Bühneneingang
Weltpolitik, Skandale, queere Revolutionen: Ein etwas anderer Blick auf den Eurovision Song Contest - mit Florian Wagner

Jahr für Jahr hält ein Gesangswettbewerb der Gesellschaft den Spiegel vor - und das hat kaum mit den dargebotenen Liedern zu tun. Hinter der Fassade einer grellen Musikshow wurde der Eurovision Song Contest sukzessive zum Politikum. Kriegerische Konflikte, Minderheitenrechte, Verbote von politischen Symbolen, umstrittene Protagonist:innen und symbolschwangere Auftritte zwischen Befreiungskitsch und Nationalismus: All diese Facetten schwingen mit, wenn das Eurovisionslogo einen weiteren Song Contest Abend einläutet. Florian Wagner ist Kurator am Haus der Geschichte Österreich und Song Contest Experte. Sein Hintergrundwissen hilft, das Phänomen Eurovision Song Contest besser zu verstehen.

Fabian Burstein
Hallo und herzlich willkommen am Bühneneingang. Mein Name ist Fabian Burstein, ich bin Kulturmanager und Autor und in diesem Podcast zeige ich euch den Kulturbetrieb von innen, so wie er wirklich ist. Mein heutiger Gast ist Florian Wagner. Als Kurator am Haus der Geschichte Österreich widmet er sich insbesondere den Themen Theater, Filmmusik und Fernsehen. Ob dieser Schwerpunkte liegt es nahe, dass er als Spezialist für die bewegte Historie des Eurovision Song Contest gilt. Er er begleitet dazu Fokusführungen und hat auch am Sammelband Eurovision Song Contest eine kleine Geschichte zwischen Körpergeschlecht und Nation mitgeschrieben. Wir sprechen heute darüber, wie ein scheinbar simpler Gesangswettbewerb zu einem europäischen Phänomen zwischen Politik, Skandalen und queerer Befreiung werden konnte.
Lieber Herr Wagner, schön, dass Sie uns am Bühneneingang besuchen.

Florian Wagner

Ja, danke für die Einladung.

Fabian Burstein
Es geht heute nicht, oder sagen wir mal, nicht nur um Glitzer und Musik, sondern auch um Weltpolitik im Gewand einer Gesangsshow. Bevor wir uns hier vertiefen, eine kurze Einordnung für unsere Hörerinnen und Hörer. Sie sind ja studierter Theaterwissenschaftler und eben Mitarbeiter am Haus der Geschichte, das ist ein historisches Universalmuseum ist. Was hat Sie dazu bewogen, sich gerade mit diesem Spezialthema zu beschäftigen?

Florian Wagner
Ich fand es insbesondere interessant, anhand von in diesem Fall einem popkulturellen Thema Geschichte zu erzählen. Man hat jetzt den Song Contest seit 1956, es ist ein gesamter europäischer Wettbewerb. Es gibt eine große Zahl an Beiträgen aus verschiedenen Ländern, auch aus Österreich. Und das interessante war, dass obwohl es jetzt im Haus der Geschichte keine Sonderausstellung über den Song Contest gibt, es anhand der Hauptausstellung, in der Geschichte von 1918 bis in die Gegenwart präsentiert wird, sehr gut möglich war, anhand von einzelnen Objekten und Stationen einerseits Song Contest Geschichte zu erzählen und andererseits aber durch diesen Resonanzraum des Song Contests auch ganz viel über österreichische und europäische Geschichte zu erzählen.

Fabian Burstein
Das heißt, man lernt anhand der Phänomene der Künstlerinnen, der Reaktionen zu den Künstlerinnen des Umfelds wirklich, wie Geschichte funktioniert hat und was zu der jeweiligen Zeit gerade die Menschen umgetrieben hat. Habe ich das richtig verstanden?

Florian Wagner
Ich würde sogar noch weitergehen. Also wenn wir gleich uns z.b. diese beiden Song Contests anschauen, die in Österreich stattgefunden haben, 1967 und 2015, lernt man noch ganz viel über die Art, wie sich einzelne Länder, in diesem Fall Österreich, repräsentieren und wie sich diese Repräsentation über die Jahrzehnte auch verändert hat. Das heißt, das ist einmal die künstlerische Ebene, es ist die austragungsortebene, es ist die rezeptionsebene, und es gibt eigentlich ganz viele Verbindungen, die sich da im Song Contest herstellen lassen.

Fabian Burstein
Das ist gleich ein spannender punkt, den ich nicht am Zettel hatte. Wie hat sich die Repräsentation verändert zwischen diesen zwei Jahren? Der erste war nach dem Sieg von Udo Jürgens mit Merci Chéry. Das heißt, wann war das noch einmal?

Florian Wagner
Also Udo Jürgens hat 1966 gewonnen und 1967 hat dann Österreich die Möglichkeit bekommen, den Song Contest auszutragen, weil dieses Recht steht ja immer dem Sieger des Bewerbs zu. Und dann ist natürlich schon mal die Frage, wenn man jetzt den Song Contest austragen soll, wo soll denn der stattfinden? Und man hat sich damals für die Wiener Hofburg, in der sich auch heute das Haus der Geschichte befindet, entschieden. Und das ist eine interessante Entscheidung, weil wenn wir in die erste Republik zurückgehen, gab es ja zunächst eigentlich gar nicht so eine starke Habsburger Nostalgie. In der zweiten Republik wurde diese Habsburger Nostalgie aber geradezu staatstragend. Und es hat auch ganz viele Dimensionen von Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit, weil es natürlich jetzt darum ging, irgendeine große, weiter zurücklegende Vergangenheit stark zu machen. Und es gibt ja dieses interessante Phänomen, dass dann spätestens nach 1945 eigentlich alle Gebäude, in denen Regierungsinstitutionen in Österreich sitzen, Gebäude aus der Habsburger Monarchie sind.
Also zuletzt dazugekommen die Hofburg als Amtssitz des Bundespräsidenten. Und auch wie man dann den Song Contest ausrichten durfte, hat man sich für so ein Gebäude aus der Habsburger Monarchie entschieden, nämlich wieder die Hofburg. Und wenn man sich jetzt anschaut, wie Österreich da inszeniert wurde, hat man die ganz klassischen Zutaten, nämlich einmal die Wiener Sängerknaben, die dort auftreten. Man hat dann Strauß Walzer, man hat dann auch von Udo Jürgens dirigiert, Messicherie als Walzer Arrangement. Das heißt, man geht da gleich in dieses hochkulturelle auch ganz stark hinein. Und selbst wenn man sich so pausenfüllende Kamerafahrten anschaut, merkt man, da wird eigentlich die Monarchie reinszeniert. Also da gibt es so eine Kamerafahrt, die dann auf den Doppelkopfadler, der sich da im Festsaal der Hofburg auch noch an der Wand befindet, irgendwie heranzoomt.
Und es ist quasi eine Erzählung von Vergangenheit, von einer großen Vergangenheit. Und gleichzeitig ist es aber auch eine Inszenierung von Weltoffenheit. Und das ist gerade in diesem Widerspruch eigentlich recht spannend, weil diese Weltoffenheitsinszenierung damals eine ganz starke Inszenierung von Mehrsprachigkeit war. Das heißt, es gibt so ein bisschen eine skurrile Anekdote. Die Moderatorin Erika Wahl hat damals den Song Contest eingeleitet mit einer Begrüßung in insgesamt sechs verschiedenen Sprachen. Und es war jetzt nicht nur eine Begrüßung wie Hallo, guten Abend, sondern sie hat eigentlich auch so den Abend ein bisschen erklärt. Es hat über 5 Minuten gedauert und es war wirklich so eine mehrfache Unterstreichung von Österreich mit dieser großen Vergangenheit ist heute ein Brückenbauer zwischen Ost und West. Und sie hat sich dann am Ende dieses Begrüssungsstatements sogar noch entschuldigt bei all den Ländern, deren Sprachen sie leider nicht spricht und hat versprochen, dass wenn der Song Contest noch einmal in Österreich stattfindet, sie bis dahin weitere Sprachen gelernt haben wird.
Also es ist fast schon ins Absurde eigentlich gekippt, dieser Versuch einer Österreich Repräsentation im Jahr 1967.

Fabian Burstein
Das ist interessant. Also wir reden hier nicht von symbolischer Politik, sondern eigentlich von symbolischer Geschichte und Geschichtsrepräsentation. Das heißt, man hat die näher liegende Geschichte rausgeschnitten, hat gesagt, man zitiert die KuK Ära und das ist das Bild, mit dem man dann nach draußen gehen will. Wie, wenn man das so vor sich hat, wie hat sich das dann weiterentwickelt zum zweiten Austragungsjahr? Das war dann nach Conchita Wurst, das heißt, von welchem Jahr sprechen wir hier nochmal? Von.

Florian Wagner
Also das zweite Mal war der Song Contest 2015 in Österreich, eben nach dem Sieg von Conchita Wurst. Und jetzt könnte man sich denken, da hat sich ganz viel verändert seitdem. Jetzt hat sich aber eigentlich recht wenig verändert, sondern die Repräsentation, was die Monarchie betrifft, ist sehr ähnlich geblieben. Also Austragungsort war jetzt nicht mehr die Hofburg, weil die ist einfach zu klein für diese Dimensionen, in denen der Song Contest heute stattfindet, sondern die wiener Stadthalle. Wenn man sich aber jetzt die ersten 5 Minuten dieser Übertragung anschaut, sieht man gleich ein klassisches Musikorchester, man sieht Schloss Schönbrunn, man sieht alle möglichen Versatzstücke wieder dieses alten habsburger Prunks. Die Weltoffenheitsinszenierung ist auch geblieben, die hat sich aber so ein bisschen verändert. Also da hat man gemerkt, es geht jetzt mehr um unterschiedlichste Formen von Diversität, es geht auch viel stärker um Queerness.
Dieses Mehrsprachigkeitsthema war zwar in den Moderationen auch da, aber es hat nicht mehr diese Mehrfachunterstreichung gehabt. Und man hat auch gemerkt, mit dieser Queerness kommt eigentlich auch so ein bisschen ein ironischer Bruch hinein, weil wenn man sich ganz genau anschaut, wie dieser Song contest begonnen hat, sieht man zunächst einmal dieses Intro mit der Erosionsmelodie ist ja quasi ein Stück des Barocks, das da quasi zur Eurovisionsmelodie wurde und dann wird quasi gleich umgeschalten auf die Ouvertüre von Figaros Hochzeit und da hat man ja diesen Bruch in Bezug auf diese habsburger Nostalgie, weil ja Figaros Hochzeit ein Stück über einen übergriffigen Adeligen ist, also eigentlich da fast so ein bisschen eine gegenläufige Tendenz hat. Aber das wurde natürlich nicht ausgesprochen jetzt in der Form, aber man merkt, da wird ganz viel zusammengemischt, die quasi bei einer Oberflächenbetrachtung so eine sehr repräsentative österreichische Repräsentation noch immer macht, die aber dann im Detail ironisch gebrochen wurde.

Fabian Burstein
Glauben Sie eigentlich jetzt im Angesicht ihrer Analyse, dass sich diejenigen, die den Song Contest inszenieren, genau solche elaborierten Gedanken machen oder ist es dramaturgische Intention, dass man es einfach so macht?

Florian Wagner
Das ist eine gute, weil auch sehr schwierig zu beantwortende Frage, weil es gibt natürlich ganz viele Leute, die involviert sind in so einen Song Contest und ob da jetzt quasi jemand diese bewussten, subversiven Gedanken hat, ich denke schon, weil es wäre ein interessanter Zufall, wenn nicht. Aber man kann es glaube ich, ganz gut auch aufdröseln anhand dieser Frage österreichischer Beiträge. Und da gibt es oft diese interessanten Ungleichzeitigkeiten.
Also wenn man z.B. ans Jahr 1986 denkt, Waldheimer Fähre, im gleichen Jahr schickt Österreich eine jüdische Sängerin zum Song Contest, wenn wir ans Jahr 2000 denken oder dann auch später, in die er in dem Jahr, in dem jeweils eine schwarz blaue Regierung angelobt wurde, hat Österreich schwarze Künstlerinnen geschickt zum Song Contest. Also es hat immer dann diese Ebene. Man kann es subversiv lesen, man kann sagen, das ist vielleicht ein antifaschistisches oder antirassistisches Statement, man kann es aber auch so lesen, dass es irgendwie vielleicht was von einer Image Politur hat, dass es eigentlich beschönigend ist, was jetzt quasi den Antisemitismus und Rassismus in Österreich betrifft. Deshalb würde ich sagen, man kann es nicht ganz schlüssig beantworten. Mein Verdacht ist schon, dass da auch Leute dabei sitzen, die eigentlich subversive Statements machen wollen und die das dann wahrscheinlich irgendwie in einem diskursiven Prozess durchbringen oder auch nicht.

Fabian Burstein
Ihnen ist aber nicht bekannt quasi aus der Community, dass es da Historikerinnenbeiräte gäbe, die die quasi beraten auf der Symbolebene, wie man gewisse Zeichen setzen könnte, die sich dann in der geschichtlichen Achse als zuträglich oder gut lesbar herausstellen könnten?

Florian Wagner
Also ich glaube nicht dezidiert, aber man hat ja gewisse Freiheiten, wenn man im künstlerischen Feld tätig ist. Also wenn man es jetzt anhand des ORF z.B. aufmacht, ich denke es wäre relativ unwahrscheinlich, dass Conchita Wurst irgendwann zib Moderatorin geworden wäre. Aber im Kontext des Song Contests ist viel mehr möglich, auch mit dieser Prämisse, dass es ja eigentlich ein apolitisches Event ist. Deshalb muss man da quasi jetzt auch nicht so streng draufschauen. Und deshalb kann man, glaube ich, in diesem Kontext oft, wenn man es klug anlegt, Kritik üben und Positionen hineinbringen, die vielleicht in einer Nachrichtensendung jetzt gar nicht mehr Teil des Diskurses sein können, weil sie quasi schon zu weit jenseits davon sind.

Fabian Burstein
Wir waren ja jetzt so ein bisschen hauptsächlich auf der österreichischen Ebene. Wir haben uns angeschaut, wie kann man das durch die rot weiß rote Brille lesen. Der Song Contest war ja aber von Anfang an viel mehr als ein Musikwettbewerb, nämlich ein Referenzrahmen für Weltpolitik, schlicht und ergreifend. Wie hat sich das im Laufe der Jahrzehnte in dem Wettbewerb widergespiegelt?

Florian Wagner

Also im Jahr 1956 würde ich sagen, dass das tragende weltpolitische Thema der kalte Krieg war. Es gab damals ja dann auch zwei Rundfunkunionen, eine quasi für die Warschauer Paktstaaten und eine für den Westen, die European Broadcasting Union, die bis heute den Eurovision Song Contest austrägt. Und der Song Contest war zunächst eigentlich so ein sehr exklusiv und wirklich im engeren Sinne westeuropäisches Event. Und das hat sich dann aber mit der Zeit verändert. Also dann gab es mal die Geschichte mit den blockfreien Staaten. Also Jugoslawien hat ja, obwohl es ein sozialistischer Staat war, am Eurovision Song Contest teilgenommen. Gerade an dieser Song Contest 1967, da ging es ja auch darum, diese Brücken zu bauen.
Und da wurde auch von der Intervision, das ist quasi die osteuropäische Rundfunkunion, wurde der Song Contest übernommen und auch in den Warschauer Paktstaaten ausgestrahlt. Und wenn man jetzt aber sich die European Broadcasting Union genau anschaut, darf man, glaube ich, nicht den Fehler machen, dass man da quasi in so eine Dichotomie hineinkommt und sagen, ja, okay, die European Broadcasting Union, die steht quasi für die liberale Demokratie, weil auch da gab es zahlreiche autoritäre Staaten, die beim Song Contest vertreten waren. Es war ja so, dass nach 1945 Spanien und Portugal weiterhin faschistische Diktaturen waren und die haben dennoch auch am Song Contest teilgenommen. Und gerade bei Portugal hat der Song Contest ja dann auch eine sehr prominente Rolle gehabt, dass es darum ging, diese rechte Diktatur zu stürzen.

Fabian Burstein
Für mich war ja immer sehr auffällig, dass es gerade bei kriegerischen Konflikten spürbare Einflüsse auf den Song Contest gegeben hat. Also wie ich ein Kind war, für mich war sicher ein prägendes Erlebnis der jugoslawienkrieg und ein Resultat des Jugoslawienkriegs war natürlich, dass sich das Teilnehmerfeld beim Song Contest verändert hat, dass dann ab einem gewissen Zeitpunkt Jugoslawien als Teilnehmer nicht mehr da war etc. Gibt es noch mehrere kriegerische Ereignisse, die man unmittelbar am Song Contest ablesen kann?

Florian Wagner
Ich würde gleich mal mit Jugoslawien noch einsteigen, weil ich finde, es ist ein sehr spannender Fall, weil Jugoslawien hat im Jahr 1989 den Song Contest gewonnen und der Song Contest 1990 wurde ja dann in Jugoslawien ausgetragen, also ganz knapp bevor dieser schreckliche Krieg dann ausgebrochen ist und eigentlich in so einem historischen Vakuum vielleicht, in so einem historischen Möglichkeitsraum. Und wenn jetzt mich jemand, der gerade Geschichte studiert, fragt, über welchen Song Contest könnte man denn gut eine Seminararbeit schreiben, dann sage ich immer der Song Contest 1990, weil da hat man wirklich den Song Contest als Resonanzraum der politischen Möglichkeiten, die jetzt dann plötzlich offen gestanden ist. Also der Song Contest 1990 fand jetzt eine Zeit statt, da hat die DDR noch existiert, es hat die Sowjetunion noch existiert, die Mauer ist aber gefallen, der eiserne Vorhang wurde abgebaut und man wusste noch nicht, wie wird das jetzt weitergehen. Und wenn man sich diese Beiträge anschaut, hat man da ganz viele Liedtexte, die sich für offene grenzen aussprechen. Ein Europa ohne grenzen. Österreich hat damals mit Simone einen Beitrag geschickt, keine Mauern mehr. Und dieser Song Contest 1990 hatte eine ganz starke utopische kraft.
Also da hat man wirklich gesehen, was war zu diesem Zeitpunkt vorstellbar. Wenn man sich die Situation heute anschaut, sieht man, es sind eigentlich ganz viele neue Grenzen in Europa dazugekommen. Gerade die europäischen Außengrenzen gehören zu den tödlichsten Grenzen der Welt. Und eigentlich hat sich dieser utopische Raum, der dann 1990 sichtbar wurde, wieder geschlossen. Und wenn wir jetzt quasi mehr in die Gegenwart gehen, merkt man natürlich, dass ganz viele Konflikte sich auch irgendwie im Song Contest abbilden. Also sei es der Russland Ukraine Konflikt, sei es der Nahostkonflikt, auch die ganze Situation um Aserbaidschan, Georgien, Russland wirkt sich immer wieder auf unterschiedliche Art auf den Song Contest aus.

Fabian Burstein
Wie konkret? Weil vielleicht haben wir ja Hörerinnen und Hörer, die nicht Song Contest schauen und eigentlich keine Ahnung haben, was das für konkrete Auswirkungen hat.

Florian Wagner
Ich würde noch so ein bisschen einen größeren Bogen machen, weil in den er Jahren gab es ja dann diese, würde ich sagen, entgrenzte Situation, wo dann auch das Teilnehmerfeld immer größer geworden ist. Und in den letzten Jahren haben wir jetzt wieder so ein bisschen die gegenläufige Tendenz. Also z.B. Russland ist nicht mehr beim Song Contest, Weißrussland ist nicht mehr beim Song Contest, Ungarn ist nicht mehr beim Song Contest, die Türkei ist nicht beim Song Contest. Und das waren ja alles Staaten, die lange Jahre teilgenommen haben an diesem Bewerb und die sich dann freiwillig oder nicht so freiwillig zurückgezogen haben. Und die Frage in Bezug auf diesen Rückzug ist, finde ich, recht spannend, weil da ist der Verdacht ja oft, es geht eigentlich um den Song Contest als queeres Event und damit haben die Machthaber in diesen Staaten ein Problem und deshalb machen sie beim Song Contest nicht mit. Und ich glaube, das stimmt auch zu einem hohen Grad.
Aber ich glaube, ein Faktor wird immer so ein bisschen übersehen, weil wenn man jetzt sagt, der Song Contest als queeres Event, dann würde das ja immer noch gut in das Narrativ dieser Herrscher passen, die ja immer den Westen imaginieren als diesen queeren Ort, während sie quasi ihre Staaten imaginieren als quasi Orte der zweigeschlechtlichen Heterosexualität. Und ich glaube, dass eigentlich das Voting da der viel zentralere Faktor ist, weil wir haben das ja bei Conchita Wurst gesehen, es gibt ja das Publikumsvoting und das Jury Voting und die werden kombiniert. Und gerade das Publikumsvoting hat dazu geführt, dass dann am Ende die Repräsentantinnen von Ländern wie Russland oder Ungarn dastehen mussten und verkünden mussten, ja, es gibt Punkte für Conchita Wurst, weil scheinbar haben sehr viele Leute in Russland und Ungarn angerufen für Conchita Wurst. Und das ist dann, glaube ich, das viel unangenehmere, dass einfach der Song Contest einerseits auch eine Möglichkeit ist, Protest gegen dieses Weltbild dieser Staatsmänner auszudrücken und andererseits aber auch eine queere Sichtbarkeit ermöglicht, weil es doch sehr niedrigschwellig ist, dann das Handy zu nehmen und einfach für Acts wie Conchita Wurst anzurufen.

Fabian Burstein
Das ist eine sehr interessante Perspektive. Das heißt, totalitäre Systeme fürchten weniger die Inszenierung an sich, weil sie die gegebenenfalls ja auch als Proof of Concept verwenden könnten, nach dem Motto, schaut euch an, was da getrieben wird, ist doch irgendwie klar, dass das nicht erstrebenswert ist. Sie fürchten laut ihrer These viel mehr die Reaktion ihrer Bevölkerung, die dann über das Voting kundtut, na Moment einmal, so schrecklich finden wir das gar nicht. Im Gegenteil, wir solidarisieren uns damit. Habe ich das richtig verstanden?

Florian Wagner
Ja, und ich glaube, es kommt auch zusätzlich noch ein Faktor dazu, gerade in Bezug auf Russland ist es ja auch diese Geschichtsvergessenheit und sowohl nämlich in Bezug auf die nähere Vergangenheit, als auch auf die weitere vergangenheit bei der näheren Vergangenheit, einfach dieser Faktor, dass in den Nullerjahren Russland ja selbst zwei Lesben zum Song Contest geschickt hat und natürlich bei jeder TaTu, oder? Genau, TaTu. Und bei jeder Best of Song Contest Reihe, die ja dann immer abgespielt wird, halt wieder auch diese beiden auftauchen. Und das sieht man ja, da gab es offensichtlich auch vor nicht allzu lang langer Zeit eine größere Offenheit. Und ich glaube, dieses große Verdrängte in der russischen Geschichte ist ja auch, dass Russland kurz nach der russischen Revolution eines der ersten Länder war, die homosexuelle Kontakte legalisiert, also entkriminalisiert haben. Und da er eigentlich ein progressiver Vorreiter war und der Stalinismus war es dann, der diese Sachen und diese gesellschaftspolitisch progressiven Sachen aus der russischen Revolution wieder zurückgedrängt hat. Und diese Geschichte gilt es natürlich jetzt auch zu verdrängen.

Fabian Burstein
Interessant, wir haben jetzt über politische Botschaft dadurch gesprochen, dass Texte auf die eine oder andere Weise in Songs Hoffnungen signalisieren. Wir haben darüber gesprochen, dass einzelne Länder hinzukommen oder sich zurückziehen. Gibt es eigentlich auch den Fall, wo Länder den Song Contest als Plattform für politische Botschaften missbraucht haben?

Florian Wagner
Also ich bin schon mal vorsichtig beim Satz missbrauchen, weil das Interessante an dieser Anordnung beim Song Contest ist ja immer diese Behauptung, man sei ein unpolitisches Event. Und gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde das ja auch dann immer stärker ins Reglement reingeschrieben, weil man gesehen hat, kein Event ist so politisch wie ein Event, von dem man behauptet, dass es unpolitisch ist. Und gerade in der Geschichte des frühen Fernsehens war das ja auch immer dieser Anspruch, das Fernsehen hat unpolitisch zu sein. Und das war es natürlich dann im Endeffekt nie. Deshalb würde ich eher sagen, es gibt unterschiedliche Strategien, den Song Contest zu nutzen, um Botschaften zu platzieren. Und da würde ich gleich mal wieder nach Österreich zurückgehen, weil Österreich hatte natürlich in den er Jahren, ist man dann 1957 zum ersten Mal beim Song Contest, war ja auch gewissermaßen ein Imageproblem aufgrund der jüngeren politischen Vergangenheit, also der nationalsozialistischen Vergangenheit. Und man kann am Song Contest eigentlich sehr gut ablesen, wie dann so, ich würde es mal bezeichnen als post nationalsozialistische Ästhetik funktioniert, weil diese frühen österreichischen Song Contest Beiträge, ohne dass sie jetzt so direkte politische Botschaften ausgesprochen haben, eigentlich ganz stark davon gelebt haben, dass sie sich irgendwie klein machen, dass sie versuchen niedlich zu wirken, dass sie versuchen unschuldig zu wirken.

Fabian Burstein
Also quasi eine Antithese zu Leni Riefenstahlfilmen.

Florian Wagner
Genau. Also und man sieht das ja auch durchaus in den österreichischen Filmen, wenn man sich Sissi anschaut, da hat man ja auch dieses klein niedlich sein. Und der erste österreichische Beitrag beim Song Contest 1957 hatte den bezeichneten Titel Wohin, kleines Pony?

Fabian Burstein
Wer hat das gesungen, habe ich noch nie gehört.

Florian Wagner
Bob Martin hat das gesungen. Und es geht halt, also der Text ist, wohin, kleines Pony, sollst du reiten? Also es ist auch so die Frage einer Richtungsbestimmung. Man merkt aber auch, der Blick ist nach vorne gewandt, geht um die schönen Wiesen und die schönen Felder und mit dem, was hinter uns liegt, mit dem wollen wir uns dann lieber nicht beschäftigen, weil das ist vielleicht nicht so schön.

Fabian Burstein
Das Pony reitet nicht im Rückwärtsgang.

Florian Wagner
Genau, ja.

Fabian Burstein
Sie haben ja gesagt, und das finde ich auch immer auffällig, dass die European Broadcasting Union, so heißt es, glaube ich, ja immer betont und raushängen lässt, dass das ja alles unpolitisch sei. Im Umkehrschluss, wie geht sie dann mit politisch aufgeladenen Beiträgen um? Gibt es da irgendeine Form von Zensur? Wird das vorher gescreent? Und wenn die politische Botschaft erkennbar ist, darf das nicht antreten? Wie wird das gelebt, diese Positionierung?

Florian Wagner
Ja, also ich glaube, ein Beispiel, also grundsätzlich sind diese Beiträge schon vorher bekannt, einige Monate, und die werden dann schon von der European Broadcasting Union geprüft. Und so ein Beispiel, das z.B. nicht durchgegangen ist, wäre der Beitrag We don't wanna put in. Da haben wir gesagt, okay, das ist irgendwie, auch wenn jetzt Putin nicht direkt genannt ist, sondern put in, das ist zu viel, das passiert nicht. Ein anderes Beispiel, und da würde ich sagen, das ist wirklich ein Negativbeispiel, war der Song Contest letztes Jahr, der, finde ich, auf so einer Antisemitismus Ebene einfach extrem eskaliert ist und wo ganz viel antisemitisches Mobbing, das gegen die israelische Teilnehmerin dort praktiziert wurde, auch von den anderen Teilnehmerinnen einfach zugelassen wurde von der European Broadcasting Union. Also man hat es dann nicht geschafft, rechtzeitig ein Zeichen zu setzen und haben gesagt, stopp, also das geht nicht. Man kann nicht quasi politische Konflikte auf dem Rücken einer Teilnehmerin aushandeln.
Und ich glaube, da ist man auch mittendrin in diesem Problemfeld, dass man halt durch diese Behauptung des Apolitischen dann oft nicht adäquat reagieren kann, wenn eben das dann in so ein Mobbing ausartet, das quasi auch noch im Fall vom Antisemitismus ja immer mit dieser moralischen Überlegenheit daherkommt und gleichzeitig aber auch immer sich die Antisemiten und Antisemitinnen ja in seine Opferposition begeben und eigentlich aus seiner Logik herausarbeiten, sie würden angegriffen werden und handeln aus Not wären. Das konnte man, wenn man sich jetzt mit Antisemitismusforschung ein bisschen beschäftigt hat, beim letzten Song Contest eigentlich extrem gut ablesen. Und gleichzeitig aber auch diese Unfähigkeit, das zu benennen.

Fabian Burstein
Dass es beim letzten Song Contest, also sprich beim Song Contest 2024 ja zu mehreren eskalativen Momenten kam. Das war ja offensichtlich, das war ja auch wirklich in der Show sichtbar. Gibt es da noch andere Beispiele in der Geschichte, wo man gemerkt hat, okay, da haben sie jetzt die Kontrolle darüber verloren, diese Trennlinie zu ziehen zwischen weltpolitischen Verwerfungen und Bühnenshow?

Florian Wagner

Ich glaube, so extrem wie letztes Jahr würde mir jetzt kein Beispiel einfallen. Aber mir fällt gerade noch ein weißrussischer Beitrag ein, der vielleicht auch so diesen was ist politisch und was ist nicht politisch Kontext so ein bisschen aufmacht. Weil Weißrussland ist mal beim Song Contest angetreten mit einem Song, der hieß i love Belarus. Und wenn man jetzt bedenkt, Weißrussland doch eine sehr schlimme Diktatur mit einer katastrophalen Menschenrechtslage und scheinbar diese pro nationalistischen Slogans, also die Liebe zu Belarus in dem Fall, zu erklären, das ist durchgegangen. Also das hat man gewähren lassen, die konnten mit dem Song antreten, sind dann im Halbfinale ausgeschieden. Und das zeigt schon auch diesen ganz seltsamen Politikbegriff, wo z.B. eben der Nationalismus plötzlich scheinbar keine politische Botschaft ist, aber andere Botschaften dann wiederum sehr schnell als politisch geframed wird.
Und da sind wir auch wieder bei Israel, weil Israel musste ja auch letztes Jahr den Text zu diesem Song ändern, weil es hieß, das sei halt zu sehr eine Anspielung auf die Ereignisse des siebten Oktobers, also auf den Hamas Überfall. Deshalb musste dieser Text und der Titel geändert werden. Umgekehrt war wenige Jahre zuvor mein Beitrag beim Song Contest, der sich quasi mit dem Schicksal der Krimtataren im zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt hat und quasi auch ganz klaren historischen und politischen Bezug gemacht hat. Und der hat ja den Song Contest sogar gewonnen.

Fabian Burstein
Jetzt habe ich ja mit ihnen eine interessante personelle Konstellation hier. Sie sind kulturwissenschaftlich sozialisiert und arbeiten in einem historischen Umfeld, also kennen beide Welten. Ganz ehrlich, wenn ich jetzt so ihre Herleitungen, die ich so im Detail auch wirklich nicht kannte, höre, kriege ich ein bisschen ein Problem mit dem Begriff der Freiheit der Kunst. Nämlich, dass ich permanent reingehe in die Texte und in die Äußerungen und nicht zulasse, dass eben eine künstlerische Bühne auch zum Austragungsort von Konflikten wird. Wie geht denn das zusammen, bitte?

Florian Wagner
Ich finde, das ist auch eine sehr spannende Frage und ich fürchte, ich werde wieder sehr weit ausholen in der Beantwortung.

Fabian Burstein
Nur zu.

Florian Wagner
Weil die Frage ist ja mit diesem Politikverbot, ist das eigentlich eine gute Sache? Also soll man dafür sein, dass das z.B. aufgehoben wird und man einfach sagt, man kann mit jeder Art von politischen Statement beim Song Contest auftauchen. Und wenn ich da jetzt ein bisschen weiter zurückschaue in die Theatergeschichte oder auch vielleicht insbesondere in die Musiktheatergeschichte, dann ist ja eigentlich so dieser Ausverhandlungsprozess oft was, was eigentlich wirklich spannende Kunst erzeugt. Also gerade eben, wenn die Kunst nicht total frei ist, hat man den Eindruck, dass dann oft viel interessantere und auch politisch radikalere Kunstwerke entstehen, weil die ja auch irgendwie an dieser, sei es jetzt die Theaterzensur in vergangenen Zeiten oder eben diesem Reglement im Song Contest quasi entweichen müssen. Und ich denke, also wir haben ja schon kurz über Figaros Hochzeit geredet und das ist für mich immer so dieses Standardbeispiel, wo ja das Theaterstück, das die Vorlage war, wurde verboten. Der französische König hat sogar gesagt, wenn man dieses Theaterstück erlaubt, dann könnte man gleich die Pastille abreißen.
Wenige Jahre bevor das dann tatsächlich passiert ist. Mozart und der Ponte sind ja dann hergegangen und haben diese ganzen politischen Konflikte, die in diesem Theaterstück drinnen waren, eigentlich in Konflikte zwischen den einzelnen Figuren umgewandelt. Und ich würde sagen, dass dadurch die Oper eigentlich das viel radikalere politische Werk ist. Und deshalb finde ich diese Frage mit der Freiheit der Kunst jetzt in Bezug auf den Song Contest zwar sehr spannend, ich tue mir aber sehr schwer, sie wirklich schlüssig zu beantworten, weil an und für sich wäre es natürlich auch gut, wenn man diese komische Doppelmoral mit dem manches politisches ist verboten, anderes politisches erlaubt irgendwie überwindet. Aber vielleicht macht es gerade auch irgendwie die innere Dynamik und die Kraft des Song Contests aus.

Fabian Burstein
Ich verstehe es richtig, es gibt eine Ambivalenz. Einerseits, dass man die Freiheit der Kunst gewährleisten muss, aber zum anderen, dass der Umstand, dass es da Restriktionen gibt, dazu führt, dass die Beiträge besonders raffiniert sind sozusagen.

Florian Wagner
Genau, im besten Fall.

Fabian Burstein
Im besten Fall. Sie haben das schon angedeutet, erwähnt, nämlich diese ganz starke Verbindung des Song Contests zur Guion Kultur und zur queeren Bewegung. Seit wann ist diese Tendenz erkennbar? Denn wenn ich mir alte Song Contest Aufnahmen anschaue, sehe ich darin eher altmodischen Schlager. Und wann kam der Moment, wo die queere Community das als Bühne identifiziert hat und auch sehr geschickt genutzt hat, um Ihr Lebensgefühl auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen?

Florian Wagner
Also ich würde sagen, dass das schon sehr früh der Fall war. Und in der Songertest Forschung wird meistens das Siegerlied von Jean Claude Pascal genannt. Das war Anfang der er Jahre.
Das Lied hieß wir die Liebenden. Also Jean Claude Pascal ist damals für Luxemburg angetreten beim Song Contest und der hat was sehr intelligentes gemacht, was eigentlich sehr gut an die letzte Frage auch anschließt, nämlich der hat ein Liebeslied geschrieben über zwei Personen, die Liebenden, und denen wird sehr viel in den Weg gelegt und ihre Liebe wird eigentlich die ganze Zeit irgendwie verhindert und sabotiert und es klingt doch irgendwie alles sehr repressiv. Und was er gemacht hat, ist, dass er einfach die Geschlechtsidentität dieser Liebenden offen gelassen hat. Das heißt, für die meisten Leute, die das an diesem Abend gehört haben, die haben sich wahrscheinlich genau das gedacht, eine konservative Musikveranstaltung, alle sind brav angezogen. Er selber hat dann aber später auch sehr klar gesagt, nachdem dieser Song bereits eigentlich so eine Rezeption auch in der queeren Community hatte, dass es schon immer ein Lied war, das von zwei Männern und von der Liebe zwischen zwei Männern gehandelt hat. Und da haben wir quasi noch so in the closet so ein sehr frühes Beispiel für Queerness beim Song Contest. Und ich denke, wenn man jetzt den Song Contest in Bezug auf sein Coming out befragt, dann sind wir irgendwann Mitte der er Jahre.
Also ich glaube, da war dann dieser Punkt erreicht, also mit Menschen wie Dana International, wo der Song Contest einfach auch in der breiten und nicht nur in der subkulturellen Wahrnehmung als queeres Event mehr und mehr geframed wurde. Ich würde jetzt dennoch auch wieder das Gegenargument ein bisschen aufmachen, weil wenn man sich jetzt den Song Contest anschaut, selbst im letzten Jahr, wo ja doch mehrere queere Nummern da war und dann auch eine queere Nr. Gewonnen hat, im Endeffekt ist es dennoch auch in der Logik des Song Contests sehr minoritär. Also wenn man sich die Songs anschaut, die von Liebe handeln, dann ist es doch eben meistens die Liebe zwischen Mann und Frau und wir sind eigentlich sehr in einem heteronormativen Kanon, aber es gibt eben doch auch die anderen Beiträge und deshalb denke ich mir, also um wieder so eine Brücke in die Oper zu machen, weil man heute in eine Oper aus dem achtzehnte Jahrhundert geht, kann es leicht passieren, dass man in einem viel queereren Event ist als beim Song Contest, wo die Mehrheit der Beiträge eben dann doch keine queeren Beiträge sind.

Fabian Burstein
Wie kann man sich eigentlich die hohe Akzeptanz beim Publikum erklären? Ist das wirklich Solidarität mit der queeren Community? Ist das einfach Zufall, weil genau diese Nummern die besten Nummern sind, oder ist es so eine Art Sensationalismus, dass man diese Inszenierungen besonders negativ, könnte man sagen, exotisch findet, im besten Fall besonders extravagant und sich deshalb aus rein, wie soll ich sagen, popkulturell leichtfüßigen Gründen dafür entscheidet, da zu voten.

Florian Wagner
Ich glaube, das alles ist der Fall. Also es ist wirklich die Mischung und es gibt sehr unterschiedliche Zugänge. Und gerade in Österreich hatten wir auch in den Nullerjahren mit FM4 dieses quasi zweite alternative Kommentar von Stermann und Grissemann. Und was die gemacht haben, ist eine maximale Ironisierung. Und in dieser Ironisierung liegt eine Distanz, die hergestellt wird, nämlich sowohl zu diesen generellen ästhetischen Überschreitungen beim Song Contest, als auch quasi dann zu diesen queeren Überschreitungen beim Song Contest. Und das ermöglicht dann quasi schon dieses distanzierte, verfügende. Man kann das irgendwie genießen, aber man macht sich auch darüber lustig.
Und genauso gibt es aber die ganz andere Rezeption, die einfach sagt, wir nehmen das wirklich ernst, das ist quasi ganz große Kunst und die dann eigentlich auch gar keine Distanz mehr zulässt. Und die finde ich ja oft sogar die interessantere und sympathische Rezeption ist, wenn Menschen dann eben wirklich brennen dafür und nicht dieses Bedürfnis haben, sich zu distanzieren von dem, was da passiert.

Fabian Burstein
Ja, das verstehe ich gut, weil die Grenzziehung zwischen Ironie und Zynismus ist oft eine sehr schwierige. Und Zynismus ist ja kein angenehmes Gefühl. Also ich sympathisiere auch immer mehr, wenn jemand aufrichtig begeistert ist von etwas und nicht das durch den Filter der ironischen Distanz betrachtet. Ich frage mich gerade mit dieser sukzessiven Sichtbarkeit der queeren Community, gab es da eigentlich auch Maßnahmen der Organisatoren, da entgegenzuwirken, oder hat man das bereitwillig zugelassen?

Florian Wagner
Also ich glaube, auch die Frage lässt sich nicht so eindeutig beantworten, weil es auch auf der Seite des engeren Kreises der Menschen, die wirklich organisatorisch in den Song Contest involviert sind, ganz unterschiedliche Stränge gibt. Und das war ja auch gerade mit diesen Rückzügen von einzelnen Staaten, die auch Mitglied der EBU sind, schon immer durch die Blume irgendwie gesagt, dass es auch ein Problem gibt quasi mit genau diesen queeren Beiträgen. Und umgekehrt gab es aber auch ein großes Wohlwollen. Und man hat es, glaube ich, wie man noch in dieser Phase war, wo man irgendwie Russland weiter unbedingt dabei haben wollte, da hat man schon gemerkt, dass es ein Unbehagen gab, z.B. wenn Regenbogenfahnen geschwenkt wurden während den russischen Beiträgen und dass man da quasi auch im Schnitt so ein bisschen eingegriffen hat und geschaut hat, dass es nicht so sehr sichtbar wird. Das heißt, es gab diese nivellierenden Tendenzen und dieses ein bisschen unsichtbar machen. Aber ich denke, es ist in dieser Form gar nicht möglich, weil, wie ich ja vorher schon gesagt habe, mit den er Jahren.
Der Song Contest ist eigentlich von Anbeginn an noch so ein queeres Event und ich würde das auch noch quasi so ein bisschen ausformulieren. Warum? Also jetzt nicht nur, weil es diesen einen frühen Siegerbeitrag gibt, sondern weil einfach dieses ganze Setting von man ist eigentlich in so einem ganz engen, konservativen Milieu, alle sind irgendwie schön brav angezogen, sie müssen da quasi jetzt mit Songs antreten und sie müssen aber trotzdem irgendwie auffallen, weil man möchte ja gewinnen, man möchte sichtbar sein. Und damit hat man eigentlich schon diese ganze Grundkonstellation von so einer Ästhetik, die quasi auch als Campästhetik bezeichnet wird vor Ort. Und da gibt es ja diese große theoretische Debatte. Ist jetzt Camp Ästhetik, Persianik, Vire Ästhetik oder ist es eine Ästhetik, die sich generell eigentlich aus Marginalisierungserfahrungen speist und dann quasi diese großen Gesten auf sehr engem Raum praktiziert.

Fabian Burstein
Gut, wir haben ja unser zweiter Sieg, unserer unter Anführungsstrichen, also der österreichische zweite Sieg war ja genau ein Beispiel dafür. Also das Conchita Wurst, das Lied hieß glaube ich Rise like a phoenix. Also auch im Titel schon dieser ganz große Befreiungspathos, sage ich jetzt einmal. Das ist ja eigentlich ein prototypisches Beispiel für dieses ästhetische Phänomen, oder?

Florian Wagner
Ja, auch wenn man sich die Performance anschaut mit diesem Conchita Wurst steht ja die ganze Zeit an einem Punkt und es ist eben dieses Rise, dieses größer werden. Und diese Größe, die wird ja durch die Technik praktiziert bei dieser Nr. Durch diese Video-Walls und dem, was dort eingeblendet wird. Und es ist ein Paradebeispiel natürlich für Camp Ästhetik. Und bei Conchita Wurst würde ich sagen, da waren dann schon Leute am Werk, die sehr genau wussten, was sie tun und die glaube ich auch diese ästhetischen Theorien in irgendeiner Form rezipiert haben. Aber das Interessante bei der Camp Ästhetik ist ja, dass sie oft irgendwie zufällig passiert. Also man hat den Eindruck, die Leute wissen eigentlich nicht, was sie tun, aber dieses Set des Song Contests produziert das irgendwie aus sich heraus immer wieder.

Fabian Burstein
Conchita Wurst bzw. Ihr Team, die haben das so gut gemacht, dass ja was passiert ist meiner Meinung nach, nämlich, dass die beste Song Contest Nr. Aller Zeiten zweiter geworden ist. Das waren die Common Linnets, hießen die glaube ich, mit Calm after the storm. Ich höre die Nr. Bis heute immer wieder mal, weil ich sie so großartig finde. Aber auch das ist Teil des Song Contests, oder?
Diese geschmäckerischen Diskussionen ob dieses mal besonders viele schlechte Nummern waren oder besonders viele gute Nummern oder ob eine Nr. Es quasi aus dem grauslichen Schlagerwettbewerb sogar in die Mitte der Indie Kultur schafft unter Umständen.

Florian Wagner
Ja, das war auch ein sehr gutes Beispiel, weil der Song ja auch bis heute in den Radioplaylists eigentlich viel stärker noch vertreten ist als Rise like a Phoenix, das man vergleichsweise selten im Radio hört, weil es vielleicht auch nicht diese Radiotauglichkeit hat. Auch in den er Jahren gab es ja dieses interessante Phänomen mit diesen italienischen Schlagern, mit Cantare, der auch nicht gewonnen hat den Song Contest, aber heute einer der ganz großen italienischen Klassiker Hordern, würde man sagen. Genau, also und das ist natürlich dann auch immer ein Glücksfall, in welchem Jahr man antritt, wie das Feld im jeweiligen Jahr ist. Auch in dem Jahr, wo Udo Jürgens den Song Contest gewonnen hat, 1966, gab es ja einen ganz spannenden Beitrag aus Norwegen von Ave Cleveland, der eigentlich historisch wirklich bedeutsam ist, weil sie war die erste Frau, die beim Song Contest Hosen getragen hat. Da sind wir wieder bei dieser modischen Frage, weil früher hatte man halt diese Abenteuer Situation, sie hat Hosen getragen und sie hat dann auch sie später in die Politik gegangen, war dann Vorsitzende des Rates für Gleichberechtigung in Norwegen, war auch Teil der Regierung der ersten norwegischen Ministerpräsidentin damals. Und das sieht man auch, es gibt da eigentlich ganz viele ästhetische Überschreitungen, wo man heute sagen würde, ja gut, jetzt hat jemand eine Hose an, das ist überhaupt keine ästhetische Überschreitung. Aber selbst da war es schon eine Überschreitung und es war auch ganz stark politisch aufgeladen als quasi vielleicht initiationspunkt des Feminismus beim Song Contest.

Fabian Burstein
Wir streifen einen punkt, der natürlich insgesamt in der Kunst und Kulturszene gerade eine große rolle spielt, nämlich die Facette Diversität. Wie spiegelt sich die jetzt abseits der queeren Community insgesamt beim Song Contest wieder? Ist das wirklich ein diverser Event oder ist das ein Event, der Diversität spielt und in Wahrheit stinkkonservativ klassische Gesellschaftsbilder propagiert?

Florian Wagner
Ja, auch wieder beides in einer sehr spannenden Gleichzeitigkeit und das nämlich auch schon über die Jahrzehnte hinweg. Und allein dadurch, dass es ja sehr viele europäische Staaten sind, die Beiträge schicken, ist, würde ich sagen, schon mal so eine Grunddiversität auf die eine oder andere Weise gegeben. Dann ist so diese spannende Frage, wie werden in diesen jeweiligen nationalen Kontexten Personen, die marginalisierten Gruppen angehören, beim Song Contest repräsentiert und wie schaut das dann konkret aus? Also ist das eben eine Instrumentalisierung, um quasi vielleicht doch eben Diskriminierung zu nivellieren oder geht es da quasi auch um Selbstermächtigung? Und auch da gibt es, glaube ich, für beides Beispiele. Also es ist immer eigentlich in diesem ambivalenten Spannungsfeld, eben gerade auch mit diesen österreichischen Beispielen, die ich vorher schon genannt habe, wo man sich halt fragt, ja okay, geht es jetzt um Repräsentation, um eine positive Repräsentation? Und das waren ja alles auch großartige Beiträge, muss man auch dazu sagen.
Oder hat es eben auch diesen Punkt der Imagepolitur, dass Diversität nur vorspielen und die Politik geht eigentlich in eine ganz andere Richtung.

Fabian Burstein

Das heißt, wir haben beim Song Contest wenig entweder oder und viel sowohl als auch.

Florian Wagner
Ja, noch mehr als das. Es ist eigentlich wirklich so eine Explosion des Sowohl als auch, die sich da quasi ästhetisch jedes Jahr aufs Neue irgendwie ausagiert.

Fabian Burstein
Wir wissen ja, dass im medialen Kontext auch Skandale irrsinnig gut funktionieren. Und mein Gefühl sagt mir, dass der Song Contest auch deshalb sehr populär ist, weil er eben auch immer wieder Skandale produziert. Was waren denn da die spannendsten Verwerfungen im Laufe der letzten Jahrzehnte? Bisschen Gossip jetzt.

Florian Wagner
Ja, als erstes muss ich gleich an nackte Füße denken, nämlich auch wieder an den Hofburg Song Contest 1967. Der wurde gewonnen von Sandy Shaw aus Großbritannien, die damals eigentlich schon eine sehr beachtliche Karriere hinter sich hatte. Und da sind wir auch in dieser Umbruchphase, wo sich die Mode beim Song Contest verändert hat und seine Shaw ist mit einem vergleichsweise kurzen Kleid aufgetreten und sie hatte keine Schuhe an. Und da würde man heute auch na und, was ist da jetzt das Problem? Aber 1967 war das ein Problem. Das war auf so eine ganz komische Art tabuisiert. Also der ORF hat da wirklich auch die Bühne so arrangiert mit so Blumenschmuck auf Fußhöhe, damit man das möglichst nur in wenigen Aufnahmen sieht, dass sie da jetzt irgendwie keine Schuhe anhat.

Und sie hat ja dann gewonnen, ist noch mal auf die Bühne gekommen. Das heißt, da hat man es dann doch auch noch mal so ein bisschen gesehen. Aber da hat man gemerkt, da hat man wieder diese Ausverhandlung zwischen einerseits Tabubruch, es ist so ein bisschen skandalös. Also auch in den österreichischen Medien wurde damals Sandy Shaw als extrem anrüchige Person irgendwie dargestellt, also wirklich fast mit so einer sexistischen Geringschätzung. Also in der Kronenzeitung stand damals, glaube ich, Sandy Shaw sei ein barfüßiger Scheidungsgrund. Und das finde ich eine extrem spannende Formulierung, weil man da ja beides hat. Da merkt man, der Journalist, der das geschrieben hat, hat natürlich so ein bisschen diese Skandale aus ihrer Biografie mitgekriegt, aber da ist gleichzeitig auch so ein es ist ein gebrochenes Tabu, aber er dürfte sie schon noch irgendwie sehr attraktiv gefunden haben, wenn sie dann quasi auch für ihn als Scheidungsgrund in Frage kommen.

Fabian Burstein
Ich kann mich ja auch an einen Song Contest-Skandal erinnern in Österreich, und zwar Simone hat sich nackt in einer Fernsehzeitschrift abbilden lassen damals, ich weiß nicht, ob es das heute noch gibt, dass in der Tageszeitung eine Beilagenheft dazugelegt wird, wo man das Fernsehprogramm der Woche sieht und da gab es so eine Beilage und da war sie nackt und ich glaube quasi vor ihrem Geschlechtsteil hat sie einen, ich weiß es nicht, meinen Sonnenhut gehabt oder so. Also das ist ein Skandal, an den ich mich z.B. in Österreich erinnere, das muss dementsprechend 1990 gewesen sein, also gar nicht so lang her. Auch da waren solche Nacktheitsauftritte noch ein Riesending.

Florian Wagner
Ja, ich glaube, man kann anhand des Song Contests sehr gut auch so eine Geschichte von Zuschreibungen an weibliche Körper erzählen und da ist durchaus eine Dynamik drinnen, wenn wir jetzt eben von den nackten Füßen 1967 zu dem Nacktfoto 1990 gehen. Also da entwickelt sich viel, aber es ist doch eigentlich auch eben dieses sehr bittere gesellschaftliche Problem von das weibliche Körper immer irgendwie als falsch oder als unangebracht dargestellt werden und da ist der Song Contest im wahrsten Sinne des Wortes auch ein Spiegel der Gesellschaft.

Fabian Burstein
Ich möchte noch ein letztes mal das Thema der politischen Lieder streifen und auch natürlich die politischen Lieder, die diese subtilen Botschaften transportieren. Inwieweit beeinflussen solche Inhalte Abstimmungsergebnisse? Ganz profan.

Florian Wagner
Also ich glaube, die Frage zielt eher auf Abstimmungsergebnisse beim Song Contest. Ich würde aber ein anderes Abstimmungsergebnis als Antwort anbieten. Es gab 1974 und 1974 ist, würde ich sagen, auch einer dieser Song Contests, die historisch extrem relevant sind und die sich gut für Seminararbeiten eignen, gab es einen Beitrag aus Italien und dieser Beitrag hatte den Titel See, also ja auf Deutsch. Und zu dieser Zeit gab es in Italien eine Abstimmung, nämlich in Italien wurde erst wenige Jahre zuvor die Ehescheidung rechtlich möglich gemacht und es gab damals eine rechte Kampagne dafür, dass die Ehescheidung wieder illegalisiert wird. Und jetzt ist eben dieses Lied mit dem Titel sie zum Song Contest geschickt worden in diesem Jahr. Und wenn man bei dieser Abstimmung mit sie abgestimmt hat, dann war man für die Illegalisierung der Ehescheidung und dann ist so ein bisschen Nervosität ausgebrochen beim italienischen Rundfunk und die haben sich dann dafür entschieden, sie werden den Song Contest in diesem Jahr einfach nicht ausstrahlen, sondern ihn dann erst wiederholen, wenn diese Abstimmung vorbei ist, um eben zu verhindern, dass dieses sie als subtile Botschaft gewertet wird im Zuge dieser Abstimmung, die dann eh für die Beibehaltung der Möglichkeit der Ehescheidung ausgegangen ist. Und ich denke, anhand dieses Liedtextes kann man das irgendwie auch sehr sichtbar machen, weil das Lied heißt nicht nur sie, es kommt das Wort sie auch ganz oft vor.
Und es geht eigentlich auch um eine Frau, die in so einer passiven, sehr schwierigen Situation ist. Und ich glaube, man kann dieses Lied gleichzeitig feministisch lesen oder eben im schlimmsten Fall als Aufforderung dafür, für die Illegalisierung der Ehescheidung einzutreten.

Fabian Burstein
Jenseits aller objektiven Betrachtungen aus historischer oder kulturwissenschaftlicher Sicht, was sind Ihre Top drei Song Contest Lieder?

Florian Wagner
Ja, das ist immer die schwierigste Frage. Ich meine, wenn ich so in mein Handy schaue, dann ist ganz oben Toto Cutugno von 1990 mit Insieme. Das ist ja einer dieser großen Hymnen der offenen Grenzen und eines utopischen neuen Europas.

Fabian Burstein
Trifft mein Herz absolut, ist auch meine absolute Lieblingsnummer.

Florian Wagner
Ja, dann bin ich gespannt, ob wir bei der zweiten Nummer dann auch so eine Übereinstimmung haben, nämlich France Gall Poupée de cire, Poupée de son. Und die war ja in den ERN auch so ein Moment, wo man gemerkt hat, sie ist zwar noch relativ brav angezogen, aber da kocht schon ganz viel unter der Oberfläche. Also das, was sich dann in den ER Jahren noch in der feministischen Bewegung entladen hat, war bei dem Song schon total spürbar. Und da geht es ja eigentlich auch um diese Puppe aus Wachs und um dieses Weiblichkeitsbild, das man sehr konservativ lesen könnte. Aber für mich ist das ein total subversiver Song. Und die dritte, über die haben wir auch schon gesprochen, nämlich Sandy Shaw.
Also da bin ich auch ein ganz großer Fan dieses Songs, wo es ja auch um Puppet on string geht, also eigentlich auch so diese ganz enge patriarchale Weiblichkeit. Man ist nicht mehr selbstständig, man wird eigentlich als wirklich gespielt. Und das eben auch genau in dieser Phase, wo man sieht, okay, jetzt dauert es nur mehr wenig und dann wird sich da auch politisch ganz viel entladen.

Fabian Burstein
Das ist interessant, weil ich die Song Contest Lieder tatsächlich immer jenseits wirklich ihrer politischen Dimension fühle. Außer bei was wir gesagt haben, unsere Nr. Eins, das hat für mich auch das ist diese Mischung, ein toller Italien Haider mit einer großen Botschaft. Also da stimmt alles bei der Nummer. Ich glaube meine Nummer Zwei wären tatsächlich die Common Linnets, weil ich den Titel einfach großartig finde und dann als Kindheitserinnerung was ja auch ein extrem gutes Ergebnis war. War Thomas Forstner.

Florian Wagner
Nur ein Lied oder Venedig im Regen?

Fabian Burstein
Ich singe nur ein Lied. Ich singe nur ein Lied heute Nacht. Ein Lied, das uns zu Freunden macht.
War glaube ich vierter, oder?

Florian Wagner

Er war auf jeden Fall gut platziert. Ich weiß nicht mehr die genaue Platzierung, aber ich würde ja hier den Case für Venedig im Regen machen, weil mit Venedig im Regen ist er wirklich untergegangen. Das war auch ein sehr spannender Song Contest 1991, weil da hat ja Toto Coutunho, der im Vorjahr gewonnen hat, eigentlich dieses große Trauma der Song Contest Organisatorinnen ausgelöst, nämlich dass der Sieger sagt, er möchte unbedingt moderieren. Und man muss leider sagen, es war wahrscheinlich die katastrophalste Moderation der Song Contest Geschichte. Ist irgendwann mit so einem Clipboard dagestanden, hat so gut wie jeden Namen falsch ausgesprochen, dann der Name Thomas Forstner und dann ist der arme Thomas Forstner da leider irgendwie untergegangen bei diesem Song Contest mit diesem an und für sich gar nicht so schlechten Song, der ja irgendwie vielleicht so diesen Fehler der Anbiederung an den Gastgeber macht mit venedigem Regen. Aber wo ich finde, dass da schon auch ganz viel sehr spannende Emotionen und Gefühl da ist und das durchaus ein Song ist, der es irgendwie auch so in mein Herz schafft, obwohl er eben dann so ein Misserfolg war.

Fabian Burstein
Ja, Venedig im Regen bis ans Ende der Nacht einfach träumen singt das, genau. Herr Wagner, es war wirklich eine wunderschöne knappe h mit ihnen rund um den Song Contest. Danke, dass sie auch verdeutlicht haben, dass das eine unglaublich facettenreiche Veranstaltung ist, die auf vielen Ebenen popkulturell wirkt. Haben Sie einen Siegertipp für den aktuellen Song Contest?

Florian Wagner
Ja, JJ hat ja scheinbar gute Karten, wenn man den Wettbüros glaubt. Und das ist ja auch ein spannendes Phänomen, diese Buchmacher, die quasi dann immer top spekulieren müssen, mit was glauben die Leute, wer gewinnt, wer hat dann tatsächlich Chancen. Und ich fand es ja recht spannend. Ich habe mir neulich die Zauberflöte in der Staatsoper angeschaut und da gibt es ja diese drei Knaben und die werden halt normalerweise von Kindern gespielt und ich habe gar nicht realisiert, dass das JJ der Song Contest Teilnehmer ist. Und mir ist das dann erst nachher aufgefallen und mich hat die Performance in der Staatsoper sehr überzeugt und auch das Lied, glaube ich, hat durch gute Chancen.

Fabian Burstein
Gut, wir geben uns als Lokalpatrioten, setzen unser Geld auf JJ. Vielen lieben Dank für Ihren Besuch und alles Gute für die Song Contest Arbeit im Haus der Geschichte.

Florian Wagner
Danke für die Einladung und das sehr schöne Gespräch.

Fabian Burstein

Danke, dass ihr beim Bühneneingang vorbeigeschaut habt. Ich würde mich freuen, wenn ihr den Podcast abonniert, in eurem Netzwerk teilt und auf der Plattform eures Vertrauens mit fünf Sternen bewertet. Feedback und Geschichten aus dem Inneren des Kulturbetriebs sind natürlich herzlich willkommen. Schreibt mir am besten eine e Mail, die Adresse findet ihr auf Bühneneingang mit. Alle Nachrichten werden natürlich streng vertraulich behandelt. Dort auf gibts auch einen Link zu steady. Mit einer steady Mitgliedschaft könnt ihr diesen Podcast unterstützen und habt ein garantiert werbefreies Hörerlebnis.
Außerdem lasse ich mir immer wieder neue Packages für Mitglieder einfallen. In diesem Sinn bis hoffentlich bald am Bühneneingang.

Autor:in:

Fabian Burstein

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.