Die Dunkelkammer
Der Fall Pilnacek #20: "Das ist mir noch nie passiert"

Von Michael Nikbakhsh. Im Zentrum dieser Ausgabe stehen zwei wichtige Zeugen im Todesfall Christian Pilnacek: 1) Dagmar W., das ist jene Ärztin, die am Morgen des 20. Oktober 2023 eine Totenbeschau vorgenommen hatte. 2) Christian M., das ist jener Gerichtsmediziner, der Pilnaceks Leichnam am 26. Oktober 2023 auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Krems obduziert hatte.

Beide sagten am 23. Oktober 2025 als Zeugen unter Wahrheitspflicht im Medienverfahren rund um Peter Pilz' Pilnacek-Buch aus.

Ein Bericht.

Michael Nikbakhsh
Herzlich willkommen zur 251. Ausgabe der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nickpasch, heute gibt es mich wieder als Solisten. Es ist dies der 20. Teil unserer Serie zum Fall Christian Pilnacek. Heute geht es um die Stunden und Tage nach dem Auffinden von Pilnaceks Leichnam am 20. Oktober 2023 in einem Seitenarm der Donau in Rossatz bei Krems. Und zwar geht es da konkret um die Wahrnehmungen und die Befunde einer Ärztin und eines Arztes, die direkt mit dem Leichnam zu tun hatten. Es sind also zwei wichtige Zeugen.

Die Ärztin ist Dagmar W. Sie ist Allgemeinmedizinerin mit Praxis in der Region und sie ist zugleich ausgebildete Notärztin. Sie hatte am Morgen des 20. Oktober 2023 die Totenbeschau am Ufer des Donauseitenarms im Beisein der Polizei vorgenommen und sie sagte später als Zeugin in einem staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren und der Wahrheitspflicht aus, die anwesenden Polizisten hätten damals versucht, eine Obduktion von Christian Pilnaceks Leichnam zu verhindern und sie dahingehend auch unter Druck gesetzt, nur ja keine anzuregen. Dagmar W. hat diese Obduktion dann schlussendlich gegenüber der Staatsanwaltschaft Krems angeregt und diese fand dann auch statt, sechs Tage danach an der Prosektur der Klinik Wien Favoriten.

Und das führt mich zum zweiten Zeugen. Es ist Christian M. Er ist Facharzt für Gerichtsmedizin in Wien und gerichtlich beeideter Sachverständiger. Er führte die gerichtsmedizinische Untersuchung im Beisein von Beamten des Landeskriminalamts Niederösterreich, Wie gesagt, am 26. Oktober 2023 in Wien durch. Daraus entstand dann ein Gutachten, das an die Staatsanwaltschaft Krems geschickt hat. Also richtigerweise waren es drei Gutachten, ein gerichtsmedizinisches, das Dr. M. selbst erstellt hat. Dazu hat er bei Kollegen noch ein chemisch toxikologisches und ein histologisches Gutachten eingeholt, die dann ebenfalls übermittelt wurden. Dr. K. kam zu dem Schluss, ich habe es oft zitiert, Tod durch Ertrinken ohne eindeutige Hinweise auf eine grobe Gewalteinwirkung durch fremde Hand.

Beide Mediziner waren am 23. Oktober im Medienverfahren zu Peter Pilz Pilnacek Buch als Zeugen geladen. Beide waren auch da. Ich war unter den Beobachtern und das ist auch mein Bericht zum Prozesstag. Über das Verfahren habe ich bereits mehrfach berichtet. Drei Polizisten und eine Polizistin wollen Pilz die weitere Verbreitung seines Buchs verbieten lassen. Sie fühlen sich davon verunglimpft.

Fangen wir mit einer Frage an, wurde am 20. Oktober 2023 die anderen Auffindungsort von Pilnaceks Leichnam gerufene Ärztin Dagmar W. von bereits anwesenden Polizisten unter Druck gesetzt, nur ja keine Obduktion anzuregen? Also im bisherigen Verfahrensverlauf haben alle Beteiligten, soweit bereits befragt, jede Form von Druckausübung auf die Ärztin abgestritten. Dagmar W. selbst hat in einer Einvernahme bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft so ausgesagt und sie hat diese Aussage am 23. Oktober 2025 unter Wahrheitspflicht bekräftigt. Sie schilderte, dass sie am 20. Oktober gegen halb neun einen Anruf von einem Feuerwehrmann bekommen hatte und daraufhin zum Auffindungsort gefahren ist. Und dort herrschte, wie sie es ausdrückte, ein ziemlicher Tumult. Bei ihrem Eintreffen war der Leichnam des Sektionschefs bereits aus dem Wasser geborgen. Sie habe diesen dann entkleiden lassen, pudelnackert ausziehen, wie sie es genannt hat, und mit der Totenbeschau begonnen. Ihrer Schilderung nach war Pilnaceks Leichnam äußerlich weitgehend unversehrt. Sie erinnerte sich an eine sichtbare Wunde an der Schläfe und Kratzer an zumindest einem Schienbein. Der Körper habe keinen einzigen Totenfleck aufgewiesen, sagte sie, allerdings, und das betonte sie dann mehrfach, Pilnaceks Kopf sei tiefblau gewesen und das sei für sie relevant bzw. auffällig gewesen.

Dieser blaue Kopf, der war in der Dunkelkammer ja bereits mehrfach ein Thema und er ist eines dieser Rätsel auf einer nach wie vor sehr langen Liste an Rätseln. Noch so ein Rätsel. Was wurde aus dem sogenannten ärztlichen Befund der kriminalpolizeilichen Leichenbeschau? Das ist ein Formular, das von einem dafür zugelassenen Arzt nach eingehender Untersuchung eines Leichnams ausgefüllt und unterschrieben werden muss. Das ist jetzt keine Obduktion, aber es wird unter anderem der Zustand der Leiche dokumentiert, es werden Auffälligkeiten festgehalten, es wird die Körpertemperatur und die Körperkerntemperatur bestimmt. Die sind ja wiederum wichtig, um die Todeszeit einzugrenzen. Wenn man den Ausführungen von Doktorin W. im Zeugenstand folgt, dann ist Am Morgen des 20. Oktober nichts davon geschehen, jedenfalls nichts, an dem die Ärztin beteiligt gewesen wäre. Sie sagte aus, sie habe niemals eine kriminalpolizeiliche Leichenbeschau vorgenommen. Dafür brauche es eine eigene Ausbildung, die sie nicht habe, und Geräte, die sie gar nicht mitgehabt hätte. Sie hat jedenfalls keine Körper oder Körperkerntemperatur gemessen. Das hat auch sonst niemand gemacht. Übrigens hat auch niemand die Wassertemperatur erhoben, lediglich die Umgebungstemperatur wurde gemessen. Dagmar W. sagte auch, sie habe niemals einen ärztlichen Befund ausgefüllt bzw. Unterschrieben, jedenfalls nicht für die Polizei. Sie sagte, dass sie dann verblüfft war, als sie später bei der Einvernahme durch die WKStA mit dem Protokoll einer Leichenbeschau konfrontiert wurde, dass offenbar Polizisten aus Niederösterreich ohne einen fachkundigen Arzt in ihrer Nähe selbst ausgefüllt hatten.

Dagmar W. hat nach eigener Aussage Am Morgen des 20. Oktober 2023 lediglich eine Totenbeschau gemacht. Das hat sie deutlich abgegrenzt von der kriminalpolizeilichen Leichenbeschau wieder was gelernt. Und diese Totenbeschau, so wie sie das geschildert hat, ist eine viel niederschwelligere Prozedur als die kriminalpolizeiliche Leichenbeschau. Also bei der Totenbeschau geht es im Wesentlichen nur darum, den Tod festzustellen und dann den Leichnam entweder freizugeben oder bei unklaren Todesumständen eben eine Obduktion anzuregen, was dann durch eine Staatsanwaltschaft angeordnet werden muss. Und genau das ist da auch passiert. Doktorin W. sagte im Zeugenstand, sie habe bei der Totenbeschau keine Hinweise auf Fremdverschulden gefunden, aber andererseits war dann da doch eben dieser ungewöhnlich blaue Kopf bei sonst keinem Totenfleck.Daher habe sie eine Obduktion gewollt und sei dann eben auf massiven Widerstand anwesender Polizisten gestoßen. Sie hat unter anderem gesagt, als ich gesagt habe, ich weiß nicht, woran er gestorben ist, ich brauche eine Obduktion, haben die sich massiv gewehrt. Man habe ihr erst die Berechtigung und dann auch die Befähigung abgesprochen. Laut Aussage der Ärztin wollten die Beamten dann einen anderen Arzt dorthin holen, aber sie hat ihnen klargemacht, ich bin die, die man anruft, wenn in Rossatz oder Dürnstein jemand gestorben ist. Das Verhalten der Polizei sei einer Ärztin gegenüber völlig unüblich gewesen, hat sie gesagt, und auch das ist mir noch nie passiert. Sie sei sehr erbost gewesen und habe dann nur noch geschaut, dass sie da rasch wieder wegkomme.

Es gab dann ein klärendes Gespräch mit der Journalstaatsanwältin, die wurde auch schon befragt im Pilzprozess ein paar Tage davor. Auch sie hat recht Merkwürdiges berichtet, dass ihr Gegenüber, nämlich eine Polizistin, am Telefon gesagt habe, die Ärztin wolle die Obduktion sinngemäß nur weil Pilnacek prominent sei. Also so oder so. Nach einem klärenden Telefonat der Ärztin mit der Journalstaatsanwältin in Krems wurde diese Obduktion dann auch angeordnet.

„Ich wusste nicht, woran er gestorben ist.“ Diesen Satz hat Doktorin W. in ihrer Befragung an mehreren Stellen gesagt. Sie wollte allerdings auch nicht über Todesumstände oder Todesursachen weiter spekulieren. Sie sagt, das ist das, was sie damals so wahrgenommen hat.

Ich fasse das zusammen. Obwohl die Todesumstände Pilnaceks am Morgen des 20. Oktober 2023 für die Ärztin unklar waren und eine Obduktion gegen zumindest gefühlten Widerstand durchgesetzt wurde, fand keine kriminalpolizeiliche Leichenbeschau statt, obwohl das so im 128 der Strafprozessordnung vorgesehen ist. Jetzt kann man einwenden, was soll's, Die spätere Obduktion war ja sowieso wichtiger. Stimmt auch, Aber immerhin hätte man zum Beispiel Körper und Körperkerntemperatur möglicherweise gehabt und damit die Todeszeit eingrenzen können. Und ich traue mich auch zu sagen, dass es aus forensischer Sicht wichtig ist, wenn ein Arzt schon kurz nach dem Auffinden des Leichnams alles dokumentiert, was ihm oder ihr bei der ersten Untersuchung eben alles auffällt. Gut, ist nicht passiert, ist nicht das einzige Versäumnis in dieser Geschichte.

Kommen wir zur Obduktion. Über das Ergebnis habe ich in der Dunkelkammer bereits ausführlich berichtet. Es ist das Gutachten des Gerichtsmediziners Christian M., der Pilnaceks Leichnam sechs Tage nach dem Tod obduziert hat. Der Gerichtsmediziner stellte Tod durch Ertrinken fest, wobei er nach eigener Darstellung, ich habe es oft zitiert, keine eindeutigen Hinweise auf eine grobe Gewalteinwirkung durch Dritte gefunden hatte. Christian M. war am 23. Oktober als zweiter Zeuge des Tages geladen. Er war am 20. Oktober 2023 von der Staatsanwaltschaft Krems angefragt worden, war da aber im Ausland und konnte erst sechs Tage später. Und er sei dann gefragt worden, erzählte dem Zeugenstand, ob sich das Spurenbild in sechs Tagen am Leichnam verändern könnte, worauf er gesagt hat, bei ordnungsgemäßer bzw. üblicher Kühlung, nein, das sei dann auch so gewesen. Pilnacek sei ordnungsgemäß gekühlt in die Prosektur der Klinik Wien Favoriten überstellt worden, wo dann eben am 26. Oktober 2023 die Obduktion stattfand.

Fangen wir hier vielleicht mit dem auffallend tiefblauen Kopf Pilnacecks an, von dem ja Dagmar W. mehrfach erzählt hat. Also Dr. M. Gab an, die meisten Toten hätten einen leicht bläulichen Kopf. Pilnaceks Kopf sei nach seiner Erinnerung jedenfalls nicht auffallend blau gewesen. Auf die frühe Frage von Richter Daniel Potmesil, ob er Hinweise auf eine Tötung Pilnaceks durch fremde Hand gefunden habe, sagte Dr. M: „Nein“. Laut dem Arzt wies Pilnaceks Leichnam typische Ertrinkungsmerkmale auf, von denen er dann auch einige aufzählte. Die sind auch im Gutachten enthalten. 

Peter Pilz hat das Gutachten von Dr. M. dem deutschen Gerichtsmediziner Michael Zokos vorgelegt und der kam zu dem Schluss, dass in diesem Gutachten die typischen Ertrinkungsmerkmale entweder fehlen oder unspezifisch sind. Der TV-Sender ServusTV hat jüngst einen anderen deutschen Rechtsmediziner, Peter Gabriel, damit konfrontiert und der bestätigt wiederum das Gutachten von Christian M., wonach Pilnacek sehr wohl ertrunken sei. Dr. M. sagte im Zeugenstand dazu sinngemäß, dass man in seiner Welt ohnehin immer damit rechnen müsse, dass jemand einen Gutachter findet, der dann eben ein Gegengutachten erstellt. Er hat auch darauf angesprochen, relativ entspannt gewirkt.

Sei es drum, ich möchte die Aufmerksamkeit auf einen Umstand lenken, den ich in der Dunkelkammer bisher mit keinem Wort thematisiert hatte, ist auch ein bisschen sensibel, ist aber jetzt im Medienverfahren zum Pilnacek-Buch bereits mehrfach zur Sprache gekommen und so auch in der Zeugenbefragung von Dr. M. Laut seinem gerichtsmedizinischen Gutachten war Christian Pilnaceks Leichnam stark eingekotet. Auf beiden Gesäßhälften, in der Unterhose, der Hose, an den Innenseiten beider Oberschenkel und am rechten Unterschenkel wurden Spuren von Kot gefunden. Im gerichtsmedizinischen Gutachten ist wörtlich von ausgedehnten kotigen Antragungen die Rede. Dr. M. sagte darauf angesprochen im Zeugenstand, dass Einkoten sei ein unspezifischer Vorgang, der auch beim Ertrinken auftreten kann. Demgegenüber sagt Michael Zokus in seiner Stellungnahme, aus seiner Erfahrung ist es völlig unüblich, dass das beim Ertrinken passiert.

Die Frage, die ich mir da so stelle, ist vielmehr, wie diese ausgedehnten kotigen Antragungen überhaupt zustande kamen. Der Mann lag auf dem Rücken im Wasser und irgendwie hätte es der Kot eben geschafft, sich entlang beider Beine zu verteilen und an der nassen Haut kleben zu bleiben. Kann das im Gefolge der Bergung passiert sein oder schon zuvor an Land und wenn an Land, unter welchen Umständen? Ich setze die Fragen auf die eh schon lange Liste offener Fragen.

Sturzgeschehen. Der Begriff ist bei der Befragung von Dr. M. oft gefallen. Es ist nämlich Pilnaceks Körper war äußerlich weitgehend unversehrt. Eine Platzwunde am Kopf, Abschürfungen an beiden Beinen, von den Knien abwärts, kleinere Verletzungen an den Händen. Also viel mehr war da nicht zu sehen. Das hat auch die Ärztin Dagmar W. so in Erinnerung. Die Obduktion hat dann allerdings zahlreiche Verletzungen zutage gefördert, die aber allesamt unter der Haut waren, sogenannte Unterblutungen oder Einblutungen. Die waren am Oberkörper, vorne und hinten, an Armen, den Händen, Beinen. So gab es beispielsweise Einblutungen in die Rücken und in die Halsmuskulatur. Vor allem gab es da aber diese bereits vielfach diskutierte Verletzung am rechten hinteren Oberschenkel. Im gerichtsmedizinischen Gutachten wird sie als schwärzlich glasige, etwa 12 x 10 cm messende Einblutung in die Muskulatur bezeichnet, die bis an den Oberschenkelknochen heranreichte. Also es ging tief. Im Zeugenstand sagte Dr. M. Im Prinzip das aus, was er auch im Gutachten festgehalten Ein Teil der Verletzungen lasse sich mit dem Ertrinken erklären, der andere mit einem Sturzgeschehen, so auch die Verletzung am rechten Oberschenkel. Dass die Verletzungen mit Schlägen, Festhalten oder Niederdrücken zu tun gehabt haben könnten, das schloss er aus.

Hier vielleicht wieder eine Klammer. Michael Zokos bezeichnet die Verletzungen in seiner Stellungnahme als sehr relevant, hatte allerdings keine Fotos des Leichnams zur Verfügung. Demgegenüber Peter Gabriel, der hatte Fotos zur Verfügung und der spricht von Bagatellverletzungen. Klammer zu.

Der Gerichtsmediziner Christian M. Räumte jedenfalls ein, dass alle diese Verletzungen, die er da erhoben hat, nicht bei einem einzelnen, quasi einfachen Sturz entstanden sein konnten. Es gab demnach entweder mehrere Stürze hintereinander oder, wie es dann vor Gericht hieß, ein komplexes Sturzgeschehen. Also so wie ich das verstanden hab, wären das quasi mehrere Stürze in einem. Tatsache ist, dass es Pilnaczek gelungen wäre, mehrfach oder auch komplex zu stürzen, ohne dabei seine Haut nennenswert zu beschädigen. Wie gesagt, viele der dem Sturzgeschehen zugeordneten Verletzungen waren unter der Haut. Überhaupt bleibt bis heute unklar, wo Christian Pilnacek überall gestürzt wäre.
Es gibt keine dokumentierten Spuren eines Sturzgeschehens. Es ist noch nicht einmal restlos geklärt, wie Pilnacek vom Treppelweg in Rossatzbach zum Ufer des Seitenarms gelangt ist. Die Polizei nimmt an, dass sein Weg über ein Abflussrohr und eine steinerne Ufereinfassung geführt haben könnte, felsiges Terrain. Genaues weiß man dazu nicht. Die Polizei hat dort keine Spuren eines Sturzgeschehens finden können. Dr. M. wiederum sagte auch, er gehe davon aus, dass Pilnacek auch im schlammigen Bereich in Ufernähe gestürzt wäre. Das würde auch den Schlamm auf seiner Kleidung erklären. Aber dort wurden keine Sturzspuren gefunden. Dokumentiert sind lediglich Fußspuren.

Bei der Befragung kam die Sprache auch auf Pilnaceks Rückenlage. Er wurde ja bekanntlich am 20. Oktober um kurz vor 8 mit dem Gesicht nach oben im Wasser treibend von einem Baggerfahrer der ViaDonau gesehen, der dann die Polizei verständigte. Und Pilnacek lag auch noch auf dem Rücken, als ihn Feuerwehrleute aus dem Wasser zogen. Nun haben im Laufe der Monate viele Hörerinnen und Hörer geschrieben, dass das total verdächtig sei. Weil frisch Ertrunkene doch nicht auf dem Rücken im Wasser treiben würden. Die gehen doch in Bauchlage unter. Tatsächlich scheint das auch so zu sein. Das hat auch Christian M. im Zeugenstand bestätigt. Frisch Ertrunkene treiben üblicherweise nicht mit dem Gesicht nach oben. Sie liegen auf dem Bauch und treiben auch nicht an der Oberfläche, es sei denn die Kleidung. Er geht davon aus, dass Pilnaceks Kleidung, also ganz konkret Lufteinschlüsse zwischen den einzelnen Schichten, dafür gesorgt haben, dass sich der Leichnam im Wasser umgedreht hat und dann auch oben blieb. Pilnacek trug Sneakers, Socken, Boxershorts, eine Hose, ein Hemd, einen Kaschmir Pulli und eine Barberjacke. Ich hoffe, ich habe jetzt nichts vergessen. Das sei der Vollständigkeit halber erwähnt.

In der Dunkelkammer oft zitiert, kam bei der Befragung von Dr. M. auch die Zusammenfassung seines Gutachtens zur Sprache. Da hatte er ja hineingeschrieben. Ich Eindeutige Hinweise auf eine grobe Gewalteinwirkung durch fremde Hand ergaben sich nicht. Das ist erkennbar relativierend. Und Richter Daniel Potmesil wollte wissen, warum er das so und nicht anders geschrieben hat. Die Antwort, die der Gerichtsminister darauf gegeben hat, die war für mich etwas rätselhaft. Es wurde dann auch nicht weiter vertieft im Verlauf des Verfahrens. Die Antwort war: Der Leichnam Pilnacek wies zwar Zeichen einer Gewalteinwirkung auf, aber die hätten sich eben mit dem Sturzgeschehen erklären lassen.

Die Formulierung, die er verwendet hat, sei in der Gerichtsmedizin jedenfalls durchaus gebräuchlich. Dass das Landeskriminalamt in seinem Abschlussbericht an die Staatsanwaltschaft Krems die Adjektive eindeutig und grob weggelassen hat, um quasi die Aussage zu verdeutlichen, das bezeichnete Dr. M. achselzuckend als verkürzte Wiedergabe.

Unfall oder Suizid? Wurde dann auch noch gefragt. Er selbst hatte dazu ja in seinem Gutachten keine Feststellung getroffen. Dr. M.s Antwort: Ich neige dem Suizid zu.

So, das war's für Heute. Die Episode 21 zum Fall Pilnacek ist nur eine Frage der Zeit. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss steht bevor. Für Fortsetzungen ist gesorgt. Vielen Dank fürs Zuhören.

Autor:in:

Michael Nikbakhsh

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