Die Dunkelkammer
Der Fall Pilnacek #9: "Lasst's ihn verschwinden!"
In dieser Episode geht es um den privaten Laptop des am 20. Oktober 2023 verstorbenen Sektionschefs. Als Pilnacek starb, lag der Laptop zusammen mit anderen Gegenständen im Haus seiner Freundin Karin Wurm in Rossatz nahe Krems. Während Wurms einstige Mitbewohnerin Anna P. - damals und heute eine Mitarbeiterin von Wolfgang Sobotka - der Polizei Pilnaceks Handy und dessen Geldbörse übergab, blieb der Laptop zurück. Aber warum? Und warum haben sich Karin Wurm und Anna P. ohne Not ein Ermittlungsverfahren der WKStA wegen falscher Beweisaussage eingehandelt? In diesem Verfahren war ich am 1. April übrigens als Zeuge zur Einvernahme geladen. Und das hatte mit einem Treffen im Dezember 2023 zu tun.
Michael Nikbakhsh
Herzlich willkommen zur 169. Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nikbakhsh und heute geht es wieder um den Fall Christian Pilnacek. Ich will auch heute wieder aus den unverändert zahlreichen Zuschriften von Hörerinnen und Hörern zitieren, im Kern soll es aber um Pilnaceks Laptop gehen. Dieser ist seit dem Vorjahr bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, aber bis er dort war, hatte er eine kleine Reise unternommen. Das will ich heute ausleuchten und dabei gleich eingangs festhalten, dass ich diesen Laptop selbst nie in der Hand hatte oder auch nur gesehen habe.
Vorneweg wieder ein, zwei Sätze in eigener Sache. Ihr habt es vielleicht in Ausgabe Nummer 167 schon gehört, Die Dunkelkammer hat kürzlich die Marke von zwei Millionen Aufrufen geknackt, allein im März hatten wir mehr als 160.000 Zugriffe, damit wurde der Rekord vom Februar noch einmal übertroffen. Vielen Dank an dieser Stelle den Hörerinnen und Hörern der Dunkelkammer. Solltet ihr unsere Arbeit mit einem Abo oder einer Spende unterstützen wollen, die Links dazu gibt es auf www.diedunkelkammer.at.
Pilnaceks Handy – wie man ein Beweismittel nicht sichert. Das war der Titel der 164. Ausgabe der Dunkelkammer und da bin ich der Frage nachgegangen, warum das Landeskriminalamt Niederösterreich Pilnaceks Mobiltelefon nach Auffinden seines Leichnams am 20. Oktober 2023 zwar aus dem Haus seiner Freundin Karin Wurm abgeholt hat, dieses Telefon dann in weiterer Folge aber nicht formell sichergestellt oder ausgewertet hat, sondern stattdessen dem Anwalt von Pilnaceks Witwe ausgehändigt hat, damit der es ihr übergibt, was auch geschehen ist.
Handy ja, Laptop nein
Das hat Hörerin Sabine dazu veranlasst uns zu schreiben. Ich zitiere: "Was mich sehr beschäftigt ist die Tatsache, dass das Handy, Brieftasche und Schlüssel an die Witwe einfach ausgefolgt wurden, denn ich habe bei einem Notar 9 Jahre lang die Verlassenschaften bearbeitet und normalerweise werden alle Gegenstände, die beim Verstorbenen aufgefunden werden, von der Polizei zum zuständigen Notar ist gleich Gerichtskommissär gebracht. Der Notar übernimmt dann die Depositen, muss das Bargeld auf einem Anderkonto einbuchen, denn wer erbberechtigt ist, kann ja nicht gleich festgestellt werden, weil ja die Testamentsregister abgefragt werden müssen. Bei Abgabe der Erbantrittserklärung können erst die Depositen ausgefolgt werden, vorher nicht."
Nun, es gibt zwar eine Polizeirichtlinie zum Umgang mit den Gegenständen von Verstorbenen, aber die ist insofern unzulänglich, als sie nur den Fall regelt, dass in der Wohnung eines Verstorbenen Gegenstände aufgefunden werden. Wenn diese Gegenstände wertvoll sind und die Bedenken bestehen, diese in der Wohnung zu lassen, dann müssen sogenannte wertvolle Effekten, also z.B. größere Mengen Bargeld oder Schmuck oder auch ein Testament laut der Richtlinie von der Polizei sichergestellt und dem jeweils zuständigen Notar als Gerichtskommissär übergeben werden.
Bei Wohnungsschlüsseln und Gegenständen ohne großen Wert hingegen, sogenannten geringfügigen Effekten, kann auch eine direkte Übergabe an Angehörige erfolgen, sofern diese selbst Mitbewohner sind oder jedenfalls einen Wohnungsschlüssel haben. Wie mit persönlichen Gegenständen zu verfahren ist, die außerhalb der Wohnung eines Verstorbenen gefunden werden, das geht aus dieser Polizeirichtlinie nicht eindeutig hervor.
Pilnaceks Handy lag nicht in seiner Wohnung, sondern im Haus seiner Freundin, wo es ja am Nachmittag des 20. Oktober 2023 vom LKA NÖ abgeholt wurde, wobei Wurms damalige Mitbewohnerin Anna P. es den Kriminalbeamten vor der Haustüre in einem Gefrierbeutel übergeben hat. Ja und das LKA, das stufte Pilnaceks Handy dann als geringfügige Effekte ein, also als Gegenstand ohne großen Wert – und sah damit keine Notwendigkeit, den Notar einzuschalten. Oder es gar als Beweismittel zu sichern.
Hörerin Sabine fragt sich übrigens auch, ob ein Mann wie Christian Pilnacek nicht ein Testament hinterlassen hätte. Da muss ich sagen: Keine Ahnung, von einem Testament hab ich bisher nichts gehört. Take. Trenner. Take.
Kommen wir zu Pilnaceks Laptop. Der liegt seit 2024 bei der WKStA und ist zugleich Gegenstand von zwei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren. Da wäre einmal die Staatsanwaltschaft Krems. Die ermittelt seit dem Vorjahr gegen Pilnaceks Freundin Karin Wurm, gegen Peter Pilz und gegen den Krone-Journalisten Erich Vogl, da geht’s um den Verdacht, die drei hätten den Laptop des Sektionschefs zunächst unterschlagen und dann gehackt.
Ausgelöst hat dieses Verfahren eine Sachverhaltsdarstellung von Pilnaceks Witwe Caroline List, die Peter Pilz und Erich Vogl auch unterstellt hat, Karin Wurm quasi auf ihren Mann angesetzt zu haben, um diesen auszuspionieren. Dieser Verdacht gilt zwar längst als widerlegt, aber die Staatsanwaltschaft Krems hält das Verfahren am Laufen, warum auch immer.
Das zweite Ermittlungsverfahren mit Laptop-Bezug liegt bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, die gegen Karin Wurm und Wolfgang Sobotkas Mitarbeiterin Anna P. als Beschuldigte ermittelt. Da geht’s um den Verdacht der falschen Beweisaussage.
Wurm und Anna P. waren 2024 von der WKStA als Zeuginnen zum Verbleib des Laptops befragt worden und hatten da wohl beide die Unwahrheit gesagt, denn beide gaben an, keine Ahnung zu haben, was aus dem Laptop wurde.
Keine von beiden will ihn am Abend des 19. Oktober 2023 gesehen haben, das war der Abend von Pilnaceks Geisterfahrt. Und auch für die Tage danach konnten die Frauen keine sachdienlichen Angaben machen.
Das haben sie so der WKStA erzählt und davor auch dem Landeskriminalamt Niederösterreich, das nach Pilnaceks Tod mehrfach nach dem Laptop gefragt hatte.
Mittlerweile gilt es aber als erwiesen, dass beide Frauen den Laptop nach Pilnaceks Tod nicht nur gesehen haben, sie haben ihn auch an sich genommen und sind damit zu mehreren Leuten gefahren, wobei die Initiative offenbar von Anna P. ausging.
Der IT-Techniker Harald Monschein hat in einem Interview mit Zackzack erzählt, dass P. und Wurm wenige Tage nach Pilnaceks Tod mit dem Laptop bei ihm vorbeigeschaut hätten. Er habe das Gerät geöffnet, es sei zu seinem Entsetzen nicht passwortgeschützt gewesen. Monschein sagt auch, er habe Sicherungskopien angefertigt, für sich und die beiden Frauen, und Anna P. den Laptop und die Kopien wieder ausgehändigt. Seine Kopie hat Monschein später nach eigener Aussage vernichtet.
Von Harald Monschein ging der Laptop via Anna P. dann zu Christian Mattura, der Anna P. seit Jugendtagen kennt. Christian Mattura. Das ist auch der Mann, der Christian Pilnacek im Sommer 2023 heimlich aufgezeichnet hatte – und er kam dann im November/Dezember 2023 auch mit dem Laptop in Berührung.
Mattura hat seinerseits bei Zackzack erzählt, dass Anna P. ihm das Gerät in einer Wiener Tiefgarage ins Auto gelegt habe, offenbar auf Vermittlung des deutschen Unternehmers und Pilnacek-Bekannten Wolfgang Rauball, dieser ist mittlerweile verstorben.
Der nächste dokumentierte Berührungspunkt ist der Krone-Journalist Erich Vogl – er hat den Laptop 2024 nach eigener Aussage von einem jungen Mann, in einem Wiener Kaffeehaus übernommen. Der junge Mann war allerdings nicht Christian Mattura. Via Erich Vogl kam das Gerät dann zum Leiter der Pilnacek-Untersuchungskommission Martin Kreutner und der sorgte dafür, dass es zur WKStA gelangte, wo es bis heute liegt.
Ich habe es schon eingangs gesagt, ich selbst habe diesen Laptop niemals gesehen oder in der Hand gehabt. Was ich aber hatte, zumindest vorübergehend, war ein Zugang zu einem Server, auf den Daten aus dem Laptop aufkopiert waren. Und ich war nicht der Einzige, einige Leute haben diesen Zugang gehabt.
Wer diese Kopie auf den Server gespielt hat, kann ich mit Hinweis auf das Redaktionsgeheimnis nicht verraten... Und soweit es die Daten selbst betrifft – ich kann nicht sagen, wie vollständig und unberührt diese waren, es gab einige Ordner, die leer waren oder sich nicht öffnen ließen. Wir haben da jedenfalls keine Dateien mit politisch kompromittierenden Inhalten gefunden. Ob sie nie da waren oder nur nicht mehr, das kann ich nicht beantworten.
So oder so bleibt die Frage, warum dieser Laptop 2023 nicht auch an die niederösterreichische Polizei übergeben wurde. Dazu schreibt mir Hörerin Ulrike: „Warum haben Frau Wurm und Frau P. der Polizei den Laptop nicht einfach gegeben? Frau Wurm hat ja sinngemäß gesagt, sie hatte kein Problem damit, dass Pilnaceks Witwe die Gegenstände bekommt. Aber warum übergibt man dann Brieftasche, Handy und Schlüssel, nicht aber den Laptop? Das ergibt doch keinen Sinn."
Ja, das ergibt tatsächlich keinen Sinn. Ich habe mir die Frage auch gestellt, ich habe sie auch Karin Wurm gestellt. Karin Wurm sagt, sie sei in einem Ausnahmezustand gewesen, und habe sich nicht weiter um das Gerät gekümmert. Anna P. habe von sich aus angeboten, sich um den Laptop zu kümmern, auch weil sie Kontakte hatte.
Karin Wurm hat ihre erste Aussage bei der WKStA im April 2024 getätigt und diese dann ein Jahr später korrigiert. In ihrer zweiten Einvernahme im März 2025 konnte sie sich dann doch an einzelne Stationen der Laptop-Reise erinnern.
Und sie hat ihr ursprüngliches Schweigen gegenüber der Staatsanwaltschaft unter anderem mit Furcht vor Wolfgang Sobotka begründet. Ich lese jetzt zwei Passagen aus dem zweiten WKStA-Einvernahmeprotokoll von Karin Wurm vor.
*„Anna P. hat mir gesagt, dass der Wolfgang sie unter Druck setzte und das der Grund war, dass sie auszog. P. sagte mir auch, dass Sobotka gesagt hätte, dass ich mich von Journalisten fernhalten sollte, ´Pilnacek habe sich umgebracht und dabei bleibt es!´"* *Ich weiß, dass ich dies bereits bei meiner ersten Aussage am 4. April 2024 vor der WKStA hätte zu Protokoll geben können. Warum ich es nicht getan habe, beantworte ich damit, dass ich verstört gewesen bin; ich hatte auch Angst, dass mir durch die Sache Nachteile erwachsen hätten können. Jetzt merke ich, dass das auch tatsächlich so ist."*
Denn ja, die WKStA hatte gar keine andere Wahl, als gegen Wurm nach dieser zweiten Aussage ein Verfahren wegen Falschaussage einzuleiten. Mal schauen, wie das für Frau Wurm ausgeht.
Und was ist jetzt mit Anna P.? Einige Hörerinnen und Hörer haben sich gewundert, wie initiativ Anna P. rund um Pilnaceks Tod aufgetreten ist, während Karin Wurm mehr wie eine Komparsin erscheint, die teilnahmslos durchs Bild geht.
Anna P. hat sich dazu öffentlich bisher nicht geäußert, sie ist bisher auch kein zweites Mal von der WKSTA einvernommen worden, sie hat dieser aber offenbar eine Stellungnahme übermittelt.
Ich selbst bin in dieser Laptop-Sache übrigens nicht mehr bloß berichtend, sondern formell jetzt auch ein Zeuge. Ich hatte es ja angekündigt, ich war am 1. April bei der WKStA, um dort als Zeuge unter Wahrheitspflicht zum Verbleib von Pilnaceks Laptop auszusagen.
Dass ich da gelandet bin, hat mit einem Treffen zu tun, das vor knapp mehr als einem Jahr stattgefunden hat und über das ich bisher nicht reden konnte und wohl auch nie geredet hätte – weil das Ganze in einem vertraulichem Rahmen passiert ist, bei mir im Büro nämlich. Da sind damals Dinge gesagt worden, die sicher eine Recherche wert gewesen wären, aber das hätte in jedem Fall zurück zu den Leuten geführt, die es mir erzählt haben – und das galt es unbedingt zu vermeiden, stichwort Quellenschutz, stichwort Redaktionsgeheimnis.
Mittlerweile ist dieses Treffen allerdings ziemlich breit dokumentiert, im Pilnacek-Buch von Pilz, in Interviews und in Aussagen beziehungsweise Stellungnahmen gegenüber der WKStA. Den Anfang machte Peter Pilz, der in seinem Pilnacek-Buch von einem Treffen am 9. Dezember 2023 in einem Wiener Kellerlokal berichtete, wenn auch ohne alle Teilnehmer zu benennen. Karin Wurm hat wenig später in einem Interview mit Zackzack erzählt, dass sie im Dezember 2023 bei diesem Treffen im Kellerlokal dabei war, zusammen mit Anna P., Christian Mattura, Peter Hochegger und Michael Nikbakhsh.
Kleiner Exkurs, weil jetzt ein paar aufhorchen werden. Moment einmal, Peter Hochegger, der Lobbyist? Der Buwog-Hochegger? Ja, tatsächlich, der Peter Hochegger... Wie er da ins Spiel kommt, dazu komme ich gleich noch. Karin Wurm hat also von dem Treffen in einem Interview erzählt, und dabei alle Teilnehmer aufgezählt, das hat sie so auch in ihrer zweiten Einvernahme bei der WKStA ausgesagt, und zuletzt auch in einem öffentlichen Gerichtsverfahren als Zeugin, da geht’s um die Klage des niederösterreichischen Chefinspektors gegen Peter Pilz Verlag Zackmedia.
Nun ja und auch Christian Mattura hat bereits mit Journalisten über dieses Treffen im Dezember 2023 gesprochen und er hat das dann auch bei der WKStA als Zeuge unter Wahrheitspflicht so ausgesagt. Und immer wieder fiel dabei mein Name. Also war es dann auch keine Überraschung, dass die WKStA irgendwann auch mit mir reden wollte.
Und das war eben am 1. April der Fall. Nun ist es ja so, dass ich nicht zum ersten Mal in meinem Leben bei einer Einvernahme war. In aller Regel sind die aber sehr kurz, weil ich nie mehr beizutragen habe, als auf das Redaktionsgeheimnis zu verweisen.
Wenn Journalistinnen und Journalisten als Zeugen einvernommen werden, dann passiert das in aller Regel deshalb, weil sie aus Dokumenten zitiert haben, die dem Amtsgeheimnis unterliegen – noch haben wir es ja – und der Ermittlungsansatz in dann immer: Ein Amtsträger hat seine Amtsverschwiegenheit verletzt. Man sucht also nach dem Maulwurf und befragt die Journalisten nach ihren Quellen. Klar, dass man da nichts sagt. Man hat als Journalist ein Entschlagungsrecht und nutzt das auch.
Dieser Fall war nun insofern speziell, als dieses Treffen nun gar nicht mehr vertraulich oder geheim war, und zwar weder was die teilnehmenden Personen, noch den Ort oder die Gesprächsinhalte betraf.
Bei meiner Einvernahme wurden mir die Aussagen von Karin Wurm und Christian Mattura vorgehalten und dazu eine schriftliche Stellungnahme von Anna P. Sie alle bestätigten also das Treffen am 9. Dezember, wobei ihre Wahrnehmungen da auseinandergingen.
Karin Wurm hat ausgesagt, dass sie sich kaum an das Gespräch erinnern kann, weil sie faktisch nicht daran teilgenommen hatte. Anna P. hat gegenüber der Staatsanwaltschaft schriftlich erklärt, sie sei damals mit Wurm in ihrem neuen Auto nach Wien gefahren, zu einem Treffen in einem Kellerlokal. Dieses Treffen habe dann auch den Ausschlag gegeben, dass sie sich anschließend von Karin Wurm und ihrem Umfeld distanziert hatte. Denn bei dem Gespräch in dem Kellerlokal seien unterschiedliche Todesfalltheorien besprochen worden und sie habe es kaum glauben können, welche Szenarien sie dort zu hören bekommen habe.
Und Anna P. schrieb der Staatsanwaltschaft auch: „Ich kann nicht ausschließen, dass auch ich mich zur einen oder anderen Aussage hinreißen habe lassen." Welche Aussagen damit gemeint sind, schrieb Anna P. nicht dazu.
Aufschluss könnte da wiederum die Aussage von Christian Mattura geben, denn dieser WKStA das Treffen am 9. Dezember 2023 unter anderem so geschildert. Das Gespräch in der Runde habe wenige Wochen nach Pilnaceks Tod stattgefunden und Anna P. habe damals ganz offen über ihre Wahrnehmungen gesprochen. So habe sie zum Beispiel erzählt, dass sie mit Pilnaceks Laptop auch bei Wolfgang Sobotka war, der das Gerät aber nicht angreifen wollte, da er befürchtete, dass dann Fingerabdrücke von ihm drauf wären.
Mattura erinnerte sich in seiner Einvernahme auch daran, dass Anna P. in der Runde davon erzählt hatte, dass Sobotka sie später angeschrien habe, bei Pilnacek sei es Selbstmord gewesen und kein Unfall.
Und dann gab Mattura noch zu Protokoll, dass Anna P. bei dem Treffen auch ein Telefonat mit Bundespolizeidirektor Michael Takacs erwähnt hatte, laut dem der Bundespolizeidirektor ihr geraten hatte, sie solle den Laptop verschwinden lassen, weg von euch, ausse aus dem Haus. Mattura sagte auch, er gehe davon aus, dass alle Anwesenden die Äußerungen von Anna P. zu Sobotka und Takacs mitbekommen hatten, also auch ich, weil ich ja dabei war.
Das alles und noch mehr kann man mittlerweile in Protokollen nachlesen und es versetzt mich in die Lage, zumindest ein wenig dazu beizutragen.
Ja, dieses Treffen am 9. Dezember hat es gegeben, und ja, ich war dabei. Ich war schließlich der Gastgeber und das ominöse Kellerlokal ist mein Büro, es heißt ja nicht umsonst Dunkelkammer. Ich kenne Christian Mattura schon eine kleine Ewigkeit und ich hatte damals von ihm erfahren, dass er Karin Wurm und Anna P. persönlich kennt und Anna P. eine Jugendfreundin von ihm sei... Mja und ich ihm gesagt, dass ich die beiden gerne kennenlernen würde, umso mehr, als ich damals gehört hatte, dass Wurm und P. am Selbstmord des Sektionschefs zweifelten.
Und so kam es dann zu diesem Treffen am 9. Dezember, zu dem ursprünglich auch Wolfgang Rauball kommen wollte, der dann aber krank wurde. Und an seiner Stelle kam dann Peter Hochegger, er war damals ein Berater von Wolfgang Rauball damals beraten hat. Seine Rolle werde ich demnächst gesondert rekapitulieren, er stand ja zuletzt auch wegen der Buwog wieder im Fokus. Ok, wir saßen also gut drei Stunden beisammen und haben alles Mögliche besprochen, es ging auch um Todesumstände und auch um Pilnaceks Laptop.
Was da alles besprochen wurde habe ich der Staatsanwaltschaft nicht erzählt, Stichwort Redaktionsgeheimnis. Ich habe lediglich auf den konkreten Vorhalt von Matturas Aussage, wonach alle Anwesenden mitbekommen hatten, was Anna P. über Sobotka und Takacs erzählt hat, eine knappe und wahrheitsgemäße Antwort geben können: Ja, das habe ich auch gehört.
Tatsächlich hat Anna P. an diesem Nachmittag vor vier Zeugen von einem Telefonat mit Michael Takacs berichtet und dass er ihr damals geraten habe, den Laptop verschwinden zu lassen. Lasst’s ihn verschwinden, weg von euch, ausse vom Haus.
Anna P. hat am 9. Dezember natürlich viel mehr gesagt als nur das – aber diese Informationen sind nirgendwo veraktet, konsequenterweise konnte mir dazu bei meiner Einvernahme auch nichts vorgehalten werden, weshalb für die übrigen Inhalte des damaligen Gesprächs weiterhin das Redaktionsgeheimnis gilt.
Wie gesagt, ich kannte die Geschichte mit dem Takacs-Telefonat mehr als ein Jahr, konnte aber nichts machen, weil ich sonst die Vertraulichkeit durchbrochen hätte. Das haben dann andere gemacht.
Der Bundespolizeidirektor Michael Takacs bestreitet nicht, mit Anna Polz nach Pilnaceks Tod gesprochen zu haben. Er bestreitet aber, ihr das Verschwindenlassen des Laptops anempfohlen zu haben. Den angeblichen Rat habe es nicht gegeben, sagte Takacs Ende Februar in der Kronen Zeitung. Er bestätigte allerdings, mit einer Bekannten wegen der persönlichen Gegenstände Pilnaceks telefoniert zu haben.
Ich zitiere mal aus der Kronen Zeitung vom 27. Februar: „Dass sich jemand in so einer Situation an eine Vertrauensperson wendet, ist völlig normal. Denken Sie an einen Wildschaden-Unfall oder einen Einbruch: Die meisten Menschen rufen dann jemanden an, der sich auskennt – einen Polizisten, einen Anwalt, vielleicht einfach einen erfahrenen Bekannten. Das ist nichts Ungewöhnliches." Dass ein Bundespolizeidirektor sich gegebenenfalls auch um Wildschaden-Unfälle kümmern würde, ist jedenfalls ein Zeichen von Bürgernähe.
Der Bundespolizeidirektor hat nun seinerseits eine Front eröffnet. Er will mittels medienrechtlicher Anträge Peter Pilz Pilnacek-Buch einziehen lassen und er ist damit nicht allein. Auch der Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich geht rechtlich gegen das Buch vor.
So, das wars für heute. Ich nehme Hinweise und Kommentare weiterhin gerne entgegen.
ng Sobotka war, der das Gerät nicht in die Hand nehmen wollte, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Mattura erinnerte sich auch daran, dass Anna P. von einem Telefonat mit Bundespolizeidirektor Michael Takacs berichtete, bei dem ihr geraten wurde, den Laptop verschwinden zu lassen.
Takacs bestreitet das, bestätigte aber ein Telefonat mit einer Bekannten bezüglich Pilnaceks Gegenständen. Zitat aus der Kronen Zeitung vom 27. Februar:
„Dass sich jemand in einer solchen Situation an eine Vertrauensperson wendet, ist völlig normal. Die meisten rufen einen Polizisten, Anwalt oder erfahrenen Bekannten. Das ist nichts Ungewöhnliches."
Der Bundespolizeidirektor will nun medienrechtlich gegen das Pilnacek-Buch von Pilz vorgehen; auch der Chef des LKA Niederösterreich klagt gegen das Buch.
Fortsetzung folgt, Hinweise und Kommentare sind weiterhin willkommen.
Autor:in:Michael Nikbakhsh |