Ist das wichtig?
Eine gute Einigung für den öffentlichen Dienst?

Regierung und Beamtengewerkschaft haben die alte Einigung auf eine Gehaltserhöhung von 3,3 Prozent mit 1.1.2026 aufgeschnürt - und stattdessen ein Gehaltspaket mit Erhöhungen bis 2028 ausverhandelt. Wem das wie viel bringt und wem es was erspart, besprechen wir in dieser Folge.

Wollt ihr mehr wissen?

Ist das wichtig? ist ein Podcast von mir, Georg Renner, in Kooperation mit Missing Link. Ich freue mich über Feedback an podcast@istdaswichtig.at oder per Whatsapp unter 0664/88549645, gerne auch als Sprachnachricht.

Produktion: Konstantin Kaltenegger
Sprecherin: Maria Renner
Logo & Design: Lilly Panholzer
Titelidee: Andreas Sator
Werbung und Verkauf: Missing Link, Kontakt: office@missing-link.media

Transkript:

Hi. Grüß euch. Herzlich willkommen bei "Ist das wichtig?" am 9. Oktober.

Ihr habt es ja wahrscheinlich schon gehört: Unsere Bundesregierung hat sich mit Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen Dienstes auf Gehaltserhöhungen für die nächsten drei Jahre geeinigt. Das klingt fantastisch, wenn man im öffentlichen Dienst arbeitet, ist es aber nicht. Das ist sogar eine sehr schlechte Nachricht für Polizistinnen, Soldaten, Lehrerinnen, Lehrer, Beamte in den Ministerien und so weiter. Warum das so ist, wer sich durch diese Einigung einen ganzen Batzen Geld erspart und was dafür und was gegen diese Einigung spricht, das werden wir in den nächsten paar Minuten so besprechen, dass ihr euch idealerweise eine eigene Meinung dazu bilden könnt.

Mein Name ist Georg Renner, ich bin seit 18 Jahren politischer Journalist und das hier ist "Ist das wichtig?", Politik für Einsteiger. Ein Podcast, in dem wir aktuelle politische Themen so besprechen, dass man sie ganz entspannt, ohne Aufregung, ganz ruhig, im Idealfall auch nebenbei gut verstehen kann.

**Also Georg, was ist passiert?**

In der Nacht auf Mittwoch hat sich unsere Bundesregierung, die österreichische Bundesregierung, und die Gewerkschaft öffentlicher Dienst, die GÖD, auf einen Gehaltsabschluss für die nächsten drei Jahre geeinigt. Also für 2026, 2027 und 2028. Im Endeffekt geht es darum, wie weit die Gehälter im öffentlichen Dienst in diesen Jahren jeweils steigen werden.

Und das ist schon deshalb bemerkenswert, weil es da eigentlich schon einen fertigen, unterschriebenen und sogar in Gesetzesform gegossenen und beschlossenen Deal vom letzten Jahr gab, den die Bundesregierung aber wieder aufgeschnürt hat, weil sie gesagt hat, für diese ursprüngliche Vereinbarung – eine Steigerung aller Gehälter um 3,3 Prozent – dafür haben wir einfach kein Geld. Deswegen hat sie diese Einigung wieder aufgeschnürt, sich wieder mit den Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen Dienstes hingesetzt und gesagt: Wir müssen das neu verhandeln, damit sich das irgendwie ausgeht mit den Steuereinnahmen und anderen Staatsausgaben, die wir so haben.

Ganz konkret schaut es jetzt so aus: In der ersten Jahreshälfte 2026, also von Jänner bis Juni, erster bis sechster Monat 2026, gibt es gar keine Gehaltserhöhung. Es ist ein Abgehen vom bisherigen Schema. Bisher sind Beamten- und insgesamt die Gehälter im öffentlichen Dienst immer mit 1. Jänner gestiegen. Nächstes Jahr ist das nicht so. Die werden erst mit 1. Juli 2026 erhöht. Dann werden sie allerdings um diese ursprünglich vereinbarten 3,3% erhöht, und so bleiben sie dann 13 Monate lang.

Und dann gibt es eine sozial gestaffelte Erhöhung, da bekommen Leute, die ein bisschen weniger verdienen, eine etwas höhere Erhöhung, Leute mit hohen Gehältern im öffentlichen Dienst bekommen ein bisschen weniger. Im Durchschnitt wird das ungefähr ein Prozent sein als Fixbetrag, der eben sozial gestaffelt ist. Und dann, wieder 13 Monate später, im September 2028, folgt die dritte Erhöhung, wieder ein Fixbetrag, im Schnitt wieder etwa ein Prozent.

Die Regierung rechnet sich das so, dass die Beamten, die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst – ich sage immer Beamte, das ist eigentlich falsch, aber dazu kommen wir gleich – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst im Schnitt über diese drei Jahre 1,5 Prozent mehr Gehalt pro Jahr bekommen. Die Gewerkschaft hingegen sagt, eigentlich steigen die Gehälter bis Ende 2028 um 5,4 Prozent. Und wer da recht hat und warum beide Zahlen irgendwie stimmen, das werden wir gleich in der Folge besprechen.

**Und wer sind die alle?**

Auf der einen Seite haben wir die Verhandlerinnen und Verhandler auf Regierungsseite. Voran der Beamtenstaatssekretär im Bundeskanzleramt Alexander Pröll von der ÖVP, der ist für den Bundesdienst zuständig, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ministerien. Der Finanzminister Markus Marterbauer von der SPÖ, der darauf schauen muss, dass unser Staat mit dem Geld auskommt, das er durch Steuern und aus anderen Quellen einnimmt und wofür er es eben ausgibt. Und von der dritten Regierungspartei ist Martina Künsberg-Sarre von den NEOS dabei.

Diese drei Parteien, die in diesen drei Personen und ihrem Personal repräsentiert sind – ÖVP, SPÖ und NEOS – bilden ja seit diesem Jahr gemeinsam eine Bundesregierung, die bei der letzten Nationalratswahl vor etwa einem Jahr so viele Stimmen erhalten haben, dass sie gemeinsam Gesetze im Parlament beschließen und verabschieden können und daher im Wesentlichen bestimmen können, was in Österreich passiert.

Und damit sie das auch tun können, stellen sie gemeinsam die Bundesregierung, die Ministerinnen und Minister, die dafür verantwortlich sind, dass diese Gesetze eben auch ausgeführt werden. Und damit das passiert, haben sie eine ganze Menge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zum Beispiel eben die Beamtinnen und Beamten im Ministerium, eine ganze Menge Vertragsbedienstete, ebenfalls Mitarbeiter in den Ministerien, vor allem aber die Leute, die man als öffentlichen Dienst kennt. Also Lehrerinnen und Lehrer, Polizistinnen, Polizisten, Soldaten, Richter, Staatsanwälte und so weiter. Das ist der öffentliche Dienst. Und um den geht es.

Also letztendlich geht es um die Frage: Wie viel zahlt diese politische Ebene ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die helfen das Land zu verwalten, die für die Sicherheit im Land sorgen, die unsere Kinder unterrichten und so weiter?

Auf deren Verhandlerseite steht der Regierung die Gewerkschaft gegenüber, die Gewerkschaft öffentlicher Dienst. Gewerkschaften sind im Endeffekt Vereinigungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in dem Fall den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundes beziehungsweise der Landeslehrer, die an Volksschulen, Mittelschulen und Sonderschulen unterrichten. Die verhandeln mit der Regierung eben immer wieder Gehaltsabschlüsse.

Betroffen von diesem Abschluss, den da die Bundesregierung mit dieser gewerkschaftlichen Vertretung macht, sind etwa 230.000 Menschen in Österreich. Alle Bundesbediensteten plus eben die Landeslehrerinnen und Landeslehrer, die aus historischen Gründen, auf die wir jetzt nicht eingehen werden, auch vom Bund bezahlt werden. Und die haben sich eben darauf geeinigt, diesen Abschluss, der erst vor einem Jahr im Parlament beschlossen worden ist, nämlich diese Erhöhung um 3,3 Prozent aller Gehälter im öffentlichen Dienst, noch einmal aufzuschnüren und stattdessen diese gestaffelte Regelung für die nächsten drei Jahre zu beschließen.

**Und warum diskutieren die da darüber?**

Im Kern geht es um zwei verschiedene Sichtweisen. Die Regierung sagt: Wir haben ein massives Budget-Problem – und damit hat sie ehrlicherweise recht. Unser Staat, die Republik Österreich, gibt weit mehr aus, als sie einnimmt und muss sparen. Allein für 2026 wird sich durch diese Einigung eine Ersparnis von 310 Millionen Euro ergeben im Vergleich dazu, wenn man mit 1.1. die Gehälter um 3,3% erhöht. Das macht man eben jetzt erst mit 1.7.2026, das heißt, das erste Halbjahr 2026 gibt es keine Gehaltserhöhung und das ganze Jahr gibt es dadurch eben diese Ersparnis von etwa 310-315 Millionen Euro.

Und außerdem, so argumentiert zum Beispiel die Chefin der NEOS Beate Meinl-Reisinger, wäre das kein gutes Signal an den Rest der Wirtschaft, wo halt auch gerade eine Wirtschaftskrise herrscht, wo viele Menschen ihren Job verlieren. Und da will man nicht das Signal aussenden, dass die Beamten und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, die vergleichsweise sichere Jobs haben, da eine große Gehaltserhöhung bekommen.

Auf der anderen Seite des Spektrums, nämlich bei den Leuten, die diese Arbeit leisten, sieht man das halt naturgemäß anders. Der Chef der Gewerkschaft öffentlicher Dienst, Eckehard Quin, ein AHS-Lehrer, der betont: Ja, es stimmt schon, wir haben diese neue Vereinbarung mit unterschrieben und wir haben dadurch Nulllohnrunden verhindert. Also dass es in den Jahren 2027 und 2028 gar keine Erhöhung geben würde. Die Regierung hatte nämlich angesichts dieser Budgetprobleme, weil sie einfach zu wenig Geld hat, damit gedroht: Okay, wir können das schon so lassen, die Einigung für 2026, aber dann gibt es halt 2027 und 2028 gar keine Gehaltserhöhung mehr.

Und außerdem wird es jetzt, sagt die GÖD, eine soziale Staffelung geben, also dass wenig Verdiener, zum Beispiel Polizeischülerinnen und Polizeischüler, Krankenpfleger, Junglehrer und so weiter, jetzt in den Jahren 2027-28 durch diesen Fixbetrag anteilig ein bisschen mehr bekommen.

Was man aber ganz klar sagen muss: Letztendlich bedeutet das für fast den gesamten öffentlichen Dienst diese Einigung, dass über diese drei Jahre es einen sogenannten Reallohnverlust geben wird. Weil ja, es stimmt, die Gehälter steigen durch diese Einigungen. Die Gehälter steigen, aber sie steigen nicht in dem Ausmaß, in dem unser Geld gleichzeitig weniger wert wird.

Das ist quasi eine Konstante im Wirtschaftsleben, dass Geld jedes Jahr ein bisschen weniger wert wird, dass man sich um die gleiche Summe ein bisschen weniger kaufen kann. Das merken wir alle im Supermarkt. Diese sogenannte Inflation bedeutet: Wenn man um 10 Euro früher noch eine ganze Menge bekommen hat, bekommt man jetzt einfach weniger um dieses Geld.

Und normalerweise schließt man Gehaltsvereinbarungen – normalerweise machen das die Gewerkschaften mit den Arbeitgebervertretern, sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Dienst – so ab, dass diese Inflation, dieser Wertverlust zumindest ausgeglichen wird, damit Arbeit letztendlich das gleiche wert bleibt, damit sich Lehrerinnen und Lehrer von dem Gehalt, das sie bekommen, von Jahr zu Jahr zumindest das Gleiche leisten können.

Und das wird mit dieser Einigung in Wirklichkeit wahrscheinlich vier Jahre lang – weil auch schon letztes Jahr hat man unter der Inflation abgeschlossen – einfach nicht der Fall sein. Das heißt 2025, 2026, 2027 und 2028 werden die Jobs im öffentlichen Dienst weniger wert werden. Das heißt, Lehrerinnen und Lehrer bekommen zwar auf dem Papier mehr bezahlt durch diese Gehaltserhöhungen, durch diese gestaffelten Gehaltserhöhungen, die wir eingangs erwähnt haben. Effektiv werden sie sich um dieses Geld aber weniger leisten können.

Und das ist die Crux: Einerseits gibt es Gründe dafür, weil der Staat halt einfach weniger Geld hat und sich nicht so viel leisten kann. Auf der anderen Seite werden diese Jobs im öffentlichen Dienst effektiv schlechter bezahlt.

**Okay, und wie betrifft das uns?**

Direkt betroffen sind all jene, die im öffentlichen Dienst arbeiten. Wenn du Lehrerin, Polizistin, beim Bundesheer, in der Verwaltung, Staatsanwalt oder whatever bist, dann weißt du jetzt, was du in den nächsten drei Jahren verdienen wirst – nämlich effektiv ein bisschen weniger.

Wir wissen schon ungefähr, wie die Inflation in diesem Jahr liegen wird, irgendwo zwischen 3 und 4 Prozentpunkten. Und in den nächsten Jahren wird es wahrscheinlich ein bisschen niedriger liegen, aber wahrscheinlich deutlich höher als diese 1%-Erhöhungen, die dann ab 2027 greifen. Das heißt, du wirst weniger verdienen, wenn du in diesen Jobs arbeitest. Wird wahrscheinlich in der Privatwirtschaft auch oft so sein – wir haben ja schon über die Metallereinigung, die wichtigste Kollektivvertragseinigung in der Privatwirtschaft, gesprochen, auch die schließt unter der Inflation ab. Aber das muss man halt festhalten.

Diese Einigung im öffentlichen Dienst ist halt auch für uns alle anderen relevant. Die öffentlichen Bediensteten sind wichtige Konsumentinnen und Konsumenten auch. Die wollen genauso Häuser bauen, Wohnungen mieten, im Supermarkt einkaufen, wie wir alle. Und wenn man weniger Geld hat beziehungsweise Geld hat, das weniger wert wird, dann gibt man weniger aus und das wiederum schwächt die Wirtschaft.

Zweitens: Der öffentliche Dienst sollte eigentlich attraktiv bleiben. Schon jetzt fehlen uns immer wieder Lehrerinnen und Lehrer, Polizeinachwuchs, Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte an den Spitälern und so weiter. Und wenn die Gehälter im öffentlichen Dienst nicht mithalten können mit anderen Sektoren, zum Beispiel der Privatwirtschaft, dann wird es wahrscheinlich noch schwieriger, Leute zu finden.

Auf der anderen Seite betrifft es uns natürlich alle als Steuerzahlerinnen und Steuerzahler oder als zukünftige Steuerzahlerinnen und Steuerzahler – wir finanzieren diese Gehälter. Wie gesagt: 1% Gehaltserhöhung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst kostet den Staat etwa 190 Millionen Euro. Und das ist Geld, das entweder aus Steuereinnahmen und anderen Abgaben kommt, also dem, was wir alle – übrigens auch die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst – von ihrem Einkommen abgeben und dann dem Staat weitergeben. Oder es kommt aus Schulden, die der Staat aufnimmt.

Und das ist viel zu viel. Wir haben da schon ein paar Mal darüber gesprochen, über das Budgetproblem des Staates, dass der Staat zu viel ausgibt und im Vergleich dazu viel weniger einnimmt. Und das bedeutet, der Staat muss an allen Ecken und Enden kürzen an seinen Leistungen. Und das tut er jetzt mit dieser Einigung effektiv in den nächsten Jahren auch bei den Gehältern im öffentlichen Dienst.

**Und ist das schon fix?**

Naja, bis vor kurzem hätte ich ja gesagt: Nein, es braucht da gar keine neue Einigung. Es gibt ja diese Einigung von Ende 2024. Damals haben die vier Parteien im Parlament – nämlich FPÖ, ÖVP, SPÖ und Grüne – gemeinsam diese Erhöhung für 2025 und 2026 dann um 3,3 Prozent der Gehälter gemeinsam beschlossen.

Aber davon ist man jetzt eben wieder abgegangen, weil man – obwohl man es damals schon hätte wissen können – drauf gekommen ist: Hoppla, eigentlich haben wir nicht so viel Geld, dass wir die Gehälter alle so erhöhen können. Und jetzt soll – das ist jetzt diese Einigung von Dienstag Abend, Mittwoch Nacht – eben die Gehälter zwar schon um 3,3 Prozent steigen nächstes Jahr, aber eben nicht mit 1.1., sondern erst mit Mitte des Jahres. Das heißt, dieses halbe Jahr, das spart mal der Finanzminister ein, quasi diese Erhöhung, weil er die nicht bezahlen muss. Das bringt ihm eben nächstes Jahr etwa 310 Millionen Euro und in den Jahren drauf wahrscheinlich noch mehr, weil dann muss er überhaupt nur um 1% erhöhen, während seine Einnahmen durch die Inflation wahrscheinlich stärker steigen.

Das Ganze muss allerdings erst formalisiert werden in einem Gesetzesbeschluss im Nationalrat, der ist aber praktisch nunmehr Formsache, weil ja Vertreterinnen und Vertreter aller drei Regierungsparteien, die im Nationalrat eine Mehrheit haben, das gemeinsam beschließen können und das problemlos machen können.

Die größte Oppositionspartei, die FPÖ, die war nicht bei dieser Einigung dabei, die hält das für einen großen Raub, einen Verrat an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im öffentlichen Dienst. Die wird wahrscheinlich dagegen stimmen, aber die Mehrheit von ÖVP, SPÖ und NEOS wird das sehr wahrscheinlich beschließen und damit ist das mal formalisiert.

Aber natürlich, theoretisch könnten sie, ich weiß nicht, nächstes Jahr sich wieder hinsetzen und auch diese Einigung wieder aufschnüren. Gesetze sind in Österreich nie für die Ewigkeit gemacht und obwohl das jetzt mal beschlossen und unterschrieben ist, kann es sich natürlich nächstes Jahr wieder drehen. Sollte zum Beispiel der Spardruck noch höher werden oder positiv die Wirtschaft so aufblühen, dass man sagt: Okay, wir machen da doch noch mal eine Nachverhandlung.

Große Frage ist natürlich: Wie geht es dann ab 2028 weiter? Bis dahin, mal schauen, ob wir dann noch dieselbe Regierungskonstellation haben und wie die Gewerkschaften dann Druck machen können auf eine bessere Einigung. Natürlich wird die Gewerkschaft, die Vertretung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, versuchen, diese Reallohnverluste wieder hereinzuholen. Aber wie dann die wirtschaftliche Situation ist, wäre jetzt Kaffeesudleserei.

**Und woher weißt du das eigentlich?**

Hauptquelle sind einerseits die Aussendung der Bundesregierung und auf der anderen Seite die von der Gewerkschaft öffentlicher Dienst verkündete Einigung, wo die Details zu diesen Erhöhungen drinstehen. Es ist eine relativ komplizierte Sache mit diesem 1.7., dann 13 Monate 3,3%, dann jeweils nochmal 13 Monate zweimal 1%. Ich verlinke euch das in den Show Notes, da könnt ihr es euch ganz genau anschauen.

Ich habe mir das auch ein bisschen nachgerechnet, wie man auf diese 310 Millionen Euro an Ersparnis kommt für den Finanzminister. Das könnt ihr auf Reddit in einem längeren Posting nachlesen. Spoiler: Es kommt ziemlich genau hin, diese Ersparnis, das ist schon nachvollziehbar.

Und ja, diese unterschiedlichen Kommunikationsformen, dass die Regierung sagt, im Durchschnitt nur Erhöhung 1,5 Prozent, während die Gewerkschaft auf insgesamt 5,4 Prozent Erhöhung pocht – was beides stimmt, halt nur unterschiedlich gerechnet ist – das stand aus den Presseaussendungen zu dem Thema, wo halt jede Seite versucht, ihre Deutungshoheit beizubehalten.

Im Endeffekt bleibt halt die Tatsache: Es ist ein Kompromiss zugunsten einer Budget-Sanierung, an der wir alle letztendlich in irgendeiner Form mithelfen und mitarbeiten müssen. Das kann man gut finden, das kann man schlecht finden und es sind natürlich immer Balance-Fragen.

Pensionistinnen und Pensionisten bekommen zum Beispiel im Schnitt eine Erhöhung von 2,25% im nächsten Jahr und da gibt's keinen so einen 3-Jahres-Abschluss, dass man gesagt hat: Okay, und dann die nächsten Jahre erhöhen wir um weniger. Da gilt nach wie vor die automatische Pensionserhöhungsformel, dass immer um die Inflation erhöht wird. Hätte man natürlich auch anders machen können. Aber das sind halt individuelle Kritikpunkte.

Ob das jetzt richtig ist, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im öffentlichen Dienst zu sparen und genau in diesem Ausmaß zu sparen, dass man eben deutlich unterhalb der Geldentwertung erhöht, das ist eine Auslegungssache. Man kann natürlich wie die Regierung argumentieren: Wenn schon die Privatwirtschaft unter der Inflation abschließt, sollten wir im öffentlichen Dienst nicht drüber liegen. Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass da wichtige Ämter – Lehrer, Staatsanwälte, Soldaten und so weiter – jetzt effektiv weniger verdienen werden.

**Also: Ist das wichtig?**

Ja, in Summe geht es da Jahr für Jahr in der Größenordnung um 19 Milliarden Euro, die allein der Bund für den öffentlichen Dienst ausgibt, also eben für alle seine Angestellten und die Landeslehrerinnen und Landeslehrer. Und es geht da in Wirklichkeit um noch mehr Geld, also 20 Milliarden Euro und mehr, weil auch die Bundesländer und Gemeinden, die ja ebenfalls Beschäftigte haben – von Menschen in den Gemeinden, die sich um die gemeinsamen Gartenflächen der Gemeinden kümmern, die Straßen kehren und so weiter, oder in den Ländern ganz, ganz viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeskrankenanstalten – die alle übernehmen im Normalfall diese Einigung für den öffentlichen Dienst vom Bund. Und die meisten Bundesländer haben das schon angekündigt.

Also einerseits geht es da um sehr viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Fast jeder hat in seiner Familie irgendwelche Leute, die im öffentlichen Dienst arbeiten. Und andererseits geht es halt um unser Steuergeld und zwar wirklich viel davon. 20 Milliarden Euro, das ist ungefähr ein Sechstel dessen, was der Bund insgesamt ausgibt. Also ein relativ großer Anteil am Kuchen. Und da ein bisschen weniger zu erhöhen und ein bisschen mehr einzusparen, macht halt einen massiven Unterschied darauf, wie wir mit unseren Steuern durchkommen und was wir damit finanzieren können.

Spannendes Thema und ganz, ganz wichtige zentrale Frage – einerseits für viele Menschen, die für den Staat arbeiten, und andererseits für die Menschen, die den Staat finanzieren müssen.

Und das war's mit dieser Folge "Ist das wichtig?", Politik für Einsteiger. Die Idee dieses Podcasts ist, ein Einsteigerprogramm für Menschen zu bieten, die sich zwar für Politik interessieren, aber sich nicht jeden Tag damit beschäftigen.

Ich freue mich über euer Feedback an podcast@istdaswichtig.at oder per Sprachnachricht an die WhatsApp-Nummer in den Show Notes. Und falls ihr in diesem Umfeld Werbung machen wollt, wendet euch bitte an office@missing-link.media.

Wenn ihr euch für Formate für Fortgeschrittene interessiert, möchte ich euch noch meine beiden E-Mail-Newsletter ans Herz legen: Den Leitfaden, in dem ich immer dienstags aktuelle politische Themen für das Magazin Datum kommentiere, und Einfachpolitik, eine sachpolitische Analyse für die WZ, die jeden Donnerstag erscheint. Die Links zur kostenlosen Anmeldung für beide stelle ich euch in die Show Notes. Und falls ihr mehr hören wollt: Ich gehöre auch zum Team von – ganz offen gesagt – Österreichs bestem Gesprächspodcast für Politik-Interessierte.

"Ist das wichtig?" ist ein Podcast von mir, Georg Renner, in Kooperation mit Missing Link. Produziert hat uns Konstantin Kaltenegger, die zusätzliche Audiostimme ist von Maria Renner. Logo und Design von Lilly Panholzer. Danke für Titel und Idee an Andreas Sator vom Podcast "Erklär mir die Welt!"

Danke fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal!

Autor:in:

Georg Renner

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