Die Dunkelkammer
Der Fall Pilnacek #17 "~$xlsxReport_Gelöschten Daten. xlsx"

Die 220. Ausgabe ist eine Fortsetzung von Folge #218, in der es um die Auswertung von Christian Pilnaceks Smartwatch ging. Es gab darauf einige Fragen und Reaktionen von Hörerinnen und Hörern, hinzu kommt ein neuer wichtiger Aspekt. Stichwort: Sicherungskopie.

Michael Nikbakhsh
Herzlich willkommen zur 220. Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbakhsh und ich gebe es ehrlich zu, ich wollte ursprünglich nicht noch gleich eine Folge zum Fall Christian Pilnacek machen. Die Geschichte beschäftigt mich ja erkennbar sehr, aber es gibt da draußen ja noch eine Menge anderer Dinge, die einen Blick wert wären. Aber gut, ich habe auf die Episode zur Smartwatch eine Menge Fragen und Kommentare bekommen. Es ist auch die eine oder andere Sache unscharf geblieben, was auch an mir lag. Also es gibt Fragen, Antworten, es gibt Ergänzungen und es gibt einen neuen wichtigen Aspekt zur Smartwatch, Stichworte Sicherungskopie und gelöschte Daten.

Das erklärt auch den unaussprechlichen Titel dieser Episode. Herzlich willkommen also zu einer weiteren Ausgabe unserer Pilnacek Serie. Es ist die nunmehr 17. Vorneweg aber noch noch ein paar Takte in eigener Sache.

Wenn ich sage, es gibt da draußen noch andere wichtige Dinge, die einen Blick wert wären, dann bin ich auch schon bei unserem Herbstprogramm. Die Dunkelkammer gibt es ab September erstmals nicht nur als Audio, sondern dann auch als Video. Wir lassen für eine sechsteilige Podcast Serie erstmals Videokameras mitlaufen. Wir machen also Podcast wie gehabt und dazu gibt es dann auf unserem YouTube Kanal erstmals auch bewegte Bilder.
Zu dieser sechsteiligen Serie habe ich einen Co Host, der das Projekt mit mir umsetzt. Es ist der Journalist Stefan Kaltenbrunner, ein sehr leiwander Kollege, der hier noch sehr ausführlich zu Wort kommen wird. Die eigentliche Aufmerksamkeit gehört dann aber der zentralen Figur dieser Podcast Serie und das ist der langjährige Lobbyist Peter Hochegger, bekannt aus Korruptionsfällen wie Telekom Austria und Buwog.
Peter Hochegger war in der Dunkelkammer schon zu Gast und er hat ein Buch geschrieben. Dieses Buch erscheint am 22. September im Verlag Edition A. Es heißt "Die Schattenrepublik".
Ich hab's gelesen und was soll ich sagen, es haut dich um. Ich darf noch nicht viel verraten, aber dieser Peter Hochegger, der hat die Republik in einem Ausmaß über Jahre zum Narren gehalten, dass ich mich bei Lektüre und auch bei den bereits erfolgten ersten Podcast-Aufzeichnungen mit ihm immer. Wieder mal gefragt habe, Bitte, dieser Mann hat tatsächlich vor unseren Augen uns alle verarscht. Wo war ich da?
So viel sei gesagt, Peter Hochegger, das ist viel mehr Korruption als nur Telekom Austria oder Buwog. Viel mehr. Mehr dazu gibt es in Bälde und dieses Buch wird im Herbst auch im Theater vorgestellt als Dunkelkammer Spezial live vor Publikum.
Wir haben vorerst drei Termine. Am 29. September am 26. Oktober und am 27. Oktober wird Hocheggers Schattenrepublik vor Publikum in der Kulisse Wien enthüllt.
Auf der Bühne dann Stefan Kaltenbrunner, der maßgeblich an der Entstehung des Buches mitgewirkt hat, meiner selbst und Peter Hochegger, der spätestens dann auch die Frage beantworten wird, warum er im Theater sitzt und nicht im Gefängnis. So viel Cliffhanger muss jetzt sein. Wie gesagt Dunkelkammer live über die Schattenrepublik mit Peter Hochegger am 29. September, 26. Oktober und am 27. Oktober in der Kulisse Wien. Karten gibt es bereits jetzt unter www.kulisse.at.
Wir werden in der Dunkelkammer auch welche ausspielen für unsere Abonnentinnen und Abonnenten. Auch dazu in Bälde mehr. So und jetzt, Arbeit.

Der Fall Pilnacek

Also diese Episode ist eine Fortsetzung von Ausgabe Nummer 218 in welcher ich mich ausführlich mit einem Auswertungsbericht zu Pilnaceks Smartwatch beschäftigt habe. Zur Erinnerung, ein IT Fachmann des Justizministeriums, es war einer, ich habe in der Episode immer von mehreren geredet, es war einer aus einer Abteilung im Justizministerium, einer Fachabteilung, die Staatsanwaltschaften zuarbeitet, wenn man sie denn fragt. Die WKStA hat das getan und der IT Fachmann, der hat dann im Frühjahr für die WKStA Daten der Uhr ausgewertet, wobei er allerdings nicht die Uhr selbst hatte, sondern eine Sicherungskopie. Die wird im weiteren Verlauf dieses Beitrags noch wichtig. Diese Sicherungskopie, die wurde vom Landeskriminalamt Niederösterreich zur Verfügung gestellt und darauf komme ich später noch zurück. Der IT Bericht ist deshalb relevant, weil sich darin Hinweise auf Daten finden, von denen das Landeskriminalamt Niederösterreich meinte, sie seien nicht vorhanden, Stichwort Gesundheitsdaten.

Der Fall Pilnacek #16 Die Smartwatch des Sektionschefs: "Deutliche Ausreißer"

Und es gibt weiters Hinweise darauf, dass die Smartwatch in der Nacht von Pilnaceks Tod immer wieder versucht hat, sich mit anderen Bluetooth-fähigen Geräten in ihrer Reichweite zu verbinden. Welche Geräte das gewesen sein könnten und vor allem, wo diese Geräte gewesen wären, das geht aus dem Bericht nicht hervor. Wie schon gesagt, der Beweis, dass Pilnacek in dieser Nacht in unmittelbarer Nähe anderer Leute war, der ist damit noch nicht erbracht. Hörer Florian fragt in diesem Zusammenhang, ob nicht zum Beispiel die Handys von Passagieren vorbeifahrender Donauschiffe die Kommunikation mit der Smartwatch ausgelöst haben könnten. Um das zu klären, müsste man zunächst einmal klären, ob in dieser Oktobernacht 2023 zwischen 1 und 4 in der Nacht überhaupt Schiffe auf der Donau unterwegs waren. Und dann müsste man sich mit einer Galaxy Smartwatch oder einem vergleichbaren Modell ans Ufer des Seitenarms setzen, auf ein vorbeifahrendes Schiff warten und schauen, ob man über den Seitenarm der Donau hinweg hin zur Fahrrinne auf der Donau ein Signal bekommt.

Nun ist zwar ein ziemlich breiter Weg, ich war dort, aber wer weiß. Es ist nur so, welches Ergebnis man auch immer bekäme, man wäre keine Seemeile schlauer, denn wir wissen schlicht nicht, wann Christian Pilnacek in dieser Nacht wo war. Es gibt kein einziges Indiz dafür, dass er sich nach dem Verlassen des Hauses seiner Freundin Karin Wurm in Rossatz schnurstracks an das Ufer des Seitenarms begeben hätte. Er kann sonst wo gewesen sein, alleine oder nicht. Wir wissen es derzeit nicht und wir wissen auch nicht, wann er gestorben ist. Gesichert ist nur, dass die Smartwatch um 00:55 Uhr die Verbindung zu Pilnaceks Handy verloren hat und sich im weiteren Verlauf der Nacht auch nicht mehr damit verbinden konnte. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass der Sektionschef kurz vor eins das Haus verlassen hat. Das deckt sich auch mit der Aussage seiner Freundin Karin Wurm.

Gesichert ist auch, dass ein Baggerfahrer der Viadona den leblosen Körper Pilnaceks Am Morgen des 20. Oktober um Uhr im Wasser auf dem Rücken treibend entdeckt hat. Was in den fast 7 Stunden dazwischen passiert ist und wo es passiert ist, das wissen wir nicht. Ich will Hörer Florian oder sonst wen jetzt natürlich nicht davon abhalten, sich an den Seitenarm zu setzen und auf Schiffe zu warten, aber ich denke, dass uns das nicht weiterbringt. Dazu vielleicht noch ein interessantes Detail: Relativ spät in der Nacht um 03:55 Uhr, nämlich da scheint etwas passiert zu sein, denn da hat die Uhr letztmalig in dieser Nacht rege Aktivität verzeichnet.

Laut dem IT Bericht wurden um 03:55 Uhr mehrere sogenannte Ereignisse protokolliert. Es gab offenbar den Versuch einer Bluetooth Kommunikation, es gab aber offenbar auch den Versuch einer WLAN Kommunikation. Es gab Bildschirmaktivität auf der Uhr und auch der Zentralprozessor der Smartwatch wurde beansprucht. Die letzte Aktivität in dieser Nacht verzeichnete die Uhr dann um 4 Uhr drei Minuten. Da versuchte sie unter anderem ein letztes Mal erfolglos eine Verbindung zu Pilnaceks Mobiltelefon herzustellen und danach stellte sie den Betrieb, soweit erkennbar, für die kommenden sechs Stunden ein. Sie versuchte nicht mehr, sich mit dem Mobiltelefon zu verbinden, sie kommunizierte nicht mehr mit anderen Bluetooth Geräten. Auch der Akku wurde nicht mehr beansprucht, da ging eigentlich gar nichts mehr.

Ich habe in Episode 218 vermutet, dass der Akku der Smartwatch da womöglich leer war. Das stimmt aber nicht, das muss ich jetzt korrigieren. Um 4 Uhr in der Früh am 20. Oktober war der Akku nicht leer, er stand noch bei 27 Prozent. Es gibt in dem IT Bericht eine lange Tabelle zur Beanspruchung der Batterie der Smartwatch am 19. Und am 20. Oktober 2023 Ich hoffe, das wird jetzt nicht zu langweilig, aber ich halte das schon für relevant.

Am Morgen des 19. Oktober um 08:19 Uhr am Vormittag, das war der Tag der Geisterfahrt, der Tag vor dem Tod, da hatte die Smartwatch und Christian Pilnacek 99 Prozent Ladestand, also am Morgen des 19. Oktober 99 Prozent. Dann verging der Tag, Termine, Lokale, die Geisterfahrt, die Führerscheinabnahme, die Abholung durch Anna P, die Fahrt nach Rossatz, die schweigsame Ankunft, dann der Prosecco, das Tippen am Handy auf der Terrasse, das Umziehen und das finale Verlassen des Hauses. Gegen ein Uhr in der Früh am 20. Oktober als Pilnacek da das Haus gegen eins verließ, da hatte die Uhr noch 75 Prozent Saft. Sie hatte also in nicht ganz 17 Stunden ein Viertel Akkuladung verloren. Und in den darauffolgenden drei Stunden wurde die Batterie dann aber richtig stark beansprucht. Bis 4 Uhr 3 fiel der Akkustand von 75 auf nur noch 27 also zwei Drittel Verlust. Es war wohl etwas los rund um diese Uhr, danach quasi ein Blackout für 6 Stunden, da nichts mehr, jedenfalls nicht, für das der IT Bericht eine Erklärung liefern würde.

Und erst am späteren Vormittag des 20. Oktober nämlich um 10 Uhr 10 zieht die Uhr wieder Akku und dann tut sie das durchgehend, bis sie schließlich am 21. Oktober um halb neun in der Früh bei null steht. In den Nachtstunden des 21. Oktober wird auch wieder intensive Bluetooth und WLAN Kommunikation verzeichnet. Zu dem Zeitpunkt war Christian Pilnacek längst verstorben und sein Leichnam lag wohl in der Aufbahrungshalle Rossatz. Für diese sechsstündige Pause liefert der Bericht keine Erklärung.

An sich wäre das jetzt die Aufgabe der Staatsanwaltschaft Krems, die das Verfahren zu den Todesumständen Pilnaceks ja Anfang 2024 geschlossen hatte. Die soll jetzt überprüfen, ob da jetzt möglicherweise doch mehr dran ist. Und die Oberstaatsanwaltschaft hat die SDA Krems, also die Oberstaatsanwaltschaft Wien hat die SDA Krems angewiesen, eine ergänzende Auswertung der Uhr vorzunehmen. Und das eben auch vor dem Hintergrund, dass das Landeskriminalamt Niederösterreich keine für den Fall Pilnacek relevanten Daten auf der Smartwatch gefunden hatte, obwohl anscheinend sehr wohl relevantes Material drauf war. Hörerin Doris hat mir geschrieben und fragt: Als Pilnacek geborgen und untersucht wurde, da waren ja einige Leute rund um ihn Feuerwehr, Polizei, die Ärztin, die hatten vermutlich alle ihre Handys eingesteckt. Hat die Smartwatch da kommuniziert?

Laut dem IT Bericht nein. Pilnacek wurde um 07:50 Uhr gefunden. Die Bergung des Leichnams durch die Feuerwehr war dann zwischen halb neun und neun, die kriminalpolizeiliche Leichenbeschau im Beisein der Ärztin um 09:30 Uhr. Derzeit tat die Uhr nichts. Jedenfalls ist nichts in dem IT Bericht verzeichnet.

Eine Reaktion via YouTube. Da geht es um die Probleme mit den Zeitstempeln und die Geschichte mit der Tiefenentladung des Akkus, von der da im IT Bericht die Rede ist. Ich habe in Ausgabe 218 darüber gesprochen. Dazu schreibt User Johannhardl6923 auf YouTube. Ich zitiere: Ein hier erwähnter Punkt passt überhaupt nicht zur ganzen Erzählung bzw. Ist unvollständig und wird weder vom Standard und natürlich nicht von Peter Pilz erwähnt. Fehlerhafte Zeitstempel mit mutmaßlicher Ursache einer tiefen Entladung der Uhr.
Wann war das? Was sind die anderen Zeitstempel dann noch wert?

Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die Zeitstempel sind tatsächlich nicht alle falsch. Sie sind ab einem Datum falsch. Ab einem ganz bestimmten Datum, und zwar das Datum, nachdem der Akku sich auf 0 geleert hatte. Und das war, ich habe schon gesagt, am 21. Oktober um halb neun in der Früh, da stand er dann bei null und alles, was danach an Zeitstempeln erfasst wurde, trägt das Datum 1. Jänner 2018 folgend. Also da hat sich die Uhr zumindest nach Meinung des IT Fachmanns auf Tiefen entladen, weil sie länger gelegen war. Wie lange sie wirklich gelegen ist, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, wo sie gelegen ist. Es liegt auf der Hand, dass die Uhr nach Pilnaceks Tod in polizeilichem Gewahrsam war. Aber wer was wann damit gemacht hat, das ist noch nur lückenhaft rekonstruierbar.

Also laut dem IT Bericht könnte sie längere Zeit leer gelegen sein und als sie dann wieder aufgeladen wurde, hatte sich der Akku sehr wahrscheinlich tiefenentladen. So schreibt es zumindest der Sachverständige in seinem Bericht an die WKStA. Bei der Tiefenentladung habe sie dann die innere Uhr verloren, was eben dazu führt, dass die ersten Einträge in die Datenbank nach dem 21. Oktober 2023 dann alle mit dem 1. Jänner 2018 beginnen.

Die Todesnacht ist davon aber nicht betroffen, da haben die Zeiten noch gepasst. Tatsache ist, dass die Smartwatch nach Pilnaceks Tod polizeilich ausgewertet wurde. Da gab es mehrere Aufladevorgänge und Auffälligkeiten, dazu komme ich noch.

Hörerin Beate hat mir geschrieben, sie wundert sich darüber, dass die Smartwatch in einem Plastiksackerl gelandet war, wo ja das Handy und die Brieftasche auch in einem Plastiksackerl waren, von dem es doch geheißen habe. Es habe niemand reingeschaut. Ich zitiere Beate: Vielleicht bringe ich da was durcheinander. Es wäre auch kein Wunder bei all diesen Verwirrungen. Aber wenn die Uhr im Sackerl war, hat es nicht geheißen, dass dieses nie geöffnet wurde. Wie kam sie dann dort für die Übergabe an die Gattin hinein? Frage Zitat Ende.

Nun, das lässt sich aufklären, denn die Smartwatch war nicht im selben Sackerl wie das Handy oder die Geldtasche. Es gibt in dieser Geschichte tatsächlich mehr als nur ein Plastiksackerl. Das Plastiksackerl, auf das Beate sich bezieht, das ist ein durchsichtiger Gefrierbeutel, in dem Pilnaceks Handy, seine Brieftasche, Ladegerät und weitere Kleinigkeiten steckten. Diese Sackerl hatte die damalige Mitbewohnerin von Pilnaceks Freundin Karin Wurm Anna P. der niederösterreichischen Polizei am Nachmittag des 20. Oktober auf der Veranda des Hauses quasi übergeben. Das war übrigens auch jener Gefrierbeutel, den dann ein Beamter des Landeskriminalamts Niederösterreich äußerlich untersucht hat, und zwar dergestalt, dass er in die Brieftasche hineingeschaut hat, ohne den Beutel zu öffnen. Das hat er jedenfalls so ausgesagt. Und als ich diese protokollierte Aussage gelesen habe, habe ich mir gedacht, ja, warum hat er den Beutel nicht einfach aufgemacht? Und vor allem, wie hätte er das angestellt, wenn die Sachen zum Beispiel in einem blickdichten Stoffsackerl gesteckt werden? Egal. In Pilnaceks Brieftasche steckte offenbar ein Zettel mit zwei handschriftlichen Zahlenkombinationen und laut Karin Wurm hat er seinen PIN aufgeschrieben. Pilnaceks Witwe Caroline List wiederum sprach bei einer Einvernahme ihrerseits von einem Pin und einem Puk in der Brieftasche. Der Polizist, der die Brieftasche durch den Gefrierbeutel hindurch in Augenschein genommen hatte, dem waren diese Zahlenkombinationen offenbar nicht aufgefallen.

So oder so haben alle Personen, die das Handy nach Pilnaceks Tod in der Hand hielten, versichert, dass sie nie versucht hätten, es zu entsperren. Wie gesagt, das Handy steckte mit der Brieftasche in einem Gefrierbeutel und das war nicht der Plastiksack, in dem dann die Smartwatch zusammen mit dem Ehering landete. Das war zunächst ein anderer Sack, der war schwarz und er war nicht durchsichtig. Das hat wiederum mit dem Weg der Uhr zu tun, der teilweise ja noch im Dunkeln liegt. Tatsache ist, dass Christian Pilnacek die Uhr am Handgelenk hatte, als sein Leichnam Am Morgen des 20. Oktober 2023 von der Feuerwehr geborgen wurde. Kleiner Exkurs, noch eine Frage, die ich gleich mitnehme, sie kam in letzter Zeit öfter einmal und sie lautet: Konnte Christian Pilnacek eigentlich schwimmen? Ja, nach Aussage von Karin Wurm konnte er schwimmen. Sie waren im Sommer vor seinem Tod gemeinsam schwimmen. Pilnacek trug also die Uhr und die wurde dann nicht gleich am Auffindungsort von der Polizei sichergestellt, jedenfalls nicht offiziell. Das passierte erst 6 Tage später bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung in der Prosektur der Klinik Wien Favoriten. Dort war. Mit dem Leichnam Pilnaceks ist auch ein schwarzer Kunststoffsack angekommen, in dem all das verstaut war, das Pilnacek zum Zeitpunkt des Todes bei sich hatte.

Da war die Smartwatch. Da war die Kleidung drin, eine angebrochene Packung Taschentücher und auch ein Einwegfeuerzeug der Marke BIG. Ob der Ehering da am Finger war oder im Kunststoffsack, das lese ich jetzt aus der amtlichen Dokumentation nicht heraus. Das ist hier jetzt aber auch nicht weiter relevant. Das Feuerzeug, auch interessant. Ich hatte ja in der Dunkelkammer Nummer 214 über die Sache mit Pilnacek Zigarettenschachtel und den Tschickstubeln berichtet. Zur Am Ufer des Seitenarms wurde eine trockene, leere Schachtel Camel von der Polizei entdeckt und protokolliert, aber nicht sichergestellt.

Eine beteiligte Polizistin sagte später als Zeugin bei der WKStA, sie habe Zigarettenstummel im Wasser gesehen. Jetzt sagt sie allerdings, sie habe sich falsch erinnert, es sei doch nur eine Schachtel gemeint gewesen. Jedenfalls haben mehrere Hörerinnen und Hörer sich gefragt, wie Pilnacek geraucht hätte ohne ein Feuerzeug oder Zünder. Und da ist mir erst aufgefallen, dass ich das Feuerzeug nie erwähnt habe. Also ja, er hatte eines dabei. Es wurde auch gefunden.

Bei der Obduktion am 26. Oktober sechs Tage nach dem Tod wurden dann der Ring und die Uhr in ein weiteres Plastiksackerl gesteckt und den Kriminalbeamten, den Anwesenden bei der Obduktion zur weiteren Verwendung ausgehändigt. Wer die Uhr wann in den schwarzen Kunststoffsack gepackt hat, der bei der Überstellung des Leichnams offenbar dabei war, das ist nicht dokumentiert. Der IT Bericht liefert aber Hinweise darauf, dass die Uhr in den sechs Tagen zwischen dem Tod und der Obduktion nicht beim Leichnam war. Und das hat wiederum mit diesem 21. Oktober zu tun. Ich habe das bereits erwähnt, um halb vier in der Früh verzeichnete die Uhr plötzlich intensive Bluetooth und WLAN Kommunikation, wenn auch keine Verbindungen, aber Verbindungsversuche. Im IT Bericht ist wörtlich von deutlichen Ausreißern die Rede. Zur Verdeutlichung, am 21. Oktober in der Nacht war Christian Pilnacek seit einem Tag tot und plötzlich begann seine Uhr mit anderen Bluetooth Geräten zu kommunizieren.

Wo war die Uhr da? Das ist unklar. Hörer d schreibt mir, er fragt: Enthalten die Smartwatch Daten Muster plötzlicher Herzstillstände oder Bewegungsabbrüche, die eher für Fremdeinwirkung als für freiwilliges Ertrinken sprechen würden. Zitat Ende. Nun, technisch wäre die Uhr dazu sehr wohl in der Lage. Ob es diese Aufzeichnungen auch wirklich gibt, wird abermals die Staatsanwaltschaft Krems zu klären haben. Und das nachträglich, weil bisher hat es ja geheißen, es seien keine Gesundheitsdaten drauf.

Der IT Experte der Justiz hat jedenfalls Hinweise auf Einträge von Gesundheitsdaten in Datenbanken gefunden. Ausgewertet wurden diese aber nicht. Das hat damit zu tun, dass der Experte einerseits nur einen eingeschränkten Auswertungsauftrag hatte. Es hat aber auch damit zu tun, dass zum Beispiel eine wichtige Datenbank mit Gesundheitsdaten auf der Sicherungskopie, die da vorlag, verschlüsselt war und damit nicht lesbar. Um an das sogenannte Schlüsselmaterial zu kommen, wäre eine erneute Sicherung des Original Beweismittels erforderlich, schreibt der IT Experte. Man bräuchte also die Uhr.

Und das führt zu einer weiteren Frage, die ich auch von mehreren Seiten bekommen: Wo ist diese Uhr? Hörer Martin schreibt: Gibt es diese Uhr noch oder hat auch sie ein Bunsenbrenner Schicksal erlitten? Das kann ich tatsächlich nicht beantworten. Die Kommunikation mit Caroline List ist mir nicht vergönnt. Ich warte bis heute auf eine Reaktion auf meine Einladung in die Dunkelkammer, die ich über ihren Anwalt überbracht habe. Also direkt fragen geht schwer. Tatsache ist, dass sie die Uhr im Jahresverlauf 2024 bekommen hat. Ich habe der Staatsanwaltschaft Krems dazu eine Anfrage geschickt, wo ich unter anderem Folgendes gefragt: Hat die Staatsanwaltschaft Krems zwischenzeitlich die Sicherstellung der Uhr beantragt bzw. Diese bereits gesichert? Wenn ja, wann? Wenn nein, welche Gründe sprachen oder sprechen dagegen? Und weiters, wenn nein, hat die Staatsanwaltschaft Krems aktuell Kenntnis über den Verbleib und den Zustand der Uhr.

Bis zur Aufzeichnung dieser Ausgabe habe ich keine Antwort bekommen. So sie kommt, reiche ich sie natürlich nach. Noch eine Hörerfrage, sie kommt von Lukas: Gibt es eine Erklärung dafür, warum das Bundeskriminalamt bei der Auswertung der Uhr Daten möglicherweise übersehen hat? Gute Frage. Wir wissen, dass die Uhr offiziell 6 Tage nach dem Tod gesichert wurde. Irgendwann im Spätherbst brachte sie der damalige Chefermittler des Landeskriminalamts Niederösterreich offenbar persönlich zum Bundeskriminalamt, um eine Auswertung zu veranlassen. Das dauerte aber, weil offenbar erst eine geeignete Software beschafft werden musste. So hat es der damalige Chefermittler erzählt, in einer Einvernahme. Tatsächlich ausgelesen wurde die Uhr dann von einem Beamten des Bundeskriminalamts am zweiten Jänner 2024 dabei dürfte aber irgendwie nicht alles ausgelesen und ausgewertet worden sein. Ich zitiere wieder aus dem Bericht für die WKStA des IT Fachmanns: Aus dem vorliegenden HTML Export der Aufbereitung geht hervor, dass bei der Aufbereitung der Smartwatch nur ein Teil der Rohdaten interpretiert wurde. Am Ende der Auswertung stand jedenfalls ein knapp mehr als seitiger Auswertungsbericht, den das Bundeskriminalamt mitsamt einer Sicherungskopie der Uhr und der Uhr selbst an das Landeskriminalamt Niederösterreich zurückgeschickt hat. Wieder so ein Rätsel, dieser Auswertungsbericht des Bundeskriminalamts, der schaffte es nie in einen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakt. Im Gegenteil, er wurde einer Staatsanwaltschaft zunächst sogar gezielt vorenthalten. Mitte Juni 2024 schickte die WKStA Beamtinnen des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung nach St. Pölten, um dort den Auswertungsbericht zur Smartwatch abzuholen. Man mag das jetzt schwer glauben, aber die Polizei schickte die Polizei wieder weg. Tatsächlich das LKA Niederösterreich, also ganz konkreter Chef des Landeskriminalamts Stefan Pfandler, der verweigerte den Kolleginnen vom B die Ausfolgung der Smartwatch Daten.

Die offizielle Begründung das vom BAK vorbereitete schriftliche Amtshilfeersuchen, wonach also die WKStA diese Daten gerne hätte, das sei rechtlich nicht hinreichend begründet. Also zogen die Beamtinnen das Pack unverrichteter Dinge wieder ab und es vergingen so drei, vier Wochen, ehe das PAK ein zweites Mal nach St. Pölten reiste, um dann die Smartwatch Daten abzuholen. Weil dieses Mal war das Amtshilfesuchen aus Sicht von LKA Direktor Stefan Pfandler auch ausreichend begründet und die WKStA bekam die Smartwatch Daten. Okay, das klingt jetzt zunächst einmal nach einem beamteten Formalismus. Eine Polizeibehörde verweigert einer anderen Polizeibehörde Daten, weil ein Amtshilfeersuchen nicht ausreichend begründet sei. OK, manche nehmen es halt ganz genau, wobei ein kürzlich erschienener Bericht auf Zack Zack wirft eine ganz andere Frage Warum wurde in die Sicherungskopie der Uhr eingegriffen?

Galt es, Daten vor der Staatsanwaltschaft zu verbergen? Es gibt ja tatsächlich ein gewichtiges Indiz und das ist auch dem IT-Experten der Justiz zu verdanken. Es ist nämlich so, wenn professionelle Datenforensiker mit Sicherheit gestellten Daten arbeiten, ganz egal ob das Polizistinnen Polizisten sind oder nicht, dann folgen sie immer und zwar wirklich immer einem Prozedere. Von dem Datenmaterial wird nie nur eine Kopie erstellt, sondern immer mindestens zwei, manchmal auch mehr, je nachdem wie viele Leute an der Auswertung beteiligt sind. Die erste Kopie könnte man die Originalspiegelung nennen und diese wird in weiterer Folge nie mehr angerührt. Zur eigentlichen Datenauswertung werden weitere Kopien erstellt, sogenannte Arbeitskopien. Das hat den Zweck, dass es stets einen originalen und unbearbeiteten Datensatz geben muss, der dann auch zum Beispiel vor Gericht zu Beweiszwecken vorgelegt werden kann.

Zum Beispiel dann, wenn ein Verteidiger eines Angeklagten behauptet, die Polizei habe Daten nachträglich aufgespielt oder manipuliert, um den Mandanten zu belasten. Dann hat man den Original Datensatz und sagt genau so hat das ausgesehen, als wir das sichergestellt haben. Wie viele Sicherungskopien von Pilnaceks Smartwatch erstellt wurden, das wissen wir nicht. Entscheidend ist aber, dass in die Sicherungskopie, die die WKStA bekommen hat, nachträglich eingegriffen wurde. Und damit wären wir bei einem kontaminierten Beweismittel. Zum besseren Verständnis: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bekam vom LKA Niederösterreich neben dem Auswertungsbericht des Bundeskriminalamts auch einen USB Stick mit 32 GB Speicher, ein Modell der Marke Kingston Data Traveler. Und auf diesem Stick waren Daten der Smartwatch abgelegt, die Sicherungskopie.

Bei seiner Auswertung stieß der IT Experte dann aber auf eine Datenspur auf dem USB Stick, die da definitiv nicht hätte sein sollen. Und zwar ganz konkret fand der Experte auf dem Stick eine sogenannte temporäre Besitzerdatei, die im Zusammenhang mit dem Öffnen einer Excel Arbeitsmappe, also Tabellenkalkulation, erstellt worden war. Und diese temporäre Besitzerdatei, die lässt darauf schließen, dass auf der Sicherungskopie auf dem USB Stick eine Excel Arbeitsmappe mit dem Namen Report gelöschte Daten existierte, die aber offenbar gelöscht wurde. Temporäre Besitzerdateien haben für Podcaster unaussprechliche Dateinamen. Ich habe es erwähnt, das ist auch der Titel dieser Ausgabe. Es sind also nicht die eigentlichen Dateien. Es sind so kleine Dings, die Microsoft erzeugt, wann immer man eine Excel Tabelle oder auch ein Word Dokument öffnet, da werden dann nur der Benutzername und das Datum erfasst.

Und wenn man die eigentliche Datei wieder schließt, dann wird auch die temporäre Besitzerdatei wieder gelöscht. In diesem Fall ist das aber anscheinend nicht passiert. Diese temporäre Besitzerdatei blieb bestehen. Ich hoffe, ich sage jetzt keinen Blödsinn, aber das scheint zu passieren, wenn man den USB Stick von einem Rechner zieht, während die Arbeitsmappe dort noch geöffnet ist. Selbst wenn die Datei auf dem USB Stick selbst gelöscht wurde, kann es sein, dass eben diese temporäre Besitzerdatei bestehen bleibt. Wenn ich jetzt Unfug gesagt habe, schreibt mir redaktionie@dunkelkammer.at.

Aber was sagt uns das? Am 24.06.2024 um 17:07 Uhr, das war eine Woche, nachdem das LKA die Herausgabe der Sicherungskopie verweigert hatte. Am 24. Juni 2024 wäre eine Excel Arbeitsmappe mit dem Titel Report Gelöschte Daten auf einem Rechner geöffnet gewesen, während der USB Stick mit der Sicherungskopie von Pilnaceks Daten angesteckt war. Wie gesagt, der 24. Juni das war eine Woche, nachdem das LKA die Herausgabe der Smartwatch-Daten an das BAK bzw. Die Staatsanwaltschaft verweigert hatte.

Erst danach wurde die Kopie ausgefolgt. Ich ziehe da jetzt keine Schlussfolgerungen und gebe auch zu, eine Datei mit dem Titel Report Gelöschte Daten, eine Excel Datei mit dem Titel liefert für sich genommen keinen Beweis, dass Daten gelöscht wurden. Das LKA Niederösterreich hat in einer knappen Stellungnahme gegenüber Zack Zack auch betont, dass keine Datenlöschungen vorgenommen wurden. Das LKA Niederösterreich hat ja dennoch ein Thema und es ist nicht das erste, denn die temporäre Besitzer Datei auf dem USB Stick zeigt, dass jemand am 24. Juni auf der Sicherungskopie von Pilnaceks Smartwatch gearbeitet hat. Das bedeutet auch, dass auf einer Sicherungskopie gearbeitet wurde, die mangels Verfügbarkeit der Smartwatch das vorerst letzte verbliebene Originalbeweismittel war. Ich kann jetzt nur noch hoffen, dass es diese Uhr gibt.

Die temporäre Besitzerdatei hat übrigens auch den Benutzernamen aufgezeichnet. Ich werde das jetzt aus medienrechtlichen Gründen erst einmal nicht tun und den Benutzernamen nennen, weil es sich wenn dann um jemanden aus der Polizei handelt und keine Person des öffentlichen Lebens. Aber Tatsache ist, dass es beim Landeskriminalamt Niederösterreich eine Person gibt, die an den Ermittlungen zu den Todesumständen Pilnaceks beteiligt war, auf welche der Benutzername passen könnte.

So, das war es jetzt mal mit dem Fall Pilnacek, sage ich jetzt mal. Ich habe für kommende Woche etwas anderes vor, aber in der Causa, da weiß man nie. Ich schließe mit einem Satz, den ein Kriminalbeamter aus einem anderen Bundesland mir kürzlich mit Blick auf die Kollegen vom LKA Niederösterreich gesagt: Wir arbeiten nicht alle so.

Danke fürs Zuhören.

Autor:in:

Michael Nikbakhsh

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