger
Das war mir damals überhaupt nicht bewusst, Kann man jetzt im Nachhinein erkennen. Und die Zusammenarbeit mit Maischberger in der Valora, wo es darum gegangen ist, der Raiffeisen Centro Bank den Zugang zum Grassa zu öffnen, weil die haben sich ja stiefmütterlich behandelt gefühlt bei der ÖAG, beim Finanzministerium. Wir kommen nirgends zum Zug und bitte ändert uns das. Und der Vorstand von der Raiffeisen Centro Bank hat seinen Freund Johannes Hahn gefragt, Du kennst du da jemanden? Sagt da kann ich dir nur den Walter Maischberger vorschlagen. Hahn war einmal Vorstand bei der Novomatik. Maischberger hat auch für die Novomatik gearbeitet und mit Maischberger hast du den besten Zugang zu Grasser.

Michael Nikbakhsh
Peter Hochegger hat auch für die Novomatic gearbeitet. Darüber reden wir dann auch noch gesondert.

Peter Hochegger
Gerne, gerne.

Michael Nikbakhsh
Ich habe dich unterbrochen, entschuldige.

Peter Hochegger
Und dann kam es zu dem Treffen und der Vorstand von der Raiffeisenzentrum hat Herr Hochegger, wir wissen, Sie haben einen guten Ruf. Sie haben auch für unseren Konzern schon mehrmals gearbeitet und wir geben Ihnen den Auftrag. Und intern war mit Maischberger vereinbart, ein Drittel für die Valora und zwei Drittel für ihn, das eine Drittel für ihn und das zweite Drittel. Können wir uns denken, wer das gekriegt hat. Und dann gab es dieses Gespräch noch in der Raiffeisen Center Bank. Der zweite Vorstand hat gesagt, da muss ich noch mit dem Aufsichtsratschef reden. Und die haben ihm erklärt, wir haben den direkten Zugang zum Grasser und das war sozusagen die Grundlage für den Auftrag.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt aber, die Valora hat auch gut davon gelebt, um jetzt wieder zurückzukommen auf Buwog und sonstiges, dass ihr im Prinzip bei Krasser ein und ausgegangen seid.

Peter Hochegger
Das waren insgesamt waren das drei Projekte bei der Raiffeisen Centro, das waren 600.000 Honorar.

Stefan Kaltenbrunner
Jetzt möchte ich nochmal auf die Telekom zurückkommen mit diesem, wie du es nicht nennst, schwarzen Kassen sagen wir nicht dazu, vielleicht finden wir einen anderen Begriff dazu. Das heißt aber, um das wirklich ganz einfach runterzubrechen, die Telekom hat beschlossen, wir können gewisse Zahlungen nicht in die Buchhaltung tun, diese Zahlungen werden wir jetzt auslagern. Da engagieren wir jetzt den Herrn Hochegger mit seiner Valora und denen stellen wir jährlich eine gewisse Summe zur Verfügung. Und der Herr Hochgerät dann in diverse Kanäle, wie du vorher gesagt hast, in Vereine, in Persönlichkeiten, in Anzeigen oder was, was i was, so, welche Summen reden wir da, Was ist da jährlich in die Valora reingeflossen?

Peter Hochegger
Ich habe das vorher schon angesprochen, Sie haben gesagt, pro Jahr eine Million Euro und was war das für die Telekom? Das war eine Arbeitsvereinfachung. Das hat es ja alles davor auch schon gegeben. Sie mussten nur dann diese Beträge irgendwo in irgendwelche Projekte unterbringen, auch mit Scheinrechnungen und Scheinargumenten, war ja alles sehr kompliziert, indem sie diese eine Million pro Jahr an mich ausgelagert haben. Und dann haben sie geschaut, was gibt es für Themenstellungen, die wir mit dem Peter Hochegger abwickeln können, wo wir ihn brauchen könnten und haben da natürlich noch viel drauf geschlagen für eben diese ganzen Zahlungen an Vereine, an Organisationen, an Politiker und wie auch immer. Also für die Telekom war es eine Arbeitsvereinfachung.

Michael Nikbakhsh
Das heißt, das war ein Pauschalbetrag, der überwiesen wurde, eine Million Euro einmal im Jahr oder in mehreren Tranchen. Und ihr musstet für dieses Geld dann keine speziellen Rechnungen legen an die Telekom, sondern habt dann geschrieben für Beratung im Jahr 2000 so und so eine Million oder gab es da so Teilrechnungen auch?

Peter Hochegger
Es gab Teilrechnungen und die Themen wurden vorgegeben. Also das heißt Ausschreibung, IP Telefonie, das war ein konkretes Projekt.

Stefan Kaltenbrunner
Aber wie ihr dann die Gelder verteilt habt, hat der Telekom, wollten sie nicht wissen.

Peter Hochegger
Na, die wollten das schon wissen. Die haben angerufen und gesagt, so wir haben den Herren sowieso das zugesagt, bitte übernehmen und abwickeln.

Stefan Kaltenbrunner
Ein Beispiel bitte. Welchen Herrn hat man was zugesagt? Also muss jetzt nicht den Namen nennen, aber was war so eine Leistung? Zum Beispiel.

Peter Hochegger
Ein ehemaliger Minister hat sich mit dem Vorstand ausgemacht, ein Beratungsmandat von Euro, das wurde zugesagt. Dieser ehemalige Minister ist zu mir gekommen und hat du Ich habe mir mit der Telekom ausgemacht, sie geben einen Auftrag. Dann haben wir uns überlegt, was kann er machen und der hat auch ein bisschen was gemacht und dann hat er die Rechnung gestellt von den Euro. Oder der Vorstand hat gesagt, ich habe dem Golfclub A zugesagt, ein Sponsoring von Euro, bitte, ihr kriegt die Rechnung, übernehmt es. Oder ein anderer Vorstand ist mitgeflogen auf eine Einladung, Golftournier irgendwo in Schottland und hat gesagt, die Telekom übernimmt die Kosten für den Privatflieger, bitte bezahlen. So hat das funktioniert.

Stefan Kaltenbrunner
Okay, das heißt, es waren viele Gefälligkeiten dabei, auch für ehemalige Telekom Manager. Können wir jetzt nicht überprüfen, Das sagst jetzt du. Ist aber alles verjährt, muss man auch dazu sagen. Aber es waren einfach Gefälligkeiten. Also man fliegt wohin und das will man nicht verrechnen in der Firma und deswegen verrechnet das die Firma Valora vom Herrn Hochegger. Das war so eine Art Selbstbedienungsladen, den man sich selbst geschaffen hatte eigentlich.

Michael Nikbakhsh
Aber das heißt, du hast von deinen Auftraggebern die Direktiven bekommen, wer das Geld wofür zu erhalten hat oder steckt ja da auch Hochreglers Kreativität drin?

Peter Hochegger
Nein, also das war der Telekom überlassen zu bestimmen, wie sie das Geld verwenden wollen. Und ich habe das ja in meinen Darstellungen im Prozess sehr genau differenziert. Wofür bekenne ich mich schuldig? Das waren diese Gefälligkeitszahlungen und wo gab es konkrete Leistungen, zum Beispiel diese IP Telefonie. Das hat der Telekom finanziell ungeahnte Vorteile gebracht. Da gab es eine reelle Leistung dahinter. Und da habe ich differenziert, wo gab es Leistungen und wofür gab es sozusagen, wo waren die Gefälligkeitszahlen?

Stefan Kaltenbrunner
Kann man das prozentuell irgendwie auflisten? Wie viel Gefälligkeiten waren dabei?

Peter Hochegger
Also ich würde das 60, 40, also 60 Prozent konkrete Leistungen und 40 Prozent diese diverse Gefälligkeit. Diverse Gefälligkeiten.

Stefan Kaltenbrunner
Du hast vorher erwähnt Börsenkurse, wo Zahlungen an Banken gegangen sind. Vielleicht erklärst du uns das noch mal kurz, wie das funktioniert hat. Also ein bisschen Börsengang etc. Was die Agentur Hochecker damit zu tun gehabt hat. Da ist auch der Verdacht im Raum gestanden, dass die Kurse manipuliert worden sind. Vielleicht kannst du uns das kurz auch diesen Teil der unsäglichen Telekom Affäre erzählen.

Peter Hochegger
Die Telekom hat den Börsengang gemacht, mitten hinein in das Platzen der IP Blase. Die Kurse sind abgesagt und mitten darin war der Börsengang, konnte man nicht mehr absagen. Von den erwarteten 13 Euro pro Aktie sind es dann knapp nur 9 geworden. Und auch nur deswegen, weil man die Investmentbanken dazu genötigt hat, Aktien zu kaufen. Und die haben das dann natürlich auf den Markt geworfen irgendwann und der Kurs hat sich einfach nicht und nicht stabilisiert und ist nach oben gegangen. Und dann gab es ein bestimmtes Bonusprogramm, Mensa Benedikt Stichtag, der Börsenkurs eine bestimmte Höhe hat, dann wird die Bonuszahlung an die Manager fällig. Und da gab es zwei Seiten. Die eine Seite, die Interesse hatte, dass das nicht schlagend wird und die haben halt alles gemacht, damit der Börsenkurs nicht nach oben geht. Und das haben die Telekom Manager mitbekommen und einige waren ganz findig und gesagt, da müssen wir auch dagegen steuern. Und haben sie einen Investmentbanker gefunden, der sich bereit erklärt hat, Aktien zu kaufen, hat das auch im großen Stil gemacht und es ist ihm gelungen, den Börsenkurs über diese magische Zahl von, glaube ich, 69 zu heben. Und damit ist das Bonusprogramm schlagend geworden.

Michael Nikbakhsh
Da ging es um fast 9 Millionen Euro für die Begünstigten, 8,8 Millionen, glaube ich, waren es.

Peter Hochegger
So, und dann hat man dem Investmentbanker, der diese Aktien gekauft hat, natürlich ein Honorar versprochen, nämlich in der Größenordnung von einer Million Euro. Und dann war die Wie zahlen wir ihm das? Und dann ist man auf die Idee gekommen, da binden wir den Peter Hochegger ein. Man hat mich nicht eingeweiht, dass dieses Geld an den Investmentbanker geht, sondern man hat gesagt, wir haben da ein Projekt in Osteuropa und dafür brauchen wir Cash und das wollen wir gern über dich auszahlen. Geht es um, dafür brauchen wir eine Million, weil du musst das ja versteuern und dein Honorar sind, also sind es 1,1 Millionen Euro. Und dann gab es noch ein Projekt, wo die Telekom überlegt hat, mit einem Konkurrenten die UTA zu kaufen über einen Fonds in Zypern. Und das Ganze hat man dann auch noch dazu gepackt und dann waren das 1,3 Millionen Euro plus Mehrwertsteuer.

Und das war das erste Projekt, das sozusagen über die Valora abgewickelt wurde. Und dass diese für den Investmentbanker gedacht waren oder gegangen sind, das habe ich dann erst bei der zweiten Zahlung mitgekriegt, weil da war noch die zweite Summe offen. Man hat sich dann auf geeinigt und da habe ich dann den Investmentbanker kennengelernt und mit ihm ausgemacht, na was gibt es für Möglichkeiten für Rechnungen, die er mir stellen kann.

Michael Nikbakhsh
Der tatsächlich, nur damit da jetzt kein Missverständnis entsteht, der ist tatsächlich keine Person des öffentlichen Lebens, der Investmentbanker, deswegen nennen wir ihn jetzt namentlich nicht. Ein Teil dieser Provisionen, die der Investmentbanker bekommen hat, die hatte Gernot Schiessler in bar übergeben, teils auf offener Straße, teils im Plastiksackerl. Wer hat diese Idee gehabt?

Peter Hochegger
Das war so, ich habe die abgeholt, abgehoben von meinem Bankkonto, Konto, habe sie noch großes Kuvert hineingegeben, waren lauter Scheine, bin über die Kärntner Straße gegangen in mein Penthouse, das war auch teilweise mein Büro. Dann ist Gernot Schiessler mit einem Kollegen gekommen, die haben das von mir in Empfang genommen und was ich dann später erfahren habe, haben sie dann den Investmentbanker im Café Oberlage getroffen. Der hat dann hineingegriffen und hat denen, ich weiß nicht, Euro so für ihre nette Leistung gegeben, dass sie da jetzt mitgewirkt haben, dass er sein Honorar kriegt.

Michael Nikbakhsh
Da ist Geld an Schiessler auch ausgezahlt.

Peter Hochegger
Worden, so habe ich das gehört. Ob das so war, weiß ich nicht, aber so habe ich es gehört.

Michael Nikbakhsh
Schiessler hat dann mal auf Befragen geschildert, dass er vor diesen Bargeldübergaben oder jedenfalls vor der ersten schlecht geschlafen hat, nämlich davor und danach auch. Wie hast du da geschlafen?

Peter Hochegger
Sehr gut. Also für mich war das überhaupt nicht. Die haben gesagt, es ist ein Problem, das sie haben in Osteuropa. Ich hab darüber auch mit meinem damaligen Wirtschaftstreuhänder gesprochen, der hat gesagt, du ist sicher kein Problem, weil du versteuerst es. Dass die Telekom damit eine Zahlung in Osteuropa macht, ist auch nicht strafbar. Also ich habe darin für mich kein.

Michael Nikbakhsh
Problem gesehen, obwohl allen Beteiligten klar gewesen sein muss, dass wir an einem Punkt manipulierter Aktienkurs, zweckdienlicher Investmentbanker, Bargeld, Bargeld im Plastiksackerl, Barabhebungen, falsche Fakturierungen. Also an dem Punkt musst du ja gewusst haben, dass ihr bereits Teil von Kriminellen Handlungen seid.

Peter Hochegger
Also heute sehe ich das natürlich, aber damals habe ich es überhaupt nicht gesehen. Damals war es so, die Telekom hat ein Problem, die Telekom braucht eine Problemlösung. Sie kommt zu mir, weil sie gelernt haben, Hochecker macht immer alles möglich und ich habe es möglich gemacht.

Stefan Kaltenbrunner
Aber Jetzt ganz ehrlich, 99,9 Prozent der Zuhörerinnen der Dunkelkammer werden jetzt sagen, wenn er das nicht gewusst hat, dass das hochgradig kriminell ist, dann ist er entweder naiv gewesen oder es war ihm wirklich ganz egal oder einfach keine Hemmungen oder keine Hemmungen gehabt. War das schon der Zeitpunkt, wo die Gebrüder Hocheg in Form deiner Person und deines Bruders einfach gewusst haben, es geht alles, es ist egal.

Peter Hochegger
Also bei diesen Dingen habe ich meinen Bruder nicht eingeweiht und auch meinen anderen Geschäftspartner nicht. Mir war klar, dass die Telekom mein größter Kunde ist, dass die ganze Agentur, 26 Leute haben allein für den Telekom Konzern gearbeitet. Also ich war in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis und ich habe das so verglichen im Buch mit dem Frosch, der steigt ins lauwarme Wasser, es ist sehr angenehm und er merkt aber nicht, dass es heißer und heißer wird und ich habe es einfach nicht gemerkt und ich wollte es auch nicht sehen. Und wir dürfen vergessen, der Verdrängungsmechanismus, den wir entwickeln können, der ist faszinierend.

Stefan Kaltenbrunner
Ja, das mag schon sein, aber Entschuldigung, dass ich das unterbricht. Das mag schon sein. Verdrängung, ja. Und im Rückblick, aber ganz ehrlich, da gibt es eine Situation, wo Bargeld abgehoben wird, das in einen Plastiksackerl gegeben wird. Gibt es da nicht irgendeinen Punkt, wo man sagt, stopp, da mache ich nicht.

Michael Nikbakhsh
Mehr mit, auch um den Preis, dass ich dann den Auftrag verliere? Weil wer kann jetzt von einem Auftragnehmer wie selbstverständlich erwarten, dass der zu den legalen Sachen auch noch die, sagen wir mal, illegalen Sachen erledigt?

Peter Hochegger
Eure Frage ist natürlich total berechtigt. Es war nicht in Ordnung, es war illegal und ich würde sowas natürlich nicht mehr machen. Aber damals habe ich es eben gemacht.

Michael Nikbakhsh
Damit war aber auch klar, Peter Hochegger ist für spezielle Operationen vertrauensvoll einsetzbar.

Peter Hochegger
Damit war das klar.

Stefan Kaltenbrunner
Jetzt sind ja auch Schmiergelder Richtung Politik geflossen damals und es gab Ja, dann, wir sind jetzt in der Zeit, wo sich die FPÖ faktisch selbst zerlegt hat, das BZÖ gegründet worden, auch in eine Regierung gegangen ist und da hat es den Fall Gorbach gegeben. Und vielleicht können wir an dem runter deklinieren, wie das Prinzip Schmiergeldzahlungen aus der Telekom in die Politik funktioniert. Du bist ja dann später auch aus diesem Grund verurteilt, Wann musstest ins Gefängnis gehen? Und mich interessiert jetzt ein bisschen so, wie sehr war man da irgendwie in der Politik so weit drinnen, dass da einfach Zahlungen gemacht wurden, wo es eine Kasse gegeben hat, finanzieren wir den und finanzieren wir den und dem macht man einen Gefallen. Der Fußballverein braucht Geld und das zahlt alles die Telekom.

Michael Nikbakhsh
Wenn ich vielleicht konkretisieren darf, es gibt eine tatsächlich, ich habe es vorhin gesagt, es gibt eine lange Liste von Institutionen, Vereinen, Unternehmen und auch Menschen, die von dir finanziell bedient wurden. Darüber reden wir jetzt auch gleich. Die hatten auch was zu tun. Die Frage ist natürlich, wie viel quasi Gegenleistung wurde wirklich erbracht. Ich habe das mal für Profil zusammengetragen. Also da waren quasi auf der auf der Seite der Empfänger Walter Maischberger, Reinhard Gauck, Matthias Reichhold, alle FPÖ. Es war ein SPÖ Mandatartlehner war dabei, Es waren ÖVP nahe Werbeagenturen und Teilorganisationen wie der ÖAB und FCG, der Fußballverein von, du hast es gerade angeschnitten, der Fußballverein von Wilhelm Molterers Heimatgemeinde Sierning. Auch das BZÖ ist in den Genuss von Zahlungen gekommen. Das klingt jetzt einmal so, als wäre es völlig normal gewesen.
 Ich unterstelle, es war mal nicht normal, dass Leute Geld bekommen für Leistungen. Reden wir vielleicht darüber, welche Leistungen sollten diese Leute tatsächlich erbringen? Was hat man erwartet? Also wenn ich jetzt was hat man von Walter Maischberger erwartet? Von einem SPÖ Mandatar von der FCG oder dem ÖAB oder vom Fußballklub? Sie vom Fußballclub Siening? Was war da die, was war da die Erwartungshaltung?

Peter Hochegger
Nehmen wir den Fußballclub Siring? Das war ein Wunsch vom Molterer und diesen Wunsch wollte man immer erfüllen.

Michael Nikbakhsh
Entschuldige, der Molterer gibt der Telekom Austria zu verstehen, dass er es gut fände, wenn Sirning ein Sponsoring bekäme?

Peter Hochegger
Genau.

Michael Nikbakhsh
Und dann kommt man zu dir und erledige das. Warum sponsert die Telekom nicht einfach den Fußballverein so wie andere Unternehmen auch Fussballvereine sponsern.

Peter Hochegger
Das wäre das einfach richtigere gewesen. Sie hatten nur damals das Problem darzustellen, warum sponsern wir einen Verein, den keiner kennt, der irgendwo in einer Liga fernab spielt. Und das war eine reine Gefälligkeit, um sich sozusagen das Wohlwollen des Willi Molterers zu sichern. Aber nehmen wir das Beispiel Gorbach, damit.

Stefan Kaltenbrunner
Du mal kurz bei Willi Molterer, nur damit wir das System verstehen, das wir alle kennen und über Jahre in diversen Medien, wo wir gearbeitet haben, beschrieben haben. Und es ist immer ein bisschen was rausgekommen. Es war ganz selbstverständlich, dass ein Politiker einen Vorstand eines Unternehmens fragt und du, ich habe da irgendwie den Präsidenten kenne und das ist ein Freund von mir nach Haberer und die brauchen ein bisschen Geld, tu mir den Gefallen. Und dann sagt der Vorstand Du Willi, in dem Fall kein Problem und der ruft dich dann an und du überweist dem Fußballclub Sirning die Summe X. So funktioniert das ganz banal.

Peter Hochegger
Funktioniert ganz banal. Gehen wir noch einen Schritt vorher, wo ich gesagt habe, die Telekom hat immer das Problem, dann diese Ausgabenbudgets zuzuordnen. Und ich glaube, es war im Jahr 2001, da hat beim Herrn Fischer ist Herr Lopatka gekommen und der Fischer hat im Telekom Prozess gesagt, er ist zu mir gekommen und hat mir die Welt erklärt. Und diese Erklärung der Welt ist darin bestanden, dass dann die Telekom jedes Jahr an ÖVP, neue Vereine, an die ÖVP selbst Euro zur Verfügung gestellt hat für Wahlkämpfe und und und, um das dann einfacher zu machen. Ab dem Jahr 2005 ist dann immer.

Stefan Kaltenbrunner
Über mich gelaufen der Ja, Lopatka kann jetzt nichts sagen dazu. Also er wird das natürlich bestreiten und ich glaube, es hat auch keine Verurteilung gegeben in dem Fall. Also seine Behauptung jetzt von dir.

Peter Hochegger
Ich sage nur das, was der Fischer gesagt hat.

Michael Nikbakhsh
Ich verstehe es immer noch nicht. Ich habe dich das schon mal gefragt. Ich frage jetzt noch einmal. Die Telekom Austria hatte eine lange Tradition als Staatsunternehmen, war dann ab den Nullerjahren teilstaatlich ist sie bis heute. Der Staat ist weiterhin daran beteiligt. Die Manager, die in der Telekom zu der Zeit tätig waren, die kamen alle aus dem staatlichen staatsnahen Bereich. Und trotzdem hat es dich gebraucht, um den Querverbinder zu politischen Akteuren zu geben, verdeckte Zahlungen zu leisten. Wieso war es für die Telekom nicht möglich als teilstaatliches Unternehmen berechtigte Anliegen, unternehmerische Anliegen, die er im Interesse, da muss es ja auch ein darüber liegendes Interesse geben. Also quasi als staatliches Unternehmen ist die Telekom ja auch dem Staat verpflichtet. Nein, sie müssen zu Peter Hochegger gehen, um bei ganz konkreten Akteuren gewisse Wünsche einzuhängen. Ich verstehe das nicht.

Peter Hochegger
Ich habe das vorher erklärt. Ich habe, indem ich da mitgespielt habe, für die Telekom die Abwicklung vereinfacht. Sie haben drei Rechnungen vorgegeben, die sind gelegt worden und dann sind diese Beträge abgerufen worden. Nehmen wir zum Beispiel einen ÖVP Wahlkampf her, wurde auch einmal anders bezahlt über die Firma Hochecker. Da ist bei mir angerufen, du, da gibt es die Medienagentur XY und die stellen auch eine Rechnung, Summe X für den ÖVP Wahlkampf. Die haben die Rechnung gestellt, wir haben das in irgendein Projekt hineingenommen und diese Schwierigkeit, das immer wieder bestimmte Projekte zuzuteilen, die haben sie sich dann später erspart, indem man eine Summe definiert hat für das Jahr, das auf drei Rechnungen aufgeteilt hat und ich habe dann auf Zuruf dann die Gelder verteilt. ÖVP Wahlkampf, Jugendwahlkampf waren, das war glaube ich im Jahr 2008. Anruf, bitte kommt der Rechnung, bitte bezahlen. Habe ich gemacht.

Stefan Kaltenbrunner
Also im Prinzip ist die Korruption ausgelagert worden.

Peter Hochegger
Sehr schön. Ja, und ich habe mitgespielt.

Stefan Kaltenbrunner
Genau.

Michael Nikbakhsh
Hat eigentlich irgendwann irgendjemand in dieser Struktur in deiner Gegenwart gesagt, eigentlich geht das alles ein bisschen weit, eigentlich sollte man das nicht machen oder gar nicht, eigentlich ist das illegal.

Peter Hochegger
Wer hätte das sagen sollen? Das heißt, wir haben uns eine Clique gebildet in der Schattenrepublik, wie es viele Clique gibt in der Schattenrepublik und das war so ein abgeschlossener Kreis, da waren die Telekom Vorstände drinnen, da war ich drinnen, wer auch immer, Maischberger oder so. Und ich habe da ganz bewusst meinen Bruder nicht eingebunden, auch ganz bewusst nicht meinen anderen Geschäftspartner in der Agentur eingebunden und deswegen ist das auch alles über die Valora gelaufen. Da war ich Alleinvorstand.

Michael Nikbakhsh
Das heißt, zu dieser Zeit, obwohl es also ein aufrechtes offizielles Beratungsmandat der Agentur Hochegger für die Telekom Austria gab, flossen, ohne dass es deine eigenen Leute wussten, für quasi verwandte Leistungen oder Leistungen, die aus dem Auftrag herauf entstanden sind, verdeckt Zahlungen in Rechnungskreisen von denen, die auch nichts wussten. Oder hat irgendjemand dein Bruder oder deine anderen Geschäftspartner gefragt, was die Valora da macht?

Peter Hochegger
Natürlich haben sie gefragt und ich habe ihnen das in schönen Worten erklärt.

Michael Nikbakhsh
Ich habe für Profil noch zusammengerechnet, um eine Zahl abzuschließen. Also dass also die Valora, also in dem Fall du in den Jahren 2003 bis 2008 auf Basis von Scheinrechnungen rund 12 Millionen Euro von der Telekom zur Valora geflossen sein, davon 10 Millionen dann weitergereicht worden sein. An geht sich das aus, weil du hast gesagt, eine Million pro Jahr, ich bin jetzt bissl mehr.

Peter Hochegger
Da ist dann die erste Zahlung auch schon drinnen mit der Börse. Also ich habe jetzt die Zahl natürlich nicht mehr im Kopf, das ist so lange her, aber die Größenordnung wird schon stimmen.

Michael Nikbakhsh
Du bist ja dann dennoch auf Millionen gesessen, die dir einfach so quasi bei der Tür hineingelaufen sind und hast eigentlich gar nicht viel dafür machen müssen, außer eben gewisse Aufträge zu erfüllen.

Peter Hochegger
Die Vereinbarung war, dass 10 Prozent dieser Million für die Abwicklung einmal als Agenturhonorar zu sehen ist. Und dann gab es projektspezifische Honorare, wo Provisionen bezahlt wurden. Projektspezifisches Honorar zum Beispiel, das kann man sich vorstellen, da ging es um die Bestellung eines Richters in der Telekom Kontrollkommission und diese Position des Richters war für die Telekom von irrer Bedeutung, weil dort wird bestimmt gehen die Tarife runter, muss weiter reguliert werden, Wie wird reguliert, wie werden die Kostenrechnungen akzeptiert? Und da war ein bestimmter Kandidat, der dorthin kommen sollte und wir haben gesagt, okay, wir machen das Honorar. 250.000 Euro, ja super. Und wir haben das möglich gemacht. Wir haben es möglich gemacht, indem wir einen Nationalratsabgeordneten mit eingebunden haben, von dem ich wusste, er hat einen guten Zugang zur Ministerin und dem habe ich vorgeschlagen.

Stefan Kaltenbrunner
Die Ministerin war damals wer?

Peter Hochegger
Die Bures. Und dem Abgeordneten Name ist eh bekannt, habe ich vorgeschlagen, schau, ihr müsst jetzt einen neuen Richter besetzen, ihr braucht einen wirklich guten Experten. Und natürlich ist es auch wichtig, einen SPÖ nahen Experten zu haben. Und ich hätte da einen und wenn du der Ministerin den Vorschlag machst und sie nimmt den, dann machst du bei ihr einen schlanken Fuß und sie schätzt deinen Vorschlag, weil der wirklich ein guter ist. Und so war es dann auch. Das heißt, er hat sein Honorar bekommen, der Abgeordnete, ich glaube, das waren ungefähr 70.000 Euro. Und die Differenz von den 250.000war das Agenturhonorar.

Stefan Kaltenbrunner
Das heißt zusammenfassend, um einen Richter, also jetzt nicht Strafrecht, sondern in der Telekom Behörde durchzubekommen, hast du einen Abgeordneten bestochen mit 70.000 Euro, der der Frau Ministerin den Vorschlag gemacht hat, der auch dann zum Zug gekommen ist, diese Person. Hat der Richter selbst was bekommen?

Peter Hochegger
Nein, der hat überhaupt keine Ahnung gehabt. Also der war Universitätsprofessor, den hat man gefragt, ob er das machen würde, hat er gesagt, ja mache ich gern.

Stefan Kaltenbrunner
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie oft hast du Abgeordnete bestochen?

Peter Hochegger
Also ich habe das ja nicht als Bestechung gesehen.

Stefan Kaltenbrunner
Nicht als Bestechung gesehen, das wollte ich jetzt gleich sagen.

Peter Hochegger
Es gab davor den Regulator selbst, also davor gab es einen Regulator, der war extrem unangenehm für die Telekom und der wurde dann neu ausgeschrieben und da war wichtig, dass jemand zum Zug kommt, der zumindest neutral ist und nicht Telekom feindlich. Und da sind halt ein paar bestimmte Namen gecheckt worden und einer war sehr interessant für die Telekom Und dann habe ich ein Konsortium zusammengestellt, um daran zu arbeiten, dass dieser Wunschkandidat den Job kriegt. Und das Konsortium, da war mit drinnen ein Abgeordneter der FPÖ, der war der damalige Verkehrssprecher, da war mit drinnen ein Vorstand eines alternativen Netzbetreibers und zusammen haben wir eine Inszenierung gemacht und Lobbying, dass genau der den Job kriegt.

Stefan Kaltenbrunner
Und auch dieses Konsortium hat ein Honorar gestellt.

Peter Hochegger
Ich habe ein Honorar gestellt, das waren diese Euro. Und ich habe dann davor schon mit den Leuten, die da mitgearbeitet haben, mir auch Honorare ausgemacht. Und der damalige Abgeordnete der FPÖ, den habe ich kennengelernt bei Steyr Daimler Buch, der war damals auch im Marketing, hat neben seiner Abgeordnetentätigkeit auch eine Beratungsagentur und diese Agentur hat mir die Rechnung gestellt. Und wenn wir jetzt zurückkommen zum Herrn Gardlehner, der hatte auch verschiedene Firmen und der hat mir dann eine Rechnung gestellt für Beratung meiner Lebensmittelfirma.

Michael Nikbakhsh
Ich möchte Gernot Schisler zitieren aus einem Profilinterview 2013 wo es eben um dieses System, das du da am Leben gehalten hast, ging. Der hat interessante Sachen gesagt. Also erstens, ich wollte nicht glauben, dass man Parteien mit Geld gefügig machen muss, um die Interessen eines der größten Unternehmen des Landes durchzusetzen. Siehe das, was ich auch schon gesagt habe. Warum braucht man das überhaupt? Und auf die Frage, wieso er da nicht raus konnte und warum er nicht aufgehört hat, sagte er, es war immer schon so, es ist nicht plötzlich entstanden. Also dieses System, es war gelebt. Das war ein etabliertes System. Da konnte man nicht sagen, ich mache da nicht mehr mit. Du hast als Manager ja nicht gewusst, mit welchen Mächten du es dir anlegst. Welche Mächte könnte Gernot Schissler da gemeint haben? Ich stelle gerade fest, wir haben ihn damals nicht gefragt.

Peter Hochegger
Also da muss man ihn selber fragen, welche Mächte er da gemeint hat. Aber die Schattenrepublik, die hat es vor ihm und vor mir gegeben und die wird es immer geben. Da bilden sich Kreise, die einfach zum persönlichen Vorteil Dinge möglich machen, haben wir heute schon angesprochen. Und das ist in Österreich ein gelebtes System. Und natürlich hat der Schiesslerei gehabt, wenn du dann aufstehst und sagst als Manager, aber da mache ich jetzt nicht mit, dann darf er gehen.

Stefan Kaltenbrunner
Wir sind schon sehr weit in der Zeit fortgeschritten. Bevor wir den Bubu Komplex noch in dieser Folge kurz besprechen, möchte ich jetzt nochmal zum Fall Gorbach kommen, den wir vorher schon angesprochen haben, der ja auch ein Auslöser war, dass du dann im Endeffekt verurteilt worden bist. Vielleicht kannst du das mal kurz schildern, wie das funktioniert hat. Ich glaube nämlich, das ist ein guter Bogen, auch um zu verstehen, wie dieses System Valora, Hochecker und Telekom funktioniert hat und wie weit es wirklich in die Politik reingegangen ist.

Peter Hochegger
Geben und Nehmen. Und das war ein gelebtes System und nicht nur beim Gorbach, sondern auch bei vielen anderen Ministern, die nicht nur der FPÖ zugehört haben. Aber Beispiel Gorbach. Gorbach lässt die Telekom wissen, ich trete wieder an, möchte als Spitzkandidat antreten, können Sie bitte meinen Wahlkampf finanzieren. BZÖ damals BZÖ, ja. Ein Jahr davor hat er gesagt, ich gehe in die Privatwirtschaft. Der Vorarlberger Unternehmer hat wahrscheinlich festgestellt, dass das keine gute Entscheidung gewesen wäre, ihn zu holen. Hat sich der Gorbach gedacht, na gut, dann möchte ich halt wieder den Spitzenkandidaten machen. Gernot Schissler ruft mich und Peter, wir haben da ein Problem. Der Gorbach war bei uns und will, dass wir seinen Wahlkampf finanzieren. Was soll man machen? Ich hab Schau, der Gorbach ist jetzt noch Minister, vielleicht noch bis Jahresende, dann ist er vielleicht weg, Aber es könnte auch sein, dass er dann weiterhin in der Regierung ist. Und wenn er jetzt noch bis zum Jahresende Minister ist, da kann man sich einiges von ihm wünschen. Das heißt, man muss jetzt abwägen, was ist besser, seinen Wahlkampf zu finanzieren oder nicht zu finanzieren. Gibt für alles gute Argumente, sagt der Schiessler. Verstehe. Ja, aber wie kann man das machen, wenn man finanzieren?

Das ist ganz einfach. Wir machen eine Testimonial Kampagne. Wir stellen den Gorbach nach vorne hin. Er soll artikulieren, wie wichtig der Breitbandausbau für Österreich und für die österreichische Wirtschaft ist und diese Kosten für die Inserate, für die Spots, die finanziert die Telekom, weil es natürlich im Interesse der Telekom ist. Schiessler sagt das ist genial. Was kostet sowas? Breitbandausbau, Eine Milliarde, eine Million, sagt er gut. Und was ist, wenn der Rudi Fischer da dagegen ist? Sage ich Du, wenn der Rudi Fischer dagegen ist, dann schickst ihn zu mir und ich erklär, erklär ihm, dass das gut ist. Sagt der Gernot Schiessler, OK, können wir das über deine Agentur abwickeln? Sage ich nein, über meine Agentur kann man das nicht abwickeln, weil bei uns gibt es keine politischen Kampagnen mehr. Und wenn ich mit Gorbach daherkomme, also Hochegger jetzt Agentur.

Genau, dann jagen sie mich mit nassen Fetzen hinaus. Hat gesagt gut. Dann Redmi Wittau, ob der vielleicht Agentur für uns hat, die vertrauenswürdig ist, Habe den Wittauer getroffen, habe ihm die Sachlage erklärt, Hat ja, da haben wir eine Agentur, die ist vertrauenswürdig, hab perfekt. Soll ich beim Schiessler melden? Was war dann? Gorbach wurde nicht Spitzenkandidat und das Geld war aber schon budgetiert und ist dann für andere Elemente des BC Wahlkampfs verwendet worden. Ich habe nichts davon gewusst und meine Überlegung Ich habe von dem Ganzen nichts gewusst und deswegen bin ich ja völlig unschuldig und komme da zum Handkuss und was hat das mit mir zu tun?

Und bin dann erst viel später nämlich im Gefängnis draufgekommen, dass das sehr wohl was mit mir zu tun gehabt hat. Wenn ich nämlich dem Gernot Schiessler gesagt hätte, lass die Finger davon, hätte er das nicht gemacht, Indem ich aber gesagt habe, gut für die Telekom und Budgetiertes hat er auch gemacht. Und was hat die Telekom noch davon gehabt? Natürlich bin ich zum Gorbach gegangen und habe ihm immer gesagt, was ich gerne hätte. Und ich wollte, dass er unbedingt den Rudi Fischer zum Vorsitzenden im Asfineg Aufsichtsrat macht. Gorbach hat gesagt, machen wir. Hätte er gemacht, nur der Molterer war dagegen. Dadurch wurde der Fischer nur mein einfaches Aufsichtsratsmitglied und nicht der Vorstand, weil damals schon feststand, dass die ÖVP mit der SPÖ Regierung macht. Und diese Dinge wollte ich einfach für mich selbst nicht erkennen. Und im Gefängnis bin ich dann draufgekommen, dass ich, so wie ich den Namen Gorbach nicht nennen wollte, auch den Namen Grasser nicht nennen wollte. Dann habe ich mir gedacht, nein, ich lege jetzt alles offen am Tisch und erkläre, wie es war.

Michael Nikbakhsh
Die Telekom Geschichte endet für dich in Trümmern, sie endet vor Gericht, führt zu einigen Verurteilungen, Du selbst wirst strafhaft verurteilt. Hat sich das ausgezahlt, was du da gedreht hast für die Telekom?

Peter Hochegger
Also finanziell zunächst einmal sicher, also finanziell ausgezahlt. Natürlich hat sie sich insofern ausgezahlt, weil die Agentur ein unheimliches Wachstum hingelegt hat. So, nicht ausgezahlt hat sich, weil ab dem Moment ist die Agentur auseinandergebrochen. Das, was einmal viele, viele, viele Millionen wert war, war nichts mehr wert. Wirtschaftlich hat es damit nicht ausgezahlt. Würde ich das heute noch einmal machen? Natürlich nicht, weil dann wäre dumm. Aber wenn ich zurückblicke, ich habe in diesen Extremsituationen sehr, sehr viel gelernt, nämlich auch über mich selbst. Wie habe ich funktioniert, wo habe ich mich selbst belogen, wo habe ich weggeschaut, wo habe ich Dinge verdrängt und wie funktioniert das System wirklich, indem ich mitgespielt habe.

Stefan Kaltenbrunner
Aber der Lernprozess so lange kann nicht gedauert haben. Wenn man jetzt zurückschaut, das war offenkundig Korruption, das war Manipulation. Also das muss man relativ schnell erkannt haben, dass da ein Spiel gespielt worden ist, das einfach schwer illegal war.

Peter Hochegger
Das hat mir die Frau Griss in der Fernsehsendung Gespräch, hat mir das auch zum Vorwurf gemacht. Ich habe es damals nicht erkannt. Und das Ganze ist so wie ein Prozess, wie beim Zwiebel. Du schälst, du schälst, du schälst, bis du dann wirklich auf den Kern kommst.

Stefan Kaltenbrunner
Aber ich bin jetzt kein Psychologe, aber kann es nicht sein, dass man das auch ein bisschen verdrängt oder jetzt ein bisschen so zurückblickt und okay, das war die Zeit und ich habe es nicht erkannt. Aber in Wahrheit warst ja du eigentlich der Dirigent da vorne, der da viel dirigiert hat, alleine in der Telekom, wie ich es vorher genannt habe, der Schattenvorstand gewesen bist. Du hast eine Depattance, eine Korruptionsdebattance gegründet, die Valora, wo die Telekom ihre kleinen Schweinereien verrechtet hat. Also dass man das damals nicht erkennt, oder kann ich mir schwer vorstellen. Oder war es umgekehrt? Es war alles möglich und es war egal. Könnte nicht eher das Zweitere der Fall sein?

Peter Hochegger
Vielleicht war es der Fall. Nur du hast natürlich als Journalist eine andere Sicht, wenn du in so einer Sache involviert bist. Du erlebst das anders. Und deswegen habe ich auch im Buch die Metapher des Frosches verwendet und der Verdrängungsmechanismus ist ein perfekter. Und was nach dem Verdrängungsmechanismus gekommen ist, das ist, dass ich mich auch in eine Art Opferrolle begeben habe. Man dachte, ich bin ein Opfer, ich werde von der Politik verfolgt und das ist mir dann erst auch im Gefängnis klar geworden, dass das so funktioniert, dass ich für alles verantwortlich bin. Und natürlich habe ich die Fehler gemacht, aber ich habe sie verdrängt und ich wollte sie nicht sehen und ich wollte mich auch in einer Opferrolle verabschieden, habe es aber Gott sei Dank nicht gemacht.

Michael Nikbakhsh
Die Causa Buwog, die hier schon mehrfach genannt wurde, ist ein zweiter zentraler Korruptionsfall, die ebenfalls mit rechtskräftigen Verurteilungen endete. Hier reden wir von knapp 10 Millionen Euro, die für zwei Geschäftsfälle, muss man richtigerweise sagen, für einerseits die BUWOG und andererseits den Terminal Tower in Linz. Das ist ein Objekt, in das seinerzeit die oberösterreichischen Finanzbehörden eingemietet wurden. In beiden Fällen spielst du Schlüsselrollen. Ich glaube nicht, dass wir jetzt das BUWOK Verfahren an sich nochmal aufreißen müssen oder den BUWOK Deal an sich. Aber Tatsache ist, hier wurden rechtskräftige Urteile gefällt. Du hast eine Haftstrafe ausgefasst, du hast ein Teilgeständnis abgelegt, aber die zwei zentralen anderen Akteure, nämlich Karl Heinz Grasser und Walter Maischberger, beteuern bis heute ihre Unschuld. Heißt das, dass die zu Unrecht verurteilt wurden?

Peter Hochegger
Wir haben ein mehrstufiges Rechtssystem. Sie haben das erstinstanzliche Urteil angefochten, Nichtigkeit, Berufung eingelegt. Der Oberste Gerichtshof hat das erstinstanzliche Urteil bestätigt und damit ist es rechtskräftig. Also das heißt, die sind zu Recht verurteilt worden.

Michael Nikbakhsh
Das ist jetzt der juristisch formalistische Zugang. Aber wenn ich jetzt Peter Hochegger hier sitzen habe, du weißt ja, was gelaufen ist. Fangen wir vielleicht so an. Also wie viel Korruption steckt in der BUWOG aus deiner Sicht?

Peter Hochegger
Es steckt sehr, sehr viel Korruption drinnen und nämlich auch diese Schattenrepublik, weil der Grasser hätte das nie machen können, wenn es nicht einen politischen Wunsch gegeben hätte. Und ich habe das ja auch oft ausgesagt, als der Wilhelm Molterer bei ihm oder hat ihn angerufen, Karl Heinz, du musst schauen, dass das das Österreich Konsortium kriegt. Und gesagt okay, ich werde mich bemühen, Sie müssen den höchsten Preis bieten. So, meine Aufgabe war es, das Österreich Konsortium zu beraten, den höchsten Preis zu bieten. Und wie ist das möglich gewesen? Durch eine verbotene Informationsweitergabe und dadurch halt Gas Schuld auf sich geladen und ist zu Recht verurteilt worden.

Stefan Kaltenbrunner
Grasser sagte in einem Interview über dich, dass eine Schlange bleibt eine Schlange, auch wenn sie sich häutet. Jetzt, wenn man deine Biografie durchliest und wie sehr du dich zum Teil völlig ideologisch, schmerzbefreit unterschiedlichen Akteuren zugewarnt hast oder was in der Telekom alles passiert ist, steckt da nicht ein Funken Wahrheit dahinter, was Krasser sagt?

Peter Hochegger
Also wenn es er gesagt hat, Ich weiß, dass er es gesagt hat. Für ihn ist es so. Und es ist immer Jeder Mensch erlebt die Wirklichkeit aus seiner Sicht und aus seinem Erfahrungshintergrund. Und für mich, und ich sage das oft, ist das Leben eine sehr spannende Lernreise und ich habe aus den schmerzlichsten Situationen und aus den Tiefpunkten am meisten gelernt. Und worum geht es für einen selbst? Für mich ist wichtig, dass ich meinen inneren Frieden habe, dass ich mir jeden Tag in den Spiegel schauen kann. Für mich ist wichtig, dass ich ein tolles familiäres Umfeld habe, dass ich mich mit meinen Kindern, mit meinen Verwandten gut verstehe und dass ich einen guten Freundeskreis habe und dass ich das Gefühl habe, das was ich tue, ist nicht mehr nur zum Eigennutz, sondern dass ich meine Talente und Fähigkeiten auch zum Wohle anderer zur Verfügung stelle. Und das ist der Weg, den ich dann eingeschlagen habe. Und vorher war ich halt auf einer anderen Schiene unterwegs, die nicht so gut war.

Michael Nikbakhsh
Was hat das eigentlich ausgelöst? Weil der Peter Hochegger von früher ja eher keine Berührungsängste mit korrupten Geschäften hatte. Wann ist diese Abgrenzung eingetreten oder die Läuterung?

Peter Hochegger
Das war ja auch ein Stufenprozess. Also das ist ja nicht von einem Tag auf den anderen gegangen. Aber der Kulminationspunkt, wo man das so wirklich bewusst geworden ist, das war im Gefängnis in der Josefstadt. Die Verhandlung war für Dienstag angesetzt, Wochenende wird die Zelle zugesperrt, da kannst du nicht rausgehen, ganzes Wochenende. Und mein Zellenkollege, der Tom, ah Peter, du hast am Dienstag die Verhandlung, mach ein Geständnis, dann kriegst du vielleicht nur bedingte Strafe, Sage ich Tom, ich habe nichts zu gestehen, ich habe das eh schon so oft gesagt. Dann sagt er, na leg mir das Papier hin. Dann habe ich nachgedacht, dann habe ich meine Rolle einmal versucht zu analysieren, habe mir gedacht, wie nehmen mich die Staatsanwälte wahr, der smarte Lobbyist, der nur das sagt, was ihm nicht schadet und und. Wie war das wirklich? Und ich wollte den Gorbach nicht nennen, ich wollte den Grasser nicht nennen, ich wollte einfach das System schützen, weil ich ein Teil des Systems war. Und zu dem Zeitpunkt an dem Tag, an dem Wochenende im Gefängnis, hab gesagt, na das geht so nicht, wenn ich reinen Tisch machen will, muss ich auch alle Namen nennen, am Tisch legen. Wie war das wirklich? Wie war meine Rolle in dem System? Was habe ich gemacht? Und das habe ich dann gemacht.

Stefan Kaltenbrunner
Aber jetzt werfen dir viele Kritiker und auch deine Mitangeklagten dir logischerweise nicht so gut zu sprechen sind, auf dich sagen, du hast einfach eine Risikoabwägung gemacht, du hast gesagt, OK, kommt es zu einer Verurteilung, droht mir das, mache ich ein Teilgeständnis, komme ich mit dem davon? Und dann einfach, okay, da gehe ich lieber zwei Jahre ins Gefängnis im schlechtesten Fall und mache ein Teilgeständnis, als wenn ich verurteilt werde und vielleicht sechs oder sieben oder acht Jahre verurteilt wäre. War das nicht auch ein Teil deiner Überlegungen?

Peter Hochegger
Wie ich im Gefängnis sozusagen diese Dinge erkannt hab. Du machst ja auch eine Innenschau, wie fühlst du dich? Und ich habe mir einfach in der Zeit, wo ich in dieses Korruptionssystem, wo ich da eine Schlüsselrolle gespielt habe, ich war ja überhaupt kein glücklicher Mensch, ich war ein Getriebener, ein Rastloser und das spürst du ja auch energetisch. Du fühlst dich einfach nicht wohl. Und mir war wichtig, mich einfach wieder gut zu fühlen Und dann muss man auch seine eigenen Fehler erkennen und dazu stehen. Und das ist das, was ich gemacht habe. Und das war mir wichtig. Und wenn ich mir heute jetzt meine Situation, meine psychische anschaue und das mit früher vergleiche, ja, ich habe meinen inneren Frieden, ich habe gelernt, mit wenig materiellen Dingen um mich herum auszukommen, aber das.

Stefan Kaltenbrunner
Beantwortet jetzt meine Frage nicht, ob es nicht doch im Hinterkopf einfach eine Risikoabwägung war.

Michael Nikbakhsh
Ich will vielleicht noch um eine Frage ergänzen, das wollte ich immer schon mal fragen: Empfindet der Verurteilte Reue?

Peter Hochegger
Ich habe in allen Situationen, wo ich gefragt wurde, habe ich gesagt, es tut mir sehr leid, dass ich das gemacht habe, es war ein Fehler, es war nicht richtig. Ich habe mich in Situationen, dort wo ich Leute geschädigt habe, habe ich mich entschuldigt und natürlich war das alles nicht in Ordnung. Und deswegen habe ich gesagt, ja, es war nicht in Ordnung, ich habe Fehler gemacht und ich würde es auch so nicht mehr machen. Aber es hat stattgefunden.

Stefan Kaltenbrunner
Wenn wir zum Tatplan der Buwog nochmal kommen, da gibt es diesen berühmten Zettel, der nicht ganz klar ist. Wie stellen wir uns das vor, wie sich Grasser, Maischberger und Hochegger, wie die damals kommen haben, auch was die Buwog betrifft, auch andere Geschäfte. Wie sind diese Treffen? Also wann ist da wirklich ein Tatplan beschlossen worden oder ist es einfach so fließend gegangen?

Michael Nikbakhsh
Wenn ich vielleicht zu diesem Zettel noch was erklären dazu sagen darf, das war ja ein Beweismittel im Buwog Verfahren, eine handschriftliche Notiz, vorgeblich angefertigt von Peter Hochegger. Der Empfänger war Willi Berner, damals glaube ich Kabinettschef des FPÖ-Infrastrukturministers Michael Schmid. Und Werner hat geschildert eine Begegnung mit dir relativ am Anfang von Schwarz Blau, wo du also im Kaffeehaus quasi eine Skizze gezeichnet hättest auf einer Serviette glaube ich, eine Verteilungsstruktur, wie man die Republik ausräumen kann und wie dann zwei Zweige – auf einem, glaube ich, war Jörg Haider zentral und auf dem anderen eben Karl Heinz Gasser. Wie man da profitieren könne, das schicke ich voraus. Hast du in deinem Teilgeständnis nicht zugegeben. Du hast gesagt, das hat so nicht stattgefunden.

Peter Hochegger
Wenn wir uns jetzt zurückerinnern An das Jahr 2004 Ich war nicht der Wunschpartner von Maischberger und Grasser für die Vergabe der Telekom. Da gab es einen anderen, das war der Senator Kallinger. Und weil das mit dem nicht funktioniert hat, hat man mich dazu hineingeholt, weil ich sozusagen auch die Immo Finanz als Kunde hatte. So das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Was war im Jahr 2000 ich bekam einen Auftrag vom Infrastrukturministerium, um die Vergabe der UMTS Lizenzen zu begleiten. In Deutschland sind Unsummen erlöst worden und in Österreich war klar, das wird nicht drinnen sein. Da war meine Aufgabe, im Dialog herauszuarbeiten, dass das nicht möglich sein wird, dass das auch schlecht ist für die ganzen Unternehmen, weil die müssen das ja auch erwirtschaften.

Und so habe ich den Minister Schmid und den Willi Berner, seinen Kabinettschef, kennengelernt. Wir haben uns auch angefreundet und dann hat mir der Willi Berner vorgeschlagen, du, wir können ja auch dich einbinden bei verschiedenen Privatisierungen. Sag ja, du mache ich gern. ÖBB und Telekom sind schon meine Kunden. Es muss halt was darüber hinaus sein. Und dann habe ich zu ihm gesagt, Schau, und ich bin bestens vernetzt mit Grassau, mit Maischberger und auch mit Blech. Und wenn du sozusagen die anderen Bereiche abdeckst, wann immer was konkret ist, ich bin gerne dabei.

Das war das Gespräch mit dem Willi Berner und der hat das dann in einer Gedankenskizze wie auch immer zu Papier gebracht oder auch nicht. Und was war beim Willi Berner? Der Willi Berner war ein enger Freund vom von einem Mann, der beim Grasser Mitarbeiter war, der Name fällt mir jetzt nicht ein. Der war vom Grasser tief enttäuscht. Und nach dem Jahr 2006 haben sich die zwei intensiver unterhalten und wie das Ganze hochgegangen ist, sind die zwei plötzlich zum Schluss gekommen, naja, der Hochegger, mit dem habe ich ein Gespräch geführt, der hat sich das schon so ausgedacht und hat es der Staatsanwaltschaft übermittelt. Der hat gesagt, Das hat er damals so skizziert. Nur das Jahr 2004 bis dorthin zwischen 2000 hat so viele Geschehnisse gegeben und auch einen Bruch zwischen Grasser und mir, indem er gesagt Ja, in deiner Agentur gibt es nur Hasenfüße und die wollten mich bei der Buwog am Anfang nicht dabei haben. Ich sage es ist alles gut so wie es ist. Es war gut für die Anklagebehörde, dass sie sozusagen diese Aussage von Berner hatten. Theoretisch war es ja möglich, aber die Wirklichkeit war nicht so.

Michael Nikbakhsh
Aber hat es diesen Masterplan irgendwie doch gegeben? Also egal ob auf einer Serviette oder nicht?

Peter Hochegger
Nein, ich habe dem Willi Berner folgendes gesagt, Schau, ich habe beste Kontakte zu Maischberger, zu Grasser, zu Blech, weil er hat ja gesagt, wir können dich einbinden in verschiedene Privatisierungen. Schau, du hast Kontakte zu den anderen in der FPÖ und wenn es konkrete Vorschläge gibt, ich bin dabei. Das war das Gespräch damals im Jahr 2000.

Stefan Kaltenbrunner
Du redest immer vom Bruch mit Grasser. Ihr habt dann gemeinsam eine Firma gegründet, nachdem Grasser nicht mehr Finanzminister gewesen ist. Ich hätte eine ganz banale Frage. Wann hast du eigentlich dein erstes Konto auf Zypern aufgemacht?

Peter Hochegger
Das war in dem Projekt, das ich vorher angesprochen habe, wo die Telekom über einen Fonds in Zypern die UTA kaufen wollte. Also die Eigentümer haben die Telekom angeschaut, könnt ihr uns das nicht irgendwie abkaufen? Dann haben wir uns überlegt, wie kann man das machen mit einem anderen Festnetzbetreiber in Österreich? Den schickt man vor, man macht dann Fonds in Zypern, finanziert das über Zypern und meine Aufgabe war das zu orchestrieren. Und in dem Zusammenhang bin ja davon ausgegangen, dass es erfolgreich wird, habe ich auch eine Firma in Zypern gegründet, die nicht verwendet wurde, weil das Projekt ist ja nicht zustande gekommen. Und dann, wie sich herausgestellt hat, dass weder die Immofinanz noch die Raiffeisen Oberösterreich mir direkt an die Valora das Honorar zahlen wollten und dass das übers Ausland abgerechnet wird. Dann habe ich gesagt ja, ich hätte eigentlich eine Firma in Zypern, Kann man das über diese Firma machen? Und alle Beteiligten haben gesagt ja, Immofinanz und auch Maischberger, ja, machen wir so.

Michael Nikbakhsh
Es hat offenbar keinen gestört, dass ein Kommunikationsexperte, Kommunikationsberater, Briefkastenfirma auf Zypern hat, die ja wie selbstverständlich quasi in Stellung bringt, um darüber Zahlungen laufen zu lassen. Also spätestens an dem Punkt hast du mit deinem angeschauten Geschäft ja wirklich nichts mehr zu tun gehabt.

Peter Hochegger
So ist es.

Stefan Kaltenbrunner
Ich glaube, wir machen da Schluss mit dieser Folge.

Michael Nikbakhsh
Wir sind noch immer nicht durch mit unserem.

Stefan Kaltenbrunner
Es hat viele Privatisierungen noch gegeben. Wir werden in der nächsten Folge wahrscheinlich noch den Buwog-Komplex kurz streifen, um dann in die Gegenwart zu kommen, die nicht minder spannend ist. Da geht es unter anderem um einen interessanten Fall in Österreich und zwar Christian Pilnacek.

Michael Nikbakhsh
Ganz genau, denn wie es der Zufall so will, auch in der Causa Pilnacek taucht der Name Peter Hochegger auf. In diesem Sinne danke für die Aufmerksamkeit, Peter, Stefan.

Stefan Kaltenbrunner
Sehr gerne.

Peter Hochegger
Danke, danke.

Autor:in:

Michael Nikbakhsh

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