Das Orakel
Warum sind FPÖ-Wähler gar so frustriert?

- hochgeladen von Michael Stebegg
Die 24. Folge von Das Orakel steht ganz im Zeichen der Frage, wie zufrieden – oder nicht – die Österreicher:innen mit ihrer aktuellen Lebenssituation sind. Und warum vor allem freiheitliche Wähler:innen pessimistisch in die Zukunft blicken.
Peter Hajek
Das heißt also, wir haben auch da acht von zehn freiheitlichen Wählern, denen geht es auch gut. Und jetzt stellt sich die Warum sehen die dann die Zukunft so kritisch? Weil es geht ihnen ja gut, ja das würde ich auch gern wissen.
Willkommen zum Demoskop Podcast Das Orakel. Mein Name ist Peter Hajek. Ich bin Meinungsforscher und Politikwissenschaftler und schaue mit Ihnen in die politische Gegenwart, immer wieder in die Vergangenheit und ab und zu auch in die Zukunft, die ja bekanntermaßen schwer zu prognostizieren ist.
Michael Stebegg
Hallo und herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zur 24. Folge von Das Orakel. Mein Name ist Michael Stebegg und mir gegenüber sitzt wie immer Meinungsforscher Peter Hajek. Hallo lieber Peter.
Peter Hajek
Hallo lieber Michael.
Michael Stebegg
Du hast heute ein Thema im Gepäck, das quasi ein Dauerbrenner unter den Umfragen ist. Nämlich: Wie zufrieden oder eben nicht sind die Österreicherinnen mit ihrer aktuellen Lebenssituation oder und mit welchen Gefühlen sie in die Zukunft schauen? Wie oft wird sowas erhoben? Ich habe das Gefühl, in jeder zweiten Umfrage ist dann drinnen sind wir glücklich, sind wir nicht.
Peter Hajek
Also worauf wir jetzt mal hinweisen müssen, falls ich es jetzt überhört habe, ist ja nicht eine Umfrage von uns oder von mir.
Michael Stebegg
Nein, sondern vom Market Institut, das im Auftrag vom Standard, also von der Tageszeitung Standard durchgeführt wurde.
Peter Hajek
Gleich gut erwähnen. Und das werden wir auch in den Show Notes zeigen. Naja, solche Umfragen werden eigentlich von unterschiedlichsten Institutionen laufend gemacht, sei es der Europäischen Kommission, sei es von einzelnen Interessensvertretungen wie die Wirtschaftskammer, die Industriellen Vereinigung. Ich gehe davon aus, dass die Arbeiterkammer da was macht. Also es wird eigentlich relativ häufig gemacht, die Frage Wird es publiziert oder nicht? Wir haben uns da jetzt mal nicht sonderlich vertieft, dass wir noch alles Mögliche herausgaben. Wir haben das auch immer wieder gemacht, insbesondere im Auftrag von Medien.
Aber grundsätzlich machen solche Dinge natürlich Sinn. Wenn man das wirklich kontinuierlich macht, weiß ich nicht, wie oft es die Kollegen von Market machen. Aber es gibt zum Beispiel den Industrieindex des Ifo Instituts in Deutschland oder der Konsumindex. Das weiß jetzt leider Gottes nicht mehr ganz genau. Das werden wir auch noch in den Shownotes zeigen, wie das genau heißt. Aber da werden zum Beispiel, glaube ich, Managerinnen und Manager von Unternehmern befragt, wie sie den einschätzen. Also es wird sehr oft nicht nur die Bevölkerung befragt, sondern auch Unternehmen, um die Situation einfach besser einschätzen zu können, was die Zukunft bringt.
Und sehr oft sieht man, so wie in der aktuellen Umfrage jetzt auch von Market, dass die Zukunft deutlich pessimistischer gesehen wird, als eigentlich die Gegenwart aus Sicht der Befragten ist.
Michael Stebegg
Wenn wir uns jetzt mal die Umfrage im Detail anschauen, so lautete oder lautet die erste Wenn jemand über Sie sagen würde, Sie führen so alles in allem ein gutes Leben, wie sehr hätte er oder sie damit recht? Und da kommt heraus, dass über alle befragten hinaus 29 Prozentsagen ja auf jeden Fall, 59 Prozent eher schon, 11 Prozent eher nicht und nein gar nicht sagen in dem Fall ein Prozent. Das heißt also 88 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher behaupten, dass sie ein gutes Leben hätten. Das klingt doch erstmal nach einem guten Ergebnis.
Peter Hajek
Das klingt nach einem guten Ergebnis. Das deckt sich auch mit allen Wirtschaftsdaten und auch allen anderen Umfragen. Wir haben das in dem Podcast ja schon öfter gesagt. Österreich ist ein reiches Land. Uns geht es im Vergleich mit anderen Ländern und anderen Bevölkerungsgruppen auf dieser Erde wahnsinnig gut. Jetzt abgesehen davon, dass wir ein noch immer gut funktionierendes Gesundheitssystem haben, insbesondere was Notfälle betrifft. Wir haben noch immer im Vergleich ein sehr ordentliches Bildungssystem, wir haben ein Pensionssystem, das relativ stabil ist. Ja, alles mit den nötigen Reformen verbunden, weil die Systeme sind in die Jahre gekommen und wie wir Menschen halt so sind, lassen wir uns so lange Zeit, bis uns irgendwo es zwickt. Aber grundsätzlich ist Österreich wahnsinnig gut aufgestellt. Noch dazu laut Schätzungen der Österreichischen Nationalbank liegen auf den österreichischen Sparkonten 300 Milliarden Euro herum. Und Michi die Sparguthaben, da hat nicht der Herr Schlaff seine Aktien liegen, der hat kein Sparkonto. Also Ob das jetzt 300 Milliarden sind oder 200 Milliarden oder 400 Milliarden, ist schon vollkommen wurscht. Also fast da. Was sich noch deckt, ist, wir stellen immer ein bisschen eine andere Fragestellung, und zwar, wie kommen Sie mit Ihrem Haushaltsbudget aus?
Und da haben wir auch so eine Vierer Skala. Und der vierte Punkt ist, es geht sich zum Monatsende gar nicht mehr aus. Und das sind 10 Prozent. Und das passt ganz gut zu dem, wenn wir sagen, neun von zehn fühlen sich ganz gut. Und man sieht diese zehn Prozent, also das deckt sich auch mit unseren Daten. Wir müssen es uns aber ein bisschen genauer im Detail anschauen, weil diese 88 Prozent sind ja nicht uneingeschränkt glücklich oder stimme dem uneingeschränkt zu, sondern wie du richtig gesagt hast, es sind ja eigentlich nur 29 Prozent, also ein Drittel, das dem voll inhaltlich zustimmt und 59 Prozent sagen, ja, das stimmt eher zu.
Michael Stebegg
Was heißt eher?
Peter Hajek
Dieses eher, das haben wir schon so oft besprochen, dieses eher ist ein bisschen eine amorphe Haltung, Ja, mir geht's gut. Außerdem ist es in Österreich auch noch so, dass man das, was man hat, eher bedeckt hält, um auch dann einer Neiddebatte zu entgehen. Und du kennst es ja, man trifft sich, wie geht's da geht, muss gehen, wie die anderen wollen, möchte ungern sagen.
Michael Stebegg
Dass ich 300 Milliarden Euro auf meinem.
Peter Hajek
Sparkonto habe, wird jetzt schon eine Milliarde erreichen. Das heißt, wir sind auch von unserer Grundhaltung her tendenziell eher zurückhaltend, was die Bewertung unseres eigenen Glücks betrifft. Lieber raunzen wir da ein bisschen. Aber es ist trotzdem, wenn wir uns nur auf die Zahlen jetzt konzentrieren, trotzdem nicht so, dass es himmelhoch jauchzend ist, sondern es ist so ein uns geht es den Umständen entsprechend ganz gut. Und das steht aber sehr, sehr oft im Widerspruch zu dem, was Market jetzt bei der nächsten Frage abgetestet hat, nämlich was den Blick in die Zukunft betrifft.
Michael Stebegg
Also da ergibt sich dann ein doch etwas anderes Bild, nämlich wenn man jetzt dieselben Befragten wieder hernimmt, dann blicken 46 Prozent, also knapp die Hälfte, mit Skepsis und Pessimismus in die Zukunft und nur 22 Prozent sind erklärtermaßen optimistisch und die anderen, also 63 Prozent sind unentschieden.
Peter Hajek
Ja, also das dürfte so sein, dass das steht auch nicht im Text drinnen, aber wir gehen davon aus, dass das so ist, weil man sieht es dann auch in den Shownotes bei den Grafiken, man hat dort Unterschied zwischen Pessimisten, Optimisten und Unentschiedenen. Und deswegen gehen wir davon aus, dass diese fehlenden auf die 100 Prozent sind, dass die sagen, bin unentschlossen. Und das ist auch sehr, sehr typisch. Sogar in guten Zeiten bewerten die Menschen ihr eigenes Haushaltsbudget, Umfeld, wie auch immer deutlich, immer deutlich positiver als den simpel gesagt Wirtschaftsstandort Österreich. Und das verschärft sich in Zeit natürlich, wo es denn tatsächlich kriselt, noch einmal und insofern verwundert diese Haltung überhaupt nicht, weil sie uns innewohnend ist. Und auf der anderen Seite aber, dass die aktuelle Situation alles andere als erfreulich ist. Und dementsprechend ist die Situation, wie sie sich darstellt, für mich und auch in der Umfrage darstellt, logisch und nachvollziehbar.
Michael Stebegg
Wenn man sich jetzt die Umfrageergebnisse nach den Parteipräferenzen anschaut, dann sieht man, dass unter den FPÖ-Wählerinnen und Wählern die Pessimisten eindeutig überwiegen, während bei anderen Präferenzen, wie zum Beispiel von der ÖVP oder auch den NEOS Wählerinnen die Optimisten im Vordergrund sind. Und das spiegelt sich dann auch wieder, wenn man dann weitergeht zu der Frage, wenn Sie den österreichischen Bundeskanzler direkt wählen könnten, für wen würden Sie sich entscheiden? Dann sagen 30 Prozent, Herbert Kickl und die anderen drei, nämlich Stocker Babler und Meindl Reisinger, kommen zusammen auf die 30 Prozent.
Peter Hajek
Wir lassen die Kanzlerfrage noch mal weg, stellen Sie noch mal nach hinten bitte, liebe Hörerinnen und Hörer, merken. Und wir gehen noch einmal zurück zu dieser Pessimismus und Optimismus Frage im Vergleich zu der Vorfrage, Wie geht es Ihnen dann persönlich? Weil wenn die freiheitlichen Wähler und Wählerinnen so kritisch sind, was die Zukunft betrifft, müsste man eigentlich annehmen, dass sie ihre aktuelle Situation auch deutlich schlechter bewerten als die anderen. Und das machen sie nicht. Das Interessante ist, dass bei den FPÖ Präferenten sagen 22 Prozent, mir geht es super gut, 58 Prozent sagen, mir geht es eher gut und der Rest sagt, mir geht es eher nicht gut oder gar nicht gut. Und damit unterscheiden sie sich zwar von den ÖVP Wählern, NEOS und Grünwählern signifikant, aber nicht von SPÖ Wählern oder von Wählern, die sie politisch nicht festgelegt haben. Das heißt also, wir haben auch da acht von zehn freiheitlichen Wählern, denen geht es auch gut.
Und jetzt stellt sich die Frage, Warum sehen die dann die Zukunft so kritisch? Weil es geht ihnen ja gut. Das würd ich auch gern wissen. Wir haben es in der freiheitlichen Wählerschaft, das muss man sagen, mit einer hochgradig frustrierten Wählerschaft zu tun. Und damit meine ich jetzt nicht, das sind lauter Frustler, sondern das sind Wählerinnen und Wähler, die aufgrund verschiedenster Ereignisse in den letzten zehn Jahren von der Politik schwer enttäuscht wurden. Ob das jetzt gerechtfertigt ist oder nicht, ist vollkommen egal, weil es auch nichts zur Sache tut, weil die Menschen entscheiden, wie sie sich entscheiden. Aber da hat man mal die Syrien Krise gehabt mit dem erhöhten Flüchtlingsaufkommen und dann daraus sich ergebenden Folgen, die wir natürlich auch heute zum Teil noch spüren, sei es im Sozialsektor, sei es auch teilweise im Kriminalitätssektor.
Da sind viele, viele, viele freiheitliche Wähler, aber auch darüber hinaus, dass der Staat versagt hat bis zu einem gewissen Grad. Dann hatten wir die Corona Pandemie, wo auch diese Gruppe sich unter Druck gefühlt gesetzt hat. Das sind jene Menschen, die Impfungen mal grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen, der Corona, der Covid Impfung im Besonderen die Maßnahme sehr stark kritisiert haben, also die sich hier gegängelt gefühlt haben. Wir wissen alle, dass die Impfpflicht am Ende des Tages natürlich ein Knieschuss war für das politische Vertrauen, nämlich nicht nur in dieser Zielgruppe, sondern auch in Zielgruppen darüber hinaus. Dann kam die Ukraine Krise natürlich mit den hohen Inflationsraten, wo man wiederum der Bundesregierung vorgeworfen hat, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben, mit Strompreisbremsen etc. Viel zu spät reagiert hat. Und jetzt hat man noch dazu zu dem ganzen Ballawatsch, hat man auch noch eine hohe Verschuldung des Staates, die wir no na, weil wir sind der Bürger dieses Staates, einfach aufkommen müssen.
Und diese Gruppe vertraut den beiden etablierten Traditionsparteien, nämlich ÖVP und Sozialdemokraten überhaupt nicht mehr. Man muss aber dazu sagen, dass die Freiheitliche Partei eigentlich auch Traditionspartei ist. Die gibt es auch schon recht lang. Die waren auch schon ein paar Mal in der Regierungsverhandlung, sowohl im Bund als auch im Land, Wobei interessanterweise im Bund sind sie immer mit Pauken und Granaten gescheitert. In den Ländern machen sie als Juniorpartner eigentlich ganz gute Figur, nicht mehr nur Juniorpartner, nicht richtig, Steiermark nicht. Aber da muss man mal schauen. Das ist noch nicht Herr Kunasek ist ja erst seit dem Herbst am Landeshauptmann.
Aber das Spannende ist, dass es diesen Menschen eigentlich, wenn wir sie fragen: Geht's dir gut? Ja, mir geht's gut. Das ist jetzt so spannend. Warum kann ich diese jetzige positive Sicht nicht auf die Zukunft übertragen? Und davon leben natürlich populistische Parteien wie die Freiheitliche Partei. Ich sag's gleich dazu für unsere freiheitlichen Hörerinnen und Hörer, aber auch die Populisten auf der linken Seite, der Populist lebt immer davon, dass irgendein Zustand als schlecht empfunden wird und den, wie soll ich sagen, hält er zumindest am Köcheln, weil es ist ja sehr, sehr interessant, dass wir das Jahr 2025 haben und Herbert Kickl noch immer von den Corona Maßnahmen spricht und dass da was getan wird und da braucht man Untersuchungsausschuss. Man muss sagen, wir wissen mittlerweile alle, dass da ein paar Fehler passiert sind. Aber gut, die Pandemie war ja auch ein 100-jähriges Ereignis, weil die letzte Pandemie war die Spanische Grippe rund um 2020, 1920, entschuldige, richtig, 1920 und dementsprechend, ja, es wurden Fehler gemacht, aber mein Gott, man lernt immer.
Michael Stebegg
Es ist wirklich interessant, weil wenn wir jetzt sagen, dass Herbert Kickl und die FPÖ davon profitieren, dass vergangene Krisen okay oder nicht gut gemeistert wurden, dann erstaunt es umso mehr, dass wenn man jetzt bei der Nationalratswahl einhakt, wo sie 28,8 Prozent hatten an Stimmen, in der aktuellen Hochrechnung auf 35 Prozent kommen. Das heißt, sie legen zu, auch in der Kanzlerfrage, Herbert Kickl, ich habe es vorhin gesagt, 30 Prozent und die anderen drei kommen zusammen auf diese 30 Prozent. Wieso schaffen es die anderen nicht, da mal einen Pflock reinzuschlagen und sagen, okay, entweder lasst uns mal in Ruhe arbeiten und gebt uns ein bisschen Zeit oder schaut mal, was schon alles passiert ist, weil die aktuelle Bundesregierung hat doch einigermaßen umgesetzt, auch wenn man jetzt schaut, wie Markus Marterbauer war ja neulich in der ZIB 2 und hat ein Interview zur Budgetkrise gegeben, wo er gesagt hat, wir schaffen das natürlich, was An Angela Merkel 2015, die Syrien Krise erinnert. Es ist ja nicht so, dass man das Gefühl hat, die Politik zeichnet ein extrem düsteres Bild, sondern es wird ja, es ist im Moment schwierig, aber wenn man in die Zukunft blickt, ist Anlass zur Hoffnung gegeben.
Peter Hajek
Ja, aber das muss sich für die Menschen erst wahrnehmbar darstellen. Das ist der wichtige Punkt. Du hast etwas sehr, sehr Wichtiges gesagt, weil die tun und machen ja eh, wenn ich führender Politiker in dieser Regierung wäre, würde ich sagen, die Umfragen sind mir so wurscht, weil es sind halt nur Umfragen und das ist jetzt ein sehr langer Weg. Die Legislaturperiode dauert fünf Jahre und diese fünf Jahre können auch für die Freiheitliche Partei sehr, sehr lange werden. Sie tun sich natürlich als Oppositionspartei leichter.
Sie kennen außerdem das Oppositionsgeschäft. Sie sind noch dazu im Social Media Bereich extrem gut aufgestellt, also viele, viele Vorteile. Aber trotzdem, das ist auch für eine Freiheitliche Partei ein langer Weg. Und wenn sich tatsächlich dann eines Tages, also sagen wir in zwei, drei Jahren vielleicht vier, die Stimmung wieder auffällt und es wieder besser wird, dann wird sich diese Stimmung möglicherweise auch wieder drehen. Aktuell ist es so, dass die Freiheitliche Partei von der Situation profitiert. Die 35 Prozent von den Kollegen von Market, da wäre ich in der Einschätzung vorsichtig. Es ist ja eine Online Bewerbung.
Wir haben das einmal schon besprochen bei Market im Methodenmix mit persönlichen Interviews, mit KP Interviews. Ich wäre da trotzdem vorsichtig. Wir kennen das auch bei uns. Es gibt einen leichten Online Bias, wo es eine Überdeklaration Freiheitlicher gibt und eine Unterdeklaration der ÖVP Wähler gibt. Ich für meinen Geschmack würde es etwas niedriger ansetzen, wahrscheinlich bei 32, 33, währenddessen ich die ÖVP bei vielleicht 24 25 Einschätzungen würde, aber neppig am Ende des Tages. Es ist in der Tendenz genau die gleiche Ausrichtung.
Jetzt haben wir aber noch dazu Sommer. Es passiert wenig. Ich würde das jetzt einmal vor der Hand sehr, sehr gelassen sehen, auch weil es die Bundesregierung sowieso nicht ändern kann. Die Bundesregierung kann jetzt nur eins tun, sie kann einfach weiterarbeiten, weiterarbeiten, weiterarbeiten, weiterarbeiten. Und dann ist die Frage, wie sich auch die Persönlichkeitswerte der anderen Kandidaten und Kandidatin, nein, Kandidatinnen, wir haben ja zwei, nämlich Leonore Gewessler ist ja auch noch dabei, ob sich diese dann ändern. Ich glaube, dass Christian Stocker da alle Möglichkeiten hat. Und jetzt, wie gesagt, ein Szenario kann sein, die Reformen greifen.
Man macht nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern man traut sich mal ein bisschen was. Jetzt gibt es ja wieder, diskutiert man jetzt 18 Monate, hat man sich Zeit gesetzt für eine Bundesstaatsreform. Na, hoffentlich geht da mal was weiter. Also Österreich hat immer noch die Kurve gekratzt, wenn es hart auf hart gekommen ist, in der zweiten Republik wohlgemerkt in der ersten geflogen aus der Kurve. An dem können wir uns auch festhalten. Wir haben eine Bevölkerung, ich finde, wenn es ein Identitätsmerkmal gibt in Österreich, dann ist es nicht so was wie der französische Patriotismus oder sonstiges, sondern in Österreich ist es Fleiß und Arbeit. Ich sage, das große Identitätsmerkmal nach dem Zweiten Weltkrieg war, komm, wir reden nicht mehr großartig über die Vergangenheit, sondern reihe dich ein in den Aufbau Österreichs und mach mit. Und es wäre immer ganz wichtig, dass du einen Job hast, dass du deine Familie gut versorgen kannst, dass es dem Land gut geht und aufwärts gut. Ich glaube, das ist ein Identitätsmerkmal, das wir haben und auf das kann man auch wieder setzen, das muss man auch wieder auslösen. Derzeit ist es aber so, dass die handelnden Akteure in der Bundesregierung, dass bei den Menschen nicht auslösen können. Dieses, um es mit Ostbahnkurti zu sagen, gehen wir es wieder an, das fehlt noch. Das hat auch mit den Führungsqualitäten der aktuellen Regierung zu tun. Aber wie gesagt, es ist Sommer, schauen wir mal.
Michael Stebegg
Mss da trotzdem noch nachhaken. Ich meine, hat das Ergebnis vielleicht auch was mit der derzeitigen und aktuellen Wirtschaftslage zu tun? Also hat die, wenn wir jetzt mal die generell Frustrierten beiseite lassen, das ist eine Auswirkung, weil ich meine, wenn man sich jetzt die Wirtschaftsdaten anschaut, wir haben US Zölle von 15 Prozent bekommen. Das ist jetzt, also wenn ich es mit den Worten von Donald Trump sagen würde, kein guter Deal. Und was ich auch sehr spannend fand, gestern Abend, wir nehmen heute Am Dienstag, den 5. August auf, war Johannes Kopf, der AMS Chef im ZIB 2 Studio geladen und der hat was Interessantes gesagt, er ist eigentlich total froh darüber, weil sie haben immerhin einen Deal gemacht.
Peter Hajek
Schau dir die Schweiz an.
Michael Stebegg
Ja, ich weiß, aber trotzdem, ich meine, Van der Leyen muss in ein Golfresort fahren.
Peter Hajek
Es ist relativ einfach. Du kannst es natürlich machen wie die Chinesen. Trump hat gesagt, Zölle dreißig, die Chinesen haben gesagt 50, der hat gesagt 80, dann hat er gesagt 100, bis irgendwas in Volk absurden Höhen gelandet war. Und da haben wir gesagt, okay, gut, vergessen wir das. Aber was haben die Chinesen signalisiert? Uns bringst du nicht runter.
Michael Stebegg
Würde das der EU nicht auch mal stehen?
Peter Hajek
Aber die EU ist nicht China. Die chinesische Führung hat einen Vorteil, sie sind eine Diktatur und dementsprechend leidet da die Bevölkerung. Aber mein Gott, in einer Diktatur ist das leichter als in einer sehr sehr diversifizierten, inhomogenen Europäischen Union, wo es X Player gibt, die nämlich in der Bandbreite aufgestellt sind. Macron bis Orban, da ist das halt nicht so leicht. Und Europa hat sich, haben wir auch schon gesagt, viel zu sehr, nämlich sowohl wirtschaftlich als militärisch, einfach auf die USA verlassen. Und jetzt bin ich der, der sagt, Gott sei Dank ist der Trump jetzt da. Weil erstens kann das zu einer wirtschaftlichen Vertiefung führen, weil es muss allen klar sein, dass diese Kleinstaatereien da sind.
Die Franzosen die ersten noch wegen der Landwirtschaft und die Deutschen immer wegen der Automobilindustrie etc. Vielleicht überwinden wir das jetzt endlich einmal. Und natürlich betrifft es auch die militärische Resilienz des Kontinents. Und deshalb sage Hey, vielleicht gar nicht mal so schlecht. Ja, wird nicht easy, aber könnte uns weiterbringen und das merken. Jetzt kommen wir noch mal kurz auf die Umfrage zurück und auf den derzeitigen Status quo in der Bevölkerung. Das ist natürlich der Grund, warum die Menschen wahnsinnig pessimistisch sind, weil wie gesagt, die Einkommen sind eigentlich total in Ordnung. Sie wurden auch laufend erhöht mit den gestiegenen Inflationsraten. Also das Geld wäre ja da, um es auszugeben. Aber die Österreicher und Österreicherinnen haben das Gegenteil gemacht. Sie sind in die Sparquote gegangen. Und jetzt sagen natürlich die Naja, aber schaut euch um. Wir haben den Wahnsinn in Nahost, der abgeht. Wir haben den Krieg in der Ukraine.
Die Türkei macht auch was will der Trump auch. Die Chinesen kommen mal mit ihrer Wirtschaftsmacht nach Europa. Es ist wahnsinnig eng. Für Europa selber fühlt man sich nicht mehr so stark. Und dann sagen die Naja, ich weiß nicht. Und das macht mit uns allen was. Und wenn sich diverse Konflikte lösen, dann wird es auch wieder besser und optimistischer werden. Aber diese müssen sich lösen. Und jetzt bin ich noch mal ganz kurz bei Johannes Kopf.
Dementsprechend hat Kopf natürlich recht. Wenn er Aber wir haben einen Deal. Ein Deal bringt, trotz alledem, auch wenn er ein nicht so guter Deal ist, er bringt Sicherheit, er bringt Stabilität. Wobei ich wollte gerade sagen, bei Trump, man weiß es nicht. Ich revidiere meine Aussage zum Schluss.
Michael Stebegg
Das ist schön, dass du deine Aussage am Schluss revidierst, weil wir sind nämlich am Schluss dieser Ausgabe unserer 24. Folge angelangt. Diese Folge und auch alle anderen gibt es zum nach und immer Wiederhören auf und überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Die nächste Orakelfolge erscheint dann am Donnerstag, den 21. August. Bis dahin sagen wir vielen Dank fürs Zuhören. Bis zum nächsten Mal.
Peter Hajek
Das Orakel.
Autor:in:Peter Hajek |