GANZ OFFEN GESAGT
Was ist das neue Medium Jetzt? - mit Elisalex Henckel-Donnersmarck
Solmaz Khorsand spricht mit Elisalex Henckel-Donnersmarck, Chefredakteurin des neuen Digitalmediums "Jetzt" über mitgliederfinanzierten Journalismus, warum Medien zunehmend auch immer etwas für die "Community" bieten müssen und die Sehnsucht nach dem Handgemachten in der Branche.
Solmaz Khorsand
Herzlich willkommen bei ganz offen gesagt. Mein Name ist Solmaz Korsand und mein heutiger Gast ist die Journalistin Elisa Lex Henkel Donnersmark, Chefredakteurin des neuen Digitalmagazins jetzt. Mit ihr spreche ich über mitgliederfinanzierten Journalismus, warum das wahre Unabhängigkeit bedeutet und warum nicht immer alles im Journalismus professionell klingen muss, sondern es auch ab und zu menscheln darf. Hallo Elisa Lex, schön, dass du dir Zeit genommen hast für unser Gespräch heute.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Hallo Solmers, danke für die Einladung.
Solmaz Khorsand
Bevor wir beginnen, gibt es bei ganz offen gesagt die berühmte Transparenzpassage, woher wir einander kennen und ob du parteipolitisch aktiv warst oder bist. Ich glaube, du musst mir ein bisschen beim ersten Teil helfen, weil ich kann mich ehrlicherweise nicht erinnern, wann wir uns kennengelernt haben, aber spätestens vor fünf Jahren, als du mich angefragt hast für eine Kolumne.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Ja, ich glaube, wir haben uns vorher nicht gekannt. Also ich kannte dich vom Lesen und dann habe ich beim Datum angefangen und habe mir überlegt, wen man da so als neue Kolumnistinnen reinnehmen kannst. Da wurdest du mir ganz schwer ans Herz gelegt. Und dann glaube ich, habe ich dich angerufen oder angemailt und dann haben wir uns im Ansari getroffen und haben stundenlang über Geschichten geredet. Und dann hast du angefangen, eine Kolumne für Datum zu schreiben. Und das kanntest du ja viel länger als ich, weil du da ganz am Anfang schon warst und ich da irgendwie erst nach sozusagen jährigem Bestehen dazu gekommen bin.
Solmaz Khorsand
Ja, stimmt. Nein, also ich habe dich auch vorher gekannt. Also ich kannte auf jeden Fall deinen Namen und ich hatte das Gefühl, wir kennen uns schon ewig.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Aber ja, ich glaube, wir haben uns damals zum ersten Mal voll.
Solmaz Khorsand
Okay, ja, gut, dass wir das klargestellt haben. Genau. Und die zweite Frage überlasse ich dir.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Ach so, nein, ich bin nicht parteipolitisch aktiv. Ich war nie parteipolitisch aktiv. Kam ich jetzt überhaupt an wenige Mitgliedschaften erinnern, außer welche Pressevereine und ein Tennisclub. Sonst bin ich eigentlich nirgendwo Mitglied, glaube ich.
Solmaz Khorsand
Okay, gut. Ich stelle dich noch kurz unseren Zuhörerinnen und Zuhörern vor, die dich nicht kennen.
Du bist Journalistin. Du warst die vergangenen fünf Jahre bei Datum zuerst als Redaktionsleiterin und später als Chefredakteurin. Davor warst du Korrespondentin der deutschen Tageszeitung Die Welt und davor Redakteurin bei NZZ AT, dem Österreich Ableger von NZZ. Jetzt bist du Chefredakteurin beim neuen Digitalmagazin jetzt, das im Herbst an den Start gehen wird und schon eigentlich schon seit viel, also viele Monate davor schon für sehr viel Wirbel in der Medienwelt gesorgt hat. Also ich glaube mit dieser sehr secretive Ankündigung von Geschäftsführer Florian Nowak, dass da jetzt was Neues kommen wird, was ganz Neues. Und also man hat nur diesen Webauftritt gesehen und man wusste nicht genau, was kommen wird. Und dann, dass man auf der Suche nach einer Redaktion ist und nach einer Chefredaktion ist.
Und dann hat man dich gefunden und du hast jetzt diese Chefredaktion übernommen. Und ich muss ganz transparent und ehrlich auch zugeben, dass das mit deinem Namen, ohne dir jetzt Honig ums Maul zu schmieren, da sehr viel Glaubwürdigkeit in dieses Projekt gekommen ist, weil du halt eine echte Journalistin bist, du bist eine echte Magazinjournalistin, du verstehst Geschichten. Und das war dann für mich dann plötzlich, hat das mehr Form angenommen, dass das jetzt nicht wieder so ein Bro Projekt von Menschen ist, die glauben, dass sie Journalismus verstehen, aber Journalismus nicht können oder nicht wissen, wie viel harte Arbeit dahinter steckt. Und bevor wir aber über jetzt reden und was dieses Magazin überhaupt ist, würde ich gern zwei Schritte zurückgehen, was ich viel zu selten mit Journalistinnen mache und zwar ein bisschen über ihren Werdegang sprechen, weil ja doch, also du bist ein bisschen das Gesicht von jetzt. Jetzt und dass man vielleicht ein bisschen versteht, wie du Journalismus begreifst. Genau. Warum wolltest du Journalistin werden?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also ich gehöre nicht zu denen, die schon irgendwie als zwölfjährige Schülerzeitung gemacht haben oder so. Ich bin da irgendwie total zufällig reingerutscht, weil ich so erst neben der Schule und dann neben dem Studium halt so Ferienjobs und Praktikas gemacht habe. Einmal habe ich Buchhaltungsbelege abgelegt in einem Autohaus, irgendwann war ich auch kurz bei einer Bank und bei einer Werbeagentur und dann bin ich einmal in einer Lokalredaktion von einer Zeitung gelandet und habe dort sozusagen die niedrigste aller Arbeiten gemacht, nämlich den Polizeibericht umschreiben. Und ich fand das schon so spannend und cool, dass ich mir gedacht habe, okay, wenn ich jetzt in einem Job bin, wo schon die allerniedrigste Arbeit sozusagen mir Spaß macht, dann will ich das jetzt mal weiterverfolgen. Und dann habe ich so in allen Ferien beim Studium verschiedene Praktika gemacht und hatte einfach einen riesen Spaß dabei und habe dann beschlossen nach der Uni okay, ich versuche das und mache das jetzt beruflich sozusagen.
Solmaz Khorsand
Was hast du studiert?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Geschichte.
Solmaz Khorsand
Geschichte. Und gibt es einen Artikel, eine Geschichte, auf die du besonders stolz bist oder einige Artikel in deiner langen Zeit, in der du gearbeitet hast?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Von mir selber. Oh Gott, da habe ich jetzt überhaupt nicht drüber nachgedacht. Also eine, die mich sicher extrem lange beschäftigt hat und so bisschen illustriert. Was mich interessiert, war so eine Art Dossier, das ich mal geschrieben habe über assistierten Suizid in der Schweiz, wo ich aber nicht die Person begleitet hat, die den assistierten Suizid in Anspruch genommen habe, sondern einen dieser sogenannten Sterbehelfer. Und weil mich da einfach interessiert hat, also gerade im Ehrenamt, das sind normalerweise so lebensbejahende Jobs oder Leute, die sich dafür interessiert wie kommt man auf die Idee, ehrenamtlich Leuten beim Sterben helfen zu wollen? Das fand ich so eine nicht jenseitige, aber so eine spannende Konstellation, dass ich mir gedacht habe, mich interessieren gar nicht so diese Debatten über sollte es das geben und wie und was? Das natürlich auch, aber ich wollte irgendwie verstehen, was die Menschen hinter diesen Geschichten bewegt.
Das ist so eine große Geschichte, die mir in Erinnerung geblieben ist. Und jetzt bei Geschichten, die ich betreut habe, sicher eine Geschichte, in die wir ganz viel Arbeit gesteckt haben, jetzt zuletzt beim Datum, die hat Thomas Winkelmüller aufgestellt, zusammen mit der Eva Planck. Da ging es um die sächsischen Separatisten, das sind so rechtsextreme Terroristen in Deutschland mit sehr starken Österreich Bezug und und das hat auch ihren Spaß gemacht, das mitzuverfolgen, wie diese beiden jungen Kolleginnen da sich immer stärker hineingegraben haben und diese ganze Absicherung rundherum und Kontakte herzustellen zu deutschen Kolleginnen und sowas. Also das ist sicher auch eine Geschichte, auf die ich stolz bin, auch wenn ich sie nicht selber aufgerissen und geschrieben habe, sondern nur betreut sozusagen.
Solmaz Khorsand
Nein, das war meine zweite Frage, auf welche Geschichte du stolz warst, auch als Chefredakteurin. Was macht für dich guten Journalismus aus?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also ich komme ganz stark von diesem Erzähljournalismus. Also ich habe gemerkt, mich interessieren einfach Menschen. Ich funktioniere über Menschen, ich lerne über Menschen. Und ich glaube, es gibt zwei Arten von Journalisten. Es gibt die, die eher sozusagen aus dem Beurteilen kommen und die, die aus der Neugierde kommen. Und ich bin sicher jemand, der aus der Neugierde kommt. Also ich, ich will einfach verstehen, was los ist.
Ich will verstehen, warum Menschen machen, was sie machen und wie Dinge funktionieren und warum Dinge passieren. Das interessiert mich. Und eine gute Geschichte ist für mich eine, die mich zu Themen führt, für die ich mich nicht sowieso schon interessiere. Also daran erkenne ich, wenn ich irgendwo eine.
Also bei mir z.B. ist das Sport oder Technik und wenn ich dann eine Sportgeschichte lese, dann merke ich meistens, okay, die Geschichte ist einfach gut. Und dasselbe ist mit mit Technik. Also einer von meinen all time favorites von anderen Menschen ist von einem Podcast, der heißt Reply All. Ich weiß nicht, ob dir das so sagt, ein amerikanischer tech Podcast eigentlich. Und das ist eine Geschichte eigentlich über die Geschichte des Internets, aber erzählt an einem hasidischen Juden, der in den er Jahren irgendwie so einen AOL Zugang für seine Gemeinde bekommen hat und über dieses Internet sich zuerst von seiner Gemeinde und seiner Familie und allem entfremdet hat und dann aber Jahrzehnte später über das Internet wieder zurückgefunden hat zu einer Art Gemeinschaft. Und es war so ein.
Es ist ein zweiteiliger Podcast und es ist einfach so eine unglaubliche menschliche, faszinierende Geschichte, die einem ganz, ganz viel darüber erzählt, wie das Internet uns geprägt hat, wie es sich entwickelt hat über Jahrzehnte. Und das sind die Art von Geschichten, die mir so richtig Freude machen.
Solmaz Khorsand
Boah, ich habe so Bock, den anzuhören. Das klingt sehr, sehr spannend.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Exit und Return oder so.
Solmaz Khorsand
Gut, dann habe ich jetzt mal meinen Emo Teil abgehandelt. Jetzt reden wir über das, was die gesamte Medienwelt ein bisschen interessiert. Was ist jetzt, was ist dieses tolle neue Digitalmedium, das auch auf Audio setzt und jetzt aktuell ganz viele Mitglieder sucht und den Journalismus in Österreich revolutionieren will?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Darüber reden wir noch. Also jetzt ist ein Mitglieder finanziertes Digitalmedium, das sowohl Einordnung als auch Hintergrund bieten will und damit auch junge Menschen erreichen will. Und was die Kampagne angeht jetzt, wird es nur geben, wenn wir die Kampagne, die wir am 20. Mai. Starten, erfolgreich absolvieren. Das heißt, wenn es uns gelingt, mindestens 5000 Menschen davon zu überzeugen, eine zahlende Mitgliedschaft abzuschließen. Und warum machen wir das?
Weil wir glauben, dass es ganz wichtig ist, dass wir uns finanziell, also ökonomisch so nachhaltig aufstellen, dass wir nicht abhängig sind von politischen Entscheidungen oder von irgendwelchen Entscheidungen von Tech Konzernen, die Algorithmen verändern. Also wir wollen einen direkten Kanal zu unserem Publikum, zu unseren Mitgliedern schaffen, der nicht von der Politik und nicht von Algorithmen verstellt werden kann, weil wir einfach sehen in den letzten Jahren, aber auch ganz intensiv in den letzten Monaten, dass beides keine sicheren Stützpfeiler sind. Und deshalb wollen wir zurück zum ganz basic, dass wir uns quasi finanzieren lassen von den Menschen, für die wir das auch machen, nämlich den Mitgliedern.
Solmaz Khorsand
Und das heißt aber, wenn ihr diese 5000 Mitglieder nicht erreicht, gibt es das? Also wenn ihr nur 3000 z.B. erreicht.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Es wäre eh auch viel, also ich weiß schon eine Herkulesaufgabe, die wir uns da vorgenommen haben, aber wir glauben einfach, es braucht das, damit wir. Also ich bin ja Journalistin und nicht hauptberufliche Kampagnenführerin oder sowas und ich will nicht die nächsten drei Jahre damit beschäftigen, Kampagnen zu machen und deshalb hätte ich gerne, in der Marketingsprache heißt das Proof of Concept oder Proof of Market, also einfach ein Go von unserem potenziellen Publikum, dass sie daran interessiert sind und sozusagen die Sicherheit, dass wir uns wirtschaftlich und organisatorisch und strukturell so aufstellen können, wie wir es für nötig halten, um einen ordentlichen journalistischen Betrieb zu finanzieren und um dann auch erstmal sicher zu sein und uns auf den Journalismus konzentrieren zu können und nicht auf das Battle um Geld.
Solmaz Khorsand
Und dieses diese 5000 Mittel würden für wie viel, wie groß wäre, wie lange wäre der Zeitraum, um die zu kriegen?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also wir haben Zeit bis zum zwölfter Juni. Ich wurde schon gefragt, ob dieses Jahr oder nächstes. Also dieses Jahr dreieinhalb Wochen. Genau. Die Kampagnen Erfahrung von meinen Kolleginnen, die sich jetzt, die das vorbereiten, zeigt, dass man entweder es gelingt uns ein gewisses Momentum herzustellen und für einen Basis zu sorgen, den wir jetzt wieder schon beschrieben hast, irgendwie versucht haben zu kreieren und es bringt nichts, diese Zeit endlos auszudehnen. Also wir stellen jetzt die Wolle, das habt ihr ein Interesse an einem unabhängigen Medium, das selbstbewusst kuratiert, versucht junge Leute zu erreichen und gute Geschichten zu machen, die es auch zum Hören gibt und fragen habt ihr Bedürfnis danach, wenn ja, bitte schließt einen Mitgliedstaat ab. Und wenn uns das nicht gelingt in ausreichenden Ausmaß, dann sagen wir, okay, dann ist es entweder das Interesse nicht da oder uns nicht gelungen, das zu verkörpern.
Solmaz Khorsand
Also dieses proof of Concept oder Content, das ist halt schwierig, weil man, weil ihr habt ja quasi keine, oder gibt es Artikel, die man schon sehen kann oder etwas, dass man schon ein Gefühl bekommt, was das sein könnte, weil man kauft ja eigentlich die Katze im Sack.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Genau, das ist eine klassische Crowdfunding Kampagne, wo man eine Idee kauft. Also wir laden die Menschen ein, mit uns zu träumen von einer Vision.
Das habe ich mir erklärt. Also das ist jetzt nicht meine Spezialgebiete, Kampagnen zu entwerfen, aber wir haben uns von unseren Partnern in Skandinavien, also Zetland und Usiutu, erklären lassen, dass die das für das alles andere nicht zielführend ist. Das haben wir ja schon ganz oft gesehen, weil man dann immer sagt, okay, wir machen jetzt nur das, aber wenn wir dann noch mehr hätten, könnten wir auch das machen. Also bei jedem Artikel wird man sagen, okay, dieser eine Artikel, der zeigt ja nicht alles oder der, also es geht darum, dass man uns das irgendwie abkauft, dass wir das können. Wir verweisen, wir starten nicht von null, also wir erfinden den Journalismus auch nicht neu, nicht einmal den Digitaljournalismus, wer hätte es gedacht, sondern wir knüpfen da an eine Erfolgsgeschichte, die es schon gibt in Dänemark. Und dort, unsere Partner heißen Zetland, das ist ein extrem erfolgreiches Medium, was inzwischen Mitglieder hat und 60 angestellte Journalistinnen und denen es gelungen ist, ein Digitalmedium zu schaffen, was einerseits die Vorteile der Digitalisierung nutzt, also das Ganze, was die Verteilung angeht und so weiter, auch die Schnelligkeit, aber trotzdem eine Antwort auf die Nachteile gibt. Also ein finites Produkt du hast, was für einen Anfang und ein Ende hat.
Es hat Tiefgang und es hat vor allem eine sehr menschliche Stimme. Also jetzt nicht nur, was die Stimme angeht, sondern die Menschen sind im Vordergrund, sowohl in der Finanzierung, als auch, dass die sich wirklich ganz stark darum bemühen, mit den Menschen im Austausch sind, für die sie diesen Journalismus machen. Also sie verstehen Journalismus als Dienstleistung, Journalism as a service, sagen sie immer, und sie meinen das echt ernst. Dort rufen Journalistinnen die Mitglieder an und fragen, wie es ihnen geht und was sie gut finden und was nicht. Und das heißt nicht, und das gilt auch für uns, wir werden nicht die redaktionellen Entscheidungen abgeben. Also die redaktionelle Verantwortung trage ich und nur ich gemeinsam mit einem Team, das ich hoffentlich bald aufstehen kann. Aber wir hören den Leuten zu.
Und ich glaube, das macht was mit einem, wenn man sich austauscht und sozusagen mit Respekt und auf Augenhöhe sich austauscht mit den Leuten, die das, was man erarbeitet, auch konsumieren soll.
Solmaz Khorsand
Ich weiß jetzt nicht, wie es bei Zetland war, aber ich glaube, Republik, also in der Schweiz war ja auch eines der Beispiele, an denen ihr euch ein bisschen orientiert habt. Und da habe ich gearbeitet und ich erinnere mich, dass da ein großer Erfolg der Kampagne halt schon die Namen waren, die sie so als Zugpferde hergehalten haben. Also da hat man halt, da gab es zwar keine Artikel, die man lesen konnte, es gab aber die Personen, die ich nicht gekannt habe, weil ich schweizer Journalisten nicht kenne. Aber da waren halt diese fünf Namen, die hatten offenbar ein Renommee in der Schweiz. Und das hat halt schon. Und das bist halt jetzt nur du quasi. Und das ist schon meine Frage, wenn ich da nicht weiß, wenn ich weiß, okay, x und y, z und die kenne ich aus anderen Medien, da weiß ich, was ich kriege.
Und da spielt es keine Rolle für mich, wenn ich jetzt nicht weiß, was das Produkt jetzt ganz konkret ist. Deswegen, die kriegen einen Vertrauensvorschuss.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also bei Z Lan, also dem Zetland, hat gerade ein neues Medium auf eigene Rechnung gestartet in Finnland, das heißt Usiutu. Ich tue mir immer noch schwer, das Finnisch mir zu merken, waren es auch sehr wenige. Also bei uns, bei jetzt bin es nicht nur ich, sondern wir haben inzwischen auch die Teenie Engel an Bord, eine Social Media Journalistin, eine junge Kollegin, die von Hashtag kommt und dort den wieder Zeitungsauftritt verantwortet hat. Wir haben an sozusagen journalistischer Expertise noch den Christian Seiler, der mal Chefredakteur von Profil war und vor allem als Berater des Herausgebers, also von Florian Nowak, eingestiegen ist. Aber wir tauschen uns da alle extrem aus. Aber sozusagen der Florian, der Christian Ditini und ich sind jetzt die Gesichter, die das nach außen transportieren. Ja, das kann sein, dass das zu wenig ist, aber wir haben auch gesehen, dass es sozusagen zu.
Es braucht ein gewisses Commitment, damit wir gute Leute aus ihren Jobs rausholen können. Ich glaube, was Zetland und Usi Juto vielleicht unterscheidet von der Republik, ist, dass sie irgendwie ein bisschen. Also ich will der Republik nichts, nichts. Also sie sind sozusagen sehr offen und sehr auf Augenhöhe mit ihren Leserinnen und haben ein bisschen. Ich glaube, sie sind nahbarer und zugänglicher, als es vielleicht ihre Publik war. Also sie verkörpern das wirklich sehr überzeugend. Und das haben wir uns sehr stark zum Vorbild genommen.
Und das spüren wir schon, dass es auch eine Resonanz gibt auf die Newsletter, z.B. die wir jetzt schon seit Monaten ausschicken, also ich erst seit Wochen, aber insgesamt seit Monaten. Und dass wir merken, dass es da ziemlich guten Zuspruch gibt von den Leuten, weil die einfach dieses gehört werden und dass auch Menschen, die sonst nicht die ersten sind, die laut brüllen, weil sie eben zu den Nuancierteren gehören, weil sie nicht so am Rand stehen, weil sie irgendwie das Gefühl haben, es interessiert sich eh niemand für ihre Meinung, dass die sehr positiv darauf reagieren und sehr konstruktiv und aufmunternd uns mit Rückmeldungen unterstützen. Also ich glaube, wir spüren schon ein Bedürfnis danach, also dass sie auch ihr.
Solmaz Khorsand
Wollt ja auch so eine Art Community schaffen, auch mit der Kommentarfunktion. Man kann kommentieren, aber ihr spricht miteinander. Republik hat das auch sehr stark gemacht. Also dieser Community Gedanke war sehr zentral und das, gut, ich bin wahrscheinlich unglaublich altmodisch, was meinen Zugang zu Journalismus sowohl als Journalistin als auch aber als Konsumentin angeht, weil ich mich immer wieder frage, weil viele Medien dieses Journalismus mittlerweile so als Erlebnis verkaufen, also man muss Community schaffen und man muss diese, also es ist ein permanentes Ereignis, da gibt es diese Diskussionsabende, da gibt es eine, also dass man eine Redaktionskonferenz miterleben kann, man muss hinter die Kulissen, es ist also gut, Transparenz ist immer gut, also ich bin jetzt nicht in Transparenz, aber ich will, also ich habe einen Zugang, wo ich mir denke, ich will niemanden bemuttern. Also ich verstehe nicht, warum man dieses, also jetzt bösartig gesagt, dieses Sektengefühl und das hatte ich sehr stark, das habe ich immer sehr stark bei all diesen Produkten, dass man das Gefühl hat, man muss diese Gemeinschaft schaffen, weil diese Gemeinschaft natürlich mir zahlt und auch unabhängig macht von das, also was du am Anfang gesagt hast, aber naja, also ich glaube.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Von diesem klassischen Journalismus gibt es ja eh ganz viel Menschen sich Gedanken machen und auch sich alleine über Dinge Gedanken machen oder Dinge recherchieren und die dann ausspielen an ihr Publikum. Daran mangelt es ja momentan ja nicht. Aber ich glaube, es gibt eben Probleme im Journalismus oder in der Branche. Also es gibt das Vertrauensthema, was alle Institutionen haben, es gibt das Finanzierungsthema, was die Medien Branche ganz stark betrifft und auf beide diese großen Themen, die wir haben in der Branche, ist halt das Community Thema eine Antwort. Und ich glaube, es ist ja nicht ein entweder, also das eine schließt das andere nicht aus. Leute, die sich, die dieses einbezogen werden nicht wollen oder brauchen, die werden eh happy sein mit dem, was sie kriegen bei traditionellen Medien. Ich glaube eher aber schon, dass es viele Menschen gibt, die sich nicht mehr angesprochen fühlen.
Es gibt den berühmten Glaubwürdigkeitsverlust des Menschen nicht mehr trauen. Ich glaube, da können wir uns ohne diese klassischen journalistischen Prinzipien von sauberem Handwerk zu vergessen, was von Influencern und so weiter anschauen, dass wir uns einfach überlegen, wie finden wir eine Sprache, die Menschen auch noch erreicht. Aber das ist sicher nicht für jeden und die, die mit dem sozusagen mit dem klassischen, guten, anspruchsvollen Journalismus einverstanden sind, die können das ja auch weiterverfolgen, also da spricht überhaupt nichts dagegen.
Solmaz Khorsand
Und auch, also ich habe mir seit langem ein bisschen angeschaut und ich finde es auch sehr spannend, das sind vielleicht zwei Dinge, also einerseits dieses skandinavische, dieses amikale, das ist vielleicht auch eine Kulturgeschichte. Ich weiß nicht wie stark, also wie man das auf Österreich übersetzen kann, also ob dieses du und wir und ob das gleich ankommt oder ob das so einen leichten Verkrampfungsmoment auslöst. Das ist das eine. OK, dann antworte mal auf das, dann komme ich auf die zweite Frage, also die Tonlage.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also ich glaube bei einem Projekt wie jetzt wird die richtige Tonlage zumindest eine ganz große Herausforderung sein. Wir haben jetzt mal das du übernommen von skandinavischen, nicht nur weil die das machen, sondern weil sich das im also bei im jungen, jüngeren Journalismus oder Journalismus, der auch Junge erreichen will, sowieso schon eingebürgert hat, auf Social Media sowieso. Wir werden auch dieses, dass wir erklären, was wir machen und warum wir es machen und wie wir dazu gekommen sind und was das für, also was das bedeutet, also quasi das, worüber man sich oft vor allem im täglichen Journalismus hinweg schwindelt oder was man auslässt, weil man damit wenig gewinnen und sich unglaublich blamieren kann, sicher auch intensiv machen. Und was die Tonlage angeht, werden wir schauen, dass wir uns auf etwas einigen, was zum Team passt und was irgendwie eine Sprache ist, wo wir den Menschen das Gefühl geben können, wir machen das wirklich für sie, wir hören ihnen zu und wir sind auch nur Menschen, die Zweifel und Fehler machen und versuchen davon zu lernen, dazu zu stehen.
Solmaz Khorsand
Die Zielgruppe, ist sie vor allem jung oder wie würdest du sie definieren?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also bei Zetland ist es so, dass sie sehr stolz drauf sind, dass sie rund 1/3 unter dreißig oder unter drei und dreißig haben und es ist auf jeden Fall etwas, was wir anstreben, weil das aus meiner Sicht die größte nicht gefüllte Lücke im österreichischen Journalismus ist. Da liegt einfach wahnsinnig viel Bereich. Es gibt super innovative und erfolgreiche Projekte, aber zum Teil hängen sie entweder sehr stark an staatlichen Geldern oder sie hängen sehr stark an Social media. Und wir haben jetzt in den letzten Monaten doch gesehen, dass beides nicht unbedingt hundertprozentig zukunftssichere Stützsäulen sind. Also das ist ein Pfeiler und sonst aber das ist sozusagen selbst bei Zetland, die das extrem erfolgreich damit sind, ist es nur 1/3 und die anderen 2/3 kommen aus dieser berühmten Gruppe von Menschen in der Rush Hour des Lebens, also in dieser hauptberuflichen Phase, wo man vielleicht auch eine Familie gründet und wo das Interesse oder die Zeit für, also wo es besonders wichtig ist, dass man ein oder wo wir glauben, dass es besonders wichtig ist, dass man ein digitales Medium hat, was sich auch leicht irgendwie in den Alltag integrieren lässt, nämlich dadurch, dass man es nicht nur lesen kann, sondern auch hören, dass man sie in einer App hat, weil wir, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wir haben alle unglaublich oder viele Abos und unglaublich tolle journalistische Produkte, zu denen wir einfach nicht kommen zum Lesen. Also so erlebe ich es zumindest. Und wir wollen etwas machen, was so nahbar und niederschwellig wie möglich ist, dass es diese Zielgruppe erreicht.
Solmaz Khorsand
Und nahbar und niederschwellig vom Preis her, habt ihr das schon, so eine Preis Range?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Ja, ja, ist heute rausgegangen, ist heute offiziell. Per Newsletter kann man es nachlesen, aber ich kann es hier auch erzählen. Genau, also wir haben uns beim Preis, also nicht ich, sondern die Kollegen, die sich sozusagen um die ökonomische Seite kümmern, um den Businessplan und so weiter, haben sich da extrem viele Gedanken machen und eine intensive Marktforschung dazu. Also wenn man sich, wenn man Mitglied wird, wird man auf einen Slider stoßen, das ist eine Art Schieber oder Riegel, der ist auf einen Preis einge gestellt, den wir für sinnvoll halten und das ist 17,90 pro Monat oder 179 pro Jahr. Und diesen Slider kann man aber in beide Richtungen, nach rechts oder links bewegen. Wenn man sagt, ich kann, ich will das haben, aber ich kann nicht so viel zahlen, weil ich z.B. beim AMS bin oder weil ich studiere oder sonst noch irgendwas, dann kann man den Riegel nach links schieben auf ein Minimum von 11,90.
Da muss man, da fragen wir allerdings nach einem Grund, also da wollen wir wissen, okay, warum willst du weniger zahlen? Und wenn man sagt, dieses Projekt ist mir unglaublich wichtig und ich will auch anderen Menschen dazu verhelfen, also ich will, dass es startet und ich will, dass es möglichst gut abgesichert ist, kann ich auch den Riegel nach rechts stellen und mehr zahlen. Und da fragen wir nicht nach einem Grund. OK, ja, und der Florian hat sogar dazu geschrieben, dass wenn man, das ist irgendwie bei abgeriegelt bei, glaube ich 100 im Monat und wenn man mehr, wenn man mehr zahlen will, soll man ihm schreiben, aber bitte ihm und nicht mir, weil ich will mit der Finanzierung eigentlich nichts zu tun haben.
Solmaz Khorsand
Und du hast, weil also ich wollte noch kurz, bevor ich auf meine Frage, die mir noch nachhängt, stellen werde, weil es ja auch Audio ist, also das Erzählende. Es soll ja, das Besondere soll ja sein, dass es nicht einfach die Texte eingelesen werden, sondern tatsächlich, dass deine ganz eigene Audioerzählform gefunden wird, oder? So hätte ich es verstanden.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also wir glauben, dass das Menschliche wirklich wichtig ist. Also deshalb setzen wir auch keine KI als Sprecherinnen ein sozusagen, sondern jeder Beitrag wird zum Lesen und zum Hören geben. Wenn die Menschen beruflich so sozialisiert sind, dass sie zuerst einen Text schreiben, dann werden wir den um, also dann werden sie ihn umarbeiten und einzählen. Also der Autor, die Autorin wird den Text einerzählen. Und das heißt, wir werden uns, sobald wir das Go haben, versuchen, möglichst schnell ein Team aufzustellen und über den Sommer ganz stark damit auseinandersetzen, wie kriegen wir alle Leute, die bei jetzt mitmachen, auf ein Level, dass sie selbstständig ihre Texte einerzählen können. Je mehr Erfahrungen sie da haben, desto besser. Aber wir glauben, dass jemand mit einem mit einem Interesse an Audio, einem guten Gefühl fürs Erzählen und guten Coaches oder ein bisschen Sprechtraining in der Lage dazu ist, weil wir wollen gar keinen, also Unsere Stimme, unsere Stimmen sollen gar nicht sein, wie man das vom klassischen Radio gewöhnt ist, sondern das kann man durchhören.
Also meine Stimme hier ist jetzt auch nicht perfekt und ich hoffe, man kann es jetzt irgendwie sicher.
Solmaz Khorsand
Meine auch nicht.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Genau. Also es darf menscheln, es muss nicht perfekt sein. Wir glauben sogar, dass das ein ein Vorteil ist. Also wir haben uns im Journalismus ganz lange versucht, alles möglichst professionell klingen zu lassen und sind jetzt draufgekommen, also sowohl im Klang als auch in der Formulierung oft in diesem täglichen Journalismus sind jetzt draufgekommen, dass die KI auch ziemlich gut so professionell klingende Formulierungen umklang kann. Und ich glaube, wir werden mit zunehmenden Jahren eine immer größere Sehnsucht nach quasi dem Handgemachten im Journalismus, wo es ein bisschen menschelt und wo man spürt, okay, das habe ich jetzt nicht bei ChatGPT eingegeben, sondern da hat sich jemand, ein echter Mensch Gedanken gemacht oder eben ein echter Mensch sich vors Mikro gesetzt.
Solmaz Khorsand
Wie kann ich mir das als Journalistin, wenn ich dort arbeite, vorstellen? Ich habe das Gefühl, wenn das ein sehr kleines Thema ist, dass ich dann wirklich die eierlegende Wollmilchsau bin, dass ich dann 10 Geschichten im Monat schreiben muss, die ich einlesen muss, also die ich nochmal quasi eine Art neu erzählen muss. Plus ich muss die Mitglieder betreuen in den Foren und kommentieren. Also es wird mich zerreißen, je nachdem, wie viel ich machen muss. Ich weiß es eben nicht. Das klingt nach sehr viel.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Nein, also Nebengeräuschen. Also ich glaube, eine gewisse Bereitschaft, sich vor einen Mietcode zu setzen und das auch einzuerzählen, muss man mitbringen und eine gewisse Bereitschaft, sich mit Menschen über die eigene Arbeit auszutauschen, das ist Voraussetzung. Wir machen aber ganz viele Sachen auch nicht. Also wir haben keine Chronistenpflicht, wir machen nicht so die. Also sowieso keine schnellen Meldungen zwischendurch. Wir versuchen uns auf das zu konzentrieren, wovon es meiner Meinung nach mehr gebrauchen kann. Das sind gute Geschichten und gute Einordnung.
Und bei den wir haben schon es so kalkuliert, dass wir sozusagen im Schnitt eine Woche Zeit für eine Geschichte haben. Das ist schon deutlich mehr als bei vielen anderen Medien. Die Dänen haben auch extrem gute Erfahrungen gemacht mit so serieller Aufarbeitung. Also dann kann man sich einen Blog für ein Thema, wenn du es auf vier bis sechs Folgen aufteilst, dann natürlich noch mal mehr Zeit nehmen. Und mir ist klar, wie lange das dauert. Also ich meine, ich komme vom Datum, ist klar, wie lange das dauert, eine ordentliche Zeichen Geschichte zu recherchieren und umzusetzen. Ich unterschätze das nicht.
Es soll nicht sein, dass also das, was wir uns vorgenommen haben jetzt sowohl die Kampagne als auch das Projekt insgesamt ist sportlich. Also ich wache jetzt auch schon früher auf, weil das wird sportlich, aber ich glaube, es ist machbar und mir ist total klar, dass man nicht, dass alle diese Sachen, wenn sie gut gemacht werden sein sollen, dann brauchen sie Zeit. Und wir werden uns große Mühe geben, das so aufzustellen, dass man auch die Zeit und die Ruhe für die Recherche und für die Umsetzung hat.
Solmaz Khorsand
Und ihr habt drei bis vier oder drei bis vier Elemente am Tag sollen rausgespielt werden. Magst du die noch mal erklären, was es sein soll?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Ja, also unser Ziel jetzt ist drei bis vier Gefäße sozusagen. Es gibt zwei einordnende Formate. Das eine ist so ein morgendlicher Nachrichtenüberblick, der dir quasi ein erzählt wird von einer Person, die das ein bisschen journalistisch verlässlich, aber im Ton nahbar und wie ein Freund quasi erzählt, was über die Nacht passiert ist und was der Tag bringt. Und dann planen wir am Nachmittag ein Thema, eine Art Thema des Tages, also einen Hintergrundbeitrag zum aus unserer Sicht wichtigsten Thema des Tages und dann das alles wochentags und dann jeden Wochentag ein bis zwei eigene Geschichten.
Solmaz Khorsand
Okay, und kann man die, das würde alles hinter der Paywall sein. Aber eben bei Republik gab es damals dieses Schlupfloch, dass wenn ich es quasi auf Social Media geteilt habe, konnte das die ganze Welt dann lesen.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Genau.
Solmaz Khorsand
Bei Zeitlern, glaube ich, ist es ähnlich.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also unsere, also das ist genau eine Art Schlupfloch oder so eine Art zweiter Weg, um doch zur Reichweite zu kommen. Oder zumindest, wir sehen es eher so, der Mundpropaganda und dieser Weiterempfehlungsmechanismus, der hoffentlich in Kraft treten wird, keine Hürden in den weg zu stellen. Also alle Mitglieder und alle Journalistinnen sind natürlich auch Mitglieder, können so viel teilen, wie sie wollen, egal wo. Also du kannst. Der Witz, wie das Zetland, glaube ich, sehr schlau technisch gelöst hat, ist, dass bei jedem dieser Links, also wenn du teilst, generierst du eine eigene Landingpage und da steht, das heißt, jeder, der diesen weiter geteilten Link weiter benutzt, landet auf einer Seite, wo steht, dieser Artikel ist nicht kostenlos, sondern er wird dir geschenkt von Solmers Causer. Aber die Idee dabei ist, dass du sozusagen die Leute erinnerst, woher das kommt und die Hoffnung, dass wenn du das oft genug kriegst, dass du dich interessierst und selber auch eine Mitgliedschaft abschließt. Also wir wollen nicht so tun, als wäre es irgendwie gratis Content, sondern das ist Content für, das ist Journalismus, für den jemand bezahlt hat und der dir von jemandem geschenkt wird.
Solmaz Khorsand
Ich kann mich nicht erinnern, wie viel man dadurch noch gewonnen hat. Aber habt ihr das absichere zahlen? Also wisst ihr, ob das funktioniert?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Das habe ich jetzt nicht. Ich weiß nur, dass dieses dir, der weiterempfehlt, das Prinzip weiterempfehlen für Zetland und usiuto extrem wichtig ist. Also dieses die Community setzt sich ein für ihr Medium, spielt eine Riesenrolle. Also es ist wirklich eine Säule, sowohl was jetzt die Kampagne angeht und dieses Mitglieder anwerben, als auch Reichweite für die, für die Beiträge zu kriegen.
Solmaz Khorsand
Ich dachte, also gut, wie gesagt, ich bin altmodisch und wahrscheinlich von einem anderen Planeten, weil ich immer denke, weil ich mir immer denke, ich hasse jedes Medium, das hinter der Payroll ist, weil ich, ich verstehe das ökonomische Prinzip dahinter, aber ich glaube immer so dieses, bei Republik gab es ja dieses pathetische Manifest, wir müssen die Demokratie retten. Und ich denke mir, ja, hinter der Paywall wird es halt bisschen schwer, aber gut. Also weil ich denke, Menschen lesen eh schon so wenig und ein Medium ist halt nicht wie jedes andere Produkt.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Ich weiß, aber irgendjemand muss unsere Gehälter zahlen und deshalb haben wir uns für das entschieden. Vor allem muss man eben auch planen können, also man muss irgendwie ein bisschen einen Horizont haben, wo man Menschen Perspektive gibt. Und ich glaube, das geht eben nur mit einem gewissen Commitment.
Das ist jetzt unser Ansatz. Wir versuchen das so und wir sind recht zuversichtlich, dass die Leute das auch verstehen.
Solmaz Khorsand
Ich komme jetzt zu der Frage, die ich schon vor 10 Minuten stellen wollte bei den die Frage dieser Community und dieser Mitglieder, weil ich vielleicht diesen Eindruck aus der Schweiz damals hatte, zumindest in der Anfangsphase. Ich weiß jetzt nicht, ob sich das jetzt anders entwickelt hat, aber da war eine gewisse, also schon dieses amikale und respektvolle, aber ich würde sogar sagen, eine gewisse Hörigkeit gegenüber den Mitgliedern. Also dass man wirklich Angst gehabt hat, sie nicht abzuholen und zwar schon im kleinsten, also dass man ihnen dann auch schon gewisse Dinge nicht zumuten wollte. Also diese Angst, die man normal, also dieses Gefühl des Einmischen des Herausgebers, der sich dann einmischt in die Inhalte, dass man die dann nicht von einer oder von drei Personen hat, sondern halt von 5000 Personen, denen das halt nicht gefällt. Und als ich mir dann diese Zeltland Geschichte noch mal durchgelesen habe, dass sie, dass sie ihre Mitglieder angerufen haben und sie durchgefragt haben, was sie mögen und sie quasi die vier Themen herauskristallisiert haben, die sie interessiert haben, was ja legitim ist. Und natürlich will man nicht an der Community vorbeischreiben, also man muss die Leute schon abholen, aber ich frage mich dann auch, wie man die Balance findet, sie abzuholen und ihnen doch Sachen zuzumuten und sie vielleicht auch mit Dingen zu überraschen, so wie die Sportgeschichte. Also die Sportgeschichte würde ich nicht lesen, wenn ich sie nicht irgendwo sehen würde, weil ich mir denke, ah cool, irgendeine Heldenstory über eine Boxerin, die sich aus dem Slum hervor.
Also keine Ahnung, sowas halt, ich weiß es nicht. Und die ich halt großartig dann finde und schön geschrieben und so weiter. Aber ich hätte es jetzt nicht angeklickt, weil es jetzt nicht meine fünf Themen irgendwie, die mich grundsätzlich interessieren oder wo ich mich grundsätzlich informiert wissen möchte.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also ich glaube, das Allerwichtigste bei der Mitgliedergeschichte, die redaktionellen Entscheidungen und die Verantwortung liegt bei mir, habe ich eh schon gesagt. Also und wir bewegen uns da, wir lassen uns auch nicht. Also wir bewegen uns auf den klassischen Werten demokratischer Rechtsstaat, Ehrenkodex des Presserats, aber auch wissenschaftliches Arbeiten und zu diesen ganzen Sachen, die jetzt für uns beide selbstverständlich sind. Ich glaube schon, also ich bin auch so eine Oldschool Journalistin eigentlich. Und ich habe angefangen, eine Lokalredaktion. Das erste, was man mir erklärt hat, ist, du bist in einer Lokalredaktion und wenn du die Namen von Leuten oder das Event oder was falsch schreibst, dann hast du die Leute am Ohr. Also ich glaube, das ist eigentlich eine Grundvoraussetzung, die einen diesen Gegencheck mit der Realität und ob ich an den Leuten, für die ich das mach, vorbeischreibe, das ist eigentlich etwas Wichtiges.
Das heißt nicht, dass. Aber das heißt natürlich nicht, also ein Angebot und ein Versprechen, was wir machen, ist ja, dass wir hier ein menschlich kuratiertes Produkt machen. Also wir machen ein journalistisches Angebot von Menschen für Menschen. Wir lassen nicht von irgendwelchen Algorithmen oder irgendwelchen Daten Dings bestimmen, auf welche Themen wir setzen, sondern das entscheiden eben wir im Team, was wir für wichtig und relevant halten. Das kann auch mal sein, weiß ich nicht. Ich habe mir jetzt die All time Hits von Zettlern angeschaut und da ist z.B. eine Geschichte dabei, die ich sofort lesen wollte, aber die jetzt auf den ersten Blick vielleicht nicht das war, was die Leute ungefähr sich aussuchen würde.
Da ging es um das Verschwinden von somalischen Familien unmittelbar zu dem Zeitpunkt, wo sie die dänische Staatsbürgerschaft bekommen. Also die haben irgendwie so über Gerüchte oder Erzählungen sind sie draufgekommen, dass ganz viele somalische Einwandererfamilien aus dem dänischen System verschwinden, kurz nachdem sie die Staatsbürgerschaft bekommen sind. Und da haben sie eine Riesenrecherche gemacht, warum das so ist und sind draufgekommen, also ich spoiler das jetzt hier, weil vielleicht nicht so viele Leute dänisch können, aber dass ihnen halt die dänische Staatsbürgerschaft eine Beweglichkeit in Europa gegeben hat und ganz viele von denen danach Großbritannien gegangen sind, weil die Art, wie die Gesellschaft dort funktioniert, dieses irgendwie auch weniger regulierte und aber auch mehr Andock Möglichkeiten an schon vorhandenen Communities dort ihnen ein besser getaucht hat. Und so haben sie die Leute in eine wirklich relativ nuancierte Auseinandersetzung mit dem Thema Migration und Dänemark als Aufnahmegesellschaft und was läuft gut und was läuft vielleicht nicht so gut hineingeführt. Und ich glaube, für das ist total der Platz da, weil eben die letzte Entscheidung von allem liegt bei uns im journalistischen Team. Und gut, wenn wir das jetzt irgendwie 100 riesige Geschichten machen, die niemanden interessieren, dann werden wir uns damit auseinandersetzen müssen, was das bedeutet. Aber ich glaube, daran glaube ich nicht, weil ich glaube, dass wenn man Geschichten gut erzählt, also wenn man auch die richtige Geschichte findet, um an ein Thema zu gehen, dann kann man die Leute zu fast jedem Thema führen.
Solmaz Khorsand
Ich komme ein bisschen zurück in deine Biografie, weil es, weil du, weil du hast ja schon startup Erfahrungen gemacht mit NZZ AT und also das war von, ich glaube im 2015 bis 2017 gab es die NZRT. Es war glaube ich, also eben als Projekt in Österreich gestartet und und die Schweizer sind da immer sehr streng, wenn Sachen offenbar nicht so funktionieren, wie sie sich das vorstellen, dass sie das dann eben nach zwei Jahren sofort abgedreht haben. Was hast du und ich erinnere mich, wie viel, ich meine, das mag auch an der Chefredaktion und am Team oder so gelegen sein, aber wie viel heme dem Produkt von Anfang an auch in der österreichischen Medienlandschaft entgegengeschlagen ist. Was immer passiert, immer wenn was Neues entsteht, gibt es mal sehr viel, sehr viel Skepsis und aber was hast du aus diesem Projekt gelernt, was richtig gemacht wurde und vor allem auch was falsch gemacht wurde? Welche Fehler, die man nicht wiederholen will?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Naja, also warum ich jetzt noch mal zugesagt habe, war vor allem auch deshalb, weil es die aussieht, dadurch, dass wir die Technik übernehmen aus Dänemark und auch das Kampagnen Know how und überhaupt extrem viele Erfahrungen, starten wir nicht von null. Also bei NZZ hatten wir ganz stark am Anfang vor allem das Problem, dass wir mit unserem Journalismus gar nicht durchgekommen sind, weil wir irgendwelche Login oder was weiß ich was Probleme hatten. Also bis das alles richtig gut funktioniert hat, auch technisch, hat es einfach gedauert. Das ist völlig normal, aber es hat uns viel Zeit und Energie gekostet. Dann glaube ich, gab es doch, wie formuliere ich das jetzt diplomatisch, einen relativ großen kulturellen Unterschied in der Unternehmenskultur zwischen Mutterschiff und Spin off. Das Timing war sicher schwierig, weil damals, es war kurz bevor fast ganz viele österreichische Medien dann auch Paywalls eingeführt haben. Also wir waren eine der ersten, soweit ich mich jetzt richtig erinnern, die irgendwie mit harten Paywalls operiert haben oder ziemlich harten Paywall.
Also es war, es wollte relativ viel auf einmal, also ein liberales Medium etablieren und gleichzeitig ein online und ein zu bezahlendes. Aber gleichzeitig für mich war das auch eine unglaublich wichtige Zeit. Also ich kam ja quasi als Journalistin von einem deutschen Medium, war immer so ein bisschen außen vor im österreichischen Journalismus und ich habe dort ganz extrem viele tolle Kollegen und Kolleginnen kennengelernt, mit denen ich bis jetzt im engen Austausch bin und diese Zeit schweißt auch irgendwie zusammen und man lernt unglaublich viel. Also ich möchte es auch nicht missen.
Solmaz Khorsand
Bei NZZ AT hatte ich mir noch gedacht damals, das ist ja eigentlich nicht nur bei NZZ, aber auch bei Addendum später und dass das immer so die Zielgruppe war, immer diese kaufkräftige alte Männer Elite, die halt die Kohle haben, dass sie das zahlen.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also das ist jetzt sicher auch ein Unterschied also ich glaube, bei NZZ, ein Thema, wo ich sozusagen uns auch als journalistisches Team, glaube ich, das aus meiner Sicht falsch war, je mehr dann im laufenden Prozess sozusagen die Ressourcen geschwunden sind, desto mehr haben wir auf Meinung gesetzt. Und ich glaube, Meinung gibt es einfach extrem viel. Also das ist ja auch nicht verwunderlich. Man versucht irgendwie Aufmerksamkeit zu generieren. Es geht halt schneller als aufwendige Geschichten zu recherchieren. Aber ich glaube, von dem gibt es halt viel. Und das ist auch etwas, was ich irgendwie an jetzt so spannend finde, dass man sich mehr aufs Verstehen konzentriert und auf die Recherchen, auf das verstehen, was ist und warum es passiert und das beurteilen.
Es gibt genug Leute, die das machen und ich glaube, das können die Leute auch gut selber.
Solmaz Khorsand
Bevor ich zu meiner letzten Frage komme, möchte ich nur noch kurz noch mal den Titel des Mediums, weil es mich gestört hat, weil ich mir gedacht habe, warum jetzt? Weil es ja auch derselbe Name vom Jugendmagazin der SZ ist, also ob man das nicht vor dem Launch noch hätte ändern können in einen anderen. Also warum ist man so an diesen Namen gehangen?
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Also den Namen jetzt gab es, bevor ich dazugekommen bin. Es ist ein sozusagen, es geht darum zu sagen, eine gewisse Urgenz zu transportieren und der ist fix. Ich glaube, Namen sind was ultra subjektives und da kann man ganz viel drüber diskutieren. Eine der erfolgreichsten Geschichten von Zetland war übrigens, wie unser Vorname unser Leben prägt. Also ich glaube, da könnten wir jetzt endlos drüber debattieren, was ist ein guter Name für ein Medium, um wen fällt was und was transportiere ich und womit erreiche ich wen. Aber jetzt steht fest und es wird jetzt sein. Und glaube ich eben.
Solmaz Khorsand
Jetzt komme ich zu meiner letzten Frage, was ist denn dein Traum? Also wo jetzt dann in zwei, drei Jahren sein soll? Also weil ich erinnere mich immer, bei Datum war es immer so, okay, wir wollen quasi die österreichische Antwort auf den Atlantic, auf den New Yorker sein und so. Und quasi, dass man das dann irgendwann in zwei, fünf, 10 Jahren ausländische Medien zu jetzt kommen und sich euch anschauen oder was ist so quasi.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Ach so, über sowas habe ich gar nicht nachgedacht. Also ich werde mich auch hüten, irgendwelche zu sagen, wir sind der Soundso von Österreich. Also mein Traum ist, dass wir ein richtig gut ausgestattetes Team haben von. Also die Idee bei jetzt ist ja, dass wenn wir mehr als Mitglieder, die brauchen wir ungefähr, um das jetzige geplante Team von 10 bis 12 Leuten sozusagen, um den laufenden Betrieb finanzieren zu können. Und alles danach soll wieder in den Ausbau der Redaktion fließen. Und Mein Traum ist, dass wir stetig wachsen und damit auch.
Die Dänen haben gar nicht den Output erhöht. Und damit nicht den Output erhöht, sondern den Output verbessern. Also dass wir einfach mehr große, gut erzählte Geschichten machen können, dass wir, weiß ich nicht, noch Leute dazu holen, die sich über Illustration, über am Klang arbeiten, dass wir uns vielleicht leisten können, noch länger dran zu sitzen oder irgendwo hinzu fliegen oder. Ja, also einfach in die Geschichten investieren. Das ist mein Traum, dass wir mehr Ressourcen für richtig coole Geschichten haben.
Solmaz Khorsand
Dann wünsche ich euch viel Glück. Ich freue mich ja jedes Mal, wenn ein seriöses Medium auf den Markt kommt, das noch an den guten alten Journalismus glaubt. Wenn auch im neuen Gewand.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Genau, die alten Regeln gelten weiter. Wir versuchen sie nur ein bisschen mit neuem Klang sozusagen erfüllen.
Solmaz Khorsand
OK, vielen dank Elisalex für deine Zeit.
Elisalex Henckel-Donnersmarck
Danke dir, Solmaz.
Autor:in:Redaktion Ganz offen gesagt |