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Der Drohnenwall der EU

- hochgeladen von Stefan Lassnig
Auf dem EU-Gipfel in Kopenhagen erhielt das Projekt eines „Drohnenwalls“ breite Unterstützung. Ziel ist es, ein gemeinsames Radar- und Abwehrnetzwerk zum Schutz des europäischen Luftraums aufzubauen. Russland kritisierte die Pläne scharf und warnte vor neuen Mauern in Europa.
Herbert Bauer
Grüß Gott und einen guten Tag, heute möchte ich mit Ihnen den Drohnenwall der EU besprechen.
Stellen Sie sich vor: ein NATO-Land schießt in Friedenszeiten feindliche Drohnen ab. Genau das geschah in Polen, als mehrere verdächtige Fluggeräte in den Luftraum eindrangen – ein Ereignis, das als erstes echtes Luftgefecht eines NATO-Staates im Rahmen des Ukraine-Krieges gilt. Heute bekam das niederländische Kampfflugzeug sogar ein „Killerabzeichen“ für den Abschuss einer russischen Drohne. Wenige Tage später meldeten Norwegen und Dänemark rätselhafte Überflüge, Flughäfen wurden geschlossen, Abfangjäger stiegen auf. Ein Augenzeuge sprach von „grün blinkenden Lichtern“, die minutenlang über einem Flughafen verharrten. Tage darauf enterten französische Spezialkräfte an der Atlantikküste sogar einen Tanker der russischen Schattenflotte, weil der Verdacht bestand, dass er als Drohnen-Stützpunkt vor Dänemark fungiert habe. Europa steht an einer neuen Frontlinie. Es geht nicht mehr nur um Flieger, Panzer und Soldaten, sondern auch um Drohnen, Funkwellen und unsichtbare Netze aus Sensoren. Die EU spricht vom „Drohnenwall“ – ein Schutzschirm entlang der Ostflanke, der zeigen soll, dass Europa verstanden hat, dass Kriege der Zukunft im Kilohertz-Bereich beginnen können.
Nun, was ist die Grundidee dieses Drohnenwalls? Europa spannt entlang seiner Ostgrenze ein dichtes Netz von Sensoren, Radaren und elektronischen Augen, die jede Bewegung im Luftraum erfassen sollen. Im Unterschied zu bestehenden Systemen auch dann, wenn sie winzig, tief fliegend oder bewusst getarnt ist. Das System soll erkennen, klassifizieren und in Sekunden bewerten, ob ein Objekt harmlos ist oder ob es eine Bedrohung darstellt, die gehandhabt oder der begegnet werden muss.
Doch der Drohnenwall endet natürlich nicht beim bloßen Entdecken. Sein Kern liegt darin, sofort handeln zu können. Sobald ein unbekanntes Flugobjekt registriert ist, sollen abgestufte Maßnahmen greifen: von der Identifikation und Sichtbarmachung über Störsender, die das Signal blockieren, bis hin zu Abfangsystemen, die die Drohne zwingen, zu landen oder sie im Notfall sogar zerstören können. Entscheidend ist das Ineinandergreifen mehrerer Schichten: elektronische Abwehr, kinetische Effektoren-Systeme, Abfangdrohnen oder neu konfigurierte Flugabwehrkanonen. Die Kräfte müssen nicht nur technisch harmonieren, sondern auch rechtlich und organisatorisch aufeinander abgestimmt sein, damit aus Sekunden keine Minuten werden.
Was bedeutet das technisch? Technisch bedeutet das, ein „System von Systemen“ zu schaffen: unterschiedlichste Geräte und Verfahren, die auf nationalem Boden stehen, aber miteinander verbunden, also vernetzt, sind. Damit ist der Drohnenwall natürlich auch ein politisches Projekt. Denn was nützt die beste Sensorik in Estland, wenn sie nicht mit Polen oder Finnland geteilt wird? Erst die gemeinsame Lagekarte und das abgestimmte Eingreifen machen aus verstreuten Inseln der Abwehr eine glaubwürdige Schutzlinie.
Noch ein Unterschied zur klassischen Luftraumüberwachung: Der Drohnenwall richtet sich nicht allein gegen militärische Angriffe, sondern ebenso gegen hybride Bedrohungen, was, wie wir sehen werden, Kompetenzproblem aufwirft. Kleine Drohnenschwärme, die Kommunikationsnetze stören, Sabotage gegen Häfen oder Energieanlagen, Überflüge zur Einschüchterung – all das liegt im Graubereich zwischen Frieden und Krieg. Die EU will aber demonstrieren: Wir sind nicht wehrlos gegenüber kleinen, billigen, schwer zuzuordnenden Werkzeugen der Destabilisierung.
Warum jetzt? Lange war der Drohnenwall nur eine Idee auf Papier – doch die nunmehrige Zuspitzung im Herbst 2025 machte daraus ein politisches Projekt. Entscheidend war nicht ein einzelner Vorfall, sondern die Summe der Vorfälle. Die Häufung der Fälle zeigte, dass Drohnen systematisch eingesetzt werden, um Grenzen, Reaktionszeiten und Verwundbarkeiten zu testen, aber auch um auszuspähen und zu verunsichern. Zuvor wirkten viele Ereignisse wie isolierte Störungen. Seit diesem Sommer jedoch treten sie koordiniert, parallel in mehreren Ländern, mit erkennbarer Absicht auf, Lücken offenzulegen und eine Drohkulisse aufzubauen. Die baltischen Staaten warnten schon lange, das sei kein Randphänomen, sondern der Vorhof größerer Operationen und forderten eine gemeinsame europäische Abwehrlinie statt vieler nationaler Einzelmaßnahmen.
Nun, auf dem EU-Gipfel in Kopenhagen, diese Woche, traf diese Sorge auf offene Ohren. EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen sprach von einer „neuen Grundlage europäischer Verteidigung“ und Ratspräsident António Costa brachte es auf den Punkt: „Die Mitgliedstaaten haben breite Unterstützung signalisiert für Leitprojekte wie den Drohnenwall.“ Aus einer regionalen Idee wurde ein gesamteuropäisches Vorhaben – und zwar, weil die jüngsten Ereignisse gezeigt haben, dass hybride Angriffe keine Ausnahmen mehr sind, sondern Teil der sicherheitspolitischen Normalität.
Schauen wir uns politische Implikationen an. Politisch ist der Drohnenwall ein Stresstest für Europas Ordnung. Wer hat im Ernstfall das Kommando? Auf dem Papier liegt die Verantwortung zunächst bei den Mitgliedstaaten; Sicherheit im eigenen Luftraum ist national. Doch Drohnen machen an Grenzen nicht halt. Estland kann keine Objekte verfolgen, die Sekunden später über Lettland auftauchen. Ein polnischer Abschussbefehl verpufft, wenn die Zielverfolgung auf Daten aus Litauen beruht. Deshalb wurde in Kopenhagen die Vernetzung betont: Nationale Systeme bleiben Eigentum der Staaten, speisen aber in eine gemeinsame, nahezu Echtzeit-Lagekarte ein. Politisch heißt das: Koordinierung auf EU-Ebene, operative Kontrolle bei den Mitgliedern und im Hintergrund die NATO als Rückversicherung.
Apropos NATO. Die NATO spielt eine Doppelrolle. Erstens setzt sie technische Standards zB in der Freund-Feind-Kennungen, elektronische Schnittstellen, Protokolle im Datenaustausch und die Integration in bestehende Luftraumüberwachungen. Zweitens steht sie bereit, falls hybride Angriffe in offene Aggression übergehen. Die EU setzt in der Verteidigung immer noch auf die NATO. Die Initiative zur Architektur des Drohnenwalls liegt aber dieses Mal bei der EU in Brüssel. Die Kommission will zeigen, dass Europa sicherheitspolitisch handlungsfähig ist – und das erzeugt Reibungen. Manche Staaten fürchten Kompetenzverluste, andere drängen auf Vergemeinschaftung. Hinter verschlossenen Türen ist klar: Wer die Datenschnittstellen kontrolliert, hat Deutungshoheit – und damit Macht im Ernstfall. Der Drohnenwall wird so zum Experiment: Kann Europa gemeinsame Souveränität ausüben, ohne nationale Mandate zu leeren? Kann man sich überhaupt einigen. China, Russland und die USA schauen sicher interessiert zu, wie der sicherheits-politische Zwerg die ersten gemeinschaftlichen Gehversuche in diesem Thema bewältigen wird.
Nun, wie sieht aber die technische Architektur aus? An der Basis steht die Detektion. Man muss ja einmal erkennen, dass es ein Problem gibt. Klassische Radare erkennen kleine, tief fliegende Objekte nur schlecht; sie wurden konzipiert, den großen Querschnitt von Kampfflugzeugen zu detektieren. Darum setzt man nicht auf ein einziges Gerät, sondern auf eine Kombination: leistungsfähige Radare, die kleinste Bewegungen am Himmel erfassen, Funkempfänger, die verräterische Steuersignale aufspüren, Kameras im sichtbaren und im Wärmespektrum, die selbst in der Nacht Bilder liefern, und Mikrofone, die das typische Surren von Drohnen aus dem Hintergrundlärm herausfiltern. Erst im Zusammenspiel aller Optionen entsteht ein robustes Lagebild. Über dieser Sensorik liegt dann die Datenfusion. Unterschiedliche nationale Systeme füttern eine gemeinsame Karte; Algorithmen sortieren Falschmeldungen aus, klassifizieren Bewegungen und stufen Bedrohungen ein. Ziel ist es, aus vielen Meldungen jene herauszufiltern, die wirklich sicherheitsrelevant sind, und das grenzübergreifend und in Sekunden.
Gut, nun hat man also einen Flugkörper entdeckt und diesen als gefährlich oder zumindest unautorisiert eingestuft. Jetzt kommt es zur Intervention, es kommt die Effektoren-Schicht zum Einsatz . Schauen wir uns da zuerst die elektronische Wirkung an: Jammer blockieren Steuerfrequenzen und/oder „Takeover“-Module übernehmen die Kontrolle und zwingen den Flugkörper so zur Landung. Wenn das nicht reicht, folgen kinetische Mittel: Abfangdrohnen, die rammen oder mit Netzen fangen oder mobile Geschütze oder im äußersten Fall auch Kurzstreckenraketen. Das Besondere ist nicht eine Wunderwaffe, sondern die Schichtung: Jede Ebene fängt ab, wenn die vorige versagt. Der Drohnenwall ist daher so stark wie seine Vernetzung, die Technik, die Verfahren, die Kommunikation und die Kompetenz zur Autorisierung von Maßnahmen.
So ehrgeizig das Projekt ist, so groß sind aber natürlich die finanziellen Hürden. Bereits die erste Ausbaustufe – Radare, Funkpeiler, Abwehrsysteme – summiert sich auf Milliarden. Wer soll zahlen? Die baltischen Staaten und Polen haben ihre Budgets erhöht, doch für ein flächendeckendes System genügt das nicht. Daher setzt die EU auf Gemeinschaftsfinanzierung und will den Drohnenwall im European Defence Industrial Programme verankern – ein Fonds zur gemeinsamen Beschaffung und Produktion in Europa. Parallel wird diskutiert, Zinsen eingefrorener russischer Staatsvermögen zu nutzen. Befürworter sehen darin Gerechtigkeit; Kritiker warnen vor einem heiklen Präzedenzfall für die Finanzordnung.
Schwierig ist auch das Vergabemodell. Brüssel favorisiert europäische Lösungen; große Mitgliedstaaten pochen da dann natürlich auf Industrieanteile. Deutsche Firmen, französische Anbieter, spezialisierte Hersteller aus Estland oder Finnland, sie alle wollen liefern. Das macht den Drohnenwall zum industriepolitischen Projekt: Es geht eben nicht nur um Schutz, sondern um Aufträge, Arbeitsplätze und technologische Souveränität. Zu viel Fragmentierung macht das System langsam und teuer; zu viel Zentralisierung provoziert Widerstand. Die Balance entscheidet, ob am Ende ein schlagkräftiges Netz entsteht – oder ein teures Sammelsurium.
Wie schaut die rechtliche Lage aus? Zuständigkeiten überlappen: Zivile Luftraumbehörden, Polizei, Militär, alle beanspruchen Teilverantwortung. In der Luft ist die Luftraumbehörde zuständig, für Gefahrenabwehr im Inneren die Polizei verantwortlich, für Gefahren von außen das Militär. Nun genau an dieser Schnittstelle droht im Ernstfall ein gefährlicher Stillstand. Wer entscheidet, ob ein Angriff Terrorakt oder militärische Operation ist, während die Drohne schon im Anflug ist? Meine Antwort: Die taktische Führung muss in einer Hand liegen, beim Militär. Die Polizei assistiert, sichert die Beweise und sorgt dafür, dass das Ganze gerichtsfest bleibt. Nur so bleibt das System im Ernstfall schnell, handlungsfähig und zugleich im Rahmen des Rechtsstaats. Ohne klare Regeln droht Kompetenzchaos: Wer ordnet Störung, Übernahme oder Abschuss an? Hinzu kommt das Frequenzrecht: Jamming kann zivile Kommunikation beeinträchtigen; nationale Regulierer müssen eingebunden werden. Grenzüberschreitende Eingriffe sind besonders sensibel: Start in Litauen, Überflug nach Polen – nationale Genehmigungen sind in Sekunden kaum zu organisieren. Darum braucht es gemeinsame Einsatzregeln. Und auf See? Drohnenstarts von Schiffen berühren das Völker- und Seerecht. Der jüngste Tankerfall zeigte: Die Praxis ist schneller als das Gesetz.
Nun schauen wir einmal, wie schnell das Projekt realisiert werden kann. Der Drohnenwall ist wohl ein Etappenprojekt. Priorität eins: frühzeitige Detektion. Binnen zwölf Monaten sollen an gefährdeten Korridoren, wie zB an den Grenzen zu Belarus oder für Seehäfen im Baltikum die ersten Sensorketten stehen, um Daten zu sammeln und Lücken sichtbar zu machen. In 18 bis 36 Monaten soll der Verbund folgen: grenzüberschreitende Datenfusion, standardisierte Schnittstellen, abgestimmte Einsatzregeln. Parallel wächst die Effektoren-Schicht von Jammern und Takeover bis zu mobilen Abfangplattformen. Drei Meilensteine gelten als entscheidend: erstens die operative Testfähigkeit in multinationalen Übungen, zweitens eine Koordinationsstelle auf EU-Ebene, drittens verbindliche Rules of Engagement für Sekundenreaktionen bei Grenzüberflügen. Der Zeitdruck ist politisch wie operativ hoch: Besser ein unvollständiger, aber funktionierender Erstaufbau als ein perfektes Konzept in fünf Jahren. Bitte ersparen Sie mir Ihre Frage, warum eine Gegner warten soll, bis dieses System aufgebaut ist, aber es gibt keine Alternative zu dieser Vorgangsweise. Wie ich immer sage: In der Rüstungs- und Beschaffungspolitik können Sie nicht in den nächsten Supermarkt gehen und ein fertiges Radarsystem inklusive Bedienungspersonal ins Wagerl laden, selbst wenn es so groß, wie in einem Baumarkt ist. Es geht nicht! Sie werden auch nicht neben dem nächsten Autohaus ein Drohnenhaus finden, in dem Sie eine beliebige Zahl Abfangdrohnen bekommen und sie werden auch keine Personalleihfirma finden, die Ihnen Drohnenpiloten zur Verfügung stellt.
Aber zurück zu unserem Thema: Natürlich gibt es auch Kritik. Die Kostenasymmetrie ist real: eine billige Angriffs-Drohne erzwingt teure Abwehr. Dazu kommt die Verwundbarkeit des Abwehrsystems: Schwärme, Täuschsignale, Cyberangriffe auf die Software; ein vernetztes System ist selbst ein attraktives Ziel. Bürokratische Reibungen zwischen Armeen, Polizei, Regulierern und EU-Institutionen sind absehbar.
Manche plädieren auch für dezentrale Alternativen: lieber gezielt kritische Infrastruktur schützen, mit vielen kleinen, mobilen Systemen, statt ein großes EU-Projekt aufzubauen. Befürworter kontern: Vollschutz gibt es nicht. Aber ohne gemeinsame Basis bleibt Europa zersplittert. Der Drohnenwall ist kein perfekter Schild, sondern die notwendige Grundlage, auf der sich Schutz überhaupt organisieren lässt.
Auch wenn der Drohnenwall an der Ostflanke steht, werden sich Deutschland und Österreich, ja sogar die Schweiz der Logik des Konzepts nicht entziehen können. Ohne gemeinsame Standards bleibt das Ganze ein Flickwerk.
Nun, wie reagiert der prioritär Verdächtigte? Moskau reagiert auf die westlichen Drohnenvorwürfe mit einer Mischung aus Abwehr, Gegenangriff und Warnungen. Offizielle Stellen weisen die Anschuldigungen entschieden zurück und bezeichnen sie als haltlos und Teil einer gezielten Verleumdungskampagne. Man habe weder Interesse noch Absicht, den Luftraum von NATO-Staaten zu verletzen, vielmehr würden solche Meldungen aus westlicher Sicht genutzt, um die eigene Aufrüstung zu rechtfertigen. Russische Diplomaten sprechen von einer bewussten Eskalation, die nicht von Moskau, sondern von europäischen Hauptstädten betrieben werde. Gleichzeitig warnt Außenminister Lawrow, dass jede Form von Aggression gegen Russland eine entschlossene Antwort nach sich ziehen werde. Dabei betont die russische Seite immer wieder, dass man nicht den ersten Schritt in Richtung einer Konfrontation tun werde, sondern ausschließlich auf Bedrohungen reagieren wolle.
Besonders deutlich war auch die Reaktion auf das EU-Projekt des Drohnenwalls, das in Kopenhagen diskutiert wurde. Kremlsprecher Dmitri Peskov kritisierte die Pläne als unbegründet und leichtsinnig und warnte davor, in Europa neue Mauern zu errichten. Die Geschichte habe gezeigt, so Peskov, dass solche Mauern immer negativ gewesen seien. Anstatt eine Aufrüstungsspirale anzutreiben, sollte man nach russischer Lesart den Weg des Dialogs wählen.
Der Kreml kritisiert darüber hinaus die zunehmende Militarisierung Europas, allen voran Deutschlands, und kündigt an, dass das russische Militär auf diese Entwicklung die notwendigen Gegenmaßnahmen vorbereite. So wird ein Bild projiziert, in dem Russland die Rolle eines Angegriffenen betont und jede Verantwortung für die Drohnenvorfälle weit von sich weist, während zugleich unterschwellige Drohungen in Richtung Westen mitschwingen.
Wie immer auch noch Breaking News, das sind bei mir immer die Nachrichten, die sich unmittelbar vor Fertigstellung meines Podcasts ergeben, heute lauten sie so: Vergangene Nacht musste der Flughafen München wegen Drohnensichtungen stundenlang gesperrt werden. 17 Flüge gestrichen, 15 umgeleitet, rund 3.000 Passagiere gestrandet. Die Polizei suchte vergeblich nach dem Verursacher und die Hintergründe sind weiter völlig unklar. Tja, vielleicht war es ja gar kein gezielter Angriff, sondern nur der schlechte Scherz eines betrunkenen Wiesn-Besuchers mit Fernsteuerung.
Aber zurück zum Ernst und ich versuche wieder ein Fazit zu ziehen: Der Drohnenwall ist kein fernes Randprojekt, sondern Teil einer Sicherheits-architektur, die auch Mitteleuropa sicherheitspolitisch neu ordnen könnte.
Am Ende entscheidet nicht die Technik, sondern der politische Wille. Der Drohnenwall ist kein Symbol, sondern ein Lackmustest, ob Europa neue Bedrohungen gemeinsam, schnell und wirksam beantworten kann. Sein Erfolg misst sich nicht an der Zahl der Radare, sondern daran, ob Staaten Souveränität teilen, um Sicherheit zu gewinnen. Gelingt der Drohnenwall, markiert er den Beginn einer neuen europäischen Verteidigungsfähigkeit. Scheitert er, bleibt er Mahnmal dafür, dass Europa Bedrohungen zwar erkennt, aber zu zögerlich reagiert. Die Frage ist nicht, ob es perfekte Abwehr gibt, sondern ob wir rechtzeitig tragfähige Strukturen schaffen. Wer schützen will, muss jetzt handeln – mit Technik, Verfahren, Personal, Kooperationswillen und klaren Zuständigkeiten. Worte und Absichten reichen nicht. Entscheidungen zählen.
Autor:in:Herbert Bauer |