Die Dunkelkammer
Der Fall Pilnacek #11: Das Tape aus dem Keller

Die 188. Ausgabe behandelt wieder die Causa Christian Pilnacek. Ich veröffentliche mit dieser Episode auch mehrere Textpassagen, die gleich anschließend nachzulesen sind. Es handelt sich um das Transkript eines (von mir selbst heimlich aufgezeichneten) Gesprächs zum Fall Pilnacek am 9. Dezember 2023.
An dem Gespräch in meinem Büro hatten Pilnaceks Freundin Karin Wurm, Anna P. (eine Mitarbeiterin von Wolfgang Sobotka), Christian Mattura und Peter Hochegger teilgenommen.
Ich habe darüber in Grundzügen bereits in der Ausgabe Nummer 169 berichtet.
Die nunmehrige (und ursprünglich nie geplante) Veröffentlichung erfolgt vor dem Hintergrund, dass a) zwischenzeitlich alle damaligen Teilnehmer öffentlich und in staatsanwaltschaftlichen Einvernahmen teils umfassend zum dem Treffen ausgesagt haben und b) Sobotkas Mitarbeiterin Anna P. nunmehr bestreitet, damals heikle Dinge über Sobotka und Bundespolizeidirektor Michael Takacs gesagt zu haben.
Das Treffen Ende 2023 beschreibt sie jetzt als "irre" und "abstrus", voll "verrückter Verschwörungstheorien" und vor allem voller Alkohol.
Eine b'soffene Schwurblerg'schicht, quasi.

Nun, das war es ganz sicher nicht.

Michael Nikbakhsh
Herzlich willkommen in der Dunkelkammer Mein Name ist Michael Nikbakhsh und in der heutigen Ausgabe geht es wieder um den Fall Christian Pilnacek. Ich habe nachgezählt, es ist die mittlerweile elfte Episode seit Pilnaceks Tod am 20. Oktober 2023
Ich veröffentliche heute Auszüge aus einem heimlich aufgezeichneten Gespräch zwischen fünf Personen, aufgenommen am 9. Dezember 2023 in Wien.
Ich werde auszugsweise aus dem Transkript eines Gesprächs vortragen,
das fünf Leute knapp drei Wochen nach Pilnaceks Tod Ende 2023 geführt haben.
Da ich keine fünf Stimmen an der Hand hatte und da auch keine Inszenierung draus machen wollte, les ich nur einzelne Passagen vor.
(Anm: Die Langfassung gibt es zum Nachlesen am Ende dieses Transkripts). Das Transkript, um das es heute geht, das entstammt einem heimlichen Gesprächsmitschnitt, dessen Authentizität ich insofern einfach überprüfen konnte, als ich diese Aufnahme selbst hergestellt habe.
Ja, ich hab Leute heimlich aufgenommen, aber ich hab das ohne jeden Hintergedanken gemacht und ehrlicherweise nur aus Faulheit.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt natürlich auch keine Ahnung, dass das mal ein Beweismittel sein würde, wie denn auch. Aus rechtlichen Gründen veröffentliche ich allerdings nur die relevanten Auszüge aus dem Transkript, nicht das Audio an sich.

Den Rahmen der heutigen Episode setzt ein Ermittlungsverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, über das ich hier bereits berichtet habe. Die WKStA ermittelt gegen Pilnaceks damalige Freundin Karin Wurm und ihre einstige Mitbewohnerin Anna P. wegen des Verdachts der falschen Beweisaussage.

Anna P. war damals und ist bis heute eine Mitarbeiterin von Wolfgang Sobotka. Beide Frauen hatten in Zeugeneinvernahmen unter Wahrheitspflicht falsche Angaben zum Verbleib von Pilnaceks privatem Laptop gemacht, weshalb sie zu Beschuldigten wurden. Beide haben die Falschaussage gegenüber der WKStA mittlerweile auch einbekannt.
Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft spielt allerdings auch ein Treffen eine Rolle, über das ich ebenfalls bereits berichtet habe, nachzuhören in der 169. Ausgabe der Dunkelkammer.
Dieses Treffen fand am 9. Dezember 2023 statt, also knapp drei Wochen nach Pilnaceks Tod. Treffpunkt war mein Büro, das mittlerweile auch aktenkundige Kellerlokal in Wien.
Bei diesem Treffen hatte ich vier Leute zu Gast, drei davon waren auch schon der Dunkelkammer zu hören: Karin Wurm, Christian Mattura und Peter Hochegger. Im Zentrum steht dieser Ausgabe steht nun aber Gast Nummer 4 und das ist Sobotkas Mitarbeiterin Anna P.
Sie hat im Verlauf dieses Nachmittags bei mir im Kellerbüro teils sehr heikle Dinge über den damaligen ÖVP-Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka und den Bundespolizeidirektor Michael Takacs und über den Weg von Pilnaceks Laptop berichtet.
Beide also Sobotka und Takacs, sie beide hätten gewusst, dass Anna P. den Laptop nach Pilnaceks Tod einbehalten hatte, wobei Takacs ihr nach eigener Darstellung empfohlen hatte, das Gerät verschwinden zu lassen.
Und soweit es Sobotka betrifft, hatte Anna P. unter anderem erzählt, dass ihr Chef sie angewiesen hatte, nicht mit Journalisten zu sprechen und auch den Selbstmord des Sektionschefs nicht weiter anzuzweifeln.

Dazu habe ich am 1. April als Zeuge bei der WKStA ausgesagt und darüber auch in der Ausgabe 169 berichtet.
So. Und jetzt ist folgendes passiert.
Am 8. Mai wurde Anna P. von der WKStA als Beschuldigte in dem Falschaussageverfahren einvernommen, davor hatte sie über ihre Anwältin bereits 2 Stellungnahmen an die Behörde schicken lassen.
Das ist alles verschriftlicht, es liegt vor mir, und als ich es gelesen habe, dachte ich mir, na prack, so läuft das also.
Denn Anna P. bestreitet nun rundheraus ihre damalige Erzählung, demnach habe sie weder Sobotka noch Takacs je vom Laptop erzählt. Ihre nunmehrige Verantwortung lässt sich im Wesentlichen so zusammenfassen: Sie wurde am 9. Dezember 2023 von Karin Wurm zu einem Termin mitgenommen, ohne zu wissen, wo es hingeht. Überhaupt sei sie zu dieser Zeit so etwas wie Wurms Lakai gewesen und habe nur in deren Auftrag gehandelt. Dass der Gastgeber Journalist sei, das habe sie vorab nicht gewusst, sie könne sich auch nicht daran erinnern, dass Michael Nikbakhsh sich als Journalist zu erkennen gegeben habe (was ich natürlich getan habe, ist auch gleich eingangs auf dem Tape zu hören). Sie sei damals in einem psychischen Ausnahmezustand gewesen und habe sich in einen Sog aus Emotion und Spekulation hineinziehen lassen. Ja und bei dem Treffen im Keller seien dann teils unglaubliche Todesfalltheorien diskutiert und dabei viel gesoffen worden.
In einer Einvernahme am 8. Mai hat Anna P. dazu unter anderem Folgendes ausgesagt: Dieser Abend am 9. Dezember 2023 war vollkommen abstrus und irre. Es ist sehr viel Alkohol geflossen und es wurden dort verrückte Verschwörungstheorien verbreitet. Ich kann nicht ausschließen, dass auch ich mich an diesem Gespräch beteiligt habe und auch Theorien von Frau Wurm unwidersprochen stehen gelassen bzw auch wiederholt habe beziehungsweise auch Sachen erfunden habe.
Anna P. will aus dem Abend, der richtigerweise ein Nachmittag war, jetzt also eine bsoffene Gschicht machen, quasi ein Schwurblertreffen, in das sie versehentlich hineingestolpert ist und sich da dann halt irgendwie mitreißen hat lassen.
Als ich das gelesen hab ich mir gedacht. na oida, aber so geht’s ja dann auch nicht.

1:53 Stunden Mitschnitt

Niemand war dem Tag besoffen und es war auch keine Zusammenkunft von Verschwörungsmythikern. Das ganze Meeting am 9. Dezember dauerte irgendwas um die drei Stunden, davon habe ich eine Stunde und 53 Minuten heimlich aufgezeichnet.
Wir haben über Pilnaceks letzte Stunden gesprochen, über die Auffindung des Leichnams, über Anna P.s Gespräche mit Sobotka und Takacs, über die Übergabe des Laptops an Christian Mattura und einiges mehr.
Klar, dazwischen wurde immer wieder auch spekuliert beziehungsweise über die Zuverlässigkeit der Behörden diskutiert.
Ich habe aus dem Mitschnitt insgesamt zehn wichtige Passagen transkribiert, die zusammen nicht ganz eine Viertelstunde der Aufzeichnung abdecken. Wo es erforderlich war, habe ich die Namen von Personen anonymisiert.
Es sind wortwörtliche Transkripte, soll heißen, die Satzstellung passt nicht immer, die Zeitenfolge auch nicht, manche Sätze reißen ab, es gibt Zwischenrufe, wie das halt so ist, wenn sich fünf Leute unterhalten, und sofern das Gesagte unverständlich war, an vier Stellen ist das so, habe ich das auch angezeichnet. Wie gesagt, die vollständigen Passagen sind in den Show Notes nachzulesen.

Vorneweg eine Klarstellung.
Ich bin ehrlich nicht der Typ, der Leute heimlich aufnimmt. Ich hab das an dem Tag auch nur deshalb gemacht, weil ich zu faul zum Mitschreiben war. Und wie sich dann auch herausstellen sollte, hätte es wirklich viel zum Mitschreiben gegeben.
Der Anlassfall des Treffens waren die Todesumstände von Christian Pilnacek.
Ich hatte von Christian Mattura, sein Name ist hier schon oft gefallen,
erfahren, dass er Pilnaceks Freundin Karin Wurm und ihre itbewohnerin Anna P. persönlich kennt und beide hätten sie ihm gesagt, dass sie nicht an den Selbstmord von Pilnacek glauben.
Und weil ich das auch nicht glaubte, war ich neugierig darauf, sie kennenzulernen, was dann eben am 9. Dezember 23 passierte.
Die Aufzeichnung war nur zu meiner internen Dokumentation gedacht, nicht zur Veröffentlichung. Weshalb ich es auch niemandem gesagt hab, es erschien mir nicht notwendig.
Karin Wurm, Peter Hochegger und Christian Mattura wissen schon einige Zeit, dass es den Mitschnitt gibt, Anna P. weiß es spätestens jetzt.
An sich war das gesamte Treffen für mich vertraulich.
Nichts davon war je zur Veröffentlichung vorgesehen. Und dabei wäre es für mich auch geblieben, hätten nicht nach und nach die anderen vier Teilnehmer des Treffens begonnen, darüber öffentlich oder auch in staatsanwaltschaftlichen Einvernahmen zu sprechen, womit die Vertraulichkeit bereits durchbrochen wurde.
Jetzt geht es um Wahrheitsfindung und das soll mein Beitrag sein – von dem ich auch der festen Überzeugung bin, dass er von deutlich überwiegendem öffentlichen Interesse ist. Ich habe das Transkript des Gesprächs vor Erscheinen dieser Ausgabe auch der WKStA übermittelt.
Bei einer Einvernahme am 8. Mai wurde Anna P. von der WKStA gefragt, ob sie Wolfgang Sobotka und Michael Takacs von Pilnaceks Laptop erzählt hatte.
Sie antwortete zweimal mit Nein.
Am 9. Dezember 2023 in meinem Büro hatte sich das hingegen noch so angehört. Die folgende Passage beginnt mit einer Frage von mir: Kommen wir zu einem Punkt, der, wenn es so ist, wie ich es gehört habe, der heikel ist, wie nichts anderes in der Sache. Und dort sind schon so viele Sachen heikel. Stimmt es, dass du dem Sobotka gesagt hast, du hast den Laptop in die Donau geschmissen?

Anna P. verneint das und berichtet dann zunächst von einem Besuch bei Wolfgang Sobotka daheim, das ist ziemlich ausführlich, unterbrochen durch Zwischenrufe von Karin Wurm, Christian Mattura und mir selbst, ich ziehe ihre Antworten jetzt beim Vorlesen zusammen, sonst wird es verwirrend, wie gesagt, der genaue Gesprächsverlauf mit Zeitstempeln ist im Anschluss nachzulesen.
Also sprach Anna P., ich zitiere:

Wir sind dann am Sonntag drauf, seine Frau ist Therapeutin, habe ich gesagt, Marlies, können wir kommen, weil wir wirklich fertig waren. Und ich zu tausend Prozent habe ich dann oben gesagt, sag ich: Ja, du, ich habe den Laptop, den habe ich natürlich nicht übergeben und USB-Sticks.

Dann hab ich noch gemeint, dann schaust halt, was drauf ist auf die USB-Sticks, sagt er: „Nein, lieber nicht, dann sind die Fingerabdrücke oben.
Und dann vor zwei Wochen, wie mich seine Frau kontaktiert hat, die List. Weil sie auch gefragt hat wegen dem Laptop, sag ich: Wir schauen gleich noch einmal nach und hin und her. Ist dann ein paar Tage später die G. zu mir gekommen
(Anm. G. war eine Arbeitskollegin von Anna P.) ist dann ein paar Tage später die G. zu mir gekommen und hat gesagt – weil sie auch weiß, dass der Laptop nicht verschwunden ist und hin und her – und sie: „Der ist so wichtig, weil ich habe dem Christian auch Dateien gegeben wegen dem UsA (Anm. Untersuchungsausschuss), und wenn das herauskommt, ist das für mich auch heikel, und der Wolfgang will auch wissen, wo er ist.“
Und da bin ich dann hellhörig geworden, wie sie gesagt hat, der Wolfgang will auch wissen, wo er ist Da habe ich mir gedacht: Warum sagt sie mir das? Weil ich weiß, dass ich ihm das zwei Tage später gesagt habe. Und ich habe dann überlegt, soll ich jetzt dem Wolfgang sagen: Du, du weißt Bescheid?
Und dann hab mir gedacht nein, ich sage einfach gar nichts, weil theoretisch weiß er es ja und er könnte mich ja einfach fragen.
Auf der anderen Seite weiß ich, dass er schon sehr viel vergisst. Aber ich habe mir dann gedacht, ich habe mich dann entschieden, dass ich jetzt sicher nicht proaktiv zu ihm hingehe und ihm das sage.
Wer es weiß, ist der Takacs Michl, weil der hat zu mir gesagt: „Ja nicht hergeben“ „Lasst‘s ihn verschwinden“
Er hat gesagt: „Macht’s, macht’s, wennst irgendwen hast, dem du vertraust, einfach weg von euch, ausse vom Haus“
Er hat zur mir noch gesagt: „Anna, schau durch, ob sich irgendwelche Dateien nicht öffnen lassen können, die wären vielleicht interessant, aber ja weg von euch. Wenn du wen kennst, dem du vertraust, tu das, aber weg von euch und ich will quasi nichts hören und sehen, ich hänge eh schon weit draußen, aber ich habe noch ein paar Jahre zur Pension“ .

Ich fasse zusammen: Der ÖVP-Nationalratspräsident hätte Pilnaceks Datenträger nicht gewollt wegen der Fingerabdrücke drauf.

Der Bundespolizeidirektor hätte mit dem Laptop-Sache nicht in Verbindung gebracht werden wollen, weil er eh schon weit draußen hänge und nur noch ein paar Jahre zur Pension habe.
Und eine Arbeitskollegin von Anna P. hätte umgekehrt doch ein Interesse am Laptop gehabt, weil Daten von ihr oben seien, die da nicht hingehörten.
Ich formuliere das im Konjunktiv, weil es nicht so gewesen sein muss.
Soweit es zum Beispiel Michael Takacs betrifft, der hat bereits mehrfach bestritten, von dem Laptop gewusst oder das Verschwindenlassen anempfohlen zu haben.
Es ist nur unter Anführungszeichen Anna P.s damalige Erzählung, die eben auffallend von ihrer jetzigen Verantwortung abweicht.
Gesagt hatte sie das übrigens bereits knapp eine Viertelstunde nach Gesprächsbeginn, ich hab die Aufzeichnung damals mit dem Start des Gesprächs anlaufen lassen. Betrunken war da natürlich niemand. Übrigens auch später nicht.
Irgendwann haben wir tatsächlich einen Prosecco aufgemacht, aber gesoffen wurde mitnichten, auf meinem Mitschnitt ist auch nach zwei keine schwere oder auch nur beeinträchtigte Zunge zu hören. Oder sonst ein Indiz für ein Besäufnis.
Es wird auch so gut wie nie gelacht, dazu war der Anlassfall auch viel zu ernst.

Gut, dann war das so

Gegenüber der WKStA hat Anna P. auch angegeben, dass entgegen medialer Mutmaßungen vonseiten Sobotkas kein Druck oder vergleichbare Einflussnahmen auf sie ausgeübt wurden. Dem stelle ich abermals eine Gesprächspassage vom 9. Dezember gegenüber. Ich zitiere wieder Anna P.: Jedenfalls, ich habe dann, wie das alles so dubios geworden ist, habe ich dann nimmer nachgefragt, weil mich hat ja dann am 30. Oktober am Montag der Wolfgang angerufen.
Er
(Anm. Christian Pilnacek) ist ja dann erst eine Woche später, am Feiertag obduziert worden, am Montag drauf ruft mich der Wolfgang an, Sobotka, und sagt zu mir: „Ja, das erste Obduktionsergebnis, dass er wirklich ertrunken ist.“
Und ich hab zu ihm gesagt, das geht nicht in meinen Schädel hinein, alle die unten waren, der hat Luft in der Lunge gehabt.
Ja, ich hab mit Ärzten geredet, das geht, sekundäres Ertrinken.
„Nein! Das war nicht einmal sekundäres Ertrinken, und was da drinsteht, das stimmt und dem kann man vertrauen und muss man, was da drinsteht!“
Und ich hab dann nur gesagt, ja, gut, dann war es halt so.
Und dann, ein paar Tage später, hat er mich wieder angerufen, hat er gesagt: „Du, ich höre, dass deine Freundin und du mit Medien, mit Journalisten redet.“
Sag ich, Wolfgang, Bullshit, sage ich, wir reden mit keinem.
„Ja, hol deine Freundin ab, halte sie zurück, ihr dürft mit keinem reden.“
Ich hab dann gesagt, dann ist es wieder wegen der Todesursache gegangen, hat er gesagt: „Ja, das war so.“
Und ich sag noch, dann war es vielleicht ein Unfall.
Dann hat er ins Telefon hineingeplärrt: „Nein! Das war nicht einmal ein Unfall! Das war Ertrinken ohne Fremdverschulden, das ist festgestellt worden!“
Sag ich, gut, dann war das so.

An anderer Stelle schildert Anna P. auch eine Begegnung mit einem Mitarbeiter des ÖVP-Klubs, der sich ebenfalls versichern lässt, dass sie in der Sache Pilnacek mit keinem redet. Noch ein Widerspruch, eigentlich zwei. Gegenüber der WKStA hat Anna P. einerseits angegeben, nicht zu wissen, welche Dateien auf dem Laptop von Pilnacek waren.
Und sie hat andererseits ausgesagt, dass sie das Gerät am 7. November nur auf Wunsch von Karin Wurm an Christian Mattura übergeben hatte. Sie bezeichnet sich generell als der Lakai von Karin Wurm, das betont sie öfter. Dem stelle ich jetzt wieder zwei Passage aus dem Kellerbüro gegenüber. Ich zitiere Anna P.:

Es waren nur alte Dateien drauf und nichts Relevantes

Und auf meine Frage, ob die Übergabe des Laptops an Mattura eine spontane Handlung war, entgegnete Anna P.:
 
Ich wollte ihn ihm geben, weil der Rauball gesagt hat, er weiß wen, der das machen kann, der sich ihn anschauen kann.

Wolfgang Rauball, war ein deutscher Geschäftsmann und irgendwie auch ein Klient Pilnaceks, den er offenbar rechtlich beraten hatte.
Rauball ist mittlerweile auch verstorben. Und er ist auch in die Laptop-Sache verwickelt. An einer Stelle sagt Peter Hochegger, der an diesem Nachmittag kaum gesprochen hat, Rauball habe „die ganze Übung finanziert“

Das ist nicht alles.

Ich habe bei dem Treffen unter anderem auch erfahren, dass die die an der Auffindung von Pilnaceks Leichnam beteiligten Feuerwehrleute damals gemeint hätten, dass da etwas nicht stimme. Dass da etwas ganz gewaltig nicht stimme – das soll laut Anna P. auch der amtierende Landespolizeidirektor Tirols Helmut Tomac an Wolfgang Rauball geschrieben haben, nachdem der Obduktionsbericht zu Pilnacek fertig war.Ich habe zudem erfahren, dass Pilnacek nach der Geisterfahrt Kontakt zu einer Person hatte, die er zuvor in der ungarischen Botschaft getroffen hatte. Anna P. hat ihn ja in der Nacht vom 19. Oktober nahe Tulln abgeholt, nachdem er das Auto abstellen und den Führerschein abgeben hatte müssen.

Ich zitiere wieder Anna P.:
Zehn Minuten hat er mit dem Handy getippt. Angeblich hat er mit dem Typen geschrieben, den er in der ungarischen Botschaft getroffen hat und mit dem er da geschäftlich etwas geplant hätte. Dem hat er geschrieben „Scheiße, mir haben’s den Schein abgenommen“, und der muss geantwortet haben „Shit happens“.
Und nach zehn Minuten ist er eingeschlafen und hat dann bis zur Haustür quasi geschlafen dann. Und dann auf der Terrasse hat er aber noch eine halbe Stunde wieder wie narrisch mit wem geschrieben, wo aber keiner weiß, mit wem.

Und dann habe ich unter anderem auch noch vom angespannten Verhältnis zwischen Pilnacek und Sobotka erfahren. Laut Anna P. hat es ein Treffen zwischen den beiden gegeben, auf das dann kein zweites mehr folgte, weil Sobotka Pilnacek nicht mehr empfangen wollte. Gegenüber einer Kollegin habe er über Pilnacek gesagt, Nein, nicht schon wieder. Bring mir den nicht schon wieder!

Ja, nicht schon wieder. Das denk ich mir nach der nunmehr elften Pilnacek-Episode vermutlich auch irgendwann.

Das Transkript aus dem Keller

Das gesamte Meeting dauerte um die drei Stunden, wovon ich knapp zwei Stunden aufgezeichnet habe.
Aus rechtlichen Gründen veröffentliche ich kein Audomaterial – vielmehr zehn zentrale Passagen in Schriftform mit Zeitstempeln.
Diese Passagen decken zusammen rund 15 Minuten der Aufzeichnung ab.Namen von handelnden Personen wurden soweit erforderlich anonymisiert, die Transkription ist wortwörtlich und erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen - soweit Wörter unverständlich waren, wurde dies angezeichnet.

Passage 1: 00:07:34 – 00:11:59 „Wir finden ihn nicht“

Michael Nikbakhsh
Dagmar W. hat den Todeszeitpunkt auf ungefähr sechs Uhr datiert, stimmt das? (Anm. W. ist die am 20. Oktober 2023 herbeigerufene Notärztin)

Karin Wurm
Ja, also

Anna P.
Ja, eine Stunde, maximal zwei. Und sie war unten um acht Uhr fünfzehn, war sie circa unten

Michael Nikbakhsh
Dein Bruder ist ein Feuerwehrmann, der dabei war?

Anna P.
Ja

Michael Nikbakhsh
Er hatte kein Wasser in der Lunge

Anna P.
Nein. Mein Bruder, sein bester Freund und dann von der Gemeinde, Gemeindemitarbeiter, zwei, die alle dabei waren und die haben alle gesagt, da stimmt was nicht

Karin Wurm
Und der S., der Bestatter, den konnte ich leider noch nicht irgendwie interviewen, sage ich mal, der hat gesagt, so etwas hat er in seiner ganzen Laufbahn noch nicht gesehen. Das ist ganz, ganz eigenartig gewesen

Anna P.
Ich meine, das Wasser. Wenn ich mich umbringe, Punkt eins, dann brauchst nicht ins Wasser, derschießt sich, hängt sich auf. Punkt zwei, es war der Seitenarm, wo das Wasser

Karin Wurm
Ein Meter zwanzig

Anna P.
Einszwanzig hatte und ein Becken, weil links, rechts eine Schotterbank war, dass er nicht einmal hinaustreiben hat können. Und er ist am Rücken geschwommen

Karin Wurm
Keine Verletzungen

Anna P.
Er hat nur da eine Schürfwunde gehabt

Michael Nikbakhsh
Wie weit weg vom Haus ist das?

Karin Wurm
250 Meter

Anna P.
Luftlinie, ja, maximal

Karin Wurm
Also immer gerade und dann ein bissl rechts und dann beim Schranken

Anna P.
Grad runter, quasi

Karin Wurm
Da sind wir immer mit der Helene spazieren gegangen, deshalb kannte er diese Gegend

Michael Nikbakhsh
Also er lag am Rücken im Wasser, in einem knietiefen oder

Karin Wurm
Seicht

Michael Nikbakhsh
Seichten Wasser

Karin Wurm
Eine Lacke, sozusagen

Michael Nikbakhsh
Und dann habe die Amtsärztin festgestellt, dass da was nicht stimmt

Karin Wurm
Ja, es stinkt zum Himmel

Michael Nikbakhsh
Und der leitende Kriminalbeamte wollte ihn aber gleich mitnehmen lassen

Karin Wurm
Ja, genau. „Das kostet mich den Kopf“, hat er gesagt, „wenn der zur Obduktion kommt“

Anna P.
Angeblich … unverständlich … der Takacs Michl, weil ich hab ihn angerufen, ja, … unverständlich … Innenministerium, und es war meine erste Reaktion, dass ich ihn anrufe und sag: Michl, wir haben ein Problem. Ich hab gestern den Christian geholt, dem haben’s den Schein zwickt. Sagt er: „Ja, das hab ich schon gehört.“
Sag ich: Ja, aber das Problem ist, wir finden ihn nicht. „Ja, ihr müsst’s ihn suchen fahren.“
Sag ich: Wir sind grad auf dem Weg. Sagt er: „Habt’s keine Angst, wenn er wo im Weingarten liegert worden ist, dann, es war nicht so kalt.“
Sag ich: Ja, aber es sind die ganzen Weinbauern, es ist Lese, sag ich, da stimmt was nicht. „Na fahrt’s einmal und ich melde mich dann in einer halben Stunde wieder oder ruf mich an.“
Es hat nicht einmal eine halbe Stunde gedauert, sind wir intuitiv da rausgefahren. Das Polizeiauto ist dagestanden und ich hab zur Karin gesagt: Die reden wir jetzt an, da stimmt was nicht. Und da waren keine Autos und dann ist ein Lkw-Fahrer rübergekommen, und ich hab ihm gedeutet, du kommst nicht raus, wir haben dich eingeparkt, sagt er: „Ja, die hab eh ich geholt, weil da unten schwimmt eine Leiche“. Dann sind wir nach vorn gelaufen, das waren Bekannte vom Posten Mautern

Karin Wurm
Die haben dann gefragt: „Was suchen Sie?“ Christian Pilnacek. „Und was hat er angehabt?“ Blaue Hose, rosa Pullover, weißes Hemd, Nike-Turnschuhe und eine grüne Barbour Jacke

Anna P.
Und anscheinend haben sie den Auftrag gehabt, dass sie so schnell wie möglich schauen, dass er dort wegkommt, bevor die Medien da sind

Karin Wurm
Keine Tatortsicherung

Anna P.
Hat es ja angeblich gegeben. Ich habe dann gesagt zum Takacs Michl und zum M., mit dem habe ich schon im Innenministerium zusammengearbeitet und dann im Parlament, habe ich gesagt, M., ich will nur wissen, wann und wo angeblich diese Geisterfahrermeldungen gekommen sind und ich will die Fotos sehen, wo es angeblich diese Spur gibt, wo er ausgerutscht ist, weil ich kenne mich da unten aus, ich bin da daheim, ich will das sehen. Kein Kontakt mehr, keine Fotos, nichts ist uns gezeigt worden.

Chris Mattura
Die Geisterfahrmeldung hat es angeblich gegeben, weil eine Bekannte von mir, die hat das gehört

Anna P.
Jedenfalls, ich habe dann, wie das alles so dubios geworden ist, habe ich dann nimmer nachgefragt, weil mich hat ja dann am 30. Oktober am Montag der Wolfgang angerufen.
Er ist ja dann erst eine Woche später, am Feiertag obduziert worden, am Montag drauf ruft mich der Wolfgang an, Sobotka, und sagt zu mir: „Ja, das erste Obduktionsergebnis, dass er wirklich ertrunken ist.“
Und ich hab zu ihm gesagt, das geht nicht in meinen Schädel hinein, alle die unten waren, der hat Luft in der Lunge gehabt. Ja, ich hab mit Ärzten geredet, das geht, sekundäres Ertrinken.
„Nein! Das war nicht einmal sekundäres Ertrinken, und was da drinsteht, das stimmt und dem kann man vertrauen und muss man, was da drinsteht!“
Und ich hab dann nur gesagt, ja, gut, dann war es halt so.
Und dann, ein paar Tage später, hat er mich wieder angerufen, hat er gesagt: „Du, ich höre, dass deine Freundin und du mit Medien, mit Journalisten redet.“
Sag ich, Wolfgang, Bullshit, sage ich, wir reden mit keinem.

Karin Wurm
Halte sie zurück

Anna P.
„Ja, hol deine Freundin ab, halte sie zurück, ihr dürft mit keinem reden.“ Ich hab dann gesagt, dann ist es wieder wegen der Todesursache gegangen, hat er gesagt: „Ja, das war so.“
Und ich sag noch, dann war es vielleicht ein Unfall. Dann hat er ins Telefon hineingeplärrt: „Nein! Das war nicht einmal ein Unfall! Das war Ertrinken ohne Fremdverschulden, das ist festgestellt worden!“Sag ich, gut, dann war das so.

Passage 2: 00:15:41 - 00:16:44 "Shit happens"

Peter Hochegger
Was hat er gemacht während der Fahrt, wo du ihn abgeholt hast?

Anna P.
Zehn Minuten hat er mit dem Handy getippt. Angeblich hat er mit dem Typen geschrieben, den er in der ungarischen Botschaft getroffen hat und mit dem er da geschäftlich etwas geplant hätte.
Dem hat er geschrieben „Scheiße, mir haben’s den Schein abgenommen“, und der muss geantwortet haben „Shit happens“, und nach zehn Minuten ist er eingeschlafen und hat dann bis zur Haustür quasi geschlafen dann.
Und dann auf der Terrasse hat er aber dann noch eine halbe Stunde wieder wie narrisch mit wem geschrieben, wo aber keiner weiß, mit wem. Meine Vermutung war dasselbe, dass er gesagt hat, tut’s jetzt was für mich, oder ich pack aus.

Michael Nikbakhsh
Und dann hat ihm jemand gesagt „Christian, können wir uns treffen.“ Und dann ist wahrscheinlich was schiefgelaufen

Anna P.
Weil, weißt du, was das Komische ist. Wenn ich saufen geh und fett bin und hocke dann fünf Stunden unten, bin ich eigentlich voll nüchtern und überleg mir das nicht nach fünf Stunden, sondern mach es gleich

Karin Wurm
Und noch einmal: So volltrunken wäre der Christian nie ins Auto gestiegen, der hat was getrunken, ja, aber nicht bei 1,5 (Anm. Promille) und meine Vermutung ist ja, dass ihm die vielleicht Tropfen reingehaut haben, irgendwo.

Christian Mattura
Das habe ich auch schon gehört, dass er im Regina Margerita (Anm. ein Wiener Innenstadt-Restaurant) eher einen Kasperl aufgeführt hat, was er normal nicht war

Passage 3: 00:17:54 - 00:20:34 „Lasst’s ihn verschwinden“

Michael Nikbakhsh
Kommen wir zu einem Punkt, der, wenn es so ist, wie ich es gehört habe, der heikel ist, wie nichts anderes in der Sache. Und dort sind schon so viele Sachen heikel. Stimmt es, dass du dem Sobotka gesagt hast, du hast den Laptop in die Donau geschmissen?

Anna P.
Nein, noch nicht

Christian Mattura
Hast ihm noch nicht gesagt

Anna P.
Nein

Christian Mattura
Aber ich hab geglaubt, du sagst es ihm

Anna P.
Nein, nein, ich hab gesagt … unverständlich … Die Geschichte war so. Wir sind dann am Sonntag drauf, seine Frau ist Therapeutin, habe ich gesagt, Marlies, können wir kommen, weil wir wirklich fertig waren.
Und ich zu tausend Prozent habe ich dann oben gesagt, sag ich: Ja, du, ich habe den Laptop, den habe ich natürlich nicht übergeben und USB-Sticks.
Dann hab ich noch gemeint, dann schaust halt, was drauf ist auf die USB-Sticks, sagt er: „Nein, lieber nicht, dann sind die Fingerabdrücke oben“

Anna P.
Und dann vor zwei Wochen, wie mich seine Frau kontaktiert hat

Karin Wurm
List (Anm. Caroline List, Präsidentin des Grazer Straflandesgerichts)

Anna P.
Die List. Weil sie auch gefragt hat wegen dem Laptop, sag ich: Wir schauen gleich noch einmal nach und hin und her. Ist dann ein paar Tage später die G. (Anm. eine Arbeitskollegin von Anna P.) zu mir gekommen und hat gesagt – weil sie auch weiß, dass der Laptop nicht verschwunden ist und hin und her – und sie: „Der ist so wichtig, weil ich habe dem Christian auch Dateien gegeben wegen dem UsA (Anm. Untersuchungsausschuss), und wenn das herauskommt, ist das für mich auch heikel, und der Wolfgang will auch wissen, wo er ist.“
Und da bin ich dann hellhörig geworden, wie sie gesagt hat, der Wolfgang will auch wissen, wo er ist

Michael Nikbakhsh
Entschuldige, wer hat das gesagt, dass der Wolfgang das auch wissen will?

Anna P.
Die G., meine Kollegin, die mit dem Christian und der M. (Anm. eine Journalistin) immer beieinander waren im Cavaluccio ... Also ab der Suspendierung, die kennen sich seit über 20 Jahren schon im Innenministerium und die haben sich immer getroffen, mehrmals in der Woche, zwei, dreimal im Cavaluccio, ja.
Und da habe ich mir gedacht: Warum sagt sie mir das? Weil ich weiß, dass ich ihm das zwei Tage später gesagt habe. Und ich habe dann überlegt, soll ich jetzt dem Wolfgang sagen: Du, du weißt Bescheid? Und dann hab mir gedacht nein, ich sage einfach gar nichts, weil theoretisch weiß er es ja und er könnte mich ja einfach fragen.
Auf der anderen Seite weiß ich, dass er schon sehr viel vergisst. Aber ich habe mir dann gedacht, ich habe mich dann entschieden, dass ich jetzt sicher nicht proaktiv zu ihm hingehe und ihm das sage.
Wer es weiß, ist der Takacs Michl, weil der hat zu mir gesagt: „Ja nicht hergeben“

Karin Wurm

„Lasst‘s ihn verschwinden“

Anna P.
Hat er gesagt: „Lasst‘s ihn verschwinden“

Michael Nikbakhsh
Er hat dir das gesagt?

Karin Wurm
Er hat das gesagt, genau

Anna P.
Ja, er hat gesagt: „Macht’s, macht’s, wennst irgendwen hast, dem du vertraust, einfach weg von euch, ausse vom Haus“

Karin Wurm
Und dann hat er auch noch gesagt: „Aber ich kann mich da nicht so reinhängen, weil ich hab noch ein paar Jahre zur Rente oder zur Pension. Lasst‘s mich da aus dem Spiel“

Anna P.
Er hat zur mir noch gesagt: „Anna, schau durch, ob sich irgendwelche Dateien nicht öffnen lassen können, die wären vielleicht interessant, aber ja weg von euch. Wenn du wen kennst, dem du vertraust, tu das, aber weg von euch und ich will quasi nichts hören und sehen, ich hänge eh schon weit draußen, aber ich habe noch ein paar Jahre zur Pension“

Peter Hochegger
Aber ist interessant, nicht?

Passage 4: 00:24:09 – 00:25:08 "Nix, außer ein Feuerzeug"

Karin Wurm
Und wo ist der USB Stick? Den hat er immer in seiner Hosentasche gehabt, einen USB, immer. Er hat am Abend die Hose ausgezogen, hat‘s am Schreibtisch gelegt und in der Früh wieder eingesteckt. Den hat er immer dabei gehabt, und ich habe immer so gescherzt: Hast eh deinen Stick dabei?

Anna P.
Also wir wissen, dass er an dem Abend ein dickes Packl Geld in der hinteren Hosentasche gehabt hat

Karin Wurm
Ja

Peter Hochegger
Vom Wolfgang

Anna P.
Und dieser USB-Stick

Karin Wurm
Von welchem Wolfgang?

Anna P.
Vom Rauball

Karin Wurm
Aha

Anna P.
Das hat er uns erzählt

Karin Wurm
Ja, aber ein Packl Geld? Der Rauball?

Anna P.
Das hat er uns beiden erzählt, wie wir bei der C. waren.

Karin Wurm
Ja, aber wo wäre das denn jetzt?

Anna P.
Und es war der H. (Anm. ein Polizist aus Mautern), der hat seine Taschen ausgeräumt, und ich hab ihn am letzten Samstag wieder gefragt, weil wir gemeinsam auf einem Konzert waren, sag ich: Mein Bruder hat gesagt, du hast die Taschen ausgeräumt. Was war da drinnen?
Sagt er: „Nix, außer ein Feuerzeug“

Karin Wurm
Und der Stick ist auch weg

Passage 5: 00:31:14 - 00:32:09 "Fünf Stunden fehlen"

Anna P.
Mein Bruder hat gesagt, es waren die Fingerspitzen schon also ein bisschen blau, mehr nicht. Was ja dann wieder darauf … unverständlich ….., dass er noch nicht lang tot war. Es hat auch C., sein bester Freund, hat dann auch gesagt: „Boah, der ist ja noch voll weich und warm, der kann nicht lang tot sein.“
Das hat die Ärztin dann bestätigt

Michael Nikbakhsh
Es fehlen demnach fünf Stunden.

Karin Wurm

Fünf Stunden fehlen, das ist ja das Mysteriöse

Michael Nikbakhsh
Abwehrverletzungen?

Karin Wurm
Nichts, gar nichts

Michael Nikbakhsh
Es hätte ein natürlicher Tod oder ein Selbstmord sein können vom Gesamteindruck des Leichnams her

Anna P.
Die, die unten waren, mein Bruder und die alle, die alle haben gleich gesagt, der hat keine Wasserlunge. Und ich hab dann zu meinem Bruder gesagt, sag ich, wie war das? Sagt er: „Du, wir haben ihn rausgehoben, haben ihn dann auf die Seite gedreht, es ist ein bisschen Wasser vom Mund gekommen, das kommt von der Donau, von den Schiffen, einen Wellengang hast. Das kann schon reinkommen, das Wasser.“ Aber dann haben sie mir noch gesagt, sie haben ihn auf den Rücken gelegt und es ist nur Luft gekommen

Passage 6: 00:34:40 - 00:35:09 "Aber du redest eh mit keinem?"

Anna P.
Freitag war Feiertag. Am Donnerstag haben sie Strategiebesprechung gehabt im Club und da war ich dann auch noch im Büro, weil ich erst um halb sieben abgeholt wurde und ein Kollege ist gekommen und sagt: „Anna, hast du einen kurzen Moment?“ Um sechs war das.
Sagt er: „Ist die Pilnacek-Geschichte jetzt bei dir vorbei oder geben die eine Ruhe?“
Sag ich: Du, jein, ist gerade wieder eine Anfrage von Österreich gekommen an den Rouven (Anm. Rouven Ertlschweiger, damals Sobotkas Sprecher).
„Aha, und was steht da drinnen?“
Dann hab ich‘s ihm vorgelesen, sagt er: „Aber du redest eh mit keinem?“
Sag ich: Du, ich heb bei fremden Nummern nicht ab, ich red mit keinem, ich schreib mit keinem, nein.
„Ok, na dann passt’s eh“

Passage 7: 01:03:34 – 01:04:31 "Das haben wir eh gut gemacht"
Anmerkung: Die nachfolgende Passage beschreibt die Übergabe von Pilnaceks privatem Laptop durch Anna P. an Christian Mattura, am 7. November 2023 in einer Wiener Tiefgarage.

Anna P.
Ich habe das offiziell schon gleich ein paar Tage oder eine Woche später gemacht, nachdem ich es mir durchgeschaut habe, und es waren nur alte Dateien drauf und, nichts Relevantes

Christian Mattura
Und falls da wirklich etwas auftaucht, Beispiel von einer Überwachungskamera von der Parkgarage am Neuen Markt

Anna P.
Das haben wir eh gut gemacht

Christian Mattura
Du hast einen Prosecco rausgenommen

Anna P.
Wir sind Jugendfreunde

Michael Nikbakhsh
Wann hast du ihm den (Anm. Pilnaceks Laptop) gegeben?

Anna P.
Ich weiß nicht, wann das war, war das zwei, drei Wochen später?

Christian Mattura
Ja, so, ja

Michael Nikbakhsh
Das ist aber auch schon wieder einen Monat her oder so

Karin Wurm
Länger schon.

Christian Mattura
Ein Monat wird’s sein.

Anna P.
Ja, ein Monat wird’s sein. Und ich quasi bin hinten dann bei der Rückbank rein und hab den da unter die Jacke und hab dann zwei Flaschen Sekt rausgenommen

Michael Nikbakhsh
War das eigentlich spontan oder wolltest du ihm den geben?

Anna P.
Ich wollte ihn ihm geben, weil der Rauball (Anm. Wolfgang Rauball, ein Freund Pilnaceks) gesagt hat, er weiß wen, der das machen kann, der sich ihn anschauen kann

Michael Nikbakhsh
Also, der Rauball weiß auch, dass es ihn gibt?

Peter Hochegger
Ja, ja. Der hat die ganze Übung finanziert

Passage 8: 01:39:38 - 01:40:41 "Wenn ich wieder ans Ruder komme"

Karin Wurm
Und der Basti (Anm. Sebastian Kurz) hat dem Christian ja auch gesagt, das hat er mir erzählt: „Wenn ich wieder ans Ruder komme, dann mach ich dich zum Justizminister.“
Und ich habe dann immer so in der Früh gesagt: Guten Morgen, Herr Justizminister, meine Verehrung, Herr Justizminister!
Er hat gesagt: „Hör auf! Hör auf!“
Sag ich: Na hearst, wennst im Pyjama neben mir sitzt!
Das war immer so lustig. Das hat er ja so gern gehabt, das Normale bei mir. Weißt du, ich bin nicht so eine von oben herab

Christian Mattura
Du hast ihm sicherlich in dieser Zeit, das war ganz wichtig

Karin Wurm
Ja. „Die schönste Zeit meines Lebens“, hat er gesagt.

Anna P.
Er hat auch immer gesagt, schad, dass ihr euch nicht schon früher getroffen habt

Michael Nikbakhsh
Hat er jemals in deiner, eurer Gegenwart irgendwas von Lebensmüdigkeit angedeutet?

Anna P.
Nein

Karin Wurm
Nein, nie

Michael Nikbakhsh
Jemals in eurer Gegenwart zu verstehen gegeben, dass er zu Affekthandlungen neigt, zu unüberlegtem Vorgehen?

Karin Wurm
Nein, überhaupt nicht. Er hat gesagt: “Hier, ich bin hier so zu Hause, ich bin ja schon ein Rossatzer“, hat er immer gesagt. Das hat er zu der Mikl-Leitner gesagt: „Ich bin jetzt schon ein Rossatzer.“ Und zum Ritschie Grasl

Passage 9: 01:41:37 - 01:43:02 "Bring mir den nicht schon wieder"

Michael Nikbakhsh
Und die Frustration über die ÖVP? Und die versuchten Interventionen? War das jemals ein Thema? Also quasi das, was er am Bandl gesagt hat? (Anm. das von Christian Matura im Juli 2023 heimlich hergestellte Pilnacek-Tape)
Hat er das im kleinen Kreis auch wiederholt?

Karin Wurm
Bei uns nicht

Anna P.
Bei uns nicht. Ich weiß über die G., dass er das, also die hat mir paar mal so Geschichten gesagt, dass er das tatsächlich schon die letzten zwei Jahre immer wieder gesagt hat, wie der UsA angefangen hat (Anm. gemeint ist hier der ÖVP-Korruptionsausschuss 2021-2024).
Auch diese Aussage so quasi zum Wolfgang „Warum hast du mir nicht geholfen?“ „Weil du hast dich nicht für uns entschieden“

Chris Mattura
Da wo uns wir getroffen haben, hat es dreimal so eine Situation gegeben. Das ist in so ein Gespräch abgedriftet, also ich kannte das wirklich schon davor und eben am 28. Juli habe ich draufgedrückt

Anna P.
Er wollte ja öfters einen Termin beim Wolfgang haben, das habe ich auch über die G. mitgekriegt. Dann hat er sich einmal getroffen und dann wollte er wieder einen haben und ich weiß nur, dass die G. einmal gesagt hat, dass der Wolfgang irgendwie gesagt hat: „Nein, nicht schon wieder. Bring mir den nicht schon wieder“ Oder weiß ich nicht

Karin Wurm
Und die Situation beim Heurigen. Wir waren ja oft beim Heurigen, der Christian und ich. Und da ist der Sobotka gesessen mit seiner Frau und noch ein paar anderen und der Christian war ja so ein vornehmer, höflicher Mensch, ist dann hingegangen hat dem Wolfgang Sobotka die Hand hin, und der ist nicht einmal aufgestanden.

Passage 10: 01:46:40 - 01:47:09 "Da stimmt etwas ganz gewaltig nicht"

Anna P.
Also der Wolfgang, ich hab‘s eh gesagt, der ist so eintrichternd – „Das war Selbstmord und das war doch ohne Fremdverschulden.“ Und was mir auch nicht aus dem Kopf geht: Der Tomac Heli, der Landespolizeidirektor aus Tirol (Anm. Helmut Tomac), hat dem Rauball eine Nachricht geschickt

Peter Hochegger
Er glaubt’s nicht

Karin Wurm
Er glaubt’s nicht, genau

Anna P.
Wie das rausgekommen ist mit dem Obduktionsbericht, muss er ihm geschrieben haben: „Lieber Wolfgang, da stimmt etwas gewaltig nicht“
----------------------------------

Autor:in:

Michael Nikbakhsh

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.