Ist das wichtig?
Der Zöllner von Washington DC

US-Präsident Donald Trump hat eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst - indem er fast die ganze Welt mit neuen Zöllen belegt hat. Das wird auch die österreichische Wirtschaft hart treffen - die USA sind nach Deutschland unser zweitgrößter Handelspartner. Was das konkret heißt, was das für Österreich bedeutet und wie Österreichs Politik darauf reagieren kann – das besprechen wir in dieser Folge "Ist das wichtig?".

Georg Renner
Hi, Georg hier. Herzlich willkommen zur 34. Folge ist das wichtig? Heute sprechen wir über Zölle. Anlass ist eine kleine Weltwirtschaftskrise. US Präsident Donald Trump hat gegen Staaten auf der ganzen Welt neue Zölle eingeführt, die morgen am neunter April in Kraft treten. Was das konkret heißt, was das für Österreich bedeutet und wie Österreichs Politik darauf jetzt reagieren kann, das sind ein paar Fragen, die wir in den nächsten paar Minuten besprechen werden. Mein Name ist Georg Renner, ich bin seit 17 Jahren politischer Journalist.
Und das hier ist das wichtig? Politik für Einsteiger. Ein Podcast, in dem wir politische Nachrichten für Menschen einordnen, die sich bisher noch nicht jeden Tag mit Politik beschäftigt haben.

Frage
Also Georg, was ist passiert?

Georg Renner
Donald Trump, der Präsident der vereinigten Staaten von Amerika, kurz USA, hat in einem historischen Akt die gesamte Welt mit neuen Zöllen belegt. Zölle, das sind Steuern, die fällig werden, wenn jemand was aus dem Ausland kauft und in die USA einführt. Also z.b. wenn ein Amerikaner ein Auto aus Deutschland kauft, wenn auf dieses Auto ein Zoll gelegt wird, dann wird dieses Auto den entsprechenden Prozentsatz teurer. Also angenommen, das Auto aus Deutschland kostet, sagen wir Euro, sehr billiges Auto, und es ist ein Zoll von 20 % angesetzt, dann muss der Käufer in den USA statt bisher zahlen gehen an den Verkäufer und streift der amerikanische Staat zusätzlich ein. Genau solche Zölle von 10 % bis weit hinauf zu 50 % und mehr hat Trump jetzt auf Importe aus allen Ländern aus der ganzen Welt verhängt, also auf Güter, die von irgendwo anders auf der Welt kommen. Österreich und die gesamte EU sind da mit so einem Zoll von 20 % belegt worden.

Frage
Und wer sind die alle?

Georg Renner
Donald Trump, der Hauptakteur dieser Geschichte, das ist der neue Präsident der USA. Der ist seit Jänner wieder Präsident, also oberster Politiker, oberster Chef der vereinigten Staaten von Amerika. Er ist historisch gesehen ein Immobilienunternehmer, der zu einem populistischen Politiker geworden ist, also mit deftigen Ansagen und mit einem Bruch mit dem bisherigen politischen Establishment, mit dem bisherigen politischen Personal gewählt worden ist. Er gehört der Partei der Republikaner an. In den USA gibt es im Wesentlichen nur zwei Parteien, die Republikaner und die Demokraten. Trump ist eben ein Republikaner und der und die haben die Wahl im November sehr, sehr klar gewonnen. Er wird jetzt vier Jahre lang Präsident der USA sein.
Und in den USA hat dieser Präsident sehr, sehr weitgehende Rechte, vor allem in der Außen und Sicherheitspolitik und damit auch in der Wirtschaftspolitik und Handelspolitik. Diese Rechte erlauben ihm z.B. solche Zölle zu verhängen, zumindest solange das Parlament, also die gewählten Abgeordneten, die gewählten Politikerinnen und Politiker, die eigentlich den Präsidenten kontrollieren sollten, nichts dagegen macht. Und dieses US Parlament, Senat und Kongress, das wird allerdings auch von Trumps Partei, den Republikanern, dominiert und hat bisher keine Anstalten gemacht, ihm diese Zölle streitig zu machen. Und diese neuen Zölle, die er da verhängt hat, betreffen alle Importe in die USA und damit eben auch die österreichischen Handelsgüter, die wir in die USA verkaufen. Und das sind relativ viele. Die USA ist Österreichs zweitwichtigster Handelspartner.
Also nach Deutschland verkaufen wir mehr in die USA als in jeden anderen Staat auf der Welt.

Frage
Und warum diskutieren die darüber?

Georg Renner
Donald Trump hofft, dass durch diese Zölle ein sogenanntes Handelsdefizit ausgeglichen wird. Das ist jetzt etwas kompliziert, da muss ich ein bisschen ausholen. Wenn Land A weniger an Land B verkauft, als Land B an Land A verkauft, dann hat Land A ein Handelsdefizit. Geld fließt also netto unterm Strich von Land A nach Land B. Dafür fließen aus Land b mehr Güter nach Land A. Und für Donald Trump, in seiner Weltsicht, ist das ein Nachteil für Land A, in diesem Fall die USA, weil die sehr, sehr viel Geld haben, ein sehr reiches Land sind, sehr viel Dinge aus anderen Ländern zukaufen. Und in Trumps Weltsicht ist jeder, der Geld in andere Staaten überweist und dafür was bekommt, irgendwie ein schwächeres Land.
Ist das ein Nachteil? Viele Ökonomen, also Wirtschaftsforscherinnen und Wirtschaftsforscher, sagen aber, dass so ein Handelsdefizit eigentlich eine ganz natürliche Sache ist. Das ist eigentlich für alle Beteiligten gut, dass Länder untereinander handeln treiben. Die ärmeren Länder, die etwas an die USA verkaufen, haben dadurch eine Industrie, viele Arbeitsplätze, verdienen Gel, während das reiche Land diese Dinge nicht selbst herstellen muss.
Das nennt man die Arbeitsteilung auf einem Markt. Z.B. Bangladesch. Bangladesch ist ein Land in Asien, das verkauft Kleidung an die ganze Welt, weil Kleidung herstellen ein sehr, sehr schlecht bezahlter Job ist. In Bangladesch kostet Arbeit nicht viel, weil es sehr, sehr viele Menschen gibt, die dringend Arbeit suchen. Und Bangladesch verkauft damit eben Kleidung in die ganze Welt und auch in die USA. In einem freien Markt ist sowas effizient, wenn Länder sich auf die Produktion von Gütern spezialisieren, bei denen sie entweder besondere Expertise haben, die Rohstoffe in der Nähe haben oder andersweitig eben auf diese Produktion spezialisiert sind.
Die USA unter Trump sagen jetzt, wir wollen, dass unsere eigene Industrie alles herstellt. Wir wollen weniger Handelsdefizit haben. Und darum haben die jetzt mit einer Formel gerechnet, die die meisten Ökonomen für völlig fragwürdig halten. Und jene Staaten, die besonders viel an die USA verkaufen, haben sie mit sehr, sehr hohen Zöllen belegt. China z.B. ist mit einem Zoll von 36 % betroffen. Das heißt, alles was die USA bisher aus China importieren, wird jetzt von einem Tag auf den anderen um mehr als 1/3 teurer.
Das müssen die Amerikanerinnen und Amerikaner bezahlen, die eben etwas aus China kaufen wollen. Daher, so die Hoffnung von Trump, werden die USA jetzt lieber Sachen im Inland produzieren. Ökonomen, die Wirtschaftsforscher sagen aber, das wird so nicht funktionieren. Aber das ist jetzt einmal die Lage. Dieses Recht gilt ab neunter April und für Europa heißt alles wird 20 % teurer, was wir an die USA verkaufen.

Frage
OK, und wie betrifft das uns?

Georg Renner
Das betrifft uns auf zwei Ebenen. Zum einen in der allgemeinen Wirtschaftslage und zum anderen an den Börsen. Fangen wir mit der Ebene der Wirtschaftslage an. Das was die Unternehmen in Österreich betrifft, also das was uns hier in Österreich reich macht, diese Lage ist schon schlimm genug, weil tatsächlich alles was die USA jetzt aus Österreich kaufen, ganz viele Maschinen z.B. wird von einem Tag auf den nächsten ab Mittwoch 1/5 teurer. Das heißt, ein Amerikaner oder ein amerikanisches Unternehmen, das bisher ein österreichisches Produkt um, weiß nicht, 500 gekauft hat, muss jetzt 600 dafür zahlen. Der Kunde wird sich das jetzt zweimal überlegen, weil es eben auf einmal teurer wird.
Das ist für Österreichs Unternehmen schlecht, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Amerikaner jetzt weniger Sachen kaufen können, weil praktisch alles, was sie aus dem Ausland kaufen, teurer wird. Sehr schnell werden sie das nicht ersetzen können. Das heißt, entweder kaufen sie weniger oder sie kaufen es bei amerikanischen Herstellern, falls sie es doch ersetzen können. Und Österreich ist in sehr, sehr intensiven Handlungsbeziehungen mit den USA. Die USA sind nach Deutschland, wie gesagt, unser zweitgrößter Handelspartner. 7 % des österreichischen Handels von €107, die Österreich im Außenhandel erwirtschaftet, gehen in die USA. Und Außenhandel ist für Österreich sehr wichtig.
Österreich ist ein Industrieland, stellt sehr sehr viele Dinge her, die wir ins Ausland verkaufen. Insgesamt schätzt die Wirtschaftskammer, dass etwa 1,3 Millionen Arbeitsplätze in Österreich direkt am Außenhandel, also unserem Handel mit anderen Nationen in der ganzen Welt hängen. Und von diesem Außenhandel machen die USA eben etwa 7 % aus. Aber das ist nur der direkte Außenhandel. Es wird Österreichs Unternehmen aber auch indirekt schlimm treffen, dass diese Zölle jetzt gelten, weil Österreichs Industrie z.B. sehr, sehr stark davon lebt, dass sie beispielsweise Bauteile für Autos nach Deutschland liefert und deutsche Autos, für die gilt jetzt genauso dieser Zoll in den USA. Das heißt, die Deutschen werden weniger Autos in die USA verkaufen und daher auch weniger in Österreich einkaufen, weil sie einfach weniger Teile brauchen werden, weil sie weniger Autos verkaufen.
Und das betrifft uns dann wieder sehr, sehr direkt. Wenn unsere Unternehmen weniger produzieren und verkaufen können, werden sie weniger Steuern zahlen, weniger Leute beschäftigen, niedrigere Gehälter zahlen und so weiter. Also kurz gesagt, Trumps Zölle werden auch Österreich ärmer machen. Und die zweite Ebene ist, dass diese Zollankündigung gegen die ganze Welt zu einem weltweiten Absturz an Aktien geführt hat, einer großen Börsenkrise. Und solche Börsenkrisen sind schlecht, weil daran eben ganz viele andere Dinge hängen. Spareinlagen, Pensionsvorsorge und vieles mehr. Das heißt, auch auf der Ebene der Aktien, der Wertpapiermärkte sorgt diese Ankündigung für Chaos. Und das ist generell schlecht, weil viele Anlagen direkt oder indirekt an diesen Börsen hängen.

Frage
Und ist das schon fix?

Georg Renner
Ganz schwer zu sagen. Donald Trump ist eine unberechenbare Persönlichkeit und weiß nie wirklich, wie ernst er das meint und was nur eine Ankündigung ist. Und er dann doch sagt, okay, reden wir noch mal drüber, vielleicht erlassen wir euch die Zölle oder senken sie zumindest. Aber Expertinnen und Experten gehen davon aus, vor allem, weil das auch eine sehr große Ankündigung Trumps war, am 2. Apr. Dem Liberation Day, dem Tag der Befreiung, wie er ihn selber genannt hat, dass diese Zölle jetzt tatsächlich in Kraft treten werden und damit dieser Schaden für die Weltwirtschaft eintreten wird. Die europäische Union, die uns in Handelssachen vertritt und wo wir mitbestimmen, was gemacht wird, überlegt jetzt auch eine Gegenantwort, quasi auch Zölle auf in den USA hergestellte Güter zu verhängen.
Nur importiert Europa eben weit weniger aus den USA, als es in die USA verkauft. Und generell ist es eben so, dass man sich mit Zöllen selber ins eigene Fleisch schneidet, weil es im Endeffekt eine Besteuerung der eigenen Bevölkerung ist, die dann mehr für Güter zahlen muss, die sie aus dem Ausland importiert. Also wie diese Antwort ausschauen wird, überlegen die Leute in Brüssel gerade. Das werden wir in den nächsten paar Tagen erfahren.

Frage
Und woher weißt du das eigentlich?

Georg Renner
Nun, zum einen war die Ankündigung Trumps ganz öffentlich. Der hat das in einer Pressekonferenz im Rücken Rose Garden im Rosengarten des weißen Hauses erklärt, den zeremoniellen Garten des Sitzes des US Präsidenten in Washington D. C. Das ist alles mit einer großen Schautafel erklärt worden, wie hoch die Zölle für jedes Land sind und so weiter. Also das ist klar dokumentiert. Und die USA setzen das eben mit neunter April um. Auf der anderen Seite gibt es wirklich viel gutes Informationsmaterial.
Ich verlinke euch in den Shownotes z.B. die Analyse der Außenhandelsstelle der Wirtschaftskammer in den USA, die eben österreichische Unternehmen berät, die in die USA verkaufen wollen. Die haben sehr, sehr gut aufgegliedert, welche Zölle jetzt gelten, ab wann die gelten, welche Ausnahme es gibt usw. Ich verlinke euch auch eine Analyse im Standard sowie einen Text, den ich selber in der WZ geschrieben habe, wo es eben darum geht, welcher Schaden jetzt für die österreichische Wirtschaft entstehen wird. Und falls ihr noch mehr hören wollt, ich verlinke euch auch zwei gute Podcasts mit dem Handelsexperten Harald Oberhofer. Ein Gespräch mit ihm, das ich schon letztes Jahr 2024 mit ihm geführt habe, über Donald Trumps Außenpolitik und ein aktuelles meiner Kollegin Eva Weissenberger im Podcast der Wirtschaftskammer, ebenfalls mit Harald Oberhofer, ganz kluger Kopf, der sich bei Handelspolitik sehr, sehr gut auskennt.

Frage
Also ist das wichtig?

Georg Renner
Ja, diese Zölle sind ein ganz, ganz tiefer Einschnitt ins weltweite Wirtschafts und Handelsgefüge. Bisher war die Ausgangslage, dass alle Staaten im Grunde genommen davon ausgehen, dass es gut ist, wenn sie miteinander handeln, möglichst wenig Barrieren aufbauen, möglichst keine hohen Zölle haben. Aber wenn jetzt die USA als nach wie vor größte Wirtschaftsmacht der Welt solche Zölle einführen, dann ist eben das Risiko sehr hoch, dass viele andere Staaten das auch machen werden und ein weltweiter Handelskrieg ausbricht, wo alle Staaten immer mehr Zölle und andere Barrieren gegeneinander verhängen und einfach Güter aus anderen Ländern überall auf der Welt teurer werden. Das wird den Welthandel stark einschränken und damit in den USA und auch überall sonst für Chaos an den Märkten und für Angst und Schrecken in der Wirtschaft sorgen. Viele Firmen werden jetzt auf ihren Produkten sitzen bleiben, werden Leute entlassen müssen, Löhne reduzieren und so weiter und letzten Endes auch weniger Steuern zahlen können. Das wird ganz, ganz massive Auswirkungen auf der ganzen Welt haben und leider auch hier in Österreich. Und das war's mit dieser Folge.
Ist das wichtig? Politik für Einsteiger. Die Idee dieses Podcast ist, ein Einsteigerprogramm für Menschen zu bieten, die sich zwar für Politik interessieren, aber sich nicht jeden Tag damit beschäftigen. Ich freue mich über euer Feedback am Podcast, das wichtig at oder per Sprachnachricht an die WhatsApp Nr. In den Shownotes. Und falls ihr in diesem Umfeld Werbung machen wollt, wendet euch bitte an office@missinglink.media. Wenn ihr euch für Formate für Fortgeschrittene interessiert, möchte ich euch noch meine beiden E Mail Newsletter ans Herz den Leitfaden in dem ich immer dienstags aktuelle politische Themen für das Magazin Datum kommentiere und einfach Politik eine sachpolitische Analyse für die WZ, die jeden Donnerstag erscheint.
Die Links zur kostenlosen Anmeldung für beide stelle ich euch in die Shownotes. Und falls ihr mehr hören ich gehöre auch zum Team von ganz offen gesagt Österreichs besten Gesprächspodcast für Politikinteressierte.
Ist das wichtig? Ist ein Podcast von mir, Georg Renner, in Kooperation mit Messinglink. Produziert hat uns Konstantin Kaltenegger. Die zusätzliche Audiostimme ist von Maria Renner, Logo und Design von Lilly Panholzer. Danke für Titel und Idee an Andreas Sator, Host des Podcasts "Erklär mir die Welt". Danke fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal. Adieu.

Autor:in:

Georg Renner

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