Die Dunkelkammer
Die Nonnen von Goldenstein #4 "Endlich wieder zuhause"

Die letzten drei verbliebenen Augustiner Chorfrauen vom Salzburger Kloster Goldenstein machen Schlagzeilen. Vor eineinhalb Jahren hat ihr Ordensoberer, Propst Markus Grasl, die Nonnen gegen ihren Willen ins Altersheim gesteckt - und sie aus ihren alten Gemächern ausgesperrt. Nun sind sie - hinter seinem Rücken - wieder zurückgekehrt. Mit Möbelpackern, Schlüsseldienst und medialem Getöse. Edith Meinhart hat die Ordensfrauen bei ihrem ebenso geheimen wie entschlossenen Akt von Ungehorsam begleitet. Was hat die Nonnen dazu getrieben? Wie sieht es in ihrer klösterlichen Klausur jetzt aus? Was hält ihr Ordensoberer von der "Hausbesetzung"? Und wie geht es in diesem kirchlichen Machtkampf jetzt weiter? Darum geht es in dieser Episode.

Edith Meinhart
Herzlich willkommen zur 224. Folge der Dunkelkammer. Mein Name ist Edith Meinhart. Heute geht es ein weiteres Mal um die Salzburger Nonnen aus Goldenstein. Ihre Geschichte, um die es in den Episoden 213, 215 und 219 bereits gegangen ist, hat eine Wendung genommen, die auch mich offen gestanden ziemlich überrascht hat. Schwester Regina, Schwester Bernadette und Schwester Rita haben das Altersheim, in das sie gegen ihren Willen gebracht worden waren, mit wehender Schwesterntracht verlassen, um ihre klösterlichen Gemächer in Elsbethen, aus denen sie rund um Weihnachten 2023 ausgesperrt worden waren, wieder in Besitz zu nehmen. Sie sind, um es in ihren Worten zu sagen, nach Hause gefahren, gegen den ausdrücklichen Willen ihres Ordensoberen Markus Grasl, seines Zeichens Propst der Augustiner Chorherren in Reichersberg. Was hat die betagten Ordensfrauen zu diesem Ungehorsam getrieben? Wie erlebten sie den Moment ihrer Rückkehr? Wie schaut es in ihren Räumlichkeiten jetzt aus? Befinden sie sich in ihrem alten Kloster zurecht und wie geht es jetzt weiter?

Propst Markus Grasl sprach in einer ersten Stellungnahme von einer unverständlichen Eskalation, doch der Reihe nach. Ich bin nach Salzburg gefahren, um Schwester Bernadette, Schwester Rita und Schwester Regina bei ihrer entschlossenen Geheimaktion zu begleiten. Dieses Mal war ich nicht die einzige Journalistin vor Ort. Auch der ORF, die Salzburger Kronenzeitung und der Privatsender ATV Puls 24 waren da. Tags darauf meldete sich noch ein Team von ServusTV an. Kurz die unverhoffte Rückkehr der Augustiner Chorfrauen, für die im Vorfeld einiges an diskreter Planung und am Tag X dann starke Möbelpacker und ein Schlüsseldienst aufgeboten werden musste, sorgte für Schlagzeilen.

Es ist Donnerstag, 4. August früher Nachmittag. Im Zimmer 228 der Seniorenresidenz Schloss Carlsberg sitzt Schwester Regina angezogen auf dem Bett. Auf dem Tisch stehen die Reste des Mittagsmahls. Es hat Fleisch und Kraut gegeben. Den Schokoladepudding hat die Ordensfrau nicht angerührt. Schwester Rita und Schwester Bernadette sind bereit zum Aufbruch. Die Augustiner Chorfrauen werden nur das Nötigste Rollator, Handy, Reisepass. Ihre Habseligkeiten wird eine ehemalige Goldensteinschülerin in Schachteln verstauen und ihr mit dem Umzugswagen, der vor dem Eingang bereitsteht, hinterher schicken. Heute sind alle Hände gefragt. Im Zimmer herrscht fiebriges Durcheinander. Freude gemischt mit leichter Wehmut bestimmt die letzten Minuten vor dem Aufbruch.

Schwester Bernadette
Ja, es ist natürlich zweifach. Einerseits sind wir hier jetzt fast zwei Jahre gewesen. Wir hatten täglich Heilige Messe. Das war sehr wertvoll für uns. Wir haben auch Bekanntschaften gemacht, aber die bleiben ja dennoch verbunden, weil wir ja unsere Handys haben. Und die Gegend, wo wir jetzt gerade waren, war natürlich wunderschön, weil vor uns lauter Bäume sind. Und das haben wir in Goldenstein auch. Also insofern war es ein kleines Stückchen Heimat. Aber dennoch, es gibt kein anderes Gefühl als wie nur Freude. Egal in welche Armut wir da jetzt hineinkommen. Das ist uns auch bewusst, aber das nehmen wir gerne in Kauf.

Edith Meinhart
Auch Schwester Regina hat gemischte Gefühle.

Schwester Regina
Einerseits Freude, andererseits böse, unsicher.

Edith Meinhart
Was da auf sie zukommt.

Schwester Regina
Ja, ja.

Edith Meinhart
Schwester Regina tritt ein letztes Mal auf den Balkon hinaus, um sich von den Blumen zu verabschieden, die sie hier in Töpfe gepflanzt hat.

Schwester Regina
Ich liebe Blumen.

Edith Meinhart
Haben Sie Lieblingsblumen?

Schwester Regina
Ja, schon. Die Rose liebe ich auch. Eigentlich alles, was so leuchtet, habe ich gerne.

Edith Meinhart
Christina mahnt zum Aufbruch. Die ehemalige Goldensteinschülerin hat über die Jahrzehnte immer Kontakt zu Schwester Regina, Rita und Bernadette gehalten. Nachdem diese sehr unfein aus ihrem Kloster hinausbugsiert worden waren, wurde sie zu einer ihrer wichtigsten Stützen. Es ist ein freundlicher, sonniger Tag, als die Schwestern am frühen Nachmittag die Seniorenresidenz hinter sich lassen und durch die automatische Schiebetür ins Freie treten. Schwester Bernadette und Schwester Rita auf ihren Rollator gestützt, warten die ORF Reporterin Christine Baumgartner, der Salzburger Krone Journalist Nikolaus Klinger und der freie Journalist Michael Hudelis, der für ATV, Puls 24 und Bayerische Medien arbeitet, bereits vor der Tür. Ein paar Interviews, Fotos und Drehs gehen sich noch aus.

Dann steigen die Ordensfrauen ins Auto ihrer ehemaligen Schülerin und ab geht es Richtung Goldenstein. Als das Kloster, das in Elsbethen südlich von Salzburg liegt, auftaucht, steigt auch unter den Medienvertreter:innen die Spannung. Hat die Heimleitung in Karlsberg den Ordensoberen, Propst Markus Grasl bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass die Ordensfrauen nach Goldenstein aufgebrochen sind. Von Reichersberg im Innviertel, wo die Augustiner Chorherren residieren, bis nach Goldenstein braucht man mit dem Auto zwischen eineinhalb und zwei Stunden. Wird man versuchen, die Nonnen an ihrer Rückkehr ins Kloster zu hindern?

Am Torbogen, der in den Innenhof des Anwesens führt, haben die Erzdiözese Salzburg und der Stift Reichersberg – seit dem ominösen Übergabevertrag im August 2022 die neuen Herren auf Goldenstein – ein Schild montieren lassen. Privatgrundstück steht in großen roten Lettern darauf. Unbefugten ist das Betreten und Befahren verboten. Es ist inzwischen fast 14 Uhr außer den Kolleginnen und Kollegen von Presse und Fernsehen ist niemand zu sehen. Ein Schlüsseldienst hat die Türen zu den alten Gemächern der geistlichen Schwestern geöffnet. Der Lastwagen der Umzugsfirma biegt um die Ecke. Ein Mann und eine Frau schleppen Säcke mit Decken und Matratzen und in Plastik verschweißte Mineralwasserflaschen ins Kloster. Kameras und Mikrofone umschwirren die Schwestern. Wieder drängen die Helferinnen und Helfer zur Eile. Jede Minute könnten sich Sicherheitsleute ihnen in den Weg stellen. Nervosität liegt in der Luft. Dann machen sich die Schwestern auf den Weg. Die Kameras bleiben vor dem Tor. Sie filmen den drei schwarzen Gestalten nach, während diese den hügeligen Innenhof zu ihrer Klausur hinaufstapfen und kleine Windböen an ihren Kopfschleiern zupfen. Ich gehe mit ihnen mit.

Ihr erster Blick gilt den Pflanzen, den Blumen und Sträuchern. Schwester Rita kann ihre Fassungslosigkeit kaum verbergen. Wie das alles verwildert in nur eineinhalb Jahren, klagt sie. Dann sieht sie die Hortensien und greift nach einer rosa Blüte. Die haben sich gewehrt. Gott sei Dank, die Hortensien waren tapfer. Schwester Bernadette beschreibt ihre Gefühle so.

Schwester Bernadette
Ja, der erste Augenblick ist Freude, aber der zweite Augenblick ist schrecklich. Was die alles gemacht haben. Was hatten wir Schöne Blumen und Sträucher blühenden und alles zunichte gemacht. Es wird sich die Natur wird ihm schon noch zeigen, was Sache ist. Aber leider die ganzen Himbeerplantagen haben es abgemäht. So was von dumm. Entschuldigung schon, aber Himbeeren sind so hervorragend für die Gesundheit. Hätten sie halt von Elsbethen geholt. Ist ja egal, was es da nimmt, aber einfach abnehmen.

Edith Meinhart
Schwester Regina fügt an.

Schwester Regina
Ich fürchte mich vor dem Glashaus. Vielleicht hoffen, dass nicht alles durcheinander ist und kaputt. Vielleicht hat der Angestellte gegossen. Das muss ich erst sehen.

Schwester Bernadette
Nein, muss ich leider enttäuschen. Der hat nicht mehr gegossen.

Schwester Regina
Ist alles kaputt wahrscheinlich. Wir müssen halt wieder neu anfangen.

Edith Meinhart
Dann geht es über knarrende Stiegen hinauf in den zweiten Stock. Der Treppenlift, mit dem die betagten Schwestern sich das Leben erleichtert haben, ist abmontiert. Man sieht in der Mauer nur mehr einige der Löcher, wo er befestigt war. Manche sind bereits zugespachtelt. Schwester Regina hebt die Arme: „Aber so schön weggeputzt haben sie den, sagt sie mehrmals hintereinander so sauber wegputzt“. Auf Oberösterreichisch, wie immer, wenn ihr eigentlich die Worte fehlen. Auf dem Weg nach oben öffnet Schwester Bernadette eine Kastentür. „Schwester Rita“, ruft sie, „der hat alles ausgeräumt.“ Das Entsetzen ist den Nonnen ins Gesicht geschrieben. „Unsere ganzen wichtigen Sachen sind weg“, ruft Schwester Regina herunter. „Wo haben die das hingeräumt? Alles Wichtige für die Kirche“, hört man sie klagen. „Wenigstens die Heiligen haben sie hängen lassen.“ Das Schlimmste steht noch. In den Zimmern der Klausur, jenem abgetrennten Bereich des Klosters, der den Schwestern zusteht, stapeln sich Gläser, Bücher, Stühle, Säcke, Kleidung, Kisten. Ich bin an der Seite von Schwester Rita, als sie die Tür zu ihrer sogenannten Zelle öffnet. „I pack’s ned“, sagt sie immer wieder. Die Habseligkeiten ihres Lebens herausgerissen, durchwühlt, auf einen Haufen zusammengeworfen.

Schwester Rita
Na, ist alles heraus? Nein, oder? Na, bin ich gespannt. Das Waschbecken, das ist unbenützbar. Der Siphon, der liegt da. Ich kann kein Wasser verwenden, wenn das Ganze heraußen ist. Das ist ja unsagbar. Schau, da hängt mein Glumpat. Schaut her. Meine Kleider hängen da. Da hat er nix da dran. Spitze. Das ist der alte Boss. Der alte Boss ist der alte.

Edith Meinhart
Die mütterliche Erbschaft von Schwester Bernadette war in dem Kasten versteckt, vor dem Schwester Rita, die Ordensoberin, bis zur Übergabe des Klosters an die Augustiner Chorherren steht. Sie weiß, dass die in einem Sackerl aufbewahrten rund 50.000 Euro nicht mehr da sind. Aber sie will sich trotzdem noch einmal selbst vergewissern.

Schwester Rita
Da hab ich das Geld. Schauen Sie, da hab ich so versteckt habe ich mein Nylonsackerl mit Inhalt hab ich einfach so hergestellt und da hab ich Geld hergestellt. Nein, ist nicht, weil das war im Papier drinnen ein längliches. Ich glaube, es war entweder so ein Banksackerl oder ein Kuvert. Das kann ich nicht mehr genau sagen. Das habe ich da hergestellt gehabt. Ich weiß ganz genau, ich schau da a nochmal. Ich hab da, wo ich sie eingeladen hab können, da habe ich sozusagen aufgeräumt gehabt.

Edith Meinhart
Das wird eine Weile dauern, das aufzuräumen.

Schwester Rita
Das glaube ich wohl. Ich weiß nicht, eins nach dem anderen. Da brauche ich einmal eine große Schachtel, was ich wegschmeiße, das schmeiß ich in eine Schachtel und das andere werde ich mir selber den Schrank dann, wenn das Bett frei ist, werde ich mir dann den Inhalt aufs Bett tun und sortieren einmal. Ich will, dass wir neu anfangen. Nein, wirklich. Was alles aufgemacht. Alles ist offen. Wenigstens haben Sie nicht alles ausgeleert. Wahnsinn.

Edith Meinhart
Das Wasser im Obergeschoss fließt, aber es ist kalt. Der Boiler befindet sich hinter einer versperrten Tür. Schwester Bernadette küsst und liebkost die Füße einer hölzernen Jesusfigur am Kreuz, die auf dem Weg ins ebenfalls versperrte grüne Zimmer an der Wand hängt. Seinen Namen verdankt das Zimmer den grün angemalten Wänden und den grün gepolsterten Möbeln. Schwester Regina spricht kaum ein Wort. Ich frage sie, wo sie wohnt.

Schwester Regina
Ja da das zweite.

Schwester Bernadette
Ist in Ordnung?

Schwester Regina
Nein, auch nicht.

Edith Meinhart
Wie schaut das aus?

Schwester Regina
Machen’s auf. Können’s ruhig aufmachen.

Edith Meinhart
Schwester Regina stützt sich am Türrahmen zu ihrem Zimmer ab und mustert das Chaos. Im Regal fehlen viele Bücher, nur ein paar stehen noch da. Auch bei ihrem Waschbecken hat jemand den Siphon abgeschraubt. Das Bett ist vollgeräumt. Ganz oben liegt die zum Buch gebundene Partitur von Beethovens Dritter Sinfonie. Im Zimmer nebenan lehnen Pressspanplatten an der Wand. Am Boden liegt zusammengerollt der rote, aus dem grünen Zimmer herausgerissene Teppich. Wir werfen nun einen Blick in Schwester Bernadettes Kemenate.

Schwester Bernadette
Kannst eigentlich nur noch lachen. Was anderes gibt's ned, dass sie die Frechheit hat, auch meinen Kasten, wenn Sie ihn anschauen. Er ist ganz leer, alles rausgenommen. Ich habe so auch Schulsachen noch drinnen gehabt, meine Schuhe oben und da drüben waren noch meine ganz nigelnagelneue Schuhe neben Waschbecken unten, alles weg. Die haben die Schuhe für jemand anderen unter den Augen gerissen. Habe ich meinen Ferien in Luttendorf gekauft. So ist es, fertig. Du kannst nur noch lachen.

Edith Meinhart
Lachen, um nicht zu weinen.

Schwester Bernadette
Ja, in etwa. Aber Jesus ist in meinem Herzen, fertig. Wir haben ein Dach über dem Kopf. In der Ukraine haben sie es nicht. Die haben auch alles verloren und haben sicher, die einen bekommen nicht einmal Helfer, aber wir haben Helfer bekommen. Wir werden noch weiter Helfer bekommen.

Edith Meinhart
Eigentlich will sie ihr neuer Ordensoberer hier ja nicht haben. Fühlen Sie sich ein bisschen wie Einbrecher?

Schwester Bernadette
Er ist ja sowieso in Reichersberg, obwohl er bei meiner Strafe, ich habe eine Strafe bekommen von ihm, das war dann die vierte eigentlich. Aber tut mir leid, ich habe nachgedacht, warum das Ganze? Und ich bild mir ein, dass ich draufgekommen bin. Wir haben ihn nicht gehuldigt. Ich habe fünf Oberinnen. Schwester Rita ist die Fünfte.Keine dieser Oberinnen hat je eine Schwester gehuldigt.

Edith Meinhart
Sie hatten bisher immer Ordensoberinnen und die haben sie gut behandelt.

Schwester Bernadette
Die haben wir uns selber gewählt. Wenn wir es geahnt hätten, hätten wir uns Sankt Peter gewählt. Ich wiederhole noch einmal, am 9. November bei diesem Fest hat er mir gesagt: Weh, wenn er einen Brief von einem Rechtsanwalt bekommt. Meine spontane Die Wahrheit darf man immer sagen. Wir haben nichts dazugegeben, keine Schotter und keine Stricher, aber auch nichts weggegeben. Das ist unwürdig, was Sie machen. Aber das ist mir egal. Wir kommen schon wieder. Wir werden halt schön arbeiten. Das haben wir gewusst. Aber wir haben auch gnadenvolle Helfer.

Edith Meinhart
Also Sie sehen sich raus. Sie werden diesen Neuanfang hier machen.

Schwester Bernadette
Sicher. Und schauen Sie, es sind so viele Schwestern hier im Kloster verstorben. Und ein paar sind natürlich im Krankenhaus verstorben, weil es Schlaganfall war oder die anderen auch waren eigentlich lauter Schlaganfälle. Und die anderen haben wir gepflegt. Und wir können gehen. Schwester Regina, Rita. Alle drei können wir gehen. Natürlich mit Rollator, aber es macht ja nichts. Wir sind nicht krank. Schwester Regina durch ihre Gartenarbeit hat gebrochene Wirbel, sagt uns aber nichts. Und ich sage nur schau, Schwester Regina das geht schief. Was ist da passiert? Sie wäre im Seniorenheim, wäre sie vermutlich nach zwei, drei Tagen tot gewesen. Sie hat angeordnet, von wem, wissen wir bis heute nicht. Sie hat zu essen nur Haferflockenbrei mit Wasser gekocht, kein Geschmack drin, nichts. Und die Astronautenkost sechs Wochen.

Edith Meinhart
Und Sie haben sich dann um sie gekümmert.

Schwester Bernadette
Ich hab gesehen, dass die mal abnimmt. Jetzt bin ich sofort, habe ich ihr mein Mittagessen hinaufgebracht. Die hat die Palatschinke gegessen, wie sie nie vergessen. Jetzt habe ich ihr 14 Tage immer mein Essen hinaufgebracht, geteilt. Sie hat ja nicht einmal richtig essen können zuerst. Aber die Palatschinken hat sie mit der Hand gegessen. Bitte nicht mit Gabeln. So einen Hunger hat sie gehabt. Und dann, nach 14 Tagen haben sie dann doch kapiert, dass sie normales Essen bringen.

Edith Meinhart
Das heißt, Sie werden jetzt hier in diesen schwierigen Räumlichkeiten, weil es sind ja auch die Treppenlifte abmontiert, alles, was Ihnen geholfen hat, den Alltag leichter zu bewältigen. Aber Sie werden aufeinander schauen.

Schwester Bernadette
Ja, natürlich haben wir vorher gemacht. Schwester Rita hat alles gemacht. Ich habe da nichts machen können. Und im Altenheim haben wir auch am Abend uns um Schwester Regina gekümmert. Sie hat das gerade gut bekommen, Ihre Medikamente sowieso. Und was haben wir noch gemacht? Augen eintropfen, Toilette. Und das hat Sie selber gemacht.

Edith Meinhart
Fürchten Sie sich, dass der Herr Probst Sie wieder hinauswerfen wird wollen?

Schwester Bernadette
Ich sehe es in Gottes Hand.

Edith Meinhart
Immer wieder ist aus der Ferne die Stimme von Schwester Rita zu hören. Um Gottes Himmels Willen, wo haben die das alles hingetan? Und ab und zu blitzt unverhofft ein wenig Heiterkeit auf. Etwa dann, wenn Schwester Rita etwas entdeckt, das noch da ist.

Schwester Rita
Das waren ein Nudelwalger, Gott sei Dank, den haben Sie nicht gesehen.

Edith Meinhart
Hinter einer Tür hängt ein zerschlissener Schlafrock. Auf dem Gang steht eine Schachtel mit Kerzen. Neben einer Tür hat jemand eine Kiste Bier abgestellt. Schwester Rita hat im Mittelgeschoss Bettwäsche gefunden. Zimmer werden für die erste Nacht hergerichtet, Polster und Tuchenden überzogen. Erst dann ist Zeit, die Gedanken ein wenig zu ordnen. Ich frage Schwester Bernadette, wie es ihr geht, so kurz nachdem sie das Obergeschoss ihres alten Klosters erstmals inspiziert hat.

Schwester Bernadette
Ich habe mich erwartet, dass von einem Menschen für mich von solcher Art alles möglich ist. Alles.

Edith Meinhart
Wir stehen wieder vor dem versperrten grünen Zimmer. An der linken Wand hängt die erwähnte Christusfigur, rechts ein Gemälde des Stifters des Klosters.

Schwester Bernadette
Und das ist unser Herr von Damen, der uns eigentlich nach Goldenstein gebracht hat. Da war vom Erzabt Sankt Peter, von seiner Familie eine Erstkommunion in Wien. Und beim Gastmahl hat der Erzabt von St. Peter das kundgetan, dass Schwestern eine Niederlassung suchen oder ein Zuhause. Und er hat ja gesagt. Na umgekehrt. Der Herr von Damen hat es dem Erzabt erzählt. Und der Erzabt hat gesagt: Ja Goldenstein steht sowieso leer, weil der Kaiser Josef II. die Uni aufgelöst hat und alles. Und es war immer der Sommeraufenthalt der Universitätsprofessorin Goldenstein, so bescheiden waren die damals. Und das könnten sie haben. Und dann sind die Schwestern gekommen aus Rastatt, Baden Baden. Die mussten, weil so strenge Klausur war, in verhängten Wagen zum Bahnhof fahren. Aber die ganze Stadt war versammelt. Das war 1877.

Edith Meinhart
Damals, vor etwa 150 Jahren, sollten die Schwestern bei Nacht und Nebel aus ihrem deutschen Ordensdomizil weggebracht werden, um sich nicht von der Bevölkerung verabschieden zu können. Doch am Bahnhof hatten sich viele Menschen versammelt. Daran fühlte sich Schwester Bernadette erinnert, als sie vor wenigen Stunden in ihr Kloster zurückkam und eine Betreuerin aus dem Kindergarten, die zufällig auf dem Heimweg war, sie erkannte und aus ihrem Auto sprang, um die drei Ordensfrauen zu umarmen und zu drücken. Alle hatten Tränen in den Augen. Schwester Bernadette:

Schwester Bernadette
Die war jetzt gerade noch hier, fährt raus und hat uns so begrüßt. Ich glaube, Sie haben das erlebt.

Edith Meinhart
Jemand hat die Polizei alarmiert. Ein Streifenwagen nähert sich Schloss Goldenstein. Kurz darauf tauchen eine Polizistin und ein Polizist im oberen Stockwerk auf. Sie erkundigen sich genau, wie es den Schwestern geht, ob sie medizinisch und auch sonst mit allem Nötigen versorgt sind. Nachdem sie festgestellt haben, dass Betreuerinnen und Helfer ein enges Netzwerk für die Nonnen geknüpft haben, weder Gefahr im Verzug noch eine verwaltungsrechtliche oder strafrechtliche Übertretung vorliegt, nehmen sie die Personalien von allen Anwesenden auf und verabschieden sich wieder. Ein paar Stunden sind vergangen, seit die Schwestern ihr neues altes Domizil bezogen haben. Der erste Schreck hat sich ein wenig gelegt. Schwester Rita:

Schwester Rita
Ja, ich bin irgendwie innerlich schon unruhig, aber ich bin eigentlich glücklich, dass wir es geschafft haben, dass wir wieder in dem Kloster, wo ich 1962 eingetreten bin, wieder zu Hause sind, unterstrichen.

Edith Meinhart
Schwester Bernadette steht vor dem frisch überzogenen Bett, in dem sie heute schlafen wird und sagt:

Schwester Bernadette
Unglaublich. Es ist so. Ich habe nie Bedenken gehabt, irgendwie. Ich war immer innerlich immer ruhig, aber wirklich zu Hause im Schloss angelangt zu sein und noch dazu in diesem Raum, wo ich als Postulantin eingetreten bin und hier meine ersten Nächte verbracht habe oder ein Jahr lang. Es ist so berührend.

Edith Meinhart
Genau in diesem Raum?

Schwester Bernadette
Genau in diesem Raum.

Edith Meinhart
Werden Sie heute gut schlafen?

Schwester Bernadette
Sicher, ich kann an und für sich immer gut schlafen und heute natürlich, weil meine auch glücklich sind. Wie kann es anders sein, als wir drei glücklich sind?

Edith Meinhart
Die erste Nacht bricht an. Auch ich verabschiede mich. Die Nonnen von Goldenstein haben es in die Abendnachrichten geschafft. Ordensschwestern besetzen Kloster in Elsbethen, vermeldet die ORF Sendung Salzburg heute. Die ZIB 1 berichtet über die, Zitat, ungewöhnliche Protestaktion der Augustiner Chorfrauen. Die medialen Wellen werden sich in den folgenden Tagen nicht legen. Nonnen vom Goldenstein besetzen Kloster, berichtet der Sender ServusTV am nächsten Tag in seinen Abendnachrichten. ATV Puls 24 räumt der Zitat Nonnenrebellion im Flachgau breiten Raum ein. Die Kronenzeitung berichtet laufend über die Nonnen von Goldenstein und hebt sie einmal sogar auf das Titelblatt der Österreich Ausgabe.

Der Propst des Stiftes der Augustiner Chorherren in Reichersberg, Markus Grasl, veröffentlicht noch am 4. Dezember (Anm. d. Redaktion: gemeint ist der 4. September) eine schriftliche Stellungnahme. Darin heißt es wörtlich: Als Ordensoberer der drei verbliebenen Augustiner Chorfrauen nehme ich meine Sorgfaltspflicht für die drei Schwestern selbstverständlich wahr. Es ist mir völlig unverständlich, warum die Schwestern heute die kirchlich geführte Seniorenresidenz ad hoc verlassen haben, da sie dort eingebettet in eine Gemeinschaft und vor allem absolut notwendige professionelle und gute medizinische Betreuung sind. Die Räume im Kloster sind nicht mehr benutzbar und entsprechen in keiner Weise den Anforderungen einer geordneten Betreuung. Es ist klar, dass ein selbstständiges Leben im Kloster, insbesondere aufgrund der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern nicht mehr möglich ist. Und weiter: Über mehrere Jahre wurde intensiv und in vielen Gesprächen, in die auch die Erzdiözese Salzburg involviert war, mit den Schwestern überlegt und geplant, wie die Zukunft des Klosters aussehen könnte. Eines der Herzensanliegen der Schwestern war die Fortführung der Mittelschule am Ort. Diesem Wunsch wurde entsprochen. Die Übersiedlung in die Seniorenresidenz wurde aufgrund der prekären Situation unumgänglich. Die Aktionen der letzten Wochen und die aktuelle Eskalation sind vor dem Hintergrund der jahrelangen Bemühungen und der Zustimmung der Schwestern völlig unverständlich und lassen mich ratlos zurück. Als Oberer kann ich den Schwestern nur dringend raten, in die Seniorenresidenz zurückzukehren. Zitat Ende.

Am Tag nach der sogenannten Besetzung des Klosters Goldenstein durch Schwester Bernadette, Regina und Rita fahre ich zurück nach Wien. Die Nonnen leben sich ein, ständig melden sich Besucher an und spenden Zuspruch. Die ehemalige Goldenstein Schülerin Christina schafft eine Kaffeemaschine für die Schwestern an. Am Sonntag, für die Nonnen ist es der vierte Tag seit ihrer Rückkehr, spreche ich noch einmal mit Schwester Bernadette. Dieses Mal nicht persönlich, sondern über das Telefon. Wie sie sich eingelebt haben, erkundige ich mich.

Schwester Bernadette
Ja eigentlich wunderbar. Nicht nur, dass wir in unser Haus zu Hause gekommen sind, in unser Kloster, in unserer Klausur. Nur die letzten Tage gab es keine Klausur. Wir hatten so viel Helfer und wir haben natürlich auch unser Zuhause eingerichtet. Es ist nicht mehr so wie gewesen. Wir haben heute erfahren, dass sie unsere guten Sachen mit zwei LKWs weggefahren haben.

Edith Meinhart
Was waren denn die guten Sachen?

Schwester Bernadette
Ja, mein kostbarstes war eine Monstranz meiner Großeltern. Die hat man ausgetauscht mit einer blechernen. Schwester Rita hat erkannt, dass das nicht unsere Familienmonstranz ist. Mein guter Fotoapparat, die Laica, die ich von meiner Tante geerbt hab und alles Muttergottes Kreuze und von meinen Schulsachen, die ich jetzt brauchen könnte, weil ich die ganzen Lehreraufträge hatte und auch die ganzen Rezepte noch von der Schulküche ist alles weg, alles weg. Und wir vermuten, dass in Reichersberg, nur Vermutung bitte, ein Flohmarkt ist, wo unsere Sachen verkauft werden. Es ist so erschütternd, dass man so mit Genuss sich bereichert an unseren Sachen. Wir sind nicht tot. Es ist im Vertrag, dass wir bis zu unserem Tode hier im Hause bleiben können. Jetzt müssen wir halt nur noch nachfragen, wo der Flohmarkt ist und ob wir den noch stoppen können, weiß ich nicht. Ob die zwei LKWs zurückkommen können, dass wir schauen, gibt vielleicht sicher was, was am Flohmarkt verkaufen können, aber unsere wertvollen Sachen, Familien oder Dokumente oder weiß der Kuckuck was.

Edith Meinhart
Und Erinnerungsstücke?

Schwester Bernadette
Ja, sicher. Die Familie. Mein Neffe leb, dem wollte ich die ganzen Filme geben und er wollte sie umarbeiten lassen.

Edith Meinhart
Welche Filme?

Schwester Bernadette
Er wollte die Kinderfilme aus seiner Kindheit noch und dann bis. Er war dreizehneinhalb, wie die Mama gestorben ist und die Kleine war elf, zehn Jahre und da waren ganz entzückende Aufnahmen noch von der Mama und alles. Ich weiß nicht, was die mit dem gemacht haben.

Edith Meinhart
Zu ihren Erinnerungen gehört auch die gemeinsame Schulzeit mit Romy Schneider, die später als Schauspielerin und Sissi Darstellerin berühmt geworden ist.

Schwester Bernadette
Ja, haben wir natürlich auch. Ja, die war leider auch alles gestohlen worden. Ich war ungeschickt. Das war mein Fehler, weil immer die Leute das sehen wollten, die Fotos und so weiter. Jetzt habe ich das alles im kleinen Sprechzimmer gelassen, dass sie nicht immer hin und her muss. Und dann war auf einmal alles weg. Auch mein Familienalbum ist weg gewesen. Schlimm. Es hat Klassentreffen gegeben am 28. Dezember 1954 oder 53? Nein, ich war schon Schwester. Es muss später gewesen sein, sagen wir zehnjähriges oder fünfjähriges Klassentreffen, weil es Weihnachten war. Zwei Flaschen Glühwein gebracht und keiner von den Mädels wollte Glühwein trinken. Jetzt war sie so enttäuscht, dass sie da ihren Glühwein bringt. Sicher keinen schlechten. Und weil sie die Filme waren so gedreht oder ein, zwei zuerst „Der weiße Flieder, wenn er wieder blüht“ und dann die Sissi Filme. Und da war, glaube ich, vorher noch ein anderer. Weiß ich nicht genau. Auf jeden Fall sie hoffentlich längere Zeit öfter gekommen, aber wie sie dann in Paris war, nicht mehr in Deutschland oder Berchtesgaden, dann sind die Besuche ausgeblieben.

Edith Meinhart
Die Briefe, die Fotos von Romy Schneider – weg?

Schwester Bernadette
Ja, natürlich ist alles weg. Ich finde es so ungehörig.

Edith Meinhart
Alles, was von Wert war, sei verschwunden, fasst Schwester Bernadette zusammen. Auch die beiden Bankkonten, auf denen die Gehälter der Ordensfrauen landeten. Was ist mit den Dokumenten, mit der Konstitution ihrer Föderation, gewissermaßen das Regelwerk der Augustiner Chorfrauen. Sind die wieder aufgetaucht?

Schwester Bernadette
Nein, ich habe noch nichts gesehen. In dem einen Zimmer seien angeblich ein Haufen Sessel und Möbelstücke untergebracht. Es war noch dunkel. Ich bin da noch nicht hinuntergekommen, dass ich nachgeschaut hätte, aber ich habe noch keine einzelnen weder Taufschein, noch meine Firmenzeugnisse, noch die Schulzeugnisse oder von meiner LBA die Zeugnisse. Ist alles weg, vorläufig oder nicht zu sehen.

Edith Meinhart
Probst Markus Grasl stellt es in seinem bisherigen Statement so dar, als hätte er mit den letzten drei verbliebenen Augustiner-Chorfrauen seit langem über die Zukunft ihres Klosters gesprochen und ein Einvernehmen herzustellen versucht. Stimmt das? Schwester Bernadette:

Schwester Bernadette
Ist vollkommen gelogen. Entschuldige, dass ich das sage, aber er hat nie mit uns gesprochen. Er ist wohl anfangs noch zu Besuch gekommen, hat mir einen halben Kanister Lourdewasser gebracht oder sonst banale. Ja, da hat er mich ja dann unterschreiben lassen, das war noch zu guten Zeiten. Natürlich haben wir ihm geglaubt, wie ich unterschrieben hatte, hat einen tiefen Seufzer gemacht. Erleichterung. Dann, wie er mich auf Pflegestufe 4 gebracht hat, war er auch wieder erleichtert, hat die Arme in die Höhe genommen. Gott sei Dank hat uns das Sozialamt übernommen. Hinterher sind wir draufgekommen, dass das eigentlich Betrug an Österreich war, weil wir das nicht brauchten. Und er hat uns da. Inzwischen ist vor paar Wochen eine Ärztin gekommen und hat mich wieder runtergestuft auf Stufe 3, weil ich keine Pflege brauchte, außer Bandagen, aber sonst nichts. Ich habe mich selber geduscht, ich habe mich selber gewaschen, angekleidet und meine Sachen hinuntergebracht zur Wäscherei, hab alles selber gewaschen, aufgehängt oder in den Trockner gegeben und hab alles selber gebügelt, was zum Bügeln war. Wenn was zum Flicken war, bin ich an der Nähmaschine gesessen und hab alles selber geflickt und genäht und bin dabei mir einen neuen Schleier zu genäht, weil der Geschenkte so eng war. Es schaut halt nicht gut aus, aber es geht schon. Und so konnten wir, ich und meine Mitschwestern, selber verpflegen.

Edith Meinhart
Funktioniert alles nötige. Der Treppenlift ist weg, aber haben Sie Wasser, Strom essen?

Schwester Bernadette
Ja, Wasser ist natürlich schade, Es funktioniert nur ganz am Ende oder am Anfang des Ganges und bei den Toiletten hinten. Aber man hat uns auch die zweite Toilette genommen, das hat man als Rumpelkammer verwendet. Wir werden die auch entsorgen, die Rumpelkammer oder am Dachboden hinauf und kaufen uns eine zweite Toilette. Das ist immer so geplant gewesen von unseren Oberinnen von 1882 sogar so praktisch, wenn zwei Toiletten brauchen, wenn mehrere Leute da sind.

Edith Meinhart
Woher bekommen sie Essen?

Schwester Bernadette
Ja, jetzt sind so lieb betreut. Das bekommen wir jetzt von unseren bekannten Gasthäusern und zwar geschenkt. Es wurde uns alles geschenkt, auch heute das Mittagessen vom Dr. Wirth und Gulasch haben wir bekommen. Dann die Philippinen haben uns jetzt wiedergebracht. Die haben Frühlingsrollen herausgebraten und dann ihr philippinisches Nudelgericht und Reis bekommen mit der berühmten scharfen Soße. Wir sind so behütet.

Edith Meinhart
Geht es nach Schwester Bernadette gibt es im Trakt der Augustiner Chorfrauen bald wieder eine Küche. Sie freue sich darauf, an den Kochtöpfen zu stehen. Ich frage die Ordensfrau nach ihrer Lieblingsspeise.

Schwester Bernadette
Lieblingsspeise? Schwer zu sagen. Das eine ist Apfelstrudel, so wie meine Mama ihn gemacht hat. Die Äpfel haben wir aus dem Garten. Und das zweite sind Eiernockerl, einfach Nockerl nebenbei Eierspeis gemacht und die zusammengegeben mit Salat, mit grünen Salat. Palatschinken habe ich auch noch sehr gern. Mama hat halt herrlich gekocht, das muss ich schon sagen. Dadurch konnte ich das Gott sei Dank auch meinen Kindern dann in die Schule übergeben.

Edith Meinhart
Auch ein Arzt habe bereits vorbeigeschaut, habe ihre Beine bandagiert und die Medikamente der Nonnen überprüft. Medizinisch fühlten sie sich gut betreut. Der Vizebürgermeister der Stadt Salzburg, Kai Michael Dankl, habe sie besucht und Unterstützung angeboten. Nur von der Erzdiözese Salzburg und von Propst Markus Grasl hätten sie nichts gehört, so Schwester Bernadette. Fürchtet sie noch böse Überraschungen von dieser Seite?

Schwester Bernadette
Wir sind in Gottes Hand. Alles, was geschieht, werden wir dann erleben oder sehen. Ich bin innerlich so ruhig. Jetzt habe ich ein Erbe meiner Eltern. Die waren alle tiefgläubig, aber wirklich normal tiefgläubig. Das haben sie uns Kindern übergeben.

Edith Meinhart
Am 8. September beginnt in Salzburg wieder die Schule. Was bedeutet das für Schwester Bernadette?

Schwester Bernadette
Eine herrliche Freude, mit Kindern wieder zusammen sein zu können in den Pausen.

Edith Meinhart
Das neue Schuljahr wird mit einer Frühmesse eingeläutet. Die Augustiner Chorfrauen würden gerne daran teilnehmen. Doch der Zugang zur Kapelle, die eigentlich fast eine Kirche ist und 200 Menschen Platz bietet, ist ihnen versperrt. Die Ordensfrauen haben einen Dekan gebeten, ihnen die Kommunion zu spenden. Er sei von seinem Pfarrer daran gehindert worden, schildert Schwester Bernadette.

Schwester Bernadette
Das ist schmerzlich. Das ist der einzige Schmerz, wirkliche Schmerz, muss ich sagen, dass wir da keine Kapelle haben, die geöffnet ist für uns und natürlich keine heilige Messe.

Edith Meinhart
Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dort zu sitzen, wo sie immer gesessen ist.

Schwester Bernadette
Vorne im Chorgestühl, linke Seite vom heiligen Josef, ziemlich am Anfang in der Mitte, also Richtung Seitenaltar beim heiligen Josef, da war mein Platz.

Edith Meinhart
Hört man Schwester Bernadette zu, fehlt es ihr an kaum etwas, außer einem spirituellen Klosterleben.

Schwester Bernadette
Das mangelt noch. Aber wir sind in Gottes Hand und wir haben da keine Bedenken. Es wird kommen, wann Gott es will.

Edith Meinhart
An Gottvertrauen hat es den Ordensfrauen nie gemangelt. In unserem ersten Gespräch, das in Episode 213 nachzuhören ist, war Schwester Bernadette bereits zuversichtlich, irgendwann nach Goldenstein zurückzukehren, nach Hause. Offen gestanden, ich war damals skeptisch. Wie schaut Schwester Bernadette zurück?

Schwester Bernadette
Wir hatten doch keine Ahnung, wer uns helfen kann oder könnte. Wir haben uns das gar nicht gedacht, sondern es ist einfach wie zugeflossen, wie ein Wildbach, möchte ich beinahe sagen, haben wir Hilfe bekommen.

Edith Meinhart
Hat sie das überrascht?

Schwester Bernadette
Ja und nein. Dadurch, dass wir immer das Vertrauen haben, dass wir in Gottes Hand sind, dass Gott fügen wird, wie es sein wird, aber dass wir so viel Hilfe bekommen und so erfreut sind. Wissen Sie, was mich am meisten gestern beeindruckt hat? Es ist ein Zug vorbeigefahren und wie er bei Goldenstein war, hat er so einen hellen, lauten Pfiff losgelassen. Und einer, der sich da auskennt von den Helfern hat gesagt, der hat den Freudenpfiff losgelassen. Es gibt bei der Bundesbahn einen dunklen Pfiff, der Vorsicht ist oder wenn ein Unfall ist oder wie immer. Der ist ganz dunkel, aber dieser Pfiff war ganz hell und ganz herrlich. Nachdem ich erfahren habe, was es wirklich bedeutet hat, habe ich mich zehnmal so gefreut.

Edith Meinhart
Zum Abschied wiederholt Schwester Bernadette ihr Credo in Richtung Propst Markus Grasl und Augustiner Chorherrn.

Schwester Bernadette
Wir sind in Gottes Hand. Wenn Sie noch ein bisschen Glauben selber hätten, dann werden Sie hoffentlich merken, dass das Luftstreiche sind, was Sie da unternehmen möchten.

Edith Meinhart
Und einmal mehr schließt sie die Bitte an:

Schwester Bernadette
Dass niemand aus der Kirche austritt, weil wir auch noch drinnen geblieben sind. Es geht uns um Jesus Christus, der am Kreuz seine Kirche gegründet hat und sie bis in alle Ewigkeit behütet. Er hat selber gesagt: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Und diesen Glauben haben wir und den wünsche ich allen Menschen, die das hören, dass sie auch tief im Herzen Jesus haben und anbeten, ist mein Amen.

Edith Meinhart
Das war es für heute. Vielen Dank fürs Zuhören. Ich freue mich, wenn Sie das nächste Mal wieder dabei sind.

Autor:in:

Edith Meinhart

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