Die Dunkelkammer
Zehn Jahre Dieselskandal: Mit Lydia Ninz
Von Michael Nikbakhsh. In der Ausgabe Nummer 212 ist die Journalistin Lydia Ninz zu Gast, den Anlass dazu gibt ein nahender Jahrestag; Am 18. September 2015 flog in den USA der sogenannte Dieselskandal auf. Stichwort: verfälschte Abgaswerte bei Motoren des Volkswagen-Konzerns.
Was 2015 mit VW anfing, weitete sich im Laufe der Jahre auf andere Autohersteller und deren problematische Abgaswerte aus.
Lydia Ninz recherchiert seit 2015 zu diesem Fall, der immer noch kein Ende hat – für sie begann die Geschichte übrigens mit dem eigenen Auto.
Michael Nikbakhsh
Herzlich willkommen zur 212. Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbakhsh und heute geht es um einen Fall, den wir hier in der Dunkelkammer bisher noch nicht hatten. Es geht um Autos, also ganz konkret geht es um den sogenannten Dieselskandal. Das ist eine Geschichte, deren Auffliegen sich im September dieses Jahres zum mittlerweile zehnten Mal jährt. Und im Studio begrüße ich dazu eine sehr geschätzte Kollegin, zugleich eine ausgewiesene Expertin. Sie heißt Lydia Ninz und sie beschäftigt sich seit zehn Jahren mit diesem Skandal, der längst nicht mehr nur den Volkswagen Konzern betrifft.
Lydia Ninz ist Journalistin. Sie hat einst unter anderem für die Kronenzeitung, die Austria Presse Agentur und dann für den Standard geschrieben. 2002 wechselte sie als Pressesprecherin zum Autofahrerclub ABÖ, wo sie 2011 als erste Frau überhaupt die Geschäftsführung übernahm. Seit 2014 ist sie wieder als Journalistin und Autorin tätig. Sie betreibt unter anderem den Blog und sie ist zugleich auch Geschäftsführerin der Initiative Ajour, die arbeitslose Journalistinnen und Journalisten dabei unterstützt, wieder einen Job zu finden. Schwierig genug und es gibt mittlerweile leider einige, die betroffen sind und es werden eher mehr als weniger. Über den Zustand des Medienbetriebs in Österreich werden wir demnächst auch etwas machen.
Überhaupt haben wir uns für den Herbst einiges vorgenommen. Mehr dazu bald. Nun denn, ab ins Studio und bei mir in der Dunkelkammer begrüße ich jetzt Lydia Ninz. Hallo Lydia, danke fürs Kommen.
Lydia Ninz
Schönen guten Morgen.
Michael Nikbakhsh
Ich darf vorausschicken, dass du selbst den Anstoß für diese Episode gegeben hattest. Du hast uns vor einigen Tagen ein Mail geschrieben und dazu die Anregung, doch mal in der Dunkelkammer über den sogenannten Dieselskandal zu sprechen. Und zwar auch und gerade deshalb, als diese geschichte im September 2015 aufgeflogen ist. Wir stehen also vor dem zehnten Jahrestag. Es ist ein guter Anlass und umso mehr, als diese Geschichte nach wie vor nicht zu Ende erzählt ist. Und wenn es jetzt überhaupt jemanden gibt, der diese Geschichte erzählen kann, dann bist das du. Lydia. Du recherchierst seit zehn Jahren zu dem, wie du selbst sagst und unpackbaren Skandal.
Herausgekommen sind dabei unter anderem ein Buch mit dem Titel Dieselschäden Eine Studie und eine wirklich beachtliche Anzahl an Artikeln auf deinem Blog. Legen wir los. Lydia, Wenn ich es richtig verstanden habe, dann beginnt deine persönliche Berührung mit dem Dieselskandal mit einem Auto und zwar mit dem eigenen.
Lydia Ninz
Ganz genau. Ich hatte einen VW Tiguan Diesel, den hatte ich zuerst als Dienstauto und habe es dann, wie ich aus dem Dienstverhältnis 2014 ausgeschieden bin, privat gekauft. Und ich war gerade im Urlaub und höre dann von diesem Dieselskandal, komme zurück. Und dann hat sich herausgestellt, in Österreich sind die Autos betroffen, nicht nur in Amerika. Und dann habe ich einfach begonnen zu schauen, ist mein Auto betroffen? Ja, und habe dann begonnen mit all meinen Kräften diese Angelegenheit zu verfolgen. Zunächst einmal aus Eigeninteresse.
Und dann bin ich Seitdem kann ich leider nicht aufhören. Ich wollte zwischendurch schon öfters aufhören. Irgendwann hat es mir gereicht, aber es kamen immer wieder neue erstaunliche Details, wo ich mir gedacht Das pack ich nicht, das glaube ich nicht. Und das war von Anfang an meine Haltung. Ich konnte das nicht glauben.
Michael Nikbakhsh
Das Auto hast du wahrscheinlich längst nicht mehr.
Lydia Ninz
Ich hab die Lust verloren, nachdem sich herausgestellt hat, dass selbst nach dem Update dieses Auto noch immer sehr viel von diesem schädlichen Abgas ausstoßt. Da ist mir die Lust vergangen. Man muss sich das vorstellen, im Typenschein steht 119 Milligramm und in Wirklichkeit waren es dann 740 und nach dem Update immer noch 430 Milligramm, also das Vierfache von dem, was in meinem Zulassungsschein steht. Und ich hatte das Auto extra gewählt, einen Diesel mich entschieden, damals als Dienstauto im Autofahrerclub, wo ich beschäftigt und auch die Geschäftsführerin war, also die oberste Chefin vom ARBÖ, kann ich sagen, habe ich bewusst mir zum ersten Mal mein Leben für einen Diesel entschieden, weil ich habe gesehen, der hat wenig Treibstoffverbrauch, wenig CO und wenig Abgas, weil 119 für einen Diesel war damals super. Und da habe ich mir gedacht, in Summe ist das das umweltverträglichste Auto. Aber ich muss dazu sagen, ich habe das Auto gern gefahren. Ist ein feines Auto mit Vielfahrer für Vielfahrer, bequemes Auto, hohes Gestell, damit ich ein bisschen Überblick habe.
Also ich habe mich sehr schwer davon getrennt, aber ich wollte es nicht mehr weiterfahren. Ich habe kein Interesse mit beizutragen, dass andere Menschen krank werden Mein eigener Mann hat Allergien. Diese Abgas NOx, um das es hier geht, ist echt gefährlich für die Umwelt und für die Menschen, besonders aber für die Kinder. Es schädigt die Lungen, den ganzen Atemapparat, Bronchitis, Allergien werden dadurch verstärkt und in Zusammenspiel mit anderen Schadstoffen führt es zu vorzeitigen Herzkrankheiten, Kreislaufkrankheiten und zu vorzeitigen Todesfällen. Das heißt, dieses Abgas ist einfach, dieses NOx ist Stickoxid oder NOx abgekürzt ist einfach, muss man schauen, dass so wenig wie möglich in unsere Luft geht.
Michael Nikbakhsh
Im Kern beschreibt der Dieselskandal Handlungen des VW Konzerns. Tatsächlich hat sich dann im Laufe der Jahre aber herausgestellt, dass eigentlich fast die gesamte Autoindustrie in der einen oder anderen Form geschummelt hat mit Blick auf den tatsächlichen Stickoxidausstoß ihrer Dieselmodelle, und zwar mittels sogenannter Abschalteinrichtung. Bekannt sind, also gut dokumentiert sind auch die Abschalteinrichtungen der VW Palette. Betroffen. Ganz konkret ist der Motor EA 189 ich nehme an, das ist der, den du auch hattest.
Lydia Ninz
Ja, den hatte ich. Es sind die Autos Dieselauto von VW, also mit den Marken Seat, Skoda und Audi. Das sind so zwei bis vier Liter Autos. Das sind die gängigsten Autos, die gekauft werden. Das sind Dieselautos. Die sind alle zwischen 2008 und 2014 produziert worden, Baujahr sagt man dazu und dann sind sie bis ins Jahr 17 auch noch verkauft. Worden. Diese Autos hatten eine besonders freche Abschalteinrichtung.
Ich kann das jetzt gut sagen, weil inzwischen die Fakten ziemlich heraußen sind. Die haben einfach gesagt, um eine gescheite Abgasreinigung zu machen und dieses Abgas, diese Stickoxide, diese bösen Schadstoffe zu senken und damit auch die Normen zu erfüllen, hätten sie auch damals schon 2006 eine bessere Methode gehabt. Das haben sie aber nicht gemacht, sondern die wären nämlich ein bisschen teurer gewesen.
Michael Nikbakhsh
Das ist die sogenannte AdBlue Methode, also das Einspritzen von Harnstoff.
Lydia Ninz
Genau, du bist sehr gut informiert und die haben diese AGR gemacht, das ist deutsch gesagt a Glumpat, das nie dazu gedacht war, ein ganzes Autoleben lang eingeschaltet zu bleiben, also nämlich während.
Michael Nikbakhsh
Des Betriebs durchgehend, durchgehend. Das hätte das System strapaziert. Es hätte den Motor den Partikelfilter des Motors immer wieder verstopft.
Lydia Ninz
Den Motor hätte es gar nicht verstopft, sondern das Glump selber wäre kaputt geworden. Und wenn man das immer wieder ersetzen muss, ist das sehr teuer. Das geht gleich mal in die Tausende. Und der Partikelfilter wäre auch früher verstopft gewesen und es hätte also eine Reihe von Schädigungen gehabt. Also haben die einfach Wir machen das Ganze nur für den Prüfstand und in dem Moment, wo das Auto weg ist vom Prüfstand, die Typengenehmigung erteilt ist und das Auto, sobald es auf der Straße fährt, wurde diese simple Abschalteinrichtung komplett weggeschaltet. Nada nix. Das heißt, diese Autos sind im vollen Dreck gefahren, keine Bremse für diesen Schadstoff.
Das muss man sich vor Augen sehen lassen. Die anderen haben es ein bisschen raffinierter gemacht, die haben von Anfang an Thermofenster gemacht. Das heißt, die haben diese simple Abschalteinrichtungen nur bei bestimmten Außentemperaturen zugeschaltet lassen, zwischen meistens so 15 bis 30 Grad draußen und schlaue Die Typengenehmigung, die findet immer statt zwischen 20 und 30 Grad. Die haben es geschickter gemacht. Die haben nicht müssen extra umschalten, sondern die haben einfach so gemacht, dass das Auto immer in diesen Bandbreiten voll gereinigt hat und dann eben, wenn es draußen kälter geworden ist oder sehr heiß, wurde.
Michael Nikbakhsh
Es abgeschaltet, was ja in der Praxis bedeutet, so grosso modo, dass auch diese Abschalteinrichtungen dafür gesorgt haben, dass in weit nur die Hälfte des Jahres gereinigt wird.
Lydia Ninz
Das ist ein wichtiger Punkt. In unseren Breitengraden wurde genau festgestellt, dass die Autos damit nur vier bis fünf Monate im Jahr, also im Sommer meistens sauber unterwegs sind, aber dann die meiste Zeit, das ist das Meer hat bekanntlich 12 Monate, sind die Autos gerade im Winter, wenn andere Abgasquellen sind. Das ist schon Sache, weil wir wissen, dass dieses Stickoxid bei den Holzöfen und so weiter außer kommt. Das heißt, wo geheizt wird, ist es erst recht sach. Und da haben wir natürlich die größte Verschmutzung. Und da brauchen wir uns nicht wundern, wenn dann die Politik solche Maßnahmen gesetzt hat, wie zum Beispiel Luft oder Beschränkungen. Aber die haben auch nicht gewusst zunächst, dass die Autos halt alle so dreckig, die Dieselautos unterwegs waren.
Und für Österreich ist vielleicht noch eine Abschalteinrichtung von VW wichtig. Diese Autos dürfen, wenn sie höher sind als 1000 Meter, wird das ganze Jahr über komplett diese simple Abgasreinigung weggeschaltet. Das Perverse ist also, wenn diese Dieselautos, diese manipulierten vom VW aufkommen in unsere Erholungsgebiete, wo ja alle Söhn und Urlaub und Berge und würzige Heuluft und Albenfeeling ist, wenn da diese manipulierten Autos fahren, und zwar die von den Einheimischen und die von den Gästen, wurscht, die verpesten alles, weil die haben keinen Filter drin, da gehen die ganzen Schadstoffe nach wie vor in die Luft hinaus.
Michael Nikbakhsh
Dass wir heute darüber 2025 in Wien sprechen, ist insofern keine Selbstverständlichkeit, als in Europa diese Geschichte, ja, soweit ich das überblicke, zunächst niemanden bekümmert hat. Die Probleme, die VW bekommen hat, gingen von den USA aus. 2015 habe ich gesagt, ist das Ding aufgeflogen. Tatsächlich gibt es da aber eine Vorgeschichte, die eigentlich in die Mitte der Nullerjahre zurückreicht zwischen VW und den USA. Was ist da passiert?
Lydia Ninz
Ja, also die Vorgeschichte geht ins Jahr 2006 zurück und da ist etwas passiert. VW wollte damals die Weltherrschaft, sozusagen das größte Automobilhersteller der Welt werden und Toyota abhängen. Und da haben sie den amerikanischen Markt gebraucht und haben beschlossen, ohne Dieselfahrzeuge in den USA geht es nicht, dieses Ziel zu erreichen. Da muss man wissen, dass in den USA, speziell in Kalifornien, ein noch höherer, strengerer Höchstwert für dieses schädliche Abgas gegolten hat. Und sie haben gewusst, sie können mit dieser simplen AGR die Einhaltung dieses strengen Höchstwertes nicht erreichen. Was haben sie gemacht? Sie haben beschlossen, sie bauen eben, sie schalten es weg und damit haben sie auch alle Prüfungen bestanden.
Ich muss dazu sagen, das heißt Typengenehmigung. Bevor ein Auto in Serie produziert werden darf, braucht es eine Typengenehmigung oder Typgenehmigung. Und dafür müssen Prüfvorgaben, muss das Auto geprüft werden. Eines der Prüfungen ist die Abgasprüfung eben. Und die Autos konnten dank der Manipulation auf dem Prüfstand locker alle strengen Grenzwerte einhalten.
Michael Nikbakhsh
Vielleicht ein interessanter Punkt dazu als Zwischenruf. Also diese Typengenehmigungen passieren unter Laborsituationen. Man fährt damit nicht mit dem Auto spazieren.
Lydia Ninz
Richtig.
Michael Nikbakhsh
Wäre das der Fall gewesen, hätten sie sich was anderes überlegen müssen, weil dann wäre das ja aufgeflogen.
Lydia Ninz
Genau, richtig. Das ist ein wichtiger Punkt. Das war auch Vorschrift. Das hast du einfach geschlaubt. OK, dort für den Prüfstand halten wir alles ein und nachher ist alles wurscht. Und das Witzige ist, und die haben damit Erfolg gehabt. Die haben 2008 2009 2010 Jetta Basaz in Amerika verkauft und die haben eine riesige Werbelinie gefahren mit einer Hausfrau, die mit einem weißen Socktiachl gewachelt hat.
Die ist hinter dem Auspuff, hat in die Kamera dieses weiße Tüchel eingehoben und hat es dann in die Kamera gehalten und gesagt, schaut alles clean, clean, Diesel, super fein. Diese Diesel sind super.
Michael Nikbakhsh
Stickoxid hätte wahrscheinlich auch keine Flecken hinterlassen, oder?
Lydia Ninz
Na eben, das war ein Gag, weil na eben, na soweit, das wäre schön, weil dann würde man es ja sehen. Das ist ja unsichtbar, diese ganzen Sachen. Naja, und dann ist das komische, dass wirklich witzig Ironie, ich muss immer lachen. Es sind immer einzelne Personen, die anstoßen. Das hast du auch gesehen. Deine ganzen schönen Dunkelkammer Beiträge, von denen ich wirklich die sind wirklich hörenswert, sind es immer Einzelpersonen, die eine Geschichte in Gang bringen. Und in dem Fall war es unfreiwillig, der Peter Mock aus Europa von der ICCD, von einer, das ist so ein Umweltverband oder Behörden sind, die sich zu einem freiwilligen Dachverband zusammengeschlossen haben.
Der wollte wissen, warum in Amerika die VW Dieselautos sauberer sind als Europa und wollte das untersucht haben haben, damit man es als Vorbild für Europa. Und dann kommen Studenten, haben sie eine Studie gemacht. Jetzt sind wir 2006 haben sie den Betrug begonnen, 2014 im März, haben Studenten getestet, kommen drauf VW Autos, zwei davon und auch ein BMW, haben das bis zu 40-fache, 40-fache des Grenzwertes auf der Straße stoßen sie an diesen Abgas aus. Dann haben sie sich zuerst gedacht, unser Test ist falsch, weil sie konnten nicht glauben, dass VW da irgendwas macht. Haben sie die Tests noch einmal gemacht und sie haben dann fix publiziert, dass diese Autos so hohe Werte haben. Das hat dann natürlich die Behörde KARP, in dem Fall die amerikanische Zulassungsbehörde von Kalifornien auf den Plan gerufen und die haben dann Wir wollen jetzt nachschauen, ob Wie sind diese Abgaswerte zu erklären. Die Hersteller sollen das erklären, ganz logisch.
Das heißt, seit März 2014 wusste man, dass der Schwindel, wussten die Konzernherren, dass der Schwindel auftaucht, dass der Schwindel entdeckt werden könnte in Amerika, da saß an.
Michael Nikbakhsh
Der Spitze des VW Konzerns Martin Winterkorn, damals Bestbezahlter oder einer der bestbezahlten Manager Deutschlands.
Lydia Ninz
Der Typ hat zwischen 2010 und 2015 80 Millionen Euro allein. An Gehalt und an Bonis kassiert und hat heute noch eine tägliche Rente, Firmenrente von über jeden Tag.
Michael Nikbakhsh
Er hat ein Strafverfahren in Deutschland am Hals, das ausgesetzt wurde aus gesundheitlichen Gründen. Er hat, soweit ich das überblicke, korrigiere mich nie Verantwortung für das übernommen, was dort passiert. Es ist bis heute strittig, wer wann genau was gewusst hat bzw. Wer welche Order erteilt hat.
Lydia Ninz
Also das muss ich dich korrigieren. Also inzwischen weiß man es schon, es ist nur nicht gerichtsfest bewiesen, aber man weiß auf jeden Fall, dass er informiert wurde. Er wusste es, er hat das nicht gestoppt und es ist ein Indiz, das mir damals zu denken gegeben hat. Ist interessant. Zumindest im April, also im März 2014 waren schon die Alarmglocken. Winterkorn war von Anfang an dabei und 2006 schon, weil da hatte er zwar nicht über den gesamten Konzern, aber über Audi schon das Sagen. Und ein anderer Prominenter, Ferdinand Birch, der legendäre Enkel der Gründer von VW, der ist dann im April 15 also ein Jahr später, hat er dann gesagt, ich gehe auf Distanz zu Winterkorn, hat dann den Machtkampf gegen Winterkorn verloren, ist ausgeschieden und hat später auch seine Anteile verkauft.
Und er soll Winterkorn sehr soll, weil ich habe da keine Zettel, ich kann das nicht beweisen, aber er soll ihn sehr belastet haben, weil Winterkorn hatte, jetzt muss man zurückblenden ins Jahr 2014 da haben sie das erste mal schon im März 2014 und geplatzt ist das ganze im September 2015 eineinhalb Jahre, Jahre und da ist eine unendliche Geschichte. Wenn ich dir die jetzt erzähle, dann sitzen wir bis morgen noch da. Ich wollte nur sagen, die haben die Behörde richtig verarscht. Sie haben ihnen gesagt, dass diese Abgaswerte ein Irrtum sind, dass die falsch gemessen haben Die Behörde hat dann selber gemessen, hat auch die Abweichungen festgestellt, Sie haben dann in die Enge gedrängt, hat dann VW in Amerika Rückrufe gemacht und da ist der Skandal im Skandal. Diese Rückrufe haben sie dazu genutzt, den Betrug zu optimieren, nicht wie sie vorgegeben haben, die Abgas zu senken. Nein, sie haben den Betrug optimiert und zwar deshalb, das Auto hat am Anfang nicht immer schnell kapiert, dass es auf der Straße ist und ist erste Zeit im Saubermodus gefahren. Und in diesem Software Update in Amerika haben sie die Lenkerwinkelerkennung installiert, eine genaue, sodass das Auto besser kapiert oh, jetzt bin ich auf der Straße, jetzt fahre ich dreckig.
Aber nachher wollte die Behörde in Amerika wissen, der Alberto Aiola den Beweis, dass nach dem Update die Autos sauberer sind, eigentlich logisch, und hat mit eigenen Tests gedroht, hat er dann auch gemacht. Und im Juni 2015, das hat sich so lang hingezogen und da hat dann langsam begonnen, das Lügengebäude einzubröckeln, einzustürzen, weil die Manager vor Ort haben schon gar nicht mehr gewusst, was sie den amerikanischen Behörden sagen sollen. Die waren richtig verzweifelt. Es gibt Mails, wo die sagen, was soll man ihnen sagen? Und einer hat dann am 18. August schon vor der Behörde informell ja, wir haben eine illegale Abschalteinrichtung installiert. Und es hat dann bis zum 3. September gedauert, 2015 bis dann offiziell VW gegenüber der amerikanischen Behörde zugegeben ja, wir haben illegal was Illegales gemacht. Und dann ist das Interessante, dann haben die noch 14 Tage, hat VW nichts gemacht, hat es nicht publiziert und da waren schon damals 400 fast eine halbe Million Autos in Amerika betroffen. Und VW hat beschlossen, nicht nur der Winterkorn, sondern der ganze Vorstand, dass sie vorläufig die Sache geheim halten. Und erst wie dann am 18. September die amerikanische Behörde diese Geheimhaltungspläne durchkreuzt haben, indem sie das Ganze publiziert haben, ist das Ganze erst aufgeflogen. Das checkt man auch nicht so leicht von außen, wenn man sich mit der Sache nicht so beschäftigt. Und du weißt als Wirtschaftsjournalist und ich auch, dass immer wenn eine Kapitalgesellschaft, die an der Börse notiert, Nachrichten hat, die zum Nachteil des Gewinnes führen werden, musst du die publizieren.
Michael Nikbakhsh
Das ist die sogenannte Ad hoc Pflicht. Übrigens ein dehnbarer Begriff. Ich habe schon auch oft erlebt, dass diese Ad hoc Pflicht dann einfach vergessen wird.
Lydia Ninz
Genau, aber in dem Fall ist auch gerade noch ein Verfahren nach diesem Kapitalanlegeverfahren im Gange, wo man entscheiden muss, ob da den VW Leuten was vorgeworfen weil bei 480.000 Autos, das ist schon viel. Sie haben ja erst nachher zitzerlweise zugegeben, zwei Tage später, nachdem der Winterkorn weg war, haben sie dann zugegeben, dass es weltweit 11 Millionen Autos sind. Aber das war erst Anfang der Fahnenstange. In Amerika ist dann gleich nach einem Monat die nächste Welle losgelangen. Bei Audi und Audi gehört auch zu VW und da waren dann die großen dicken Audi auch die Porsches beteiligt, also die größeren Autos, wo eine andere Abschalteinrichtung dabei war, nicht diese primitive, von denen wir bisher geredet haben.
Michael Nikbakhsh
Ich gehe jetzt davon aus, dass der weitaus größte Teil unserer Hörerinnen und Hörer, so sie von dem Problem, insbesondere mit dem Motor EA betroffen waren, ohnehin in der Werkstatt waren, ohnehin ihr Software Update bekommen haben, keine Ahnung, wie zufrieden sie damit waren. Ihr könnt uns gerne schreiben unter Redaktion.at für die, die es vielleicht nicht mehr so im Kopf haben. Es war de facto, wenn sie zum VW geht, die gesamte Modellpalette betroffen. Also bei VW selbst waren Polos, Golf, Passat, Tiguan, Scirocco, Jetta, Turan und Scharan, aber auch der Amarok und der Caddy, von Seat, der Exe oder Leon, der Altea, der Alhambra und der Toledo. Das ist faktisch eh schon alles, was Seat damals hatte. Bei Skoda der Superb, Octavia, Yeti, Fabio, Rapid und bei Audi A1 A2 A3 A4 A5 A6 Q3.
Lydia Ninz
Genau, bei den Audi waren zunächst nur die, die sozusagen die zwei und vier Liter Audi, also nicht die großen dicken, nicht die acht Zylinder Motoren.
Michael Nikbakhsh
Bei denen war eine andere Technologie im Einsatz, nämlich der AdBlue Tank, also die Harnstoffeinspritzung. Genau, da habe ich bei dir nachgelesen, dass man insofern geschummelt hat, als man einfach weniger Harnstoff eingespritzt hat. Man hätte den Tank größer machen müssen. Das wäre entweder zu Lasten des Kofferraums gegangen oder es wäre zu Lasten des Kofferraums gegangen. Und so hat man sich eben entschlossen, da was zu tun. Heißt das jetzt im Ergebnis, um da jetzt vorzugreifen auf all das, was da im Laufe der Jahre herausgekommen ist, dass niemand, der sich einen Diesel Ende der Nuller, Mitte der Zehnerjahre gekauft hat, sicher sein kann, dass der das ausstößt, was versprochen wurde.
Lydia Ninz
Also die sind alle manipuliert, weil wir sind jetzt bei VW gewesen und da haben wir jetzt gelernt, zuerst waren nur die betroffen. Ich sage es immer die der ersten Stunde, wo mit diesen primitiven Abschalteinrichtungen gehandelt wurde. Aber dann ist der Skandal sich ausgedehnt auf die ganz großen Autos. Und das Perverse war schon in Amerika sind diese Autos, also die Porsche Macans, die großen, dicken Audis, die sind schon im November 2015 aufgeflogen. Und in Europa haben es die Audi Leute, also Stadler, geschafft, bis zum Jahr 2017 zu Na, in Europa sind die Autos nicht betroffen, sind haargenau die gleichen Autos. Aber wir in Europa, das sind andere Regeln, andere Vorschriften. Wir sind in Europa nicht betroffen vom Skandal.
Die gleichen Autos mussten sie Dann im Jahr 2017 alle zurückrufen und sind alle dann betroffen. Nur wetten, dass du oder auch viele, die uns vielleicht zuhören, gar nicht einmal wissen, wie viele Autos in Österreich vom Dieselskandal erfasst sind. Jeder redet immer nur von den ersten VW.
Michael Nikbakhsh
Das wären um die 380.000 genau.
Lydia Ninz
Und selbst das ist am Anfang hat mich immer geärgert, haben sie immer von 360.000 geredet, dann hat man die vergessen gehabt, die die Leute privat importieren. Und wenn man die dazuzählt, die sind ja auch betroffen, dann sind es immer genau 380.000 gewesen.
Das ist amtlich. Aber selbst journalistische Kollegen schreiben immer noch, was mich ein bisschen ärgert, weil es aber wurscht. Es ist jetzt die Dimension ist trotzdem groß. Und wenn man inzwischen denkt, dass auch die Mercedes über Mercedes zurückgerufen wurden wegen illegaler Abschalteinrede oder wegen zu hoher Abgase und auch Opel und ein paar kleine BMW, dann haben wir in Österreich Autos aufgerundet, die offiziell vom bisherigen VW Skandal betroffen waren. Aber so wie es ausschaut, haben auch die Autos, die bisher nicht zurückgerufen wurden, auch illegale Abschalteinrichtungen und können theoretisch auch noch klagen.
Michael Nikbakhsh
Dazu kommen wir noch. Erstaunlicherweise ist die Geschichte in den USA ja relativ flott. Jetzt muss ich mich schon korrigieren. Erstaunlich ist es eigentlich nicht. In den USA ist es so, dass die Dinge oft einmal schneller gehen als insbesondere in Österreich. Da hat sich wirklich gezogen wie ein Strudelteig. Also in den USA wurde die Geschichte relativ flott erledigt.
VW hat Strafzahlungen geleistet, VW hat Entschädigungen geleistet, VW hat einige Milliarden - wie viele?
Lydia Ninz
Wie viele genau, 23 Milliarden Dollar haben sie allein für die Autos, die in den USA betroffen waren. Allein für die haben sie 23 Milliarden Dollar zahlen müssen. Und für den Rest der Welt, weil so nennen sie das in ihren Geschäftsberichten, der Rest der Welt, das sind wir alle, das sind die anderen 10 Millionen Autos, die damals betroffen waren. Für die haben sie 10 Milliarden ungefähr ausgegeben an Schadenersatzzahlungen.
Michael Nikbakhsh
Also erheblich weniger eigentlich in Relation zu dem, was für die USA ausgegeben wurde.
Lydia Ninz
Natürlich, weil in den USA sind sie natürlich erstens einmal haben die Leute nicht nur das Auto zurückgekauft bekommen oder repariert, sondern die Leute haben noch bis Schadenersatz auf die Kralle bekommen, einfach dafür, dass sie ein Auto bekommen haben, das nicht dem entsprochen hat, was sie gezahlt haben. Dafür haben sie so Schadenersatz richtig bekommen. Und selbst für geleaste Autos und selbst für Autos, die vorher die Vorbesitzer haben noch was bekommen. Und dort in den USA haben sie ein Jahr alles recherchiert, wirklich FBI, alle die Justiz und sind schon sehr früh draufgekommen, dass das kriminell, dass das eine Verschwörung war, dass innerhalb des Konzerns auch die höchsten Spitzen davon gewusst haben. Die haben Mails ausgewertet, die haben ihre Arbeit gemacht und so haben sie also dann schon Anfang 2018 Winterkorn angeklagt und ich glaube die Klage war im Mai 2018, 2018 haben sie ihn angeklagt und der würde in Amerika 24 Jahre Haft drohen, wenn er seinen Fuß nach Amerika setzen würde. Aber das tut er natürlich nicht. Und die Deutschen liefern auch niemanden aus.
Michael Nikbakhsh
Heißt in den USA 2015 aufgeflogen, 2018 2020 erledigt. Genau, da ist die Geschichte in Europa noch immer langsam am Köcheln gewesen, es hat länger gedauert. Mittlerweile gibt es aber auch hier höchstgerichtliche Entscheidungen zuungunsten der Hersteller und dennoch hat bis heute zum Beispiel in Österreich kaum jemand Geld gesehen. Wie ist da die Situation?
Insbesondere den VW Besitzerinnen und Besitzern?
Lydia Ninz
Also bei den VW der ersten Stunde ist die Sache hundertprozentig ausjudiziert, das ist illegal. Und was noch wichtig Es hat sich dann herausgestellt, dass auch die Reparatur der Software Update, also das auch noch unwirksam war und zwar deshalb, weil VW die Behörde, die deutsche Behörde hat genehmigt, also zuerst haben sie es abgeschaltet, diese Abschalteinrichtung und bei der Reparatur beim Software Update hat die Bundesbehörde, die deutsche VW genehmigt, Thermofenster einzubauen. Das heißt, die haben offiziell okay, dieses klumpert, du hast halt nur In Sommerzeiten zwischen 15 Grad und plus 33 Grad, da funktioniert die Abgasreinigung und sonst nicht. Das hat die Behörde genehmigt.
Michael Nikbakhsh
Warum hat sie das getan? Im Endeffekt ist das ja jetzt quasi Jacke wie Hose. Zuerst haben wir eine Technologie, die auf eine bestimmte Situation reagiert, also Straße oder Prüfstand. Dann hat man eine Technologie, die ihrerseits auf eine bestimmte Situation reagiert, in dem Fall aber Außentemperatur oder Höhenlage, wie wir gelernt haben, ab 1000 die Behörde ist das Kraftfahrbundesamt, das deutsche nehme ich an, das KBA. Warum hat sich das darauf eingelassen oder wie ist man dort auf die Idee gekommen, eine solche Regelung zu erstellen?
Lydia Ninz
Erstens einmal, weil das KBA untersteht dem deutschen Verkehrsminister, das war der Dobrindt und der hat ja der hätte ja vieles machen können. Hat er nicht gemacht. Er hat absolut VW geschützt, nicht, weil er hätte können Strafen geben pro Autos. Das hätte VW 42 Milliarden Strafe gekostet, Hat er nicht gemacht. Er hätte sagen können, ihr müsst es echt reparieren und das Auto händisch nachrüsten mit einer Software, dass sie sauber sind. Hat er nicht gemacht. Er hat ihnen gesagt, Software Update machen und dafür hat man keine Kriterien gemacht und das war für mich das Überraschendste.
Deswegen bin ich ja nicht mehr rausgekommen aus dem Staunen, wie wir analysiert haben. Wir haben dann die Dokumente recherchiert und da steht, die dürfen auch nach dem Update diese Thermofenster haben und sie dürfen sogar das Fünffache ausstoßen offiziell. Es wäre so, wenn die Polizei erlauben würde, du darfst im Ortsgebiet 250 km h fahren statt 50, das hat die Behörde erlaubt, da schnallst du einfach ab. Und ich hab mir gedacht, was ist denn da los? Da steht nicht drin, ihr müsst es jetzt senken. Da stehen sogar Werte drin, die Genau dementsprechend ist es nicht viel besser geworden.
Michael Nikbakhsh
Was haben wir da einen politischen Kniefall vor einem einflussreichen Konzern.
Lydia Ninz
Ja, auch das. Aber wie sich später herausgestellt hat, hat scheinbar, und jetzt muss ich sagen, scheinbar das KBA den anderen Herstellern wie Mercedes erlaubt, von vornherein solche Thermofenster zu haben. Ich weiß es nicht hundertprozentig, weil die Unterlagen dafür werden wir jetzt hoffentlich bald kriegen, weil gerade erst gestern hat ein britisches Gericht bestimmt, dass zum Beispiel Mercedes mit den Unterlagen rausrücken muss, auch Ford, auch Nissan und auch Stellantis. Das heißt, da hat ein Gericht jetzt endlich einmal erlaubt. Dann werden wir sehen, die technischen Details, was genau. Aber Mercedes behauptet, sie hätten das von der Behörde schon vorher bei der Erstgenehmigung bekommen und jetzt haben sie halt den VW beim Software Update zur Korrektur auch genehmigt. Thermofenster ist ein blöder Begriff, stimmt gar nicht, Das ist auch wieder so ein verharmlosender Begriff, ist aus der Bauwirtschaft kommend und sagt eigentlich was Gutes.
Michael Nikbakhsh
Ich bin ja jetzt kein Motorentechnik, nicht besonders firm, ich habe eine gewisse Leidenschaft für Verbrennungsmotoren, ich gebe es offen zu, aber bin nie so tief in die Materie vorgedrungen. Ich versuche mich da zu einer oft nicht zu blöd klingenden Frage Wäre es denn tatsächlich möglich gewesen, den Betrugsmotor, so wie er Geschichte geschrieben hat, EA 189 durch Software so zu programmieren, dass er im Dauerbetrieb sauberer ist als vorher? Das wäre tatsächlich gegangen.
Lydia Ninz
Gute Frage, es wäre gegangen, aber es hätte nachteilige Wirkungen gehabt für die Konsumenten, weil dieses AGR ist ein Glump, das hätte sich früher abgenutzt. Wenn es die ganze Zeit eingeschaltet bleibt die ganze Zeit, dann wird das früher kaputter, Zylinder, alles und das geht in die Tausende und der Partikelfilter wäre zu schnell voll gewesen und auch überfordert. Es hätte aber technisch eine Möglichkeit gegeben, bei manchen Autos, nicht bei allen, wäre es möglich gewesen, zusätzlich auch noch einen Katalysator, den SCR Katalysator hinten reinzugeben mit der Handstoffeinspritzung. Dann wäre möglich gewesen, dass das Auto sauber ist. Der Dr. Axel Friedrich von der Deutschen Umwelthilfe hat solche Nachrüstungen, solche Hardware Nachrüstungen gezeigt, dass das geht. Es wurden auch diese Nachrüstungen in Deutschland ja schon zertifiziert.
Es wäre möglich gewesen, es hätte nur mehr gekostet. Kommen wir zu den Kosten. Das Software Update hat VW Pro Auto zwischen 70 und 200 Euro gekostet. Eine Hardware Nachrüstung, eben ein nachträglicher Einbau von diesem Katalysator hätte mindestens 1.500 gekostet. Da sehen wir ja schon, um was es geht. Die haben einfach eine günstige Lösung angeboten, VW. Und jetzt ist die spannende Frage, das liegt jetzt noch beim EuGH, beim Obersten Gerichtshof in Europa, ist halt die Frage: Kann sich VW jetzt rausreden nach dem Naja, diese unter Anführung Thermofenster hat ja die Behörde genehmigt.
Hat sie bei VW wissen wir's? Sind wir dann raus oder nicht? Weil wenn die Behörde etwas genehmigt, was an und für sich aber nicht richtig ist, dann haftet vielleicht die Behörde und nicht die Firma.
Michael Nikbakhsh
Nach meinem Verständnis war dieser inkriminierte Motor per se jetzt nicht schlecht, wenn man Dieselmotoren mag. Dir sitzt jemand gegenüber, der kein ausgewiesener Fan von diesen Motoren ist. Aber die Abgasreinigung war eben das Problem. Das heißt, man hätte hier zusätzlich Geld investieren können, und zwar schon bevor man die ersten Motoren in Serie eingebaut hätte. Habe ich es richtig verstanden? VW hat das natürlich sehr früh gewusst, klarerweise. Und sie wollten einfach Geld sparen, weil die Automodelle insbesondere in den USA, aber natürlich auch in Europa schlicht teurer geworden wären.
Würdest du dich trauen zu sagen: Na ja gut, wenn die Konsumentinnen und Konsumenten Sicherheit haben, dass das Auto tatsächlich so sauber ist wie versprochen, dass sie auch ein bisschen mehr dafür ausgeben würden.
Lydia Ninz
Ich weiß nicht, ob sie das tun. Sie werden ja eh nicht gefragt, wenn alle, weil wenn, dann muss man jetzt dazu sagen. Es hat sich herausgestellt, dass diese Technologie, diese Entscheidung also abzuschalten zeitweise; VW hat es frech gemacht, hat komplett abgeschaltet. Die anderen haben es raffinierter gemacht, haben es nur Zeitfenster abgeschaltet. Wenn man jetzt hergeht, dass es alle gemeinsam verzichtet haben auf die teurere Lösung, dann wäre es ebenso möglich gewesen. Wenn es alle die gleich teure Lösung gemacht hätten, wäre es den Leuten wurscht gewesen. Weil ich sage eines und das spreche ich aus meiner Erfahrung, Du weißt ja, ich bin ja nicht nur Wirtschaftsjournalistin lange Zeit gewesen, sondern auch jahrelang als Pressesprecherin und als oberste Chefin später vom ARBÖ, vom Autofahrerclub und habe also auch sehr viel verhandelt, auch mit europäischen Werten und Vorschriften.
Dann muss ich eines sagen, eine Erkenntnis gibt es in der Autobranche. Bei der Anschaffung schauen die Leute weniger aufs Geld. Wo die Leute empfindlich sind, sind bei den laufenden Kosten. Also beim Sprit zum Beispiel, sind sie sehr empfindlich. Wenn du auf einmal statt einem Tank 40 Euro zahlst, 50 oder 60 das regt die Leute auf. Aber wenn sie bei der Anschaffung eines Autos, das im Schnitt 25.000 Euro kostet, einmal 300 Euro mehr, würden meiner Meinung nach da keine Rolle spielen. Vor allen Dingen, wenn es alle machen.
Michael Nikbakhsh
Ich versuche mir vorzustellen, was man allein mit den Strafzahlungen oder den Entschädigungen, die VW leisten musste, alles Vernünftiges hätte anstellen können. Ich gehe davon aus, da wäre sich auch eine sauberere Motorenentwicklung ausgegangen.
Lydia Ninz
Unglaublich, weil man muss eines auch dazu sagen, was das komische VW hat andererseits gegenüber den Konsumenten immer abgestritten, dass sie überhaupt irgendwas Falsches gemacht haben und mit dem Software Update vorgegaukelt, dass die Autos jetzt in Ordnung sind. Seit 2022 also vor drei Jahren, hat es ein Urteil gegeben vom Europäischen Gerichtshof, das eindeutig gesagt Der Softwareabwehr hat nicht geholfen, den ursprünglichen Schaden zu beseitigen. Ein Jahr später hat das auch der Oberste Gerichtshof in Österreich, das heißt, es gilt auch für Österreich, dass der Software Update völlig ungültig ist und die Autos nach wie vor bedroht sind, dass sie ihre Zulassung verlieren könnten. Und wenn du keine Zulassung hast, kannst du das Auto nicht fahren, nicht verkaufen und auch nicht ab oder anmelden. Und diese Drohung gibt es noch immer, weil eben VW es nicht geschafft hat, den rechtlichen Mangel, den Mangel, den es von vornherein in diesen Autos gegeben hat, zu reparieren mit dem Software Update.
Michael Nikbakhsh
Was sie geschafft haben, ist auf Zeit zu spielen. Die Fahrzeuge, um die es da geht in Österreich, die sind jetzt Alle so zwischen 10 und 16 Jahre alt. Je älter sie werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie aus dem Verkehr fallen, weil sie verschrottet werden, weil sie Unfälle haben, weil sie, weil sie irgendwo anders hin verkauft wurden.
Lydia Ninz
Ja, aber nehmen wir zum Beispiel nur mal her, diese VW Autos der ersten Stunde, diese 380.000. Es gab ja eine Sammelklage vom VKI, die wurde jetzt ja dann abgeschlossen. Ich habe auch mitgemacht, habe 2000 Euro gekriegt für das Auto.
Michael Nikbakhsh
Da haben 10.000 Leute teilgenommen, glaube ich. Da hat jeder 2.000 bekommen?
Lydia Ninz
Es war ungefähr der Schnitt. VW hat insgesamt dafür 23 Millionen ausgegeben für diesen Vergleich.
Michael Nikbakhsh
Wieso ist das weniger Geld als in den USA?
Lydia Ninz
Ja, weil in den USA muss man auch, da haben die Leute mehr gekriegt durch die Gesetze, durch die stärkeren Konsumentengesetze und in den USA mussten die ein ganzer Haufen Straf zahlen. Aber ich wollte nur auf etwas noch hinweisen, dass es immer noch möglich ist, gerade bei diesen Autos es immer noch möglich zu klagen, weil von den Betroffenen sind nach meiner Einschätzung nach maximal, also wenn wir es großzügig rechnen, haben vielleicht etwas gemacht, rechtliche Schritte gegen VW ergriffen, entweder selber geklagt, über die Rechtsschutzversicherung geklagt oder mit Sammelklage und ein paar hängen noch in der Luft von Covin Claims zum Beispiel, da gibt es auch noch Klagen, aber alle anderen haben nichts gemacht. Das heißt, ich habe in Österreich gut und gerne noch, wenn wir großzügig sagen, noch Autos, mindestens, von denen man jetzt noch was tun könnte. Und der Verbraucherschutzverein, der VSV hat gerade jetzt laufend eine Aktion, wo die Leute, die bisher nichts gemacht haben, sich und solche Autos jemals besessen haben.
Michael Nikbakhsh
Also man muss es gar nicht mehr besitzen.
Lydia Ninz
Du musst es nur irgendwann ein Auto gehabt haben, das zwischen 2008 und 2000 2014 produziert und bis 2018 verkauft wurde. Von diesen VW Autos, die du aufgezählt hast, die musst du nur einmal besessen haben. Du musst nachweisen einen Kaufvertrag, den du einmal gehabt hast, was aus dem Auto geworden ist, ob es verkauft wurde oder verschrottet ist wurscht. Da hast du die Chance zu klagen und zwar risikolos und ohne Kosten. Und man muss sich halt nur Dieselanspruch heißt es AT beim VSV, beim Verbraucherschutzverein kann man sich melden und kann sein Auto prüfen lassen, ob man drunter fällt und dann klagen die und Man kann zwischen 5 bis 15 Prozent vom Kaufpreis einklagen.
Michael Nikbakhsh
Davon geht allerdings dann, glaube ich, knapp mehr als ein Drittel wieder an den Prozessfinanzierer, damit die Leute keine zusätzlichen Kosten haben.
Lydia Ninz
Also können wir es ja durchspielen. Also im Schnitt ist in Österreich momentan, ich habe mich erkundigt, sagen die Gerichte, dass man 10 Prozent kriegt. Ein durchschnittliches Auto kostet nicht und Wenn man jetzt sagt, du kriegst 10 Prozent, dann kriegst du und dann musst du halt ein Drittel ein Gutes dem Prozessfinanzierer geben, aber dann kriegst du immer noch. Und wenn du nichts tust, kriegst nix, kriegst nix. Und das ist ausjudiziert. Da gibt es keinen rechtlichen Zweifel.
Bei allen anderen Autos, bei dem Mercedes gibt es noch so nicht die ultimative Sicherheit, dass die auch alle illegal sind, Aber sie sind auch illegal. Nur muss das immer auch vom Europäischen Gerichtshof und auch einfach noch einmal erhärtet werden, weil das ist schon auch ein Problem. Das habe ich mit Erstaunen, das wusste ich bis dahin nicht, wie das mit der Rechtsprechung läuft. Da haben wir schon ein Problem, dass VW ist es gelungen, alle zu verwirren mit technischen Details. Vielleicht können sich manche von Ihnen oder du erinnern, dass gesagt ja, die Normen sind anders. Europäisches Recht müssen die Autos nicht das Abgas reduzieren auf der Straße. Ja, die Thermofenster sind zum Schutz des Motors.
Dabei ist das nicht einmal ein Teil des Motors. Also die haben Dinge behauptet, die einfach nicht stimmen und es ist ihnen gelungen, die Gerichte zu verwirren. In Deutschland wurden die Gerichte verstopft mit all diesen Klagen und es dauert eine Weile, bis das ganze hoch hinaufgeht zu den obersten Gerichten in Europa und auch bei uns, Weil das ist noch einmal ich habe zuerst gedacht, wie im Dezember 2020 das oberste Gericht in der EuGH gesagt hat, dass diese Abschalteinrichtung bei VW illegal ist und dass die Leute Schadenersatz kriegen. Haben wir gedacht, ist ja gemeinte Wiesn. Ist es aber nicht, weil es dauerte dann bis zum Jahr 2023 dass in Österreich der OGH dasselbe gesagt hat. Und ich wusste nicht, warum das so ist, habe aber gelernt, dass es natürlich möglich ist, Oberstgerichtsurteile zu verhindern. Und zwar in Österreich ist ein Fall gewesen, dass VW sich mit dem Kläger dermaßen ihm so tolle Vergleichsangebote in letzter Minute gegeben hat, dass der dann die Klage zurückgezogen hat und dann stehst an, dann kriegst du kein höchstgerichtiges Urteil und das brauchst aber, um sicherzugehen.
Und da sieht man, dass Europa eben noch immer ein Fleckerlteppich ist. Natürlich hat es auch eine Berechtigung, dass manche Gerichte in den Nationalstaaten eigene Regelungen haben, zum Beispiel den Schadenersatz, wie hoch der ist, wird in jedem Staat anders geregelt. Da habe ich eine gute In Österreich ist die Regelung besser.
Michael Nikbakhsh
Was mir jetzt überhaupt nicht VW hat eigentlich in den USA wenige Tage nach Auffliegen der geschichte im September 2015 die Manipulationen einbekannt. Martin Winterkorn ist noch im September 2015 zurückgetreten. Also in den USA hat man ja war so, wir entschädigen, wir zahlen Strafe. Und in Europa hat man gesagt, war alles nicht so. Warum muss man auf der Faktenebene noch einmal von vorn anfangen? Wie kann es überhaupt sein, dass VW Gerichte verwirrt, obwohl sie es doch in den USA ohnehin schon einbekannt haben?
Lydia Ninz
Danke für den Punkt. Aber man muss sich jetzt vorstellen, das hat sich halt erst später herausgestellt durch viele Klagen der Deutschen Umwelthilfe. Die haben eingeklagt bei den Verwaltungsgerichtshöfen und haben herausgefunden, dass wie der Dieselskandal im September 2015 geplatzt ist, hat der deutsche Verkehrsminister publiziert, wusste dann, dass Auch in Europa 8,5 Millionen Autos betroffen. Waren. Und da hat er dann gesagt, in seiner offiziellen Erklärung gesagt, es müssen die Updates gemacht werden, um eine beanstandete Abschalteinrichtung zu entfernen. Seine eigene Behörde hat aber zweifelsfrei festgestellt, dass diese Abschalteinrichtung unzulässig ist. Und es ist jetzt ein großer Unterschied, ob etwas beanstandet ist.
Da ist ein Zweifel, kann das sein, kann es nicht sein? Und das andere ist aber sicher. Das ist eine Verwirrung. Und ich behaupte und ich sage, das ist eine bewusste Irreführung, weil ich habe in meinen Studien sogar das Dokument abgebildet, wo der Entwurf von der Behörde richtig ist und der Minister hat das unzulässig durchgestrichen und daneben geschrieben, beanstandet. Und damit hat man natürlich die Verwirrung schon gesät, weil dann war in der Öffentlichkeit nicht klar sind, diese Einrichtungen ist unzulässig oder nur beanstandet.
Michael Nikbakhsh
Ich habe schon gesagt, politischer Kniefall vor einem Konzern. Also in dem Fall hätte sich der damalige deutsche Verkehrsminister vor den Karren spannen lassen und hätte eine Entscheidung zum Nachteil der Konsumentinnen und Konsumenten nicht nur in Deutschland getroffen.
Lydia Ninz
Ja, weil das KBA ist eben zuständig für ganz Europa. Das muss man vielleicht auch noch sagen, dass das Problem ist, schon durch die Globalisierung kann diese Typengenehmigung, wo wir gesagt haben, das muss jedes Auto durchlaufen, diesen Prozess, damit es Serie produzieren kann. Und das kann eine Behörde für die meisten Staaten Europas machen. Das hat eben auch das KBA gemacht für alle deutschen Hersteller praktisch, also ist das die zentrale Behörde Und auch das Software Update wurde in Österreich 1 zu 1 übernommen, alles wie die Deutschen vorgegeben haben. Und ich muss sagen, es wurde schon Druck ausgeübt auf die Autobesitzer hinzugehen, weil es wurde du geh hin, weil sonst droht dir die Zulassung entzogen zu werden. Da sind die Leute auch brav hingegangen zu diesem Software Update und ich kann mich erinnern, sogar die Autofahrerclubs hatten damals na machts das tut nicht klagen oder so, aber das haben sie nicht gesagt, sondern lasst es richtigstellen. Und ich habe selber, das gebe ich auch zu, zuerst geglaubt, dass das Software Update was bringen wird.
Und ich muss jetzt noch eine persönliche Anekdote erzählen. Ich hab mir gedacht, naja, ich recherchiere das, weil ich musste ja entscheiden, behalte ich das Auto oder nicht. Ich habe dann recherchiert direkt in Was hat mein Tiguan für einen Ausstoß, will ich Wissen, da steht 119, wie viel hat's haben sie zugegeben 740? Dann habe ich gefragt, naheliegenderweise gut, wenn ich das Software Update mache, wie viel reduziert sich dieses Abgas? Kann ich mit dem Auto dann noch fröhlich weiterfahren? Dann haben sie nach langem Hin und Her und Telefonaten zugegeben, naja, um 30 40 Prozent, habe ausgerechnet, dass immer noch 430 Milligramm statt 119 wie in meinem Typenschein steht und auch über der Höchstgrenze, Die gesetzliche Höchstgrenze für Dieses Abgas war 118, das heißt für mich war klar, nach diesem Software Update ist noch immer nicht das Auto sauber. Ich habe damals aber zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, warum.
Das mit den Thermofenstern hat sich erst später herausgestellt durch die Deutsche Umwelthilfe. Und da gibt es einen Mann, der hat einen unglaublichen Verdienst, Das ist der Dr. Axel Friedrich, der hat tausende Messungen von Autos gemacht, auch nach dem Software Update für die Deutsche Umwelthilfe und ist draufgekommen, dass die Autos tatsächlich nach dem Software Update noch immer sehr, sehr viel von diesem Abgas ausstoßen.
Michael Nikbakhsh
Jetzt reden wir von einer Motorengeneration, die so nicht mehr gebaut wird. Jedenfalls bei VW heißt das jetzt, dass im Jahr 2025 neu zugelassene Verbrenner, Dieselfahrzeuge, VW und andere jetzt ihre Versprechen einhalten.
Lydia Ninz
Also auch wenn ich sehr kritisch, ich bin ja Journalistin, ich bin gewohnt beide Seiten zu sehen und ich bin keine Alarmistin. Ich habe wirklich viel recherchiert und ich wage zu behaupten, sie können das. Es gibt wirklich tolle, ausgeklügelte technische Systeme. Man kann schon sagen, dass die Diesel wirklich sauber sind. Das muss man, weil es hat sich auch der Abgaswert, also die Abgasnorm, der mögliche Ausstoß auch noch mal gesenkt inzwischen. Also ich würde sagen, und das ist halt die Ironie, heute glaubt es nur niemand mehr, weil sie haben so viel getrickst, dass man heute ja, und da verstehe ich eines als Wirtschaftsredakteurin nicht, wie deppert, Entschuldigung, kann ein Konzern sein, ich bin jetzt zehn Jahre immer in den Schlagzeilen negativ und gleichzeitig habe ich, das haben auch die anderen, Kartellstrafen gezahlt, Bußgelder bezahlt. VW hat sogar von seinen Managern Geld verlangt für Fehlleistungen in Zusammenhang mit dem Abgasskandal.
Das heißt, wir dürfen nicht vergessen, die wurden ja verurteilt. Mercedes, BMW und auch der Audi und der ganze VW Konzern haben bei diesen Tanks, bei der neueren Technologie auch wieder getrickst und da haben sie sich abgesprochen, das wurde ihnen nachgewiesen, da haben sie zusammen knapp eine Milliarde Kartell gezahlt, verurteilt worden. Nur Mercedes ist freigegangen, weil die haben sich als Kronzeuge zur Verfügung gestellt. Das heißt, rundherum sieht man, geben sie ja zu, müssen sie zugeben, dass sie was gemacht haben, haben Bußgelder bezahlt. Die Bußgelder sind 3,5 Milliarden. Da haben neun verschiedene Autohersteller, alle Deutschen auf jeden Fall und auch die Zulieferanten zugegeben, dass sie ihre Aufsichtspflicht in der Abgasthematik verfehlt haben. Das heißt, indirekt zugegeben, 3,5 Milliarden gezahlt.
Und weißt du, wer das Geld bekommen hat? Es war für mich der größte Schmäh, die drei reichsten Bundesländer in Deutschland, nämlich dort, wo der Sitz von diesen Autoherstellern ist. Also sieht man, es ist ein System, wo du denkst, alles geben sie zu rundherum. Und sogar der Winterkorn hat müssen 11 Millionen zahlen an VW. Ja, warum? Er hatte offenbar ein Fehlverhalten eingestanden.
Michael Nikbakhsh
Hat er das aus eigener Tasche zahlen müssen? Aber da hat ja wohl die Versicherung, die Managementversicherung auch mitgezahlt.
Lydia Ninz
Es waren vier Topmanager, darunter er auch, der Stadler, der Knirsch und der Hatz. Und die haben zusammen, müssen dem Konzern 288 Millionen Euro zahlen, offenbar wegen Fehlverhalten in der Sache. Abgas. Davon haben 270 richtig die Versicherungen für sie gezahlt und den rest mussten sie 18 Millionen mussten sie selber zahlen. Und ich glaube, Der Winterkorn hat 11 Millionen gezahlt, 4 Millionen hat der Stadler gezahlt. Also man sieht, ringsherum wird eh zugegeben oder muss zugegeben werden, dass sie getrickst haben. Nur gegenüber den Konsumenten und auch in der Politik haben sie immer so getan, als ob eh alles repariert hätten.
Und ich muss dazu sagen, die späteren Dieselskandale auch mit Mercedes sind gar nicht mehr kommuniziert worden. Da hat auch meiner Meinung nach die Politik versagt, weil zumindest hätte man das können regelmäßig kundtun. Ich selber habe immer mühsam diese Rückrufe aus der Rückkehr Rufdatenkartei des Deutschen Kraftfahrtbundesamtes rausklamüsern. Das war eine furchtbar komplizierte Datei. Da hast du stundenlang gebraucht, um raufzukommen.
Michael Nikbakhsh
Was jetzt genau der Rückrufzweck zum Beispiel ist, nicht, weil der wird ja dann oft auch.
Lydia Ninz
Genau, der wurde dann verbrämt. Dann haben sie zuerst wegen illegaler und dann haben sie wegen Konformitätsabweichung das Gleiche in grün. Aber wenn du suchst, findest du nicht unter dem ursprünglichen.
Also das war mühsam. Also ich glaube, da hat schon auch Versäumnisse gegeben. Aber zum Glück haben sich Medien, besonders spezielle Medien, immer wieder eingeschaltet in die Geschichte und haben immer wieder berichtet, halt nicht in der Umfassendheit, die ich mir gewünscht hätte.
Michael Nikbakhsh
Also da wurden ja Begriffe kreiert im Laufe der Zeit. Ich glaube, das passt ganz gut in das Verwirrungsmomentum, das du geschildert hast. Thermofenster ist ein Wort, von dem, glaube ich, niemand gewusst hat, was das sein soll, bis das in der Debatte aufgetaucht ist. Da gab es auch eine Akustikfunktion.
Lydia Ninz
Genau, die hat man genannt. Akustikfunktion, diese Umschaltlogik, dass man vom Schmutzmodus, also vom Saubermodus am Prüfstand umgeschaltet hat auf der Straße der Schmutzmodus diese Umschaltung, diese illegale, hat man Umschaltlogik genannt oder auch Akustikfunktion, um eben zu verstecken den wahren Sinn und zu verharmlosen. Aber eines, was mir auch aufgestoßen ist, ist, dass in Österreich zwei Sachen passiert sind, wo ich mir gedacht habe, das packe ich wirklich nicht. Also im Jahr 2019 da war noch nichts ausjudiziert. Wir haben gesagt, auf europäischer Ebene war erst im Dezember 2020 klar, dass diese Dieselfahrzeuge von VW der ersten Stunde eindeutig illegal sind. 2019 hat in Österreich der Finanzprokurator, der Anwalt der Republik einen Vergleich mit VW erreicht.
Für 2500 Polizeiautos hat die Republik circa 1,5 Millionen Euro bekommen. Mit der haargenauen Argumentation, die viel später erst über die Höchstgerichte Europas auch Österreich erreicht haben, nämlich dass die Software Updates auch für die CODs sind, rechtlich. Und mit dem Argument hat die Republik Österreich gewonnen bei VW einen Vergleich. Alle anderen, die beim VKI geklagt haben, so wie ich, die müssen bis zum Herbst 2024 warten, bis sie überhaupt Geld gesehen haben. Und Da sind schon 140 Leute gestorben gewesen. Angeblich haben die Erben das bekommen. Aber ich sage nur, das war das eine.
Also die Republik hat ihre Schäfchen zu einem frühen Zeitpunkt ins Trockene gebracht. Und aus der Statistik hat Österreich die Mehremissionen, also diesen Mehrausstoss an Abgas aus der Statistik gestrichen. Man hat gewusst, wie viel das ist. Wie viel von diesem schädlichen Abgas in Österreich. In zehn Jahren wurden Tonnen NOx zusätzlich wegen dieser Manipulationen in die Luft gejagt. Und das hat man erfasst. Man hat es nach Europa gemeldet und hat es dann aber aus der Statistik gestrichen.
Michael Nikbakhsh
Das heißt, es gibt eine Diskrepanz zwischen den Statistiken, die auf EU Ebene geführt werden und denen, die wir in Österreich selbst ausweisen.
Lydia Ninz
Nein, weil diese Diskrepanz wurde ganz legal gestrichen, weil Österreich hat argumentiert, wir in Österreich können nichts dafür, dass diese Autos manipuliert sind und mehr Abgas ausstoßen. Daher können wir nichts dafür. Wir streichen das aus unserer Statistik, sonst zahlen wir Strafe gegen das Luftreinhaltungsgesetz. Und der Punkt Viele dieser Autos fahren noch immer herum, weil Ein Auto, das 10 Jahre alt ist oder 15 ist nicht abwegig. Es gibt viele ältere Autos, die noch zirkulieren und die haben das alles noch drin und das Software Update hat nicht viel genutzt. Wir haben es noch immer in der Luft.
Michael Nikbakhsh
Gerade Dieselmotoren neigen dazu länger zu laufen, wenn man sie ein bisschen pflegt, nicht so viel Kurzstrecke fährt. Rosten tut auch nichts mehr.
Also 10, 12, 15 Jahre Autos sind fahrbar. Also das ist gut möglich, dass davon noch etliche auch ohne Software Update wahrscheinlich rumfahren, aber es ist egal, oder nachdem das Update nichts gebracht hat.
Lydia Ninz
Ja, es ist lustig. Ich glaube 2022 habe ich das mal genau recherchiert. Da haben in Österreich von der ersten Stunde noch K Update gehabt, aber da habe ich eine Vermutung, die da lautet, das sind die Tuner, weil ich weiß nicht, du kennst dich wahrscheinlich aus, es gibt viele, die also ihr Autos tunen und die haben schreckliche Angst, wenn sie so was aufspielen lassen, dass ihr heiliges Auto dann nicht mehr so kräftig unterwegs ist. Aber ich habe auch aus der Basis, es gibt auch Leute, die haben der Software wieder weggespielt, weil ich meine, wenn du dich auskennst, Software ist Software. Das ist so wie wir können auch einrichten, wir können was weiß ich, nehmen wir Photoshop, kann ich auch Parameter ändern und das ist nicht so schwer.
Michael Nikbakhsh
Ich habe es eingangs erwähnt, du hast ein Buch herausgebracht mit dem Titel Dieselschäden. Du hast eine sehr umfangreiche Studie erstellen lassen, hast x Artikel dazu geschrieben, bist also zwangsläufig immer wieder mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Automobilhersteller in Kontakt gewesen.
Wie war da die Kommunikation? Also es gibt ja bei sowas immer eine offizielle Ebene, wenn man anfragt, da bekommt man eben das An Statement, was die Rechtsabteilung des Hauses mit beeinflusst hat, wenn es rechtliche Komplikationen gibt. Und dann gibt es natürlich noch die informelle Ebene. Erzähl mal ein bisschen, wie sich da der Kommunikationsfilm.
Lydia Ninz
Du bist auch wie ich eine Journalistin der alten Schule. Wir sind gewohnt zu recherchieren und ich hatte ja Zeit, ich hatte keinen aktuellen Druck in einer Zeitung zu erscheinen, also konnte ich den Luxus mir leisten. Es war aber einfach klar, ich hab brav angefragt, ich habe Korrespondenz, also ich habe ganze Ordner voll, weil ich immer brav nachweisen wollte auch. Und irgendwann habe ich es dann aufgegeben, überhaupt die Gegenstellungnahme zu nehmen, habe ich aber als Basis genommen, die Geschäftsberichte und halt Dinge, die offiziell sind, weil ich einfach gemerkt habe, von denen ist eh nichts zu holen. Und ich war wirklich sehr erstaunt, wie sehr man auch, also in Deutschland vor allen Dingen die Aufdecker von der DOH, von der Deutschen Umwelthilfe, der Geschäftsführer, der Jürgen Resch, musste unter Polizeischutz, der wurde bedroht, der hat kleine Kinder und sie mussten, also da ist man schon mit harten Bandagen auf die Aufdecker und die Deutsche Umwelthilfe hat viel aufgedeckt, weil durch das, dass sie auch ständig gemessen haben, haben sie immer Basis gehabt. Da habe ich ja die Unterlagen, du brauchst ja nicht diskutieren, auch das KBA hat nachgemessen und ist zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Das heißt, diese Recherchen, es ist bei mir schon eine Enttäuschung geblieben, weil ich habe so wie die Amerikaner die amerikanische Zulassungsbehörde einfach nicht glauben können, das ist ein so toller Konzern, der so viel verdient.
Und jetzt mache ich eine Ansage noch in den letzten Jahren, seit 2011 bis voriges Jahr hat der VW Konzern 180 Milliarden Euro an Gewinn nach Steuern ausgewiesen. Da sind aber schon alle Ausgaben für den Dieselskandal weggerechnet. Das heißt, die sind hoch profitabel, die Mitarbeiter werden sehr gut bezahlt, das wissen wir, die Vorstände überhaupt. Der Blume hat jetzt 18 Millionen, okay, wir wissen, das ist halt immer Bonus und fixe Bestandteile des Gehalts.
Michael Nikbakhsh
Es ist trotzdem absurd viel Geld.
Lydia Ninz
Es ist absurd. Und ich kann mich erinnern, ich glaube im Jahr 2000, wann war das? 2011 hat es eine Riesendiskussion gegeben, weil da hat der Winterkorn damals 17 Millionen verdient in einem Jahr bekommen. Ob er es verdient hat, weiß ich sicher nicht, aber er hat es bekommen. Und da hat es eine Diskussion gegeben, ob das möglich ist, dass ein Chef von einem Autokonzern das 50-fache eines Bundeskanzlers verdient. Also da muss man sich das schon vor Augen halten, da ist schon sehr viel Geld im Spiel und, und auch Insider haben mir immer wieder erzählt, dass die Hierarchie sehr hoch ist und dass es schon, man folgt einfach, man weiß vielleicht, dass das nicht richtig ist, es kommt ein Druck und man macht es einfach. Und man sieht, die wenigen Verurteilten sind eher die auf der operativen Ebene sind.
Bisher ist ja nur der Stadler als Top Management verurteilt worden, auch das ist nicht rechtskräftig. Ein Jahr und neun Monate und 1,1 Millionen Strafe musste. Er zahlen, aber das ist noch nicht rechtskräftig und sonst sind nur die Entwicklungsvorstände. Aber die, die halt die Sachen gemacht haben.
Michael Nikbakhsh
Gesetze fallen ja nicht vom Himmel. Da steckt jeweils und ausnahmslos menschliche Handschrift drin. Auch Grenzwerte, die gesetzt werden, fallen nicht vom Himmel, glaube ich. Ja, zu verstehen, dass bei der Festsetzung von Grenzwerten, das ist ja ein mehrjähriger Prozess, die wirken ja nicht von jetzt auf gleich, sondern ab in 10, 15 Jahren muss das und das erreicht werden. Da sitzen doch die Autohersteller mit am Tisch.
Lydia Ninz
Natürlich, das habe ich selber erlebt, nicht bei den Abgasen, aber zum Beispiel bei CO. Das ist ein Prozess. Zum Beispiel 2006 hat man gewusst, dass ab dem Produktionsjahr 2009 neue, strengere Abgaswerte sein würden. Früher war erlaubt 250 Milligramm und ab 2009 hat man gewusst, sind es 180 Milligramm. Also sehr strenger und gesetzlicher Grenzwert. Heiß, das ist eine Norm, das ist eine Vorschrift, gesetzlich, mehr darfst du nicht haben. Und 2006 haben sie schon gewusst und hatten damit einen Vorlauf, dass sie sich in der Produktion darauf vorbereiten können.
Und es ist so, dass auch in Europa, das ist auch richtig, dass man die Branche einbindet. Ich finde es richtig, weil die, die von der Branche keine Ahnung haben, machen dann blöde Vorschriften und man geht halt immer davon aus, dass die sich auch an das halten, was ausgemacht ist. Also ich kann mich noch erinnern bei ganz anderer Baustelle, aber beim CO habe ich noch im Ohr, wie sie gesagt na, freiwillig machen wir nichts, weil freiwillig können wir unseren Aktionären nicht erklären, warum wir etwas freiwillig machen, was nicht vorgeschrieben ist. Aber wenn es vorgeschrieben ist, dann halten wir uns dran. Und dieser Satz haben sie sich beim Abgas nicht gehalten und zwar alle zusammen nicht? Sie waren sich wahrscheinlich sicher. Ich habe mich oft gefragt, warum man so dumm sein kann, auch dann, wenn es auffliegt, nicht richtig Scheidebereinigung zu machen.
Die Erklärung war für die waren sich einfach sicher in Europa, dass die Behörde und die Politik an ihrer Seite ist, dass sie geschützt werden und dass, wenn irgendwas ist, man einen Weg findet, wie sie aus dem Schlamassel rauskommt. Und da muss sich schon ein Kompliment der Justiz machen und auch Europas, weil letztlich hat uns geholfen der Europäische Gerichtshof, weil der dann zweifelsfrei gesagt, na hallo, auch wir haben unsere Normen und auch bei uns musst du die Abgaswerte einhalten. Es stimmt nicht, dass die verschwommen sind oder schwammige Vorschriften. Wir haben ganz klar definiert, die Abgaswerte, die gesetzlichen Normen müssen auch in Europa eingehalten werden. Und diesen Weckruf hat es gebraucht, weil die nationalen Gerichte, letztlich auch das deutsche, am Anfang ein bisschen abgewichen ist und bis heute beim Schadenersatz eher auch auf Seite irgendwie der Hersteller ist und nicht auf Seite der Konsumenten. Also ich muss sagen, die Justiz hat langsam begonnen zu mahlen, sie war holprig, habe ich gesagt, die verstopften Gerichte und unmöglich die Verwirrungen durch die Litigation PR, das war ja kein Zufall, dass man diese Ausreden kolportiert hat, das war ja bewusste Verwirrung. Aber dann letztlich, das war für mich persönlich dermaßen eine Genugtuung, dass endlich im Dezember 2020 der Europäische Gerichtshof eindeutig sagt, dass das illegal ist.
Michael Nikbakhsh
Der Imageschaden war da, die finanziellen Belastungen waren da, aber ich hätte nicht beobachtet, dass das Image von VW unter anderem jetzt nachhaltig gelitten hätte oder anders. Wer weiß heute noch von dieser Geschichte?
Lydia Ninz
Es gibt einige, die einen oder anderen, die sagen, ich kaufe nicht mehr einen VW zum Beispiel. Vor allem die, da haben wir heute noch nicht genau gesprochen, aber wir haben es angedeutet, dass nach dem Software Update, wenn das Glumpat immer öfters eingeschaltet wurde, hatten die Autos schon Probleme, weil plötzlich teilweise haben die Autos mehr Treibstoff verbraucht.
Michael Nikbakhsh
Weniger Leistung, habe ich auch gelesen.
Lydia Ninz
Ja, manche haben gesagt, der Spruch ist jetzt ganz anders, ich kann nicht mehr so gut wegstarten, das Geräusch ist anders, die AGR Ventile musste ich austauschen und das AGR Ventil von dieser Abgasrückführung, das kostet schon einiges. Und das heißt, die haben oft Schaden. Oder bei der Harnstofflösung bei moderneren Autos, wo man mit Harnstoff das Ganze gesenkt hat, da hat zum Beispiel nach dem Update die Dosis von Harnstoff erhöht, somit konnte das System besser funktionieren. Aber du als Konsument musstest nachher in regelmäßigen Abständen Harnstoff zuführen.
Michael Nikbakhsh
Das sind schon ein paar Liter auf 1000 Kilometer genau.
Lydia Ninz
Ja, das können vier zum Beispiel bei Auto, das sechs Liter Diesel verbraucht oder acht Liter Diesel brauchst du so sechs Liter pro 1000 Kilometer. Du musst auf jeden Fall etwas tun, was du vorher nicht tun musstest. Du musst in der Konsequenz immer wieder diese AdBlue kaufen und einfüllen.
Michael Nikbakhsh
Stinkt es auch?
Lydia Ninz
Ja, früher war das so klebrig und stickig. Die neuen Autos haben das, viele kennen das, neben dem Tank, wo den Stutzen eine gibt, es ist daneben noch ein kleines Loch und da gibst du die AdBlue hinein. Das ist jetzt inzwischen viel eleganter geregelt. Aber bei diesen Autos musste man dann halt nachträglich den Harnstoff händisch in Kanistern kaufen und nachfüllen. Und das sind auch Kosten, Das sind Nachteile, wo der Konsument oder der Käufer nachher etwas tun muss, was vorher er nicht tun musste. Also die Konsequenzen sind oft schon negativ gewesen. Ich habe selber einen Fall von einer Kollegin, die ist auf der Autobahn stehen geblieben, weil der Motor es nicht mehr gepackt hat.
Er hat einfach abgeschaltet, weil das System nach dem Software Update einfach nicht mehr so geklappt hat. Es gibt solche Fälle, sie sind dokumentiert. Der VKI hat, auch der Cobin Klem, sehr viele solche Fälle schon dokumentiert. Und jetzt ist eine spannende Frage, ob man für diese Schäden auch VW haftbar machen kann. Das ist eine Frage, die wird jetzt gerade in diesen Tagen entschieden vom Europäischen Gerichtshof. Das ist noch anhängig.
Michael Nikbakhsh
Kommen wir abschließend nochmal zurück auf die 3.000 Menschen, die an sich jetzt wahrscheinlich noch Möglichkeit hätten, sicher rechtlich zu wehren. Du hast das Vorbringen des Verbraucherschutzvereins VSV thematisiert. Da wird jetzt gerade, habe ich auf deinem Blog nachgelesen, also quasi verkündet, ja, schließt euch dieser Klage an, kostet niemanden was. Man muss was abgeben, wenn man gewinnt, aber man hat kein persönliches, finanzielles, auch kein administratives Risiko. Es gibt eigentlich nichts zu tun, man muss sich nur anmelden. Das aber wieder folgt einer Frist, weil sonst droht Verjährung. Stimmt’s?
Lydia Ninz
Naja, es gibt immer einen Streit. Für Juristen ist nie was klar, wie das ist. Entweder verjährt etwas drei Jahre, nachdem der Schaden und der Schädiger klar sind und der EuGH hat 2022 vor drei Jahren gesagt, dass das Software Update illegal ist. Wenn man vorsichtigerweise von dieser Zeit vom Juli 2022 ausgeht, werden jetzt 22 werden jetzt 2025 diese Frist vorbei. Es gibt aber ein OGH Urteil, österreichisches, das 23 dasselbe sagt. Also ist vielleicht noch ein bisschen eine Frist. Nur der VSV, ich habe mich erkundigt, die sagen, wir machen das jetzt und irgendwann einmal nimmer.
Also wir haben die nächsten paar Monate, haben wir diese Aktion. Es kann sich natürlich jeder selber über seine Rechtsschutzversicherung einen Anwalt suchen und klagen, weil rechtlich sind diese Typus von Autos „a gmahnte Wiesn“. Das ist so. Du kriegst, wie gesagt, haben wir vorher schon erwähnt, im Schnitt 10 Prozent zurück. Aber wenn sich das ist Zukunftsmusik herausstellt, dass auch alle anderen Autos, Mercedes, BMW, alle, wie sie da heißen, auch diese Abschalteinrichtungen illegal sind, auch die bisher nicht zurückgerufen wurden, dann reden wir von 1,6 Millionen Autos insgesamt in Österreich, die dann bedroht werden, dass sie ihre Zulassung verlieren. Aber das ist Zukunftsmusik und ich sage das mit gebotener Vorsicht, aber das Potenzial gibt es. Daher ist die Zukunft spannend.
Und es laufen auch gerade von der Deutschen Umwelthilfe initiiert 128 Klagen gegen das Deutsche Kraftfahrtbundesamt, um diese Frage zu entscheiden, ob sie sich ausreden können als die Behörde oder nicht. Und das wird noch dauern. Und deswegen kann ich leider nicht aufhören mit der Berichterstattung. Das wollte ich eigentlich schon. Irgendwann ist man selber zum Hals herausgehangen und es haben mich manche Leute auch schon gefragt: Was ist mit dir los, dass du die da verbeißt? Sag ich kann nicht aufhören, wenn sie ständig was Neues tut, weil ich finde es eigentlich unpackbar, was passiert.
Michael Nikbakhsh
Ich kann das gut nachvollziehen, dass man dann einfach nicht aufhören möchte, eben weil diese Geschichte noch nicht erzählt wird.
Lydia Ninz
Aber wir müssen trotzdem, glaube ich, aufhören, sonst hört das irgendwann jemand nicht mehr zu.
Michael Nikbakhsh
Naja, es ist auch ein bisschen ein Fluch, da weitermachen zu müssen, aber wenn man anfängt, muss man durch.
Lydia Ninz
Stimmt.
Michael Nikbakhsh
Also ich werde deinen Blog noch mit großem Interesse weiterlesen. Wir setzen das vielleicht auch bald mal wieder fort. Ich verweise noch mal auf den Blog: www.lydianinz.at. Lydia, du hast jetzt viel Zeit genommen.
Lydia Ninz
Danke dir.
Michael Nikbakhsh
Vielen, vielen Dank. Fährst du noch einen Diesel?
Lydia Ninz
Nein, das war mein einziger und letzter Diesel, den ich fahre. Ich bin sehr viel auf Öffis in Wien. Geht das Ja Super, ich habe in.
Michael Nikbakhsh
Ich habe in meinem Leben auch nur einen besessen. Tatsächlich.
Lydia Ninz
Ja.
Michael Nikbakhsh
Man kann verzichten. Lydia Ninz, vielen Dank fürs Kommen.
Lydia Ninz
Danke.
Autor:in:Michael Nikbakhsh |