IchKraft. WirKraft. FührungsKraft.
Doris Brandhuber, Founder & CEO "Less is More"

In dieser Episode sprechen die Hosts Daniela Zeller und Stefan Lassnig mit Doris Brandhuber, Gründerin des Naturkosmetikunternehmens "Less is More", über Führungsrollen, Unternehmertum, Resilienz und die Herausforderungen der Alleinverantwortung. Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung von Führungsqualitäten, reflektierte Macht, Teamdynamik sowie der Umgang mit Veränderungen und Fehlerkultur.

Daniela Zeller
Hallo zu Folge drei. Heute sprechen wir mit Dr. Doris Brandhuber, der Gründerin von Less is More, über klare Rollenverständnisse, über die Gestaltungsmacht einer Führungskraft und auch über die Einsamkeit an der Spitze.
Und wir sprechen darüber, wie man ein Unternehmen erfolgreich aufbaut und führt. Aber zuvor besprechen wir beide, was uns gerade bewegt. Hallo Stefan.

Stefan Lassnig
Hallo Daniela.

Daniela Zeller
Was bewegt dich Ende Juli 2025?

Stefan Lassnig
Ich werde versuchen, im August Urlaub zu machen und ich sage deswegen versuchen, weil es mir tatsächlich schwerfällt, derzeit als Geschäftsführer, Haupteigentümer von einem kleinen Unternehmen wirklich loszulassen. Es ist auch unrealistisch, dass ich zwei Wochen lang wirklich gar nichts mache. Das ist leider wirklich unrealistisch. Das nehme ich mir auch gar nicht vor, weil das werde ich nicht schaffen. Aber ich nehme mir vor, zumindest tageweise mich wirklich offline zu nehmen, vor allem in die Natur rauszugehen. Es ist ja in unserem Podcast mit unseren Gästen oft ein Thema, Wie kommt man in die Ich Kraft? Und da ist ja sehr oft das Thema Resilienz und auf den eigenen Körper hören ein Thema und das werde ich versuchen und das beschäftigt mich momentan wieder.
Wie gut wird mir das gelingen?

Daniela Zeller
Warum fällt es dir schwer loszulassen?

Stefan Lassnig
Einerseits sind es operative Gründe, weil es wirklich immer nur Aufgaben gibt, die sonst niemand macht, was ein reines Führungsversagen ist. Also das ist jetzt nicht ein Vorwurf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern das ist Führungsversagen. Also da habe ich einfach bestimmte Dinge noch nicht abgeben können oder abgeben wollen. Und das ist eigentlich der Hauptgrund, wieso es tatsächlich da oder dort fast nicht derzeit nicht geht. Gar nicht so sehr, weil ich nicht das Vertrauen habe oder weil ich mir denke, ohne mich geht es nicht, sondern weil es wirklich konkrete Dinge gibt, die an mir hängen.

Daniela Zeller
Ja, aber du bist da jetzt sehr streng zu dir. Ich finde nicht, dass das Führungsversagen ist, denn du hast das Unternehmen gegründet, du führst das. Es ist ein kleines Team und da ist es ganz logisch, dass es Dinge gibt, die einfach nur du machen kannst. Aufgrund deiner Rolle, aufgrund deines Amtes.

Stefan Lassnig
Ja, aber das Ziel muss sein, dass es nicht so ist.

Daniela Zeller
Ja und nein, vielleicht geht das auch nicht.

Stefan Lassnig
Wobei man sagen muss, wenn man selbstständig ist und Unternehmer oder Unternehmerin ist, hat es natürlich schon den Vorteil, dass man ja selber bestimmen kann. Ich kann zum Beispiel, wenn ein regnerischer Tag ist, okay, jetzt arbeite ich zwei Stunden und wenn schönes Wetter ist, dann sage ich morgen arbeiten wir nichts und gehen schwimmen. Das ist natürlich schon ein Riesenvorteil. Aber die Balance zu wahren ist echt nicht so einfach.

Daniela Zeller
Ja, das weiß ich. Und es ist auch nicht so ratsam, alles wirklich abzugeben. Also das wäre vielleicht einmal eine extra Folge. Ist ganz interessant. Ich komme ja gerade aus dem Urlaub. Ich war gerade zwei Wochen auf Urlaub und ich hatte ähnliche Themen. Also ich wollte unbedingt arbeiten, aber aus einem ganz positiven Antrieb heraus.
Also gerade so jetzt im Frühsommer, ich habe viele Ideen gehabt, du hast es eh mitgekriegt. Ich wollte vieles umsetzen. Es hat sich auch gerade vieles bewegt, so in die richtige Richtung. Und ich habe mir fast gedacht, so aha, okay, jetzt Urlaub, das ist so Unterbrechung von diesem Flow. Andererseits, ich habe ja auch Familie und freue mich ja auch dann ganz viel Zeit mit meinen beiden Männern zu verbringen, meinem Sohn und meinem Mann. Und daher war es schön und mein Vorhaben war aber in der zweiten Woche dann wieder was zu tun und dann, du hast es eh mitgekriegt, bin ich auf einem Berg gelandet in Kärnten und es gab kaum Internet und ganz schlechtes WLAN und eine ganz schlechte Telefonverbindung und ich war zum Nichtstun verbannt. Jetzt haben viele Ja, ist wunderbar.
Nur so entspannend war es dann gar nicht, weil ich hätte wirklich ein paar Dinge so gerne erledigt und das ging dann auch nicht. Und ich musste dann sehr diszipliniert sein zu Nö, egal, das kannst du am Montag immer noch machen. Jetzt genießt die Zeit, ist mir nicht so leicht gefallen. Ich glaube, ich wäre noch entspannter gewesen, wenn ich so hin und wieder mal die eine Stunde mich um die Firma hätte kümmern können.

Stefan Lassnig
Ja, genauso geht es mir auch. Und ich muss mir es aber dann einteilen. Also ich sage zum Beispiel, zwei Stunden in der Früh arbeite ich, dann bin ich beruhigt und dann kann ich den restlichen Tag genießen. Ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass wir in unseren Rollen sehr verhaftet sind. Bei dir ist es auch wie bei mir die unternehmerische Rolle, die Rolle der Unternehmensführerin und aber wir machen es auch gern. Also bei mir ist es definitiv so, ich mache es auch gern.

Daniela Zeller
Ja, und ich habe wirklich in Phasen meines Unternehmertums mal auch zu viel abgegeben und hab dann wirklich so jetzt zwei Wochen. Dankeschön, auf Wiederschauen. Und das war rückblickend betrachtet ein großer Fehler. Also von daher ist es auch total okay, da dranzubleiben. Und weißt du, ich habe es auch mitgekriegt jetzt im Urlaub. Also es gab da ein Eck, da hatten wir WLAN und dieses Eck war immer besetzt von Menschen mit dem Laptop, mit dem Telefon. Und da habe ich gemerkt, es arbeiten einfach irre viele Menschen so ein bisschen im Urlaub.
Und das hat mich dann auch wieder beruhigt. Und ich denke mal, diese strikte Trennung, da bin ich nicht so der Fan davon. Es gehört zum Leben dazu und man muss es gut ausbalancieren.

Stefan Lassnig
Genau, die Balance, denke ich, ist das Wichtige und auch das Verständnis, dass wir halt verschiedene Rollen, dass die sich teilweise mischen miteinander. Und über das Thema Rollen und Rollenverteilung haben wir ja mit unserem heutigen Gast sehr ausführlich gesprochen.

Daniela Zeller
Dann gehen wir rein ins Gespräch mit Dr. Doris Brandhuber:

Ich freue mich ganz besonders auf unser heutiges Gespräch, denn Unser Gast ist Dr. Doris Brandhuber. Sie ist Chemikerin, Aromatherapeutin, Organisationsentwicklerin und Unternehmerin. Sie hat ein Forschungsstipendium in Yale sausen lassen und hat stattdessen 2005 Less is more. Gegründet und hat stattdessen Less is More gegründet. Less is More ist die österreichische Naturkosmetik Brand für Haare, Gesicht und Körper und die Brand mit den allertollsten Düften. Motto der Organisation von Doris ist Von der Natur lernen Und ja, ich muss auch dazu sagen, Doris hat nicht nur gegründet, sondern sie führt dieses Unternehmen nach wie vor.
Doris herzlichen Glückwunsch zum jährigen Jubiläum.

Doris Brandhuber
Danke Daniela, Danke für die Einladung. Auch danke Stefan. Ich freue mich total hier zu sein heute. Ja, die Jährigen, Du hast ein bisschen vorweggenommen, weil Tatsächlich haben wir 2005 begonnen. Offizielle GmbH Gründung war 2007 Das heißt, ich habe mir noch zwei Jahre jetzt gelassen für die Feier, aber für dich.

Daniela Zeller
Ist er das 20 Jahre, oder? Also du als Gründerin, du als Führungskraft.

Doris Brandhuber
Aber Dieses Reflektieren solcher, wenn man so will, Milestones oder dieses okay, das sind jetzt schon 20 Jahre, was ist passiert? Das muss man sich tatsächlich auch immer wieder vornehmen. Das passiert nicht immer so.
Es fällt mir aus heiterem Himmel ein. Nachdem das Unternehmen noch wächst und blüht und gedeiht, ist immer genug Tagtägliches zu tun und ja, auch fürs Reflektieren, das muss man sich auch ein bisschen vornehmen.
Das passiert nicht.

Daniela Zeller
Dann nehmen wir uns das jetzt vor, für die nächsten 30 40 Minuten diesen Prozess anzufangen einzuleiten. Doris, vielleicht gibst du uns so einen kurzen Überblick. Mit wie vielen Menschen hast du begonnen? Also wen hast du zu Beginn geführt und wie viele Personen führst du heute?

Doris Brandhuber
Also zu Beginn habe ich mich selbst geführt und ich habe gemeinsam mit dem Hannes Trummer das Unternehmen gegründet, aber wir haben uns nicht gegenseitig geführt geführt, sondern wir waren inspiriert, wenn man so will, etwas gemeinsam zu machen und Mitarbeiter innen kamen dann im Laufe der Zeit dazu. Jetzt im Moment sind es circa zehn Personen. Das hat sich in den letzten Monaten aber drastisch reduziert. Wir haben gerade eine sehr große Veränderung oder Veränderungen im Unternehmen prozessual vorgenommen und Dinge ausgelagert. Dadurch ist es jetzt deutlich kompakter, fast halbiert, Was ich aber auch sehr schön finde. Ich habe zwar, wenn man so will, weniger, könnte man sagen, Führung, aber eigentlich ist es fokussierter und für mich auch ein klareres Führungsfeld, das sich damit auftut.

Daniela Zeller
Wann hast du damit begonnen, dich als Führungskraft wahrzunehmen?

Doris Brandhuber
Ich habe es lange, muss ich sagen, nicht so recht wollen. Also die Rolle, Ich wusste, ich bin in der Rolle und ich werde auch so wahrgenommen ringsum. Also ich hatte jetzt keine Probleme, dass meine Mitarbeiterinnen mich als Führungskraft wahrnehmen. Ich habe es aber selbst gar nicht so wollen. Und irgendwann habe ich dann gesehen, okay, es ist nicht hilfreich, weder für mich, weil ich immer irgendwas anderes möchte, noch jetzt für meine Mitarbeiterinnen und habe mir dann irgendwann gedacht, also eigentlich, weil du gesagt hast, Organisationsentwicklerin, eine Freundin von mir hat eine Ausbildung gemacht, dann ihr Trainingsprojekt bei uns in der Firma gemacht und dann habe ich gemerkt, man kann das ja auch lernen. Also das war für mich so ein Aha, okay. Und dann habe ich auch relativ rasch mich selbst mal eingecheckt und eine Ausbildung gemacht, ein MPA Studium, Management Wissenschaften, Das gibt es tatsächlich und das war wirklich wichtig für mich, auch mich mit dieser Rolle zu Ja, ich bin in dieser Rolle und was ist damit verbunden?
Damit wurden dann viele Dinge auch weniger persönlich und klarer okay, das ist einfach meine Rolle und es gibt auch Tools. Manche Dinge mache ich schon natürlicherweise richtig, manche muss ich einfach dazu lernen oder kann man auch nicht einfach schreiben. Lesen lernt man auch.

Daniela Zeller
Was hat das bei dir im Unternehmen und auch für deine Mitarbeitenden verändert, dass du plötzlich ganz klar in der Rolle warst und dass du Handwerkszeug, dass du Tools hattest.

Doris Brandhuber
Also ich hatte von manchen direktes Feedback auch dazu, wo man auch gemerkt hat oder gesagt wurde, irgendwie machst du das jetzt anders. Also es wurde einfach wahrgenommen, irgendwas ist da jetzt anders. Und es war, glaube ich, wenn ich so will, für die Mitarbeiterinnen einfach mehr Klarheit, auch mehr Sicherheit im Gefühl. Ich werde geführt und sagen wir so, ich sehe es nach wie vor, es ist ein Entwicklungsfeld, man ist nicht fertig und ich lerne permanent was Neues auch dazu. Aber ich bin in diesem okay, ich muss auch nicht alles wissen, ich muss nicht alles können, souveräner gegenüber meinen Mitarbeiterinnen allein, das hilft ihnen auch. Also okay, es ist klar, ich habe die Verantwortung, ich bin Führungskraft, aber ich bin auch offen und erwarte nicht ganz, ganz perfekte Dinge, auch nicht von mir selbst.

Daniela Zeller
Ich habe letztens einen super Satz gehört und Verantwortung heißt, man muss die Antworten organisieren und die richtigen Fragen stellen, damit man die Antworten für das Team organisiert. Das finde ich ein unglaublich schönes Bild.

Doris Brandhuber
Und das Thema mit den Fragen, das ist so ein ganz wesentlicher Teil, den ich auch wirklich gelernt habe. Es ist so wichtig, auch die richtigen Fragen zu stellen, um diese Antworten mal zu bekommen und dann zu schauen, was liegt jetzt hier und eben genau wie du sagst, das dann zu organisieren.

Stefan Lassnig
Ich finde extrem spannend, was du gesagt hast, dass du am Anfang diese Rolle eigentlich gar nicht ausfüllen wolltest oder nicht so recht gewusst hast, wie du diese Führungsrolle anlegen sollst, weil ich kenne ganz viele junge Führungskräfte, denen das auch passiert ist, die nicht genau gewusst haben, wie sie diese Rolle anlegen sollen und was da oft unterschätzt wird. Und du hast es heute schon gesagt und der Gast unserer ersten Folge, die Frau Sperandio, hat was ähnliches gesagt, dass Menschen wollen ja geführt werden und nicht im Sinne von die wollen ihren Willen an der Garderobe abgeben. Aber in einem unternehmerischen Kontext habe ich öfter gehört, ich wünsche mir mehr Klarheit in der Führung und da habe ich weniger oft gehört. Ich wünsche mir weniger Klarheit in der Führung und wie du richtig sagst, ich glaube, dass man das zum Teil lernen muss, aber man muss sich vor allen Dingen mit dem Rollenverständnis auseinandersetzen. Was hat dir da geholfen, dieses Rollenverständnis zu finden?

Doris Brandhuber
Also sagen wir so, wenn man das Rollenverständnis nimmt, also ich bin ja schon mit etwas reingegangen, was ich kannte und was mir leicht gefallen ist. Ich war vorher auf der TU Wien, habe Dissertation gemacht und war dort auch quasi als wissenschaftliche Fachkraft, aber auch in der Lehre tätig. Und dieses andere zu unterweisen und sie zu unterstützen, auch bei Labortätigkeit oder zu unterrichten, da sind schon auch Dinge drinnen, die habe ich 1 zu 1 mitgenommen und das habe ich auch sehr genossen. Also Leute zu entwickeln, Potenziale zu sehen und die zu entfalten, das ist etwas, was ich sehr wertvoll finde und nach wie vor mitnehme. Aber der Teil, wo man dann vielleicht, was jetzt auf der Uni natürlich nicht der Fall ist, weil es ist letztlich für mich nicht relevant, was jeder aus sich macht, da ist jeder für sich selbst dann verantwortlich. Aber als Unternehmerin und es sind Angestellte, da ist man in einem ganz anderen Verhältnis. Also es Es gibt Bringschulden, Holschulden und diesen Teil, wo ich auch sagen muss, ich muss und darf etwas von dir verlangen.
Das war irgendwie ganz, ganz schwierig. Oder auch unangenehme Entscheidungen treffen.
Konflikte ist auch ein Thema. Da muss ich dann reingehen, habe mich eher immer als konfliktscheu wahrgenommen. Und letztlich hat aber das Verständnis, das ist eine Rolle. Da geht es jetzt nicht um, wie ich von Mensch zu Mensch interagiere, da kann ich meine Werte 1 zu 1 mitnehmen, aber in der Rolle muss ich einfach gewisse Dinge tun. Und das wird auch erwartet von mir. Und das hilft schon oder hat dann sehr geholfen, wie ich gesehen habe. Das wird eh erwartet, auch wenn das für mich schwer ist, da reinzugehen.
Aber je mehr ich das auch angewandt habe und so gesehen habe und wenn es nicht mehr so für mich auf der persönlichen, sondern es ist eine Rolle, das hilft auch, das tun zu können, hilft da den Mitarbeiterinnen, dass sie in ihre Rollen auch reinkommen können. Das war schon ein entscheidender Schlüssel.

Stefan Lassnig
Wir werden eh nur eine eigene Folge zum Thema Macht aufnehmen, weil da spielt es natürlich auch mit rein. Du hast ja als Führungskraft unter Anführungszeichen eine gewisse Macht und manche scheuen sich vor der Macht und da muss ich leider sagen, Männern fällt es leichter, die haben irgendwie Ja, das mache ich schon. Frauen sind da viel reflektierter, was ja prinzipiell gut ist, was aber dann oft dazu führt, dass man zu viel reflektiert und sich vor dieser Macht dann scheut. Und man kann ja die Macht aber genauso für was Positives einsetzen und zum Teil wird es auch erwartet, dass man sie einsetzt. Das ist ja das absurde Negativ.

Doris Brandhuber
Und es ist ein bisschen, wenn man so will, es ist auch das Framing des Wortes. Wenn ich jetzt sage, natürlich will ich gestalten, warum gründe ich denn ein Unternehmen? Weil ich habe eine Idee und ich will das auch umsetzen. Aber das hört sich ganz anders an. Ich will Macht haben, aber natürlich, es ist eigentlich dasselbe. Also wenn ich nichts zu sagen habe, wenn ich keine Macht hab, dann kann ich ja nicht gestalten. Also das geht Hand in Hand und von der Seite fällt es mir relativ leicht. Und ich glaube an der Stelle zu reflektieren, ob man damit sein Ego füttert, über Menschen bestimmen zu können oder sie vielleicht dann in narzisstischer Weise demütigen zu können.
Ich glaube da kann man schon sehr klar für sich, wobei das einmal sagen, aber Machtmissbrauch dann ja der dunklen Zeit und das ist nicht die Macht selbst, sondern das ist der Missbrauch dessen.

Daniela Zeller
Aber Macht kommt ja vom Machen und eine Macherin zu sein ist ja wieder, ist ja toll. Dann ist man jemand, der was vorantreibt. In deinem Fall was Gutes gestalten hat.

Stefan Lassnig
Mir da sehr gut gefallen, das Wort, weil wie du richtig sagst, um was gestalten zu können, muss man ja gewisse Mittel haben oder gewisse Möglichkeiten haben.

Doris Brandhuber
Ganz genau. Und ich meine natürlich Mittel, da gehören auch materielle Ressourcen dazu. Letztlich sind auch dann die Mitarbeiterinnen auch Ressourcen. Und dass ich darüber verfüge, das ist sozusagen meine Macht, die ich in dem Fall habe, die aber eh auch abgemildert wird. Also erstens bin ich nicht die Alleineigentümerin von dem Ganzen. Es gibt ein Marktumfeld, in dem man sich bewegt, also so eine Machtausübung. Ich finde es aber immer wieder spannend, weil ich lese halt auch gerne, vor allem seit meinem Studium auch Fachliteratur und wenn man dann hört, was sich der Anteil narzisstischer Persönlichkeitsstörung gerade in den Führungsetagen überdurchschnittlich hoch ist, es gibt mir schon zu denken, weil ich mir auch nicht vorstellen kann, wie das wirklich den Unternehmen nützt.
Also wenn ich es jetzt rein von der ganz fachlichen, also ich glaube nicht, dass das Organisationen gut tut und natürlich den Mitarbeiterinnen, die von solchen Personen geführt werden, schon gar nicht.

Daniela Zeller
Bin ich ganz bei dir, glaube ich auch Hannes und du, ihr habt ja gemeinsam gegründet, ihr wart auch gemeinsam verantwortlich und dann hat er sich vom Operativen zurückgezogen und du bist operativ allein Verantwortliche gewesen. Wie war das für dich? Weil ich denke mal, es ist noch mal was anderes, wenn man das zu zweit macht und eins übernimmt die und eins der und dann auf einmal hat man selbst die alleinige Verantwortung.

Doris Brandhuber
Also sagen wir so ganz so ist es nicht. Ich hatte, wenn man so will, das Glück, wir haben ja einen Investor kurz eigentlich, das war fast zeitgleich zu dem Zeitpunkt auch, als der Hannes und ich uns privat getrennt haben, der damals an Bord gekommen ist und irrsinnig motiviert und auch talentiert war, auch operativ mitzuarbeiten und der mich unheimlich unterstützt seither. Also wir arbeiten jetzt mittlerweile seit 15 Jahren quasi so auch im Team. Und das Schöne ist, dass wir untereinander diese Definitionen, wer ist jetzt hier der Chef? Ich habe offiziell die Geschäftsführung, formal bist du es formal, ganz klar. Und unterstützt aber in den Führungsaufgaben, übernimmt sie auch in Bereichen, wo ich mich nicht so gut auskenne. Also das ist, es gibt ja auch einfach diesen fachlichen Teil.
Hier geht es nicht nur um, wie man Personen führt, sondern auch Fachkompetenzen, wo er Fachkompetenzen mitbringt, die mich sehr gut ergänzen. Und insofern bin ich da nicht ganz allein, muss sagen, ich kann es mir, weil ich es jetzt auch nie anders gemacht habe, auch nicht wirklich anders vorstellen. Also ich glaube, es hilft schon, wenn man auf dieser Ebene auch einen Sparring Partner hat, wo man mal sagen kann, ich weiß, ich muss jetzt da Entscheidungen treffen, das wäre jetzt mein Gefühl, aber ich bin mir wirklich unsicher, mit wem kann man das diskutieren? Und das ist was, was schwierig ist, jetzt mit Mitarbeiterinnen zu diskutieren. Also da auszudrücken, ich habe jetzt totale Zweifel und war es jetzt echt gar nicht, ist das das Richtige oder das Falsche? Das ist etwas, wo.
Ja, das ist in der Rolle. Ich meine, das Schöne ist, man kann sich ja dafür auch Coaches, Berater, ich habe das quasi ein bisschen intern und das ist schon eine große Hilfe.

Stefan Lassnig
Ich habe immer gesagt, das habe ich als eigenen Leib erlebt. Je weiter du nach oben kommst in der Hierarchie, desto einsamer wirst du. Und das stimmt total. Also über, wenn du allein verantwortlich bist und keine Sparringpartnerin oder keinen Sparringpartner hast, das ist schon auch belastend, eben wie du sagst, weil das hat uns ja der Rudi Anschober in der zweiten Folge auch so erzählt. Du, du musst dir als Führungskraft Souveränität ausstrahlen, Du musst dir das Gefühl geben, du weißt, wo es lang geht. Du hast eine Ahnung auch wie man zum Beispiel eine schwierige Situation bewältigt. Natürlich kann man sich auch mal verletzlich zeigen oder man kann auch mal Gefühle zeigen, aber seine Mitarbeiterinnen zum Beispiel zu fragen, glaubt ihr, wie gehe ich mit dieser Entscheidung, wie soll ich mit dieser Entscheidung umgehen, kann auch voll nach hinten losgehen.
Und deswegen, je höher, desto einsamer.

Doris Brandhuber
Ja, also man kann das fein dosieren. Also Souveränität kann sich schon auch darin ausdrücken, dass ich jetzt einmal sage, im Moment weiß ich nicht so genau, aber auch darin, also Man sollte schon Maß halten damit. Also ich glaube, es ist auch Teil von Souveränität, das auch zu zeigen, dass man nicht immer alles sofort weiß und sich vielleicht auch dann mal Unterstützung holt. Aber das kann man nicht abwälzen. Also dieser Schritt geht nicht, dass ich das jetzt den Mitarbeiterinnen umhänge sozusagen.

Daniela Zeller
Was war der Höchststand von Personen, die du geführt hast?

Doris Brandhuber
Zwanzig.

Daniela Zeller
Was ist für dich einfacher, 20 Menschen zu führen oder zwei? Zwei warum?

Doris Brandhuber
Also sagen wir so, bei 20 waren schon auch Hierarchieebene noch dazwischen. Das heißt, direkt hatte ich weniger, aber natürlich ist man tagtäglich einfach mit mehr Personen, Konfrontation ist das falsche Wort. Also man erlebt sie und bekommt natürlich, vielleicht ist es dann noch mal leichter, wenn es ein ganz großes Unternehmen ist. Bei 20 Personen kriegst du die persönliche Geschichte von jeder Person mit und das spielt dann immer auch mit. Also schwingt einfach emotional. Wenn ich jetzt Entscheidungen treffe, weiß ich einfach ganz genau, was das für wen und wie die auch persönlich darauf reagieren, auch wenn ich eine Ebene dazwischen hab. Und es ist halt leichter, sehr klar zu sein mit weniger Personen, würde ich sagen.

Stefan Lassnig
Mir hat einmal ein sehr kluger Unternehmensberater gesagt, die schwierigste Größe von Unternehmen ist so zwischen 15 und 50. Weil wenn du drunter bist, kannst du die Leute noch direkt führen, so wie du gesagt hast, du hast noch direkten Kontakt, du hast keine Zwischenebenen, du hast keine Hierarchieebenen, sondern du führst ein kleines Team in Wahrheit. Man sagt ja so, man sollte eigentlich eine Führungsspanne von 10 bis 12 Leuten maximal haben.

Doris Brandhuber
Genau.

Stefan Lassnig
Okay, jetzt lassen wir es einmal 15 sein, aber dann brauchst du Zwischenebenen. Und wenn du jetzt ein kleines Team hast und sagen wir ein mittleres Team mit 20 Leuten, hast du zwar immer noch einen Überblick und kennst da alle, so wie du sagst, hast aber trotzdem nicht mehr direkten oder solltest nicht mehr direkten Zugriff haben auf die Leute in der zweiten Ebene, was dann wieder leichter wird, wenn es ganz ein großes Unternehmen ist, weil dann bist du von den nicht von dir geführten weiter weg. Deswegen ist die schwierigste Unternehmensgröße sagt eher so zwischen 20 und 80, weil du da immer noch direkt irgendwie involviert bist, aber eigentlich nicht mehr sein solltest.

Daniela Zeller
Also du bist so implizit aber explizit eigentlich nicht mehr. Ja, und das Problem ist aber, wenn man so wenige Menschen hat und es funktioniert alles sehr über die Beziehungsebene, es geht auf Zuruf, man kennt sich, man weiß, wie tickt die andere und so, dann kann man es leicht verabsäumen, Systeme einzuführen und von der Beziehungsebene in eine Systematik zu kommen. Also das ist bei mir im Unternehmen ein großes, großes Thema. Bin ich gerade dran. Wie ging es dir mit diesem Thema?

Doris Brandhuber
Also sagen wir so, diese Beziehungsebene, auch wenn es jetzt ein kleineres Team ist, ich meine, bei uns ist jetzt auch so, dass gerade in den letzten Monaten auch einen Wechsel gegeben hat, wo sehr langjährige Mitarbeiterinnen gleich mehrere aus unterschiedlichen Gründen sehr kurz hintereinander gegangen sind und wir haben jetzt ganz neue Leute dabei, was natürlich auch hilft, wenn man so will, weil diese Beziehungsebene noch gar nicht da ist. Also man kann da auch wieder, wenn man so will, das Ganze frisch, unbelastet, unbelastet, das hilft irgendwie schon. Muss ich aber sagen, das ist etwas, was man nicht nur intern sozusagen im Unternehmen angehen kann, sondern auch extern. Wenn ich jetzt an meine Historie denke, ich habe einfach in den letzten Jahren zunehmend Aktivitäten, Sozialleben, Freizeitaktivitäten völlig entkoppelt von meiner Arbeit, von meiner Tätigkeit. Und da ist es für mich auch klarer, wo ist privat und wo ist diese Beziehungsebene auch eine persönliche, private und wo ist sie auch wenn wir total Spaß haben, ein wirklich gutes, mitmenschliches Miteinander haben. Aber für mich ist es klar, da bin ich in der Rolle und ich bin jetzt nicht da, weil ich Freundschaften zum Beispiel suche und damit ist es für mich schon mal leichter und ich glaube, damit ist es irgendwie auch letztlich für die Mitarbeiterinnen klarer. Und Beziehungsebene ist halt nur eine in der Führungsarbeit.

Stefan Lassnig
Wie wichtig ist dir als Führungskraft gemocht zu werden in deiner Rolle als Führungskraft jetzt?

Doris Brandhuber
Ja, das ist auch so. Ich habe ja gesagt, also Konflikte fand ich ganz schwierig und eigentlich ging es mir früher sicher mehr darum, nichts Unangenehmes zu machen, was man übersetzen kann. Man will gemocht werden.

Daniela Zeller
Also war es zu weich dann auch in der Führung?

Doris Brandhuber
Ja, ja. Also dieses dann Nein sagen zu müssen bei Dingen und weiß ich nicht, wenn es um Geld geht oder man tatsächlich mal sagen na, ich bin nicht zufrieden mit der Arbeit, mit der Leistung, da erwarte ich mir mehr oder in einen Konflikt hineinzugehen, fand ich unheimlich schwierig. Und ich meine, ich glaube, jetzt trenne ich das in so eine. Es ist mir schon wichtig, dass ich als Mensch mit dem, wofür ich stehe und was meine Werte sind, dass das sehr klar ist. Und das möchte ich auch nicht korrumpiert wissen, ob ihr mich dann mögt oder nicht. Das ist auch nicht meine Verantwortung letztlich und das ist nicht das Primäre. Also das ist was anderes, als dass man respektvoll und wertschätzend und auch mal menschlich locker miteinander umgeht.

Stefan Lassnig
Ich finde es super beschrieben, weil genau der Balanceakt, glaube ich, ist eine der großen Herausforderungen in der Führung. Diesen Balanceakt zu schaffen, zwischen eine gewisse Akzeptanz zu wollen und trotzdem zum Beispiel unangenehme Entscheidungen zu treffen oder ihr mal Nein zu sagen oder mal eine Gehaltserhöhung zu verweigern. Das finde ich, das ist an dem Widerspruch gehen, glaube ich, viele Führungskarrieren zu Ende.

Doris Brandhuber
Ich meine natürlich, wenn ich jetzt an Situationen im Büro denke und du hast es ja auch gesagt, dass es einsam wird und wenn ich dann so Gesprächen zuhöre im Büro, wir haben ein Großraumbüro, also ich höre natürlich auch, wie die Mitarbeiterinnen miteinander reden und wenn sie sich verabreden nach der Arbeit oder so ihre Insider Schmähs haben. Und da kann es mir dann schon auch mal passieren, Ich bin nicht dabei, ich bin nicht dabei, aber es hilft mir in dem Moment nicht, wenn ich jetzt versuchen würde, mich da anzubiedern oder da hineinzugehen. Das Hilfreichste ist eigentlich, ich habe ein super Sozialleben, wenn ich dann nach Hause gehe und ich bin auch sehr, sehr froh, dass das durch die Bank jetzt nicht Leute sind, die mit meiner Branche viel zu tun haben. Also mach viel mit dem Alpenverein, klettern, Bergsteigen, das ist irgendwie ganz andere. Ich meine nicht so, dass sie meine Arbeit nicht schätzen, aber das hat einfach keinen großen Stellenwert da und diese Erdung ist einfach da dann schon wichtig. Aber wenn man das womöglich nicht hat, wenn man vielleicht auch im Unternehmen, fürs Unternehmen lebt und man bekommt es dann da aber nicht, das kann immer schon schwer sein.

Daniela Zeller
Großer Schmerz.

Stefan Lassnig
Und da möchte ich kurz noch dranbleiben, weil das ist auch gerade bei Führungsentwicklungen oft ein Thema, wo das ja auch sehr, sehr stark zutage tritt, ist, wenn jemand aus einer Team also aus einer Teamebene in die Führungsebene aufsteigt. Das heißt, du hast plötzlich ich habe viele junge Führungskräfte auch begleitet und habe ihnen immer gesagt, das erste, was da klar sein muss, ist, wenn du zukünftig in die Küche kommst im Büro werden die Gespräche verstummen, weil sie sich denken, die Chefin ist da oder der Chef ist da. Und davor bist du in die Küche reingekommen und hast einfach mitgeredet. Und das hat man ja meistens die Leute nicht geglaubt. Sie haben es dann aber erlebt und das ist schon, das muss man sich immer bewusst sein. Du hast das entscheidende Wort schon mehrmals gesagt, das ist die Rolle, die du hast. Du bist die gleiche Person.
Dann hast du aber plötzlich eine neue Rolle und das ist für viele ganz große Umstellung dann eben, wie du sagst, du sitzt im Büro, würdest gerne dazugehören, gehörst aber nicht mehr dazu. Und das ist noch schlimmer, wenn du davor dazugehört hast.

Daniela Zeller
Wahrscheinlich vor allem im Coaching erlebe ich viele Frauen, die mir das erzählen, also die junge Führungskräfte, wenn wir reflektieren, wie geht es ihnen in der Rolle, sagen alles gut, aber eins ist ganz schwierig und da weiß ich oft schon, was kommt und dann sagen ja genau das, jetzt komme ich ins Büro, die Gespräche verstummen oder früher haben wir gemeinsam auch mal über jemanden geschimpft und jetzt weiß ich, ich bin diejenige, über der sie da gerade reden. Viele Frauen vor allem leiden da wirklich richtig drunter.

Stefan Lassnig
Bei Männern habe ich das auch erlebt, aber ich glaube, dass Frauen wahrscheinlich, was das betrifft, einfach größere Sensorien haben, weil das passiert den Männern genauso. Aber Männer, die reflektiert sind, bei denen habe ich das auch erlebt. Und du musst, wenn du in der Phase niemanden hast, der dich davor waren, der dich da begleitet, dann ist das teilweise echter Schock für manche.

Doris Brandhuber
Ja, aber ich meine, das ist auch genau der, wo wir sagen, also Führungskräfteentwicklung. Ich meine, das war ein großes Thema auch in meiner Ausbildung, was ich auch sehr spannend gefunden habe zu lernen, dass eigentlich unter den talentierten Youngsters viele gar nicht mehr in Führungsrollen auch wollen, weil sie das auch, also gibt es da wahrscheinlich auch noch ganz andere Aspekte, warum sie das gar nicht unbedingt möchten, weil vielleicht auch das damit verbunden ist. Ich glaube tatsächlich, also es ist zumindest etwas, was ich an mir selbst auch beobachte. Was auch hilft, ist einfach älter werden. Also eine gewisse Reife passiert einem auch. Also man kann natürlich auch daran arbeiten, aktiv Persönlichkeitsentwicklung, aber ein Teil passiert einem auch durchs Leben. Und ich habe auch mitbekommen, dass die Mitarbeiterinnen, die sich vielleicht vor ein paar Jahren noch gar nicht vorstellen hätten können, in so eine Rolle zu gehen, tatsächlich auch durch Erlebnisse, die einem das Leben so bringt, dazu besser geeignet waren, weil sie auch Dinge mehr in Relation, also wenn irgendwelche Trennungen, schmerzliche Ereignisse, die einem im Privaten so passieren oder vielleicht auch eine Familiengründung, wo man einfach Dinge auch in Relation setzen kann und sich davon dann auch nicht mehr so treffen lässt, von dem, was in der Arbeit vielleicht auf dieser zwischenmenschlichen Ebene passiert, das hilft durchaus auch.
Also ich meine, ich fördere wahnsinnig gerne auch junge, vor allem Frauen, die Ambitionen haben, aber gerade für diese Führungsrolle hilft da schon auch eine gewisse Reife.

Daniela Zeller
Ihr habt ja als Firmenmotto von der Natur lernen und vielleicht kann man das in Bezug auf Führung von der Natur lernen. Es braucht alles seine Zeit, Das Wachsen braucht seine Zeit und das Blühen und dann verblüht wieder was und dann kommt was Neues Und so ist es ja auch gerade bei dir. Also du hast ja vorher schon kurz angeschnitten, ihr wart 20 oder du auch dazu um die 20 Personen, jetzt führst du 10, du hast Menschen gehen lassen, du hast das Team verkleinert. Wie kam es dazu und wie war das für dich als Führungskraft?

Doris Brandhuber
Also es ist insofern ganz spannend, weil jetzt im letzten halben Jahr sehr, sehr viel passiert ist, wobei ich quasi eine große Veränderung selbst geplant habe. Das hatte verschiedene Gründe, die will ich jetzt gar nicht irgendwie sehr stark ausarbeiten. Aber wir haben bis vor kurzem auch intern selbst produziert und einen Teil auch mit einem Partnerbetrieb, weil wir waren im zweiten Bezirk mit unserer Produktion. Also da konnte man nicht wirklich Wachsendes ausdehnen. Wir haben einfach die Produktion, die da war, bespielt und den Rest ausgelagert und aus verschiedenen Gründen habe ich beschlossen und auch das war ein Gespräch auch mit unserem Partnerbetrieb, der schon für uns fertigt, dass wir den Rest unserer Produktion dort integrieren und den Standort schließen. Das heißt auch die Produktionsmitarbeiterinnen sind jetzt dorthin gewechselt. Das war schon ein sehr, sehr großes Fundamentales.
Projekt, würde ich mal sagen, weil wir von Anfang an uns auf die. Also das war auch klar, ich kam von der TU Verfahrenstechnik, ich will auch selbst produzieren.

Daniela Zeller
Es war ja auch dein Herzstück.

Doris Brandhuber
Ja, wobei natürlich in so einem Unternehmen, man hat dann irgendwie ein bisschen zu viele Herzstücke und gerade wenn es ein kleines Unternehmen ist, ich will top sein in der Produktentwicklung, in der Innovation. Wir haben eine eigene Marke, das heißt, wir müssen Markenbildung, Marketing und einen Vertrieb auch noch. Also das ist irgendwie schon ganz schön viel untereinander Produktion und ich meine, die Lieferketten haben sich auch in den letzten Jahren, ist es nicht leichter geworden, das alles zu managen. Und insofern war es irgendwie klar auch zu fokussieren und Kräfte irgendwie zu bündeln. So das hatte ich mir vorgenommen. Und dann sind genau zu dem Zeitpunkt, wo das hätte stattfinden sollen, also der Herr Murphy schläft einfach nie, sind dann noch andere große Veränderungen quasi auf passiert. Die habe ich nicht vorgenommen.
Das eine hat mit unserer Logistik zu tun. Das ist auch ein ganz wesentlicher Pfeiler, dass das Produkt vom Lager zu den verschiedenen Kunden bis nach Hongkong Länder. Genau, genau. Vom kleinen Webshop Paket bis zu den großen Speditionssendungen auch in Übersee. Und wir haben schon seit vielen Jahren einen Logistikpartner, der auch beschlossen hat, dass Gründen, die halt so jetzt gerade in der Wirtschaft und Weltwirtschaft passieren, auch am Standort Veränderungen vorzunehmen. Die haben uns gekündigt, also zur gleichen Zeit. Und das ist natürlich ganz Herzstück.
Mittlerweile hat sich ja in der Logistik, in der Zustellung, es ist alles so schnell und auf Knopfdruck, also Next Day Delivery und dann auf einmal muss man das System komplett, also mit einem neuen Anbieter. Also das war alles zur selben Zeit auch ein ganz kritischer Bereich, sehr sensibler Bereich und das hatte ich mir nicht vorgenommen. Und wie ich schon erwähnt habe, auch im Team sind eben drei langjährige Mitarbeiterinnen gegangen. Das heißt Recruiting, neue Leute suchen, integrieren ins Team. Das ist so quasi alles zur selben Zeit passiert. Also es ist irgendwie dann so spannend, dieses Mindset des Veränderungsprozesses, wo ich mich eigentlich ganz gut vorbereitet hatte, was zu tun ist. Und dann kamen halt noch die Sachen, auf die ich total unvorbereitet war.
Ich war dann froh, dass ich auch ein gewisses gelerntes Know how habe, wie damit umgehen. Ich kann sagen, Zauberwort ist letztlich Resilienz ganz wichtiges Thema, auch in der Führung. Also da muss ich sagen, im Nachhinein bin ich irgendwo froh, aber das ist vielleicht auch mein Mindset, dass ich versuche sehr an Dingen anzuhaften, die dann nicht so laufen, wie ich es mir vorgestellt habe, sondern die Dinge dann auch zu nehmen, die passieren und wieder zu schauen, was kann man da auch wieder Positives daraus ziehen. Jetzt nicht in seinem Happy go Lucky Mindset, sondern weil man ganz einfach als kleines Unternehmen immer eingebettet ist in Umwelt, die man nur bedingt selbst steuern kann.

Daniela Zeller
Musstest du auch Menschen kündigen?

Doris Brandhuber
Nein, in dem Fall nicht, aber musste ich in den Jahren immer wieder mal.

Daniela Zeller
Ich möchte einen kleinen Sidestep machen, bevor wir zur Resilienz auch kommen, gerade in der Veränderung. Wie schwer fällt dir Kündigung oder wie leicht und wie kann man das gut machen? Hast du da einen Tipp?

Doris Brandhuber
Also mir hat mein Mitgesellschafter, von dem ich erzählt habe, der mit mir auch operativ tätig ist, der das schon ein bisschen länger macht und selber schon vorher Unternehmer war, als ich noch auf der Uni war, Wenn es einem irgendwann leicht fallen sollte, Leute zu kündigen, dann stimmt was nicht mit einem quasi. Also das gehört einfach dazu, dass das nicht leicht ist. Man kann sich nur die Erinnerung schon mitnehmen oder das Gelernte, dass das nicht leicht ist. Ich bereite mich mittlerweile einfach besser aufs Gespräch vor und versuche auch nicht mehr, das irgendwie irgendwie angenehm oder also da reinzugehen, ich muss das jetzt irgendwie doch flockig und flauschig irgendwie machen, sondern einfach auch anzuerkennen, dass das fürs Gegenüber jetzt womöglich echt eine sehr schwere Botschaft ist und die auch nicht gut verkraftet wird. Also nicht zu versuchen, das irgendwie schön zu reden, sondern anzuerkennen und vielleicht auch dazu zu sagen, also das habe ich mir jetzt irgendwie angewöhnt, dass ich auch sage, es ist für mich wirklich schwierig, das zu machen und ich spreche dann auch die Rolle an, aus der heraus ich das machen muss oder zu der Entscheidung gekommen bin. Meistens bin ich ja nicht allein dann zu der Entscheidung gekommen, etwas abwälzen möchte das schon sehr transparent und auch zu sagen, wofür ich die Person persönlich wertschätze. Also das finde ich total wichtig bei solchen Gesprächen zu sagen, ich schätze die für das und es wirklich sehr konkret zu benennen.
Also nicht so, ja, bist eigentlich super Mensch, aber schmeiß die trotzdem raus und wirklich sehr konkret, weil man hat ja wahrscheinlich in der Zeit immer zusammengearbeitet, Persönliches erlebt und das auch zu adressieren, so mache ich mittlerweile.

Stefan Lassnig
Und du setzt es damit in einen gewissen Kontext. Ich finde es extrem schwierig, weil sonst, wenn du das so unvermittelt machst, ohne irgendwie das in einen Kontext zu setzen, ist es für die Menschen noch schwerer zu begreifen, wenn man es in einen Kontext setzt, den Unterschied zwischen der persönlichen Ebene und der fachlichen Ebene oder dem, was gut geht oder was nicht gut geht oder die Erwartung, die man diese Rolle oder diese Stelle hat, in Relation setzt zu dem, was der Mensch dort geleistet hat, dann ist es immer noch ein unangenehmes Gespräch, aber es tragt ein bisschen was zum Verständnis zumindest bei. Wobei ich habe natürlich schon leider viele solche Gespräche gehabt und das finde ich ganz toll, was du sagst. Wenn einem das irgendwann einmal Spaß macht oder leicht fällt, dann läuft was verkehrt im Kopf. Und das war ein ganz Unterschied. Also teilweise waren es gute Gespräche sogar, wo ich das Gefühl gehabt habe, okay, wir gehen gut auseinander. Es hat aber ein paar Mal wirklich einen Schockzustand ausgelöst und dann kannst du natürlich in dem Schockzustand kein Gespräch führen.
Den Fall gibt es auch. Es gehört zu den unangenehmen Aufgaben dieser Rolle. Das ist auch etwas, was man jungen Führungskraft, Führungskräften nicht oft genug sagen kann, weil manche sehen ja im Hierarchieaufstieg vor allen Dingen mehr Geld, mehr Verantwortung, gewisse Insignien der Macht, also ein größeres Büro, plötzlich hast du ein Eckbüro, plötzlich hast du mehrere. Ich kenne Unternehmen, da misst man den Wert der Führungskraft an der Anzahl der Fenster. Da gibt es die vier Fenster Führungskräfte, die fünf Fenster Führungskräfte, weil je größer das Büro ist, desto mehr Fenster hast du. Also das sehen viele Leute. Aber dass die Erwartungshaltung einer Führungskraft da ist, dass sie die unangenehmen Dinge erledigt, das wird manchmal verdrängt.

Daniela Zeller
Ich habe da ganz stark rausgehört bei dir, Doris, dieses auch die Spannung aushalten, also präsent sein und auch die Spannung aushalten, das ist gar nicht so einfach.

Doris Brandhuber
Ich meine, kann man natürlich vorstellen, also wenn ich das jetzt in meinem Fall, ist ja bisher eine Sondergeschichte, weil ich auch Unternehmerin und Eigentümerin bin. Viele Führungskräfte sind ja jetzt Eigentümer und können sich dann vielleicht auch auf irgendwas anderes, wenn man so will, rausreden und sind nur die Überbringer der schlechten Botschaft, wenn man so will. Was ich aber auch irgendwie, also kann ich mir vorstellen, für denjenigen, diejenige, die die Nachricht bekommt, irgendwie sehr, Also das stelle ich mir halt auch dann unschön vor, wenn man, wenn sich alle so, jeder versteckt sich quasi dann hinterm anderen oder es wird so, ja, wir mussten halt so und so viele Stellen abbauen und Prozent und du bist halt nur mal so und so. Ich meine, auf der anderen Seite müssen halt dann auch, muss jeder Angestellte sich dessen halt auch bewusst sein. Und das ist auch die Welt, in der man lebt und wie man damit umgeht. Ich muss auch sagen, für mich umgekehrt ist es nach wie vor auch schwierig und schlimm, wenn bei mir jemand kündigt. Also das ist auch, da gehen auch ganz, ganz viele Fragen los Und was habe ich falsch gemacht, ist so eine der allerersten, auch wenn ich genau weiß, die Person hat irgendwie, die zieht jetzt weg, weil sie auswandern möchte.
Es hat gar nichts mit mir zu tun, es hat nichts mit dem Unternehmen zu tun. Es ist trotzdem, ja, ich habe mal.

Daniela Zeller
Gelesen, man möchte bei einem Unternehmen arbeiten, darum geht man hin und man verlässt die Führungskraft. Man geht wegen der Führungskraft und daher, ich stelle mir diese Frage auch und ich dachte einmal bei einer Person, dass sie geht aus organisatorischen Gründen. Und in der Reflexion bin ich dann draufgekommen, na na, das hatte schon mit mir auch viel zu tun und das hat sehr wehgetan, diese Einsicht, weil das war mir eine sehr wertvolle Mitarbeiterin und das habe ich schon mitgetragen, dieses nämlich, das liegt schon auch an mir.

Doris Brandhuber
Ja, aber ich nehme an, du hast dir daraus auch so was mitgenommen.

Daniela Zeller
Habe ich absolut. Nur trotzdem tut es mir sehr leid, dass ich es in diesem Fall verbockt habe, bis zu einem gewissen Grad.

Stefan Lassnig
Ich würde gern, was dann immer eine große Rolle spielt in diesen Themen, die wir jetzt alle besprochen haben, das habe ich in der Recherche über dich sehr stark rausgesessen. Dir geht es sehr stark darum, einen Sinn zu vermitteln, sowohl was deine Produkte betrifft, was deine Arbeit betrifft, was dein Unternehmen betrifft. Welche Rolle spielt diese Sinngebung?

Doris Brandhuber
Also das ist dann wieder etwas, wenn ich sage, die persönliche Wertehaltung ist da natürlich schon ist eine super Orientierungshilfe und hat auch, wenn man so will, ist es eine Orientierungsfahne auch für Leute, die überhaupt zu uns ins Unternehmen kommen, weil die meisten, die sich bei uns bewerben, haben davon gehört. Oft wollen sie ganz dezidiert auch in so einem Unternehmen mitarbeiten. Also insofern ist das auch etwas, was auf einer anderen Ebene einen Zusammenhalt irgendwo generiert, der sozusagen noch einmal weit über mir auch steht. Und das ist etwas sehr Hilfreiches, weil es etwas ist, wo wir alle sozusagen, da gibt es noch ein bisschen ein höheres Ziel, eine höhere Instanz, der wir uns auch irgendwo unterordnen, die bei Entscheidungen.

Stefan Lassnig
Im Kleinen wie im Großen Orientierung gibt.

Doris Brandhuber
Ja, absolut. Und ich meine natürlich, wir sind jetzt keine Charity, wir müssen wirtschaften, aber auch das ist eine Instanz. Also das habe ich dann irgendwann auch gelernt als solche zu sehen und nicht, das ist dieses Unangenehme. Es ist auch manchmal schwierig natürlich vor allem mit Mitarbeiterinnen, die vielleicht auch sehr idealistisch sind, zu sagen, ja, wir müssen aber profitabel agieren. Das war auch in dieses Reinwachsen in diese Rolle ganz wesentlicher Lernprozess, das nicht mehr so versteckt und verstohlen zu verteidigen, sondern ganz klar, wir können auch nicht wirklich Dinge verändern, wenn das Unternehmen es nicht mehr gibt, weil man nicht geschaut hat auf die Zahlen und den wirtschaftlichen Aspekt. Aber sich unter solche Dinge unterzuordnen, bringt dann auch mich wieder. Also ich stehe nicht an der Spitze letztlich, sondern es gibt einen Zweck von diesem Unternehmen und eine Rolle von mir ist jetzt das Ganze im Überblick zu behalten.

Stefan Lassnig
Ich finde es immer wieder faszinierend, egal ob es eine große oder kleine Organisation ist, du hast als Führungskraft wirklich die Möglichkeit, solche Dinge zu vermitteln. Also mir ist es einem großen Unternehmen gelungen, über vier Hierarchieebenen Dinge zu kommunizieren, wo dann die Leute mir das erzählt haben, weil sie gar nicht gewusst haben, dass das quasi von oben kommt.

Doris Brandhuber
Also sie haben es dir rückgespielt.

Stefan Lassnig
Das waren immer die besten Momente, wo du denkst, ah OK, gut, irgendwas hat diese ganze Sinnarbeit und Leitbild und diese ganzen Prozesse, die man da ja gern macht, dann doch gebracht. Wenn dann irgendwer in einer unteren Ebene mir das dann erklärt, wie er das macht oder sie und das in einem Kleinunternehmen finde ich es noch unmittelbarer. Also das ist interessant, wenn langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plötzlich so reden wie du und jetzt gar nicht so nach Mund reden, sondern inhaltlich oder keine Ahnung, irgendwer Wieso machen wir das nicht so? Und dann sagt Das machen wir so nicht. Da hast du wahnsinnig viel Gestaltungsmacht. Ich finde, das wird oft unterschätzt sogar.

Daniela Zeller
Ja, es geht ja darum, dass auch Menschen eine Haltung mittragen, verinnerlichen und wirklich ein Teil dieser Organisation werden.

Doris Brandhuber
Aber ich muss sagen, das ist letztlich auch für mich eine der größten Motivationen, das Ganze überhaupt zu machen. Und wenn man da von diesem Gestaltungsspielraum spricht und in meinem Fall hat es sehr viel mit Ökologie, mit Umweltbewusstsein zu tun, Nachhaltigkeit mit Nachhaltigkeit zu tun. Natürlich gibt es ganz verschiedene Wege. Ich habe eine Zeit lang am Umweltbundesamt gearbeitet. Das ist auch ein Bereich, in dem man da tätig sein kann. Man kann auch auf der politischen Ebene tätig sein. In meinem Fall war es gar nicht so sehr, dass ich primär ans Unternehmerische gedacht habe, sondern weil ich Chemikerin bin und mehr als Chemikerin, die vielleicht Papers und Publikationen schreibt, irgendwie mir dieses Gestalten auch sehr liegt, war es halt naheliegender, ein Produkt zu machen und über das gewisse Botschaften auch mitzutragen.
Auf der anderen Seite halt auch diesen kleinen Bereich einfach nachhaltiger zu gestalten. Das Unternehmerische, das ist mir dann irgendwie sozusagen passiert, wenn man so will. Mit dem muss ich mich jetzt dann auch auseinandersetzen. Aber das ist dadurch, dass es so von Beginn an eigentlich die Startmotivation war, ist es glaube ich auch einfach was völlig Klares im Unternehmen, wenn es irgendwie ganz lustiges Unterfangen, dann nachträglich so ein Leitbild zu entwickeln. Ich finde schon gut auch solche Reflexionsübungen, dass man sich einmal im Jahr irgendwie zusammenfindet und alle miteinbezieht. Aber wir haben das jetzt in diesen Veränderungsprozessen, hat der Kollege von mir dann auch in Workshops diesen Veränderungsprozess begleitet und er hat zum Beispiel so ein Townhall Meeting gemacht und ich hab Ist es das, was Sie jetzt da brauchen, dass ich da jetzt da vorne sitze und interviewt werde und mich da quasi. Das war aber Also alle wollten, dass das wieder passiert.
Das war für viele ein totales Aha Erlebnis, nochmal zu hören, was sind eigentlich meine Werte dahinter? Warum mache ich das? Und da kamen extrem gute Fragen dann von den Mitarbeiterinnen, hat mich wirklich überrascht aber das zeigt, wie wichtig das auch ist.

Daniela Zeller
Der Kern ist. Ich habe mal eine Doku gesehen über Oetker, das Oetker Unternehmen, das tausende, tausende Mitarbeiterinnen hat und diese Tradition. Und da hat man gesehen, in der Unternehmenszentrale, wenn man reingeht, ist so ein, ich glaube, es ist ein Backpulver Packerl aus den er Jahren. Und das ist so in einer kleinen Pyramide aus Glas. Und das erste, wenn du da reingehst in die Zentrale, sieht man dieses Packerl oder was Pudding, also dieses erste Produkt, weil die gesagt haben, es ist so wichtig, dass diese Genese, dieser Ursprung ganz sichtbar bleibt. Und das macht was mit allen, die da reingehen. Und das ist genau auch das, was du erzählst.

Stefan Lassnig
Ich glaube, dass du das, was du gesagt hast, dass das auch oft unterschätzt wird, nur weil einem selber alles klar ist und weil man selber ja diese Werte und diese Ziele und diese Visionen eh alles eigentlich im Kopf hat. Und selbst bei kleinen Teams ist es immer wieder notwendig, darüber zu sprechen. Also ich habe das jetzt auch gerade wieder an einem konkreten Beispiel erlebt. Wir sind jetzt wirklich ein sehr kleines Team und selbst dann muss man besser kommunizieren. Also muss man, muss ich besser kommunizieren, muss man.

Doris Brandhuber
Also wenn wir vom Kommunizieren sprechen, das ist auch etwas, was ich am Anfang so ein bisschen fast zähneknirschend vielleicht auch, weil die Naturwissenschaftlerin auch gerne mal im Labor früher immer gesagt Ein gewisser Autismus gehört auch dazu. Es passt dann recht wenig gut, so viel kommunizieren und vielleicht nicht nur von fachlich inhaltlich auf der Ebene zu kommunizieren, sondern immer wieder auch zu schauen, wo stehen wir oder auch noch so die persönlichen Values. Aber es ist dann irgendwie für mich hat sie das auch als großes Lernfeld. Ich glaube, jede Führungskraft ist damit konfrontiert, gewisse Dinge halt einfach von Haus aus einfach gut kann und will, aber es ist ein sehr, sehr großer Fächer an Qualitäten, Qualifikationen, die man mitbringen muss oder erlernen muss. Und das war für mich definitiv so ein Feld. Und das auch zu schätzen lernen und dann zu sehen, was das aber auch für Auswirkungen hat und das dann auch zu gestalten. Das war ganz spannendes Lernfeld auch für mich.
Und ich merke dann gerade über meine Werte und Values rede ich eigentlich auch ganz gern. Aber es muss nicht nur gegenüber dem Kunden nach außen, sondern Auch nach innen ist es durchaus spannend, weil das ist nicht was, was dann in unserem Social Media Kanal interessant ist, sondern wirklich auch die Person, die da an dem Schreibtisch sitzt. Was hat sich die da eigentlich dabei gedacht?

Daniela Zeller
Und wie lebt die Person das auch?

Doris Brandhuber
Ja, und wie kann sie jetzt diese aktuellen Dinge, die wir tun, wieder? Wie ist da die Verbindung auch dazu, dass das nicht abstrakt wird, sondern dass das tatsächlich Was sind jetzt wirklich die Gründe dafür? Also diese Transparenz irgendwie? Also ist auch etwas, was glaube ich nicht immer so leicht ist, so diesen inneren Prozess dann auch transparent darzulegen, weil man sie vielleicht irgendwie bisschen antastbarer macht. Auf der anderen Seite kriegt man dann halt irgendwie wertvollere Korrekturimpulse oder wenn man dann auch einlädt, das ist jetzt das, was ich mir dazu gedacht habe. Wie siehst du das eigentlich?

Daniela Zeller
Ja, und Transparenz und die auch zu leben ist oder so erlebe ich der Grundstein für eine gewisse Fehlerkultur in einem Unternehmen. Nur wenn man selber transparent ist, sagen auch Menschen, da ist mir was passiert. Ich finde es immer schön, wenn jemand was passiert und ich sage dann Du, das und das ist passiert. War es einfach dein Fehler oder muss ich schauen, dass wir in der Struktur was ändern im System, weil da was ist? Also ich mache die Tür auf, dass die Menschen sagen kö Ja, ja, das System hat da und eigentlich meistens sagen die na na, System passt eh, das war schon mein Fehler. Und da bin ich immer sehr glücklich, wenn sowas passiert, weil es zeigt, dass es sein darf. Und das finde ich ganz wichtig und wertvoll in einem Unternehmen.

Doris Brandhuber
Also Fehlerkultur ist etwas, wo ich immer gedacht habe, das ist für mich völlig klar, dass total wichtig ist, dass es kaum was Schädlicheres gibt in einem Unternehmen, wenn Fehler nicht kommuniziert werden und dann Teppich gekehrt werden, weil sie immer, Also gerade Kosmetik hat ja auch mit Qualitätsmanagement unheimlich viel zu tun und je früher man den Fehler bemerkt, desto besser ist es. Der Schaden wird eigentlich immer nur größer am Ende. Und ich dachte, indem ich das eigentlich auch so klar sehe und nie jemandem der Kopf abgerissen wurde, wenn Fehler kommuniziert wurden, sondern das eigentlich sehr, sehr begrüßt wurde, habe ich auch gemerkt, es ist noch einmal was anderes, wenn ich über Fehler, die ich gemacht habe, spreche, dass ich das nicht nur erwarten kann quasi von den anderen und mich dann wundere, warum sie sich scheuen, wo ich da eh so freundlich nett bin, aber dass es was anderes ist und vielleicht jetzt nicht, was mir gerade eben passiert ist, sondern in der Vergangenheit. Das war wirklich ein fundamentaler Fehler. Das habe ich jetzt daraus gelernt Und das auch mal zu kommunizieren, das habe ich jetzt erst, würde ich sagen, vor kurzem in der Form, weil ich auch eingeladen wurde, wenn man so will, gemacht und dann gesehen, was das für Wirkung hatte. Und dann passiert in puncto Fehlerkultur noch einmal ein ganz großer Schritt.

Daniela Zeller
Klar, weil die Leute sagen, wenn sie Fehler macht und das sagt, dann traue.

Doris Brandhuber
Ich mich das auch.

Daniela Zeller
Ich habe gerade eine Idee, Wir könnten, glaube ich, fünf Stunden mit der Doris sprechen, weil da, ja, wir können so.

Stefan Lassnig
Interessante Gäste, wir sagen nach jedem Gespräch.

Daniela Zeller
Ja, und ich möchte gerne, weil ich glaube, wir müssen so zum Ende kommen für dieses Mal. Und was haltet ihr davon, wenn die Doris wiederkommt und wir eine Resilienzfolge, also eine Ich Kraftfolge mit der Doris noch.

Doris Brandhuber
Aufnehmen Und über die größten Fehler, die wir gemacht haben, können wir auch, wir.

Daniela Zeller
Können das ja auch kombinieren, Ich Kraft und Fehler und wirklich da so für heute den Bogen zumachen und du kommst wirklich wieder und wir machen uns dann gleich einen Termin, fände ich wertvoll.

Doris Brandhuber
Sehr inspirierendes, schönes Gespräch mit euch beiden.

Daniela Zeller
Für mich auch.

Stefan Lassnig
Für mich auch. Vielen Dank.

Daniela Zeller
Dankeschön, Doris.

Stefan Lassnig
Daniela, das war wieder ein sehr inspirierendes Gespräch heute. Was sind deine wichtigsten Learnings aus dem Gespräch?

Daniela Zeller
Ich habe drei Ich sage sie mal in aller Kürze und dann gehe ich kurz rein. Mein erstes Learning ist, dass man sich die Frage stellen soll als Fü Wer ist mein Team? Die zweite ist die Wichtigkeit der Rolle, In der Rolle sein, aus der Rolle heraus agieren. Und das dritte Klarheit vor Harmonie. Also es nützt nichts, wenn man nur daran denkt, wie kann ich es allen schön machen und Wohlfühl. Sondern wichtig ist, dass die Dinge klar sind, Dass die Dinge klar sind von der Haltung heraus, aber auch, dass die Dinge klar angesprochen kommuniziert werden. Rolle, glaube ich, ist klar, sich zu überlegen, bin ich jetzt ich privat?
Was ist hier wirklich meine Rolle? Denn aus der Rolle erwächst wieder die Haltung und auch die Aufgabe.
Und so kommt man ins Tun. Und dann noch kurz dieses Wer ist mein Team? Das habe ich mir sehr gedacht, bei dem plötzlich bin ich einsam, Mit wem kann ich mich austauschen? Der Begriff Team wird oft nicht ganz korrekt kommuniziert. Also wenn ich Menschen im Coaching oft Wer ist dein Team? Dann werden zwei Aspekte oft nicht betrachtet. Viele erzählen Wer ist ihr Team?
Aber sie vergessen sich selber. Also man ist ja selbst auch Teil des Teams und die anderen nehmen dann eben die Menschen, die sie führen. Nur man kann Team auch viel weitläufiger sehen. Also man kann sich jetzt in größeren Konzernen auch Wer ist denn mein Team im Sinne Wer sind denn die Brüder und Schwestern auf gleicher Ebene? Oder wer sind auch meine Teammitglieder bei Kunden beispielsweise? Oder ich habe das mal für mich gemacht und Stefan, ich bin draufgekommen, für mich gehörst auch du zu meinem Team. Und wenn man das weiter fasst, dann hat man auf einmal auch Menschen, mit denen man sich in der Augenhöhe der Rolle austauschen kann.
Man ist nicht mehr einsam. Das ist sehr, sehr befruchtend, öffnet den Blick.

Stefan Lassnig
Ich habe vor allem mitgenommen aus dem Gespräch das, was du schon angesprochen hast, mit dem Alleine Sein und der fehlenden Austauschmöglichkeit. Je höher man in der Hierarchie aufsteigt und wie die Doris damit umgeht, das habe ich extrem spannend gefunden. Und auch deswegen habe ich die Frage gestellt, weil die Frage habe ich mir oft schon selbst gestellt. Willst du gemocht werden in deiner Rolle als Führungskraft? Weil das ist eine Frage, die sich jeder und jede stellen muss, die eine Führungsrolle übernimmt. Ich sage immer, wenn Leute eine Führungsrolle übernehmen, weil sie gemocht werden wollen, ist gefährlich. Sehr gefährlich, weil dafür ist diese Rolle eigentlich nicht gedacht.
Respektiert ja, akzeptiert ja, bis zu einem gewissen Grad auch anerkannt, ja, aber gemocht werden, da sollte man sich eher die privaten Beziehungen suchen.

Daniela Zeller
Absolut.

Stefan Lassnig
Und was ich auch sehr schön gefunden habe, ist, wie die Doris uns heute erklärt hat, dass es und um das geht es ja viel in unserem Podcast auch, dass es Tools gibt, die man lernen kann, dass es Tools gibt, die man sich aneignen kann, dass man nicht in alles reinstolpern muss und alles so.

Daniela Zeller
Aus der Emotion heraus machen muss und nach Bauchgefühl und nach Talent. Nein, nein, nein, nein. Manche erklären mir und dafür habe ich quasi kein Talent, dafür bin ich nicht gemacht.
Ja, völlig wurscht. Lernst halt Werkzeuge und irgendwann kommt auch das Wohlfühl mit der neuen Rolle.

Stefan Lassnig
Und heute, das war ganz interessante Teil des Gesprächs, finde ich, dieser Umgang mit Kündigungen. Und da habe ich das auch total schön gefunden, wie die Doris zuerst erzählt hat, was das bei ihr auslöst und wie sie sich vorbereitet auf solche schwierigen Gespräche. Aber wie du dann auch gesagt hast, dass das einen selber ja auch trifft. Also es ist ja nicht so, dass du als Führungskraft dich darüber freust, wenn jemand kündigt, also umgekehrt. Und dass man sich da immer selber hinterfragt. Das ist auch gut so.

Daniela Zeller
Ja, und auch hinterfragen soll. Und es ist gar nicht so einfach, sich in so einer Situation zu hinterfragen, warum geht die Person? Weil es wäre so einfach zu Naja, ist ja klar, die hat ja das gelernt, jetzt will sie mal dahin gehen, da könnte man es ja auch gut sein lassen. Aber dann zu OK, hat es vielleicht auch was mit mir zu tun?
Was könnte so sein? Das hat bei mir viel Mut erfordert und auch eine gewisse Ich Kraft.

Stefan Lassnig
Ja. Und ich finde schön, dass im heutigen Gespräch diese Licht und Schattenseiten extrem gut rauskommen. Sind. Es ist weder nur Licht noch nur Schatten in einer Führungsposition, so wie nichts im Leben.

Daniela Zeller
Man zahlt immer auch einen Preis.

Stefan Lassnig
Genau. Danke, dass wir heute wieder dieses Gespräch gemeinsam führen dürfen.

Daniela Zeller
Ja, ich danke dir, Stefan.

Autor:in:

Stefan Lassnig

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