GANZ OFFEN GESAGT
Wie man das ORF-Programm revolutioniert - mit Clara Akinyosoye
Solmaz Khorsand spricht mit Clara Akinyosoye, der neuen Leiterin der Minderheitenredaktion im ORF, wie die Themen Migration und Diversität souverän und einer Migrationsgesellschaft würdig, behandelt werden können.
Solmaz Khorsand
Herzlich willkommen bei ganz offen gesagt. Mein Name ist Solmaz Korsand und mein heutiger Gast ist die Journalistin Clara Akinosoye, Chefin der Minderheitenredaktion im ORF. Mit ihr spreche ich über Diversität im Journalismus, wie sie mit neuen Formaten versucht, die österreichische Realität besser abzubilden und was es heißt, die einzige schwarze Frau in einer Führungsposition in einem Unternehmen zu sein. Hallo Clara, schön, dass du Zeit hast für unser Gespräch heute. Bevor wir ganz offen gesagt beginnen, gibt es die berühmte Transparenzpassage, woher wir einander kennen und ob du parteipolitisch aktiv warst oder bist. Den ersten Teil übernehme ich nochmal. Normalerweise immer, aber ähnlich wie bei Elisa Lex das letzte Mal erinnere ich mich auch bei dir nicht, wann wir uns kennengelernt haben.
Ich glaube, es war mindestens vor 10 Jahren auf irgendeiner Journalistenfeier und dann immer wieder auf anderen Journalistenfeiern und dann haben wir uns zu lieben und zu schätzen gelernt.
Clara Akinyosoye
Aber ma, ich weiß jetzt wo du sagst Journalistinnenfeier. Ich glaube. Ich glaube, irgendwie war es nicht eine Feier von der Jutta Sommerbauer oder so.
Solmaz Khorsand
Ich glaube auch. Ich glaube, es war. Ich erinnere mich an eine Küche.
Clara Akinyosoye
Ja, ich glaube, weil ich habe gewusst, ich habe ja gewusst, wer du bist. Ich auch für die auch, aber wir haben uns nicht gekannt direkt. Und ich glaube, das war eine Feier von der Jutta. Irgendwas hat sie gefeiert.
Solmaz Khorsand
Das stimmt.
Clara Akinyosoye
Und wir waren beide eingeladen und haben uns kennengelernt.
Solmaz Khorsand
Stimmt, ich glaube auch, dass es da war. Ja.
Clara Akinyosoye
Okay, sehr gut. Gott sei Dank.
Solmaz Khorsand
Okay, den zweiten Teil überlasse ich dir. Warst du in der Vergangenheit parteipolitisch aktiv oder?
Clara Akinyosoye
Nein.
Solmaz Khorsand
Gut, das ging schnell. Ich stelle dich noch einigen Zuhörerinnen und Zuhörern vor, die dich nicht kennen sollten. Du bist Journalistin, du bist seit 2014 Redakteurin bei ORF AT, hast dort in der Religions und Ethikabteilung gearbeitet, wo du unter anderem die Dokumentationen sündige Kirche und Liebe, Glück und Gott gemacht hast. Davor warst du in ganz vielen Chefpositionen. Unter anderem warst du Chefredakteurin von M Media, Verein für interkulturelle Medienarbeit. Du hast die Integrationsseite in der Presse von 2010 bis 2012 geleitet und du warst Chefredakteurin von Fresh, dem ersten Lifestyle Magazin für schwarze Menschen in Österreich. Und seit Anfang 2024 leitest du die Minderheitenredaktion im ORF, die auch die Kultsendung Heimat, fremde Heimat mitzuverantworten hatte, die es aber jetzt nicht mehr gibt.
Und darüber werden wir gleich sprechen. Ich wollte nur ein paar Schritte zurückgehen, weil ich mir das ein bisschen angewohnt habe, wenn ich schon mal das Glück habe, mit Kolleginnen und Kollegen zu sprechen, dass ich sie ein bisschen zu ihrem Werdegang fragen möchte. Also und auch vielleicht, um unserem Publikum näher zu bringen, was so die Motivation ist, diesen Job überhaupt zu machen. Also warum wolltest du Journalistin werden?
Clara Akinyosoye
Ja, das ist schon so lange her. Ich bin eher mittlerweile, ich glaube, mit 20 bin ich in einem Journalismus. Also ist jetzt doch 17 Jahre her. Und ich habe eigentlich, hat so angefangen, ich habe einfach total gern geschrieben und sehr gern Geschichten erzählt und das wollte ich machen. Und ich habe mir gedacht, super, es gibt einen Job, wo man Geschichten erzählen kann, wo man dafür Geld bekommt, dass man mit spannenden, interessanten Leuten spricht und erfährt, was ihre Motivationen sind und fürs Leben, was sie antreibt, was sie bewegt. Und das schreibt man auf und damit kann man seinen Lebensunterhalt verdienen. Das möchte ich machen.
Das war eigentlich das.
Solmaz Khorsand
Und gibt es Geschichten, an die du dich erinnerst, auf die du besonders stolz bist?
Clara Akinyosoye
Naja, ich habe jetzt in den eben 17 Jahren viele verschiedene Stationen gehabt. Du hast es aufgezählt und ich bin auf vieles stolz, sage ich jetzt einmal so im Nachhinein. Ich bin dann oft sehr selbstkritisch mit meiner Arbeit und dann, wenn ich es mir ein paar Jahre später anschaue, was ich geschrieben habe oder gestaltet habe, dann gefällt es mir eigentlich meistens besser. Als dann, wenn ich es abgegeben habe. Und ich glaube, die Geschichte, über die ich mich wirklich freue, dass ich sie gemacht habe, war einfach meine erste Doku, die sündige Kirche. Da ist es einfach darum gegangen, darum um Missbrauch in der katholischen Kirche und wie, wie sozusagen, welche Strukturen Missbrauch begünstigen. Und das war ein ganz anderes Arbeiten, als ich es auch davor gekannt habe, weil ich Zeit gehabt habe, mich wirklich einmal in die Recherche zu vertiefen, mich mit dieser Thematik, die sehr komplex ist, auseinanderzusetzen und eben mit sehr vielen spannenden Menschen zu sprechen.
Und das ist eine Geschichte, auf die bin ich, ja, auf die bin ich stolz.
Solmaz Khorsand
Und das Thema Interkulturalität oder Diversität oder wie wir es nennen wollen, zieht sich ja durch deine gesamte Laufbahn. Warum?
Clara Akinyosoye
Warum? Naja, ich habe eigentlich angefangen, meine ersten journalistischen Schritte habe ich eigentlich gemacht bei der Integrationsseite von der Presse. Das war halt damals so eine Möglichkeit, wo ich gesagt habe, aha, gut, da kann ich mitmachen. Das war eine Redaktion von unterschiedlichen Menschen mit Migrationsbiografie, die dieses Projekt geleitet war von Simon Hinault, der Geschäftsführer von MMedia war. Und ich habe da einfach die Möglichkeit gehabt, mitzumachen und erste Geschichten zu schreiben in einer Qualitätszeitung in Österreich. Und das ist jetzt nicht alle Tage, wenn man eigentlich nicht wirklich viel Erfahrung hat, dass man die Möglichkeit hat, da Geschichten zu machen, begleitet zu werden. Und da war das Thema eben Integration.
Und das hat mich dann tatsächlich auch begleitet, weil es mich interessiert. Und ich habe dann aber auch zeitweise natürlich jetzt in der Religionsabteilung, da habe ich mich mit anderen Themen befasst und bin auch sehr froh darüber, dass es jetzt nicht nur immer und nur in meinem journalistischen Leben um Migration oder Integration oder Diversität gegangen ist.
Solmaz Khorsand
Ich habe da immer so ein schwieriges Verhältnis zu diesen ganzen Integrationsseiten gehabt. Ich war ja auch eine Zeit lang mitverantwortlich in der wiener Zeitung und ich glaube, einer meiner ersten Kommentare war, dass man sie abschaffen muss.
Clara Akinyosoye
Ich kann mich erinnern.
Solmaz Khorsand
Weil ich das immer so als Ghetto Seite empfunden habe, also dass man sowohl die Leute, die dafür schreiben, quasi auf eine Seite abschiebt, die von von niemandem irgendwie besonders rezipiert wird, als auch die Themen. Aber man hat da so eine Art Feigenblatt für die Redaktion, um zu zeigen, okay, wir behandeln diese Themen eh, aber sie sind nicht so gewichtig wie die Themen in den anderen Ressorts. Und mein Plädoyer war damals halt, dass man sagt, nein, diese Themen gehören, es ist nicht ein Thema, das gebündelt werden muss, sondern in allen Ressorts vorkommen müsste. Also ja, und gleichzeitig ist mir aber bewusst, dass diese Seiten ja auch ein Pool für viele angehende Journalistinnen und Journalisten waren, überhaupt irgendwie reinzukommen in den Beruf.
Clara Akinyosoye
Das stimmt, ich habe das auch immer sehr differenziert gesehen, sagen wir so. Ja, es war ein Pool und ich glaube, wir haben unterschiedliche Journalistinnen und Journalisten gesehen, die bei solchen Seiten angefangen haben, die da Erfahrungen machen konnten und die mittlerweile in etablierten Medien arbeiten. Was du sagst, es ist komplett richtig, dass natürlich es auch Medien gibt, die sich vielleicht einmal mit solchen Schwerpunkten einmal immunisieren wollen gegen Kritik und das strukturelle Problem nicht angehen wollen, dass es in den Medienhäusern einfach an Diversität mangelt. Was ich glaube und ich empfinde meine Redaktion als solche, das Migration, Integration, Asyl, dass das Themen sind, die schon nach einer Fachredaktion verlangen und als solches sehe ich meine Redaktion. Die Minderheitenredaktion ist eine Fachredaktion. Das heißt nicht, und das kann auch nicht heißen, dass im ORF alle Themen, die mit Migration zu tun haben, irgendwie bei uns stattfinden sollten oder so. Migration ist ja wirklich ein Thema, das eine Querschnittsmaterie ist.
Das ist, Österreich ist eine multiethnische Gesellschaft. Ich mein, das ist einfach, man sieht das, man weiß das. Und deswegen denke ich mal, jedes Medium ist gut beraten, allein schon aus einem ökonomischen Gedanken heraus, die Gesellschaft widerzuspiegeln und nicht irrelevant zu werden, weil wenn man die Menschen nicht anspricht in ihren sozusagen Lebensrealitäten, dann werden sie auch sich abwenden von diesen Medien. Das andere ist zu sagen, so wie wir es machen, wir wissen als auch Journalistinnen und Journalisten mit Migrationsgeschichte, wir haben andere Zugänge, es gibt andere Sprachkenntnisse, es gibt auch andere Empathie, andere Lebensrealitäten kennen wir und das ist einfach ein Asset und das wollen wir nutzen.
Solmaz Khorsand
Du hast gesagt, andere Empathie.
Clara Akinyosoye
Ja.
Solmaz Khorsand
Warum glaubst du es?
Clara Akinyosoye
Also ich denke mal, es ist jeder von uns ist einfach anders sozialisiert und das muss man jetzt als Journalistin nicht verheimlichen. Also wir brauchen jetzt nicht zu tun, wir sind alle gleich objektiv und alle schon auf ein Thema immer ganz genau gleich. Sehr undenkbar. Es ist unmöglich, ja. Und wenn du jetzt weißt, wie es ist in einer Arbeiterfamilie groß zu werden, wo man irgendwie 12 Stunden gehackelt hat, die Eltern und Migrationsbiografie haben und irgendwie vielleicht geholfen hast zu übersetzen im Spital und und, und, dann hast du eine andere Empathie für Menschen, die zuwandern. Du weißt, was es bedeutet, in der zweiten Generation vielleicht dabei zu sein, wie ein Elternteil eine schlimme Diagnose bekommt und zu übersetzen, andere Leute wissen von dem nichts und die können sich das dann nicht so vorstellen und es ist okay, die haben andere Lebensrealitäten, aber daher sage ich, ich möchte in einer Redaktion gerne Menschen, die unterschiedliche Hintergründe haben, damit wir das schaffen, dass wir dann Redaktionen haben, die divers aufgestellt sind und auch divers berichten.
Solmaz Khorsand
Ich würde über deine Redaktion noch mal im Detail sprechen, weil sie ja auch quasi die Heimat von Heimatfremde Heimat war. Ich hab eingangs gemeint, dass das so eine Kultsendung ist. Ich glaube, dass das für mich halt immer die einzige Sendung war, dass ich eine Person gesehen habe, die mit Akzent gesprochen hat. Also Lacis Iodanopoulos, wirklich kultartig, also griechischstämmige Moderator. Und erinnerst du dich an deine erste Sendung Heimat, fremde Heimat oder beziehungsweise was hat das bei dir ausgelöst früher, als du das gesehen hast?
Clara Akinyosoye
Ich weiß noch, dass natürlich das auch eine Sendung war, wo wir vorgekommen sind mit unseren Themen. Also das ist so meine Erinnerung. Ich weiß auch meine Kollegin jetzt, die Eidersticker, wir haben jetzt gestern noch darüber geredet, dass ich, dass sie mich interviewt, das ist eine ihrer ersten Geschichten, die sie gemacht hat für die Sendung. Da hat sie mich interviewt und es ging um rassistische oder politische Korrektheit in Kinderbüchern. Also ich kann mich erinnern, dass wir einfach damals auch bei einem, in der Zeit, wo wir sehr bemüht waren, die Bevölkerung irgendwie zu sensibilisieren für Rassismus, für die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Migrantinnen und Migranten in Österreich, dass heimatfremde Heimat eine Sendung war, die sich dafür interessiert hat, was wir zu sagen haben. Und das finde ich nach wie vor wichtig, dass das im ORF auch so ist, auch wenn es die Sendung Heimat fremder Heimat als solche nicht mehr gibt.
Solmaz Khorsand
Warum gibt es sie nicht mehr?
Clara Akinyosoye
Ich habe, als ich die Redaktion übernommen habe, habe ich mir sehr genau überlegt, wie ich diese wichtigen Themen, die wir in dieser Redaktion behandeln und bei heimatfremde Heimat behandelt haben, wie wir das stärker entfalten können. Weil heimatfremde Heimat hat, ist glaube ich, und das wissen viele, hat eine unglaublich spannende Geschichte. Wir haben aber als Fernsehmagazin aus meiner Sicht nicht die Schlagkraft gehabt, die wir haben sollten, als das einzige quasi Migrationsmagazin, Fernsehmigrationsmagazin in Österreich. Also ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass Leute, die sich für diese Thematik interessieren, gesagt ich habe am Sonntag nicht heimatfremde Heimat geschaut, das geht eigentlich nicht, da fehlt mir jetzt was. Und ich muss ehrlich sagen, das ist schon mein Ziel, dass Menschen sagen, wenn es um diese Thematik geht, Migration, Integration, Diversität, also ethnische Vielfalt, dass die sagen, die spannenden Geschichten, die siehst du da, der betrifft uns und das ist jetzt unser Magazin, wo wir eben auch weggegangen sind von der Magazinstruktur im Sinn von drei 9 Minuten Beiträge, dass ich gefunden habe, gerade bei dieser Thematik, bei Migrationsthematiken, die sehr komplex sind, das wird total profitieren, wenn wir in die Tiefe gehen, wenn wir eineinhalb Stunden machen, wo unsere Reporterinnen und Reporter Zeit haben, sich damit zu befassen, mit Menschen zu sprechen, unterschiedliche Perspektiven darzustellen und und das dann zu machen. So machen wir das jetzt auch, jede Woche eine halbstündige Reportage, monothematisch. Und ich glaube, dass das aus meiner Sicht eine würdige Nachfolgesendung von Heimatfremde Heimat ist.
Solmaz Khorsand
Und es ist auf einem anderen Sendeplatz, oder? Weil Sonntag war ja auch immer sehr undankbar zur Mittagszeit irgendwann.
Clara Akinyosoye
Also für mich war das ein riesiges Thema, dass ich gesagt habe, Sonntag Uhr haben wir einen Sendeplatz gehabt, wo wir nur in sechs Bundesländern zu sehen waren. Warum? Weil wir in Kärnten, im Burgenland und in der Steiermark zum selben Zeitpunkt die Volksgruppensendungen haben und Migrationsformate. Also wir haben schon gesagt, das ist an sich eine wichtige Thematik, Querschnittsthematik in nur sechs Bundesländern. Da habe ich wenig Verständnis dafür gehabt und daher bin ich schon sehr froh, dass es gelungen ist, dass wir einen anderen Sendeplatz bekommen, wo wir in neun Bundesländern, die wir haben, auch ausgestrahlt werden. Und wir haben tatsächlich zwei Sendeplätze bekommen, weil im ORF, und da bin ich sehr froh, man auch verstanden hat, dass das so wichtig ist. Und deswegen war dann klar, man will es einfach, man will so viele Menschen wie möglich an unterschiedlichen Plätzen erreichen.
Und wir schauen uns jetzt einmal uns das an, sowohl auf ORF am Samstag zur Mittagszeit um 13:20 Uhr, aber auch auf ORF ein anderes Publikum am Abend um am Mittwoch. Und so laufen wir jetzt seit Ende März.
Solmaz Khorsand
Du hast es mehrfach erwähnt, eben, dass Österreich ist diese diverse Gesellschaft und auch das Format heißt, der betrifft uns. Also was klar ist, dass das alle betrifft und nicht nur einen Teil der Gesellschaft. Gleichzeitig bist du Chefin der Minderheitenredaktion, deswegen hat mich interessiert, inwieweit für dich dieses Konzept von Mehrheitsgesellschaft und ihren Minderheiten eigentlich in deinem Kopf noch eine Rolle spielt.
Clara Akinyosoye
Wir haben da sehr intensiv auch darüber diskutiert. Ich bin in meinem Team diejenige, die so paradoxerweise, ich als schwarze junge Frau immer noch übernehme ich oft den Part quasi der älteren, weißen, autochthoden Frau, wo ich jetzt so und dieses Thema, wie betrifft das jetzt auch die Hilde, die 70 ist oder 65 ist, am Land lebt? Ist das für sie interessant oder ist das jetzt aus ihrer Sicht ein Orchideenthema, mit dem sie überhaupt nichts zu tun hat. Und wir haben tatsächlich uns ganz stark in der Formatentwicklung damit beschäftigt, wie wir so einen Spagat schaffen. Wir wollen sowohl die Menschen erreichen, die mit Migration oder das Gefühl haben, Migration betrifft sie eigentlich nur jetzt aus dem Fernsehen vielleicht oder die sehen das vielleicht auch kritisch oder sind skeptisch, also diese Menschen auch erreichen und genauso die Menschen erreichen, die eben die sogenannte zweite Generation oder dritte Generation gibt es ja statistisch gar nicht, aber die Menschen mit Migrationsbiografie, die in Österreich leben und sagen, also wir wollen eigentlich nicht immer nur Problem orientiert angeschaut werden und diesen Spagat zu schaffen, das ist irgendwie unser Ziel, auch wenn man es nicht jeden Tag so vielleicht schaffen werden, aber das bemühen wir uns schon sehr.
Solmaz Khorsand
Ja.
Clara Akinyosoye
Ich habe schon gesagt, ich würde mich grillen, ich habe es da angekündigt. Was kommt jetzt?
Solmaz Khorsand
Ich glaube, ich bin da bei einem etwas härteren Standpunkt. Also ich meine, ich glaube, du kennst ja das, also auch das Buch von Kübra Gümü, also Sprache und Sein. Also es ist eine deutsche Journalistin, deren Familie aus der Türkei stammt und selbst sie ist sichtbare Muslima, die auch das Kopftuch trägt. Und ich fand das Buch sehr gut, weil sie da eigentlich etwas beschrieben hat, was mich auch sehr stark umtreibt, weil sie immer wieder eingeladen wurde in Diskussionssendungen, um der deutschen Gesellschaft den Islam zu erklären. Und sie hat das am Anfang auch gemacht aus so einem Verantwortungsgefühl heraus. Und irgendwann hat sie halt gecheckt, dass sie hat das dann so definiert, dass die Fragen der anderen prägten, was ich über meine eigene Religion lernte und meine eigenen Fragen sind dadurch und mein eigener Wissensdurst geriet in den Hintergrund. Und das ist halt bei diesen Projekten, also wenn du den Fall der jährigen Hilde bringst, ist das halt dann für mich sehr präsent, dass eigentlich, dass das, was diese österreichische Mehrheitsgesellschaft herumtreibt, dass quasi permanent die Fragen dieser Gesellschaft beantwortet werden müssen, während die anderen in den Hintergrund geraten.
Clara Akinyosoye
Ja, wenn man den Spagat nicht schafft, dann ist das. Das ist genau, ich glaube, das ist ein super Beispiel, nämlich, weil ich bin auch der Meinung, dass so ein Format sich nicht daran erschöpfen kann, dass wir uns anschauen, was sind die 10 Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund und dann 10 Geschichten machen, dass wir so nicht wie die Leute glauben auf die Art. Das ist es nicht.
Aber wir haben z.B. die erste Geschichte, die wir gemacht haben, da ging es um Abschiebung. Und das ist ein Thema, wo man jetzt einmal so vielleicht grundsätzlich sagen kann, das ist das, was die Österreicherinnen und Österreicher beschäftigt, wie ist das mit den Kriminellen und so. Aber wenn man hinschaut, es sind nicht nur die autochthoten Österreicherinnen und Österreicher, die das beschäftigt. Abschiebung ist ein Thema, von dem unterschiedliche Menschen unterschiedlich betroffen sind. Und es gibt genauso die Migranten, die sagen, naja, aber wenn jemand kriminell ist, ich habe kein Problem damit, wenn der abgeschoben wird. Und es gibt, wie mein Kollege eben sich angeschaut hat, junge Menschen, die sogar österreichische Staatsbürger sind, die wegen diesen Diskursen Angst haben, davor abgeschoben zu werden, weil der Diskurs so vergiftet ist.
Und das ist etwas, was wir in der ersten Reportage gezeigt haben. Man kann sehr wohl sich anschauen, man kann in Villach sein, wo ein Anschlag war und mit Menschen darüber reden, dass sie Angst haben und dass sie eigentlich als Gerechtigkeitsempfinden hätten, dass dieser Mensch abgeschoben wird. Und man kann in derselben Reportage mit jungen Österreichern reden, die migrantische Wurzeln haben und mit ihnen darüber reden, dass sie in der Schule diskutieren, ob das sein kann, dass sie abgeschoben werden. Das geht sich aus in einer Reportage. Und das wollen wir eben probieren, das zu zeigen und gewisse Perspektiven auch einfach nebeneinander stehen lassen zu können. Das ist der Anspruch.
Solmaz Khorsand
Ich habe jetzt nicht alle eure Reportagen gesehen, ich habe nur einen Teil gesehen und ich hatte den Eindruck, dass eben schon eben diese, dass ihr sehr bemüht seid, diesen ganzen Diskursen ein menschliches Bild zu geben. Also diese Statistiken, die es da gibt und diese Schlagwörter, die es gibt, dass man da einfach den Menschen dahinter sieht. Also dass man nicht, dass man eben die Angst dieser jungen Menschen sieht, dass man also einfach, einfach, es menschelt halt einfach. Also dass das halt nicht, dass das halt nicht dieses Phänomen bleibt. Aber ich hatte immer noch den Beigeschmack, dass ich mir immer gedacht, also gerade weil ich glaube, es waren zeitgleich zwei Reportagen über das Deutschlernen, also eine, die ihr gemacht habt und eine, die noch parallel in ORF gerannt ist. Das war anders von der Struktur, anders vom Sukus, aber, und ich habe mir gedacht, also das Lustige wäre, mein Zugang ist immer halt was, wenn es ums Deutsch geht, natürlich Frage des Dialekts, die meisten sprechen kein Hochdeutsch. Das ist halt, könnte man auch sagen, wie viele autochthone Österreicher ihre eigene Muttersprache beherrschen.
Das ist für mich quasi, kann man auch als Defizit bezeichnen, das wird wahrscheinlich sehr selten in österreichischen Reportagen zu sehen sein, weil das sehr angriffig ist für eine österreichische Mehrheitsgesellschaft. Und gleichzeitig auch dieses, ja, also vielleicht bin ich auch schon ein bisschen zu, reagiere ich auch ein bisschen schon allergisch auf gewisse Thematiken, weil ich den Eindruck habe auch immer, dass das dann immer noch mit zweierlei Maßnahmen gemessen wird aufgrund dieser Fragestellungen. Weil wenn mich die Fragestellung der Mehrheitsgesellschaft quasi, das ist der Richtwert und ich quasi bewege mich anhand dessen irgendwie und zeige auch ein menschliches Abbild. Aber gleichzeitig könnte ich ja die Frage auch ganz anders stellen.
Clara Akinyosoye
Ja, ich glaube, das ist ja genau das, was uns umtreibt. Ich hab ganz, ganz viel mit der Redaktion diskutiert und gewinnen sehr stark über diese Themen diskutiert und über diese Zugänge. Und ich bin der Meinung, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, solche Formate zu machen und dass es sehr unterschiedlich ist, wo du das machst. Und ich nenne es jetzt ein emanzipatorisches, migrantisches Magazin, das habe ich z.B. mit Fresh schon gemacht. Und zwar was anderes, das war nicht im ORF, in einer sozusagen in einer, wie sage ich es am besten? Ich sage es jetzt ganz direkt, in Österreich werden wir finanziert von den Menschen, die zahlen ihre Haushaltsabgabe und die stellen an uns quasi auch gewisse Ansprüche und die sagen, was hat das mit mir zu tun?
Und jetzt ist die Frage, wenn ich ein Migrationsmagazin mache, ich nenne es jetzt Migrationsmagazin, weißt du, was ich meine? Also wenn wir so ein Magazin machen, wie betrifft uns, war ich in der Konzeption, habe ich mich in Wahrheit entschieden, ob ich versuche, ein Magazin zu machen, das sich ganz klar richtet an junge migrantische Menschen, sehr emanzipatorisch, dann musst du ins digitale gehen. Das, was wir jetzt auch besprechen, ein bisschen das im Fernsehen zu machen, wo du eben 65 Jährige hast, Menschen hast, die sich gewisse Fragen stellen, das funktioniert aus meiner Sicht nicht. Und deswegen habe ich mir gesagt, okay, was wir machen können, ist versuchen einen Spagat und wir haben Geschichten, wir hatten jetzt z.B. und du siehst auch an den Quoten, siehst du, dass es einfach Geschichten gibt, wo Menschen vielleicht das Gefühl haben, das hat jetzt nicht so viel mit mir zu tun, aber wir werden das trotzdem bringen, wenn wir das wichtig finden. Und wir hatten eine, finde ich, eine super Geschichte z.B. Über schwarze Menschen im Spitzensport.
Das ist so was, wo ich mir denke, hätte ich bei Fresh sofort Titelseite gehabt, ist jetzt aber was, wo natürlich sozusagen, wie schaut es aus am Rheumannplatz ist dann eine Geschichte, wo wieder mehr Menschen relaten können. Aber ich glaube und ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem Format schon beides machen können und müssen, aber dass wir sozusagen eine Balance finden müssen, davon bin ich auch ehrlich gesagt, wirklich überzeugt.
Solmaz Khorsand
Aber glaubst du, weil du die Jährigen nicht abholen kannst mit was anderem oder weil es sie nicht interessiert oder weil sie halt verärgert sein könnten über den Inhalt?
Clara Akinyosoye
Nein, das Verärgern ist, also da habe ich keine Sorge, da habe ich keine Sorge, sondern aus meiner Sicht müssen wir es schaffen, Themen zu finden, wo jeder das Gefühl hat, das geht mich was an. Also spitz und unterschiedliche Perspektiven und frech und alles, überhaupt kein Problem. Und auch die Frage zu stellen, wo du sagst, kann man seine eigene Muttersprache, also überhaupt kein Problem. Der Punkt ist, ist es was, was mich auch betrifft, wo ich sage, das geht mich auch was an, oder ist es was, und das war zum Teil heimatfremde Heimat, zum Teil sage ich jetzt, wo du Geschichten gehabt hast, die total spannend und schön waren, aber wo ein großer Teil der Menschen auch sagen konnte, das hat mit mir eigentlich nichts zu tun und deswegen schaue ich es mir nicht an.
Solmaz Khorsand
Also du meinst z.B. irgendein bulgarisches Volksfest, oder?
Clara Akinyosoye
Z.B.
Solmaz Khorsand
Also für mich war da, also im Vergleich zu den Printmedien jetzt, Entschuldigung, ich spreche immer noch von Printmedien, ich bin in dieser Zeit groß geworden, Verzeihung, stand der ORF jetzt für mich nie für Diversität, also als Kind nicht, als Journalistin, also das war etwas für mich immer eben, es gab heimatfremde Heimat, dann gab es irgendwann Claudia Unterberger, die Sport moderiert hat, Minirena, die konkret moderiert hat und dann war lange, lange Zeit nichts. Und irgendwo im Hintergrund gab es sicher irgendwen, aber ich habe die nie wahrgenommen. Und jetzt irgendwie in dem Jahr, also oder zumindest Stefan Lenglinger hat jetzt die Karenzvertretung von Martin TH übernommen in der C. Und Ylmaz Gül im Report, also gerade in dem Jahr und ist irgendwie, irgendwie scheint viel passiert zu sein. Warum glaubst du, dauert das so lange im ORF? Oder kannst du, ist das quasi, sind das jetzt nur so kleine Lichter oder findet ein Umdenken statt?
Clara Akinyosoye
Na, ich sage jetzt einmal, ich hoffe schon, dass ein Umdenken stattfindet, was vor ein paar Jahren, also der Generaldirektor Roland Weissmann hat schon in sein Bewerbungskonzept auch geschrieben und ich finde es gut, dass der ORF jünger, diverser und weiblicher werden soll und muss und das auch begründet damit, wie die Gesellschaft ausschaut und dass wir die Gesellschaft widerspiegeln müssen, repräsentieren müssen. Und ich hoffe, dass Personalentscheidungen und überhaupt die Planung, dass wir schauen, dass der ORF diverser aufgestellt ist, dass sich das dann auch irgendwie widerspiegelt. Ich meine, dass man ganz grundsätzlich sagen muss, dass wenn ein paar Menschen, die im ORF eine super Arbeit geleistet haben und sich ihren Platz erkämpft haben, jetzt auch aufpassen muss, dass man jetzt nicht irgendwie Sachen diversity hire. Das sind einfach extrem super Journalisten, die seit, ich weiß es nicht, 10 Jahren oder mehr gezeigt haben, dass sie unglaublich gut sind. Was ich mir wünschen würde, ist, dass wir so langfristig schauen, was heißt das für uns als ORF, wenn wir sagen, wir wollen die Gesellschaft auch repräsentieren und wir wollen diverse Redaktionen, was heißt das in unserer langfristigen Personalplanung? Und ich glaube, dass das im ORF, aber ganz grundsätzlich, dass wir uns da in Österreich einfach mit diesen Themen schwerer tun als im angloamerikanischen Raum. Wobei in den USA jetzt das wieder anders ist, das kann man gar nicht mehr so sagen, aber das ist wirklich in Österreich viel, viel schwieriger, einfach zu sagen, so, ja, es gibt Minderheiten, wir wollen schauen, dass wir da irgendwie unterschiedliche Minderheiten an Bord haben und dementsprechend kann man auch über Quoten reden und so.
Das ist in Österreich so ein Tabu und ich glaube, dass es deswegen einfach lang dauert, dass sich was tut.
Solmaz Khorsand
Ich meine, du hast es kurz angesprochen, glaube ich, aber ich sage, ich führe es trotzdem, weil es, also du bist wahrscheinlich die einzige schwarze Frau, die eine Führungsposition im ORF hat, oder?
Clara Akinyosoye
Ich glaube schon. Also wenn, ja, ich glaube schon.
Solmaz Khorsand
Was heißt das für dich?
Clara Akinyosoye
Ich bin mir dessen immer wieder bewusst. Also ich bin mir, ich habe mal, es ist jetzt schon ein bisschen her, einen spannenden Artikel darüber gelesen, was es bedeutet, allein schon, also dass man als Minderheit oft einmal gar nicht, wie sage ich es, gut, sagen wir so, wir haben im ORF ja viele Sitzungsräume, die verglast sind und wir haben montags, haben wir unsere SV, also Sendungsverantwortliche, wir sitzen zusammen und haben unser Meeting in einem Raum, der verglast ist. Und wenn dann Leute vorbeigehen und reinschauen, dann bin ich mir ganz, ganz oft sozusagen im Klaren, was das für ein Bild ist, das dieser eine Raum abgibt, wo du einen Raum hast voller Führungskräfte und eine ist schwarz. Dieses Bild gibt es nirgends, das gibt es einfach nicht. Und ich bin mir bewusst, dass das für mich Minderheiten, für Menschen mit Migrationsgeschichte, was bedeutet, wenn sie so ein Bild sehen. Darüber bin ich mir im Klaren. Und da habe ich mal einen Artikel gelesen und das hat mich sehr berührt.
Und dann denke ich mir manchmal, wenn so Leute hineinschauen in den Raum, yes.
Solmaz Khorsand
Ja, Franziskus, yes, dann glaubt es, yes.
Clara Akinyosoye
Yes, genau. Also das ist es. Ansonsten, es gibt im ORF, ich hab voll die ganze. Ja, schau, es gibt im ORF ein paar, natürlich ein paar, weiß gar nicht, wie viele das sind, vielleicht sollte ich einmal irgendwie ein Meeting einberufen, Führungskräfte mit Migrationsgeschichte. Aber genauso wie es bei den Frauen ein Thema gibt, dass es noch mehr Männer gibt als Frauen, als Führungskräfte, ist natürlich bei Menschen mit Migrationsgeschichte noch einmal viel weniger.
Solmaz Khorsand
Ich stelle diese Frage meistens eher ungern, weil ich die Leute dann nicht auf dieses Thema reduzieren möchte, aber weil ich mir nur ansatzweise vorstellen kann, wie viel Schritte mehr du gemacht haben musst, um dorthin zu kommen, wo du gekommen bist, als die anderen, sage ich mal neun Personen, die da in diesem Raum sitzen. Und ich kann mich an ein Interview mit, wie heißt sie? Sandra oh, die Christina Yang in Grey's Anatomy spielt, erinnern. Sie ist Koreanerin und hat irgendwie gesagt, sie hat sich irgendwie diese Gedanken verboten, weil sonst denkt sie immer in Möglichkeiten, die ihr verwehrt worden sind und das erlaubt sie sich irgendwie nicht. Also jetzt sinngemäß, ich habe es jetzt nicht ganz, ganz, ganz, ganz, ich kann mich jetzt nicht ganz genau an den Wortlaut erinnern. Und jetzt dachte ich mir, ob du irgendeine ähnliche Unsentimentalität hast, die dich quasi dann in diesen Momenten daran hindert, diese Momente immer kurz, kurz, kurz, kurz sacken zu lassen oder einfach nein, ich mache jetzt meinen Job und Augen zu und durch und ich versuche das Beste, was ich halt kann.
Clara Akinyosoye
Naja, bei mir ist es so, dass ich mir denke, wir wissen und so geht es ganz, ganz vielen Menschen mit Migrationsgeschichte, dass sie von ihren Eltern schon irgendwie das mitbekommen hey, du musst mehr tun, mehr können, mehr wissen als die anderen. Du kannst dir gewisse Dinge nicht leisten. Du kannst dir als schwarzes Frau Mittelmäßigkeit nicht leisten und andere können das. Das muss total fein sein. Ich kann das nicht und daher bin ich nicht oder bin ich gewohnt gewesen, irgendwie immer alles zu geben und zu tun. Und ich hinterfrag das jetzt auch nicht. Ich merke eher, dass Leute manchmal sagen, jetzt kannst ruhig ein bisschen langsamer, bisschen weniger bis die Show.
Solmaz Khorsand
Ja, aber das bis eh schon hat halt viele, viele Kämpfe gebraucht. Okay, ich komme noch mal zurück auf die, auf eure, auf eure Redaktion, weil du gesagt hast, ihr seid ja eigentlich, also nicht eigentlich, ihr seid also wie viele Redaktionen natürlich auch voller Expertinnen und Experten. Holen sich eigentlich im Rest des Hauses die Leute das Know how bei euch ein bisschen ab, wenn sie gerade bei solchen Themen, wo mehr Sensibilität und Fachwissen gefragt ist, schon auch.
Clara Akinyosoye
Also das ist jetzt, ich würde jetzt nicht sagen, also jetzt nicht die Leute, gibt es ja auch andere Leute, die sich beschäftigen und gut auskennen und so, aber wir kriegen schon immer wieder auch anfragen. Heute hat z.B. ein Kollege gefragt, ob wir uns zusammensetzen können, weil er da bei einer Geschichte, also bei einer Sendung, die sie planen, also ein bisschen reden will über Sensibilitäten und dass da nicht irgendwie was drinnen ist oder passiert, was vielleicht falsch verstanden werden könnte. Und er möchte sich einmal austauschen, weil er weiß, das Know how ist bei uns und das gibt es schon immer wieder und das finde ich auch sehr gut und wichtig. Und deswegen sage ich, wir sind in der Fachredaktion und wir sind keine migranten Redaktion oder sozusagen kein Ghetto oder so im ORF, sondern ganz klar Fachredaktion und daher soll das auch bleiben.
Solmaz Khorsand
Komme ich schon zu meiner Abschlussfrage. Wo soll die Minderheitenredaktion in fünf Jahren stehen? Also soll sie überhaupt noch existieren oder bestenfalls in irgendeiner Form im gesamten Haus so unter Anführungszeichen integriert sein, dass man sie in dieser Form gar nicht mehr braucht?
Clara Akinyosoye
Nein, ich bin wirklich davon überzeugt, ich möchte und nicht, weil ich sie leite, ich bin davon überzeugt, dass es eine Fachredaktion für diese thematiken Minderheiten, Migration, das braucht es im ORF. Das ist ein komplexes Thema, es ist mit vielen Sensibilitäten verbunden und ich würde wirklich auch, ich finde das sehr wichtig, dass man Menschen hat, die sich damit beschäftigen, die unterschiedliche Sprachen sprechen und unterschiedliche kulturelle Hintergründe auch haben. Das finde ich extrem wichtig. Und was sehe ich sozusagen vom Angebot? Sehe ich, dass es die Sendungen gibt, die wir selber machen. Ich sehe ganz klar digital ein stärkeres, emanzipatorisches, migrantisches sozusagen Angebot noch. Das würde mir sehr am Herzen liegen, weil jeder dritte Jugendliche in Österreich hat einen Migrationshintergrund.
Und da würde ich sagen, sollten wir auch ein Angebot machen, ganz klar, das sich an diese Menschen richtet.
Solmaz Khorsand
Also das soll kommen.
Clara Akinyosoye
Ich würde mir das sehr wünschen. Also ich würde jetzt einmal in diesem Jahr habe ich jetzt zwei neue Formate, jetzt machen wir das einmal. Aber das ist eigentlich das, was ich mir als nächstes tatsächlich wünschen würde, dass wir, dass wir in diese Richtung gehen und ich glaube, im Haus, im Haus aktiv sein und gefragt sein als Fachredaktion, das ist es, wo ich glaube, in fünf Jahren, wo wir stehen sollten.
Solmaz Khorsand
Danke dir, Clara, für das Gespräch. Ich hoffe, ich freue mich schon auf die nächste Sendung.
Clara Akinyosoye
Okay, danke dir.
Autor:in:Redaktion Ganz offen gesagt |